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DIORTHOSEIS: Beiträge Zur Geschichte Des Hellenismus Und Zum Nachleben Alexanders Des Großen PDF

252 Pages·2004·13.996 MB·German
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DIORTHOSEIS Beiträge zur Geschichte des Hellenismus und zum Nachleben Alexanders des Großen Beiträge zur Altertumskunde Herausgegeben von Michael Erler, Dorothee Gall, Ernst Heitsch, Ludwig Koenen, Reinhold Merkelbach, Clemens Zintzen Band 183 Κ · G · Saur München · Leipzig DIORTHOSEIS Beiträge zur Geschichte des Hellenismus und zum Nachleben Alexanders des Großen Herausgegeben von Rüdiger Kinsky K G· Saur München · Leipzig 2004 Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © 2004 by Κ. G. Säur Verlag GmbH, München und Leipzig Printed in Germany Alle Rechte vorbehalten. All Rights Strictly Reserved. Jede Art der Vervielfältigung ohne Erlaubnis des Verlages ist unzulässig. Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier. Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, 99947 Bad Langensalza ISBN 3-598-77735-3 Inhaltsverzeichnis Vorwort 7 MICHAEL ZAHRNT Ist Samos >eine Messe wert<? 9 GERHARD WIRTH Der Epitaphios des Hypereides und das Ende einer Illusion 24 VASILE LICA Alexander in Rumänien 51 GUIDO SCHEPENS Die Westgriechen in antiker und moderner Universalgeschichte Kritische Überlegungen zum Sosylos-Papyrus 73 GERHARD DOBESCH Caesar und der Hellenismus 108 Vorwort Die Aufsätze des vorliegenden Bandes sind die überarbeiteten und zum Teil stark erweiterten Fassungen von Vorträgen, die im Dezember 2001 auf einem Internationalen Kolloquium in Bonn gehalten wurden. Sie behandeln Probleme, die sich mit der Geschichte jener »Weltepoche« verbinden, an deren »Anfang«, einem viel zitierten Wort Johann Gustav Droysens zufolge, der »Name Alexander« steht. Von den fünf Studien widmen sich zwei dem 4. Jahrhundert v. Chr. (Mi- chael Zahrnt, Gerhard Wirth), eine der nachantiken Alexanderrezeption (Va- sile Lica), eine dem 3. Jahrhundert v. Chr. (Guido Schepens), die letzte dem 1. Jahrhundert v. Chr. (Gerhard Dobesch). Auch wenn hier zeitlich weit Aus- einanderliegendes zur Sprache kommt, so läßt sich doch leicht sehen, daß es die Alexander- und Hellenismusthematik ist, die den Bezugsrahmen der Untersuchungen darstellt. Dafür gibt es einen Grund. Die Alexanderzeit und die Geschichte des Hel- lenismus bilden seit mehr als fünfzig Jahren Forschungsschwerpunkte Ger- hard Wirths, der am 9. Dezember 2001, wenige Tage vor dem Kolloquium, seinen 75. Geburtstag feiern konnte. Ihm zu Ehren fand die Veranstaltung statt, ihm sind die in diesem Band publizierten Beiträge der nach Bonn gela- denen Referenten dediziert. Sucht man nach einem Bild, das anschaulich macht, auf welchem Terrain sich die Arbeit des Althistorikers vollzieht, so bietet sich das wenig erheben- de des Trümmerfeldes an. Hermann Strasburger hat es im Titel eines Aufsat- zes (Umblicke auf dem Trümmerfeld der griechischen Geschichtsschreibung) verwandt, der vor einem Vierteljahrhundert erschien. Dieses Bild besitzt Generalisierungskraft. Denn das Feld, das dem Althistoriker als Objektbe- reich dient, ist in der Tat mit >Trümmern< angefüllt. Methodisch und episte- mologisch impliziert dies: Sollen Operationen auf dem Trümmerfeld des griechisch-römischen Altertums sich nicht in bloßen Sondierungen erschöp- fen, sollen die wie auch immer gearteten Relikte aus der Antike vielmehr als >Baumaterial< für >Rekonstruktionen< taugen, dann werden Techniken dring- lich, die sie gelingen lassen. Worin diese Techniken bestehen und wie sie zu handhaben sind, weiß man. Daß sie stets Diorthoseis mit sich führen, zeigt sich schnell. Die althis- torische Forschung ist ja ein Prozeß kontinuierlicher Berichtigungen, ein fortgesetztes Ausbessern, Komplettieren und Renovieren der >Bauten<, die aus den Trümmern errichtet wurden. Evidenz hat, daß dieser Prozeß insofern nie zum Abschluß kommt, als er, in beträchtlichem Maße jedenfalls, ein prinzipiell infiniter Diskurs über Plausibilitätsgrad und Geltungsumfang von Deutungen ist. Sie liefern nicht allein die Planskizzen der Rekonstruktionen, sondern zugleich auch die Füllungen und Ersatzteile, die sich in den Bauten 8 Vorwort der Forschung mit dem fragmentarischen Quellenmaterial verfugt finden. Die Deutungen schließen zwar dessen Lücken und ergänzen, was ihm fehlt, sie sind indes stets hypothetischer Natur. Das Verifikationsdefizit, das den Sur- rogaten anhaftet, die aus Interpretationen hervorgehen, erzwingt, daß alle historischen Deutungsakte kontinuierlich der Kritik und Korrektur unterwor- fen sind. Die Diorthoseis, die der Althistoriker vornimmt, verschränken immer beides: den >richtigen< Umgang mit den Resten, die das Trümmerfeld der antiken Geschichte dem Auge darbietet, und die Revision der Deutungshypo- thesen, die im wissenschaftlichen Diskurs entwickelt werden und sich als Rekonstruktionen verstehen. Sie ähneln gerade auf Grund ihrer hypotheti- schen Signatur Versuchsanordnungen, haben einen gleichsam experimentel- len Charakter und stehen für Berichtigungen und Modifikationen offen. Ohne Neubefragung und -deutung der Quellen sind derartige Korrekturen erfolg- reich nicht zu leisten. Nur so kann bislang Ungesehenes ans Licht gehoben oder lang schon Gesehenes >anders< gesehen werden. Konsequent ange- wandt, resultieren aus den Diorthoseis Schärfungen des Blicks für die Viel- schichtigkeit der Phänomene, die zu analysieren dem Althistoriker mit der Maßgabe überantwortet ist, ein stimmiges Bild von dem zu vermitteln, was antike Wirklichkeit heißt. Aber historische Rekonstruktionen sind eben nur Approximationen an diese Wirklichkeit. Daher erfüllt sich der Zweck der forschenden Berichti- gungen darin, sicherzustellen, daß jene Annäherungen Faktum werden. Wenn dieser Band den Titel Diorthorseis trägt, dann ist das nicht als Anmaßung zu betrachten. Gewiß, die Aufsätze, die das Volumen enthält, beanspruchen, Berichtigungen zu geben, sie tun dies aber in Form von Vorschlägen, von Erwägungen. Der Titel bringt also genau genommen nichts anderers als das zum Ausdruck, was als wissenschaftliche Praxis eigentlich selbstverständlich ist. In ihm spricht sich die Erwartung aus, daß die hier vorgelegten Beiträge zur Geschichte des Hellenismus und zum Nachleben Alexanders dazu verhel- fen, diesen Komplex weiter aufzuhellen. Dank gebührt den Autoren, die ihre Manuskripte für die Publikation zur Verfugung gestellt haben, den Kollegen und Mitarbeitern des Seminars für Alte Geschichte der Universität Bonn für ihre Unterstützung bei der Planung und Durchführung des Kolloquiums, der Gerda Henkel-Stiftung, die zur Tagung einen finanziellen Zuschuß geleistet und sie dadurch ermöglicht hat, sowie den Herausgebern der Beiträge zur Altertumskunde für die Aufnahme des Bandes in diese Reihe. Moritz Böhme und Dagmar Dappert haben sich der Mühe des Korrekturlesens unterzogen, ihnen gilt mein besonderer Dank ebenso wie Frau Dr. Elisabeth Schuhmann vom K. G. Saur Verlag für die gute Zusammenarbeit. Rüdiger Kinsky Michael Zahrnt (Köln) Ist Samos >eine Messe wert<? Es war nicht nur eine große Ehre für mich, anläßlich des 75. Geburtstages von Herrn Kollegen Wirth sprechen zu dürfen, es bereitete mir auch eine mindestens ebenso große Freude, erinnerte ich mich doch noch lebhaft unse- res gemeinsamen Auftretens in Mannheim, wo wir beide, der Jubilar als Vortragender und ich als Moderator, mangels Diskussionsbeiträgen aus dem Publikum ein angeregtes Streitgespräch über Alexanders Verhältnis zu den Griechen während der ersten Jahre seines Zuges führten, und zwar einzig auf Grund der Quellen und ohne Rückgriffe auf Forschungsmeinungen oder gar irgendwelche Theorien. So habe ich es auch in diesem Beitrag gehalten, und zwar anhand eines Komplexes aus Alexanders letzten Lebensjahren. Was ich dabei zum Verbanntendekret, zu den damit verbundenen Absichten des Ma- kedonenkönigs und zu den Reaktionen in einzelnen griechischen Staaten, in erster Linie in Athen, vorgetragen habe, orientierte sich weitgehend an den Quellen. Auf eine Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur mußte ich schon aus Zeitgründen weitgehend verzichten bzw. mich darauf beschränken, einige wenige neuere Äußerungen vor- und zugleich ad absurdum zu führen1. Zeitgenössische Zeugnisse zum Verbanntendekret sind einerseits Äuße- rungen athenischer Redner in dem im Frühjahr 323 durchgeführten Harpa- losprozeß, andererseits zwei Inschriften, die aus Samos bzw. Tegea stammen. Allerdings sind die genannten Texte aus sich heraus schwer verständlich, und wir sollten daher mit den zusammenhängenden Informationen beginnen, die Diodor (allerdings auf der Grundlage unterschiedlicher Vorlagen) im 17. bzw. im 18. Buch geliefert hat: In 17,109,1 hören wir im Anschluß an den Bericht über die Flucht des Harpalos und vor demjenigen über die Meuterei in Opis in einem knappen Satz, daß Alexander an den Olympischen Spielen ' Eine ausfuhrliche Auseinandersetzung mit der neueren Forschung zum Verbann- tendekret und eine detailliertere Darlegung meiner Vorstellungen von Alexanders Absichten würden den Rahmen auch der schriftlichen Fasssung des Vortrags spren- gen und erscheinen demnächst unter dem Titel Versöhnen oder Spalten? Überlegun- gen zu Alexanders Verbanntendekret. Ich danke dem Herausgeber des vorliegenden Sammelbandes, daß er sich mit dem geringfügig veränderten und durch Quellenanga- ben angereicherten Vortragsmanuskript zufriedengegeben hat, und möchte den Lesern versichern, daß diese Fassung im Kern alles enthält, was ich - teilweise durchaus unorthodox - zu dieser Materie zu sagen habe. 10 Michael Zahrnt des Jahres 324 verkünden ließ, alle Verbannten mit Ausnahme der Tempel- räuber und Mörder sollten in ihre Städte zurückkehren dürfen. In der Tat gab es in der griechischen Welt des 4. Jahrhunderts nach mancherlei politischen Umstürzen und anderen inneren Erschütterungen eine große Zahl von Emi- granten und Verbannten, die durch einen Machtwechsel oder anderes aus ihrer Heimat vertrieben worden waren und an fremden Orten lebten. Häufig reichten diese Schicksale in die Zeit vor Alexander zurück. Die Satzung des Korinthischen Bundes verbot zwar Eingriffe in die inneren Verhältnisse anderer Staaten und von außen durchgeführte Verfassungsänderungen, aber das hatte Antipatros, Alexanders Stellvertreter in Europa, nicht davon ab- gehalten, in manchen Städten treue Makedonenfreunde an die Macht zu brin- gen und deren Gegner exilieren zu lassen. Sofern Verbannte nicht über trans- portables Vermögen verfügten oder bei politisch Gleichgesinnten unterkom- men konnten, blieb ihnen oft nichts anderes übrig, als ihren Lebensunterhalt als Söldner zu verdienen. So gab es ohne Frage auch in Alexanders Heer viele griechische Söldner, die ihr heimisches Bürgerrecht verloren hatten und die z.T. sogar schon aus persischen Diensten übernommen worden waren. Einen ausfuhrlicheren Bericht bringt Diodor zu Beginn des 18. Buches (8,2-7): Kurz vor seinem Tode habe Alexander beschlossen, alle Verbannten in ihre Städte zurückzufuhren, wofür zwei Begründungen gegeben werden, die uns noch beschäftigen werden. Der aus Stagira stammende Nikanor sei nach Olympia entsandt worden und habe den bei den Wettspielen siegreichen Herold Alexanders Botschaft verlesen lassen, deren Wiedergabe durch Diodor als weithin authentisch gilt. Der Makedonenkönig weist hierin alle Schuld am Schicksal der Verbannten von sich und ordnet ihre Rückführung an, mit Ausnahme der Verfluchten, und droht sogar mit der Anwendung unmittelbaren Zwanges durch Antipatros. Diese Nachricht habe bei den mehr als 20.000 in Olympia weilenden Verbannten große Begeisterung ausgelöst. Deren Anwesenheit läßt vermuten, daß der Inhalt des Dekrets schon vorher bekannt geworden war, möglicherweise auf dem Wege gezielter Indiskretion; andernfalls hätten kaum derart viele Exulanten ihr Herz fur den Sport ent- deckt und die Reise nach Olympia angetreten. Da sich umgekehrt kaum alle Verbannten und Flüchtlinge eine solche Reise leisten konnten, bekommen wir (auch nach Abstrichen an der Zahl 20.000) eine ungefähre Vorstellung von der Größe dieses Personenkreises. Auch in den griechischen Staaten soll es weitgehend eine positive Auf- nahme des Dekrets gegeben haben; darüber wird ebenfalls noch nachzuden- ken sein. Unmut und Empörung hätten sich nur bei den Aitolern und den Athenern geregt. Hierfür werden auch die Gründe genannt. Im Falle der Aitoler, die sich wenige Jahre zuvor die wichtige akarnanische Hafenstadt Oiniadai angeeignet hatten, lag wohl auch schon eine Drohung Alexanders

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