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Dynamische Theorie der Gase PDF

621 Pages·1926·26.434 MB·German
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J. H. Jeans Dynamische Theorie der Gase N am der 4. englischen Auflage übersetzt und mit einer Ergänzung versehen von Reinhold Fürth Mit 28 Abbildungen Druck und Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn Akt.-Ges. Rraunschweig 1926 ISBN 978-3-663-03147-5 ISBN 978-3-663-04336-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-04336-2 Alle Rechte vorbehalten Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1926 Vorwort des Herausgebers. Die Herausgabe des vorliegenden Buches in deutscher Sprache erschien mir deshalb wünschenswert, weil es derzeit in der deutschen Literatur kein umfassendes und modernes Buch über die kinetische Gastheorie gibt, das gleichzeitig als Lehrbuch für den Studierenden und als Nachschlagewerk für den Forscher auf diesem und verwandten Gebieten dienen kann. Dabei hat die Darstellungsweise von Jeans den Vorzug, gleichzeitig leicht faß lich und mathematisch exakt zu sein. Vor allem aber beschränkt sie sich nicht auf die klassische Darstellung des Gegenstandes, sondern benutzt, soweit es sich durchführen läßt, die modernsten Methoden, insbesondere die Quantentheorie, so daß man daraus auch über den gegenwärtigen Stand der Forschung orientiert wird. Wie es bei einem Buche dieser Art naturgemäß sein muß, werden mitunter Einzelfragen, die zwar besonders interessant und aktuell sind, aber in den allgemeinen Rahmen der Darstellung sich nicht gut einfügen lassen, entweder bloß gestreift oder auch gar nicht berücksichtigt. Soweit sich diesen Mängeln durch kurze Anmerkungen und Hinweise auf anderweitige Darstellungen, aus denen der Leser das Nötige entnehmen kann, abhelfen ließ, habe ich solche Ergänzungen am Schlusse dieses Buches der Dar stellung von Jeans hinzugefügt. Auch die Literaturangaben wurden, wo es notwendig schien, insbesondere in bezug auf die Arbeiten deutscher Forscher, ergänzt. Gewisse Gegenstände jedoch, die eine eingehendere Darlegung brauchen und, ob schon sie in letzter Zeit besonders erfolgreich bearbeitet wurden, eine gemeinsame zusammenhängende Darstellung noch nicht er fahren haben, sollen in nächster Zeit in eigenen Mono graphien behandelt werden, die zwar selbständigen Charakter tragen werden, aber in gewisser Beziehung als Ergänzungen zu dem vorliegenden Buche aufgefaßt werden können. Sie sollen unter anderem folgende Gegenstände behandeln: Die Methoden IV Vorwort des Herausgebers. zur Bestimmung der molekularen Dimensionen (Anzahl, Größe, Geschwindigkeit, elektrische und magnetische Momente und Struktur der Moleküle und Atome) und die Resultate dieser Methoden; Verhalten der Gase bei sehr großen und sehr kleinen Dichten, bei sehr hohen und sehr niedrigen Temperaturen, die elektrische Deutung der Molekularkräfte, kinetische Theorie der Flüssig keiten, der Lösungen und der Erscheinungen an den Grenzflächen verschiedener Phasen. Was die übersetzung betrifft, so habe ich getrachtet, mich so getreu als es ging an das Original zu halten, um die Sprech weise des Autors möglichst direkt auf den Leser wirken zu lassen. Wenn dabei vielleicht mitunter etwas fremdartig klingende Wen dungen nicht zu vermeiden waren, so wolle das der Leser im Hinblick auf das Obige entschuldigen. Prag, Mai 1926. R. Fürth. Ans dem Vorwort (les Verfassers znr zweiten englischen Auflage. In erster Linie war es mein Bestreben in der ersten Auflage dieses Buches die Theorie der Gase auf einer möglichst exakten mathematischen Grundlage zu entwickeln. Dieses Bestreben ist bei der Vorbereitung einer neuen Auflage nicht in VergeBsenheit geraten, eB wurde jedoch gleichzeitig der Versuch gemacht, einen möglichst großen Teil des Buches auch dem nicht mathematisch gebildeten Leser verständlich zu machen. Ich habe deshalb den teilweise bereits in der ersten Auflage verfolgten Weg eingeschlagen, das Buch zum großen Teil in mathematische und physikalische Kapitel einzuteilen. Der Leser, der namentlich an der physikali schen Seite des Gegenstandes interessiert ist, wird hoffentlich eine verständliche Darstellung des gegenwärtigen Standes desselben erhalten, wenn er die physikalischen Kapitell, 6, 7 und 11 bis 18 liest und die mehr mathematischen Kapitel bloß als Bezugs material betrachtet. Abgesehen davon ist meiner Meinung nach damit etwas gewonnen, daß die Grundlage durch eine eingehende mathematische Behandlung aufgeklärt wird, bevor man an eine physikalische Diskussion herangeht. Seit die erste Auflage dieses Buches erschienen ist, wurde die Stellung der kinetischen Theorie einigermaßen durch das Wachstum und die Entwicklnng der Quantentheorie revolutioniert, und es war keineswegs leicht, genau zu entscheiden, welche Be deutung der Quantentheorie in der Anordnung dieses Buches zu gesprochen werden sollte. Ich habe mich schließlich dazu ent schlossen, die Quantentheorie auf das letzte Kapitel zu beschränken; ich habe es zwar so eingerichtet, daß die aus der klassischen Behandlungsweise hervorgehenden Schwierigkeiten bereits in den früheren Kapiteln zutage treten, daß sie jedoch dort ungelöst bleiben. Das letzte Kapitel gibt bloß einen Hinweis darauf, wie diese Schwierigkeiten im Lichte der neuen Vorstellungen der VI Vorworte. Quantentheorie verschwinden: es wird jedoch nicht versucht, einen vollständigen oder auch nur ausgeglichenen überblick über die ganze Theorie zu geben. Beim gegenwärtigen Stande der Quanten theorie schien mir dies die beste Art des Vorgehens zu sein, ich nehme jedoch vorweg, daß die Quantentheorie, wenn das Buch so erfolgreich sein sollte, eine weitere Auflage zu erleben, wahr scheinlich dort eine weit hervorragendere Rolle spielen dürfte als in der vorliegenden Auflage. London, Januar 1916. J. H. Jeans. Vorwort des Verfassers zur dritten englischen Auflage. Man wird finden, daß diese Auflage von ihrer Vorgängerin hauptsächlich darin abweicht, daß der Quantentheorie eine her vorragendere Stellung eingeräumt wurde. Das Kapitel über Strahlung und Quantentheorie, das ursprünglich das Buch ab schloß, wurde erweitert und teilweise umgeschrieben. Dazu habe ich weiter ein gänzlich neues Kapitel über Quantendynamik hin zugefügt, das sich vornehmlich mit den neuesten Arbeiten von Ehrenfest, Sommerfeld, Epstein und anderen beschäftigt. Dieses Kapitel kann naturgemäß nur eine sehr kurze Einführung in die Geheimnisse der Quantendynamik bieten, ich hoffe jedoch, daß es darin von einigem Wert sein wird, das Interesse der englisch sprechenden Leser für einen Zweig der Wissenschaft zu erwecken, dessen Entwicklung bisher hauptsächlich anderen Nationen überlassen war. Dorking, Oktober 1920. J. H. Jeans. Vorwort desYerfassers zur vierten englischen Auflagt'. Bei der Vorbereitung für eine vierte Auflage habe ich bloß jene kleinen Veränderungen vorgenommen, die nötig waren, um das Buch auf den heutigen Stand der Wissenschaft zu bringen. Dorking, Juni 1925. J. H. Jeans. Inhaltsverzeichnis. Seite 1. Kapitel. Einleitung ............. . 1 Mathematische Theorie eines aases, das sich im stationären Zustand befindet. Das Gesetz der Geschwindigkeitsverteilung. 2. Kapitel. Die ~Iethode deI' Zusammenstöße . . . . . . . . . 19 3. Die Methode der statistischen Mechanik. . . . . . 50 4. Vergleich zwischen den Methoden der zwei vorangehenden " Kapitel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 5. Allgemeine statistische Mechanik und Thermodynamik. 85 " Physikalische Eigenschaften eines aases, das sich im stationären Zustand befindet. 6. Kapitel. Temperatur, Druck usw. . . . . . . . . . . . . . .. 143 7. " Massenbewegung, Thermodynamik, Kalorimetrie und Disso- ziation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 Mathematische Theorie eines aases, das sich nicht im stationären Zustand befindet. 8. Kapitel. Die Boltzmannsche Gleichung usw. 263 9. Die Maxwellsche Theorie 294 10. " Die freie Weglänge ....... . 317 Physikalische Erscheinungen in einem Oase, das sich nicht im stationären Zustand befindet. 11. Kapitel. Viskosität . . 340 12. Wärmeleitung . ......... . 368 13. Diffusion. . .. ......•... 389 14. Die Größe der Moleküle nach der kinetischen Theorie 414 15. Aerostatik und Planetenatmosphären . . 424 Strahlung und Quantentheorie. 16. Kapitel. Statistische Mechanik und Energieverteilung in kontinuier lichen Medien . . . . . . . 444 17. Strahlung und Quantentheorie. 467 " 18. Quantendynamik . . . . . . . 522 Anhang. A. Integrale, welche eine ~xponentialfunktion enthalten 566 B. Tabellen für numerische Rechnungen . . . . . . 568 Zusätze und Anmerkungen des Herausgebers. 569 Namenregister ..... . 605 Sachregister ..... . 608 Druckfehler und Verbesserungen 614 1. Kapitel. Einleitung. 1. Die kinetische Theorie der Materie fußt im wesentlichen auf zwei nahe verwandten Hypothesen: erstens auf der Hypothese von der Molekularstruktur der Materie und zweitens auf der Hypothese, daß die Wärme eine Äußerung der Molekular bewegung sei. Die erste dieser Hypothesen gehört in das Gebiet der Chemie; in der Tat bildet sie die Basis der modernen chemischen Wissenschaften. Es wird nicht allein angenommen, daß alle Materie aus einer großen Zahl von Molekülen zusammengesetzt sei, sondern auch, daß alle Moleküle derselben chemischen Substanz einander in bezug auf Größe, Masse usw. gen au gleich seien. Wäre dies nicht der Fall, so würde es möglich sein, die verschiedenartigen Moleküle durch chemische Fraktionierungs prozesse zu trennen. Daltons Versuche zeigen jedoch, daß die sukzessiv getrennten Fraktionen einer Substanz einander völlig gleich sind. Allerdings hat die neueste Forschung gewisse Zweifel darüber aufkommen lassen, ob die Moleküle einer Substanz untereinander wirklich genau gleich sind, wie man früher an genommen hatte, aber man muß doch zugeben, daß die Hypothese von der exakten Gleichheit der Moleküle heute im großen und ganzen unanfechtbar ist und eine angemessene nnd bequeme Arbeitshypothese für die Theorie der Materie bildet. Mit der zweiten Hypothese, nämlich der Identifizierung von Wärme und Molekularbewegung, beschäftigt sich speziell die kinetische Theorie der Materie. Diese Hypothose war lange Zeit hindurch als bloße Mutmaßung angesehen worden, die einer direkten Prüfung unzugänglich war, und deren Wahrscheinlichkeit nach der Zahl der Erscheinungen bemessen wurde, die man mit ihrer Hilfe erklären konnte. In den letzten Jahren jedoch hat das Studium der Brownschen Bewegung eine glänzende sichtbare Jean8, Theorien. 1 2 Einleitung. [1. Kap. Bestätigung der Richtigkeit dieser Mutmaßung gebracht: Die Wärmebewegung der Moleküle oder wenigstens von Partikeln, die genau die gleiche Rolle spielen wie die Moleküle, kann nunmehr von jedem wirklich gesehen werden, der mit einem Mikroskop umzugehen weiß. Die drei Zustände der Materie. 2. Eine der auffallendsten und allgemeinsten Eigenschaften der verschiedenen Arten von Materie ist es, daß sie in drei verschiedenen Zuständen - dem festen, flüssigen und gas förmigen - erscheint. Die drei Zustände sind, allgemein gesprochen, mit den verschiedenen Bereichen der Temperatur verknüpft; wird die Temperatur einer Substanz erhöht, so durch läuft sie der Reihe nach den festen, flüssigen und gasförmigen Zustand. Es liegt in der Natur der Sache, anzunehmen, daß die drei Zustände der Materie mit drei verschiedenen Typen oder Intensitäten der Molekularbewegung zusammenhängen und man kann unschwer sehen, wie sich die Notwendigkeit für diese drei verschiedenen Zustände ergibt. Wir wissen, daß zwei Körper nicht denselben Raum einnehmen können: Jeder Versuch, sie hierzu zu veranlassen, ruft ein System von Abstoßungskräften hervor, die bestrebt sind, die beiden Körper voneinander entfernt zu halten und dieses Kräftesystem kann nur als Inbegriff von Kräften aufgefaßt werden, die von den einzelnen Molekülen herrühren. Daraus folgt, daß die Moleküle aufeinander Kräfte ausüben und daß diese Kräfte im allgemeinen abstoßend wirken, wenn die Moleküle einander genügend nahe sind. Anderer seits zeigt die Erscheinung der Kohäsion, daß die Kräfte zwischen zwei Molekülen unter gewissen Umständen auch anziehend sein können. 3. Der feste Zustand. Die Tatsache, daß ein fester Körper, wenn er sich in seinem natürlichen Zustand befindet, sowohl einer Kompression als auch einer Dilatation einen W ider stand entgegensetzt, zeigt uns an, daß die Kräfte zwischen den Molekülen sich aus einer Abstoßung in kleiner Entfernung in eine Anziehung in großer Entfernung umwandeln. Diese Ver änderung aus einer Abstoßungs- in eine Anziehungskraft legt uns die. Annahme nahe, daß es eine Lage stabilen Gleichgewichts § 1-3) Die drei Zustände der Materie. 3 gibt, in der ein Paar einander benachbarter Moleküle in Ruhe verharren kann. Stellen wir uns eine große Zahl von nahe beieinander liegenden Molekülen vor, die sich in einer Gleich gewichtsanordnung in Ruhe befinden, so haben wir nach den Vorstellungen der kinetischen Theorie der Materie eine Materie im festen Zustand vor uns, und, da keine Bewegung vorhanden ist, müssen wir, um mit der Grul;ldhypothese der Theorie im Einklang zu bleiben, annehmen, daß diese Materie völlig frei von Wärme sei. Es besteht nun die Möglichkeit, daß die Moleküle, aus denen die Substanz aufgebaut ist, Schwingungen um ihre Gleichgewichts lage ausführen und wir sagen, daß der Körper Wärm e enthält, wenn diese Schwingungen wirklich stattfinden. Wird die Schwingung lebhafter, so sagen wir, daß die Temperatur des Körpers steigt. Wir können uns zum Beispiel vorstellen, daß die Schwingungs bewegung der Moleküle zum ersten Male durch Reibung der Oberfläche des Körpers gegen die Oberfläche eines ähnlichen Körpers hervorgerufen wird: wir haben dann einen Fall von Wärmeerzeugung durch Reibung vor uns. Der Vorgang der Reibung besteht darin, daß zunächst die Oberflächen der Körper so dicht aufeinandergelegt werden, daß die nahe der Ober fläche des einen Körpers befindlichen Moleküle eine merkliche Wirkung auf die in der Nähe der Oberfläche des anderen Körpers befindlichen Moleküle ausüben, und daß dann die beiden Ober flächen so übereinander bewegt werden, daß diese Oberfiächen moleküle eine Störung aus ihrer Gleichgewichtslage erfahren. Zunächst wird die Bewegung auf die Nachbarschaft derjenigen Teile eingeschränkt bleiben, die wirklich gerieben wurden, die Bewegung dieser Teile wird jedoch allmählich auch auf die angrenzenden Gebiete übergreifen, bis sich schließlich die Be wegung über die ganze Masse ausgebreitet haben wird. Als zweites Beispiel wollen wir uns vorstellen, daß zwei Massen, beide frei von inneren Bewegungen, aufeinanderstoßen. Der Stoß wird zunächst bewirken, daß Systeme von Wellen in den beiden Massen entstehen. Nach genügend langer Zeit wird der Wellencharakter der Bewegung sich jedoch verwischt haben. Deul;loch muß eine Bewegung von irgend einer Art bestehen bleiben, welche d'er Energie der ursprünglichen Bewegung ent~ 1*

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