P. P. Meinen umfangreichen V erlag auf dem Gebiete der Mathematischen, der Technischen und Naturwissenschaften nach allen Richtungen hin weiter auszubauen, ist mein stetes durch das Vertrauen und Wohlwollen zahlreicher hervorragender Vertreter obiger Gebiete von Erfolg begleitetes Bemühen, wie mein Verlagskatalog zeigt, und ich hoffe, daß bei gleicher Unterstützung seitens der Gelehrten und Schulmänner des In- und Auslandes auch meine weiteren Unternehmungen Lehrenden und Lernenden in Wissen Sl:haft und Schule jederzeit förderlich sein werden. Verlagsanerbieten ge diegener Arbeiten auf einschlägigem Gebiete werden mir deshalb, wenn auch schon gleiche oder ähnliche Werke über denselben Gegenstand in meinem Verlage erschienen sind, stets sehr willkommen sein. Unter meinen zahlreichen Unternehmungen mache ich ganz besonders auf die von den Akademien der Wissenschaften zu Göttingen, Leipzig, München und Wien heransgegebene Encyklopädie der Mathematischen Wissenschaften aufmerksam, die in 7 Bänden die Arithmetik und Algebra, die Analysis,. die Geometrie, die Mechanik, die Physik, die Geodäsie und Geophysik und die Astronomie liehandelt und in einem Schlußband historische, philosophische und didaktische Fragen besprechen wird. Eine französische Ausgabe, von französischen Mathematikern besorgt, hat zu erscheinen begonnen. Weitester Verbreitung erfreuen sich die mathematischen und natur wissenschaftlichen Zeitschriften meines Verlags, als da sind: Die Mathe matischen Annalen, die Bibliotheca Mathematica (Zeitschrift für Ge schichte der Mathematischen Wissenschaften), das Archiv der Mathematik und Physik, der .Jahresbericht der Deutschen Mathematiker-Vereini gung, die Zeitschrift für Mathematik und Physik (Organ für augewandte Mathematik), die Zeitschrift für mathematischen und natur wissenschaftlichen Unterricht, die Mathematisch-naturwissenschaft lichen Blätter, ferner Natur und Schule (Zeitschrift für den gesamten natur kundlichen Unterricht aller Schulen), die Geographische Zeitschrift u. a. Seit 1868 veröffentliche ich: "Mitteilungen der Verlagsbuchhandlung B. G. Teubner". Diese jährlich zweimal erscheinenden "Mitteilungen", die unentgeltlich in 30 000 Exemplaren sowohl im In- als auch im Auslande von mir verbreitet werden, sollen das Publikum, das meinem Verlage Aufmerksamkeit schenkt, von den erschienenen, unter der Presse befindlichen und von den vorbereiteten Unternehmungen des Teubnerschen Verlags in Kenntnis setzen und sind ebenso wie das bis auf die Jüngstzeit fortgeführte Ausführliche Verzeichnis des Verlags von B. G. Teubner auf dem Gebiete der Mathematik, der Technischen und Naturwissenschaften nebst Grenzgebieten, 100. Ausgabe [XLVIII u. 272 S. gr. 8], in allen Buch handlungen unentgeltlich zu haben, werden auf Wunsch aber auch unter Kreuzband von mir unmittelbar an die BestAller übersandt. Lt1IPZIG, Poststraße 3. B. G. Teubner. MATHEMATISCHE VORLESUNGEN AN DER UNIVERSITÄT GÖTIINGEN:II DIOPHANTISCHE APPROXIMATIONEN EINE EINFÜHRUNG IN DIE ZAHLENTHEORIE V0::\1 HERMANN MINKOWSKI 0 PROF.I!E:SOR A D. UNIY:ERSITA'l' (JÜT'riNGEN MIT 82 IN DEN TEXT GEDIWCKTEN FIGUREN SPRINGERFACHMEDIEN WIESBADEN GMBH 1907 ISBN 978-3-663-15483-9 ISBN 978-3-663-16055-7 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-16055-7 SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER IST EDITION 1907 ALI,E RBCHTE, EINSCHJ,JESSLICH DES ÜBER8ETZUNGSRECHTS, VORBEHALTEN. HERRN HEINRICH WEBER I'HOFERSOH Z"C STRASSBCHG BI ELSAHH IN HERZLICHER VEHEHHUNG GEWIDMET \,_onvort. Der Urquell aller Mathematik sind die ganzen Zahlen. Dies verstehe ich nicht bloß in dem althergebrachten Sinne, daß auch der Begriff des Kontinuums sich aus der Betrachtung diskreter Mengen ableitet. Vielmehr denke ich bei diesen \V orten an Ergehnisse neueren Datums. Die Beherrschung der Exponentialfunktion YOn der Kreis teilung aus, die Erfassung der elliptischen Funktionen mittels der Modulargleichungen lassen znversichtlich glauben, daß die tiefsten Zu sammenhiinge in der Analysis arithmetischer Natur sind. Diese Zu versicht hat heute schon Erfolge gezeitigt. ~ichtsdestoweniger sind die Theorien, die eines '.L'ages solche Ahnungen in Gewißheit um wandeln sollen, noch weit daYon entfernt, Gerneingut zu sein. Außer halb eines engen Kreises deutscher Mathematiker ist die Zahlentheorie in den letzten Dezennien wenig gepflegt, wenig gefördert worden. ~Wie mag es zugehen, daß so Viele von den eigenartigen, durch die Zahlentheorie ausgeliisten Stimmungen kaum einen Haut.:h ver spüren? Die Schiipfungen eines Gauß und anderer Großen sind zu erhaben. Für diejenigen, rlie nicht nur erbaut, auch ergötzt sein mögen, liegen zu wenig leicht einschmeichelnde Melodien in dieser gewaltigen Musik. Vielleicht ließen sich da Anhänger für die reinen Lehren der Arithmetik eher nach der Methode der ~alutisten werben. Von solchen Erwiigungen her kam ich zu einer Art Metamor phose des klassischen Lehrgangs der Zahlentheorie. In einer durchaus elementar gehaltenen kleineren Vorlesung, die ich im ~Wintersemester Hlü3;-± hielt, rückte ich geometrische und analytische Prohlemstellungrn in den Vordergruml und drang rlahei doch ziemlich weit in die Theorie der algebraischen Zahlkiirper ein. Es \Yar von vornherein meine Ab sicht gewesen, die V orlesnng, die auch vieles neue hraehte, zu Yer öffentlichen. Die Publikation zog sich 1ngen anderer Arbeiten hinaus. Herr Dr. A. Axer, einer meiner damaligen Zuhörer, hat seinerzeit mit großer Sorgfalt die Vorlesung ansgearbeitet und noch ein letztes Kapitel nach Aufzeichnungen in einem Mannskript von mir angefügt. Für seine wertvolle und h·eue ~Iitarbeit hin ieh ihm zu großem Danke Yerpflich tet. Inhaltsverzeichnis. Erstes Kapitel. Anwendungen eines elementaren Prinzips. ~ 1. Begriff der näehsten ganzen Zahl. . . . . . . . . 1 § 2. Anniiherung an eine beliebige reelle Größe . . . 2 § 3. Anwendung auf linenre Diophantische Gleichungen 3 § 4. Zirkulare Anordnung von Intervallen . . 4 § r). Angeniiberte Dar;tellung zweier Größen . li \i G. Satz über drei ternäre lineare Formen . 9 \i 7. Das Minimum eines Formensystems. . . 10 \i 8. Variation und Transformation linearer }'orruen 12 ~ \l. Ausführung besonderer Variationen . . . . . . 16 § 10. G-renzf;ille des Satzes über drei ternlire lineare Formen 18 Zweites Kapitel. Zahlengitter in zwei Dimensionen. ~ 1. Geometrisehe Darstellung des Zahlm1gith•rs ~0 § 2. Ratz über zwei binäre lineare Formen ~o ~ 3. Strenge Begründung der oberen Grenze fiir das Minimum :!3 ~ 4. Grenzfälle des Satzes über zwei binlire lineare Formen 24 ~ 5. Allgemeiner Satz über konvexe Figuren mit l\Iittelpunkt 28 ~ H. Das Produkt zweier binärer linearer }'ormen 31 § 7. Verteilung der Uitterpnnkte in einem Parallelogramm vom Inhalt 4. 32 \; 8. Eigenschaften der Lösungen von i ~1), <}. 36 ~ 9. Die Kette der primitiven Lösungen. 39 \i 10. Ketten mit Ende 40 ~ 11. Kichthomogene zerlegbare (1 uadratische Ausdriieke. 42 \i 12. Paare primitiver Lösungen. 4li ~ 1:>. Potenzsummen 47 ~ 14. Der .Maximalwert fiir das :\Iinimum von I~ P+ 11 P ill Drittes Kapitel. Zahlengitter in drei Dimensionen. 1. Definition des Z:ablengitters in drei Dimensionen. 59 2. Theorem über konvexe Körper mit Mittelpunkt 60 3. Urenzflille des letzteren Theorems . . . . . . . . . !\1 4. Chamkter der OberlEiche bei einem maximalen Jll/2-Körper 63 5. Die Anzahl der ~eitenfUtchen eines maximalen JI-Körpers (j[) li. Die Anzahl der Gitterpunkte auf einem M-Körpcr . 66 7. Parallelepipede . . . 67 H. Elliptische Zylinder . . . . . . . . 7ö Inhaltsverzeichnis. YII Seite § 9. Oktaeder . . . . . . . . . . ..... . 77 § 10. Doppelkegel . . . . . . . . . . . . . . 81 § 11. Dichteste Lagerung kongruenter homologer Körper 8:.! § 12. Analytischer Charakter der konvexen Körper . Si § 13. Relative Dichte zweier Gitter . . . . . . . . 87 § 14. Adaption eines Zahlengitters in bezug auf eiu enthaltenes Gitter \JO § 15. Dreifache Stufen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . \!5 § 16. Gitteroktaeder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 § 17. Analytische Formulierung der Bedingungen für eine dichtt'ste gitter- förmige Lagerung kongruenter Körper im Raume 101 § 18. Dichteste Lagerung von Kugeln . . . . 105 § 19. Arithmetische Folgerungen . . . . . . 111 § 20. Anwendungen auf die Äf!uivalenztheorie der ternären f!uaclratisehen Formen . . . . . . . 113 Viertes Kapitel. Zur Theorie der algebraischen Zahlen. s 1. Begriff der ganzen Zahl . . 118 § 2. Der kubische Körper 121 § 3. Diskriminante des Körper>. 125 § 4. Eine Eigenschaft der Diskriminanten von Zahlkörpern 127 s 5. Endlichkeit der Anzahl der zu gegebener Diskriminante gehörigen Körper ........ . 130 § 6. Einheiten. . . . . . . ... . 133 § 7. Einheitswurzeln in einem Zahlkörper 13i § 8. Existenz der von Einheitswurzeln verschiedenen B~inheiten in einem Körper ............... . 136 § fl. Zusammenhang zwischen den Einheiten eines Körpers 142 Fünftes Kapitel. Zur Theorie der Ideale. § 1. Teilbarkeit der ganzen 7.ahlen. li9 § 2. Ideale. 153 s& 3. Basis eines Ideals 156 § 4. Norm eines Ideals 158 § i). Äquivalente Ideale. Idealklassen 160 § lL Endlichkeit der Anzahl der Idealklassen 162 § 7. Beispiel. 16i § ~. ::\Iultiplikation von Idealen 167 § \!. Reziproke Idealklassen . 171 ,., § 10. Teilbarkeit von Idealen. 1-" § 11. Zerlcgung von Idealen in Primideale 17G § 12. Eindeutigkeit der Zerlegung von Idealen in Primideale 178 § 13. l~estensystem nach einem Ideal . 17\J § 14. Sätze über Normen von Idealen . 181 Sechstes Kapitel. Annäherung komplexer Größen durch Zahlen des Körpers der dritten oder der vierten Einheitswurzeln. s 1. Zahlengitter in vier Dimen~ionen und konvexe Körper in demselben. 18ll § 2. Einführung des Imaginliren . . . . . . . . . . . 188 nn Inhaltsverzeichnis. Seite '~ 3. Gitterpunkte auf einem JI-Körper . . . . . . . . . . . 18\:1 :;;; J. Genaue Ermittlung der zulässigen Werte von ]<) im Falle de~ Zahl- körpers K(i). Charakter vierfacher ~?VI -Körper. . . . 192 ~ 5. Satz über zwei bin}\re lineare Formen mit komplexen Variabeln für den Zahlkörper K(i) . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 ~ ß. Genaue Beotimmung des l\Iinimums von zwei binären linearen For- men im Falle von K(i') . . . . . . . . . . . . . . . . 20:J ~ 7. Endgültige Formulierung des Satzes über zwei binf\re lineare Formen für K(i) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21ß s 8. Bestimmung der zuHL,.;sigen ·werte von E im Falle von K (j). Charakter vierfacher 11[-Körper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219 s 9. Satz über zwei binllre lineare Formen mit komplexen Variabeln für K(j) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22ß ~ 10. Genaue Bestimmung des .Minimums von zwei bin}\ren linearen For- men im Falle von K(j) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227 § 11. Endgültige Formulierung des Satzes über zwei bin1lre lineare Formen für ]( l,j\ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2:l2 Erstes Kapitel. Anwendungen eines elementaren Prinzips. Die Betrachtungen dieses Kapitels werden sich auf ein einfaches Prinzip stützen, von welchem Dirichlet seinerzeit mehrere tief liegende .Anwendungen gemacht hat; dasselbe lautet: + lVenn n 1 Dinge auf' n Fächer irgendn·ie verteilt zcerden, so muß es darunter mindestens ein J?ach geben, tcelches mehr als ein Ding anf'nimmt. § 1. Begriff der nächsten ganzen Zahl. vVir stellen uns das System der ganzen rationalen Zahlen in der üblichen Weise durch eine Skala äquidistanter Punkte auf emer un begrenzten Geraden dar (Fig. 1) und wollen festsetzen, daß zu jedem der entstandenen Intervalle YOn der absoluten Länge 1 a -1 0 I etwa bloß der linke End- }'ig. 1. punkt gerechnet werde; dann wird jeder Punkt der Geraden in ein bestimmtes Intervall hinein versetzt, so daß sich zu jeder beliebig vorgegebenen reellen Größe a + zwei aufeinanderfolgende ganze Zahlen x und x 1 derart eindeutig 0 0 angeben lassen, daß "? < + < x0 a x0 1 oder 0 :'-:;_ a - J'0 1 (1) wird. Die Zahl x. die nac/1 linl,os niicltsfc Zahl ron a. heißt die yriißte ganze Zahl in n nnd wird nach Gauß mit [u] bezeichnet. Zählt man dagegen zu jedem Intervalle dessen rechten Endpunkt und den linken nicht, so gehören eindeutig zu jedem beliebigen a zwe1 ganze Zahlen x1 - 1 und x1, derart, daß (2) ist; x ist dann die nach rcclds 11iid1ste yanzc Zahl ron n. 1 x0 und J'1 sind offenbar die Endpunkte chws Intenalles, den Fall ausgenommen, wo a eine ganze Zahl ist und sonach J'0 und .1'1 in 11 zusammenfallen. Jli11kuwski, di(Jphant. Appr(IXimah(Hl('Jl