Christine Ebling Dynamische Aspekte im Kaufverhalten GABLER EDITION WISSENSCHAFT Christine Ebling Dynamische Aspekte im Kaufverhalten Die Determinanten von Kaufzeitpunkt, Marken- und Mengenwahl Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Daniel Klapper GABLER EDITION WISSENSCHAFT Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Dissertation Universität Frankfurt am Main, 2007 1. Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © Gabler | GWVFachverlage GmbH, Wiesbaden 2008 Lektorat: Frauke Schindler /Stefanie Loyal Gabler ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbe- sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. indiesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: Regine Zimmer, Dipl.-Designerin, Frankfurt/Main Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-8349-1357-9 Geleitwort AnalysenzurWirkungvonMarketingmaßnahmenaufdasKaufverhaltenvonKonsumen- tenaufKonsumgütermärktengreifenhäufigaufDatenauseinemKonsumentenpanel zu- rück.ImFokusdieserAnalysenstehendabeiKonsumentenentscheidungenhinsichtlichder Wahl der Einkaufsstätte bzw. der Wahl des Einkaufszeitpunktes, der Wahl, in welchen Produktkategorien eingekauft wird, welche Marken in einer Produktkategorie gewählt werdenundwievieleEinheiten davonzuerwerbensind.KonsumententreffendieseEnt- scheidungenwahrscheinlichnichtunabhängigvoneinander.Esistdenkbar,dassdieWahl einerEinkaufsstätteauchvonderVerfügbarkeitspezifischerMarkenundderbeabsichtig- tenKaufmengebeeinflusst ist.Darüberhinaussind auchDynamiken indiesen einzelnen Kaufentscheidungenzuvermuten.DievergangeneKaufmengebestimmtdasAusmaßder aktuellen Nachfrage und die Vorräte, über die ein Konsument in einer Produktkatego- rie verfügt, beeinflussen wahrscheinlich auch seine Reaktion auf Promotionmaßnahmen indiesenProduktkategorien. Denkbaristweiter,dassderprivateKonsumvonderHöhe der Vorräte abhängt. Kauft ein Konsument regelmäßig in einem Geschäft ein, sammelt erErfahrungenüber denEinsatz von Preisaktionen indiesem Geschäft. DerKonsument wird dann Erwartungen über zukünftige Angebote bilden, die sicher auch sein aktuelles Kaufverhaltenbeeinflussen. DieAnalysederverschiedenenKaufentscheidungsprozessezurumfassendenErklärungdes Kaufverhaltens von Konsumenten auf Konsumgütermärkten, bei gleichzeitiger Berück- sichtigung von Dynamiken, ist eine überaus komplizierte Aufgabe. Dieser Aufgabe stellt sich die Arbeit von Frau Ebling und sie löst die Aufgabe eindrucksvoll. Sie greift dabei zweiModellansätze auf.DieseparateModellierung gehtvoneinerSequenz vonKaufent- scheidungen aus, während die simultane Modellierung eine gemeinsame Nutzenfunktion für alle untersuchten Entscheidungen postuliert. Beide Modellansätze werden nicht nur theoretisch diskutiert, sondern sie werden auch empirisch getestet. Dazu implementiert FrauEblingdiese Modelle unterderzusätzlichen Berücksichtigung von Konsumentenhe- terogenitätunterVerwendunghierarchischerBayes-ModelleinGauss.Ergänztwerdendie Modelle um dynamische Aspekte des Kaufverhaltens, wie z.B. Erwartungen über Preis- aktionenodereinen flexiblen Konsum. Dadurch kannsie strukturelle StateDependence, DynamikenimKonsumentenverhalten aufGrundvonVorrätensowiedieWirkungenvon zeitvariierende Preissensitivitäten aufdasKaufverhalten analysieren und deren Wirkun- genaufdieMarken-undMengenwahlausrechnen.SolassensichdieunterschiedlichenWir- kungenvonPreisaktionenaufunterschiedliche Kaufentscheidungsprozesse quantifizieren. VI Geleitwort Die Ergebnisse können dann zur Steuerung von Preisaktionen im Handel herangezogen werden. Die Arbeit orientiert sich sowohl inhaltlich als auch methodisch an der Spitze der inter- nationalen Marketingforschung. Sie leistet damit einen wertvollen Beitrag für die Mar- ketingwissenschaft und wird sicher zukünftige Arbeiten zur quantitativen Analyse des Kaufverhaltenspositivbeeinflussen. Prof.Dr.DanielKlapper Vorwort DievorliegendeDissertationsschriftwurdeimApril2007vonderWirtschaftswissenschaft- lichen FakultätderJohannWolfgangGoethe-UniversitätFrankfurtamMainanerkannt. DieIdee zu dieser Arbeit entstand in zahlreichen Gesprächen, welche ich in den vergan- genen Jahren mit meinem wissenschaftlichen Lehrer und Doktorvater Herrn Prof. Dr. Daniel Klapper zunächst an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und dann an derJohannWolfgangGoethe-Universitätführte.FürseineständigeBereitschaftzurkon- struktiven und kritischen Diskussion, sowie für seine konzeptionellen und methodischen AnregungenmöchteichmichandieserStelleaufrichtigbedanken. DarüberhinausgiltmeinbesondererDankFrauBirgitScherüblundHerrnHolgerDietrich vonderGfKNürnberg,diemirmitaußerordentlicherHilfsbereitschaftbeiderÜberlassung derfürdieempirischen AnalysennotwendigenScannerdatenbegegnetsind. MeinenehemaligenKollegenMarisaSchlichthorst,TobiasMariaGünterundJargTemme des Lehrstuhls für Absatzwirtschaft der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, sowie meinem Kollegen Arne Schröder danke ich für die anregenden Gespräche und das stets sehr kollegiale Verhältnis. Mein Dank gilt auch dem gesamten Schwerpunkt Marketing derJohannWolfgangGoethe-Universität,welchersowohldasEinlebenimSüdenalsauch einenzügigenAbschlussmeinesPromotionsverfahrenssehrförderte.Insbesonderemöchte ichmichandieserStellebeiHerrnProf.Dr.MartinNatterbedanken,welchernebenHerrn Prof.Dr.DanielKlappermeineDissertationsschrift begutachtete. SchließlichgiltmeinherzlicherDankmeinenElternIngeundGünterEbling,welchemich stets unterstützt und gefördert haben, sowie Janine Czyszczon und meiner Schwester AnnetteEblingfürihreBegleitungdurchalleHöhenundTiefenderDissertation. ChristineEbling Inhaltsverzeichnis Geleitwort V Vorwort VII 1 Einleitung 1 1.1 AusgangssituationundProblemstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 ZielsetzungundAufbauderArbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 2 Dynamische Aspekte im Kaufverhalten 11 2.1 DerEinflussfrühererKaufgelegenheiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.1.1 Allgemeine Befunde. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 2.1.2 Auswirkungen vonPreispromotions . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 2.2 DerEinflussvonReferenzpunkten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.2.1 Theoretische Basis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.2.2 Empirische Befunde. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21 2.2.3 DerEinflussvonPreispromotionsaufdenReferenzpreis . . . . . . . 23 2.3 DerEinflussvonPreispromotionsaufLagerhaltungundKonsum . . . . . . 24 2.4 Vorausschauende Konsumenten: KonzeptundUmsetzung . . . . . . . . . . 26 2.4.1 PolicySimulationzurEvaluationvonMarketing-Strategien . . . . . 27 2.4.2 Dynamische Modelle zur Berücksichtigung vorausschauender Kon- sumenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.4.3 Alternative Modelle zur Berücksichtigung vorausschauender Kon- sumenten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.4.3.1 Berücksichtigung eineszukünftigerKategoriewerts . . . . 33 2.4.3.2 ZeitvariierendeParameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.4.4 EndogenitätdesMarketing-Mix . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 2.5 Zusammenfassende Darstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3 Die Modellierung von Kaufzeitpunkt, Marken- und Mengenwahl 39 3.1 GrundlagenderModellierungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.2 SeparateModellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.2.1 DetaillierteDarstellungdesGrundmodells . . . . . . . . . . . . . . 41 3.2.1.1 DasMultinomialeLogitmodellzurModellierungderMar- kenwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.2.1.2 DieModellierungdesKaufzeitpunktsmittelsderErlang2- Verteilung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 X Inhaltsverzeichnis 3.2.1.3 DasKumulativeLogitmodellzurErklärungderMengenwahl 46 3.2.2 Weiterentwicklungen imRahmenderseparatenModellierung . . . . 47 3.2.2.1 ModellierungvonKaufzeitpunktundMarkenwahlmittels desNested-Logitmodells . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.2.2.2 DastrunkiertePoisson-ModellzurBeschreibungderMen- genwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.3 GemeinsameModellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.3.1 Die statische Modellierung von Kaufzeitpunkt, Marken- und Men- genwahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.3.1.1 DasModellvonChintagunta . . . . . . . . . . . . . . . . 52 3.3.1.2 DasModellvonArora,Allenby undGinter. . . . . . . . . 55 3.3.2 Dynamische Weiterentwicklung derinterdependenten Modellierung 57 3.3.2.1 Stochastische Entscheidungsprozesse . . . . . . . . . . . . 58 3.3.2.2 Dynamisches Basismodell zur Erklärung von Kaufzeit- punkt,Marken-undMengenwahl . . . . . . . . . . . . . . 61 3.4 Zusammenfassende Darstellungderexistierenden Literatur . . . . . . . . . 63 3.4.1 ModelleimRahmenderstatischen Nutzenmaximierung . . . . . . . 64 3.4.2 ModelleimRahmenderdynamischen Nutzenmaximierung . . . . . 65 4 Gewählte Modellspezifikationen und Schätzmethode 69 4.1 ModellezurErklärungvonKaufzeitpunkt,Marken-undMengenwahl . . . 70 4.1.1 SeparateModellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 4.1.1.1 KaufzeitpunktundMarkenwahl . . . . . . . . . . . . . . . 70 4.1.1.2 Mengenwahl. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 4.1.2 Interdependente Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72 4.2 DieAufnahmevonDynamiken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73 4.2.1 GrundmodellemitLagerbestand. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 4.2.2 Strukturelle StateDependence . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 4.2.3 FlexiblerKonsum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.2.4 ZeitvariierendeSensitivitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 4.2.5 Zusammenfassende Darstellungderempirischen Modelle . . . . . . 78 4.3 DieSchätzmethode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.3.1 Diebayes’sche Schätztheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4.3.2 ZiehenausVerteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 4.3.2.1 DerGibbs-Sampler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 4.3.2.2 DerMetropolis-Hastings-Algorithmus. . . . . . . . . . . . 83 4.3.3 Anwendung derbayes’schen Schätztheorie . . . . . . . . . . . . . . 84 4.3.3.1 Derhierarchische AufbauderModelle . . . . . . . . . . . 84 Inhaltsverzeichnis XI 4.3.3.2 Spezifikation der a-priori-Annahmen und Schätzung der Modelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 4.4 BewertungderModellgüte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88 4.4.1 Bayes’scher Modellvergleich mittelsLogMarginalDensity . . . . . . 88 4.4.2 Berechnung derModellgüteanhandvonAuswahlwahrscheinlickeiten 90 4.5 Auswertung derEffektevonPreispromotions . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 4.5.1 Mathematische Dekomposition. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 4.5.1.1 DekompositionmittelsElastizitätenberechnung . . . . . . 92 4.5.1.2 DerUnitSalesApproach. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 4.5.2 BewertungdurchSimulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96 5 Die Daten der empirischen Untersuchung 99 5.1 ProduktkategorieBrotaufstriche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.1.1 Datenselektionund-aufbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 5.1.1.1 Auswahl derHaushalte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100 5.1.1.2 AufbereitungderPreisinformationen . . . . . . . . . . . . 100 5.1.2 DeskriptivadesaufbereitetenDatensatzes . . . . . . . . . . . . . . 101 5.2 ProduktkategorieGetränke. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 5.2.1 Datenselektionund-aufbereitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 5.2.1.1 Auswahl derHaushalte. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 5.2.1.2 AufbereitungderPreisinformationen . . . . . . . . . . . . 105 5.2.2 DeskriptivadesaufbereitetenDatensatzes . . . . . . . . . . . . . . 105 5.3 AusdenDatenresultierende Implikationen fürdieModellierung . . . . . . 107 6 Die empirischen Befunde 111 6.1 DieSchätzergebnisse fürdieProduktkategorieBrotaufstriche . . . . . . . . 111 6.1.1 ModellgüteundParameterschätzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111 6.1.1.1 SeparateModellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 112 6.1.1.2 Gemeinsame Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116 6.1.1.3 VergleichderModellierungsphilosophien . . . . . . . . . . 120 6.1.2 Auswirkungen vonPreispromotions:SimulationvonMarktszenarien 121 6.1.2.1 EffekteeinereinmaligenPreisreduktion. . . . . . . . . . . 123 6.1.2.2 Auswirkungeneinereinmaligen,gleichzeitigenPreisreduk- tionderbeidenabverkaufsstärksten Marken . . . . . . . . 125 6.1.2.3 Auswirkungen vonTiefeundFrequenzvonPreis- promotions . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 6.2 DieSchätzergebnisse fürdieProduktkategorieGetränke. . . . . . . . . . . 128 6.2.1 ModellgüteundParameterschätzer . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 6.2.1.1 SeparateModellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 128 6.2.1.2 Gemeinsame Modellierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133