Drogisten-Lexikon Ein Lehr- und Nachschlagebuch fur Drogisten und verwandte Berufe~ Chemotechniker Laboranten~ GroBhandel und Industrie Herausgegeben von Hans Irion Apotheker ehern. Direktor dec Staatl. anerk. Drogisten-Akademie Braunschweig offentlich bestellter und vereidigter Sachvcrstandiger in Berlin Zweiter Band Chemilmliell, Drogell, wichtige physikalische Begriffe in lexikalischer Ordnullg Mit 346 Abbildungen A-K 1955 Springer-Ve rl ag Berlin / Gottingen ! Heidelberg Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdriickliche Genehmigung des Verlages ist es auch nieht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem 'Yege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfaltigen. Copyright 1955 by Springer-Verlag ORG., Berlin/Gottingen/Reidelberg. Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1955 ISBN-13: 978-3-642-92641-9 e-ISBN-13: 978-3-642-92640-2 DOl: 10.1007/978-3-642-92640-2 Die Nennung von Waren erfolgt in diesem Werk, wie in allen allgemeinen Nachschlage werken, ohne EI'wiihnung etwa bestehender Patente, Gebrauchsmuster oder Warenzeichen, begrlindet also nicht die Annahme, eine 'Yare odeI' ein 'Yarenname sei frei. Inhaltsverzeichnis. Zweiter Band. Von Apotheker H. IRION, Berlin. Seile Erster TeiI: Stichworter A-K . 1-788 Zweiter Teil: Stichworter L -Z . 789 -1452 Nachtrag 1453 Literaturverzeichnis . 1460 Sachverzeichnis fiir B"nd I und II 1469 Inhalt des ersten Bandes. Die Drogerie-Medizinische Zubereitungen. Von Apotheker H. IRION Botanik. Von Dr. phil. EVA POTZTAL . . . . . . . . . . . 60 Chemic. Von Dr. phil. J. DAHMLos. . . . . . . . . . . . 175 Desinfektion und Desinfektionsmittel. Von Apotheker R. IRION 374 Drogenkunde-Pharmakognosie. Von Apotheker H. IRION 384 Farbwarenkunde. Von Dr.-Ing. O. HEFTER. . . . . . 426 Gesetzeskunde. Von Studienrat Dipl..Hdl. O. ENGWICHT 514 Gesundhcitslehre-Hygiene. Von Apotheker H. IRION. . 636 Giftlehre-Toxikologie. Von Apotheker H. IRION. . . . 688 Krankenpflege und Artikel zur Krankenpflege. Von Apotheker H. IRION 703 Medizinische Fachausdriicke. Von Apotheker H. IRION. 729 ~Iikroskopic. Von Dr. phil. EVA POTZTAL . . . . . . 743 Photographie. Von Redakteur H. REUTER . . . . . . 784 Schiidlinge und Schiidlingsbekiimpfungsmittel. Von Dr. phil. habil. W.MADEL und Dr. phil. G. GEISTHARDT. . . 829 Verbandstoffe. Von Apotheker H. IRION 1039 Tabellcn. Von Apotheker H. IRION 1050 Abbeizen. Unter Abbeizen versteht man das Erweichen bzw. Auflosen von alten Anstrichen w. Lackiiberziigen unter Verwendung fliissiger oder pastenartiger Abbeizmittel. es sind Atzmittel (Laugen), Wasserglas, Soda, Trinatriumphosphat usw. oder ganische Losungsmittel. Haufig bestehen die Abbeizmittel aus beiden (s. Bd. III). Abelmoschus. Abelmoschus mosch~tus Medicus. M alvq,ceae. In den meisten Tropengebieten kultiviert, in Afrika, besonders in Agypten, Ost lien, Westindien, auf Martinique. Moschuskorner. Semen Abelmoschi. Bisamkorner. AbelmoschuskOrner. AmbrettekOrner. Harte, nierenformige, 3 bis 3,5 mm lange und 2,5 bis 2,7 mm breite, graubraune grauschwarze Samen, die an der Oberflache hellere, erhabene, unterbrochene ngsstreifen zeigen. Geruch moschusartig, Geschmack gewiirzhaft. Inhaltsstoffe. Schleim, fettes und atherisches Ol. Verwendung. Anregungsmittel, in der Parfiimerie- und Likorherstellung. MoschuskornerOl. Qleum AbelmQschi sf.lminis. Durch Destillation der zerkleinerten Moschuskorner mit Wasserdampf ge nnene feste, fettartige Masse, D. (40°) 0,89l. Inhaltsstoffe. Palmitinsaure und ein Alkohol, Farnesol. Verwendung. In der Parfiimerie und Likorherstellung. Verf. Cedernol und Copaivabalsamol. Aberration. Mit Aberration (lat. aberratio, Abirrung) bezeichnet man die bei der Brechung n Licht durch Linsen entstehenden Abweichungen, bei denen sich die parallel r optischen Achse einfallenden Lichtstrahlen nicht aIle in einem Punkt vereinigen. Chromatische Aberration (g. chroma, die Farbe) beruht auf der Tatsache, daB r Brechungsindex von langwelligen (roten) Lichtstrahlen kleiner ist als der von rzwelligen (blauen). Dadurch besitzen auch Linsen die Fahigkeit, wei13es Licht ~ ein Prisma in Farben zu zerlegen. Die ch. A. ist ein Linsenfehler und bedingt f Bildern farbige Rander und Unscharfe. Dieser Nachteil wird in der Photographie rch Zusammenbauen von verschiedenen Glassorten, z. B. Kron- und Flintglas, Linsensystemen, Achromaten, beseitigt. Erion, Bd.II. Abietinsiiure -- 2- Acetaldehyd Spharische Aberration beruht auf der Tatsache, daB groBe Linsen nicht mehr aHe Strahlen in einem einzigen Punkt vereinigen. Der Brennpunkt der achsennahen Zentralstrahlen ist weiter von der Linse entfernt als der Brennpunkt der Rand strahlen. Dadurch werden die Bilder am Rande undeutlich. Dieser Linsenfehler kann entweder durch Abblenden der Randstrahlen oder durch Aplanate behoben werden. Diese besitzen statt einer groBen starkgewolbten mehrere weniger stark gewolbte Linsen. Abietinsaure. Abietinsaure, C2oHao02' ist die Carbonsaure eines Diterpens, welche den Haupt bestandteil des Kolophoniums bildet und aus diesem oder aus Tallol durch Destillation gewonnen wird. Gelbe Massen, Schmp. 163°, unlOsl. in Wasser, lOsl. in Alkohol und Ather. Athylabietinat ist eine wohlriechende, nicht fluchtige Flussigkeit, die als Weichmacher bei der Lackherstellung Verwendung findet. Abracol. Sammelname fur wachsartige in USA hergestellte Produkte. Abracol GMS. selbstemulgierendes Glycerinmonostearat, Abracol PGS. selbstemulgierendes Propylenglykolmonostearat, Abracol GSP. Glycerylester mit Sapaminzusatz (wie Tegacid). Die genannten Abracole sind gute (jlemulgatoren ((j/W), wahrend die Sorten VCH., VPX., VPY. und VPZ. W/(j-Emulsionen geben. Abracole finden fur kosmetische Zwecke und zur Salbenherstellung Verwendung. Absorption. Absorption (lat. absorbere, verschlucken) eines Stoffes in einem anderen ist der Zustand, wenn jener in homogener Verteilung in dessen Innerem aufgenommen wird. Unter Absorption einer Strahlung versteht man die Abnahme ihrer Intensitiit beim Durchgang durch einen Stoff infolge Energieabgabe an diesen. Bei der Absorption von Gasen erfolgt das Eindringen in eine Flussigkeit und die Auflosung von Gasen in dieser oder in einem festen Stoff. So wird z. B. Sauerstoff, Luft oder Kohlendioxyd von Wasser aufgelOst, absorbiert. Die Menge des absorbierten Gases hangt von der Natur des Gases und der Flussigkeit, vom Gasdruck und von der Temperatur abo Yom Wasser absorbierte Luft scheidet sich beim Erwarmen in Form kleiner Blas chen abo Absorptionsgrundlagen, Absorptionsbasen sind fertige oder halbfertige Salben grundlagen, bestehend aus Bienenwachs, Ceresin, Paraffin, Para~finol, Vaseline, Wachsen, Walrat usw., die Wollfett, Wollfettalkohole, Lecithin, Cholesterinester, Cetylalkohol und andere hochmolekulare Alkohole als Emulgatoren enthalten. Hell farbige, geruchlose Erzeugnisse mit hohem Wasseraufnahmevermogen (bis 200%), die stabile Emulsionen Typ W /(j ergeben. Absorptionsbasen sind z. B. -+ Almecerin, -+ Aquaphil, -+ Boerocerin, -+ Protegin usw. Verwendung. Oxycholesteringrundlagen zur Herstellung von Cremes. Ac~taldehyd. Acetaldehyd. Athylaldehyd. Athanal. Aldehyd. CHaCHO. Mol.-Gew. 44. Vorkommen. Ais Zwischenprodukt bei der alkoholischen Garung, gelegentlich im Harn. Wichtiges Zwischenprodukt der Essigsaurefabrikation. Acetanilid -3- Acetin Darstellung. Aus Acetylen und Wasser unter Verwendung von Quecksilber sulfat als Katalysator oder durch Oxydation von Athylalkohol mit Kaliumdiehromat und Schwefelsaure. Eigenschaften. Farblose, leicht bewegliche Fliissigkeit von eigenartigembe taubend-erstickendem Geruch, in Wasser leieht lOslieh. D. (13°) 0,7883; Sdp.21°. Acetaldehyd besitzt gro.l3e Neigung zur Polymerisation. Bei Zusatz von 1 Tr. konz. Schwefelsaure zu wasserfreiem A. entsteht die polymere Verbindung Paraldehyd. Die Schleimhaute der Augen und der Atemwege werden durch A. bis zur starken Entziindung gereizt. Langere Einatmung bewirkt Schadigung der Gefa.l3e. Aufbewahrung. Am besten in zugeschmolzenen Glasrohren, sonst in sehr dieht sehliel3enden Gefal3en (s. auch PVbF.). Verwendung. Zur Herstellung von synthetischer Essigsaure, Alkohol, Chloro form und Kunstharzen. 2. Acetanilid. Acetan!Jidnm, DAB. 6. Stoff B. ~ Pkenylacetanid. Antifebrin. CSH6·NH(CO.CHa). Mol.-Gew.135,08. Darstellung. Durch Erhitzen von Anilin und Essigsaure und folgende Destillation oder Umkristallisieren aus Wasser. + + CsH5NH2 CHaCOOH -)0 H20 CSH5NH· OCCHs Anllfn Essigsiure Wasser Acetanllid Eigenschaften. Weil3e, glanzende, gerucklo8e Kristallblattehen, Gesckmack scharf brennend, loslich in etwa 230 T. Wasser (20°), in 22 T. siedendem, in 4 T. Weingeist, 50 T. Ather, 8 T. Chloroform. Schmp. 113° bis 114°. Acetanilid fiihrt in Grammdosen zu tOdlicher Vergiftung. . Erkennung. Beim Erhitzen von A. mit Kalilauge entsteht der Geruch nach Anilin. Nach Zusatz einiger Tropfen Chloroform zu dieser Mischung entsteht bei erneutem Er hitzen der widerliche Geruch nach Isonitril. Verwendung. Als Fieber senkendes Mittel (E. bis 0,5 g). Acetessigester. Aether acetico-aceticns, Erg.-B. 6. Azetes8igester. CH3• co· CH2• coo· C2,Ho• Mol.-Gew.130,1. Farblose, leicht in Weingeist und Ather, wenig in Wasser lOsliche Fliissigkeit mit obstartigem Geruck. D. (20°) 1,022 bis 1,024. Sdp. 180° bis 182°. Prilfung. Eisenchloridlosung fii.rbt die wii.13rige A.-Losung violettrot. Wii.13rige oder weingeistige A.-Losung diirfen Lackmuspapier nur ganz schwach roten. Verwendung. In der organischen Synthese von Arzneimitteln (Antipyrin, Pyra midon u. a.), Farb-und RiechstofIen. Acetin. Acetylglycerin. Glycerinmonoacetat. CH 0H . CHOH . CH 0 . OC . CHao 2 2 Farblose, olige, hygroskopisehe Fliissigkeit in Wasser und Weingeist leicht lOslich. Verwendung. Als Losungsmittel fiir basische FarbstofIe, Tannin in StofIdrucke reien und Farbereien. Losungsmittel fiir FarbstofIe der Hektographentinten, in der Parfiimerie als Fixiermittel von RiechstofIen. 1* Acetoform -4- Aceton Acetoform. Acetoform (Kalle) ist eine feste Verbindung von Aluminiumacetocitrat mit Hexamethylentetramin, fester Ersatz fUr essigsaure Tonerde. Aceton. Acetonum, DAB. 6. Azeton. Dimethylketon. Ketopropan. Propanon. E88iggei8t. Spiritus pyroaceticus. CH3• co· CH3• Mol.-Gew. 58,05. Vorkommen. Aceton ist das einfachste und wichtigste Keton und findet sich in Spuren im normalen Harn und im Blut, vermehrt als pathologischer Bestandteil des Harns beiZuckerkrankheit. Es bildet sich reichlich bei der Zersetzungsdestillation von Holz und findet sich daher zusammen mit Methylalkohol im rohen Holzessig. Da seine Trennung aus ~ diesem durch fraktionierte Destillation schwierig ist, ist dieses Verfahren technisch unbedeutend. Darstellung. Aus Rohaceton, das bei der Zersetzungsdestillation von Calcium acetat, sog. Graukalk, erhalten wird: + (CHaCOO)aCa -')0 CHa·CO·CHa CaCOa Calciumacetat, Graukalk Aceton Calciumcarbonat Den Graukalk erhalt man aus der Essigsaure des rohen Holzessigs durch Neutrali sieren mit Kalk. Auch durch Dehydrierung von Isopropylalkohol mit Messing stiicken als Katalysator und durch bakterielle Zersetzung von Kohlenhydraten wird A. gewonnen. Eigensehaften. Technisches A., D. (20°) 0,800 bis 0,805, Sdp. 56° bis 75°, kommt in verschiedenen Reinheits- und Starkegraden in den Handel. A., DAB. 6, ist eine klare, farblose, angenehm aromatisch riechende, brennend schmeckende Fliissigkeit, die leicht beweglich und 8ehr feuergefiihrlich ist und mit leuchtender Flamme verbrennt. Mit Wasser, Alkohol, Ather, Chloroform, Fetten und atherischen Olen in jedem Verhaltnis mischbar. D. (20°) 0,790 bis 0,793; Sdp.55° bis 56°. A. lOst Harze, Fette, Kautschuk, Acetyl-und Nitrocellulose, Kumaronharze, Carnauba wachs, Montanwachs und Asphalt. A.-Dampfe wirken maBig reizend, die narkotische Wirkung ist ahnlich wie die des Athylalkohols. + Priifung des DAB. 6. Erkennung. 10 cern der wiWrigen A.-Losung (1 199) fiirben sieh nach Zusatz von 1 cern Natronlauge dureh 5 cern frische, ohne Erwarmen bereiteteNitro prussidnatriumlosung rot, naeh Zusatz von iibersehiissiger Essigsaure karminrot. Beirn Erwarmen der wlWrigen A.-Losung mit Kalilauge und Jod entsteht Jodoform. Priifung auf: H6here Homologe, Sauren: Die Misehung von 5 cern A. mit 5 eem Wasser muB klar sein mid darf Laekmuspapier nieht roten. Triibung der Losung zeigt hohere Homologe, Rotung des Lackmuspapiers Sauren an. Aldehyde: Die Misehung von 10 cern A. und 10 cern Wasser in einem Glasstopsel zyIinder darf naeh Zusatz von 2 cern ammoniakaliseher Silberlosung beim Stehen im Dun keln innerhalb einer halben Stunde hoehstens sehwach braunlieh gefarbt werden. Fremde organische Stoffe: Beim Versetzen von 10 cern A. mit 1 Tr. Kaliumpermanganat losung darf die Rotfarbung der Mischung innerhalb einer Viertelstunde nieht vollstandig versehwinden. Raseheres Versehwinden der Rotfarbung zeigt fremde organisehe Stoffe an. Methylalkohol: 1 cern A. wird in einem weiten Probierrohr mit 5 cern Wasser gemiseht, + 2,5 eem Kaliumpermanganatlosung (1 49) und 0,2 eem Sehwefelsaure zugesetzt und 3 Min. geschiittelt. Dann werden 0,5 cern gesattigte Oxalsaurelosung, 1 cern Sehwefelsaure und 5 cern Schiffs Reagens zugefiigt; innerhalb von 3 Stunden darf weder Blau- noeh Violettfarbung eintreten. Ester: 20 cern A., 30 cern Wasser, 10 cern n-Kalilallge werden vermiseht und im Riiek fluBkiihler 1 Stunde lang erhitzt. Naeh Zusatz von Phenolphthaleinlosung wird mit n-Salz saure bis zum Versehwinden der Rotfarbung titriert. Werden hierbei weniger als 10 cern n-Salzsaure verbraucht, ist die Anwesenheit von Estern erwiesen. Acetonresorcin -5- Acetylcellulose Nicht jluchtige Verunreinigungen: 10 ccm A. werden in einem gewogenen Schlilchen verdampft. Der Riickstand muB unter 1 mg bleiben. Aufbewahrong. Da durch Einwirkung von Tageslicht gelbe Verfarbung eintritt, vor Licht geschiitzt aufbewahren (s. auch PVbF.). Verwendung. Wichtiges Losungs-und Extraktionsmittel in der Lack-und Acetat seidenherstellung. Losungsmittel fiir Fette, Harze, Gerbsauren, zum Entfetten von Rohwolle. Von Acetylen lost es das 100fache Volumen (-+ Dissousgas); in der chemischen Technik zur Herstellung von Bromaceton, Chloroform, J odoform, Sulfonal u. a.; zur Herstellung von -+ Abbeizmitteln; zurn Denaturieren von Spiritus und zur Herstellung von Lederkitt; zum Kitten von Celluloidgegenstanden. Als Fettlosungsmittel bietet es infolge seiner Vermischbarkeit mit Wasser den Vo rtei!, die Fette ohne Destillation durch einfache Verdiinnung mit Wasser wieder abzuscheiden. Bei der Herstellung rauchlosen Pulvers als Quellmittel fiir Nitrocellulose; bei der Herstellung von Tinct. Cantharidum, DAB. 6, in Nagel lacken und Nagellackentfernern als Losungsmittel (neuerdings wird A. fiir den letzten Zweck abgelehnt); in der Mikroskopie zur Entwasserung mikroskopischer Praparate. Acetonresorcin. Kleine, in Wasser unlosliche, in Alkohol, Ather, Chloroform und Alkalien 10sI. Kristalle. Verwendung. Statt Resorcin als keratoplastisches Mittel in Haarwassern. Acetopbenon. Acetopben..-nmn. PhenyZmethyZlceton. AcetyZbenzoZ. Hyprwn. C6Ho· co· CHao Darstellung. Durch Erhitzen von Benzol mit Acetylchlorid und Aluminium chlorid, Destillieren und Rektifikation des Destillats. Vorkommen. Acetophenon ist ein Bestandtei! des Steinkohlenteers und fand friiher Verwendung als Schlafmittel. + + Eigenschaften. Farblose bis gelbliche Fliissigkeit, die schon bei 18° bis 19° kristallin zu Blattchen erstarrt und daher in der kalten Jahreszeit fest ist. Der Geruch ist stark aromatisch und erinnert in der Verdiinnung an Heu. Absolut seifenecht, auch fiir kaltgeriihrte Seifengeeignet, verfarbt weille Seifen nicht. D. 1,032; Schmp. 19,7° bis 20,5°; Sdp.202°. Unloslich in Wasser, leicht loslich in Alkohol, Ather und fetten Olen. Verwendung. In der Parfiimerie zur Herstellung von Kompositionen wie Flieder, Akazie, Mimose, Heu (5 bis 10%), zur Seifenparfiimierung, erfordert aber wegen seines starken Geruches vorsichtige Dosierung. Acetylanisol. WeiJ3e bis gelbliche Kristallbrocken. Schmp. 37°, mit kraftigem an WeiJ3dorn erinnernden und stark haftendem Geruch. Seifenbestandig. Acetylcellulose. OeZluZoseacetat. ZeZluZoseacetat. Darstellung. Durch Einwirkung von Eisessig oder Essigsaureanhydrid auf Cellulose, wenig Schwefelsaure als Katalysator. Unter Abspaltung von Wasser ent- Acetylen -6- Acetylen steht hierbei Cellulosetriacetat, das in Chloroform loslich ist und zur Isolierung von Kabeln Verwendung findet. Das friiher notwendige Umspinnen der Kabel wird hierdurch entbehrlich. Acetylen. . Acetyl~nmn .Azetylen. Atkin. C-H Acetylen ist das erste und wichtigste Glied der Acetylenreihe. Es III bildet sich bei Zersetzungsreaktionen organischer Substanzen, die durch G-H Ritze vor sich gehen, und ist deshalb auch in kleinen Mengen im Leuchtgas (0,06%) enthalten. Auch bei der unvollstandigen Verbrennung von Leuchtgas in einem zuriickgeschlagenen Bunsenbrenner entstehen betrachtliche Mengen des Gases: + + 4 CHi 3 O2 ~ 6 H20 2 C2H2 Methan Sauerstotr Wasser Acetylen Darstellung. Die technische Darstellung von A. erfolgt durch die schon von WOHLER entdeckte Zersetzung von Calciumcarbid mit Wasser, die stiirmisch vor sich geht: Calclumcarbld Wasser Calciumhydroxyd Acetylen Eigenschaften. A. ist etwas leichter als Luft. Das technische Gas ist durch Ammoniak, Schwefelwasserstoff, Phosphorwasserstoff und organische Schwefel und Phosphorverbindungen verunreinigt und riecht daher widerlich, wahrend reines A. ein farbloses, fast geruchloses, betaubendes Gas ist. A.-Luftgemische explodieren auJ3erordentlich heftig, und zwar noch bei sehr niederem A.-Gehalt. Die Explosionsgrenzen liegen mit Luft gemischt zwischen 2,8 und 65% und mit Sauerstoff gemischt zwischen 2,8 und 93%. Das Gas verbrennt an der Luft mit stark leuchtender, sehr heiI3er (1900°) ruJ3ender Flamme, wahrend das A. Sauerstoffgemisch Temperaturen bis 2700° erreicht. Bei starker Luftzufuhr in besonders konstruierten Brennern verbrennt es mit hen leuchtender, weiI3er Flamme, ohne zu ruJ3en, mit einer Leuchtkraft, die 6mal" groI3er als die des Gliihlichtes ist. Eingeatmet wirkt technisches A. betiiubend und giftig und kann durch den in ihm enthaltenen auI3erst giftigen Phosphorwasserstoff zu todlichen Vergiftungen fiihren. Chemisch ist das Gas als ungesattigte Ver bindung sehr reaktionsfahig, die "leicht Additions- und Polymerisationsreaktionen eingeht. Verwendung. Zu Beleuchtungszwecken (fiir den Betrieb von A.-Anlagen ist eine besondere Verordnung erlassen (s. Bd. I), zur Acetylengasentwicklung verwendete Apparate unterstehen der Polizeiaufsicht); in der chemischen Technik als Ausgangs stoff zahlreicher Erzeugnisse (s. dort) , so zur Herstellung von kiinstlichemKautschuk, Aceton, Essigsaure, Essigsaureanhydrid und deren zahlreichen Derivaten. Die Be deutung von A. als Ausgangsstoff fiir Verbindungen, die dann" zu Harzen kondensiert werden, ist standig im Wachsen. Zum autogenen SchweiI3en und Schneiden von Metallen. Dabei wird es mit Sauerstoff in einem besonderen Brenner verbrannt und kommt hierzu bei Anwesenheit von Kieselgur zur Verminderung der Explosions gefahr und unter Druck in Aceton gepreJ3t in Stahlfiaschen mit gelbem Anstrich unter der Bezeichnung Dissousgas in den Handel. 1 Liter Aceton von 15° nimmt bei 12 Atmospharen gegen 300 Liter A. auf. AcetylenrnJl wird durch unvollstandige Verbrennung des A. erhalten. Reines .A., das kaum giftig ist, findet unter der Bezeichnung Narcylen zur Narkose Ver wendung. Acetylenchloride -7- Acetylenchloride Acetylenchloride. Das ungesattigte Acetylen hat die Fahigkeit, Additionsreaktionen einzugehen. Dabei sind zur Absattigung der dreifachen KohlenstofIbindung 4: einwertige Atome oder Atomgruppen notig. Die Addition erfolgt in zwei Phasen. Wahrend die erste zu einem '!thylenderivat fiihrt, gibt die zweite ein gesattigtes Paraffinderivat. Bei der Anlagerung von Chlor entsteht zunachst Dichlorathylen: + CH=CH Cla ~ CHCl=CHCl Aoetylen Chior Diohiorithylen das durch weitere Chloraufnahme in Tetrachlorathan iibergeht: + CHCl=CHCl Cla ->- CHCla-CHCla Diohiorithylen Chlor Tetraohiorithan Siedepunhte der Acetylenchloride. Dichlorathylen. . Acetylentetrachlorid . Trichlorathylen . Pentachlorathan . . Tetrachlorathylen Hexachlorathan sublimiert bei Wie bei anderen Chlorkohlenwasserstoffen ist bei dauernder Verwendung der Acetylenchloride Vorsicht geboten. In Bezug auf gute Absaugung der Losungsmitteldampfe aus der Arbeitsluft sind deshalb die behOrdlichen Vor s<:hriften zu beachten. Insbesondere in geschlossenen Raumen ist ffir die Ver wendung besonderer technischer Schutzvorschriften Sorge zu tragen. Relative Giftigkeit der Ghlorkohlenwasserstoffe bei Einatmung, bezogen auf die relative Giftigkeit von Tetrachlorkohlenstoff = 11. Relative Glftlgkelt Relative Glftigkelt Chiorkohienwasserstotfe Chiorkohienwasserstotfe (gemittelte Werte) (gemlttelte Werte) Xthylchlorid 0,14 Trichlorathan . 1,7 Tetrachlorkohlen- stoff • 1,0 Chlorform 1,8 Xthylenchlorld' 0,5 Perchlorathan . 6,2 Perchlorathylen • 1,6 Tetrachlorathan . 7,0 Dichlorathylen 1,6 Pentachlorathan . 7,0 ~ 2. Tetraehlorathan. Stoff B. Acetosol. Tetrachlorather. Acetylentetrachlorid. CHC~-CHCl2' Mol.-Gew. 167,8. Darstellung. Durch direkte Vereinigung von Acetylen mit Chlor unter Ver wendung von Antimonpentachlorid als Katalysator. Eigensehaften. Farblose, stark lichtbrechende, im Geruch an Chloroform er innernde, nicht brennbare Fliissigkeit. Ausgezeichnetes Losungsmittel ffir Fette, Ole, Harze, Celluloseacetat. Trotz seiner Eignung zur Lackherstellung ist es als Lackverdunner wegen seiner besonderen Giftigkeit und Gefahrlichkeit verboten. Kennzahlen nach GNAMM: D. (15°) 1,602; Sdp. 147°; Verdunst.-Zahl 33. 1 Nach R. FREITAG: Z. f. arztI. Fortbildg. 1942, S. 187.