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Dynamische Meteorologie: Eine spektrale Werkstatt PDF

333 Pages·2016·40.344 MB·German
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Frank Schmidt Dynamische Meteorologie Eine spektrale Werkstatt Dynamische Meteorologie Frank Schmidt Dynamische Meteorologie Eine spektrale Werkstatt Frank Schmidt München, Deutschland ISBN 978-3-662-50528-1 ISBN 978-3-662-50529-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-50529-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detail lierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer Spektrum © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk be- rechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informationen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Planung: Merlet Behncke-Braunbeck Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer Spektrum ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer-Verlag GmbH Berlin Heidelberg Vorwort Entstanden aus einem viersemestrigen Vorlesungszyklus des Autors über Theore- tische Meteorologie und einer Reihe von Vorträgen, konzentriert sich der Text auf die großräumige Dynamik der trockenen Atmosphäre und eine spektrale Handhabung der Feldstrukturen. Fast axiomatisch postuliert sind die dynamischen Grundlagen, aus denen unter genereller Verwendung der Höhe als vertikaler Koordinate eine Familie konsistenter Modelle verschiedener Größenordnungen (Skalen) der auftretenden Bewegungen hergeleitet wird. Mit einerseits dem Ausschluss von Strahlungsphysik, Wolkenpro- zessen und Feuchte und nur der Behandlung des dynamischen Kerngebietes ergibt sich der freie Raum zu einer spielerischen Verfolgung alternativer Wege, so dass gängige Modellvorstellungen in Frage gestellt und variiert und das Experimentieren und Entwickeln eigener Ideen angeregt werden. Andererseits sind die Untersuchungs- methoden spektral. Das meint das Studium der Eigenschwingungen von Atmosphäre bzw. Modellen, ihre Anregungen und Resonanzen, Instabilitäten und dynamischen Wechselwirkungen, abhängig von Schichtungen, Definitionsbereichen, Randstruk- turen, Skalenbereichen und Auflösungen, und das Arbeiten damit: wie in einer Werkstatt. Mit dem Ziel der Prognose rücken auch Zeitdiskretisierungen in den Fokus, eine optimale Analyse und (nichtlineare) dynamische Balancierungen. Ergeben sich durch den Export sphärischer Symmetrie auf den Torus Möglichkeiten größerer Effizienz? Generell darf bei Untersuchungen als Etappenschritt die Mathe- matik auch über die Physik hinausgehen, d. h. jenseits des physikalisch Gültigen agieren. Im Buch gliedern sich diese Inhalte in acht Kapitel. Nach Formulierung grundlegen- der Gleichungen in Form von Bilanzen für die Zustandseigenschaften der Atmo- sphäre (Kapitel 1), Transformation auf geeignete räumliche Koordinaten (Kapitel 3) und einem ersten Umschauen in der Werkstatt nach ihren Hilfsmitteln und Perspek- tiven (Kapitel 2) werden für verschiedene Größenordnungen der Bewegung Modell- rahmen definiert und zur Orientierung erste klassische Lösungen präsentiert (Kapitel 4). Kugelflächenfunktionen, Basis für die Eigenschwingungen über der Sphäre, werden elementar, didaktisch einleuchtend und geometrisch anschaulich, als Poly- nome der sphärischen Koordinaten identifiziert, deren Rekursionen die Operationen der Differentialgleichungen definieren (Kapitel 5). Das Nachdenken über Wellen mit neuen Fragestellungen und unerwarteten Aussagen wie für Leewellen und barokline Instabilität von Rossbywellen erscheint in Kapitel 6. Nach Beschäftigung mit prognoserelevanten Strukturen (Kapitel 7) wird abschließend eine datengestützte Übersicht zur Allgemeinen Atmosphärischen Zirkulation in den Rahmen der hier bisher entwickelten Dynamik eingefügt. Genaueres zu den Inhalten wird den V I Vorwort einzelnen Kapiteln kursiv vorangestellt. Eingrenzungen des Themenbereichs werden zumeist benannt und durch Ausblicke auf die Literatur entschärft. Als Lehr- und Übungsbuch wendet sich der Text an Bachelor der Mathematik oder Physik, die einen Steilkurs zur Dynamik der Atmosphäre suchen, und gleichermaßen an Forschende mit dem Wunsch transparenter Strukturierung ihrer Ergebnisse, ebenso wie an Dozenten. Zum Studium des Gesamtkörpers etablierter Sachverhalte wird unter anderen auf Fortak (1967), Pedlosky (1979), Pichler (1984), Etling (1996), Lange (2002) und schließlich Ehrendorfer (2012) verwiesen. Die Verwandtschaft des vorliegenden Textes zur Fortak'schen Diktion ist unverkennbar. Verschiedene Analysen messen sich an solchen Pedloskys. Bei Lange kann man Erwägungen zur Physik nachvollzie- hen, die hier zugunsten mathematischer Argumentation unterblieben. Während bis auf einen Anhang weniger Seiten bei Lange eine spektrale Darstellung der Dynamik in den deutschsprachigen Lehrbüchern vollständig fehlt, entwickeln wir komplementär gerade diese. Ehrendorfer präsentiert im kürzlich erschienenen Buch vollständig und in sich abgeschlossen erprobtes Wissen existierender spek- traler Modelle, von den spektral formulierten Grundgleichungen bis zur expliziten Erstellung und Kodierung eines globalen Modells. Wir entfalten darüber hinaus die mögliche Umgebung. Und während das in der spektralen Literatur eigentlich ausschließlich verwendete Galjorkin- (englisch transskribiert Galerkin-) Verfahren, falls unachtsam angewen- det, auch leicht über (z. B. sphärische) Unsymmetrien hinwegintegriert und bei komplexeren Operationen unanschaulich bleibt, definieren im vorliegenden Text Rekursionen der elementar als Polynome der sphärischen Koordinaten identifizierten Kugelflächenfunktionen die einzelnen Operationen der Differentialgleichungen besonders anschaulich. Sphärische Symmetrie wird nach Konstruktion (per defini- tionem) respektiert. Diese elementare von Robert (1966) angestoßene Betrachtungs- weise wurde seither kaum aufgegriffen. Kenntnisse der Infinitesimalrechnung, linearen Algebra mit Vektoranalysis und Matrizenkalkül, der Funktional- und komplexen Analysis werden vorausgesetzt -- Bedingungen, die Bachelor der Mathematik oder Physik und natürlich Forschende und Dozenten erfüllen. Aussagen zur Integration beziehen sich standardmäßig bzw. ohne Beschränkung der Allgemeinheit ("o. B. d. A.") auf das Lebesgue'sche Integral (z. B. Hirzebruch und Scharlau, 1971); benötigte Sätze der Mathematik sind anschau- lich genug, dass sie eingesetzt und nicht jeweils beispielweise hergeleitet werden müssen. Besondere Strukturen, Gleichungen oder Prozesse, die noch Gegenstand späterer Erörterungen sein werden, werden unter Identifikation von Kapitel n und Abschnitt 1 n .n als n .n .n durchnummeriert. Unter diesem Nummerntripel werden sie auch 1 2 1 2 3 aufgerufen, innerhalb des aktuellen Abschnitts n .n auch einfach n . Gleichun- 1 2 3 gen, als System n .n .n notiert, werden einzeln als n .n .n a , n .n .n b ,... oder 1 2 3 1 2 3 1 2 3 innerhalbH von ALbschnitt n1.n2 also einfach n3 a , n3 b ,... zitiert. Zur hin- reichenden Orientierung werden Kapitel und Abschnitt durch jeweilHigeL Kopfzeilen H L H L H L H L H L Vorwort V I I ausgewiesen. Der Hinweis n ,n ,n v+… steht für die Multiplikation der 1 2 3 angegebenen Gleichung mit dem Feld v usw. Einen geeigneten individuellen Pfad zu seinem Problem mag sich Student wie H L Forschender suchen und wird dabei auf weitere überraschende Antworten stoßen. Anregungen und Mittel dazu sind gegeben in dieser Anstiftung zur dynamischen Meteorologie. Danken möchte ich vor allem meiner Frau Ursula, die meine Eigenbrötelei liebevoll ertragen hat, meinen Söhnen für ihre positive Einstellung, meinen Kollegen Uwe Harlander, Hans Herzog und H. J. Lange für Diskussionen und kritische Anmerkun- gen zum Text, Christian Hackenberg, Heinz Lößlein, Roger K. Smith und Matthias Wiegner für Hilfe bei der Software und meinen Lektorinnen Merlet Behncke-Braun- beck und Stella Schmoll für ihre besondere konstruktive Begleitung, schließlich auch Frau Heike Pressler für ihr sorgfältig-unermüdliches Editieren. Inhaltsverzeichnis Vorwort V Inhaltsverzeichnis IX 1. Grundlegende Gleichungen und ihre Bilanzstruktur 1 1.1 Trockene und erste Hinweise zur feuchten Dynamik 1 1.2 Weiteres zur feuchten Dynamik 10 2. Übersicht über Größenordnungen, Wechselwirkungen und die Sondierung dynamischer Strukturen 13 2.1 Skalenübersicht 13 2.2 Zur Nichtlinearität 14 2.3 Skalenanalyse 19 3. Koordinaten 23 3.1 Erdbezogene Koordinaten 23 3.2 Ortsbezogene Koordinaten 28 3.3 Unterlagenabhängige Koordinaten 34 3.4 Allgemeine Anmerkung zu den Polarkoordinaten 43 4. Spezielle Modelle der Atmosphäre in mittleren Breiten 45 4.1 Größenordnungen 45 4.2 Statische Atmosphäre 46 4.3 Die dynamische Komponente der Atmosphäre 50 4.4 Das primitive Modell 56 4.5 Primitives Schichtenmodell 58 4.6 Geostrophische Dynamik 62 4.7 Quasigeostrophische Struktur 64 4.8 Quasigeostrophisches Schichtenmodell 69 4.9 Boussinesq-Gleichungen 76 4.10 Zur Turbulenz bei Parametrisierung der zweiten Momente und die Grenzschicht 78 4.11 Klassische Dynamik 82 4.12 Zu den Grenzen der Dynamik mittlerer Breiten 92 5. Globale Strukturen und spektrale Dynamik 97 5.1 Herleitung globaler Gleichungen 97 X Inhaltsverzeichnis 5.2 Die Operatoren ∆ , J und G 101 hor 5.3 Sphärisches Spektrum 104 5.4 Zur Struktur der Kugelflächenfunktionen 110 5.5 Torusdynamik und Einbettung der Sphäre in den Torus 112 6. Wellen und Instabilitäten 123 6.1 Störung des Grundzustands der Ruhe 124 6.2 Zur vertikalen Struktur 127 6.3 Schwingungen des Flachwassers nahe dem Ruhezustand 145 6.4 Numerische Präsentation der Störung nicht-statischer Grundzustände auf der Sphäre 159 6.5 Divergenzfreie Störungen auf der Sphäre und in mittleren Breiten mit Identifizierung barotroper Instabilität 182 6.6 Leewellen: Grenzen spektraler Behandlung? 189 6.7 Barokline Instabilität 211 6.8 Bemerkungen zu Schallwellen 222 6.9 Eigenschwingungen bei beliebig ortsabhängigem und dabei langsamem Grundzustand 225 7. Numerische Ansätze zur Lösung prognostischer Gleichungen 233 7.1 Diskretisierung der Zeit 234 7.2 Randbedingungen 256 7.3 Optimale Analyse 260 7.4 Konstruktive Auswahl von Eigenschwingungen, insbesondere Normalmodeninitialisierung 278 7.5 Formulierung effizienter Prognoseschemata 293 7.6 Amputierte Dimensionen 302 8. Zur allgemeinen atmosphärischen Zirkulation 307 8.1 Zonal gemittelte quasigeostrophische Gleichungen 307 8.2 Eine globale Energetik 311 8.3 Abschließende Bemerkungen 315 Literaturhinweise 317 Sachverzeichnis 323 1. Grundlegende Gleichungen und ihre Bilanzstruktur Die zeitliche Änderung am Eigenschaftsinhalt eines Volumens G ist gegeben durch die Netto-Summe aller Transporte nach G und die Eigenschaftsquellen innerhalb von G. In ihrer differentiellen Struktur sind lokale zeitliche Änderung, Transport- und Quellterm identifizierbar. Die den physikalischen Zustand definierenden hydro-thermodynamischen Gleichun- gen für ein ideales Gasgemisch sind diese lokalen Bilanzgleichungen für die Eigen- schaften Masse (als "Kontinuitätsgleichung"), spezifischer Impuls, Gesamtenergie, innere Energie (als Rest der gesamten minus der aus dem Impuls abgeleiteten mechanischen Energie) und spezifische Entropie sowie die Gibbs'sche Fundamental- form der Thermodynamik. Sie sind die Basis der hier präsentierten theoretischen Meteorologie. Spezifisch meint dabei jeweils massenspezifisch. Bilanzgleichungen ohne Quellen heißen auch "Erhaltungssätze". Es finden sich einige Hinweise zur feuchten Dynamik mit den entsprechend erweiter- ten und ergänzten Differentialgleichungen. 1.1 Trockene und erste Hinweise zur feuchten Dynamik Wetter ist eine kurzfristige Äußerung der Erdatmosphäre an einem bestimmten Ort. Diese Atmosphäre liegt als so dünne Luftschicht auf der Erdoberfläche, dass die höchsten Berge gerade mit einbezogen sind. Sie wird beschrieben durch eine Familie von Eigenschaften. Jede dieser Eigenschaften erscheint mathematisch als reellwer- tige Funktion der Atmosphäre, geschrieben f:S2× + 2(cid:124) , wobei S2 für die 2-Sphäre steht und + 2 für Höhe Z≥0 und Zeit t≥0. Indem wir die Erde mit ihrer Atmosphäre im Raum eingebettet denken und die H L Eigenschaft f fortgesetzt, können wir auch einfach schreiben f : 4 (cid:124)  H L (1.1.1) (t, x, y, z) # f (t, x, y, z) unter Bezeichnung kartesischer Koordinaten eines Inertialsystems. Generell ist zu unterscheiden zwischen der kartesischen Koordinate z und der lokalen Höhe Z. Für mengenartige (oder "extensive") Eigenschaften wie Masse oder Impuls oder Energie usw. ist es sinnvoll zu fragen, wie viel davon in einem 'Volumen' (d. h. einer offenen Untermenge des Raumes) G⊂3 enthalten sei. Mathematisch gesehen, Integrierbarkeit (z. B. im Lebesgue'schen Sinne) vorausgesetzt, ist es die Frage nach dem Integral © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2016 F. Schmidt, Dynamische Meteorologie, DOI 10.1007/978-3-662-50529-8_1

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