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Die Verwendung der thermischen Emission der Atmosphäre als Temperaturnormal für radioastronomische Messungen bei der Frequenz 1420 MHz PDF

109 Pages·1961·5.341 MB·German
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FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers von Staatssekretär Professor Dr. h.c. Dr. E.h. Leo Brandt DK 523.164:523.854 Nr.1030 Guido Mainka Sternwarte der Universität Bonn Die Verwendung der thermischen Emission der Atmosphäre als Temperaturnormal für radioastronomische Messungen bei der Frequenz 1420 MHz 05 Als Manuskript gedruckt WESTDEUTSCHER VERLAG I KOLN UND OPLADEN 1961 ISBN 978-3-663-03483-4 ISBN 978-3-663-04672-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-04672-1 G 1 i e der u n g s. 1. Einleitung 5 s. 2. Die Atmosphäre und ihre thermische Emission. 7 3. Die radioastronomische Meßmethode. s. 23 4. Die radioastronomischen Messungen und die aerologischen s. Beobachtungen. 33 5. Auswertung der Messungen s. 40 6. Fehlerrechnung s. 51 7. Ergebnisse s. 66 8. Literaturverzeichnis s. 69 s. Anhang: 73 s. Tabellen. 74 Abbildungen s. 97 Seite 3 Zusammenfassung Die thermische Emission der Atmosphäre wird berechnet und als Tempera turnormal zur Eichung eines Radioteleskops bei der Wellenlänge von 21 cm benutzt. Die Berechnung der thermischen Emission der Atmosphäre erfolgt auf grund der Strahlungsgleichung für thermodynamisches Gleichgewicht, der Messung der aerologischen Daten der Atmosphäre und der Messung der Radioextinktion der Atmosphäre bei der Wellenlänge von 21 cm. Seite 4 1. Einleitung Zur Eichung von Radioteleskopen bei der Wellenlänge von 21 cm bezieht man sich neben der Eichung der Antennentemperaturskala auf Berechnun gen der Antenne (z.B. [25J) oder auf die thermische Emission des Bodens [1J, [2J und [34J. Es besteht aber auch die Möglichkeit, sich auf die thermische Emission der Luft zu beziehen. Die letztere Möglichkeit soll hier zur Anwendung kommen, um die Apparatekonstanten des Radioteleskops der Bonner Universitäts-Sternwarte zu bestimmen. Gleichzeitig soll der Strahlungs strom der Radioquelle Cas A gemessen werden. Bei der Unsicher heit, die in der Eichung eines Radioteleskops liegt, ist es vorteilhaft, die Zahl der Eichmethoden zu vermehren. Die physikalischen Eigenschaften der Atmosphäre, die hier in Betracht kommen, sind mit hinreichender Genauigkeit bekannt. Als Eigenschaften treten Luftdruck, Lufttemperatur und Wasserdampfdruck auf. Alle drei sind Funktionen der Höhe. Als weitere Eigenschaft ist noch die Extink tion der Atmosphäre zu nennen. Die Extinktion läßt sich bestimmen, indem man den relativen Strahlungsstrom einer geeigneten Radioquelle bei ver schiedenen Elevationen mißt. Mit Hilfe der Extinktion der Luft und ih rer aerologischen Daten läßt sich nun die Flächenhelligkeit der Atmo sphäre berechnen. Diese Flächenhelligkeit ist eine Funktion der Eleva tion. Man hat also ein Temperaturnormal außerhalb des Teleskops zur Verfügung, das in vorteilhafter Weise die Eichung des Teleskops ermöglicht. Beim Eichvorgang wird das Teleskop abwechselnd auf zwei verschiedene Eleva tionen gestellt. Die Differenz der Flächenhelligkeit bzw. der Strahlungs temperatur der Luft ist aus der Rechnung bekannt. Die Differenz der Spannung am Registrierschreiber läßt sich nach der eben genannten Diffe renz der Strahlungstemperatur der Luft eichen. Diese Eichung ist an den Stellen der Sphäre vorzunehmen, an denen keine bzw. konstante extrater restrische Radiostrahlung vorhanden ist. Für derartige Eichungen bei 21-cm-Wellenlänge sind Meßapparaturen erforderlich, die eine Auflösung der Antennentemperatur von mindestens O,1 oK ermöglichen. Bei der Berechnung der Strahlungstemperatur der Luft geht man von der Strahlungsgleichung für lokales thermodynamisches Gleichgewicht aus. Nach der Definition der optischen Tiefe kann das Integral für die Strah lungstemperatur der Atmosphäre aufgestellt werden. Im Integral steht die Lufttemperatur. Seite 5 Die Absorption erfolgt durch den Luftsauerstoff. Der Absorptionskoeffi zient ist dem Quadrat des Luftdrucks direkt und der n-ten Potenz der Lufttemperatur umgekehrt proportional. Für n ist 2,75 anzusetzen. Im Integral für die optische Tiefe steht noch eine zunächst unbekannte Kon stante. Die Konstante kann über Extinktionsmessungen eliminiert werden, wenn das Integral für die optische Tiefe über die gesamte Atmosphäre er streckt wird. Bei der Ausführung der Eichung muß die störende Bodenstrahlung elimi niert werden. Zunächst wird die Antennentemperaturskala durch eine Ei chung mit einem heizbaren Widerstand in der Antennenleitung festgelegt. Der Registrierschreiber ist damit in Graden Kelvin bezüglich der Anten nentemperatur geeicht. Die Antennentemperatur setzt sich aus zwei ele vationsabhängigen Summanden zusammen. Der erste elevationsabhängige Sum mand besteht aus der Strahlungstemperatur der Atmosphäre multipliziert mit einem Quotienten, der aus dem wirksamen Raumwinkel der Meßkeule und dem wirksamen Raumwinkel der gesamten Antenne besteht. Der zweite Sum mand ist die Bcdenstrahlung, d.h. die thermische Emission des Bodens, die in den Streubereich der Antenne einstrahlt. Da es sich bei diesem Verfahren nur um Differenzen von Strahlungstemperaturen handelt, brau chen konstante und elevationsunabhängige Summanden nicht berücksichtigt zu werden. Die Antennentemperatur wird am Registrierschreiber abgelesen. Unbekannt ist zunächst die Bodenstrahlung bzw. der Quotient aus dem wirk samen Raumwinkel der Meßkeule und dem wirksamen Raumwinkel der gesamten Antenne. Bekannt ist durch Messung die Antennentemperatur und durch Be rechnung die Strahlungstemperatur der Luft. Um den ebengenannten Quo tienten bzw. die Bodenstrahlung zu finden, muß noch eine zusätzliche An gabe gemacht werden. Sie besteht darin, daß die Bodenstrahlung bei klei nen Elevationen der Zenitdistanz proportional ist; d.h. der Differential quotient der Bodenstrahlung nach der Zenitdistanz ist konstant bei Tele skopen geeigneter Bauart. Zur Berechnung der Bodenstrahlung werden probeweise verschiedene Quotien ten angenommen und die entsprechenden Werte der Bodenstrahlung als Funk tion der Zenitdistanz graphisch dargestellt. Man erhält so eine Schar von Kurven. Die Kurve mit konstanter Steigung bei großer Zenitdistanz gibt dann den tatsächlichen Verlauf der Bodenstrahlung an, die ja der Zenitdistanz proportional sein soll. Nach Auffindung des Bodenstrahlungs anteils an der Antennentemperatur kann das Teleskop am Registrierschrei- Seite 6 ber in Graden Kelvin der Strahlungstemperatur geeicht werden. Der Boden strahlungsanteil ist bei niedrigen Elevationen klein gegen die Strah lungstemperatur der Luft. Das Kriterium der Linearität von Bodenstrahlung und Zenitdistanz bei kleinen Elevationen bedarf noch einer näheren Erklärung. Bei einem Radio teleskop ist die Ferncharakteristik von der Nahcharakteristik zu unter scheiden. Die Ferncharakteristik eines Spiegels ist durch die Antennen keule in der Hauptantennenrichtung gekennzeichnet. Die Nahcharakteristik dem Boden gegenüber besteht dagegen in der Dipolcharakteristik, die durch den Spiegelrand scharf gegen den Boden abgeschattet ist. Die Nah charakteristik dem Boden gegenüber kann durch eine Halbkugel idealisiert werden, die sich nur in der Richtung auf den naheliegenden Untergrund ausbilden kann. Naheliegend heißt in einer Entfernung von der Grö h~er ßenordnung des Spiegeldurchmessers befindlich. Gegen den Horizont zu geht die Nahcharakteristik in die Ferncharakteristik über. Der Betrag der Bodenstrahlung ist durch die Lage der scharfen Schattengrenze auf dem Untergrund bestimmt. Im Nahfeld ist die Größe des Antennenraumwin kels, der durch den Boden ausgefüllt wird, der Zenitdistanz nahezu pro portional bei kleinen Elevationen. 2. Die Atmosphäre und ihre thermische Emission Zu den Bestandteilen der Atmosphäre, die in bezug auf die Ausbreitung der 21-cm-Radiowellen von Wichtigkeit sind, gehören die Gase Stickstoff, Sauerstoff, Wasserdampf und gegebenenfalls die Kondensationserscheinun gen des Wasserdampfes - Regen, Wolken und Nebel. Die Volumenkonzentra tion des Stickstoffs und des Sauerstoffs ist zeitlich in hohem Maße kon stant, während die Volumenkonzentration von Wasserdampf, Regen, Wolken und Nebel starken zeitlichen Schwankungen unterworfen ist. Die hier wich tigen Wirkungen der Atmosphäre auf die 21-cm-Strahlung bestehen in der Extinktion, Emission und Refraktion. Eine Extinktion zeigen alle genann ten Bestandteile, nur vom Stickstoff ist keine Absorption im Radiobe reich bekannt. Bei Nebel, Wolken und Regen handelt es sich um eine Streu ung der Radiowellen an den feinen bzw. größeren Wassertropfen. Die Ex tinktion durch Sauerstoff und Wasserdampf besteht in einer molekularen Absorption, die gleichzeitig mit einer thermischen Emission verbunden ist. Der Absorptions- und Emissionskoeffizient sind nach dem KIRCHHOFF- Seite 7 sehen Satz verknüpft. Beim Sauerstoff erfolgt die Absorption durch das magnetische Dipolmoment des Moleküls, während sie beim Wasserdampf durch das elektrische Dipolmoment des Moleküls bewirkt wird. Wie später ge zeigt wird, erfolgt eine nennenswerte Einwirkung der Atmosphäre auf die Radiowellen nur in den Luftschichten unterhalb der Höhe von 20 km. Trotz dem sollen einige Modelle über die Luftzusammensetzung in großen Höhen gebracht werden. Es wird im allgemeinen angenommen, daß die Dissoziation des Sauerstoffs in 90 km Höhe und die des Stickstoffs in 200 km Höhe be ginnt. Die Abbildung 11) zeigt eine Reihe von Modellatmosphären. Hier gehören die am weitesten rechts stehenden graphischen Darstellungen zu den neueren Untersuchungen [4J. Aus später ersichtlichen Gründen ist die Kenntnis der genaueren räumlichen Volumenkonzentration des Sauerstoffs wichtig. Abbildung 2 zeigt, daß diese Konzentration bis 16 km Höhe kon stant bleibt und etwa bei 23 km Höhe auf 1% abnimmt, um bis zur Höhe von 30 km auf 3% abzunehmen. Die Annahme der Volumenkonzentration in % be zieht sich auf die Volumenkonzentration des Sauerstoffs am Boden. Die zeitlich veränderlichen Eigenschaften der Atmosphäre bis zur Höhe von 20 km werden durch tägliche Radiosondenaufstiege ermittelt, die von ei ner Reihe von meteorologischen Stationen ausgeführt werden. Zur Messung gelangen dabei Druck, Lufttemperatur und Taupunkt als Funktionen der Höhe. Der Taupunkt gibt über den Wasserdampf Auskunft. Die Refraktion der Radiowellen ist abhängig von Luftdruck, Lufttempera tur und Dampfdruck als Funktionen der Höhe. Die Refraktion kann bei An nahme einer horizontalen Luftschichtung recht genau berechnet werden. Über die Absorption von Radiowellen durch den Luftsauerstoff liegen La bormessungen und Berechnungen vor [3 J. Für das Geb·iet der Radiowellen kann ein geschlossener Ausdruck für die molekulare Absorption der Luft [3J,[5J [6J. gegeben werden, und Als Bedingungen für Luftdruck und Luft temperatur sind 760 Torr und 200C zugrunde gelegt. Die Stärke der Ab sorption wird in db/km angegeben, d.h. die Intensität der Strahlung längs eines Weges von 1 km Länge wird um den Faktor geschwächt. Als molekulare Absorption YO für Sauerstoff erhält man [3J 2 nach 1. Sämtliche Abbildungen und Tabellen befinden sich im Anhang Sei te 8 ~"( ~)'~2- ~l(~( (2+fi+(~( t+\4?'-)~ (t Y02 " 0,34 db/km (2) wo ~ die Frequenz, c die Lichtgeschwindigkeit und ~~/c die in Rechnung zu setzende Linienbreite für die Absorptionsbanden bei 0,5 und 0,25 cm bedeutet. Für die Linienbreite ist etwa -1 ~~ / c = 0,02 cm anzusetzen [3J. In der Formel (2) ist die tatsächliche Konzentration des Sauerstoffs in der Luft berücksichtigt, so daß Yo die Absorption der Luft für Radiowellen pro 1 km darstellt, wenn man2nur die Wirksam keit des Sauerstoffs beachtet. Bei einer Formel für die molekulare Ab sorption durch den Wasserdampf muß der Wasserdampfgehalt der Luft beson ders angegeben werden, da wie schon erwähnt der Wasserdampfgehalt star ken Schwankungen unterworfen ist. Er geht hier als Wasserdampfdichte g (g/m3) in den Ausdruck für die Absorption des Wasserdampfes r ~~ (.:t)2{0 y 2 = g 00350 f1) '+ (ß t + ~1 Y+ (ßi )2 ]J + 0 '0 12Jl QQ. H 0 c C ' l(O,7407- c' (0,7407 + km (3) ein. Als Linienbreite ist etwa -1 0,10 cm anzusetzen [3J. Die Absorption in db pro km ist für Sauerstoff und Wasserdampf für den fraglichen Frequenzbereich berechnet und in Abbildung 3 graphisch darge stellt. Als Wasserdampfgehalt wurde g = 10 g/m3 angenommen, was den Be dingungen entspricht, unter denen die später zu besprechenden Messungen angestellt wurden. Beim Vergleich der Absorption des molekularen Sauer stoffs und des Wasserdampfes zeigt sich die relativ geringe Absorption des Wasserdampfes bei der Wellenlänge von 21 cm. Bei dieser Wellenlänge ist die Absorption des Wasserdampfes zwei Zehnerpotenzen kleiner als die des Sauerstoffes, wenn die Absorption als Zahlenwert in db/km in Rechnung gesetzt wird. Dieses Zahlenverhältnis bleibt auch erhalten, wenn man sich direkt auf den Energieverlust der Strahlung nach einem Absorptionsweg von 1 km bezieht. Dieser Energieverlust kann leicht als Bruchteil der am Beginn des Absorptionsweges vorhandenen Strahlungsener gie angegeben werden, denn Y(db/km) ist für Sauerstoff und Wasserstoff y (db/km) « 1 Sei te 9 und die Entwicklung des Potenzwertes (1) zeigt - 0,1 = e ~Y 1 -M0,1Y ' 1'Id wo .2.J.ly M der eben erwähnte Bruchteil des Energieverlustes der Strahlung auf dem Absorptionsweg von 1 km ist. Diese Darlegungen zeigen, daß die Absorp 1% tion des Wasserdampfes in Bodennähe nur der Absorption des Sauer stoffs beträgt. Da der Wasserdampfgehalt der Luft mit der Höhe sehr viel schneller als der Luftdruck abnimmt [7J, verschiebt sich das Verhältnis der Absorption des Sauerstoffs zu der des Wasserdampfes noch stärker zu gunsten des Sauerstoffs. Es bleibt noch die Extinktion durch die Konden sationserscheinungen des Wasserdampfes zu erwähnen. Da die Extinktion durch Wolken, Nabel und Regen infolge Streuung der Radiostrahlung ent steht, und die zu besprechende Meßmethode darauf beruht, aus Absorp de~ tionskoeffizienten auf den Emissionskoeffizienten zu schließen, ist der Einfluß der Kondensationserscheinungen der Luft durch geeignete Wahl der Beobachtungszeiten auszuschalten. Der Einfluß geringer Wolken-, Nebel und Regenbildung ist tatsächlich unerheblich. Die Radiobeobachtungen sind also bei guten meteorologischen Sichtverhältnissen anzustellen. Es ist daher möglich, durch Wahl geeigneter Beobachtungszeiten zu errei chen, daß die durch die Luft hervorgerufene Extinktion nur in einer mo lekularen Absorption besteht. Diese molekulare Absorption ist mit einer thermischen Emission verbunden. Die Verknüpfung des Absorptionskoeffi zienten mit dem Emissionskoeffizienten erfolgt über die KIRCHHOFF-PLANCK Funktion. Alle weiteren Überlegungen gelten für diese Absorption und Emission. Es ist nun an der Zeit, auf die quantitativen Verhältnisse bezüglich der Absorption, Emission und Refraktion zu sprechen zu kommen. Der hier infrage kommende Strahlungs transport wird von der Strahlungsgleichung für lokales thermodynamisches Gleichgewicht beherrscht, dI'I) ---a:t = XV I~ - X~ Bv (T). Seite 10

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