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Die Vorsokratiker PDF

211 Pages·1991·18.167 MB·German
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Sammlung Metzler Band 265 Wolfgang H. Pleger Die Vorsokratiker J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung Stuttgart Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Pleger, Wolfgang H.: Die Vorsokratiker / Wolfgang H. Pleger. - Stuttgart : Metzler, 1991 (Sammlung Metzler; Bd. 265) ISBN 978-3-476-10265-2 NE:GT ISSN 0058-3667 ISBN 978-3-476-10265-2 ISBN 978-3-476-03966-8 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-03966-8 SM 265 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Je de Verwertun~ außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbe- sondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1991 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und earl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1991 Inhaltsverzeichnis Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1. Der geschichtliche Kontext. . . . . . . . . . 3 2. Die Entwicklung des griechischen Denkens . 16 3. Quellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 I. Der Mythos - Eine personale Deutung der Welt. 32 1. Homer 32 2. Hesiod 40 3. Solon. 48 H. Das sachliche Denken - Milesische Kosmologie 56 1. Thales. . . . . 56 2. Anaximander. 61 3. Anaximenes. . 66 IH. Das Viele und das Eine - Zur Vorgeschichte der Ontologie. 72 1. Pythagoras . 72 2. Xenophanes. 79 3. Heraklit. . . 87 IV. Denken und Sein - Auf dem Weg zur Logik. 98 1. Parmenides . 98 2. Zenon. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107 V. Seiendes als Mischung-Die Atomistik. . . . . 116 1. Empedokles. 116 2. Anaxagoras. 124 3. Leukipp . . . 132 v VI. Die Macht der Worte - Sophistik und Rhetorik 139 1. Protagoras 139 2. Antiphon. 149 3. Gorgias. . 155 Epilog: Bemerkungen zur Sokratischen Philosophie . . . . . . 168 Anmerkungen .......................... 183 Literaturverzeichnis. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191 Namenregister .......................... 197 Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 200 VI Einleitung Wenn von den Vorsokratikern die Rede ist, denkt man gewöhnlich an die griechischen Philosophen vor Sokrates, die, beginnend mit den drei Milesiern Thales, Anaximander und Anaximenes bis hin zu Empedokles, Anaxagoras und Leukipp, bzw. Demokrit, sich mit dem Problem der Natur befaßt haben. So jedenfalls hat Plato sie in seinen Dialogen charakterisiert[l], und Aristoteles prägte für sie die Bezeichnung »physiologoi« oder »physikoi«.[2] Die Berechtigung, sie als eine geschlossene Gruppe anzusehen, ergab sich daraus, daß Sokrates mit seiner Art des Fragens eine neue Art der Philosophie einleitete. Während die alten Naturphilosophen sich vor allem mit astronomischen Fragen auseinandergesetzt hätten, habe Sokrates, so Cicero, »die Philosophie vom Himmel herabgerufen, in den Städten angesiedelt, in die Häuser eingeführt und genötigt, über Leben und Sitten, über Gut und Böse nachzudenken«.[3] Diese Charakterisie rung ist für Sokrates ganz zutreffend, aber für die Naturphilosophen vor ihm unzureichend. Das, was wir inzwischen von ihnen wissen, zeigt vielmehr, daß sie sich mit einer Fülle sehr unterschiedlicher Probleme befaßt haben und daß die »meteora«, die »Dinge in der Höhe«, nur ein, wenn auch wichtiger Bereich ihrer Betrachtungen waren. Wir denken vielmehr, daß sich bei den Vorsokratikern jenes philosophische und wissenschaftliche Fragen entwickelte, das nicht nur die europäische Entwicklung maßgeblich beeinflußt hat, son dern dem inzwischen eine globale Bedeutung zukommt. Da aber nicht nur der Anspruch der Philosophie, sondern mehr noch der der Wissenschaft selbst kritischen Rückfragen ausgesetzt ist, erscheint eine Auseinandersetzung mit ihren griechischen Anfängen um so wichtiger zu sein. Bei dem Versuch einer Auseinandersetzung mit den Vorsokrati kern stößt man jedoch sehr bald auf folgende Schwierigkeit: Ange sichts der spärlichen Quellen ist es im Einzelfall oftmals nur schwer möglich, die Intention eines vorsokratischen Autors genau zu erfas sen, und das birgt die Gefahr in sich, die schmale Textbasis spekula tiv anzureichern. Um dieser Gefahr zu begegnen, erscheint es sinn voll, die Vorsokratiker aus ihrem geschichtlichen Kontext heraus zu interpretieren. Dabei ist auch auf die literarische Tradition vor Tha les zurückzugreifen. Es ist wenig plausibel, weitreichende Vermu tungen über das Denken von Thales anzustellen, von dem nicht ein Satz wörtlich erhalten ist, ohne zu berücksichtigen, in welcher Weise ihm zugeschriebene Worte und Gedanken in der quellenmäßig er heblich besser belegten Epoche vor ihm in der Dichtung verstanden wurden. Will man die Frage beantworten, ob Thales zurecht von Aristote les als erster der Naturphilosophen bezeichnet wird, ist es notwen dig, sich klarzumachen, ob und wie seine Denkweise sich von der Dichtung eines Homer, eines Hesiod oder eines Solon unterschei det. Darüber hinaus erscheint es sinnvoll, zuvor einen Blick auf die anderen geschichtlichen Faktoren zu werfen, die das Gewebe aus machen, in das die Entwicklung philosophischen und wissenschaft lichen Fragens verflochten ist. Zu diesem geschichtlichen Kontext gehört eine Skizze der politischen Geschichte von der frühgriechi schen Kolonisation bis zum Peloponnesischen Krieg, Hinweis'e auf die Entstehung der «polis» und des Politischen bei den Griechen sowie Bemerkungen zur Entwicklung der Kunst, der Geschichts schreibung und Medizin. Auf diesem Hintergrund läßt sich die Entwicklung des griechischen Denkens umreißen, dem eine eigen tümliche Entwicklungslogik zukommt. Schließlich sind Bemerkun gen zur Quellenlage zu machen. Bei der Darstellung der Vorsokratiker wird, so weit das bei der unsicheren Darstellung im Einzelfall möglich ist, chronologisch verfahren. Gleichzeitig aber sind Antworten, die thematisch zusam mengehören, kapitelweise zusammengefaßt. Die Kapitel markieren die GelenksteIlen in der Entwicklung des griechischen Denkens, das von der mythischen Weltdeutung Homers bis zur Betonung der Macht der Worte (logoi) bei Gorgias reicht. Die Darstellung eines Autors erfolgt dadurch, daß zunächst authentische Texte von ihm, oder dort, wo diese fehlen, antike Zeugnisse über ihn vorgestellt werden. Sie haben den Sinn, wesentliche Inhalte, Wortwahl und Stil zu präsentieren. Daran schließt sich ein Kommentar an, der den Text interpretiert und die Intentionen des Autors im philosophiege schichtlichen Kontext zeigt. Das Literaturverzeichnis gibt nur die wichtigsten Hinweise für weiterführende Fragestellungen. 2 1. Der geschichtliche Kontext a) Politische Geschichte Homer, dem wir die beiden umfangreichsten griechischen Epen verdanken, lebte in der zweiten Hälfte des 8.Jahrhunderts und damit am Ende eines Zeitalters, das von heutigen Historikern als das »dunkle Zeitalter« bezeichnet wird. Dunkel scheint es in zweierlei Hinsicht zu sein: zum einen fehlen für diese Zeit von ca. 1200 bis 800 v. ehr. so gut wie alle Quellen, dunkel aber auch deswegen, weil möglicherweise am Ende der voraufgegangenen Palastkultur, deren Ende vielleicht die aus dem Norden eindringenden Dorer mit her beigeführt haben, nicht nur die Paläste zerstört wurden, sondern auch die bereits entwickelte protogriechische Schrift, von der wir Zeugnisse auf einigen erhaltenen Tontafeln haben - die Linear Schrift A und B[ 4] -, wieder verlorenging. Auf jeden Fall entwickel ten die Griechen in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts ein zwei tes Mal eine Schrift, indem sie die phönizischen Schriftzeichen für ihren eigenen Gebrauch umformten. Es ist charakteristisch, daß Homer in seinen Epen das heroische Zeitalter der Palastkulturen von Mykene, Tiryns und Pylos zu be schreiben versucht, ein Zeitalter, in dem noch Bronze und nicht Eisen wie zu seiner Zeit verwendet wurde und in dem auch noch Streitwagen im Gebrauch waren. Politisch gesehen ist das Zeitalter Homers charakterisiert durch die Kolonialisierung Westgriechen lands, nachdem die kleinasiatische Küste bereits in den beiden vor aufgegangenen Jahrhunderten von Griechen besiedelt worden war. Außerdem entstehen Siedlungen auch an anderen Küsten des Mittel meeres und des Schwarzen Meers.[5] Auf diese Weise kommen die Griechen mit unterschiedlichen Kul turen in Berührung, so auch mit der ägyptischen und anderen orien talischen. Die Griechen verstehen es, sich fremdes Wissen produktiv anzueignen. Für diesen Sachverhalt hat sich die Bezeichnung »inter pretatio graeca« eingebürgert.[6] Die Griechen waren z. B. von den Leistungen der Ägypter zutiefst beeindruckt und haben auch später noch Ursprünge ihres eigenen Wissens und ihrer eigenen Sitten auf Ägypten zurückgeführt. Ein relativ spätes Zeugnis hierfür bietet Platos »Phaidros«, in dem der ägyptische Gott Theut als Erfinder des Alphabets erwähnt wird.[7] Diese unvoreingenommene Bereit schaft, sich Fremdem zu öffnen, es zu prüfen und sich gegebenen falls in spezifischer Weise anzueignen, ist zweifellos eine wichtige Voraussetzung auch für die Entwicklung und Verbreitung der kei neswegs selbstverständlichen Denkmodelle der Vorsokratiker. 3 Zwischen den griechischen·Handelsstätten in Kleinasien, Südita lien und den übrigen Gründungen rund ums Mittelmeer bestand ein reger Austausch. Diese Städte waren nicht eigentlich Kolonien des griechischen Mutterlandes, sondern selbständig. Gleichwohl blieb das Bewußtsein erhalten, demselben Volk anzugehören und die gleiche Sprache zu sprechen. Auch wenn es eine Anzahl unter schiedlicher Dialekte gab, wurde die Grenze zwischen den Hellenen und den nicht griechisch sprechenden »Barbaren« deutlich gezogen. Die Griechen hatten ihr gesellschaftliches Zentrum in der »polis«, einer Organisationsform, die nur sehr ungenau mit »Stadtstaat« wiedergegeben wird, da sie sich nicht auf die Stadt beschränkte, sondern das jeweilige Umland mit dazu gehörte, und zum anderen bei dem Wort Staat nicht an eine Unterscheidung von Staat und Gesellschaft im neuzeitlichen Sinne gedacht werden darf. An der Spitze dieser »poleis« standen im 7. und 6.Jahrhundert in der Regel Tyrannen, eine Bezeichnung, die ursprünglich nur besagt, daß ein Mann, anders als ein König, ohne verfassungsmäßige Legitimation die Macht ergriffen hatte.[8] »Die einzelnen Tyrannen waren in der Tat sehr verschieden: manche, etwa Peisistratos in Athen, regierten gut und wohlwollend, machten dem Bürgerkrieg ein Ende und förderten ihre Städte auf mancherlei Weise. Doch unkontrollierte militärische Macht war an sich von Übel; wenn nicht in der ersten, so in der zweiten oder dritten Generation entwickelten sich die Tyran nen gewöhnlich zu dem, was das Wort heute bedeutet.«[9] Der entscheidende Einschnitt für die griechische Geschichte der klassischen Zeit waren die Perserkriege, die sich mit Unterbrech nungen von 500 bis 449 v. Chr. erstreckten. Ausgangspunkt war der Aufstand der ionischen Griechen in Kleinasien gegen die persische Fremdherrschaft. Diese Aufstände wurden niedergeschlagen, Milet 494 v. Chr. von den Persern zerstört. Dagegen wurde die persische Invasion auf das griechische Festland abgewehrt. Im Jahre 490 v. Chr. siegten die Athener unter Miltiades in der Schlacht bei Mara thon. Auch der zweite gigantische Heereszug der Perser unter Xer xes wurde 480 v. Chr. (Schlacht bei den Thermopylen; Seeschlacht bei Salamis) abgewehrt, und 479 v. Chr. in der Schlacht bei Platäa errangen die Griechen ihren entscheidenden Sieg. Die Zeit von 461 bis 429 v. Chr. ist in Athen unter der Staatsfüh rung von Perikles durch eine Fülle von kulturellen Entwicklungen in allen Bereichen gekennzeichnet, sie wird das perikleische Zeitalter genannt. Der Peloponnesische Krieg zwischen Sparta und Athen (431 bis 404 v. Chr.) endete jedoch nicht nur mit einer Niederlage Athens, sondern markiert zugleich den Niedergang der »polis«. Das 5. Jahr- 4

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