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Die Technik der Blutgruppenuntersuchung für Kliniker und Gerichtsärzte: Nebst Berücksichtigung ihrer Anwendung in der Anthropologie und der Vererbungsund Konstitutionsforschung PDF

100 Pages·1929·5.756 MB·German
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Die Technik der Blutgruppenuntersuchung fUr KIiniker und Gerichtsarzte Nebst Beriicksichtigung ihrer Anwendung in der Anthropologie und der Vererbungs und Konstitutionsforschung Von Dr. Fritz Schiff AbteUUDgsdirektor am Stldtiscben Krankenbaus im Friedricbshain-Berlin Zweite, vermehrte Auflage Mit 32 zum Teil farbigen Abbildungen Springer-Verlag Berlin Heidelberg GmbH 1929 ISBN 978-3-662-27402-6 ISBN 978-3-662-28889-4 (eBook) DOI 10.1007/978-3-662-28889-4 Alle Kechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1929 by Springer-Verlag Berlin Heidelberg Ursprünglich erschienen bei Julius Springer Berlin 1929 Vorwort. AnlaB zu einer besonderen Darstellung der Technik der Blut gruppenuntersuchung war fiir mich seinerzeit der unmittelbare erschiitternde Eindruck eines Transfusionsunfalls. Er hiitte sich wahrscheinlich vermeiden lassen, wenn schon damals die Auffassung allgemein gewesen ware, daB die LANDsTEINERsche Reaktion wie jede andere serologische Probe ein gewisses MaB an theoretischen Kenntnissen und praktischer Erfahrung verlangt. Die Entwicklung der letzten Jahre hat gezeigt, daB die kleine Schrift ihren Hauptzweck - in dieser Richtung ein Mahner zu sein und gleichzeitig die Ausfiihrung wirklich zuverlassiger Untersuchungen zu erleichtern - erfiillt hat. Sowohl bei praktisch-klinischen wie bei wissenschaftlichen Untersuchungen wird jetzt der Technik viel mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als das im allgemeinen noch vor wenigen Jahren der Fall war, und damit diirfte auch die Periode der Verwirrung, welche unzulangliche Angaben u. a. auf dem Gebiet der Blutgruppenvererbung und der Frage der Blut gruppenkonstanz herbeigefiihrt haben, ihrem Ende zugehen. Die Einzelheiten der Technik habe ich so darzustellen ver sucht, daB sich praktisch danach arbeiten laBt. Die scheinbare Einfachheit der Reaktion moge nicht dariiber hinwegtauschen, daB fiir schwierigere Aufgaben - dazu gehoren alle gerichtlichen Untersuchungen mit EinschluB der Blutfleckdiagnose - eine griindliche serologische V orbildung notwendig ist, die nicht allein an den Blutgruppen orientiert sein darf. Die zweite Auflage ist in allen Abschnitten durchgesehen und erganzt worden. Dem wichtigsten Fortschritt auf serologischem Gebiet, der Auffindung der neuen Faktoren M, N und P von LAND STEINER und LEVINE, wurde ein besonderer kurzer Abschnitt gewidmet. Bei der Darstellung der Vererbungstheorien ist aus Griinden der Objektivitat und "Obersichtlichkeit auch die Annahme der Faktorenkoppelung beriicksichtigt worden; fiir die praktische Anwendung halte ich es aber in "Obereinstimmung mit OLUF THOMSEN U. a. fiir zulassig und zweckmaBig, die BERNSTEINSche Erbformel zugrunde zu legen. IV Vorwort. Fiir die allgemeine Technik konnten experimentelle Unter suchungen mit herangezogen werden, fiir deren Forderung ich der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft zu Dank ver pflichtet bin. Dem gerichtlich-medizinischen Teil wurde als Anhang eine Zusammenstellung amtlicher Veroffentlichungen beigegeben; sie erganzen die serologischen Anweisungen dieser Schrift durch Rat schlage nach der verwaltungstechnischen Seite hin. Auch ab gesehen von ihrem praktischen Nutzen diirften diese Anweisungen - die ersten ihrer Art - fiir einen groBeren Leserkreis Interesse bieten. Die Bezeichnungsweise der Blutgruppen ist nach den Vor schlagen des Volkerbundes einheitlich durchgefiihrt worden; der Ersatz von IX und fJ fur die Serumagglutinine durch "anti-A" und "anti-B" entspricht den Vorschlagen der Hygienekommission des Volkerbundes fur die Testsera. Auf Literaturangaben habe ich auch in dieser Auflage ver zichtet. Es moge genugen, auf die umfangreiche Literatur zusammenstellung in den Biichern von LATTES (Die Individualitat des Blutes, deutsche Ausgabe, Berlin: Julius Springer 1925) und HIRSZFELD (Konstitutionsserologie, Berlin: Julius Springer 1928) hinzuweisen. Neueste Literatur findet sich bei LANDSTEINER1 und LEVINE2, speziell fur die Technik sei auf OTTENBERG3, LATTES4, SACHS und KLOPSTOCK5 verwiesen. Berlin, im Januar 1929. Fritz Schiff. 1 LANDSTEINER, in: The newer knowledge of Bacteriology and Im munology, S.892. Chicago. 1928. 2 LEVINE, Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde. Bd. 34. 1928. 3 OTTENBERG, George Blumer Edition of Billings Forchheimer Therapeusis of Internal Disease Vol. II, 215,NewYork,Appleton & Co. 1924. 4 LATTES, Abderhaldens Handbuch der bioI. Arbeitsmethoden. Abt. 13, Teil 2, S.719. 1927. 5 SACHS und KLOPSTOCK, Methoden der Hamolyseforschung, Urban und Schwarzenberg 1928. Inhaltsverzeichnis. Seite I. Die theoretischen Grundlagen der Blutgruppen- bestimmung (Landsteinersche Reaktion [LaR]). . . .. 1 A. Durch Isoantikorper nachweisbare Gruppenunterschiede. (Die klassischen vier Blutgruppen Landsteiners) . . . . . .. 1 1. Isohamagglutination . . . . . . . . . . . . . . . .. 1 2. Unterscheidung zweier Blutarten auf Grund direkter Mischung 2 3. Unterscheidung zweier Blutarten auf Grund der Gruppen- einteilung des menschlichen Blutes. . . . . .. .. 3 4. Grundlagen der Gruppeneinteilung . . . . . . . . . .. 3 5. Grundsiitze fur die Bestimmung der Blutgruppe. . . .. 5 a) Gruppenbestimmung mit Hilfe bekannter Sera . . .. 5 b) Gruppenbestimmung mit Hille bekannter Blutk6rperchen 6 c) Gruppenbestimmung mit Hille von Blutk6rperchen und Serum einer einzigen bekannten Gruppe . . . . . .. 6 6. Konstanz der Blutgruppe . . . . . . . . . . . . . .. 7 7. Vererblmg der GruppenzugehOrigkeit . . . . . . . . .. 7 B. Nur durch Immunsera nachweis bare Gruppenunterschiede. (Die Faktoren M, N, P \-on Landsteiner und Levine) 12 II. Die Technik der Blutgruppenuntersuchung 14 A. Allgemeine Technik . . . . . . . . . . . . . 14 1. Das Testblut. . . . . . . . . . . . . . . 14 a} Die Auffindun!! der Testtypen A und B . 14 IX) Das erstmalige Aufsuchen der Testtypen 14 p) Die Erganzung des Vorrates an Testblut 16 b) Auswahl der geeignetsten Testproben . . 17 IX) Auswahl starker Testsera . . . . . . 18 {1) Auswahl empfindlicher Blutkorperchen 19 c) Aufbewahrung des Testblutes 20 IX) Serum . . . . . . . 20 {1) Blutk6rperchen . . . 21 2. Das zu untersuchende Blut 21 a) Blutentnahme . . . . . 22 ~) Yenenpunktion . . . 22 (J) Entnahme aus dem Ohrliippchen 22 b) Das Blutserum . . . . . . . . . 23 c) Die Blutk6rperchen . . . . . . . 23 3. Technik der Serum-Blutk6rperchenmischung 24 a) Die Reagensglasprobe als Methode der Wahl 24 IX) Das Zentrifugieren 26 {1) Die Reagensglaser . 26 y) Temperatur. . . . 27 VI Inhaltsverzeichnis. Seite b) Objekttragermethoden . . . . . 27 01) Verfahren nach Moss·Lee-Vincent 27 P) Das Deckglasverfahren nach Lattes 28 4. Fehlerquellen, Kontrollen . . . . . . 28 a) Falschlich positive Ablesungen 29 b) Falschlich negative Ablesungen . . 30 c) Abweichungen vom Gruppenschema 31 B. Spezielle Technik der Blutgruppenuntersuchung 34 1. Blutuntersuchung fiir klinische Zwecke (Auswahl von Spendern fur Bluttransfusionen oder Gewebsiiberpflanzungen 34 a) Prinzip . . . . . . . . . . . . . . . .. 34 b) Spezielle serologische Gesichtspunkte. . . . . . . . . 35 c) Anforderungen an die Technik .......... . 36 d) Ausfiihrung der Blutuntersuchung. . . . . . . . . . 37 01) Die "dreifache Probe" als Schema der vollstandigen Untersuchung. . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 P) Abanderungen der Technik unter besonderen Verhalt- nissen ............... . 42 Anhang: Die BereithaItung von Blutspendern . 45 2. Blutuntersuchung zu gerichtlichen Zwecken 49 a) Prinzip ................ . 49 b) Vorbedingung fiir die Untersuchung .. 49 c) Anforderungen an die Technik .... 49 d) Besonderheiten der Technik je nach der Beschaffenheit des Untersuchungsmaterials. . . 50 (X) Frisches Blut . . . . . . . . . . . 50 P) Verandertes Blut . . . . . . . . . 50 e) Die speziellen Anwendungsgebiete . . . ... 59 01) Untersuchung der Herkunft einer Blutprobe . 59 P) Die Isoagglutinationsprobe bei strittiger Abstammung 61 f) Anhang: Veroffentlichungen von JustizbehOrden. 73 3. Blutuntersuchung zu anthropologischen Zwecken. . 77 a) Untersuchungen am Menschen ......... . 78 (X) Gesichtspunkte fiir die Beschaffung des Materials 78 P) ~<\nforderungen an die Technik 79 ,,) Ausfiihrung der Untersuchung .... . 79 ~) Verwertung der Ergebnisse ...... . 81 b) Untersuchungen an Affen ....... . 85 4. Die Blutgruppenuntersuchung als Hilfsmittel der Ver- erbungs- und Konstitutionsforschung. . 86 a) Allgemeine Gesichtspunkte . . . . . 86 b) Ausfiihrung der Untersuchung. . . . 87 (X) Aligemeines. . . . . . . . . . . 87 P) Die Technik der Blutuntersuchung .. 89 Anhang: Bemerkungen uber Blutuntersuchungen an Miit- tern und Kindem . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 I. Die theoretischen Gr1llldlagen der Blutgruppenbestimmnng (Landsteinersche Reaktion [LaR]) , A. Dureh Isoantikorper naehweisbare Gruppennntersehiede. (Die klassisehen vier Blutgruppen Landsteiners.) 1, Isohamagglutination, Schiittelt man sedimentierte rote Blutkorperchen auf, so ver teilen sie sich in der Regel einigermaBen gleichmaBig, jedes Blut korperchen schwimmt fiir sich. N ur in besonderen Fallen haften die Blutkorperchen mit ,- , ihren Fliichen in Geld rollenform aneinander; . wird die Fliissigkeit be .. '. , 0: o ,~ 0 o wegt oder verdiinnt, so 00 IaOusfe, n suicnhd died iGe eldgrloeilclehn ~, .. ,,, .. .. . ,. ." , " ',0 ,0 o . smicahB iwgei eVdeerrt ehielur.n g stellt o ,. ... , r'. o '.,'0( o "'. \ ' . "o. '" o ..' . sRkeoerraupVgmeeern rcbshgreeilinnan sgei tnr r odmtaaeasn ndBB ellruuiemttn ··· .e ,. . .. .. ..' ... .,.. .. . .. , ..... '" ... .,. ' ." ..: ..'. .o'" ,'" e. , ., ~0 0" '0. 0 ."'0" .'.,..'."0". .. Person, so konnen sich ·0 .. ,. o '" , , hier die Blutkorperchen o , • , ebenso gleichmaBig ver , 00 " '" .'I t •• teilen wie im eigenen Serum (Abb. 1). Immer Abb. 1. N i c h t agglutinierte Blutkorperchen. Blut korperchenaufschwemmung in physiologischer Koch· ist das aber nicht der salzlOsung. Zusatz von Serum einer Person l\I. Jedes B1utkorperchen bleibt isoliert fiir sich. Fall; die Blutkorperchen bestimmter Personen treten im Serum bestimmter anderer Menschen alsbald zu Haufchen und Klumpen zusammen, es kommt zur Agglutination (Abb.2). Diese Agglutination ist 1 Schiff, Blntgruppenuntersuchung. 2. Auf!. 2 Die theoretischen Grundlagen der Blutgruppenbestimmung. als Phanomen derjenigen wesensverwandt, die als Immunitats reaktion in der bakteriologischen Diagnostik seit langem eine groBe Rolle spielt. Da in unserem FaIle Blutkorperchen agglutiniert werden, so bezeichnet man sie als Hamagglutination. Von Iso hiimagglutina tion spricht man, well die Blutkorperchen durch Serum der gleichen " Species beeinfluBt wer den. Die Isohamagglu tinine, von denen hier die Rede sein solI, sind nicht wie die - Agglu tinine der bakterio- ~ logischen Diagnostik durch Immunisierung entstanden, sondern sie sind Bestandtelle des normalenSerums, sog. N ormalagglutinine. Neben den norma Abb_ 2. Agglutinierte BlutkOrperchen. Die gleiche len Isoagglutininen gibt Blutkorperchenauischwemmung wie in Abb. 1, aber nach Zusatz von Serum einer Person N. Die Blut- es noch andere Iso korperchen liegen in Hiiuichen. antikorper (z. B. Lysine, Opsonine), die aber fUr die Praxis der Blutgruppenuntersuchung auBer Betracht bleiben konnen. 2. Unterscheidung zweier Blutarten auf Grund direkter Mischung. Die Erscheinung der Isohamagglutination erlaubt es unter Umstanden, den Nachweis zu fiihren, daB zwei Blutproben trotz auBerlicher Gleichheit doch von ungleicher serologischer Be schaffenheit und verschiedener Herkunft sein miissen. Da eine "Autoagglutination", eine Verklumpung von Blutkorperchen durch das eigene Serum unter normalen Versuchsbedingungen nicht vorkommt, so kann die Verschiedenheit zweier vom Men schen herriihrender Blutproben im allgemeinen dann erkannt werden, wenn die Blutkorperchen der einen Probe durch das Blutserum der anderen agglutiniert werden. Es geniigt hierzu also, die beiden Blutproben unter geeigneten Versuchsbedingungen miteinander reagieren zu lassen (Prinzip der direkten Reak tion). Unterscheidung zweier Blutarten des menschIichen Blutes. 3 3. Unterseheidung zweier Blutarten auf Grund der Gruppeneiliteilung des mensehliehen Blntes. LANDSTEINER hat gezeigt, daB im Auftreten der Isoagglu tinationserseheinungen GesetzmaBigkeiten bestehen, welehe eine Vergleiehung und unter Umstanden eine Unterseheidung zweier Blutproben erlauben, ohne daB eine direkte Misehung der Proben stattfindet. Man kann jedes mensehliehe Blut nach seinem Ver halten in Isoagglutinationsversuchen in eine von vier Gruppen, die sog. "Blutgruppen", einreihen. Versehiedenheit der Blutgruppe bedeutet ungleiche sero logische Besehaffenheit; man kann in diesem Fall voraussagen, daB bei direkter Mischung Agglutination eintreten wiirde. Gleiehheit der Blutgruppe bedeutet gleichartiges Verhalten im Isoagglutinationsversuch und Ausbleiben von Agglutination bei direkter Misehung. Blutproben versehiedener Gruppen mussen stets von ver schiedenen Personen stammen, Blutproben der gleichen Gruppe konnen von ein und derselben Person herriihren, brauchen es aber nieht. 4. Grundlagen der Grnppeneinteilnng. Die Einteilung alier Mensehen in vier Blutgruppen ergibt sieh nach LANDSTEINER aus der Annahme, daB es zwei versehiedene Blutkorpereheneigenschaften oder isoagglutinable Substanzen gibt. Diese Substanzen, die gewohnlieh mit den Buchstaben symbolen A und B bezeichnet werden, konnen einzeln oder ge meinsam vorkommen oder aber beide gleiehzeitig fehlen. Be zeichnen wir das gleiehzeitige Fehlen von A und B mit ,,0", so haben wir die vier Mogliehkeiten: 1. Blutkorpereheneigensehaft 0, 2. Blutkorpereheneigensehaft A, 3. Blutkorpereheneigenschaft B, + 4. Blutkorpercheneigensehaften A B. Diesen vier Mogliehkeiten entspreehen die sog. vier Blut gruppen, die jetzt nach internationaler Ubereinkunft kurz mit den ebengenannten Buchstabensymbolen bezeiehnet werden, also ° ° A B AB Die Blutgruppen und A sind bei uns die haufigsten, sie finden sich etwa zu je 40 %, die Gruppen B und A B verteilen sich zu rund je 15°% u nd 5% auf den Rest der Bevolkerung. Die Blutgruppe :ist eh.arakterisiert dureh die Unempfind lichkeit ihrer Blutkorpercht;n gegeniiber jegliehem Isoagglutinin. 1*

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