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Die Wortbildung als stilistisches Mittel exemplifiziert an Rabelais: Nebst einem Anhang über die Wortbildung bei Balzac in seinen „Contes Drolatiques” PDF

164 Pages·1910·10.516 MB·German
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BEIHEFTE ZUR ZEITSCHRIFT FÜR ROMANISCHE PHILOLOGIE HERAUSGEGEBEN VON DR. GUSTAV GRÖBER PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT STRASSBURG I. E. XXIX. HEFT LEO SPITZER, DIE WORTBILDUNG ALS STILISTISCHES MITTEL EXEMPLIFIZIERT AN RABELAIS HALLE A. S. VERLAG VON MAX NIEMEYER 1QIO DIE WORTBILDUNG ALS STILISTISCHES MITTEL EXEMPLIFIZIERT AN RABELAIS NEBST EINEM ANHANG ÜBER DIE WORTBILDUNG BEI BALZAC IN SEINEN „CONTES DROLATIQUES" VON LEO SPITZER ... the Poet is the Namer or Language-maker EMERSON HALLE A. S. VERLAG VON MAX NIEMEYER 1910 Die Wortbildung als stilistisches Mittel. Unter Stil verstehen wir die planvolle Verwendung der durch die Sprache gelieferten Materialien. Darüber sind sich alle Lehr- bücher der Stilistik einig. Unter diesen Materialien werden nun inbegriffen: die Wörter, die Phrasen, die Satzgebilde (weniger die Flexionsformen, obwohl auch diese je nach dem Grade ihrer mehr oder weniger häufigen Verwendung, der Buchmäfsigkeit oder Volks- tümlichkeit, oder des ihnen mehr oder weniger anhaftenden archa- istischen Charakters1 stilistischen Effekt ausüben können; Bally, Précis de stilistique, unterwirft auch Geste und Tonfall der Stilistik) und so erscheinen Lexikologie, Phraseologie und Syntax als Satelliten der Stilistik. Die dem Stil zur Verfügung stehenden Elemente der Sprache können in der vom Gebrauch konsakrierten Form un- verändert übernommen oder vom „Stilisten" umgearbeitet, weiter im Bild gesprochen, die Materialien roh oder behauen zum Bau verarbeitet werden: je nach dem Ausraafs des schöpferischen Willens des die Sprache Bearbeitenden, der entweder reproduktiv, sprachverwertend, oder produktiv, sprachumschaffend wirken kann. Man hat bisher zwar die stilistisch-sprachumschaffende Tätigkeit der Schriftsteller und Dichter aller Zeiten und Völker in Bezug auf ihr Lexikon (sowohl der Wörter wie der Redensarten) und ihre Syntax betrachtet, aber noch nicht die Wortbildung als stilistisches Mittel analysiert. Man ging immer vom Wort als gegebener Einheit, als gegebenen Lautkomplex aus, ohne zu betonen, dafs in den „kühnen Neubildungen", wie das Cliché lautet, eine stilistische Leistung des Schriftstellers liegt, der den in der Sprache schlum- mernden Zeugungskräften neue, kritisch unanfechtbare Formationen hervorbringen half. Man findet zwar Neubildungen aus Schrift- stellern in grammatischen Werken zitiert (so bei Darmesteter, de la création actuelle des mots nouveaux dans la langue française, Paris 1877), aber nur um die Frage der Vitalität gewisser Suffixe und Präfixe, nicht die nach dem stilistischen Wert der Neubildungen zu erörtern : die Schriftsteller werden — in grammatischen Werken mit Recht! — um der Suffixe und Präfixe, nicht diese um der Schriftsteller willen angeführt, die Neubildungen sollen linguistische 1 Vgl. im Dtsch. .ward' neben ,wurde', ,dem König' neben ,dem Könige*. Beiheft zur Zeitschr. f. rom. Phil. XXIX. 1 2 Dokumente, nicht literarische Kriterien liefern. Vom Standpunkte seines Werks („cette longue et minutieuse statistique") hatte D. ganz recht, S. 212 die Neubildung „humanitarisme" aus Balzac zwischen Bildungen wie germanisme, ideographisme, ignorantisme unter- zubringen: es handelt sich ja hier nur darum, die Lebendigkeit des Suffixes -ismus zu demonstrieren. Wie verlockend ist es nun aber, der stilistischen Wirkung der Neubildung nachzugehen: die defunte philanthropie ist vieux jeu geworden, man mufs sich nun nach einem möglichst gelehrt tönenden und möglichst wenig gemein- verständlichen Namen umsehen: humanitarisme ist der als Religion ausgeschriene , Humanitätsschwindel'; mit weniger Pomp und mehr Unehrerbietigkeit nennnt ihn Musset (DMN, S. 99):1 humanitairerie. Dafs die stilistische Analyse der Wortbildung bisher unterlassen wurde, liegt an dem Mangel an historischer Kontinuität in der Anwendung dieses Kunstmittels: gewisse Perioden und Literatur- gattungen gebrauchen es, andere nicht. Für das Altfranzösische müssen wir auf eine solche Darstellung überhaupt verzichten, da wir einer nur einmal belegten Neubildung den Grad des Überraschenden, vom Gewöhnlichen Abweichenden, das, wie wir später sehen werden, zum Wesen der stilistischen Wirkung gehört, nicht ansehen können und die geringe Zahl der Belege nur auf einem Zufall der Über- lieferung beruhen mag. Erst mit dem Moment, wo die Sprache, dem Massengrab der Lexika und Texte entstiegen, zur lebenden wird, kann die stilistische Untersuchung einsetzen; sie wird am feinsten und zuverlässigsten an zeitgenössischen Schriftstellern ausfallen: für alle sprachvergewaltigende Akrobatik eines „geistreichelnden" Jour- nalisten sind wir, seine kopfschüttelnden Leser, die berufensten Richter: dasselbe Zeitungsblatt wird vielleicht von der nächsten Gene- ration als linguistisches Dokument kritiklos hingenommen werden. Die Neubildung erscheint, wie der Witz, unaufhörlich im ge- wöhnlichen Leben, die Aufnahme in die Literatur hängt von deren mehr oder weniger konservativ-aristokratischem Charakter ab: Perioden der Neuerungsucht kultivieren sie (die Renaissance, die Romantik, die Plejade nur in ihrer Nachahmung der griechischen Epitheta, sonst infolge ihrer klassizistischen Tendenzen wenig), der Klassizismus verbannt sie (über die Geschichte der Neubildung im Frz. siehe DMN). Bei einzelnen Dichtern variiert sie je nach den Etappen ihrer künstlerisch-literarischen Entwicklung: Goethes mehr leidenschaftlichen Jugendwerke weisen recht viele Kühnheiten der Wortgestaltung auf, der reife Dichter der Iphigenie meidet sie, für den alten Goethe ist die Neubildung ein willkommenes Kunstmittel zur Verschleierung von Gedanken, die er nicht bar und blofs in die Welt schicken will. Selbstverständlich fallt der Unterschied der Gattungen, ob ernst oder heiter, Vers oder Prosa, Gefühls- oder Verstandesliteratur etc. für Anwendung oder Nicht-Anwendung in Betracht. 1 DMN = Darmesteter, Mots nouveaux. 3 Wie schon aus dem oben gewählten Beispiel hervorgeht, will ich die Neubildung nicht insoweit betrachten, als sie die Sprache einst um neue Wörter bereichert hat (historische Wortbildungslehre, z. B. im 2. Teil Meyer-Lübke's romanischer Grammatik) oder noch stündlich bereichert (Darmesteter), sondern, insofern sie durch äufsere Situation und grammatische Umgebung im Satz hervor- gerufen ist, d. h. als Augenblicksbildung, die ein Zufall gebar und nur ein Zufall in die Gemeinsprache übergehen läfst Die Neu- bildung wird so nicht etwas Isoliertes wie in den Wörterbüchern oder etwas Symptomatisch-Typisches wie in den grammatischen Werken, sondern ein Produkt des (gesprochenen oder auch nur gedachten) Satzes und damit auch die Wortbildung den Prinzipien Wundts (S. 560ff.) untergeordnet, der den Satz als die Gesamt- vorstellung zur primären Vorstellungseinheit dem Wort, der Einzel- vorstellung, gegenüber erhebt und daher den Wörtern gegenseitige Beeinflussungskraft und Beeinflufsbarkeit zugesteht: (S. 563ff.) „In dem Moment, wo ich einen Satz beginne, steht das Ganze des- selben bereits als eine Gesamtvorstellung in meinem Bewußtsein... Übrigens ist die alltägliche Erfahrung, dafs der Redende einen zusammengesetzten Satz richtig von Anfang bis zu Ende durch- führen kann, ohne vorher über ihn reflektiert zu haben, offenbar nur aus diesem Verhältnis erklärlich. Diese Tatsache würde absolut unverständlich sein, wenn wir mosaikartig aus einzelnen zuerst isolierten Wortgebilden den Satz zusammenfügen müfsten." Bei diesem „richtig" setzte nun Meringer ein und zeigte (Versprechen und Verlesen, eine psychologisch-linguistische Studie von Dr. Rud. Meringer und Dr. Karl Mayer, Stuttgart 1895), wie oft in der Sprache des täglichen Lebens sprachliche oder gedankliche Um- gebung den richtigen Ablauf der Rede modifiziert; die Sprech- fehler umfassen vor allem Wörter, Phrasen, Sätze, ich stelle hier aus Meringers Buch die für uns in Betracht kommenden falschen oder neuen Wortbildungen zusammen. S. 18 (Vertauschung): „musikatorisch-deklamatalisch" sagte nach Prof. Weidls Beobachtung eine Schauspielerin für „musikalisch- deklamatorisch", verwechselte also die Silben „-alisch" und •„torisch", behielt aber das t von „deklamatorisch" auch im Sprechfehler bei. S. 19 (Vertauschung): „Antimägrin" für „Antimägrinin„ (May. ref.). Der Sprecher, ein Arzt, wollte sagen „Antimägrinin", brach aber bei „Antimägrin" ab wegen der Ähnlichkeit des neuen Wortes mit Bildungen wie Antipyrin u. dgl. S. 30 (Antizipation): „Es ist blofs eine Funktion der Ge- schnelligkeit . .. Schnelligkeit, dieses Gefühl" (Mc.). „einen auf . . . einfachen Aufschnitt" (Von.) — Gleich darauf sagte Von. „. . . einen einfachen Einschnitt" für „Aufschnitt", also Nachklang. S. 31 (Antizipation): „den spätrigen ... spätem Beobachtern übrig blieb" (May. ref.). 1* 4 „wenn's nicht bald aufregnet zu regnen" (Dr. von Bönicke). Nicht korrigiert für „aufhört zu regnen". „dafs spätere Anträge ... Vorträge angemeldet werden" (Hoffm.). „die Sympather, ... die Japaner sind mir viel sympathischer" (Mayer). S. 32 (Antizipation): „meiner Unterleitung . . . Oberleitung unterstellt" (Dir. Prestion). „als distinguenter . . . distinguierter Fremder" (Mu.). Eigentlich mürste Mu. „distinguemder" gesagt haben. Korrigiert nach anderen Fremdworten von der Form lateinischer Partizipia Praesentis. S. 32 (Antizipation): „Sie haben ja keine Ansicht... Ahnung, ich habe ja selbst gesehen" (Me.). Der Fall ist lehrreich. Ich antizipierte von „gesehen" die Verbalwurzel und bildete für Ahnung eine hier ganz unpassende Ansicht. S. 33 (Antizipation): „mufs in die Handnehmung .. . nehmen, weil die Behandlung..." (Mc.). „das ist integranter" ... begann E. von Lieben, wollte aber sagen „das ist interessanter als die Integralrechnung". „die tetanisch gesteigerte Erregbarkeit ... die mechanisch ge- steigerte Erregbarkeit bei Tetanie" (May. ref.). S. 34 (Antizipation): „wenn du noch längerst" für „länger zögerst" (Bu.). In der Wiener Zeitung" vom 17. 5. 1894 stand im Feuilleton „Bunterlei" für „Buntes Allerlei".! S. 39 (Antizipation): „Gespielereien gekauft" für „Spielereien" (Me.). S. 46 (Nachklänge): „Ich fordere Sie auf, auf das Wohl unseres Chefs aufzustofsen" für „anzustofsen" (May. und Lor. ref.). S. 47 (Nachklänge): „und in der Enthaltsamkeit ent ... er- ziehen" (Mu.). „einfacher ist die Eindrucksweise" (Me.) für „Ausdrucksweise". „Enttäuschungen entlebt .. . erlebt" (Mu.). S. 63 (Kontaminationen): „Assimilisation", sagt R. Much, ohne zu korrigieren. Wörter wie „Zivilisation" spielen herein. „überstaunt" kern tarn, aus „überrascht" und „erstaunt" (May. ref.). „durchriebene" kontam. aus „durchtriebene" und „geriebene" (May. ref.). S. 64 (Kontamination): Ein Kellner machte aus dem Namen „Murko" nach „Meringer" einen „Muringer", eine klare Konta- 1 Dieser Fall ist wohl nicht als Sprechfehler zu betrachten und etwa mit dem einige Zeilen später zitierten „AUerleut" für „allerlei Leute" auf eine Stufe zu stellen, sondern (in einem gewifs mit Überlegung abgefafsten schrift- lich fixierten Elaborat!) als bewufste (und ja auch wirksame) Neubildung nach Analogie von allerlei, mancherlei, vielerlei, solcherlei. Das Versehen Meringers ist jedoch lehrreich: es zeigt, wie subtil die Grenze zwischen unabsichtlicher Augenblicksbildung und deren künstlicher Verwertung ist, vgl. unten ,ängsterlich'. 5 mination, die durch die Laute M—r erleichtert wurde. So sind wohl auch die Suffixübertragungen entstanden. Kluge, Nom. Stamm- bildungslehre S. 10. Bei uns heifst es im Dialekt immer ,Dokter', ,Professer', wie Schneider, Tischler, Schuster. S. 75 (Substitution): „wenn eine Lawine ins Geröll kommt" statt „ins Rollen".1 „ängsterlich" für „ängstlich" hörte ich von Hofrat Bühler und hielt es für Versprechen. Bühler klärt mich auf, dafs es ein Witz- wort sei. Es gehört in diesen Zusammenhang und ist gebildet nach bitterlich, säuerlich, hinderlich.2 S. 78 (Substitution): „Muskelaffektation" für „Muskelaffektion". S. 140 (Silbenstolpern bei Kranken): Tyrannerei, Weltver- bessererer. Dafs dieses ,Silbenstolpern' mit den .Nachklängen1 bei Gesunden Ähnlichkeit hat, braucht kaum erwähnt zu werden. Kraemer hat den Lesefehler „Tyrannerei" bei Gesunden beobachtet Ich denke an Beeinflussung durch die namentlich dialektisch sehr häufigen Bildungen auf „-erei": Schweinerei, Zaüderei, Schreiberei, Balgerei usw. In diesen Beispielen lassen sich vom stilistischen Standpunkt zwei Kategorien unterscheiden: A. Augenblicksbildungen unter Einflufs der umgebenden Elemente (Antizipation, Nachklang, Vertauschung); B. Augenblicksbildungen unter Einflufs der Wortbildungstypen, die der Sprache eigen sind, auch wenn sie nicht im Satz vor- kommen (Kontamination, Substitution). Nach dieser Einteilung würden Beispiele wie , Antimägrin'. ,distinguenter Fremder', .Ansicht' eine Mittelstufe zwischen beiden Klassen einnehmen, insofern ein der Sprache eigenes, produktives Endungs- oder Bildungsschema — und zwar ein nicht schon im Satz selbst durch ein Beispiel vertretenes — seinen Systemzwang auf eine durch Antizipation im Entstehen begriffene Falschbildung wirken liefs. Könnten nun irgendwelche von diesen unabsichtlichen Augen- blicksbildungen, falls absichtlich verwendet, einen stilistischen Ein- druck machen und welchen? „musikatorisch-deklamatalisch" wäre eine famose Karikatur im Munde einer jungen Schauspiel-Elevin, die eine flammende Kunst- begeisterung mit nicht ganz tadelloser Schulbildung vereint. 1 Vielleicht besser: statt „ins Gerolle" und nun kontaminiert sich dem Slowenen Murko die umlautende und umlautlose Form. ' Dieses Beispiel unterscheidet sich nicht von den oben erwähnten „Assimilisation" und „Muringer" und gehört mit diesen zusammen in eine Kategorie. Meringer selbst faist, wie wir sahen, die Suffixiibertragung als Kontamination mit Sinn- oder Lautverwandtem auf. 6 „Antimägrin" wäre eine vorzügliche Entstellung eines allzu langen und gelehrten terminus technicus der Mediziner. „spätrig" hört sich fast wie ein Wiener Dialektwort an und könnte nach obig, hiesig, bes. vorig gebildet sein. „Handnehmung" wäre als Parodie des Gerichtsstils denkbar, „längern" für „zögern" kann ästhetisches Wohlbehagen an der gelungenen Bildung, die nur durch einen Zufall nicht von der Sprache selbst geschaffen wurde, erwecken, ebenso „Bunterlei". „Weltverbessererer" erscheint als eine Selbstparodie der Sprache, die das Zusammentreffen zweier -er- hintereinander durch Chargierung (Anfügung eines dritten-er-) ironisiert.1 Ebenso sind „ängsterlich", „Tyrannerei" parodistische Analogiebildungen. Alle anderen Beispiele scheinen mir entweder durch das Nachdenken, das erforderlich ist, um die Augenblicksbildungen linguistisch2 oder psychologisch zu erklären, oder durch das wenig Originelle, Überraschende des Resultats kaum stilistisch wirksam. Damit gewinnen wir die Grundbedingungen für stilistische Wirkung der Neubildung: diese mufs momentan überraschend, doch momentan - einleuchtend sein: ,Geschnelligkeit' überrascht zwar, doch leuchtet nicht ein, da das kollektive ,ge-' nicht zur Ab- leitung von Adjektivabstrakten dient, ebenso ,Gespielerei' wegen des doppelten Ausdrucks der Kollektividee; ,integrant', .tetüanisch' leuchten ein, doch überraschen nicht, da wir von vornherein der Neubildung bei wissenschaftlicher Nomenklatur alle Freiheit zu- gestehen. In allen Beispielen haben wir es mit Neubildung zu tun, wenn auch .Einschnitt', .Anträge', ,Unterleitung', ,Ansicht', ,aufzustoßen' keine originellen Resultate sind: ein Schöpfungsakt ist da, nur allerdings ein ganz anderer als der, der der deutschen Sprache das Wort .Einschnitt' schenkte: nicht aus ,einschneiden' — .Einschnitt' wie schneiden — Schnitt, sondern: eine Art psychischer Addition. Für die stilistische Wirkung entfalten solche Beispiele, sofern nicht die in der Sprache vorhandene Bildung im Zusammenhang des Satzes einen komischen Nebensinn gewinnt: wie in ,auf- zustofsen', das direkt wie ein absichtlicher Witz klingt (Freud setzt auch, Psychop. d. Allt., hintangehaltene Oppositionsstimmung gegen die feierliche Situation im Unbewufsten an), ebenso .Geröll', .Muskelaffektation'. Damit sind wir im Wortspiel. Wie leicht aus der Versprechung der komische Nebensinn herzustellen ist, er- 1 Ich hörte jemand sagen: „Jetzt hängt das Bild schief. Es wurde nun schlecht gerichtet. Die betreffende Person setzte hinzu: „Jetzt hängt es noch schieferer". Es war, als ob das doppelte — er — eine doppelte Komparation hätte andeuten sollen; schief — schiefer — schieferer (= noch schiefer). 2 Man beachte, dafs ich „längersl" als an und für sich plausible und komische Bildung anführte und nicht in dem Zusammenhang des Satzes, indem es entstanden: = länger + Zögern ebenso „Handnehmung". Das Resultat, nicht die Entstehungsweise wirkt' komisch. In dem Beispiele ,Antimägrin' mufste ich eine Situation erst erdichten, in der das neue Vokabel wirken würde.

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