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Droge und Gesellschaft PDF

387 Pages·1975·14.108 MB·German
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Josef Schenk Droge und Gesellschaft Mit 4 Abbildungen und 13 Tabellen Springer-Verlag Berlin Heidelberg New York 1975 Oipl.-Psychologe JOSEF SCHENK Psychologisches Institut (II) der Universitat, 0-8700 Wiirzburg, LudwigstraBe 6 ISBN-13: 978-3-540-07480-9 e-ISBN-13: 978-3-642-66247-8 001: 10.1007/978-3-642-66247-8 Library of Congress Cataloging in Publication Data. Schenk, Josef. Droge und Gesellschaft. Bibliography: p. Includes index. 1. Drug abuse. 2. Youth and drugs. I. Title. HV5801.S327 362.2'93 75-29026. Das Werk ist urheberrechtlich geschutzt. Die dadurch begrundeten Rechte, insbesondere die der Obersetzung, des Nachdruckes, der Entnahme von Abbil dungen, der Funksendung, der Wiedergabe auf photomechanischem oder iihn lichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Bei Vervielfiiltigung fur gewerb liche Zwecke ist gemiiB § 54 UrhG eine Vergutung an den Verlag zu zahlen, deren H6he mit dem Verlag zu vereinbaren ist. © by Springer-Verlag Berlin· Heidelberg 1975 Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, daB solche Namen im Sinne der Warenzeichen-und Marken schutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten waren und daher von jedermann be nutzt werden durften. Herstellung: Bruhlsche Universitatsdruckerei, GieBen-Wieseck GELEITWORT "Die Droge selbst erzwingt nicht die Abhangigkeit", und: "Nicht die Droge, sondern der Drogenkonsum ist das Problem" - diese Thesen kennzeichnen den Ansatz von Schenk: Er will den Konsum und den MiBbrauch von sog. "Modedrogen" als ein primar sozial bedingtes und sozial relevantes Problem behandeln. Die Bedin gungen der Drogennahme sind in der Familie, in der Peer Group, in den Einstellungen von Staat und Gesell schaft, in den Reaktionen von Polizei und Justiz, zu suchen. Der Autor legt den Finger deutlich auf die unter schiedliche gesetzgeberische Bewertung und Behand lung des Konsums von Cannabispraparaten auf der einen, von Alkohol und Tabak auf der anderen Seite, ob gleich letztere ungleich haufiger genommen werden und nicht weniger schadlich sind. Durch den pointiert gesellschaftswissenschaftlichen und speziell sozialpsychologischen Aspekt der Problematik hebt sich Schenk vom traditionellen psychiatrischen und tiefenpsychologischen Aspekt ab, der die Bedingungen fur DrogenmiBbrauch vorwiegend in der Personlichkeit des "Suchtigen" sieht und damit den vielschichtigen Fragezusammenhang einseitig in den pathologischen Bereich verweist. Die Personlichkeitsstruktur als Quelle des Drogenabusus wird in der vorliegenden Arbeit ein gehend behandelt. Aufgrund fremder und eigener Unter suchungen scheint Drogenkonsum mit Neurotizismus zu korrelieren, aber auch, wie Schenk in einer fUr 1976 an geklindigten Arbeit berichten wird, mit sozialen Ein stellungen. Freilich: "Korrelationen konnen nicht zeigen, was zuerst da war, die Weltanschauung oder die neuro tische Storung. Die Einbeziehung auch sozialer Einstel lungen sollte jedoch dazu flihren, das Problem in seiner v Komplexitat zu sehen und es nicht vorschnell in den klini schen Sektor abzudrangen". Es liegt in der Konsequenz seines Zuganges, da~ Schenk auch den liblischen thera peutischen Ma~nahmen, insbesondere der Entzugsthera pie mit ihrer geringen Erfolgsquote, kritisch gegenliber steht. Weit wichtiger, weil am Herd des ganzen Kom plexes ansetzend, scheinen ihm Veranderungen gesell schaftlicher und erziehlicher Einstellungen, die Prophy laxe also. Au~er dem sozialpsychologischen Grundansatz, der in dieser Form bisher noch nicht durchgefUhrt worden ist, mochte ich die durchgehende Wissenschaftlichkeit der Schenk'schen Arbeit hervorheben; denn gerade auf die sem Sektor sind die einschlagigen Veroffentlichungen voll von ideologischen, politischen, weltanschaulichen Vorurteilen. Schenk zitiert dazu eine Reihe eindrucks voller Beispiele. Es ist an der Zeit, da~ sich die Wissen schaft mehr und intensiver als bisher der Drogenproble matik und ihrer Epidemiologie wid met, so da~ an Stelle von Meinungsau~erungen und Autoritatsbeweisen mehr und mehr methodengerecht erhobene Untersuchungs ergebnisse treten konnen. Schenk hat mit diesem Buch m. E. ein Musterbeispiel wissenschaftlicher Drogenfor schung geliefert. Er macht den Leser mit den in- und auslandischen Untersuchungen bekannt, liberprlift sie kritisch und erganzt sie durch zum Teil groBangelegte eigene Untersuchungen. Schenk hat sich als Drogenforscher bereits einen Namen gemacht. Seine Monographien und Zeitschriftenartikel lassen den erfahrenen Fachmann auf diesem Gebiet er kennen. Erwahnt seien seine Untersuchungen zur Epide miologie, die Methodenkontrollen, die Studien zur Per sonlichkeit des Haschischkonsumenten, die Massen medienanalysen, die Oberprlifung und Neukonstruktion von Personlichkeitsskalen. Diese Arbeiten beweisen ebenso wie die vorliegende Schrift Schenks reiches Fach wissen, theoretische Starke und strenges Methoden bewuBtsein. Dieses Buch ware nicht entstanden ohne den Auft rag und die gro~zligige Forderung des Bundesverteidigungs- VI ministeriums, vertreten durch Abteilung P II 4 (Leitung: Ministerialrat Rauch). Ihm sei an dieser Stelle ausdruck lich gedankt. Diese grundlegende Arbeit von Schenk, der bei diesem Forschungsauftrag als bewahrter Projekt leiter fungiert hat, mag zusammen mit den bereits vor gelegten Forschungsberichten die Unterstutzung der wissenschaftlichen Forschung durch die offentliche Hand voll rechtfertigen. Prof. Dr. L. J. PONGRATZ Institut fUr Psychologie, Lehrstuhl fUr Psychologie II, Universitat Wurzburg VII VORWORT Drogenkonsum ist zumindest in bestimmten Aspekten ein soziales Problem, aber er offenbart gleichzeitig ein Problem der Wissenschaft. Der notwendige interdiszipli nare Ansatz verkiimmerte vielfach zu einer Reflexion iiber pathologische Aspekte, deren sich Psychiatrie und teilweise die Psychologie annahmen, ohne daB ein sol cher Ansatz seine Relativierung in einem iibergreifenden Konzept des Drogenkonsums gefunden hatte. Dieses von einem verkiirzten Forschungsansatz her vorprogram mierte negative Ergebnis gilt es zu problematisieren nicht etwa, urn dadurch zu beweisen, daB Cannabis Konsum ungefahrlich sei, sondern urn auch im Bereich der Drogenforschung dem empirisch abgesicherten Argument den Vorrang vor der bloBen Spekulation oder moralischen Betrachtungen einzuraumen. Die Wissenschaft der westlichen Welt ist durch die epi demische Entwicklung des Modedrogenkonsums, insbe sondere von Cannabis und LSD, iiberrascht worden. Niemand wird ihr das veriibeln diirfen, insbesondere auch nicht der Medizin. Cannabis-Konsum war in der westlichen Welt selten und gehorte daher nicht zum Aus bildungsplan der Arzte. Ein Arzt war daher durch seine iibliche Ausbildung nicht Fachmann auf dem Gebiet der Modedrogen, und in gleicher Weise gilt dies fUr den Psychologen. Die Wissenschaft muBte daher zwangs laufig mit ihren Aussagen der sozialen Entwicklung hin terherlaufen. Angesichts der notwendigen sorgfaltigen Vorbereitungen wissenschaftlicher Forschung wird dies niemanden erstaunen. Urn so bedenklicher ist es, daB manche Wissenschaftler unter dem Druck der offentlichen Meinung sich zu vorschnellen Aussagen verleiten lieBen, die nicht haltbar sind. Es ist daher notwendig, eine kri- IX tische Bestandsaufnahme der vorliegenden Ergebnisse vorzunehmen. Eine solche Bestandsaufnahme soli so weit wie moglich das Politische an den notwendigen Entscheidungen deutlich machen und dadurch auch zu einer Neubesinnung der Drogenforschung beitragen. Es ist gleichzeitig ein Pladoyer fur eine Wissenschaft des Drogenkonsums, die nicht auf bestimmte Aspekte be schrankt bleibt und damit die Aspektivitat nicht mehr zu verdeutlichen vermag, sondern die Drogenkonsum so wohl in seinen negativen wie positiven Auswirkungen in gleicher Weise wissenschaftlich darzustellen weiB. Aus dieser Sicht stellt das Buch eine grundsatzliche Kritik der bisherigen Drogenforschung dar, ubergreift also das Thema der Modedrogen, exemplifiziert aber an diesen die Probleme einer moglichst vorurteilslosen Drogen forschung. Um keine MiBverstandnisse aufkommen zu lassen: Der Nachweis falscher Argumente ist noch nicht der Sieg fur die Gegenseite, sondern zeigt eben nur, daB es so nicht geht. Es erscheint mir eine der vornehmsten Pflichten der Wissenschaft, entgegen dem Drangen der Offentlichkeit die gegebenenfalls vorhandene eigene Unwissenheit einzugestehen, die nicht auf Unfahigkeit, sondern auf tieferer Einsicht beruht und damit erst die Voraussetzung fur besseres Wissen schafft. Aus dieser Sicht ergibt sich sowohl fUr die bereits in der Drogenforschung vornehm lich engagierten Disziplinen, insbesondere die Psychi atrie, die Aufforderung nach einer strengeren Ober prufung der Forschungsmethoden, wie auch an die anderen Disziplinen, inbesondere Psychologie und Sozi ologie, sich starker in diesem Bereich zu engagieren und damit zu einem interdisziplinaren Ansatz beizutragen. Ein solcher Ansatz kann sicherlich nicht von dem guten Willen einer Wissenschaft allein getragen werden und setzt die aktive Kooperationsbereitschaft aller Wissen schaftsdisziplinen voraus. Das vorliegende Buch ist Teil eines Forschungsprojektes und wird seine Erganzung durch ein weiteres Buch fin den, in dem die wesentlichen Personlichkeitsstudien zum Drogenkonsum dargestellt werden, wobei auch auf den x Zigarettenkonsum und den Alkoholkonsum differenziert eingegangen wird. Ais Autor erscheint es mir notwendig, darauf hinzuwei sen, daB dieses Buch nicht ohne die direkte oder indi rekte Unterstutzung anderer Personen moglich gewesen ware. Zu danken habe ich den Professoren Graumann (Heidelberg) und Pongratz (Wurzburg) fur ihre verstand nisvolle Unterstutzung, ohne die dieses Buch nicht unter diesen Umstanden und zu diesem Zeitpunkt erschienen ware; Ministerialrat Rauch (Bonn) fur seine sachkundige Forderung; fur die Unterstutzung bei der Erhebung und Auswertung der verwandten eigenen Untersuchungen Frau ORR Nonn, Herrn ORR Dr. Steege (Bonn) und Herrn Dipl.-Math. Rausche (Wurzburg) sowie Herrn cando psych. R. Pfister; fur das Schreiben der Arbeit Frl. Honecker und das Korrekturlesen Frl. Hampp und Frl. Kuhn; nicht zuletzt mochte ich auch Frau Horn fur ihren Einsatz fur das Drogenforschungsprojekt danken. Ihnen allen fUhle ich mich zu Dank verpflichtet. Die vorliegende Form der Drucklegung wurde z. T. aus okonomischen Grunden, z. T. aus Zeitersparnisgrunden gewahlt. Sie stellte an Autor und Sekretarin besondere Anforderungen. Es war unvermeidlich, daB sich einzelne Fehler einschlichen, die der Leser aus den oben erwahn ten Vorzugen entschuldigen mag. Wurzburg, August 1 975 JOSEF SCHENK XI INHALTSVERZEICHNIS A. Einleitung 1 Kapitel I. Die Analyse sozialer Probleme 1 1. Drogenkonsum als soziales Problem 1 2. Der Wissenschaftler im sozialen Bezug 3 3. Angestrebte Konsequenzen 10 4. Eigener Standort 14 B. Das AusmaB des Drogenkonsums bei Jugendlichen 17 Kapitel II. Polizeiliche Angaben zum Drogenkonsum in der Bundesrepublik Deutschland 17 1. Die beschlagnahmten Drogenmengen 17 2. Die Drogentater 19 3. Zur Verwendbarkeit der amtlichen Statistiken 21 Kapitel III. Befragungen zum Drogenkonsum in der Bundesrepublik Deutschland 24 1. Der Umfang des Konsums 28 2. Die verwendeten Drogen 32 3. Die Starke des Konsums 33 4. Die Drogenwelle 36 5. Kritik bisheriger Untersuchungen 43 Kapitel IV. Die Bedeutung der traditionellen Drogen Alkohol und Tabak 48 1. Der Umsatz von alkoholischen Getranken und Tabakerzeugnissen 49 2. Der Umfang des Konsums von Alkohol und Tabak bei jungen Menschen 51 XIII

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