Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte Herausgegeben von Adolf Martin Ritter Band 72 Gättingen . Vandenhoeck & Ruprecht · 1999 Die Trinitätstheologie und Christologie des Euseb von Caesarea E ine dogmengeschic htliche Untersuchung seiner Pl atonismusrezeption und Wirkungsgeschichte von Ho lger Strutwo lf Göttingen . Vandenhoeck & Ruprecht· 1999 --- ._-- Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsallftrahme Strutwolf, Holger: Die Trinitätstheologie und Christologie des Euseb von Caesarea: eine dogmengeschichtliche Untersuchung seiner Platonismusrezeption und Wirkungsgeschichte I von Holger Strutwolf. - Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht. 1999 (Forschungen zur Kirchen- und Dogmengeschichte; Bd. 72) Teilw. zugl.: Münster. Uni v. . HabiL-Sehr. . 1997 ISBN, 3-525-55180-0 Gedruckt mit Unterstützung des Förderungs und Beihilfefonds Wissenschaft der VG WORT @ 1999 Vandenhoeck & Ruprecht. Göningen. Printed in Germany. - Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlieh geschützt. Jede Verwenung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrcchtsgeset1.es ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfdlligungen. Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Satz: Competext, Heidenrod Druck und Bindcarbeiten: Huben & Co., Göuingen 8ayerlsme Staatsbfbllolttlt MOnd\en VORWORT Die vorliegende Arbeit ist die überarbeitete Fassung meiner Habilitationsschrift, die im Sommersemester 1997 von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Wilhelms-Universität Münster angenommen wurde. Zu danken habe ich besonders Frau Professorin Dr. Barbara Aland, die die Entstehung dieser Arbeit intensiv begleitet und gefördert hat, viel Geduld und Nachsicht mit der Eigenwilligkeit ihres Verfassers hatte und das Erstgutachten erstellte. Herrn Professor Dr. Wolf-DieleT Hauschild danke ich für die Erstel lung des Zweitgutachtens und auch und gerade für die kritischen Anmerkungen, deren Berücksichtigung - so hoffe ich wenigstens - dieser Arbeit sehr zu Gute gekommen ist. Er möge mir vergeben, wenn ich im wesentlichen auf meinen (von den seinen abweichenden) Anschauungen beharre. Herrn Professor Dr. Mat thias Baltes danke ich für viele Gespräche und Belehrungen, die platonische Philosophie betreffend, besonders aber auch für die liebenswürdige und nach sic htige Art, in der er den Verfasser nicht nur philosophiegeschichtlich belehrte, sonde rn auch menschlich tief beeindruckte. Meinen damaligen Kollegen am In stitut für Neutestamentliche Textforschung in Münster spreche ic h hiermit mei nen Dank aus für viele instruktive Gespräche, wichtige Ratschläge und kompe tente Hilfestellung von der Warte ihrer jeweiligen Fachgebiete aus, allen voran meinen Freunden Dr. Andreas Juckei, Dr. Ulrich Schmid und Dr. Klaus Wac htel, schließlich - last not least - Herrn Gustav Wendt, der sich neben Herrn Dr. Juckel die Zeit nahm, meine syrischen Zitate zu überprüfen. Meinem verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. Adolf Martin Riuer, verdanke ich mehr, als in diesem Vorwort Platz finden kann. Erwähnen möchte ich nur die Aufnahme dieser Arbeit in die von ihm herausgegebene Reihe, die intensive Beglei tung der Drucklegung, die kritische Durchsicht der Arbeit und die instruk tive Kritik an derselben. Herrn Professor Dr. Markus Vinzent danke ich für die gründliche und kriti sch-inst.ruktive Lektüre der Arbeit. Wie immer habe ich mei ner Frau für die Hilfe, die sie mir während und bei der Entstehung dieser Arbeit leistete, zu danken. Dankbar sei auch der VG-Wort gedacht. ohne deren Druckkostenzuschuß diese Arbeit nic ht hätte erscheinen können. Lemberg, den 30.05. 1999, dem Todestag des Euseb von Caesarea Holger Strutwolf .... ... INHALT Einleitung ........................................................... ,...................... .................. 11 A. Der historische Rahmen ......................................................................... 19 1. Kirchen· und Reichsgeschichte ........................................................ 20 2. Dogmengeschichte .................................................................... ........ 23 2.1 Eusebs Haltung in der Frühphase des arianischen Streits .......... 24 2.2 Das Konzil von Antiochien 324/325 und sein venneinlliches Symbol ......................................................................... ............ 31 2.3 Eusebs Rolle auf dem Konzil zu Nizäa ...................................... 44 B. Das "apologetische System" des Euseb ....... ...... .... ................................ 62 I. Zur gauungs· und literaturgeschichtlichen Einordnung des eusebianischen Doppclwerks ............................................................ 62 2. Das apologetische Programm des Euseb von Caesarea .................... 64 2. 1 Das Referat der Vorwürfe ........................................................... 66 2.2 Der propädeutische Exkurs "Glaube und Vernunft" ............... .. . 70 2.3 Die Systematik des apologetischen Gesamtentwurfs ................. 74 C. Die Aneignung der platonischen Metaphysik und die eusebianische Trinitätslehre ..................................................................................... 87 I. Das Verhältnis der platonischen Metaphysik zur "hebräischen Philosophie": die re ligionsgeschichtliche Sicht des Euseb .............. 90 2. Die Phi losophie als dreiteiliges System ........................ .............. ...... 94 3. Die göttliche Trias und die geistige Weh ........... ............. .................. 103 3. 1 Die Theologie des ersten Prinzips: Das Sein und das Gute ....... 105 3.1. 1 Theologie des Seins ................................................................... 105 3. ).2 Der Eine und das Wesen des Guten ........................................... 1 J 3 a) Der eine G OII ....................................................................... J 13 b) Das Wesen des Guten .......................................................... 11 6 3. 1.3 Die Nähe des Transzendenten: Der christliche Schöpfergott ..................................................................... .......... 123 3.2 Die Logoslheologie: Idee und Weltseele ................................... . 129 3.2.1 Die Existenz eines zweiten Prinzips .......................................... J 30 8 Inhalt 3.2.2 Der Logos als Ideenwelt ............................................................ 147 3.2.3 Die Logoslehre der "Hebräer" ................................................... 156 3.2.4 Bild Gottes und "Wehseele": Die zwei Stufen des Logos bei Euseb ............................ ........... 16 1 a) Die Relation Valer - Sohn: Die Abbildtheologie ................. 164 b) Die Relation Logos - Weh ................................. ,. ..... .... ....... 180 c) Die Vermittlung der beiden $lUfcn des Logos bei Euseb ....... ... . ... .... ..... ............ .... .... .... ..... .... ..... .......... ....... 183 3.2.5 Zwischen Numcnius und Plotin. Der miuel- und neuplatonische Hintergrund der eusebianischen Logostheologie .... ........ ......... ........ ............... ...... .............. ..... ..... 187 3.3 Die Pneumato1ogie ................... .. .... ............ ..... ........................... 194 3.3. 1 Der Heilige Geist als die dritte ursprüngliche Hypostase .......... 195 a) Die eusebianische These: Der Heilige Geist und die plalonische Weltseele ........................................................... 195 b) Die platonische Lehre von den zwei Weltseelen ................. 198 c) Der Geist als Mond und Weltseele ........................... 20 I apx~. d) Der Heilige Geist als Weltseele: das Modell des Euseb .. .... ....... ........ ..... .... .... ... ........ ......... ..... ..... ..... ........ 208 3.3.2 Das Problem der GOllheit des Heiligen Geistes ........................ 2 12 a) Ocr Heilige Geist und die Dämonen: Der Streit um die wahre Göttlichkeit ................................... 2 13 218 b) Das Bild der göttlichen Salbung ......................................... . 222 c) Die Gottheit des Geistes .................................................... .. d) Weder Gott. noch Sohn! Die Betonung der eigenen Hypostase des Geistes in der antimarkellischen 224 Polemik des Euscb .............................................................. . e) Die Gottheit des Geistes in anderen eusebianischen Schriften .............................................................................. . 230 3.4 Die e usebianische Anthropologie .............................................. . 237 a) Der platonische .. Beweis" fü r die Unstcrblichkeit der 238 Seele und das Verhältnis von Vemunft und Glaube ........... .. b) Die eusebianische Anthropologie und ihr on,g em's ,'I SC he r H'In ,e rgrun d ............................................... .. 249 4. Die Differenz zwischen Platonismus und der .. hebräischen Philosophie" ... ............................................................................ .... .. 258 4. I Die Kritik des plato nischen .. Ko mpromisses" mit dem Polylheislnus ......................................................... ..................... 258 4 .2 D ie Lehre von den Miuelwesen ................................................. 26 1 9 Inhalt 4.3 Die Lehre von der Seele ............................................................ 265 4.4 Die Lehre von den Gestimsgöuern ........................................... 271 5. Zusammenfassung ........................................................................... 274 D. Der inkarnierte Logos ........................................................................... 276 I. Die Inkarnation in der Heilsgeschichte ............................................ 279 2. Das christologische Modell des Euseb ............................................ 284 2.1 Die Inkarnalionsvorslellung in der Demonstratio cvangclica ... 288 2.1.1 Der Logos als Subjekt des Inkarnationsgeschehens ................. 288 a) Die zwei Seiten des inkarnierten Logos ............................. 289 b) Der Abstieg des göttlichen Logos ....................................... 295 c} Der Gott im Leib ................................................................. 299 d) Die Vergöulichung des Menschen und die communicatio idiomatum ................................................... 304 2.1.2 Die Rolle der Seele Jesu im Passionsgeschehen ...................... 3 I 2 2.2 Die Christusseele und der 'VlA6I; Vorwurf äv9p(t)1'[~- in den antimarkellischen Schriften ............................................ 323 2.3 Die Christologie im Spät werk des Euseb .................................. 333 2.3.1 Die ,.Psychologie" des Erlösers im Psalmenkommentar ........... 333 a) Erniedrigung und Opfertod Christi und die Seele Jesu ................................................................ 334 b) Der Logos und seine Seele: Ihre Beziehung am Beispiel der Hadesfahrt Christi entfaltet .............................. 339 2.3.2 Vater, Sohn und angenommener Mensch .................................. 345 a) Im Psalmenkommentar ........................................................ 345 b) Im Jcsajakommentar ............................................................ 352 2.3.3 Leib Christi und angenommener Mensch .................................. 364 3. Zusa.mmenfassung ............................................................................ 372 E. Zur Wirkungsgeschichtc der euscbianischen Theologie ........................ 376 I. Dic Wirkungsgeschichtc der eusebianischen Apologctik ................. 377 2. Die Wirkungsgeschichtc der euscbianischen "Trinitätslehre" .......... 379 2.1 Dic Eusebrezeption der sogenannten .. Mittelp artei" bis 363 ..... 380 2.2 Die Eusebrezeption des Athanasius ............................................ 391 3. Die Wirkungsgeschichte der cuscbianischcn Christologie ... .. .......... 408 4. Zusammenfassung ............................................................................ 418 LilcralUrver.lcichnis ..................................................................................... 42 1 ... , 10 Inhalt .. Register .......... . .................................. _-- --- .. -.. -.. _.' ........ -.' .. -... _--- --. --............ . 453 _ Bibelstellen .. _" . ............... -.......... -.... -................................ -..................... . 453 Antike Autoren ..................................................................... -................ . 455 Sachen .. _-- ... -................... -....... -.-.. -- --.................. ......... -_ .. _- ..- . -- -- ....- ..... . 468 _ _ _ • EINLEITUNG Euseb von Caesarea, als "Vater der Kirchengeschichte'" hoch angesehen, als christlicher Gelehrter geschätzt und als unersetzliche Quelle gerne benutzt,) wird als Theologe immer noch gründlich verkannt. Zwar gibt es nach Opitz und Berkhor in neuerer Zeit einige Studien, die sich mit Einzelproblemen seiner Theologie auseinandersctzen,s aber von einer gerechten und umfassenden Wür- So trägt das Buch von F. Winkelmann, Euseb. den UnIertitel . .Der Vater der Kirchenge I schichte", Die Untersuchungen zur Kirchengeschichte des Euseb, ihrer Intention. ihrer Art der Quellenbenutzung und ihres Geschichtsbilds sind denn auch Legion. Ich nenne bloß: G.F. Chesnut, Histories, S. 133-166; A. Dempf. Euscbios; G. Fau, M. Gödecke. Geschichte; R.M. Gram. Eu~be: Eusebius: F. Scheidweiler. Kirchengeschichte. S. 123- 139: l . Sirinelli. Vues: G. Wiesner. Bios. Typisch rur die Nichtbeachtung des Theologen Euseb zugunsten des Kirchenhistorikers Euseb ist die Vorgehensweise von H.R. Drobner, Lehrbuch, S. 190, der sich Mch der Auss:age, der "berech tigte Ruhm" des Euseb "als chrisllicher Schriftsteller" beruhe "auf seinen historischen Werken", in seiner Darstellung des eusebianischen Werks allein auf die chronographischen und historischen Werke sowie auf die Konstantinschriften des Euseb beschrlinkt (ebd .. S. 191 -197). R.M. Grant, Case, S. 41 3-421 möchte auch diese Hochschätzung des Euseb als Kirchengeschichtsschreiber sehr relativieren. O. Bardenhewer, Geschichte 11, S. 243. Vgl. auch du positive Urteil bei W. SchmidiO. 1 Stählin, Geschichte, S. 1372 § 1009: "Eusebios war in erster Linie Gelehrter: sein Reiß, seine Sorgfalt, seine Gewissenhafligkeit in der Sammlung und Verwendung urkundlichen Materials, sei· ne Meisterschaft in der Ordnung großer Stoffmassen machen ihn zu einem der größten christlichen Gelehrten und seine Werke zu den wertvollsten und einnußreichsten in der :altchristlichen Litera· tur." Die oft zu beobachtende Diskrepanz zwischen der Hochschätzung des Gelehrten Euscb und der Ablehnung seiner Theologie ist schon rur die nachnizänische altkirchliche Einschätzung des Euseb typisch, vgl. F. Winkelmann. Euseb. S. 10· 15. \ So als Quelle rur die Philosophie des Numenius. rur deren Fragmente er fu t die einzige E. Quelle darstellt. (vgl. die Einleitung und die Ausgabe der Fragmente bei des Places. Numenius und E.-A. Leemans. Studie. Vgl. auch R.R. Ruther, Lecteur, S. 145· 153) und überhaupt fUr die Philosophie des Mittelplillonismus. Aber auch als Quelle rur die Geschichte des christlichen Kanons (M. MOlIer. Überlieferung, S. 425·455) und rur den Bibeltext von Caesarea (vgl. B.M. Metzger. Text. S. 42-72) wird er ausgiebig herangezogen. und besonders sein neutestamenllicher Bibeltext ist Gegenstand vieler Untersuchungen geworden: K. W. Kim. Text. JBL 68, S. 125-139; ders., Text (Di!>s.): K. Lake, Text. S. 266-270; H.S. Murphy, Text: ders .• NT Text. S. 162- 168: M.J. Suggs. Text of Mauhew. S. 233-245: ders., Text of John, S. 137· 142: ders .• Eusebius and the Gospel Text. S. 307-3 10: V.G. Tasker. Text, S. 307·3 10: D. Volturno. Text: D.S. Wallace· Hadrill, Analysis. S. 168· 175: den., Eusebius and the Gospel Text of Caesarea. S. 105-114. H.G . Opi12. Euseb, S. 1-19 und ihm folgend H. Berkhof. Theologie. S. 9 haben als erste ~ wieder Euseb als theologischen Denker in den Blick genommen. Zur Kritik der veralteten Arbeit von M. Faulhaber. Apologeten vgl. G. Ruhbach. Apologetik. S. 2. Vgl. die Studien von G. Ruhbach, Apologetik: l .R. Lyman, Christology. S. 82- 123; l .K. J Mackett. Theology. Darüber hinaus beschüftigen sich F.S. Thielman. Look, S. 226·237 und F. Trisoglio, Euscbio. S. 173· 182 mit der Esch31010gie des Euseb. Eine prominente Rolle spielt Euseb