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Diskrete Mathematik für Einsteiger: Mit Anwendungen in Technik und Informatik PDF

256 Pages·2007·1.62 MB·German
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Albrecht Beutelspacher Marc-Alexander Zschiegner Diskrete Mathematik für Einsteiger Albrecht Beutelspacher Marc-Alexander Zschiegner Diskrete Mathematik für Einsteiger Mit Anwendungen in Technik und Informatik 3., erweiterteAuflage Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher Dr. Marc-Alexander Zschiegner Mathematisches Institut Weidigschule Justus-Liebig-Universität Gießen Gymnasium des Wetteraukreises Arndtstraße 2 Im Vogelsang 8 35392 Gießen 35510 Butzbach [email protected] [email protected] 1. Auflage August 2002 2., durchgesehene AuflageAugust 2004 3., erweiterte Auflage März 2007 Alle Rechte vorbehalten ©Friedr. Vieweg & Sohn Verlag | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2007 Lektorat: Ulrike Schmickler-Hirzebruch |Petra Rußkamp Der Vieweg Verlag istein Unternehmen von Springer Science+Business Media. www.vieweg.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich ge- schützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Ur- heberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Über- setzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verar- beitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Ulrike Weigel, www.CorporateDesignGroup.de Druck und buchbinderische Verarbeitung: MercedesDruck, Berlin Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier. Printed in Germany ISBN 978-3-8348-0094-7 Vorwort Was ist diskrete Mathematik? Diskrete Mathematik ist ein junges Gebiet der Mathematik, das in einzigartiger Weise sogenannte „reine Mathematik“ mit „Anwendungen“ verbindet. Um diese Antwort zu verstehen, müssen wir etwas weiter ausholen. Bis vor wenigen Jahrzehnten hatte nach allgemeiner Meinung die angewandte Mathematik ausschließlich die Aufgabe, die physikalische Welt möglichst gut und aussagekräftig zu beschreiben. Typische Fragen waren dabei: Wie modelliert man den Raum? Wie misst man den Raum? Wie beschreibt man Bewegungen? Die mathematischen Disziplinen, die sich mit solchen Fragestellungen beschäftigen, sind die Geometrie und die Analysis, sowie alle sich daraus ableitenden Teildisziplinen. Dies sind vor allem Teilgebiete der Mathematik, die sich mit kontinuierlichen, „stetigen“ Phänomenen beschäftigen. Im 20. Jahrhundert, insbesondere seit der Einführung des Computers in der Mitte des Jahrhunderts, drängte sich ein anderer Typ von Fragen in den Vordergrund. Die Her- ausforderung besteht darin, Modelle zum Verständnis und zur Beherrschung von endli- chen, eventuell allerdings sehr großen Phänomenen und Strukturen zu entwickeln. Solche Strukturen können sein: Eine Gesellschaft als Menge ihrer endlich vielen Mitglieder, ein ökonomischer Prozess mit nur endlich vielen möglichen Zuständen, ein Computer, der nur Zahlen bis zu einer gewissen Größe verarbeiten kann, usw. Die mathematischen Disziplinen, die sich mit solchen diskreten Phänomenen beschäf- tigen, sind Kombinatorik, Graphentheorie, Algebra, Zahlentheorie, Codierungstheorie, Kryptographie, Algorithmentheorie usw. Man fasst diese Disziplinen oft unter dem Begriff diskrete Mathematik zusammen. Diskrete Mathematik schafft eine Verbindung von der rei- nen Mathematik zu den Anwendungen und insbesondere zur Informatik. Das Wort „diskret“ hat also in diesem Zusammenhang nichts zu tun mit „heimlich“, „verborgen“ o.ä., sondern bezieht sich darauf, dass endliche, das heißt diskrete Phänomene untersucht werden. Das Ziel dieses Buches besteht darin, Sie in möglichst elementarer Weise mit den Grund- zügen einiger der oben genannten Gebiete vertraut zu machen. Das beginnt in Kapitel 1 mit dem Schubfachprinzip, einer fast trivialen Aussage mit unglaublichen Folgerungen. In Kapitel 2 werden Färbungsmethoden eingesetzt, und zwar konstruktiv und für Nicht- vi Vorwort existenzbeweise. Die vollständige Induktion, ein unentbehrliches mathematisches Werk- zeug wird in Kapitel 3 eingeführt und an Beispielen klar gemacht. Kapitel 4 ist einem zent- ralen Aspekt der diskreten Mathematik gewidmet, nämlich dem Zählen; wir werden eine ganze Reihe von Formeln erarbeiten, die es uns ermöglichen, Mengen mit komplexen Elementen abzuzählen. Daran schließt sich das Kapitel an, in dem die Zahlen der Untersu- chungsgegenstand sind; es geht hauptsächlich um die Teilbarkeit ganzer Zahlen. Der zweite Teil des Buches ist ausgesprochen angewandten Themen gewidmet. Im sechsten Kapitel werden Codes behandelt; dazu gehören zum Beispiel die Strichcodes der Lebensmittel und die ISBN-Codes der Bücher. In Kapitel 7 geht es um Datensicherheit, das heißt Kryptographie; insbesondere werden die Themen „Verschlüsselung“ und „Au- thentifizierung“ behandelt, und zwar sowohl in der klassischen Kryptographie als auch in der modernen Public-Key-Kryptographie. Im achten Kapitel werden Graphen behandelt, ein außerordentlich wichtiges Gebiet der diskreten Mathematik. Dies wird in Kapitel 9 durch die Behandlung von gerichteten Graphen fortgeführt. Das letzte Kapitel widmet sich schließlich der Booleschen Algebra und der Entwicklung elektronischer Schaltkreise. An mathematischen Vorkenntnissen wird nicht viel vorausgesetzt. Sie kommen mit Schulkenntnissen gut aus. Insbesondere wird keine Analysis und keine lineare Algebra ge- braucht. Allerdings müssen wir, wie in der Mathematik unumgänglich, Ihre Bereitschaft voraussetzen, sich ein Stück weit auf vergleichsweise abstrakte Argumentation einzulas- sen, bei der man nicht immer sofort sieht, worauf sie hinaus soll. Das Buch eignet sich zur Begleitung der entsprechenden Vorlesungen an Fachhoch- schulen und Universitäten. Es eignet sich besonders gut zum Selbststudium und kann in Arbeitsgemeinschaften an Gymnasien eingesetzt werden. Beim Schreiben haben wir be- sonders an die „Einsteiger“ gedacht. In den ersten Kapiteln gehen wir sehr behutsam vor und legen keinen Wert auf übertriebenen Formalismus. In den späteren Kapiteln wird die Argumentationsdichte dann größer. Das Buch enthält eine Fülle von Übungsaufgaben, insgesamt über 200. Wir sind der Überzeugung, dass alle lösbar sind, manche sogar sehr einfach. Sie dienen nicht nur dazu, den Stoff zu festigen, sondern erschließen oft auch neue Aspekte. Im letzten Kapitel finden Sie ausführliche Lösungen zu allen Übungsaufgaben. Sie dürfen gerne nachschauen (cid:16) aber erst, wenn Sie selbst probiert haben! Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, Anregungen haben oder gar Druck- oder andere Fehler gefunden haben, bitten wir Sie, uns diese mitzuteilen. Wir danken den Hörern unserer Vorlesungen und unseren Kolleginnen und Kollegen für zahlreiche Anregungen und dem Verlag Vieweg für die unendliche Geduld mit diesem Projekt. Gießen, im Januar 2007 Albrecht Beutelspacher Marc-A. Zschiegner Inhaltsverzeichnis 1 Das Schubfachprinzip 1 1.1 Was ist das Schubfachprinzip? 1 1.2 Einfache Anwendungen 2 1.3 Cliquen und Anticliquen 3 1.4 Entfernte Punkte im Quadrat 5 1.5 Differenzen von Zahlen 6 1.6 Teilen oder nicht teilen 6 1.7 Das verallgemeinerte Schubfachprinzip 7 1.8 Das unendliche Schubfachprinzip 7 Übungsaufgaben 8 Literatur 9 2 Färbungsmethoden 11 2.1 Überdeckung des Schachbretts mit Dominosteinen 11 2.2 Überdeckung des Schachbretts mit größeren Steinen 15 2.3 Monochromatische Rechtecke 18 2.4 Eine Gewinnverhinderungsstrategie 20 2.5 Das Museumsproblem 21 2.6 Punkte in der Ebene 22 Übungsaufgaben 24 Literatur 25 3 Induktion 27 3.1 Das Prinzip der vollständigen Induktion 27 3.2 Anwendungen des Prinzips der vollständigen Induktion 28 3.3 Landkarten schwarz-weiß 34 3.4 Fibonacci-Zahlen 36 Übungsaufgaben 41 Literatur 43 4 Zählen 45 4.1 Einfache Zählformeln 45 4.2 Binomialzahlen 48 4.3 Siebformel 54 Übungsaufgaben 59 Literatur 62 5 Zahlentheorie 63 5.1 Teilbarkeit 63 5.2 Division mit Rest 65 5.3 Der größte gemeinsame Teiler 67 5.4 Zahlendarstellung 72 5.5 Teilbarkeitsregeln 74 5.6 Primzahlen 77 5.7 Modulare Arithmetik 82 Übungsaufgaben 89 Literatur 92 6 Fehlererkennung 93 6.1 Die Grundidee 93 6.2 Paritätscodes 94 6.3 Codes über Gruppen 101 6.4 Der Code der ehemaligen deutschen Geldscheine 103 Übungsaufgaben 107 Literatur 109 7 Kryptographie 111 7.1 Klassische Kryptographie 111 7.2 Stromchiffren 122 7.3 Blockchiffren 126 7.4 Public-Key-Kryptographie 128 Übungsaufgaben 132 Literatur 135 8 Graphentheorie 137 8.1 Grundlagen 137 8.2 Das Königsberger Brückenproblem 140 8.3 Bäume 144 8.4 Planare Graphen 148 8.5 Färbungen 151 8.6 Faktorisierungen 156 Übungsaufgaben 159 Literatur 162 9 Netzwerke 163 9.1 Gerichtete Graphen 163 9.2 Netzwerke und Flüsse 169 9.3 Trennende Mengen 181 Übungsaufgaben 186 Literatur 188 10 Boolesche Algebra 191 10.1 Grundlegende Operationen und Gesetze 191 10.2 Boolesche Funktionen und ihre Normalformen 194 10.3 Vereinfachen von booleschen Ausdrücken 199 10.4 Logische Schaltungen 202 Übungsaufgaben 207 Literatur 209 Lösungen der Übungsaufgaben 211 Stichwortverzeichnis 249 1 Das Schubfachprinzip Eines der grundlegenden Prinzipien der Mathematik ist das Schubfachprinzip. Es wirkt vollkommen unschuldig und macht keinerlei Aufhebens von sich. Aber es tut nur so, in Wirklichkeit kann man mit ihm die unglaublichsten Aussagen beweisen. Das Schubfach- prinzip heißt manchmal auch „Taubenschlagprinzip“ (pigeonhole principle). Es wurde erstmals von L. Dirichlet (1805 - 1859) explizit formuliert. 1.1 Was ist das Schubfachprinzip? Die folgenden Aussagen sind offenbar richtig: (cid:120) Unter je 13 Personen gibt es mindestens zwei, die im selben Monat Geburtstag haben. (cid:120) Unter je drei Personen haben mindestens zwei dasselbe Geschlecht. (cid:120) Unter je 20 Studenten gibt es mindestens zwei aus demselben Fachbereich. (cid:120) Unter je 50 Studierenden gibt es mindestens zwei mit derselben Semesterzahl. (cid:120) Es gibt zwei Deutsche mit derselben Anzahl von Haaren. Hinter all diesen Aussagen steckt ein allgemeines Schema – das Schubfachprinzip: Schubfachprinzip. Seien m Objekte in n Kategorien („Schubfächer“) eingeteilt. Wenn m > n ist, so gibt es mindestens eine Kategorie, die mindestens zwei Objekte enthält. Die Veranschaulichung ist klar: Wenn viele Tauben sich auf wenige Taubenschläge vertei- len, dann sitzen in mindestens einem Taubenschlag mindestens zwei Tauben. Bild 1.1 Sechs Objekte sind in fünf Kategorien eingeteilt Der Beweis des Schubfachprinzips ist klar: Wenn jede der n Kategorien höchstens ein Objekt enthalten würde, dann gäbe es insgesamt höchstens n Objekte: ein Widerspruch, da es nach Voraussetzung mehr Objekte als Schubfächer gibt. (cid:137) Wir diskutieren jetzt einige Anwendungen dieses Prinzips. Die ersten sind ganz einfach, andere vergleichsweise raffiniert. 2 1 Das Schubfachprinzip 1.2 Einfache Anwendungen Die Socken von Professor Mathemix In der Sockenkiste von Professor Mathemix befinden sich 10 graue und 10 braune So- cken. Der Professor nimmt – in Gedanken versunken – eine Reihe von Socken heraus. Wie viele muss er herausnehmen, um (a) garantiert zwei gleichfarbige, (b) garantiert zwei graue Socken zu erhalten? Lösung: Wir teilen die Socken des Herrn Professor in zwei Kategorien ein, in die Katego- rie der grauen und die der braunen Socken; dann ist n = 2. (a) Wenn Professor Mathemix m = 3 Socken seiner Kiste entnimmt, so sind nach dem Schubfachprinzip mindestens zwei aus derselben Kategorie. Also hat er entweder zwei graue oder zwei braune Socken gezogen. (b) Wenn er aber darauf besteht, zwei Socken seiner Lieblingsfarbe grau zu bekommen, so muss er im schlimmsten Fall 12 Socken ziehen, denn die ersten 10 könnten ja alle braun sein. (cid:137) Gleiche Zahl von Bekannten Wir behaupten: In jeder Gruppe von mindestens zwei Personen gibt es zwei, die die glei- che Anzahl von Bekannten innerhalb dieser Gruppe haben. Dabei setzen wir voraus, dass „bekannt sein“ symmetrisch ist, dass also aus der Tatsa- che, dass X mit Y bekannt ist, auch folgt, dass Y mit X bekannt ist. Außerdem wollen wir zu den Bekannten einer Person nicht diese Person selbst rechnen. Man kann statt „bekannt sein“ jede andere symmetrische Relation einsetzen. Beispiel: Bild 1.2 Bekanntschaften Warum ist diese Behauptung richtig? Warum gilt sie nicht nur für dieses Beispiel sondern für alle denkbaren Konstellationen von Personen und ihren Bekanntschaftsverhältnissen? Um das einzusehen, brauchen wir das Schubfachprinzip. Dazu müssen wir uns klarma- chen, was die Objekte und was die Kategorien sind. Für die Objekte gibt es naheliegende Kandidaten, nämlich die Personen der Gruppe.

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