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Die Zeit-Arche PDF

48 Pages·2010·0.22 MB·German
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Terra Astra 331 Die Zeit-Arche von PETER TERRID Die Abenteuer der Time-Squad 5. Roman Die Hauptpersonen des Romans: Demeter Carol Washington und Don Slayter — Chefs der Time-Squad Tovar Bistarc, Anastasius Immekeppel alias Inky und Corve Munther — Die drei Zeitagenten reisen 80 000 Jahre in die Zukunft. 1. Einem alten Sprichwort zufolge war keine Höllenfurie so schlimm wie ein verschmähtes Weib. Wenn an dieser Weisheit auch nur ein Wort stimmte, dann begriff ich nicht, warum D. C. , unsere allseits verehrte Chefin, kein größeres Vergnügen kannte, als die Männer, die sie keineswegs verschmähten, so schnell wie möglich umzubringen. Nach unserem haarsträubenden Abenteuer auf Atlantis hatte sie uns ganze zehn Tage Ruhe gegönnt. Zum ersten Mal, seit ich für die Time-Squad arbeitete, war dieses Wort Ruhe sogar einigermaßen zutreffend. Ausnahmsweise brauchten wir uns nur morgens zu schinden; der Nachmittag war tatsächlich frei - allerdings benötigten wir diese Stunden dringend, um unsere Kräfte wieder zu sammeln und einigermaßen zu Luft zu kommen. Demeter Carol Washington, im Dienstgebrauch kurz D. C genannt, schien der Meinung zu sein, unser Aufenthalt auf Atlantis habe uns verweichlichen lassen. Dementsprechend sah unser morgendliches Trainingsprogramm aus. Zudem vertrat D. C. die Meinung, daß unsere Arbeit im Dienste der gesamten Menschheit entschieden wichtiger sei als geregelte Essenszeiten. Die Besprechung des nächsten Einsatzes des Time-Intelligence-Corps (TIC) hatte sie dann auch prompt auf die Mittagsstunden des zehnten Tages gelegt. Ich stand unter den Warmluftdüsen und wartete darauf, daß meine dunklen Haare trockneten. In der Nachbarkabine war mein Partner Inky - bürgerlich Anastasius Immekeppel - mit der gleichen Arbeit beschäftigt. „Was mag D. C. jetzt mit uns vorhaben?“ hörte ich ihn fragen. „Ich weiß es nicht“, gab ich zurück. „Mir schwant nur eines - es wird wieder mörderisch werden!“ Es war ein Kreuz mit unserer Arbeit. Bereits die ersten Unternehmungen, die ich für die Time-Squad durchgestanden hatte, waren hochgefährlich gewesen. Jedesmal waren wir nur knapp dem sicheren Tod entronnen. Auf die Idee, uns deswegen ein wenig zu schonen, kam D. C. natürlich nicht, im Gegenteil. Je schwieriger und risikoträchtiger ein Unternehmen der Time-Squad war, desto eher konnten wir damit rechnen, zu einem solchen Himmelfahrtskommando eingeteilt zu werden. Fast schien es, als suche D. C. auf diese Weise eine legale Möglichkeit, uns unter die Erde zu befördern. Haut und Haare waren trocken. Ich schlüpfte in die leichte zweiteilige Kombination, Unter­ und Oberbekleidung in einem Stück. Sie saß wie eine zweite Haut. Als ich mich im Spiegel betrachtete, war ich mit mir zufrieden. Ich war durchtrainiert und in körperlicher Höchstform, ich konnte kein Gramm überschüssigen Fettes an mir entdecken. „Alter Narziß“, sagte Inky grinsend, als er mich sah. Er war in den Schultern etwas schmaler als ich, aber wehe dem, der sich von diesem Eindruck täuschen ließ. Inky war schon in seiner Zeit er war 1920 geboren, also mehr als vier Jahrhunderte älter als ich - ein formidabler Kämpfer gewesen. In den Trainingslagern der Time-Squad hatte er nur noch die modernen Kampfsportarten erlernen und seine Kondition verbessern müssen. Als ich ihn kennenlernte - damals, im Zeit-Camp im Amazonasdschungel -, hatte er bereits fünf Jahre nahezu ununterbrochenen Kampfes hinter sich, und diese Jahre hatten ihn geprägt. Was Inky auszeichnete, war ein unerschütterlicher Lebenswille, unbegrenzter Optimismus in üblen und entnervender Pessimismus in guten Lagen, dazu ein bissiger Humor, der seine Quelle aus der Einsicht bezog, daß letztlich doch alles menschliche Treiben eitler Wahn war. Nebeneinander trabten wir durch die Gänge der Time-Squad-Zentrale. Einen Gesamtplan dieser unterirdischen Anlage hatte ich nie gesehen, doch ich wußte, daß man sich in diesem Labyrinth prächtig verlaufen konnte. Wir befanden uns unter dem Boden eines Talkessels im Herzen der Rocky Mountains. Hier wurden die Vorbereitungen für die Einsätze getroffen, mit denen wir uns eines scheinbar übermächtigen Gegners zu erwehren suchten. Die Entdeckung, daß eine geheimnisvolle Macht gegen die Time-Squad angetreten war, war noch nicht einmal ein halbes Jahr alt. In dieser Zeit hatten wir ununterbrochen ein Unternehmen nach dem anderen gestartet, denn - so seltsam es klang - die Zeit brannte uns auf den Nägeln. Irgend jemand hatte schon mehrmals versucht, die Geschichte der Menschheit in seinem Sinn zu ändern. Welches Ziel diese fremde Macht anstrebte, wußten wir nicht - wohl aber, daß ihre Arbeit das Schicksal der gesamten Menschheit beeinflussen würde, wenn wir dieser Macht nicht mit allen verfügbaren Mitteln entgegentraten. Es waren erst zehn Tage vergangen, seit wir den ersten Vertreter dieser Macht zur Strecke gebracht hatten. Auf erschreckende, geheimnisvolle Weise war der Gestaltwandler Valcarcel gestorben, den wir seiner unheimlichen Fähigkeiten wegen den Zeit-Zauberer genannt hatten. Er allein hatte uns mehr als einmal vor schier unlösbare Aufgaben gestellt, und dennoch gab mir sein Tod keine Beruhigung. Mir schwante, daß sein Tod nicht nur ein neues, ungeheuerliches Täuschungsmanöver war, sondern daß wir mit Valcarcel - wenn überhaupt ­ nur einen von mehreren Gegnern ausgeschaltet hatten. Allein die Vermutung, daß Valcarcel in der Organisation des Gegners nur ein kleines Licht darstellte, genügte, um die Zukunft in schwärzesten Farben malen zu können. Wir erreichten die Amtsräume der Chefin der Time-Squad. Washington, D. C. stand auf dem Schild an der Tür. D. C. S Vater schien ein Mann mit absonderlichem Humor gewesen zu sein. Wie nicht anders zu erwarten, wurde uns von William Smith geöffnet. Der Bursche mit den Geheimratsecken in der Bürstenfrisur hatte uns nicht das geringste getan, dennoch konnten Inky und ich ihn nicht ausstehen. „Gehen Sie gleich durch“, brummte er. „Die Chefin erwartet Sie!“ Demeter Carol Washington hatte es sich in ihrem breiten Sessel bequem gemacht. Sie trug enge, ziemlich verwaschene Jeans, darüber ein weitgeschnittenes kariertes Cowboyhemd und ein gelbseidenes Halstuch. Das Tuch paßte in der Farbe nicht sehr gut zu ihrem roten Lockenkopf und den blaugrünen Augen, aber über derlei Kleinigkeiten sah ich gern hinweg. Sie blickte kaum auf, als wir den Raum betraten. Offiziell waren Inky und ich dem Time-Squad in San Francisco unterstellt. Daß es das TIC gab, wußten nur wenige Eingeweihte, darunter der Chef unserer Organisation in San Francisco - Don Slayter. D. C. s vierter Gast war ein Junge, ich schätzte ihn auf knapp siebzehn Jahre. Er war schlank und von mittlerer Größe. Seine Augen waren hellblau, die Haare hellblond - eine Kombination wie im Märchen. Dazu machte er das passende Sonnenscheingesicht, er strahlte uns an. „Ich darf vorstellen“, sagte D. C. halblaut. „Tovar Bistarc, Anastasius Immekeppel, kurz Inky genannt -Corve Munther.“ Ich schüttelte dem Jugendlichen die Hand. „Sie werden in der nächsten Zeit zusammenarbeiten“, gab D. C. bekannt. Inky und ich sahen uns an. Was hatte D. C. vor? Was sollten wir mit dem Knaben anfangen, der bei der ersten kritischen Situation wahrscheinlich lauthals nach seinen Eltern schrie? „Setzen Sie sich“, befahl D. C. Auf dem Schreibtisch vor ihr stand für jeden eine Tasse Tee. Anhand des rauchigen Aromas hatte ich meine Tasse und meinen Platz rasch gefunden. Zufrieden setzte ich mich. Daß D. C. sich der Tatsache erinnerte, daß ich chinesische Rauchtees bevorzugte, freute mich. „Hm!“ machte Inky nach einem Probeschluck genießerisch. „Assam! Woher kennen Sie meine Lieblinessorte, Chefin?“ Falls er mit einer Liebenswürdigkeit gerechnet hatte, wurde er ebenso enttäuscht, wie ich Sekunden zuvor. „Wir haben ein Archiv“, stellte D. C. trocken fest. „Zur Sache!“ Wir setzten uns aufrecht hin. D. C. hatte die Angewohnheit, kein Wort zuviel zu sagen. Wer nicht mitbekam, was sie sagte, hatte zuzusehen, wie er sich zurechtfand. „In einem Punkt sind wir uns hoffentlich einig - mit dem Tod von Valcarcel ist die Angelegenheit noch lange nicht beendigt. Selbst ein Wesen, das über so beeindruckende Fähigkeiten wie der Zeit-Zauberer verfügt, ist nicht in der Lage, allein eine Organisation aufzubauen, wie wir sie in Bruchstücken bereits kennengelernt haben. Wir müssen also jederzeit mit neuen Maßnahmen des Gegners rechnen. Je mehr Zeit vergeht, um so größer wird die Gefahr, daß der Gegner zu einem Schlag ansetzt, den wir nicht bereits im Ansatz auffangen können. Ich habe mich daher entschlossen, für die Time-Squad eine sichere Fluchtburg zu finden. Unsere Aufgabe wird darin bestehen, einen Stützpunkt zu bauen, der für den Gegner langfristig unauffindbar ist. Dort werden wir eine Reserveabteilung der Time- Squad unterbringen. Sie wird dort stationiert bleiben und sich zurückhalten, bis wir hier nicht mehr in der Lage sind, uns gegen den Feind zur Wehr zu setzen.“ „Ein Trumpf im Ärmel“, faßte Inky zusammen. „Richtig“, bestätigte D. C. „Das Unternehmen Zeit-Arche ist die größte Operation, die wir bisher in die Wege geleitet haben. Angesichts der Wichtigkeit dieses Unternehmens habe ich entschieden, daß Sie beide die Führung übernehmen sollen.“ Dabei sah sie Inky und mich an, allerdings wollte mir der Anflug von Mitleid in diesem Blick überhaupt nicht gefallen. „Wo soll der Stützpunkt angelegt werden?“ erkundigte ich mich. „Auf der Erde?“ Kopf schütteln, von einem Lächeln begleitet. „Mond?“ Immer noch Kopfschütteln. Ich stand vor einem Rätsel. Vorsichtig erkundigte ich mich: „Außerhalb des Sonnensystems?“ D. C. s Lächeln wurde noch geheimnisvoller. „Ungefähr“, verriet sie. „Wie gut sind Sie in Astronomie bewandert?“ „Leidlich“, räumte ich ein. „Aber wieso... ?“ „Dann wissen Sie vielleicht, daß sich nicht nur die Erde um die Sonne bewegt. Das gesamte Sonnensystem dreht sich, sehr langsam zwar, aber stetig, um das Zentrum unserer Milchstraße, außerdem bewegen sich die einzelnen Galaxien noch relativ zueinander. Wir haben nun errechnet, daß in der Zukunft ein Sonnensystem genau an dieser Stelle des Kosmos sein wird, wo sich heute das Solare System befindet. Wir müssen bei dieser Überlegung allerdings von einem Koordinatensystem ausgehen, das keinerlei Veränderungen unterworfen ist, eine ziemlich komplizierte Angelegenheit, kann ich Ihnen versichern. Aber unsere Mitarbeiter haben das Problem gelöst. Wir haben weiter hinreichende Beweise, daß dieses Sonnensystem über Planeten verfügt. Wenn möglich, wollen wir auf einem dieser Planeten einen Stützpunkt anlegen!“ Sie schwieg. Wir hatten alle Mühe, diese Eröffnung zu verdauen. Ein Stützpunkt der Time- Squad auf einer fremden Welt? „Wie weit müssen wir dazu in die Zukunft vordringen?“ wollte ich wissen. „Schätzungen sprechen von achtzigtausend Jahren“, antwortete D. C. freundlich. Ich hatte ein Gefühl, als stellten sich meine Nackenhaare auf. 80 000 Jahre in die Zukunft reisen, das war ungeheuerlich. „Und wie kommen wir zurück?“ fragte Inky freundlich. „Oder ist an eine Rückkehr gar nicht gedacht worden?“ D. C. s Lächeln wirkte auf mich nicht sehr beruhigend. „Wir werden genauso vorgehen, wie wir es im Fall Atlantis getan haben. Allerdings...“ D. C. biß sich leicht auf die Unterlippe. Ich übernahm es, Inky aufzuklären. Was D. C. zu sagen hatte, lag auf der Hand. „Der Plan geht davon aus, daß das Rettungsverfahren funktioniert“, sagte ich grimmig. „Schlägt das fehl, müßte die Time-Squad einen kompletten Fusionsreaktor in die Zukunft schicken. Das ist Punkt eins. Punkt zwei besteht in der Gefahr, daß der Gegner die Menschheit förmlich übernimmt. Daraus ergibt sich zwangsläufig, daß das Geheimnis dieses noch zu bauenden Stützpunkts nur einem sehr kleinen Personenkreis zugänglich gemacht werden darf. Die Gelder, die im Zweifelsfalle zum Bau eines Reaktors gebraucht werden, bekommt die Time-Squad aber nur, wenn sie der Regierung plausibel erklären kann, wofür diese Beträge verwendet werden sollen. Damit wäre erstens das Geheimnis des Stützpunkts gelüftet. Zum anderen aber bestehen berechtigte Zweifel, ob die Regierung einen Reaktor im Wert von einigen Milliarden Soldor bauen wird, nur um uns zu retten. So viel sind wir vermutlich nicht wert.“ „Also ein Himmelfahrtskommando?“ meinte Inky. D. C. zuckte mit den Schultern. „Wir haben, fürchte ich, keine andere Wahl“, sagte sie ruhig. „Sie können natürlich ablehnen... !“ Sie brauchte nicht weiterzusprechen. Uns war längst klargeworden, daß dieser Geheimstützpunkt die Notbremse darstellte, auf die wir in keinem Fall verzichten durften, wenn wir die Menschheit vor der Versklavung retten wollten. „Opfer müssen gebracht werden, Agnes“, murmelte Inky betroffen. „Agnes?“ wunderte sich Slayter. „Das waren die letzten Worte von Otto Lilienthal“, erklärte Inky düster. „Er starb nach einem Unfall mit seinem Gleitflugzeug, einem der ersten der Welt. Agnes war seine Frau.“ Ich warf einen besorgten Blick auf den Jungen mit dem blonden Haarschopf. Was für eine Aufgabe hatte D. C. ihm zugedacht? Es wollte mir gar nicht gefallen, daß die Time-Squad zu einem solchen Selbstmordunternehmen einen Jugendlichen abkommandierte. D. C. sah meinen Blick und lächelte verhalten. „Sie urteilen vorschnell, Tovar“, sagte sie ruhig. „Corve Munther ist erheblich älter, als er aussieht. Er ist durchaus kein Grünschnabel. Falls es Sie interessiert - er ist vor einigen Tagen erst vom Jupiter zurückgekommen. Munther gehörte zu dem Team, das als erstes eine Landung auf dem Planeten zuwege brachte!“ Mein Mißtrauen verwandelte sich schlagartig in Respekt. Wenn D. C. s Aussage stimmte, und daran zweifelte ich keinen Augenblick, war dieser Milchbart einer der berüchtigsten Teufelskerle, die das Sonnensystem kannte. „Munther wird die Zeit-Arche fliegen“, klärte uns D. C. auf. „Sind Sie bereit?“ „Jetzt schon?“ fragte Inky entgeistert. „Hat das nicht noch ein wenig Zeit?“ „So seltsam es sich anhören mag“, gab Don Slayter zu bedenken, „aber gerade die Time- Squad hat überhaupt keine Zeit. Wir müssen handeln, bevor der Gegner uns die Möglichkeit dazu nimmt. Vergessen Sie nicht, daß wir versuchen, unsere Re- • alzeit zu retten. Die Time- Squad wurde als Polizeitruppe gegründet, von einem unerbittlichen Abwehrkampf gegen einen geheimnisvollen Gegner war bei ihrer Gründung nie die Rede!“ „Dann haben wir wohl keine andere Wahl“, murmelte ich. „Wieviele Leute werden an diesem Unternehmen teilnehmen?“ „Drei!“ sagte Demeter Carol Washington schlicht. „Sie, Tovar, Inky und Gorve Munther. Wir haben noch einige andere Aktionen eingeleitet, daher stehen uns nicht mehr Leute zur Verfügung. Außerdem müssen wir unseren normalen Polizeibetrieb aufrechterhalten. Wir sind schwach, Tovar, sehr schwach sogar. Was wir in diesem Kampf zu bieten haben, ist nicht mehr als der Mut eines Haufens entschlossener Partisanen, mehr nicht.“ „Ein schöner Vergleich“, warf ich ein. „Und wo steht nun diese Zeit-Arche?“ * Die Zeit-Arche stand in einem Raum, an den ich mich nur ungern erinnerte. In der gleichen Halle, auf der gleichen Zeitmaschine hatte auch die NECHO gestanden, jenes Schiff, mit dem wir ins Jahr 1692 gereist und fast untergegangen wären. Wenn ich an den Beginn des Unternehmens Zeit-Piraten dachte, wurde mir nachträglich noch übel. Auf den ersten Blick wirkte die Zeit-Arche wie ein modernes Kunstwerk aus Stahl und Glas. Erst bei näherem Hinsehen schälten sich Einzelheiten heraus. Die Arche bestand aus drei Funktionseinheiten. Da war zunächst der quaderförmige Wohnraum, der alles enthielt, was man bei einem mehrwöchigen Ausflug ins All brauchte. An diesem Kasten angeflanscht waren ein Raumlandefahrzeug, mit dem wir den Planeten anfliegen und untersuchen sollten. Erst wenn sich herausgestellt hatte, daß der Planet für unsere Zwecke geeignet war, trat der dritte Teilkörper der Konstruktion in Aktion. Während der Wohnraum im All bleiben mußte, konnte dieser dritte Körper gelandet werden - allerdings nur ein einziges Mal. Er enthielt eine komplette Zeitmaschine, allerdings ohne Energiezufuhr. Der kleine Spaltungsreaktor lieferte nur gerade genug Strom, um die Zeitmaschine zu einer Art Peilsender zu machen. Nachdem uns D. C. die einzelnen Teile erklärt hatte, wußten wir, wie wir vorzugehen hatten. Als erstes mußten wir das komplette Gefährt in einen stabilen Orbit bringen. Unwillkürlich mußte ich grinsen, als D. C. das Wort Orbit aussprach. Ursprünglich war dieses Wort aus der lateinischen Sprache nur auf die Erde bezogen. Ein Orbit um einen anderen Planeten war, sprachlich gesehen, glatter Unfug. Danach sollten wir mit dem Landefahrzeug den Planeten untersuchen und geeignete Plätze für den Stützpunkt finden. War dies geschehen, wurde die Zeitmaschine gelandet wenig später konnte dann der Nachschub rollen. „Hört sich alles sehr einfach an“, stellte Corve fest. Ich konnte mich seinem Optimismus nicht anschließen. Schließlich hatten wir in Valcarcel einen lebenden Beweis für die These gehabt, daß der Mensch nicht das einzige intelligente Geschöpf im Universum sei. Wer garantierte uns, daß wir am Ziel nicht erneut auf intelligentes Leben trafen, Leben, das uns vielleicht ebenso feindlich gesinnt war wie der Zeit- Zauberer? 2. Die Reise konnte beginnen. Corve Munther hatte die Steuerung der Zeit-Arche überprüft und das Ergebnis über Mikrophon bekanntgegeben. Inky und ich hatten uns in unseren Sesseln angeschnallt. „Das Zeitfeld kann aufgebaut werden!“ sagte Corve. Ich konnte sehen, wie D. C. nickte. Aus den Projektoren, deren Spitzen auf die Zeit-Arche zielten, kam ein feines, rötliches Flimmern, das sich mit jedem Herzschlag verstärkte. Ich kannte dieses Phänomen bereits, also erschrak ich nicht, als ich schlagartig sehr müde wurde. Jede Zeitreise begann mit diesem unwiderstehlichen Schlafbedürfnis, das in der Zielzeit ebenso schlagartig verging, wie es in der Gegenwart gekommen war. Das Leuchten des Zeitfeldes verstärkte sich; ich gähnte. Die letzten Sekunden des Reisebeginns verliefen wie immer - übergangslos wurde ich bewußtlos. * Und übergangslos kam ich auch wieder zu mir. Sofort warf ich einen Blick auf die Uhr. Es waren knapp vier Sekunden vergangen, seit ich das Zifferblatt zuletzt betrachtet hatte. Danach warf ich einen Blick auf die Bildschirme. Außenbordkameras zeigten uns, was im Raum vorging. Auf den ersten Blick war klar, daß wir das Sonnensystem verlassen hatten. Der Stern, dessen Licht uns beschien, war nicht die Sonne. Er war entschieden größer, dafür aber weiter entfernt. „Wir sind am Ziel“, stellte Corve Munther fröhlich fest. „Wir sind die ersten Menschen, die tatsächlich ein anderes Sternensystem erreicht haben. Ein historischer Augenblick, Freunde!“ Ich brauchte nur einen Blick auf den Schirm zu werfen, um zu wissen, daß wir von diesem historischen Augenblick nicht sehr viel haben würden. Es gab den Planeten, den die Wissenschaftler der Time-Squad erhofft hatten. Es gab aber auch einen Mond, der diesen Planeten umkreiste. Im Augenblick raste er uns mit aberwitziger Geschwindigkeit entgegen. Wir waren nur knapp einhundert Kilometer von seiner Oberfläche entfernt, verriet der Taster. In kosmischen Maßstäben gerechnet, schrumpfte diese Distanz zu einem Nichts zusammen Corve reagierte, ohne daß ich ihn warnen mußte. Er schob den Beschleunigungshebel nach vorn. Das Triebwerk der Zeit-Arche brüllte auf. Für einen Sekundenbruchteil kam die elektronisch gesteuerte künstliche Schwerkraft nicht mit, wir wurden in unsere Sitze gepreßt, und der Andruck trieb mir die Luft aus den Lungen. Neben mir stöhnte Inky auf. Munther war ein überaus erfahrener Raumpilot. Er kümmerte sich nicht um uns, und die auf ihm lastende Beschleunigung konnte ihn nicht hindern. Er aktivierte das Triebwerk der Landefähre. Es war ein gewagtes Manöver. Die beiden Einheiten waren niemals dafür gedacht, zusammen beschleunigt zu werden. Aber in dieser Lage blieb uns keine andere Wahl, wir mußten so reagieren, wollten wir einen Aufprall auf dem Mond vermeiden. Der Mond war nicht sehr groß, aber seine Anziehungskraft reichte durchaus, um uns zu vernichten. „Haltet euch fest!“ schrie Munther. „Es gibt eine Bruchlandung - hoffentlich!“ An ein Ausweichen war nicht zu denken, im Gegenteil. Das Feuern des Triebwerks der Fähre hatte zwar unsere Fahrt erhöht, dafür aber wirbelte die Zeit-Arche durch den Raum. Auf den Bildschirmen waren die Sterne nur als dünne Striche zu erkennen. Einigermaßen deutlich hob sich nur das zernarbte Gesicht des Mondes ab, das sich uns unablässig näherte. „Festhaaaa... !“ Der Rest von Corves Schrei ging im Kreischen sich verbiegenden Metalls unter. Glas splitterte, Röhren detonierten. Ich wurde nach vorn geschleudert. Mit einem häßlichen Schnalzen platzte mein Gurt, ich flog weiter nach vorn. Meine Schulter prallte gegen einen harten Gegenstand, aber ich kam nicht mehr dazu, vor Schmerz aufzuschreien. Schlagartig verlor ich das Bewußtsein. * Etwas Feuchtes sickerte über meine Lippen. Blut. Es war mein Blut, aber das erschreckte mich nicht. Ich spürte einen Schmerz, der in jeder Nervenfaser tobte. Unterdrückt stöhnte ich auf. Noch lebte ich. Nur sehr langsam wurde mir klar, wo ich mich befand und was überhaupt geschehen war. Die Zeit-Arche, der Mond, ein Aufprall... Ich versuchte“ mich zu bewegen. Der Schmerz war höllisch, aber das Schultergelenk funktionierte noch. Meine Fingerspitzen fühlten die Feuchtigkeit auf meinem Gesicht, die Wunde am Haaransatz. Dann die Beine. Trotz der Schmerzen stieß ich einen erleichterten Seufzer aus. Die Beine ließen sich bewegen, nicht sehr viel, aber ich hatte Gefühl in ihnen. Ich hatte mir also nicht die Wirbelsäule gebrochen. „Inky!“ rief ich. „Corve!“ Ich bekam keine Antwort. Sollte ich als einziger den Absturz überlebt haben? Es wurde langsam Zeit, mich aus meiner Lage zu befreien. Ich steckte zwischen Trümmern. Spitze Gegenstände bohrten sich in meinen Rücken, meine Glieder waren seltsam verdreht. Ich versuchte, die Trümmer über meinem Kopf aus dem Weg zu räumen. Eine Platte lag auf mir, über deren. Oberfläche ein zerrissener Kabelstrang pendelte. Feine Blitze zuckten zu der Platte hinüber. Trotzdem schaffte ich es, das Hindernis zu beseitigen. Und dann sah ich über mir die Sterne. Unwillkürlich stockte ich. Was ich sah, war absolut unmöglich. Der Teil der Zeit-Arche, in dem ich mich befinden mußte, besaß kein einziges Fenster. Die Bilder, die wir im Innern hatten sehen können, wurden von Kameras geliefert. Von den Bildschirmen konnte nach einer derartigen Erschütterung kein einziger mehr funktionieren. Es gab also nur eine Erklärung für das, was ich sah: Ein Teil der Verkleidung des Wohnbereichs war zerstört worden. Ich sah unmittelbar in die Höhe. Das aber bedeutete, daß in der Außenhaut der Zeit-Arche ein Loch klaffte, ein Loch, durch das aller Sauerstoff entwichen sein mußte. Logisch betrachtet, konnte ich gar nicht mehr leben. Trotz der Schmerzen begann ich zu kichern. Ich hatte mir zwar logisch einwandfrei bewiesen, daß ich tot sein mußte. Andererseits ließ sich nicht bezweifeln, daß Ich - aller Logik zum Trotz - lebte, wenn auch nicht sehr angenehm. „Aaahhh!“ hörte ich in einiger Entfernung einen Mann stöhnen. Der sich daran anschließende Fluch verriet, daß es sich um Inky handeln mußte. „Wie fühlst du dich?“ „Lausig“, verriet Inky, „Was ist eigentlich los?“ „Du bist tot“, verriet ich ihm. „Genau wie ich!“ „Ich habe schon bessere Scherze gehört“, knurrte Inky. „Hilf mir lieber. Irgendein Flegel rammt mir immer wieder seinen Fuß in den Bauch.“ „Ich bitte um Verzeihung“, erklang Corves Stimme. Sie klang so fröhlich, als handele es sich um ein leicht verregnetes Picknick. „Sagt einmal, wer von euch hat die künstliche Schwerkraft verändert?“ fragte Corve. „Schwerkraft? Verändert?“ protestierte Inky. „Mann, die einzigen Muskeln, die ich im Augenblick bewegen kann, sitzen in meinem Gesicht. Ansonsten kann ich mich um keinen Millimeter rühren. Und höre endlich auf, mir in den Bauch zu trampeln!“ „Ich habe auch nichts verändert“, erklärte ich. „Wie kommst du auf die Idee?“ „Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür“, verriet Corve. „Und dieses Gefühl sagt mir, daß die Schwerkraft um mindestens zehn Prozent geringer geworden ist.“ Für einen Augenblick war es still in dem Trümmerhaufen. Dann verkündete ich alles andere als fröhlich: „Freunde, wir sind in diesem Teil des Universums nicht allein. Dieses Sonnensystem ist bewohnt!“ Wieder wurde es still. „Hast du Beweise?“ fragte Inky. „Ich kann direkt in den Himmel sehen“, gab ich bekannt. „Unser Fahrzeug ist nämlich defekt. Normalerweise müßten wir allen Sauerstoff längst verloren haben, denn die Anziehungskraft dieses kleinen Mondes ist viel zu gering, um eine atembare Atmosphäre festhalten zu können. Die Sache sieht anders aus, wenn man von der Voraussetzung ausgeht, daß irgend jemand hier für künstliche Schwerkraft gesorgt hat. Diese Schwerkraft hält den Sauerstoff fest, und sie ist es auch, die Corve gespürt hat. Unsere Anlage liegt vermutlich in Trümmern.“ „Sehr erfreulich“, kommentierte Inky. „Und wie soll es weitergehen? Wollen wir warten, bis man uns befreit?“ Ich hatte es mittlerweile geschafft, meinen Oberkörper freizubekommen. Ich stützte mich mit beiden Händen ab. Unter Aufbietung aller Kraft gelang es mir schließlich, auch die Beine zu befreien. „Ich bin frei“, verriet ich meinen Gefährten. „Könnt ihr es noch ein paar Minuten aushalten?“ „Es wird uns wohl nicht viel anderes übrigbleiben“, brummte Inky. „Was kannst du sehen?“ Ich sah eine Landschaft, die der des irdischen Mondes zum Verwechseln glich. Die gesamte Oberfläche war von kleinen und großen Kratern übersät. Ringwälle waren zu erkennen, staubgefüllte Mulden, und in einigen Kratern lagen, noch deutlich erkennbar, die Trümmer der Meteoriten, die diese Krater hervorgerufen hatten. Von Leben war nichts festzustellen. Langsam ging ich um die Arche herum. Die Landefähre hatte nur noch Schrottwert, sie war völlig zermalmt. Ein Wunder, daß der Treibstoff’nicht explodiert war. Nicht wesentlich besser stand es um den Wohnbereich. Auch von ihm waren nur noch Konturen zu erkennen. Einen leidlich intakten Eindruck machte der dritte Funktionsteil. Mit etwas Glück mußte sich die Zeitmaschine wieder verwenden lassen. Offenbar war die Arche mit der Landefähre zuerst auf dem Mond aufgeschlagen, dann hatte sie sich überschlagen. Nur so war zu erklären, daß die Zeitmaschine noch einigermaßen erhalten wirkte. Wie es im Innern des Behälters aussah, würde sich allerdings erst später feststellen lassen. Ich machte mich an die Arbeit. Meine beiden Freunde waren unter den Trümmern der Landungsfähre begraben, eingekeilt zwischen Metallstreben, Glassplittern und herabgefallenen Verkleidungsplätten. Als ersten befreite ich Inky. Er hatte sich einen Finger der linken Hand gebrochen, außerdem hatte er am rechten Bein einige Quadratzentimeter Haut eingebüßt. Es handelte sich um eine jener Wunden, die eigentlich unbedeutend waren, dafür aber um so penetranter schmerzten. Gemeinschaftlich befreiten wir dann Corve Munther. Um an ihn herankommen zu können, mußten wir den halben Wohnbereich leerräumen. Endlich standen wir, schwach, aber einigermaßen wiederhergestellt, auf dem Boden des kleinen Mondes. Corve brauchte nur einen Blick auf den nahen, stark gekrümmten Horizont zu werfen, um zu wissen, daß ein Himmelskörper dieser Größenordnung niemals eine Schwerkraft von 0,9 g erzeugen konnte. Diese Schwere wurde uns von Maschinenanlagen beschert, und daraus ergab sich logisch, daß es auch Wesen gab, die diese Maschinen gebaut hatten. „Die Sache kommt mir nicht geheuer vor“, murmelte Inky. Die Luft war ein wenig dünner, als wir es von der Erde gewohnt waren, aber sie war durchaus atembar. „Was stört dich?“ erkundigte ich mich. „Ärgerst du dich, daß du noch lebst?“ „Unfug“, wehrte Inky ab. „Aber mir fallen gerade Überlegungen ein, die erstmalig in meiner Zeit angestellt wurden. Kluge Leute arbeiteten sich damals an die Erkenntnis heran, daß der Mensch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht das einzige intelligente Lebewesen im Kosmos sei.“ „Was soll an dieser Überlegung falsch sein?“ wollte Corve wissen. „Nichts“, gab Inky zurück. „Nur das Hauptargument dieser Leute war die Tatsache, daß unglaublich viele Sonnen allein in unserer Milchstraße existieren. Wenn davon nur jede tausendste Planeten besitzt, von denen wiederum nur jeder tausendste erdähnlich ist... ihr kennt diese Argumentation.“ „Sicher, aber ich weiß immer noch nicht, worauf du hinauswillst!“ „Überlegt einmal: nur eine unter tausend Sonnen hat Planeten, davon nur einen unter tausend, der erdähnliche Bedingungen aufweist. Das bedeutet, daß von einer Million Sonnen nur eine einzige einen erdähnlichen Planeten besitzt. Für die Beweisführung, daß es noch andere Intelligenzen gibt, ist dies belanglos, im Gegenteil. Gerade die riesige Zahl der Sonnen macht es wahrscheinlich, daß es irgendwo noch anderes Leben im Kosmos gibt. Aber mir erscheint es mehr als unwahrscheinlich, daß wir ausgerechnet beim allerersten Ausflug in ein anderes Sonnensystem sofort auf fremdes Leben stoßen. Es gibt unter einer Million Losen nur einen Treffer, und den sollen wir gleich beim ersten Zugreifen gezogen haben?“ Corve nickte nachdenklich. „An dieser Überlegung ist einiges wahr“, murmelte er. „Daß es Leben außer uns gibt, ist sicher, aber daß wir es auf Anhieb finden... ?“ „Wir werden auch dieses Problem lösen“, versprach ich zuversichtlich. „Zunächst wollten wir über einmal nachsehen, was von unserer Ausrüstung noch zu gebrauchen ist. Alles andere ist jetzt zweitrangig!“ Wir machten uns an die Arbeit. Von der Landefähre war so gut wie nichts mehr gebrauchsfähig. Etwas besser sah es im Wohnteil aus. Zwar hatte der Aufprall auch hier erhebliche Schäden verursacht, aber wir fanden genug Wasser und Nahrungsmittel in unzerstörten Behältern, um uns die nächsten zehn Tage überstehen zu lassen. Wenn wir sofort die Nahrungsmittel und vor allem das Wasser rationierten, konnten wir sogar mehr als zwei Wochen durchhalten. Es tat gut, das zu wissen. Wir hatten also Zeit, uns etwas einf allen zu lassen. Fast unbeschädigt war die Zeitmaschine. Einzelne Streben waren ein wenig verbogen, etliche Kabel gerissen, aber wir fanden keine Beschädigung, die wir mit Bordmitteln nicht in kurzer Zeit beheben konnten. „Was nun?“ fragte Inky. „Erkunden wir die Landschaft?“ Der Vorschlag klang verführerisch, aber ich schüttelte den Kopf. Bevor wir dazu aufbrachen, gab es anderes zu tun. „Als erstes werden wir die Zeitmaschine reparieren und aufbauen“, bestimmte ich gegen meinen Willen. „Bevor wir uns auf dem Mond näher umsehen, sollten wir uns den Rückweg öffnen. Wer weiß, welche Gesellen sich hier herumtreiben. Ich will kein Risiko eingehen.“ Zusammen machten wir uns an die Arbeit, die Zeitmaschine aus ihrem Gehäuse zu ziehen und aufzubauen. Wir arbeiteten Stunde um Stunde. Die Sonne stand hoch am Himmel, und wir waren in Schweiß gebadet, als die Maschine endlich stand. Corve sah nach oben und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Seine blonden Haare waren verklebt. Nachdenklich sah er mich an. „Wieso sind wir eigentlich nicht längst verschmort?“ fragte er halblaut. „Auf dem Mond wäre es jetzt unerträglich heiß - mehr als einhundert Grad über Null.“ Inky hatte in den Schulungskursen der Time-Squad genau aufgepaßt. „Die Sonnenstrahlung wird durch die Atmosphäre gefiltert“, verriet er. „Aber nur dann, wenn diese Atmosphäre dicht und dick genug ist. Wie weit, glaubt ihr, reicht unsere Atemluft in den Raum hinaus?“ „Offenbar weit genug“, antwortete ich gereizt. In meinem rechten Auge brannte ein Schweißtropfen. „Wir haben jetzt Wichtigeres zu tun!“ Noch einmal überprüften wir alle Anschlüsse und Leitungen. Erst als wir sicher waren, nichts falsch gemacht zu haben, schaltete ich die Energiezufuhr ein. Das Zeitfeld baute sich auf. Würde es von der Anlage der Time-Squad aus anpeilbar sein? Ich wagte nicht, mir vorzustellen, was geschehen würde, wenn unsere Verbindung mit der (relativen) Vergangenheit abriß. Wenn es uns nicht gelang, die Time-Squad von dem Mond zu unterrichten, würden sie- eine Rettungsaktion nach der anderen starten - und jede dieser Aktionen würde an dem Mond scheitern - so lange, bis die Time-Squad ihre Rettungsversuche einstellte und uns unserem Schicksal überließ. In der Zukunft abgeschnitten, kein schöner Gedanke. 3. Einen Teil meiner Sorgen konnte ich beruhigt vergessen. Was sich über dem Transporttisch unserer Zeitmaschine langsam bildete, was unzweifelhaft ein Zeitfeld. Die Verbindung zur Time-Squad war hergestellt. Ich hielt eine kleine Metallröhre in der Hand. Im Innenraum steckte eine kurze Nachricht an D. C. , die den Mond betraf und den Planeten, den wir unter uns sehen konnten. Ich holte aus und warf den Metallzylinder in das Zeitfeld. Er verschwand augenblicklich. Drei Minuten vergingen, dann tauchte eine Gestalt auf. Während das Zeitfeld langsam verschwand, erkannte ich auf der Platte eine Person, deren Ankunft ich als letztes erwartet hätte. „Herzlich willkommen in der Zukunft, Chefin!“ sagte Inky fast automatisch. Er war ebenso verblüfft wie ich. Es gab keinen Zweifel. Demeter Carol Washington gab uns die Ehre. Sie trug eine enge Kampfkombination, deren Schnitt erheblich mehr von ihrer prachtvollen Figur verriet als die weiten Cowboyhemden, die sie üblicherweise trug. An der linken Hüfte hatte sie einen Laser, rechts saß ein Narkonadler im Holster. Am rechten Unterschenkel steckte ein Messer in einer ledernen Scheide. D. C. war beeindruckend bewaffnet, und ich war sicher, daß sie diese Waffen auch handhaben konnte. Ob Chefin oder nicht, sie war in jedem Fall eine wertvolle Ergänzung unseres Teams. Mit geschmeidigen Bewegungen glitt D. C. von der Platte und baute sich vor uns auf.

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