ebook img

Dosimetrie der Strahlungen radioaktiver Stoffe PDF

308 Pages·1961·14.286 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Dosimetrie der Strahlungen radioaktiver Stoffe

Dosimetrie der Strahlungen radioaktiver Stoffe Von Dr. phil. Walter Minder ao. Professor fUr medizinisme Strahlenphysik an der Universitat und Leiter des Radium"Institutes in Bern Mit 137 T extabbildungen Wien Springer ... Verlag 1961 ISBN-13:978-3-7091-7907 -9 e-ISBN-13:978-3-7091-7906-2 DOl: 10.1007/978-3-7091-7906-2 AHe Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten Ohne ausdriickliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses Buch oder Teile daraus auf photomechanischem Wege (Photokopie, Mikrokopie) oder sonstwie zu vervielfaltigen © by Springer-Verlag in Vienna 1961 Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1961 Vorworl Strahlendosimetrie - als die Sum me aller Erkenntnisse und Methoden zum Ausdruck der einem System, insbesondere dem menschlichen Korper oder Teilen desselben "einverleibten" Energie ionisierender Strahlungen in MaB und Zahl - ist in den vergangenen J ahren eine theoretisch und experimentell sehr wohl fundierte Wissensdisziplin geworden. Ihre Be deutung als wichtigste Voraussetzung jeglicher Einsicht in irgendwelche Bestrahlurigsfolgen steht nirgends zur Diskussion; ihre auBere Stellung als "Randgebiet" harrt noch mancherorts der ihr gebiihrenden An erkennung. Strahlendosimetrie ist heute nicht mehr nur eine als mehr oder weniger wichtig angesehene "technische Hille" bei der Strahlen therapie, sondern weit iiber ihr Ursprungsgebiet hinaus Grundlage zahlreicher Aufgaben aus Physik, Chemie, Biologie und Technologie und schlieBlich Ausgangspunkt der heute so wichtig scheinenden Strahlen hygiene. Trotzdem ist ihr Ursprung, die Strahlentherapie, ihr innerlich dankbarster Gegenstand geblieben. Mit dem ungeheuren Aufschwung der Bedeutung der Atomtechnik und dem "Ausbruch" der Radioaktivitat iiber das ganze periodische System der Elemente wurden die Aufgaben der "Dosimetrie der Strah lungen radioaktiver Stoffe" nicht nur sehr stark verbreitert, sondern sie sind auch sehr erheblich komplexer und vertiefter geworden. Ent sprechend ist auch der erforderliche Aufwand an kon~reter Rechen oder MeBarbeit, oder beider, gewachsen. Es ist der Hauptzweck des vorliegenden Buches, diesen Aufwand im allgemeinen, besonders aber bei der Therapie mit radioaktiven Stoffen, moglichst erleichtern zu helfen. Als ich vor 20 Jahren die mir damals wichtig scheinenden Tatsachen und GesetzmaBigkeiten der "Radiumdosimetrie" erstmals in a bgeschlossener Form zusammenstellte, durfte ich die Genugtuung erleben, damit zahl reichen Fachgenossen, Arzten und Physikern eine Hilfe geleistet zu haben. Dieses Biichlein hat iiberall eine sehr bereitwillige Aufnahme gefunden und mir zahlreiche Freunde erworben. Es war trotz dem Krieg in kurzer Zeit vergriffen und wurde 1944 - allerdings ohne Wissen des Autors und des Verlegers - "in the Public Interest by Authority of the Alien Property Custodian" photomechanisch vervielfaltigt. Wenn man heute eine Zusammenstellung der "Dosimetrie der Strahlun gen radioaktiver Stoffe" zu schreiben versucht, so steht man nicht nur einer "stofflich" sehr stark erweiterten Aufgabe gegeniiber, sondern auch einem innern Zwiespalt. Die Verantwortung fiir das Ergebnis einer IV Vorwort, strahlentherapeutischen MaBnahme lastet auf den Schultern des Arztes. Er sollte also eine derartige Zusammenstellung lesen, verstehen und verwenden konnen. Strahlendosimetrie ist aber andererseits in konkreter Durchfiihrung und besonders in ihren Voraussetzungen mit vielen grund satzlichen und technischen physikalischen Schwierigkeiten verbunden und erfordert zusatzlich ein erhebliches mathematisches Konnen, so da13 auch fiir einen theoretisch und meBtechnisch gut geschulten Physiker zu ihrem vollen Verstandnis eine langere, intensive Einarbeit erforderlich ist. Ein Buch iiber Dosimetrie sollte abel' auch ihm eine Hilfe sein. Die vorliegende Arbeit stellt eine mil' "verniinftig" scheinende Synthese zwischen "Praxis und Theorie" dar. Es ist versucht worden, praktisch unmittelbar odeI' nach wenigen elementaren Umrechnungen brauchbare Zahlenwerte del' Bosis in Form von Tabellen, Kurven und Planen zu vermitteln, und gleichzeitig sollte fiir dieselben in einem etwas erweiterten Rahmen eine korrekte, abel' nicht allzu anspruchsvolle Begriindung angegeben werden. Der therapeutische Praktiker wird deshalb die meisten Zahlenwerte ohne erheblichen vorgangigen Arbeits aufwand verwenden konnen, dem Dosimetriefachmann andererseits solI Material fiir ein vertiefteres Studium allgemeiner und konkreter Aufgaben zur Verfiigung gestellt werden. Fiir den letzteren sind insbesondere auch die recht umfangreichen Literaturangaben gedacht, welche den einzelnen Abschnitten beigefiigt wurden und diesel ben damit auch au13erlich einigerma13en in sich abschlie13en. Del' Absicht einer gewissen Geschlossen heit del' einzelnen Abschnitte wegen konnten einige Wiederholungen nicht vermieden werden. Wiederum erfreute ich mich vielseitiger und freundlicher Hilfe. So wurde mir von den Verlagen Sauerlander, Aarau, und Huber, Bern, gestattet, Abbildungen und Textausschnitte aus in diesen Verlagen vor kurzem erschienenen BiicheI'll, an denen ich mitgearbeitet hatte (MOHLER: "Chemische Wirkungen ionisierender Strahlungen", Sauerlander; FIEBEL KORN und MINDER: "Therapie mit Rontgenstrahlen und radioaktiven Stoffen", Huber), zu iibernehmen. Gleiches gilt fiir die friiher im Springer Verlag, Wien, erschienenen Biicher LIECHTI-MINDER: "Rontgenphysik" (1955) und MINDER: "Radiumdosimetrie" (1941). SchlieBlich haben mir mehrere Stellen wertvolle Bildunterlagen zur Verfiigung gestellt. All den Helfern sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Mein besonderer Dank gebiihrt aber dem Springer-Verlag in Wien fiir sein stets freundliches und geduldiges Verstandnis bei allen meinen Wiinschen, sowie fiir die schone Ausstattung der vorliegenden Arbeit. Bern, im Herbst 1960 Walter Minder Inhaltsverzeichnis Erstel' Abschnitt Erscheinungen und Gesetze der Radioaktivitiit i:!eite 1. Einleitung .................................................. . 1 2. Der Bau des Atoms .......................................... . 3 a) Theorie del' Elektronenhiille ................................ . 6 b) Der Atomkern ............................................ . 11 c) Stabilitatsbetl'achtungen ................................... . 14 3. Die Strahlungen radioaktiver Stoffe ........................... . 17 a) Die ex-Strahlen ............................................ . 18 b) Die tJ-Strahlen ............................................ . 22 c) Die y-Stl'ahlen ............................................ . 26 d) Del' K-Einfang ........................................... . 29 e) Sekundarstrahlen .......................................... . 30 4. Del' radioaktive Zerfall ....................................... . 30 a) Form des Zerfallsgesetzes .................................. . 30 b) GesetzmaJ3igkeiten von Zerfallsl'eihen ....................... . 34 ex) Das radioaktive Gleichgewicht ........................... . 34 (J) Kurzlebige Tochtersubstanz einer langlebigen Muttersubstanz 35 y) Del' kurzlebige aktive Niederschlag der Radiumemanation _ .. 36 5. Radioaktive Stoffe ........................................... . 37 a) Allgemeine Bemerkungen. : ..... : ........................... . 37 b) Naturliche radioaktive Stoffe ............................... . 37 c) Kunstliche Radioakti vitat .................................. . 41 ex) El'zeugung kunstlich radioaktiver Stoffe .................. . 42 (J) Einfache Kernreaktionen ................................ . 44 y) Die Kernspaltung ...................................... . 48 Literatul' ..................................................... . 51 Zweiter Abschnitt Wechselwirkung zwischen Strahlung und Materic 1. Die Erscheinungen del' Strahlenschwachung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 55 a) Formale GesetzmaJ3igkeiten ................................. 55 b) Die Schwachungsvorgange bei y-Strahlen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 59 ex) Del' Photoeffekt (Absorptionsvorgang) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 62 (J) Del' Streuvorgang (COMPTON-Effekt)............ . . . . . . . . . .. 63 VI Inhalt»vorzoiehnis i'lcitc y) Del' Paarbildungsvorgang. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 66 15) Gegenseitige Beziehungen del' Einzelvorgange und theoretisehe Ubersieht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 67 e) Die Sehwiiehung von tI-Strahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 72 d) Die Schwachung von ex-Strahlen ............................ 77 e) Strahlengemische, Filterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 2. Energieiibertragung auf stoffliehe Systerne ...................... 80 a) Strahlenwirkungen auf Gase. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 81 b) Strahlenwirkungen auf kondensierte Systeme ................. 92 ex) Fliissigkeiten......... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 92 tI) Feste Karpel' .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 94 c) Grundsatzliches ZUl' Wirkung auf biologische Systeme . . . . . . . .. 95 ex) Physikalische Primarwirkungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 96 13) Physikoehemische Primarwirkungen .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 97 Literatur........... ...................... ................ .. ... 99 Dritter Abschnitt Mcl.lmethoden radioaktivcr Stoffc 1. Allgemeine Zielsetzung ........................................ 104 2. Die Gasionisation als MeBwirkung £iiI' die Strahlungen radioaktiver Stoffe ...................................................... " 105 3. Prinzip del' Ionisationsmessung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 107 4. Zahlverfahren ................................................. 109 5. Interpretation del' MeJ3ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. III a) Messungen der Aktivitat .................................... 112 b) Messung ex-strahlender Stoffe ................................ 115 c) Messung del' Radiumemanation (Radon) ............ , ......... 116 d) Gowichtsaquivalenz fUr y-strahlende Praparate ................ 119 Literatur ...................................................... 122 Viertel' Abschnitt Die Strahlendosis 1. Definitionen und Einheiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 128 a) Der Dosisbegriff .......................................... " 128 b) Einheiten der Strahlendosis ............................... " 130 ex) Altere Einheiten. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 130 {J) Das Rontgen: r ................................ '" .... " 131 c) Elektronen- und Korpusk~larstrahlen ........................ 134 d) Relative biologische Wirksamkeit; das "rem" . . . . . . . . . . . . . . . .. 137 2. Zusammenhang zwischen Aktivitat und Strahlendosis ............ 138 a) Einheit del' Radioaktivitat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 138 b) Grundlagen del' Dosisberechnung bei ex-strahlenden Nucliden ... 139 c) Grundlagen der Dosisberechnung bei tI-strahlenden Nucliden ... 140 d) Dosis und Aktivitat bei y-Strahlen; die Dosiskonstante ........ 142 ex) Definition und Berechnung del' Dosiskonstante ............ 142 tI) Messung der Dosiskonstante .............................. 144 y) Das Luftaquivalenzprinzip. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 146 Literatur ...................................................... 155 Inhalts verzeichnis VII Fiinfter Abschnitt Praktische Dosimetrie Seite A. Externe Bestrahlungen ................................... . 160 1. Berechnung der y-Strahlendosis ............................. 161 a) Einige allgemeine Gleichungen ........................... 162 (X) Der strahlende Punkt ................................. 162 fJ) Die strahlende Gerade . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 163 y) Die strahlende Kreislinie . .. .. .. .. .. .. .. .. .. . .. .. .. .... 174 0) Die strahlende Flache ................................ 185 £) Die strahlende Kugelfliiche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 188 ODie strahlende Zylinderfliiche .......................... 190 b) Der strahlende Raum ............... " ................... 191 (X) Die homogen strahlende Kugel ........................ 192 fJ) Die Katheterbestrahiung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 200 y) Der strahlende Zylinder .............................. 202 2. Praparatekombinationen .................................... 204 a) Dosimetrie der Spickmethode ............................. 204 (X) "Zylinderformiger" Herd .............................. 205 fJ) "Kugelformige" Hercle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 207 y) Fliichenformige Herde ................................ 208 0) Beispiele. . . • . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 210 b) Technik und Dosimetrie gyniikologischor Bestrahlungen ..... 211 (X) Cervixkanal.......................................... 212 fJ) Die Vaginalbestrahlung ............................... 212 y) Die Portioplatte ..................................... 215 0) Bestrahlung des Cavum uteri .......................... 216 E) Bestrahlung gutartiger Blutungen ...................... 217 3. Bestrahlungseinheiten...... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 218 a) Radiumeinheiten ....... , ................................ 218 b) Einheiten mit kiinstlichen Radioisotopen .................. 219 c) Dosismessung an Bestrahlungseinheiten .................... 222 d) Die Bewegungsbestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 224 B. Interne Bestrahlungen .................................... 225 1. Allgemeines und Methoden. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 225 2. Prinzip der Dosisberechnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 226 a) Allgemeine Berechnung der tf-Strahlendosis ................ 227 b) Berechnungtypischer Beispiele ........................... 231 (X) Injektion von Radiophosphor ......................... 231 fi) Radiojodtherapie der Schilddriise ...................... 232 C. Direkte Messung der Strahlendosis ....................... 234 1. Grundsatzliche Bemerkungen ............................... 234 2. Praktische MeI3gerate ....................................... 236 3. Strahlenchemische und andere MeI3verfahren ................. 241 4. Photographische Dosismessung .............................. 242 Li teratll r ...................................................... 247 VIII Inhaltsverzeichnis Sechster Abschnitt In del' Praxis verwendete radioaktive Stoffe Seitc 1. Naturliche Radioelemente .................................... . 257 a) Radium .................................................. . 257 b) Radon ................................................... . 260 c) Mesothor, M Thl .......................................... . 264 d) Thorium X, Th X ......................................... . 266 e) Radiothor, R Th; Thorium B, Th B; Polonium, Po ........... . 267 2. Kunstliche radioaktive Stoffc ................................. . 267 a) Reine fi-Strahler .......................................... . 268 (X) Radiophosphor, 32p ..................................... . 268 fi) Radiostrontium, 90Sr .................................... . 269 b) Gemischte Strahler ........................................ . 271 (X) Radionatrium, 2tNa .................................... . 271 (3) Radiogold, 198 Au ....................................... . 271 y) Radiojod, 131J .......................................... . 272 c) Gemischte Strahler fiir externe Therapie .................... . 273 (X) Radiokobalt, 60CO ...................................... . 273 (3) Radiocaesium, 137CS ..................................... . 276 y) Radiochrom, 51Cr und Radioiridium, 192Ir ................ . 277 Literatur ..................................................... . 277 Sicbenter Abschnitt Schutzproblemc und Ileren Behantllung 1. Basiswerte 282 2. Organisatorische und technische Mal3nahmen .................... 284 a) Organisatorische Mal3nahmen ................................ 284 b) 'l'echnische Anforderungen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 284 c) Strahlenschutzmessungen .................................... 288 3. Arbeitsdisziplin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 289 4. Zwischenfiille . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 289 Litorfitur ...................................................... 290 Anhang Wichtige Konstanten ............................................ 293 Exponentialfunktion e -x . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 294 r I' a Funktion F(rp, fl a) = J e- cOS'P drp . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 295 o 00 Exponentialintegral: Ei (-x) = \. E:'..dx .......................... 296 . :c x Sachvorzcichnis .............................................. 297 Erster Abschnitt Erscheinungen und Gesetze der RadioaktiviUit 1. Einleitung Unter dem Begriff Radioaktivitat werden aIle Erscheinungen und Vor gange zusammengefaBt, welche mit einer "von selbst" vor sich gehenden Umwandlung bestimmter Grundstoffe, mit dem "spontanen Zerfall" in stabiler Atomkerne in Zusammenhang stehen. Phanomenologie und Deu tung der Radioaktivitat sind im einzelnen mannigfaltig, ihre sinnfalligste Manifestierung ist die Emission von Strahlungen verschiedener Natur, Energie und Genese. Es gibt in der gesamten Geschichte menschlicher Kenntnisse neben del' Radioaktivitat kein Wissensgebiet, dessen Entwicklung in der kurzen Zeit von 60 Jahren eine hahere allgemeine Bedeutung erlangt hat, das soweit in aIle Bereiche menschlichen Denkens und Schaffens eingedrungen ist, und welches unsere Lebensgrundlagen in umfassendel'em MaBe be einfluBt hat. Die Radioaktivitat ist innerhalb eines Menschenalters aus einem wohl hochinteressanten, aber bescheidenen Forschungsgegenstand zum sichersten \Veg zur Naturerkenntnis, zu einem der wirkungsvollsten Mittel der Heilkunde, zur wohl wichtigsten Voraussetzung der zuktinftigen Technik und Wirtschaft und zum bedrohlichsten Instrument der Macht politik geworden. Einige kurze Bemerkungen zu ihrer Geschichte scheinen deshalb wohl am Platze. Am 20. Januar des Jahres 1896 hielt der groBe Mathematiker und Philosoph HENRI POINCARE in der Pariser Akademie der Wissenschaften einen Vortrag tiber den damaligen Stand der Naturwissenschaften. Dabei sprach er auch tiber die von W. C. RONTGEN soeben entdeckten "X-Strah len", demonstrierte die bertihmt gewordenen ersten Bilder und wies auch auf die griine Fluoreszenz der Rahrenwand hin, welche bei der Erzeugung der X-Strahlen zu beobachten war. Hangt diese Erscheinung wohl mit der neuen, durchdringenden Strahlung ursachlich zusammen, so fragte sich ein Harer dieses V ortrages, HENRI BECQUEREL, einer der besten Kenner der Fluoreszenzerscheinungen in jener Zeit. Unter den zahl reichen fluoreszierenden Stoffen, die er und schon sein Vater gesammelt Minder, Dosimetrie 2 Erscheinungen und Gesetze der Radioaktivitat und untersucht hatten, zeigten offensichtlich mehrere U ranverbindungen eine der Fluoreszenz der Entladungsrahre von RONTGEN zum mindesten der Farbe nach sehr ahnliche Lichtemission bei Bestrahlung mit Ultra violett. BECQUEREL fand, daB sich ein Kristall aus Kaliumuranylsulfat durch die lichtdichte Riille, ja selbst durch diinne Aluminiumbleche hindurch auf einer Photoplatte abbildete, wenn das System einige Zeit dem Licht ausgesetzt wurde (erste Publikation: 24. Februar 1896). In einem wei teren Versuch ergab sich aber, daB die Schwarzung der Platte auch dann eintrat, wenn der Kristall nicht belichtet wurde, wenn also gar keine Fluoreszenz vorhanden war. Dagegen war der Effekt nur bei Uran verbindungen zu beobachten und stand mit deren Urangehalt in Zu sammenhang. BECQUEREL nannte diese neu entdeckte Eigenschaft des Urans und seiner Verbindungen, unsichtbare, durchdringende und photo graphisch wirksame Strahlen auszusenden, Radioaktivitat. Was aus dieser Entdeckung weiter folgte, mage summarischer auf gezahlt werden. Von BECQUEREL wurde sehr bald auch gefunden, daB die Strahlungen des Urans die Luft ionisieren, also elektrisch leitend machen, und daB sie durch ein Magnetfeld abgelenkt werden. Seine junge Schiilerin MARYA SKLODOWSKA, spatere Mme. CURIE, sollte die ihr zuganglichen Uranmineralien auf die neue Erscheinung hin syste matisch untersuchen. Hierbei entdeckte sie zunachst unabhangig von ihm und gleichzeitig mit SCHMIDT, daB auch Thoriumverbindungen eine Radioaktivitat aufweisen. Weiter machte sie die fiir die Folge sehr wichtige Beobachtung, daB die Radioaktivitat natiirlicher Uranmineralien mehrmals haher ist, als diejenige des aus ihnen abgetrennten Urans. In Gemeinschaft mit ihrem Gatten PIERRE CURIE fand sie (im Sommer 1898) in den Restlasungen des Urans das Element Polonium und zusammen mit BEMONT (am 26. Dezember 1898) den wichtigsten radioaktiven Grundstoff, das Radium. Bei diesen Arbeiten hatte ihr ein von JACQUES CURIE, dem Bruder ihres Gatten, gebautes, piezoelektrisches Elektro meter beste Dienste geleistet. In rascher Folge wurden die "Emanationen" Thoron (DORN) und Radon (OWEN und DEBIERNE), der "aktive Niederschlag" (M. und P. CURIE), die Aktivitat des Aktiniums (SCHMIDT) sowie ein gewisser Zusam menhang zwischen den einzelnen radioaktiven Grundstoffen aufgefunden, so daB 1902-1905 RUTHERFORD zur Aufstellung der ZerjaZZsgesetze schreiten konnte, nachdem auch die Natur der Strahlungen von ihm und seinen Mitarbeitern abgeklart worden war. Die nachsten Jahre waren gekennzeichnet durch die langwierigen Arbeiten zur Reindarstellung des Radiums und dessen Atomgewichts bestimmung durch M. CURIE unter Mithilfe des Spektralanalytikers DEMARQAY und durch die Klarung und Prazisierung der Erscheinungen,

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.