Π Γ Τ Ϊ ΓΙ ηβ κ π ε ο WEIDMANNIANA i I Die Welt-Rundreise eines anonymen griechischen Autors („Pseudo-Skymnos“) Einleitung, Text, Übersetzung und Kommentar von Martin Korenjak OLMS - WEIDMANN I BIBLIOTHECA I WEIDMANN I ANA VIII Die Welt-Rundreise eines anonymen griechischen Autors („Pseudo-Skymnos“) Einleitung, Text, Übersetzung und Kommentar von Martin Korenjak 2003 Georg Olms Verlag Hildesheim · Zürich · New York Die Welt-Rundreise eines anonymen griechischen Autors („Pseudo-Skymnos“) Einleitung, Text, Übersetzung und Kommentar von Martin Korenjak 2003 Georg Olms Verlag Hildesheim · Zürich · New York Abbildung auf dem Einband: Die „Olympias“, Nachbau einer athenischen Triere des 5. Jahrhunderts v.Chr., Foto von Faul Lipke. Aus: Lionel Casson, The Ancient Mariners, 2nd Editon, Princeton/New Jersey 1991, Abb. 28. Copyright © 1989 by Princeton University Press. Reprinted by permission of Princeton University Press. * Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere Rir Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Bibliographic information published by Die Deutsche Bibliothek Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie; detailed bibliographic data are available in the Internet at http://dnb.ddb.de. ISO 9706 © 2003 by Georg Olms Verlag AG, Hildesheim Alle Rechte Vorbehalten Printed in Germany Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Herstellung: Druckpartner Rübelmann, 69502 Hemsbach ISBN 3-487-11847-5 ISSN 0940-2136 Inhaltsverzeichnis V orwort ................................................................................................................... 7 Einleitung ............................................................................................................... 9 1. Aufbau und Inhalt des Werks im Überblick.............................................. 9 2. Entstehungskontext: Autor, Adressat, Datierung, Leserschaft............... 11 3. Vorbilder: das Gedicht und seine Gattungstraditionen .......................... 13 3.1. Jambische Lehrdichtung ................................................................ 13 3.2. Geographische und historiographische Genera............................. 14 4. Quellen des Werks - das Werk als Quelle............................................... 1h 5. Zum Text..................................................................................................... 19 Text.............................................................................................................................. 22 Übersetzung ........................................................................................................... 23 Kommentar................................................................................................................. 71 Literaturverzeichnis................................................................................................ 117 10 Einleitung I. Prooemium (1-138) 1-15 Anrede an König Nikomedes. Plan eines Gedichtes in komischen Trimetern 16-49 Die Chronika des Apollodor von Athen als Vorbild 50-64 Widmung an ‘Nikomedes, Anrufung des Apollon vor. » Didyma 65-108 Inhalt, Anlage und Nutzen der Schrift 109-38 Quellen: literarische und Autopsie II. Europa(139-F 15b [873]) 139-66 Gibraltar und die spanische Küste östlich und westli ch davon 167-95 Die Kelten. Exkurs über sie und die drei anderen größten Völker der Erde, d. h. Über die großräumige Aufteilung der Ökumene 196-263 Die Nordküste des Mittelmeers bis SÜditalien (2 22-5 Korsika und Sardinien, 231-5 Rom) 264-99 Sizilien 300-60 Großgriechenland (ab Terina) 361-97 Die Westküste der Adria (ab Brindisi) 398-461 Die Ostküste der Adria 461-510 Nordwestgriechenland (ab Akarnanien) und Böotien 511-34 Peloponnes 535-58 Kreta und weitere Inseln der südöstlichen Ägäis 559-65 Athen 566-86 Euböa und einige weitere Inseln 587-617 Die Küsten im Nordosten Griechenlands bis zumTempetal 618-63 Makedonien 664-717 Die thrakische Küste samt Chersones, Dardanellen \ tnd Propontis 718-1·' 6 (770) Die südwestliche Schwarzmeerküste bis zur D maumündung F 7a (771-87) Die Donau selbst F 7a (787-F 11/819) Die Schwarzmeerküste bis zur Krim F 12 (820)-F 15a (838) Die Krim F15a(839)-F 15b (865) Die skythischen Nordvölker F 15b (866)-F 15b (874) Maiotis und Tanais III. Asien (F 16 [875]-F 34 [1026] F 16 (875)-F 17b (894) (mit F 17a [895-8]) Die Ostküste de laiotis F 18 (899)-F 20 (934) Die Nordostküste des Schwarzen Me bis Phasis F 20 (935)-F 34 (1026) Die Südost- und Südküste bis Apol ia kurz vor dem Bosporus An diese Übersicht schließt sich unweigerlich die Frage nach d ursprünglichen Fortgang und Abschluss des Werkes an. Es scheint sicher, dass - \utor im verlo- rencn Teil die Orientierung an der KUstenlinie des Mittelmee •eibehalten hat. is, der Levante Das Gedicht dürfte also mit der Beschreibung der Küste Klein ibei konnte <ÉB und der Nordküste Afrikas fortgeführt und beendet worden seii Vorwort Die unvollständig auf uns gekommene hellenistische Weltbeschreibung in jambi schen Trimetern des so genannten Pseudo-Skymnos war bislang noch nicht in einer deutschen Übersetzung zugänglich. Die vorliegende Ausgabe möchte diesem Mangel abhelfen und das Werk auf diese Weise Altertumswissenschaftlern, Geo graphiehistorikern und anderen Interessierten näherbringen. Sie tritt nicht in Kon kurrenz zu Didier Marcottes jüngst erschienener Budé-Edition, sondern soll als handliche editio minor vielmehr eine Ergänzung zu ihr darstellen. Die Eiinleitung stellt das Gedicht kurz vor, situiert es in seinem historischen wie literaturgeschichtlichen Umfeld und zeigt seine Bedeutung als altertumskund- liche Quelle auf. Es folgen der griechische Text (zur Editionstechnik s. u. S. 19- 21) und die Übersetzung. Letztere erhebt keine literarischen Ansprüche und ist nach Möglichkeit dokumentarisch, opfert aber, wo nötig, die Wörtlichkeit der Klarheit; damit versucht sie, nicht nur den Bedürfnissen des Lesers, sondern auch den ursprünglichen Intentionen des Autors Rechnung zu tragen, der zu Beginn sei nes Werkes dessen prosaischen Charakter und sein Streben nach Klarheit betont. Im übrigen enthält sie dieselben kritischen Zeichen wie der griechische Text, da mit sich der Leser auf einen Blick über dessen Zustand informieren kann. Der Kommentar geht von dem Textverständnis aus, welches die Übersetzung doku mentiert. Er konzentriert sich auf die Beantwortung der drei wichtigsten Fragen komplexe, die der Text für den durchschnittlichen Leser aufwerfen dürfte, und ver sucht demgemäß erstens die Realien zu identifizieren, von denen der Autor spricht, zweitens den Wahrheitsgehalt seiner Aussagen klarzulegen und diese drittens in den Zusammenhang der geo-, historio-, ethno- und mythographischen Traditionen der Antike zu stellen. Auf weiterführende Informationen, die zum Verständnis nichts Wesentliches beitragen, sprachliche und textkritische Diskussionen wird in der Regel verzichtet. Einige Bemerkungen zu formalen Aspekten: Datierungen ohne Zusatz beziehen sich auf die vorchristliche Zeit. Jahreszahlen nach den Chronikoi Kammes des Eusebios sind der Übersetzung von Hieronymus in der Ausgabe von Rudolf Helm (Berlin 1956) entnommen; die dortigen Daten können um einige Jahre von dem abweichen, was Eusebios ursprünglich bot, doch im vorliegenden Zusammenhang sind diese kleinen Differenzen ohne Bedeutung. Bei der Schreibung der Personennamen, geographischen Bezeichnungen und Ethnika hat sich eine konsequente Beibehaltung der rein griechischen Formen ebensowenig als sinnvoll erwiesen wie eine durchgehende Modernisierung und Eindeutschung. Ich habe mich bemüht, den gängigen Usancen zu folgen. Die Abkürzungen für antike Primärtexte richten sich grundsätzlich nach dem Greek-English Lexicon von Liddle - Scott - Jones bzw. dem Oxford Latin Dictionary, wobei allerdings manchmal etwas ausführlichere Formen verwendet werden, diejenigen für Zeitschriften und Nachschlagewerke nach der Année 8 Vorwort Philologique. „FGrIT' bezeichnet Felix Jacobys Fragmente der griechischen Historiker (Leiden 1923 ft'.). Sekundärliteratur wird bewusst möglichst sparsam herangezogen. Genannt werden in der Einleitung schwerpunktmäßig einschlägige Standardwerke, im Kommentar Beiträge, die zur Klärung umstrittener Einzelfragen beitragen. Im üb rigen sei auf die Bibliographien bei Diller 1952, 48-99 sowie bei Marcotte 2000, CLXV-CLXVIII und 289-98 verwiesen. Auf die Nennung moderner Kartenwerke wird ganz verzichtet, da alle im Kommentar aufscheinenden modernen Ortsnamen auf gängigen touristischen Karten mittleren Maßstabs aufzufinden sind. Für die antike Topographie sei dagegen die Verwendung des auch im Literaturverzeichnis zitierten Barrington atlas o f the Greek and Roman world wärmstens empfohlen. Mein Dank gilt in erster Linie meinem Freund und Kollegen Robert Rollinger, der dieses Buch gemeinsam mit mir konzipiert und mich in der Folge, auch als seine weitere Mitarbeit sich aufgrund zahlreicher anderer Verpflichtungen als unmöglich erwies, stets mit Rat und Tat unterstützt hat. Zusätzliche Hilfe kam von Wolfgang Kofler, dem ich insbesondere für eine kritische Lektüre des Manuskripts kurz vor der Drucklegung dankbar bin. Andreas Retter, Lav Subaric und Stefan Iilg haben (wieder einmal) meine Inkompetenz im EDV-Bereich kompensiert. Von der französischen Bibliothèque Nationale, der Universitätsbibliothek Leiden und der Biblioteca Apostolica Vaticana wurden mir freundlicherweise Fotokopien des codex unicus und seiner beiden wichtigsten Abschriften zur Verfügung gestellt. Der Universität Innsbruck danke ich für einen Förderungsbeitrag, mit dem notwen dige Literatur angeschafft und der Druck dieses Bandes finanziert werden konnte, dem Olms Verlag, insbesondere Dr. Peter Guyot, für seine Bereitschaft, das Buch in die Bibliotheca Weidmanniana aufzunehmen, und für die gute Zusammenarbeit. Innsbruck, November 2002 Einleitung 1. Aufbau und Inhalt des Werks im Überblick „ ... fast alles, was von der ganzen Erde an Orten zu Schiff oder zu Fuß zugänglich ist“: So umfassend umschreibt der anonyme Autor der Welt-Rundreise' zu Beginn seines Werkes (67 f.) dessen Inhalt. Der moderne Leser erwartet sich nach einer solchen Ankündigung zunächst eine Einteilung der Erde in Kontinente, Länder, Ozeane und Meere, die dann eines nach dem anderen abgehandelt würden. Der Anonymus geht anders vor: Leitfaden und wichtigstes strukturelles Prinzip seines Werkes ist der Verlauf der Mittelmeer- und Schwarzmeerküste, dem er von Gib raltar über Italien, Griechenland, den Bosporus und die Krim bis zur Insel Apollo nia vor der Nordküste Kleinasiens folgt, wo der unvollständig erhaltene (s. u. S. 19 f.) Text abbricht.1 2 3 Die Beschreibung verläuft dabei nicht gleichförmig; der Autor handelt vielmehr, wie er dies bereits im Prooemium ankündigt (69-72), verschie dene Gebiete unterschiedlich rasch und genau ab.’ So überwindet er, um ein belie big herausgegriffenes Beispiel zu nennen, von Südspanien bis Antibes eine Strecke von rund 1500 km in nur 21 Versen (196-216), was einer .Geschwindigkeit’ von gut 70 km/Vers entspricht; dagegen benötigt er 55 Verse (415-69), um entlang der Adriaküste von Issos bis zur etwa 500 km entfernten Mündung des Acheloos zu gelangen, und legt so nur 9km/Vers zurück. Noch auffälliger ist jedoch, dass in die Küslenbeschreibung im eigentlichen Sinne, wie wir weiter unten (S. 14 f.) noch genauer sehen werden, beständig Bemerkungen und Exkurse geographischer wie historischer Natur eingestreut sind, die durch Vorstöße ins Binnenland ihre räumli che Eindimensionalität aufbrechen, ihr zeitliche Tiefe verleihen und so ihren oben erwähnten Anspruch, eine umfassende Weltbeschreibung darzustellen, zumindest ansatzweise einlösen. Der erhaltene Text lässt sich grob in drei Abschnitte gliedern: das Prooemium (1-138), die Beschreibung der Küsten Europas von Cadiz bis zur Mündung des Don ins Schwarze Meer (139-873)'* und die der asiatischen Schwarzmeerküste (874-1026). Diese großen Blöcke kann man ihrerseits in Untereinheiten zerlegen, ohne dass sich dabei allerdings eine bestimmte Einteilung als zwingend erwiese. Der folgende Gliederungsvorschlag soll nicht mehr als eine Orientierungshilfe für den Leser darstellen. 1 Die Authentizität dieses Titels ist nicht gesichert (s. den Kommentar zu 90 f.), doch da er das Wesen des Werkes ziemlich gut trifft, wird er in der vorliegenden Ausgabe gelegentlich verwendet. ■ Vgl. hierzu und zum Folgenden die umseitige Karte. 3 Allerdings folgt er dabei nicht unbedingt der dort angegebenen Maxime, Bekanntes nur ober flächlich, Unbekanntes aber genau darzustellen. Vielmehr dürfte sich die Informationsdichte min destens teilweise nach der Menge an Quellenmaterial, die ihm für ein bestimmtes Gebiet zur Ver fügung stand, und nach der Anzahl der dort gegründeten griechischen Kolonien (vgl. S. 15, 18) richten. 1 Zur Überschrift Ευρώπη, welche die handschriftliche Überlieferung zu Beginn dieses Ab schnitts bietet, s. den Kommentar zu 137 f.