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Digitalisierung der Arbeitswelt: Zur Neuordnung formaler und informeller Prozesse in Unternehmen PDF

253 Pages·2008·1.081 MB·German
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Christiane Funken · Ingo Schulz-Schaeffer (Hrsg.) Digitalisierung der Arbeitswelt Christiane Funken Ingo Schulz-Schaeffer (Hrsg.) Digitalisierung der Arbeitswelt Zur Neuordnung formaler und informeller Prozesse in Unternehmen Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. 1.Auflage 2008 Alle Rechte vorbehalten © VSVerlag für Sozialwissenschaften | GWVFachverlage GmbH,Wiesbaden 2008 Lektorat:Frank Engelhardt VS Verlag für Sozialwissenschaften ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.vs-verlag.de Das Werkeinschließlichallerseiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohneZustimmungdes Verlags unzulässig und strafbar.Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen,Übersetzungen,Mikroverfilmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen,Handelsnamen,Warenbezeichnungen usw.in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme,dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung:KünkelLopka Medienentwicklung,Heidelberg Druck und buchbinderische Verarbeitung:Krips b.v.,Meppel Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-531-15663-7 Inhaltsverzeichnis Christiane Funken, Ingo Schulz-Schaeffer Vorwort.................................................................................................................7 Einführung Ingo Schulz-Schaeffer, Christiane Funken Das Verhältnis von Formalisierung und Informalität betrieblicher Arbeits- und Kommunikationsprozesse und die Rolle der Informationstechnik..............11 Arbeit Frank Kleemann, Ingo Matuschek Informalisierung als Komplement der Informatisierung von Arbeit..................43 Daniela Ahrens Jenseits des Mythos vom „gläsernen Fahrer“: Die Rolle der Telematik im Transportprozess....................................................................69 Fritz Böhle, Annegret Bolte, Sabine Pfeiffer, Stephanie Porschen Kooperation und Kommunikation in dezentralen Organisationen – Wandel von formalem und informellem Handeln...........................................93 Kommunikation Michael Jäckel Ein Spiel zwischen Personen. Funktionen und Folgen der elektronischen Kommunikation in Unternehmen.....................................................................119 Michaela Goll Arbeitsbeziehungen und Beziehungsarbeiten: Zur Gestaltung arbeitsbezogener und informeller Nachrichten in Unternehmen......................143 6 Inhaltsverzeichnis Maria Funder Emotionen erwünscht? Emotionalität, Informalität und Geschlecht in wissensintensiven Unternehmen...................................................................165 Organisation Martin Heidenreich, Brigitte Kirch, Jannika Mattes Die organisatorische Einbettung von Informationstechnologien in einem globalen Entwicklungsprojekt............................................................193 Arnold Picot, Rahild Neuburger Arbeitsstrukturen in virtuellen Organisationen.................................................221 Edouard J. Simon , João Porto de Albuquerque, Arno Rolf Notwendige und vorläufige Formalisierungslücken in Organisationen...........239 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren.........................................................263 Vorwort Der vorliegende Band ist aus einer Tagung* hervorgegangen, die am 23.11.2006 in der Hauptstadtrepräsentanz der Bertelsmann AG in Berlin abgehalten wurde, und darf im buchstäblichen Sinne als ein gemeinsames Produkt der beiden Her- ausgeber betrachtet werden. Freilich konnten auch sie sich den Gesetzen der Arbeitsteilung nicht ganz entziehen und mussten der notorischen Überbelastung im Forschungsbetrieb Tribut zollen. So hat Christiane Funken die Fragestellung des Buches entworfen, die Tagung konzipiert und die überwiegende Zahl der Referenten und Autoren ausgewählt und zur Mitwirkung bewogen. Ingo Schulz- Schaeffer hat die überwiegende Betreuung der Autorinnen und Autoren bei der Überarbeitung der Manuskripte übernommen und den größten Teil der Einfüh- rung geschrieben. Die Leitidee der Tagung war es, das notwendige Gespräch zwischen Wis- senschaftlern und Praktikern über eines der brennenden Probleme der gegenwär- tigen Unternehmenskultur zu fördern, ja in mancher Hinsicht überhaupt erst in Gang zu setzen. Die Erfahrungsberichte der Vertreterinnen und Vertreter der Praxis, die an der Tagung teilnahmen, haben für das jetzt vorliegende Ergebnis wichtige Anstöße gegeben, und die rege Diskussion und der intensive Erfah- rungsaustausch mit ihnen ist in vielfacher Weise in diesen Sammelband einge- flossen. Ihnen sei an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich gedankt. Ausdrück- licher Dank gebührt auch den Autorinnen und Autoren, die sich bereitwillig der Herausforderung gestellt haben, die schwierige Frage nach dem Verhältnis von Formalisierung und Informalität unter den Bedingungen der Digitalisierung der Arbeitswelt konzeptionell auszuloten und nach empirisch tragfähigen Antwor- ten zu suchen. Berlin im Mai 2008 Christiane Funken Ingo Schulz-Schaeffer * Fachtagung „Digitalisierung der Arbeitswelt: Formale und informelle Prozesse in Unterneh- men“ der Sektion „Wissenschafts- und Technikforschung“ in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Digital Institut. Einführung Das Verhältnis von Formalisierung und Informalität betrieblicher Arbeits- und Kommunikationsprozesse und die Rolle der Informationstechnik Ingo Schulz-Schaeffer und Christiane Funken 1. Einleitung Informations- und Kommunikationstechniken sind seit gut zwanzig Jahren das wirkmächtigste Mittel der Formalisierung betrieblicher Arbeits- und Kommuni- kationsprozesse. Nicht nur lassen sich mit ihrer Hilfe viele der bereits zuvor formal strukturierten Abläufe umfassender formalisieren und durchgängiger verregeln. Sie ermöglichen darüber hinaus auch die formale Strukturierung von Prozessen, die den entsprechenden Bestrebungen bislang entzogen waren. Dies betrifft vor allem – aber nicht nur – bereichs-, abteilungs- und betriebsübergrei- fende Abläufe.1 Gleichzeitig gilt, dass Informations- und Kommunikationstech- niken – insbesondere die digitalen Kommunikationsmedien – neue Freiräume und neue Handlungsmöglichkeiten für informellen Austausch und informelle Arbeitskoordination eröffnen. Dieses Bild wird durch zwei weitere Befunde ergänzt: Formale Strukturen können durch informelle Praktiken des Umgangs mit ihnen ‚informalisiert’ wer- den. Informelle Praktiken wiederum können durch Einbettung in formale Struk- turen formalisiert werden. Es kommt nicht allein auf den (durch organisationale Entscheidungen vorgegebenen) Grad der formalen Zurichtung der betrieblichen Abläufe an. Ebenso kommt es auf die Handlungsregeln und Handlungspraktiken der Akteure an, die diese Abläufe in ihrem Handeln realisieren. Die formale Strukturierung eines betrieblichen Prozesses mit informationstechnischen Mit- teln bedarf der korrespondierenden formalen Nutzungsweise, um als formal ge- regelter Prozess Wirklichkeit zu werden. Und auch die informellen Freiräume, die durch digitale Kommunikationsmedien eröffnet werden, müssen natürlich in entsprechender Weise genutzt werden, soll eine neue Wirklichkeit des informel- len Austausches entstehen. Aber auch das ist noch nicht alles: Formal strukturierte Abläufe bedürfen in einem gewissen Umfang eines informellen Umgang mit ihnen, um in der be- trieblichen Wirklichkeit zu funktionieren, und zwar: um in der betrieblichen 1 Vgl. zu dieser Einschätzung auch die Beiträge in (Baukrowitz et al. 2006). 12 Ingo Schulz-Schaeffer, Christiane Funken Wirklichkeitals formale Abläufe zu funktionieren. Wenige betriebliche Abläufe sind derart umfassend planbar und vorstrukturierbar, dass auf die informellen Anpassungsleistungen der Mitarbeiter vollständig verzichtet werden kann. Und auch hier gilt in der umgekehrten Richtung wiederum das Entsprechende: Es bedarf eines gewissen Maßes der Formalisierung des Informellen, um informel- len Prozessen einen Platz in der betrieblichen Wirklichkeit zu sichern. Unter- schiedlich stark ausgeprägte Formen der Formalisierung des Informellen sind: die Einrichtung von Kontexten, in denen informeller Austausch explizit gefor- dert wird, die naturwüchsige Entstehung von Kontexten, in denen Informalität ausdrücklich als legitim gilt, von Kontexten, in denen sie stillschweigend gedul- det wird, oder auch solcher Kontexte, in denen informeller Austausch geflissent- lich übersehen wird. In den empirischen Ergebnissen der Beiträge, die in diesem Band versam- melt sind, finden sich alle der hier einleitend skizzierten Befunde in der einen oder anderen Weise wieder. Sie bestätigen damit, dass die Wirklichkeit betrieb- licher Organisationen durch ein komplexes Wechselverhältnis formaler und in- formeller Prozesse und Strukturen gekennzeichnet ist. Die Beiträge bestätigen auch, dass der betriebliche Einsatz von Informations- und Kommunikations- technik und die Art und Weise ihrer Nutzung für die jeweilige Ausprägung des Verhältnisses formaler und informeller Zusammenhänge von entscheidender Bedeutung ist. Dieser Frage gilt das Interesse der vorliegenden Publikation. Die Aufgabe unserer Einleitung ist es, die Befunde der einzelnen Beiträge in systematischer Form zusammenzufassen und die Überlegungen ihrer Autorin- nen und Autoren auf diese Weise wechselseitig aufeinander zu beziehen. In den Abschnitten 3 und 4 präsentieren wir Befunde zur Nutzung von Informations- technik als Instrument der Formalisierung betrieblicher Abläufe. In den Ab- schnitten 5 und 6 geht es um Informationstechnik in ihrer Verwendung als Me- dium betrieblicher Kommunikation. Wir beginnen mit im Abschnitt 2 einer Klä- rung der zentralen Begriffe. 2. Formalisierung, Informatisierung, Digitalisierung, Informalität Frank Kleemann und Ingo Matuschek (i.d.B.: 43) definieren Formalisierung als „Festschreibung von zielgerichteten Abläufen in Form einheitlicher, wiederhol- barer und personenunabhängiger Verfahrensschritte“. Martin Heidenreich, Bri- gitte Kirch und Jannika Mattes (i.d.B.: 197) heben hervor, dass Formalisierung eine „durch die Standardisierung organisatorischer Prozesse und Regeln“ reali- sierte Form der „Vorstrukturierung betrieblicher Abläufe“ ist. Edouard J. Si- mon, João Porto de Albuquerque und Arno Rolf (i.d.B.: 252) schlagen vor, von Das Verhältnis von Formalisierung und Informalität 13 Formalisierung zu sprechen, wenn „Verhaltensweisen (…) explizit definiert und im sozialen Geschehen eingefordert werden“. In diesen und den anderen Beiträ- gen des vorliegenden Bandes wie in der Literatur insgesamt finden wir ein recht einheitliches Verständnis des Begriffs: Formalisierung betrieblicher Abläufe bezeichnet demnach die Fixierung expliziter und einforderbarer Verhaltens- und Ablaufregeln, welche die Erledigung typischerweise zu erwartender Aufgaben vorstrukturieren, indem sie die dafür erforderlichen Aktivitäten und Abläufe in standardisierter Form vorschreiben. In einem weiten Sinne des Begriffs, so Fritz Böhle, Annegret Bolte, Sabine Pfeiffer und Stephanie Porschen (i.d.B.: 106f.) und Kleemann und Matuschek (i.d.B.: 44, mit weiteren Literaturverweisen), geht die Informatisierung der Ar- beit der Einführung von Informations- und Kommunikationstechnologien lange voraus: „[S]eit Waren arbeitsteilig hergestellt werden findet sich das Bestreben, dem stofflichen Prozess der eigentlichen Warenherstellung und -distribution ein zahlenmäßiges Abbild zur Seite zu stellen. Nachweislich spätestens seit der An- tike zählt und berechnet, misst und vergleicht, plant und steuert der Mensch, was er produziert. Mit Zahlen sollte und soll der Produktionsprozess plan- und berechenbar gemacht werden.“ (Böhle et al.: 106f.). In einem engeren Sinne versteht man unter Informatisierung der Arbeit „die Einführung und allgemeine Verbreitung des Computers als Arbeitsmittel und als Organisationstechnologie“ (Kleemann/Matuschek, i.d.B.: 44). Bereits Informatisierung im weiten Sinne des Begriffs bezeichnet einen „Prozess der Rationalisierung von Arbeit“ (Kleemann/Matuschek, i.d.B.: 44), und zwar einen Rationalisierungsprozess, der – insofern er auf expliziter Pla- nung und Berechenbarkeit beruht – eine Formalisierung von Arbeitstätigkeiten und -zusammenhängen voraussetzt. Beides gilt für die computerbasierte Infor- matisierung der Arbeit umso mehr: „Der zunehmende Einsatz von Informations- technologien trägt dazu bei, Arbeit zu standardisieren und zugleich einzelne Arbeitshandlungen prozessorientiert zu integrieren. (…). Häufig wird in diesem Zusammenhang von einer durchgehenden Formalisierung von Arbeitsprozessen gesprochen. Dem ist insofern zuzustimmen, als die Informatisierung ermöglicht bzw. erzwingt, sowohl die Einzelarbeit der Subjekte als auch organisationale Arbeitsabläufe (einschließlich überbetrieblicher Produktionsnetzwerke) in aller Regel entlang dem eigentlichen Arbeitsprozess häufig äußerlicher Parameter zu strukturieren. (…) Arbeit wird in formalisierbare, logisch-mathematische Grö- ßen aufgespaltet und im Produktionsprozess neu zusammengesetzt.“ (ebd.: 45) Computertechnische Informatisierung stellt dementsprechend eine Form der formalen Vorstrukturierung betrieblicher Abläufe dar, welche die Formalisie- rung ergänzt, erweitert und überbietet, die sich mittels explizit fixierter Verhal- tens- und Ablaufregeln betrieblichen Arbeitshandelns erreichen lässt. Denn die

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