Franz Kotteder Die wissen alles über Sie Franz Kotteder Die wissen alles über Sie Wie Staat und Wirtschaft Ihre Daten ausspionieren – und wie Sie sich davor schützen Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über htt p://d-nb.de abrufb ar. Für Fragen und Anregungen: [email protected] 1. Auflage 2011 © 2011 by Redline Verlag, FinanzBuch Verlag GmbH, München, Nymphenburger Straße 86 D-80636 München Tel.: 089 651285-0 Fax: 089 652096 Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Über- setzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mi- krofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reprodu- ziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Umschlaggestaltung: Jarzina Kommunikations-Design, Holzkirchen Umschlagabbildung: © Ed Bock/CORBIS Satz: HJR, Jürgen Echter, Landsberg am Lech Druck: GGP Media GmbH, Pößneck Printed in Germany ISBN Print: 978-3-86881-293-0 ISBN E-Book: 978-3-86414-217-8 Weitere Infos zum Th ema www.redline-verlag.de Gerne übersenden wir Ihnen unser aktuelles Verlagsprogramm. Inhalt Finger weg von meinen Daten: Der Schutz der Privatsphäre ist kein Geschenk ............................................................................... 9 Das Unbehagen an der IT: Die Sammelwut verunsichert viele Menschen ................................................................................... 15 Teil 1: Vater Staat will alles wissen ..................................... 23 Was darf der Staat? Die Rechte des Bürgers und andere Interessen ....................................................................... 24 Eins, zwei, drei – Wofür man Volkszählungen braucht .............. 35 Schröders digitale Euphorie: Deutschland auf dem »Information Highway« .................................................................. 59 Manchmal geht es reibungslos – Kaum Proteste: Steuerzahler, Ausländer und Beamten ................................................................... 65 Gläserner Patient, gläserner Arzt: Die beinahe endlose Geschichte der Gesundheitskarte .................................................. 69 Eierlegende Wollmilchsau: Der neue elektronische Personalausweis .................................................................................. 82 Unschöne Elena: Wozu man 40 Millionen Daten braucht ........ 93 Randgruppen unter Beobachtung: Datenschutz muss man sich leisten können............................................................................. 106 Wir müssen alles wissen: Polizei, Geheimdienste und der Datenschutz ......................................................................... 111 Freund und Helfer hört mit: Die Vorratsdatenspeicherung ...... 119 Freund und Helfer schaut zu: Videoüberwachung verspricht vermeintliche Sicherheit ................................................................... 130 Wer sucht, der findet auch: Datensätze und wie sie interpretiert werden ........................................................................... 133 Die Zukunft der Überwachung: Mit der Verknüpfung von Daten ist es nicht getan ............................................................. 136 5 Inhalt Teil 2: Gläserner Kunde, gläserner Bürger ........................ 141 Im ökonomischen Interesse: Wenn Datenschutz und Wirtschaft aufeinandertreffen ......................................................... 142 Adressen und Interessen: Wie die Werbewirtschaft an unsere Daten kommt ......................................................................... 147 Was sind wir eigentlich wert? Wie »Scoring« unser ganzes Leben beeinflusst ............................................................................... 153 Der Feind im eigenen Haus: Überwachung im Betrieb und Arbeitnehmerrechte .......................................................................... 162 Computer denken nicht zu Ende: Wenn Zahlen mehr zu sagen haben als Manager .................................................................. 172 Schöne neue Arbeitswelt: Visionen von der Zukunft des Arbeitens ....................................................................................... 174 Teil 3: Nackt im Netz .......................................................... 177 Unterwegs in virtuellen Welten: Wie wir im Internet auf unsere Rechte verzichten ........................................................... 178 Wissen ist Macht: Wie man mit Persönlichkeitsdaten viel Geld verdient ............................................................................... 183 Was Suchmaschinen alles suchen: Information ist wichtig – auch die über die Kundschaft .......................................................... 186 Weltweite Datenkrake: Google ist auf dem Weg zum Großen Bruder........................................................................... 190 Soziale Netzwerke: Was Facebook, StudiVZ und Co. mit uns so treiben ............................................................................... 207 Eine halbe Milliarde Freunde: Facebook und was davon zu erwarten ist .......................................................................................... 210 Weitere soziale Netzwerke: Kleiner, aber auch nicht unproblematisch ................................................................................ 228 In der Spielhölle – Beispielfall heimliche Datenchecker: Online-Games .................................................................................... 231 Weltweit neugierig – Alle wollen nur das Eine: unsere Daten .. 234 6 Inhalt Sind wir noch zu retten? Plädoyer für die Rückeroberung des Privaten ................... 239 Weiterführende Literatur ................................................... 243 Anmerkungen ..................................................................... 244 Stichwortverzeichnis .......................................................... 249 7 Finger weg von meinen Daten: Der Schutz der Privatsphäre ist kein Geschenk »Wo waren Sie am 21. September zwischen acht und zehn Uhr mor- gens?« Eine solche Frage des Kommissars in einem Fernsehkrimi dürfte in nicht allzu ferner Zukunft nur noch auf Unverständnis sto- ßen: Wie kann es sein, dass die Polizei so etwas nicht weiß? Was ist denn das für ein Polizist, der vor dem Verhör nicht einmal die Handy- daten seines Kontrahenten checkt oder nachsieht, was der Biomet- rie-Check der Videoüberwachungskameras ergeben hat und ob die Lokalisierungsdaten aus dem PC etwas aufzeigen? In ein paar Jahren schon wird diese Frage obsolet werden, wenn alles nach dem Wil- len der Sicherheitsfanatiker in den Behörden und Parlamenten geht. »Where do you want to go today?« Auch diese Frage, einst vom Software-Riesen Microsoft für die Werbung verwendet, wird einem schon bald komisch vorkommen: Denn natürlich weiß ja fast jeder, wohin man gehen will, wenn man den Computer einschaltet und im Internet surft: der Provider, der Browserhersteller, die Suchmaschi- ne, die man benützt, der Betreiber des Netzwerks, das man in aller Regel besucht, möglicherweise auch der Staat, der einem den Tro- janer unbemerkt auf die Festplatte geschickt hat, und so weiter. Im Netz ist man nie allein, man steht ständig unter Beobachtung. Die- se Erkenntnis hat sich noch nicht überall durchgesetzt, noch immer glauben viele an die Mär, das Internet sei ein »rechtsfreier Raum«, dezentral organisiert, in dem jeder sich unbehelligt herumtreiben kann. Aber langsam beginnt auch der gewöhnliche »User« zu ah- nen, dass das Netz seine Tücken haben kann. Lange Zeit schien es so, als wären die Debatten der Siebziger- und Achtzigerjahre nur noch brauchbar für Comedians, die sich über die Eltern- und Lehrergeneration lustig machen wollten, weil die noch 9 Finger weg von meinen Daten: Der Schutz der Privatsphäre ist kein Geschenk mit selbstgemalten Transparenten und hektografierten Flugblättern auf die Straße ging, wenn ihr was nicht passte. Etwa die für 1983 ge- plante Volkszählung, gegen die sich zahlreiche Aktionsgruppen bil- deten, die bis vors Bundesverfassungsgericht zogen. Das Zeitalter des Egoismus und des Individualismus sah dergleichen nicht mehr vor, so konnte man schon denken, und die Frage, was mit ihren Da- ten passiert, bewegt die Menschen des 21. Jahrhunderts so gut wie gar nicht mehr: Denn schließlich haben sie ja nichts zu verbergen. Bei der Fülle an Daten, die beinahe tagtäglich jedem von uns am Ar- beitsplatz, beim Einkaufen, im Internet und nicht zuletzt immer wie- der auch von Ämtern und Behörden abverlangt werden, erscheint der einzelne Vorgang fast unerheblich: Was macht es schon, wenn jetzt noch einmal jemand ein weiteres, vermutlich eher unscheinba- res Detail von uns wissen will? Ein weiteres, unscheinbares Detail: Natürlich täuscht das. Denn es gibt keine unscheinbaren Details mehr in der schönen, neuen Da- tenwelt. Die verschiedenen Bereiche, in denen wir uns bewegen, wachsen immer mehr zusammen zu einer einzigen, großen elekt- ronischen Welt. Telekommunikation und Computer werden mit iPhone und Smartphone nahezu austauschbar, die verschiedenen Datenbanken sind immer leichter zu vernetzen und tauschen ihre Inhalte immer schneller aus. Zugleich sind die gesammelten, riesi- gen Datenberge mit immer leistungsstärkeren Programmen immer noch schneller zu durchforsten nach jenen Informationen, die von den jeweils Interessierten wirklich benötigt werden. Der Einzelne kann sich jedenfalls nicht mehr darauf verlassen, wie es noch vor ei- nigen Jahren der Fall gewesen sein mag, dass seine Angaben, seine Äußerungen im virtuellen Raum in der Überfülle des Materials ein- fach untergehen wie die sprichwörtliche Stecknadel im Heuhaufen. Und Suchprogramme, die den Heuhaufen Cyberspace höchst effek- tiv durchkämmen, gibt es bereits jede Menge. So ganz unbedeutend ist also nichts mehr, was an Daten und Infor- mationen über uns auf staatlichen Servern unterwegs ist oder durchs Internet geistert. Das aber ist schon viel mehr Menschen bewusst, 10