Sozialstrukturanalyse Laura Behrmann · Falk Eckert Andreas Gefken · Peter A. Berger Hrsg. ‚Doing Inequality‘ Prozesse sozialer Ungleichheit im Blick qualitativer Sozialforschung Sozialstrukturanalyse Herausgegeben von Peter A. Berger, Rostock, Deutschland Weitere Bände in der Reihe http://www.springer.com/series/12619 Laura Behrmann · Falk Eckert Andreas Gefken · Peter A. Berger (Hrsg.) ‚Doing Inequality‘ Prozesse sozialer Ungleichheit im Blick qualitativer Sozialforschung Herausgeber Laura Behrmann Andreas Gefken DZHW Universität Hamburg Hannover, Deutschland Hamburg, Deutschland Falk Eckert Peter A. Berger Technische Universität Dresden Universtät Rostock Dresden, Deutschland Rostock, Deutschland Sozialstrukturanalyse ISBN 978-3-658-07419-7 ISBN 978-3-658-07420-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-658-07420-3 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbiblio- grafie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2018 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Lektorat: Katrin Emmerich Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer VS ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Vorwort „Doing Inequality“ als Herausforderung und Aufgabe Der vorliegende Band aus der Reihe „Sozialstrukturanalyse“ im Springer VS- Verlag ist hervorgegangen aus einer Tagung der Sektion „Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse“ in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie (DGS), die am 1. und 2. Oktober 2013 an der Universität Hamburg stattfand. Die Idee dazu entsprang einer ebenfalls an der Universität Hamburg selbst organisierten Forschungswerkstatt, in der Laura Behrmann, Falk Eckert und Andreas Gefken, die Herausgeber dieses Bandes, Gemeinsamkeiten ihrer qualitativen Forschun- gen zu sozialer Ungleichheit, die sie im Rahmen ihrer Dissertationen betrieben, bemerkten. Dem folgte ein Antrag an die Körber-Stiftung zur Förderung einer Nachwuchskonferenz, der bewilligt wurde, gefolgt von einem Antrag an die Sek- tion „Soziale Ungleichheit und Sozialstrukturanalyse“, die neben einer „ideellen Förderung“, u. a. in Form der Verteilung von Call for Papers und der Teilnahme von Vorstandsmitgliedern der Sektion an der Tagung, auch Reisekostenzuschüsse für Nachwuchswissenschaftler/innen gewähren konnte. Mitglieder des Sekti- onsvorstandes unterstützten die Tagungsveranstalter zudem bei der Auswahl der Tagungsbeiträge auf der Grundlage von fast 80 eingereichten Abstracts, die unter dem Titel „‚Doing-inequality‘. Empirische Perspektiven auf Prozesse sozialer Ungleichheit“ stand und sich bei insgesamt 14 Referent/innen, unter ihnen Key- notes von Nicole Burzan, Anja Weiß und Stefan Hirschauer, sowie 10 zusätzli- chen Posterpräsentationen mit mehr als 70 Teilnehmenden einer großen Resonanz erfreuen konnte. Unter dem Obertitel „doing inequality“, der bewusst anknüpft an die Rede von „doing gender“, „doing difference“ oder „doing culture“, wie sie nicht nur in Culture- oder Gender-Studies, sondern als „doing family“ oder „doing health“ mittlerweile auch in anderen sozialwissenschaftlichen Teilbereichen und V VI Vorwort Teildisziplinen gängig geworden ist, sollten Ungleichheiten in ihrem praktisch- alltäglichen Vollzug analysiert werden. Aus einem mikrosoziologischen Blick auf sozial strukturierte Ungleichheiten interessiert dabei sowohl das theoretische Potenzial handlungs-, akteurs-, interaktions- und praxisorientierter Ansätze, als auch das methodische Potenzial qualitativer Herangehensweisen und von Mixed- methods-Forschungsprojekten. In der Tagung selbst ging es unter den Über- schriften „Herstellung“ um die „Konstruktion sozialer Ungleichheiten“, unter „Reproduktion“ um ihre „Aufrechterhaltung“ und unter „Veränderungen“ auch um „Ausnahmen von der Regel“. Neben Vorträgen der Herausgeberin und der Herausgeber im nationalen und im internationalen Raum liegt nun nach umfangreichen Vorarbeiten und manch- mal mehrfachen Überarbeitungen von Manuskripten dieser Band vor, der neben ausgewählten Tagungsbeiträgen auch einige zusätzliche Beiträge enthält. Her- vorzuheben ist neben der geduldigen Bereitschaft der Herausgeber/innen, Manu- skripte zu kommentieren und, wo nötig, auch Änderungen vorzuschlagen, vor allem auch ihr einleitender Beitrag, der weit mehr ist als die bei Sammelbänden übliche Vorschau auf Kommendes. Vielmehr präsentiert dieser eigenständige Bei- trag unter dem Titel „Prozesse sozialer Ungleichheit aus mikrosoziologischer Perspektive“ eine umfangreiche und differenzierte „Metaanalyse qualitativer Stu- dien“, die die Autorin und die beiden Autoren entlang der „Prozesstypen“ von „Kategorisieren“, „Bewerten“, „Teilhaben“ und „Weitergeben“ gruppieren und in ihren jeweiligen Unterformen oder -dimensionen weiter entfalten. Prozesse der Produktion und Reproduktion, aber auch der Veränderung, also in gewis- sem Sinne des „undoing“ sozialer Ungleichheiten, die auf der mikrosozialen Ebene gewissermaßen „selbstverständlicher“ Situationsdeutungen und alltägli- cher Handlungsvollzüge häufig nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für sozialwissenschaftliche Beobachter „unsichtbar“ bleiben, aber gerade deshalb besonders wirkungsmächtig sein können, sollen damit in ihren Eigendynami- ken sichtbar(er) gemacht und in ihrem nicht unbedingt immer gleichsinnigen, geschweige denn intendierten Zusammenspiel eingehender analysiert werden. Die „Beiläufigkeit“, mit der Zugang zu, Umgang mit und Verfügung über wert- volle Ressourcen und begehrte Positionen im Alltag oft „verhandelt“ werden, soll, so die verbindende Intention der Autor/innen und Herausgeber/innen dieses Bandes, in ihrer Selbstverständlichkeit hinterfragbar werden, in die „black box“ der Prozesse, die auf dem „Boden“ von Colemans Badewanne ablaufen, soll mehr Licht fallen. Wenn ich recht sehe, können und sollen damit auch Fragen nach „Gerechtigkeit“, nach Legitimierbarkeit und Legitimation sozialer Ungleichheiten neu gestellt und verhandelbar werden. Vorwort VII Dazu gliedert sich der vorliegende Band in die Abschnitte „Konzeptionelle Überlegungen“, „Bildung – Differenzerzeugung und ihre Folgen“, „Erwerbsarbeit und soziale Position“, „Soziale Beziehungen und Sozialkapital“ und „Migration und die Frage nach Integration“, in denen die Grundfrage nach mikrosozial-all- täglichen Situationsdeutungen und Handlungsvollzügen der jeweiligen Akteure in verschiedenen Bereichen, mit durchaus unterscheidbaren Theoriebezügen und mit vielfältigen qualitativen Methoden ver- und behandelt wird. Die Beiträge belegen dabei die Differenzierungskraft und Ergiebigkeit einer dezidiert mikrosoziolo- gischen Perspektive des „doing inequality“ und qualitativer Methoden in einem soziologischen Forschungsgebiet, das üblicherweise mit einem Blick auf Vertei- lungsmuster von Ressourcen und Chancen und unter Bezug auf standardisierte Datenbestände und quantitative Analysetechniken als Domäne einer makrosozio- logischen Perspektive gilt. Wie diese Mikro- und Makroebenen bei der Analyse sozialer Ungleichheiten jeweils zusammenhängen, und welche Mesobereiche oder vermittelnden Prozesse, Instanzen und Institutionen für ein umfassenderes Verständnis der Produktion, Reproduktion und Veränderung sozialer Ungleich- heiten zu berücksichtigen sind – das wäre freilich ein Thema mindestens einer weiteren Tagung und/oder eines weiteren einschlägigen Sammelbandes. „Doing Inequality“ bleibt also Herausforderung und Aufgabe für die Soziologie sozialer Ungleichheiten. Mir als Reihenherausgeber bleibt der Dank an die Referent/innen und Teil- nehmer/innen der Tagung und vor allem an Laura Behrmann, Falk Eckert und Andreas Gefken, durch deren herausgeberische Arbeit dieser Band erst möglich geworden ist. Peter A. Berger Inhaltsverzeichnis Prozesse sozialer Ungleichheit aus mikrosoziologischer Perspektive – eine Metaanalyse qualitativer Studien................. 1 Laura Behrmann, Falk Eckert und Andreas Gefken Qualitative Verfahren und die Untersuchung sozialer Benachteiligung ............................................... 35 Daniela Schiek Teil I Bildung – Differenzerzeugung und ihre Folgen „Doing equality“ als „doing inclusion“. Kulturvergleichende Rekonstruktionen schulischer Normen der Anerkennung............. 61 Bettina Fritzsche Doing Difference beobachten – Selbstständigkeit als Leistung im individualisierten Unterricht.................................. 83 Julia Steinwand, Anna Schütz und Anna Gerkmann Überlegungen zum Bildungsselbst Geringqualifizierter auf der Grundlage von Oevermanns Modell von Krise und Routine .......... 101 Eike Wolf Teil II Erwerbsarbeit und soziale Position Doing Inequality at Work. Zur Herstellung und Bewertung von Ungleichheiten in Arbeit und Betrieb.......................... 123 Wolfgang Menz und Sarah Nies IX X Inhaltsverzeichnis Gesellschaftliche Marginalisierung und Selbst-Positionierungsweisen angelernter Arbeiter in der ‚Wissensgesellschaft‘ ................... 149 Saša Bosančić Armut als relationales Konstrukt: Die (Re-)Produktion sozialer Ungleichheiten durch Stigmatisierung und Kontrollversuche in sozialen Netzwerken ......................................... 167 André Knabe, Hagen Fischer und Andreas Klärner Teil III Soziale Beziehungen und Sozialkapital Soziale Beziehungen, soziale Ungleichheit und Erträge qualitativer Studien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 Betina Hollstein Freundschaft und sozialstrukturelle Differenzierung. Eine Berliner Fallstudie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 Erika Alleweldt Stabilität und Dynamik persönlicher Beziehungen in prekären Lebenslagen .................................................. 233 Andreas Gefken Teil IV Migration und die Frage nach Integration Migration, Wissen und Ungleichheit. Grenzziehungen und Anerkennungsverhältnisse im Kontext wechselnder sozialer Felder ................................................ 257 Karin Schittenhelm Zur Produktion sozialer Ungleichheit in der Migrationsgesellschaft: Integrationsdiskurs im Kontext von Interaktion und Biographie................................................ 285 Maria Kontos Die „neuen Gastarbeiter“ – Zur Bewertung von erwünschten Zuwanderern ................................................. 303 Christian Ulbricht