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Du musst kämpfen, Amigo PDF

99 Pages·2012·0.62 MB·German
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John Grey Du mußt kämpfen, Amigo Ronco Band Nr. 155/12 Version 1.0 Ronco erzählt seine eigene Geschichte Wer ist RONCO? Im Juni 1866 – ein Jahr nach dem Ende des Bürgerkrieges – brach am Rio Doro in Texas ein Indianeraufstand aus. Die US- Armee griff ein. Zusammen mit den Truppen kam ein junger Armeescout in das Kriegsgebiet: RONCO. Die Indianer kämpften erbittert. Die Lage der Farmer wurde so ernst, daß die Armee sich entschloß, alle Frauen und Kinder in das nahegelegene Fort Calhoun zu evakuieren. Ein Treck wurde zusammengestellt. Die Führung übernahm RONCO. Die Route des Trecks wurde geheimgehalten. Trotzdem rollte er in eine Falle der Indianer. Sie lauerten im Halcon Canyon, einer unübersichtlichen, engen Schlucht. Über zweihundert Frauen und Kinder verloren ihr Leben. RONCO entkam dem Massaker. Der Treck war verraten worden. Die Armeeführung beschuldigte den Zivilscout RONCO, der Verräter zu sein. Wider besseres Wissen. Denn inzwischen hatte sich herausgestellt, daß Offiziere der Armee die Schuldigen waren. Und gerissene, skrupellose Waffenhändler, die den Indianerkrieg anheizen wollten, um gute Geschäfte machen zu können. RONCO wurde dennoch vor Gericht gestellt. Das Militärgericht verurteilte ihn zum Tode. Aber es gelang RONCO, kurz vor der Hinrichtung aus Fort Calhoun zu entfliehen. Damit war er zum Outlaw geworden. RONCO machte sich auf, Beweise zu suchen, mit denen er die wahren Schuldigen überführen und sich selbst rehabilitieren konnte. Er war allein. Kaum jemand half ihm. Tausend Feinde setzten sich auf seine Fährte und jagten ihn. Sein Name wurde zur Legende. Seit mehr als zehn Jahren wird Ronco gejagt. Seit mehr als zehn Jahren ist er geächtet und muß um sein Recht kämpfen. Die Hauptpersonen des Romans Ronco – Erfährt, was es heißt, ein weißer Apache zu sein, denn für die einen ist er ein »dreckiger Gringo« und für die anderen ein »roter Bastard«. Pueblo Garcia – Hat sich der Revolution verschrieben und begreift zu spät, daß die Schurken in beiden Lagern sitzen. Mario – Verrät unter der Folter die Compadres und stirbt einen schrecklichen Tod. Franco Carlas – Soll der Retter in der Not sein und entpuppt sich als etwas ganz anderes. Raffael – Stirbt am Galgen, aber das ist eine Erlösung für ihn. Du mußt kämpfen, Amigo 19. Dezember 1878 Es ist wenige Tage vor Weihnachten, und das löst in mir ein Gefühl aus, das ich nicht richtig beschreiben kann, für mich aber Erinnerung an bessere Zeiten ist. Es ist auch ein Gefühl der Verlorenheit dabei, das gerade in diesen Tagen immer stärker in mir wird. Nichts ist in meinem Leben geordnet wie bei anderen Männern. Seit Jahren habe ich nicht mehr richtig Weihnachten gefeiert. Meistens habe ich in irgendeinem nassen, schmutzigen Versteck gelegen. Das ist bitter. Ich sitze in einer einsamen Berghütte. An den Fensterläden rüttelt der Sturm. Lobo schürt das Kaminfeuer, und es wird fast gemütlich in der Hütte des alten McKenna. Also habe ich allen Grund, zufrieden zu sein. Der Sturm verschafft mir eine Atempause. Wenn er vorbei ist, muß ich weiter. Bis es jedoch soweit ist, habe ich mir mein Tagebuch vorgenommen und mit meinem Bowiemesser den Bleistift angespitzt, der nicht mehr groß ist und sich schlecht halten läßt. Aber ich besitze im Moment keinen anderen, und er ist immer noch besser, als wenn ich den Bleikopf einer Patrone anspitzen und damit schreiben müßte. Ich schreibe weiter an der Geschichte meiner Vergangenheit, denn ich habe keine Zeit zu verschenken … 1. Das Krachen der Schüsse klang gedämpft durch den grauen Morgen. Ich hob schwerfällig den Kopf und wälzte mich auf die Seite, wobei die klamme Decke, in die ich mich gerollt hatte, von meinem nackten Oberkörper rutschte. Fröstelnd zog ich die Schultern hoch. Der Frühnebel hing wie feuchte Watte zwischen dem Unterholz. Ich hatte das Gefühl, keine zehn Minuten geschlafen zu haben, und wahrscheinlich war es auch so. Mit Blei in den Gliedern und Gelenken richtete ich mich auf. Noch immer donnerten irgendwo im Nebel die Schußdetonationen, belfernd und mit schwerem Klang die Revolver, hell und peitschend die Karabiner. Der Schußwechsel spielte sich meiner Ansicht nach viel zu sehr in meiner Nähe ab. Ich wußte nicht, was sich da abspielte, und wollte es auch nicht wissen. Ich hatte Ärger genug. Nachdem ich die Decke zusammengerollt hatte, ging ich zu dem Pferd, das mit hängendem Kopf am Rande der kleinen Lichtung stand, auf der ich die Nacht verbracht hatte. Es war ein gutes Pferd, von der gleichen Art, wie die Tiere, die meine Brüder, die Apachen ritten. Es war nicht sonderlich groß, wirkte aber außerordentlich muskulös, zäh und ausdauernd. Sein Fell war gescheckt, seine Mähne lang. Ich hatte es einem mexikanischen Sklavenaufseher abgenommen, der mich gejagt hatte. Für einige Tage war ich Sklave auf einer Hazienda gewesen, bis mir die Flucht gelungen war. Ich konnte mich nicht beklagen. Ich besaß alles, was ich brauchte: ein Pferd, Wasser, Waffen. Doch alles das hätte ich sofort wieder hergegeben, hätte ich gewußt, wo sich die Apachen aufhielten, zu denen ich gehörte. Ich hatte den Anschluß an meinen Stamm verloren und war nun auf der Suche nach meinen Brüdern. Ich strich dem Pferd durch die zottige Mähne, zurrte den Sattelgurt fest und schwang mich in den Sattel. Gerade in diesem Moment verstummte der Schußwechsel, und ich dachte bei mir, daß es vielleicht gar keinen Grund gab, jetzt aufzubrechen. Aber ich konnte es mir nicht leisten, Gefahren, auch wenn ich nicht mal genau wußte, um was es sich handelte, leicht zu nehmen. Ich zog den Sharps- Karabiner aus dem Sattelschuh und hielt ihn in der rechten Faust, während ich den Schecken antrieb und durch die Nebelschwaden in die Richtung ritt, in der ich den Waldrand vermutete. Ich ritt vielleicht eine Stunde. Langsam wich die Müdigkeit aus meinem Körper. Die feuchte Kälte des Morgens durchdrang meine Glieder. Ich fror und fühlte mich mies, und es schien, als würde sich der Nebel an diesem Morgen überhaupt nicht mehr auflösen. Irgendwann wurde es vor mir heller. Das Unterholz lichtete sich, und auch die Dunstschleier wichen nach und nach. Unter ihnen schimmerte ein bleigrauer Himmel hervor. Hufschlag klang plötzlich auf. Ich riß den Schecken zurück und beugte mich im Sattel vor, um ihm die Nüstern zuzuhalten. Schemen huschten vorbei. Ein Mann schrie. In rascher Folge peitschten Karabinerschüsse. Dann wurde es wieder still, der Hufschlag verhallte. Ich ritt aus dem Wald und lenkte den Schecken quer über eine Ebene auf ein paar Hügel zu. Als ich sie erreichte, sah ich neben einer Gruppe von Palo-Verde-Bäumen eine Leiche im Gras. Es war ein Mexikaner. In seinen weitaufgerissenen Augen spiegelte sich der Himmel. Seine Haut war wächsern bleich. Kinn und Hals waren mit Blut bedeckt, das aus seinem Mund geronnen war. Ich zählte drei Kugeleinschläge in seiner Brust. In der rechten Faust verkrallt hielt er einen altmodischen Paterson-Colt mit kurzem Lauf. Um ihn herum war der Boden von Pferdehufen zerstampft. Ich zog den Schecken herum und ritt westwärts, ohne mich weiter um den Toten zu kümmern. Keine zehn Minuten später begann es zu regnen. * Ich bereute längst, daß ich den Wald verlassen hatte. Der Regen klatschte mir mit Wucht ins Gesicht, daß meine Haut zu schmerzen begann und ich bald das Gefühl hatte, nur noch aus rohem Fleisch zu bestehen. Als ein paar Pecan-Büsche vor mir auftauchten, sprang ich aus dem Sattel, zerrte das Pferd hinter die Sträucher und hockte mich frierend zu Boden. Die Erde verwandelte sich mehr und mehr zu Morast, der Staub wurde zu zähem Schlamm. Überall bildeten sich riesige Pfützen. Ich hatte Hunger, fand in einer der Satteltaschen etwas getrocknetes Fleisch und schlang es in mich hinein. Nach ein paar Stunden ließ der Regen nach. Am Horizont hellte es sich etwas auf. Ich erhob mich und schwang mich wieder in den Sattel. Das durchweichte Leder quietschte vor Nässe. Ich trieb das Pferd an und ritt durch den Regen. Die Hufe meines Tieres sanken bei jedem Tritt tief im Morast ein, der sie jedesmal nur mit einem schmatzenden Laut freigab. Ich ritt langsam und versuchte, die dichten Regenschleier mit meinen Augen zu durchdringen, um zu erfahren, wohin ich eigentlich ritt. Irgendwann klarte es plötzlich auf, eine Wolkenwand öffnete sich, es hörte auf zu regnen. Das ganze Land glänzte vor Nässe, in den Pfützen spiegelte sich die Sonne, die bereits hoch am Himmel stand. Rasch erwärmte sich die Luft. Wie durch Zauberei verschwanden die Spuren des großen Regens: die Pfützen verdunsteten, der Morast trocknete aus. Knackend platzten hier und da kleine Krater in der sich verhärtenden Lehmkruste auf. Regenwürmer wanden sich im Staub. Ich fror nicht mehr, und es ging mir gleich besser. Vor mir lag ein flaches Steppengebiet. Das Gras wuchs in Büscheln und hatte eine bräunliche Tönung. Es war hart und für Tiere ungenießbar. Hier und da ragten Kakteen in den Himmel, auf deren wuchtigen, stacheligen Ästen sich nach dem Regen bunte Blüten geöffnet hatten. Ich achtete scharf auf das Land ringsum. Es war menschenleer, und wenn es Spuren von menschlichem Leben gegeben hatte, so hatte der Regen sie verwischt. Ein milder Wind kam auf. Er strich von Süden heran und trocknete mein Haar und das Fell des Pferdes. Als die Sonne den Zenit überschritten hatte und die Hitze kaum noch zu ertragen war, tauchte eine Hügelkette vor mir auf. Schweiß rann mir in dichten Bahnen über das Gesicht, und ich beschloß, im Schatten der kahlen Erhebungen zu rasten, bis die größte Tageshitze vorüber war. Bevor ich die Hügel erreicht hatte, wehten mir wieder die Detonationen von Schüssen entgegen. Ich zügelte sofort den Schecken und richtete mich steil im Sattel auf. Kurzentschlossen trieb ich das Tier nach wenigen Sekunden, in denen ich angespannt nach vorn gelauscht hatte, an, und lenkte es auf die Hügel zu. Ich sprengte einen flachen Hang hinauf und verhielt auf dem Kamm. Vor mir erstreckte sich eine langgezogene Talsenke, die mit hohem Büffelgras bewachsen war. Hier und da gab es Sträucher und Bäume. Durch das Tal jagten fünf Reiter aus südlicher Richtung. Sie trugen grüne Uniformblusen und breitkrempige Sombreros. Hinter einem vulkanischen Felsbrocken, seitlich eines dichten Mesquitestrauches, entdeckte ich zwei Mexikaner. Sie hielten Gewehre in den Fäusten und schossen auf die angreifenden Rurales. Eines der Pferde brach plötzlich in vollem Galopp zusammen. Ich sah, wie es sich überschlug und den Reiter durch die Luft schleuderte. Er stürzte hart zu Boden, raffte sich betäubt wieder auf und lief noch ein paar Schritte. Dann traf auch ihn eine Kugel. Er wurde vom Aufprall des Geschosses herumgewirbelt, krachte zu Boden und blieb reglos im Gras liegen. Die vier anderen Reiter sprengten weiter und eröffneten nun ihrerseits das Feuer. Ein Kugelhagel ging auf die Deckung der beiden Mexikaner nieder, in deren Haut ich nicht hätte stecken wollen. Sie hatten keine Chance. Die Rurales waren in der Überzahl, und die beiden Männer konnten ihnen nicht entkommen. Abseits von ihrer Deckung sah ich nun auch ihre Pferde. Sie lagen tot im Gras. Ich zog mein Pferd herum, um den Hügelkamm zu verlassen und die Senke zu umreiten, als einer der beiden Mexikaner getroffen wurde. Eine Kugel riß ihn aus seiner Deckung hoch. Ich war keine fünfzig Yards von ihm entfernt und konnte sehen, wie das Blut aus seiner rechten Schulter spritzte. Er taumelte, versuchte, seinen Revolver zu ziehen und in die linke Hand zu nehmen. Da trafen ihn fast gleichzeitig drei oder vier Geschosse. Er fiel in sich zusammen wie ein leerer Sack. Ich beobachtete das alles, und in diesem Moment vergaß ich meinen Entschluß, weiterzureiten und mich um nichts zu kümmern. Dort unten im Tal kämpften jetzt vier Rurales gegen einen einzelnen Mann. Das Verhältnis gefiel mir ganz und gar nicht, und gegen die Rurales hatte ich, zurückblickend, auch eine ganze Menge einzuwenden. Ich trieb den Schecken an und nahm meinen Sharps-Karabiner hoch. Weit im Sattel nach vorn gebeugt, jagte ich in die Talsenke hinunter. Die Rurales bemerkten mich nicht, bis ich das Feuer eröffnete. Mit dem ersten Schuß holte ich einen der Reiter aus dem Sattel. Auf seiner grünen Uniformbluse breitete sich ein dunkler Fleck aus, dann kippte der Mann zur Seite. Sein rechter Fuß verkantete sich im Steigbügel, und er wurde mitgeschleift, als sein Pferd mit ihm davonsprengte. Mit dem zweiten Schuß tötete ich ein Pferd. Dann hatte ich keine Zeit mehr, nachzuladen. Ich packte den Karabiner am Lauf und schwang ihn wie eine Keule, während ich, den Kriegsschrei der Apachen ausstoßend, auf die Rurales zupreschte. Sie wurden völlig von mir überrascht, und allein diesem Umstand verdankte ich es vermutlich, daß ich noch am Leben war. Ich ließ ihnen keine Zeit, sich von dem Schreck zu erholen. Mit einem Kolbenschlag fegte ich einen zweiten Mann aus dem Sattel. Dabei entglitt mir das Gewehr. Ich stürzte fast selbst vom Pferd, rutschte auf die Seite, konnte mich gerade noch am Hals des Schecken festklammern und zog, als ich mich wieder aufrichtete, das lange Haumesser aus der Scheide, die am Sattel befestigt war. Als mich der Rurale, dessen Pferd ich erschossen hatte, ansprang, riß ich das Messer nach unten. Ich schlug ihm das linke Ohr ab, dann grub sich die Klinge dicht neben seinem Hals tief in die linke Schulter. Er stieß ein infernalisches Gebrüll aus, als er in die Knie sackte. Ich ritt weiter, mit dem blutigen Messer in der Faust, erreichte die Deckung des Mexikaners und warf mich hier aus dem Sattel. Nach Atem ringend blieb ich keine zehn Schritte von dem Mexikaner entfernt am Boden liegen. Der Mann hockte neben dem rötlich schimmernden vulkanischen Felsbrocken und lud seinen Revolver. Über seinem linken Knöchel war der Stiefel einen Fingerbreit aufgerissen. Blut sickerte aus der Wunde ins Gras. Alles in allem bot der Mann nicht gerade einen vertrauenerweckenden Anblick, und ich fragte mich, auf was ich mich da eingelassen hatte. Plötzlich bereute ich meinen Entschluß, eingegriffen zu haben, Ich hatte zwar bei den Apachen eine Menge gelernt und besaß Erfahrungen wie ein erwachsener Mann. Aber ich

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