Islam in der Gesellschaft Aydın Süer Diskurse des Niedergangs Reflexionen über das Eigene und das Fremde in osmanischen und türkischen Reiseberichten Islam in der Gesellschaft Reihe herausgegeben von Rauf Ceylan, Osnabrück, Deutschland Naika Foroutan, Berlin, Deutschland Andreas Zick, Bielefeld, Deutschland Die neue Reihe Islam in der Gesellschaft publiziert theoretische wie empirische Forschungsarbeiten zu einem international wie national aktuellem Gegenstand. Der Islam als heterogene und vielfältige Religion, wie aber auch kulturelle und soziale Organisationsform, ist ein bedeutsamer Bestandteil von modernen Gesell- schaften. Er beeinflusst Gesellschaft, wird zum prägenden Moment und erzeugt Konflikte. Zugleich reagieren Gesellschaften auf den Islam und Menschen, die im angehören bzw. auf das, was sie unter dem Islam und Muslimen verstehen. Der Islam prägt Gesellschaft und Gesellschaft prägt Islam, weil und wenn er in Gesellschaft ist. Die damit verbundenen gesellschaftlichen Phänomene und Pro- zesse der Veränderungen sind nicht nur ein zentraler Aspekt der Integrations- und Migrationsforschung. Viele Studien und wissenschaftlichen Diskurse versuchen, den Islam in der Gesellschaft zu verorten und zu beschreiben. Diese Forschung soll in der Reihe Islam in der Gesellschaft zu Wort und Schrift kommen, sei es in Herausgeberbänden oder Monografien, in Konferenzbänden oder herausragenden Qualifikationsarbeiten. Die Beiträge richten sich an unterschiedliche Disziplinen, die zu einer inter- wie transdisziplinären Perspektive beitragen können: - Sozialwissenschaften, Soziologie - Islamwissenschaft - Integration- und Migrationsforschung - Bildungswissenschaft - Sozialpsychologie - Kulturwissenschaften - Geschichtswissenschaft und - weitere Wissenschaften, die Forschungsbeiträge zum Thema aufweisen Weitere Bände in dieser Reihe http://www.springer.com/series/14772 Aydın Süer Diskurse des Niedergangs Reflexionen über das Eigene und das Fremde in osmanischen und türkischen Reiseberichten Aydın Süer Islamische Theologie / Religionspädagogik Pädagogische Hochschule Weingarten Weingarten, Deutschland Zgl. Dissertation an der Humboldt-Universität zu Berlin, 2017 ISSN 2569-6203 ISSN 2569-6211 (electronic) Islam in der Gesellschaft ISBN 978-3-658-26531-1 ISBN 978-3-658-26532-8 (eBook) https://doi.org/10.1007/978-3-658-26532-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National- bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Springer VS © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH, ein Teil von Springer Nature 2019 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. 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Springer VS ist ein Imprint der eingetragenen Gesellschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH und ist ein Teil von Springer Nature Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Danksagung In den verschiedenen Phasen meiner Dissertation haben mich viele Menschen begleitet, ohne deren Hilfe und Unterstützung die vorliegende Arbeit nicht zu- stande gekommen wäre. Ganz besonders danken möchte ich zunächst meinem Doktorvater Prof. Dr. Klaus Eder für seine unermessliche Geduld und die groß- artige Betreuung. Er stand mir von Anfang an kritisch und konstruktiv zur Seite und verhalf mir mit neuen Denkanstößen immer wieder dazu, meine nicht selten etwas verworrenen Gedanken zu ordnen und weiterzuentwickeln. Prof. Dr. Ar- mando Salvatore danke ich herzlichst für die Übernahme des Zweitgutachtens sowie seine freundliche und ermutigende Unterstützung. Der Berlin Graduate School of Social Sciences (BGSS) und ihren Mitar- beitern möchte ich für die Ermöglichung mehrerer Forschungsaufenthalte in der Türkei sowie meiner Teilnahme an zahlreichen Konferenzen und nicht zuletzt für die Bereitstellung eines hervorragenden Arbeitsumfeldes meinen Dank ausspre- chen. Hervorheben möchte ich in diesem Zusammenhang auch den sehr frucht- baren Austausch mit anderen Mitgliedern der BGSS, allen voran mit Bettina Wagner, Marcus Engler, Mehtap Söyler, Petra Ahrens, Reyhan Atasü- Topçuoğlu, Sören Carlson und Stefan Solleder. Für ihre umfassenden Kenntnisse und wertvollen Anregungen während des gesamten Entstehungsprozesses dieser Arbeit gilt mein Dank Prof. Dr. Ah- met Çiğdem, Dr. Ali H. Zaidi, Yrd. Doç. Dr. Bülent Küçük, Prof. Dr. Cemil Aydın, Dr. Esra Özyürek, Prof. Dr. Gökçe Yurdakul, Dr. Jörn Thielmann, Prof. Dr. Klaus Kreiser, Prof. Dr. Lejla Demiri, Dr. Levent Tezcan, Prof. Dr. Mustafa Gencer, Prof. Dr. Naika Foroutan, Dr. Parvez Manzoor, Prof. Dr. Syed Farid Alatas, Prof. Dr. Werner Schiffauer und Dr. Zafer Çelik. Insbesondere Prof. Dr. Roland Eckert, der mich gleich zu Beginn meines Studiums bei der Hand nahm und mich für die Soziologie begeisterte, bin ich zu tiefstem Dank verpflichtet. Auch mein privates Umfeld trug maßgeblich zum Gelingen dieser Arbeit bei. Hier gilt mein erster Dank meinen Eltern Mehmet und Naile Süer, die immer an mich geglaubt und mir mit viel Aufopferung eine akademische Ausbildung überhaupt erst möglich gemacht haben. Von ganzem Herzen danke ich auch meinen Schwestern Aynur, Ayşe und Rabiye für ihren Beistand in jeglicher Hinsicht. Trotz der großen Entfernungen zwischen uns sind sie mir stets eine wichtige Stütze im Leben gewesen. Ebenso liegt es mir am Herzen, meinen Freunden zu danken. David Ben- forado, Dietrich Hattenhauer, Engin Karahan, Ercan Uslu, Etuka Begashvili, VI Danksagung Feyzullah Yeşilkaya, Fuat Tufan, Hakan Tosuner, Michael Raddatz, Nilden Vardar, Nina Mühe, Philipp von Rothkirch, Sarah Albrecht, Türker Süer und viele andere sind es gewesen, die über diese nicht immer einfache Zeit zu mir gehalten und mir so den nötigen Rückhalt gegeben haben. Andrea Dernbach möchte ich zudem für ihre nützlichen Ratschläge danken, die mir immer dann zur Hilfe kamen, wenn ich mit dem Schreiben wieder ins Stocken geriet. Mei- nem Cousin Gökhan Gözegü danke ich dafür, dass er unermüdlich und mehrere Tage hintereinander in den Bibliotheken Istanbuls ausharrte, um mit mir zusam- men Dutzende von Büchern und Aufsätzen zu fotokopieren. Für seine sprachli- chen Hilfen, die ich allzu häufig in Anspruch nahm, und die gemeinsame Suche nach besseren Formulierungen möchte ich meinem langjährigen Freund İstiklal Özkan danken. Mein letzter Dank gilt meiner Ehefrau Fatma und meinem Sohn Nedim. Ohne ihre Nachsicht und ihr Verständnis und ohne die Kraft und Zuversicht, die sie mir gaben, hätte ich diese Arbeit schlicht nicht schreiben können. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ..................................................................................................... 1 2 Osmanische Reiseberichte – Der geschichtliche Hintergrund ............... 7 2.1 Die Notwendigkeit von ständigen Gesandtschaften in Europa ........... 7 2.1.1 Der Unilateralismus der frühen osmanischen Diplomatie .......... 8 2.1.2 Der allmähliche Sinneswandel ................................................. 15 2.1.3 Veränderungen des Gesandtschaftswesens unter Sultan Selim III. .............................................................. 20 2.2 Reiseberichte als Textform ................................................................ 23 2.2.1 Die europäische Reiseliteratur .................................................. 24 2.2.2 Die osmanische und türkische Reiseliteratur ............................ 32 2.3 Weitere Quellen des Wissens über Europa ....................................... 41 3 Text und Bedeutung ................................................................................. 45 3.1 Die Geburt des Autors ....................................................................... 45 3.1.1 Der Mensch als Subjekt ............................................................ 45 3.1.2 Das Subjekt als Autor ............................................................... 50 3.2 Die Dezentrierung des Subjekts ........................................................ 51 3.3 Diskurs und Wirklichkeit .................................................................. 54 3.3.1 Die diskursive Konstitution von Bedeutung ............................. 54 3.3.2 Das Verhältnis zwischen struktureller und symbolischer Ebene .................................................................. 57 3.4 Diskurs und Intertextualität ............................................................... 61 3.4.1 Die diskurstheoretische Analyse eines Textes .......................... 61 3.4.2 Der Tod des Autors .................................................................. 64 3.5 Diskurs und Wandel .......................................................................... 66 3.5.1 Die Diskurstheorie nach Ernesto Laclau und Chantal Mouffe . 66 VIII Inhaltsverzeichnis 3.5.2 Reproduktion und Wandel ........................................................ 72 4 Methodische Vorgehensweise .................................................................. 81 4.1 Vorüberlegungen ............................................................................... 81 4.2 Diskurse als Narrationen ................................................................... 87 4.3 Wahl der Themen .............................................................................. 89 4.4 Kontextanalyse .................................................................................. 91 4.5 Textanalyse ....................................................................................... 93 4.6 Bestimmung des Textkorpus ............................................................. 95 4.6.1 Hacı Zağanos – Ungarn (1495)................................................. 99 4.6.2 İbrahim Paşa – Österreich (1719) ............................................. 99 4.6.3 Yirmisekiz Çelebi Mehmed Efendi – Frankreich (1720-1721) .......................................................... 100 4.6.4 Mustafa Efendi – Österreich (1730) ....................................... 101 4.6.5 Mehmed Efendi – Polen (1730) .............................................. 102 4.6.6 Mustafa Hattî Efendi – Österreich (1748) .............................. 102 4.6.7 Ahmed Resmî Efendi – Österreich (1757-1758) .................... 103 4.6.8 Ahmed Resmî Efendi – Preußen (1763-1764) ........................ 103 4.6.9 Ahmed Vâsıf Efendi – Spanien (1787-1788) ......................... 104 4.6.10 Ahmed Azmî Efendi – Preußen (1790-1792) ......................... 105 4.6.11 Ebûbekir Râtib Efendi – Österreich (1791-1792) ................... 106 4.6.12 Yusuf Âgâh Efendi – England (1793-1796) ........................... 107 4.6.13 Giritli Ali Aziz Efendi – Preußen (1797-1798) ...................... 107 4.6.14 Amedî Mehmed Said Galib Efendi – Frankreich (1802) ........ 108 4.6.15 Seyyid Mehmed Emin Vâhid Efendi – Frankreich (1806) ..... 109 4.6.16 Mustafa Sâmi Efendi – Frankreich (1838) ............................. 109 4.6.17 Ömer Faiz Efendi – Europa (1867) ........................................ 110 4.6.18 Ahmet İhsan – Europa (1891 & 1911).................................... 111 4.6.19 Mehmet Enisî – Frankreich (1895) ......................................... 112 Inhaltsverzeichnis IX 4.6.20 Ali Kemal – Frankreich (1895)............................................... 113 4.6.21 Şerafeddin Mağmumi – Europa (1897-1898 & 1914-1915) ... 114 4.6.22 Ferit Kam – Europa (1913) ..................................................... 115 4.6.23 Ahmet Haşim – Deutschland (1932) ...................................... 116 4.6.24 Übersicht ................................................................................ 117 5 Der Diskurs vom Niedergang des Osmanischen Reiches .................... 121 5.1 Niedergang als Metapher in historischen Narrativen ...................... 122 5.2 Das Niedergangsparadigma in der osmanischen Geschichtsschreibung ...................................................................... 127 5.3 Modernisierungstheoretische Ansätze ............................................. 133 6 Der Niedergangsdiskurs in den Reiseberichten ................................... 149 6.1 Das osmanische Selbst und der europäische Andere ....................... 149 6.2 Der osmanische Überlegenheitsdiskurs: Gesandtschaftsberichte bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ............. 158 6.3 Von der Überlegenheit zum Identitätsverlust: Reiseberichte ab der Mitte des 19. Jahrhunderts ............................. 175 7 Schlussbetrachtung ................................................................................ 199 Literaturverzeichnis ....................................................................................... 215