©jahrbuch desVereins zum Schutz der Bergwelt (München),73.]ahrgang 2008,S. 33-48 Die Südtiroler Seiser Alm am Scheideweg "Laßdoch deinenfammer um den Naturschutz, sagtmirda neulich einer, geh dem 1/erschandeltenZeugaus dem Vfleg esgihtnochgenuganderes, geh höherhinauf wo die Gemsen sind, dagihtes noch hein Benzingestan/e, /eeine V70//een/eratzer, /eeineStauhstrafie und/eein Geschrei Man mußehen ausweichen... Das Schlimme ist, dass ich zwardaz/onlaufien /eann dass ich aherdoch nichtloshomme von diesem Berghauernland Denn es istnichtallein schön, wasdieNaturda hinstellt, schön istauch derMenschen VVer/e, schön istdieSpurdiesesMenschen durch diefahrhunderte, diedamit heginnt, daßer miihsamgerodethat, einige lVege hahnte, die erteilweise in dieFelsen schlug undan denen erzuweilen auchZeichen in den Stein ritzte, geheimnisvollundratselhaft einen Dolch etwa, oderauch ein Hirschgeweih. ]OSEFRAMPOLD, 197] von Otto Dellago, LuisVonmetz und Peter Ortner Keywords: SeiserAlm/Südtirol, Raumordnungsgesetz Südtirol, Landschaftsschutz Südtirol, Ensembleschutz Südtirol, Naturschutzgesetz Südtirol Die SeiserAlm in den westlichen Dolo- miten Südtirols-diegrößte und schöns- te Almfläche derAlpen - ist trotz des Südtiroler Raumordnungsgesetzes (I970) undweitererSchutzbestimmun- gen akut durch weitere bauliche und verkehrliche Fehlentwicklungen be- droht.Dieverschiedenen Ursachenwer- den aufgezeigt. Zum langfristigen Schutz der mittlerweile stark beein- trächtigten und neuerlich akut bedroh- ten SeiserAlmwerden hiervon derBür- gerinitiative PRO SElSERALM,vomAl- penverein SüdtiroI,vom Heimatpflege- verband Südtirol umgehendwirksamere Bestimmungen und bis dahin ein Mora- torium und ein RunderTisch gefordert Die Südtiroler SeiserAlm in denwestlichen Dolomiten, eingerahmtvondenFelsmassiven des Schlern, Lang- und Plattkofel sowie der Rosengartengruppe, hat schon seit der Ent- Abb. l: SeiserAlm mit Langkofelgruppe deckung der Bergwelt im 19. ]ahrhundert, (Foto: NorbertMussner (1955) aus MORODER2001) dank der außerordentlichen Schönheit ihrer 33 Landschaft, in den Fachschriften der Bergsteiger sowie der Naturforschung und desTourismus erheb- liche Beachtung gefunden, bei Historikern sogar schon um 16001. ln der Matten- undWiesenzone der SeiserAlm findet sich eine einzigartige und berühmte Pflanzen- welt, bedingtvor allen dadurch, dass einerseits Vulkanische Ergussgesteine aus der mesozoischenTrias mit vor allem Porphyrit-Tuffen größere Bereiche einnehmen, sauer verwittern und dadurch eine sog. Silikatvegetation bedingen, andererseits sich in enger Verzahnung Pflanzengesellschaften aufbasisch verwitterndem Kalk/Dolomitzeigen und die südliche Kalkgebirgsflorahervorbringen. "Schon imMai, wenn unähersehhardieKrokuswiesen die letzten Schneeflecken aufiressen, heginntdortohen ein Bergfruh- ling, derEndefuniundindererstenHähftefulieinenzauherhaftenHöhepunkterreicht. DieAlm hluht/Die Alm wirdzu einem Blumenmärchen, wie es ein zweites weitundhreitin den Dolomiten undwohlauch in den ährigenAlben nichtzufinden ist. DiesesBlumenmärchen SeiserAlm hleihtu'herVVochen hindurch he- seeligende VVirklichkeit." (LANGES 1970) "SprachlichgesehenistdieSeiserAlmein Verzahnungsgehietzwischenladinischen (rätoromanischen)-rich- tigeraltladinischen Flurnamen - undmeistjängeren, deutschtirolischen Namen." (MORODER 2001) Das seit 1959 bzw. 1974 bestehende und seitdem mehrfach zum Nachteil geänderte Landschafts- schutzgebiet SeiserAlm, deren Verordnung dringend nachgebessert werden muss, bildet mit dem süd- lich angrenzenden und in die Fläche der SeiserAlm hineinreichenden Naturpark Schlern-Rosengarten (seit 1974, geändert 1992) eine naturräumliche Einheit. Seit 1992 besteht ein genehmigter Gebiets- plan SeiserAlm. Allerdings wurde er nach und nach durchweitereArtikel in seiner Schutzwirkung im- mer unwirksamer, ist voll Zusatzklauseln undAusnahmen; seit dem]ahre 2006 zwar geordnet und in einem einheitlichen Dokument aus 23 Artikel und etwa 120 Absätzen zusammengefasst, aber nur für Spezialisten überblickbar undvor allem für eine nachhaltige Entwicklung keine Grundlage. Die riesigeAlmfläche der SeiserAlm mit ihren nahezu 60 Quadratkilometern hat eine durchschnitt- licheHöhevonetwa 1900 m,wobeiihrehöchsteErhebung, dieSpitzederLaPalaccia(AufderSchneid), auf2350 m liegt. Der niedrigste Punkt der Seiser Alm ist wohl die Zemmer Schwaige in Saltria mit ihren 1630 Metern. "Die SeiserAlmgiltnichtnurals diegrößte undschönsteAlm Tirols, sondern derAl- pen äherhaupt." (ORTNER öl MAYR 1977). 1 DeralteChronistvonTirolnamensMarxSittichvonWolkenstein-Trostburg(1563-1620) beschrieberstmalsum 1600 die SeiserAlm in seinem Buch "Landesbeschreibungvon Südtirol". DerTextwurde aus dem etwas fremd- artigen undnichtleichtverständlichen Deutsch, das manamEndedes Mittelaltersim südlichenTirol sprach, ge- treu ins heutige Deutsch übertragen (zitiert aus MORODER 2001: 51): "Es liegtoherhalh oom DorfKastelruth die allerschönste undgroßeAlm, wie man nichtihresgleichen im Landefindetunddie einedeutscheMeile Wegoherhalh desDorfes ist, genanntdie ”Se)/sserAlmh"(SeiserAlm), aufder manjährlich im Sommer um die 1500Kähe und hei 600 Ochsen hältundnichtsdestoweniger um die 1800FuderHeu herahgefährtwerden undauch etliche hun- dertZentnerSchmalzundKäsegemachtwerden, sosollenauch hei400Heustädel(He)/thillen)daraufstehen und100 Schwaigen (Kaserthillen oderKäsgaden) undumjakohifär1/ieroderVVochen hei4000MännerundVVeiher da ohen liegen undmitHeu arheiten undhieristdas kräfiigste undhesteHeu, das man im Landfindetundman kann dieAlm kaum in einemganzen lagumgehen (umrunden). Hierwachsen auchdieallerköstlichsten KräuterundWur- zeln undoieleLeuteaus weiter weggelegenen Landen (Gegenden) kommen dahin (aufdieAlm) undgrahen (Kräuter undWurzeln) aus undsuchen solche, dieauchfurArzneiengehrauchtwerden. Man sagtauchfurgewiß(mitSicher- heit), daßvorhundertfahrenallda(aufderAlm)wildeLeut'gesehenwordenseien....AnVVildhretgihtesHirsche,Luchs, Gemsen (Gamhen), VVohfBären (Pern), Dachs, Fuchs, Marder, Hasen (graue undweiße), Eichhörnchen, Murmeltier (Prommendtel) undan Vögelngihtesauch allerlei, ahernichtsehroiel, soAuerhähne, Rehhähner, VVachteln, Schnee- hähner undoielan allerlei kleineren Vögeln, heispielsweiseDrosseln undAmseln. Esgihtauch oielSchnecken....Von dieserAlhe (Alm) istauchzu wissen (zu merken), daßdaraufdie richtigen, guten Edelsteine (Adlersteine)gefunden werden unddaz/ongargenug." [Anmerkung: Adlersteine=GeodenausAmethystquarz=Teiser Kugeln] 34 Abb. 2: Landschaftsschutzgebiet SeiserAlm (die LSG-Grenze ist die dunkelblaue Grenzlinie, die sich rings um die SeiserAlm zieht, mitAusnahme des gemeinsamen Grenzverlaufs mit dem Naturpark Schlern-Rosengarten). (Quelle:AmtfürNaturparke,AbteilungNatur und Landschaft,Autonome ProvinzBozen-Südtirol, 2008). "GuntherLangesnenntsieeinesderdolomitischen Wunder,' leideristesnichtgelungen, diesesWunderwirk- sam oorBehauungzu schätzen, undso kam es, daßein Teildieserschönen Hochflächezurunschönen Ho- telkoloniegeworden ist. Es sindjedoch Bemähungen im Gang, oorallem den sädlichen Yšil, gegen Schlern undRoterdspitz hin reichenden YšilderSeiserAlm zu hewahren undoor weiterer Verhauungzu schätzen. Hiersolldie w e lt h e r u' h m te Flora (HochhläteMitte]uni hisMittefuli) unddas wunderhareBild deraltershraunen Heuhutten 1/orderSilhouette oon Schlern undoorgelagerterEuringer- undSantnerspitze rein erhalten hleihen...Beru'hmtist nehen derFlora auch derMineralienreichtum der SeiserAlm." (RAM- POLD 1981) Aufder SeiserAlm gibt es keineWeilervonAlmhütten, keine konzentrierten Siedlungen, wenn man das unschöneTouristendorfKompatsch an derWestseite derAlm ausschließt. Die Seiser Alm als almwirtschaftlich geprägte, alpine Kulturlandschaft ist ein fast baumloses, welli- ges Hochland mit sanften Wiesen. Bis zur Sommermitte blüht dieAlm und leuchtet und duftet. Das wertvolle Heu landet bis zum Winter in der Dille (Heuhütte) oder wird sogleich hinunter nach Ka- stelruth oder Seis geführt. Unzählige Schwaigen (Sennhütten) bieten im Sommer Milch oder auch kleine Jausen an und sind oft gesuchte Einkehr zum Verweilen und Betrachten. Unzählig sind auch die Wanderwege kreuz und quer über die ganze SeiserAlm. Eeuchtwiesen und Moore werden dabei oft aufschmalen Holzbrük- ken überquert. Wenn im Frühherbst die weiten Wiesen gemäht sind, erstrahlt die Alm in ganz eigen- artigem Licht. Touristen wandern nur mehr in geringerAnzahl über dieWege und dieAlm verfällt in eintiefes SchweigenbisimWinterwiederumeinegroßeAnzahlvonSchifahrern, LangläufernundWan- derern dieAlm in Besitz nimmt. Allerdings entstandenmitderVerkehrserschliefšungderSeiserAlmneueHotels, Gaststätten, Gondel- bahnen,Aufstiegshilfen, Skipisten, Parkplätze etc., was zur Zersiedlung, EinengungderWald-,Weide- 35 und Wiesenflächen führte und was mit der bis in die Gegend der Saltrie verlängerten Straße zu fast unerträglicher Staub- und Lärmentwicklung führte. InsgesamthatdieSeiserAlmmittlerweile21 Aufstiegsanlagen, davon3 Schlepplifte, 16 Sessellifteund zwei Seilbahnen; 58 Pistenkilometer, ferner 28 Kilometer Langlaufloipen. Viele gut befahrbare Stras- sen führen praktisch zu allen Hotels, Gaststätten, wichtigsten Schwaigen und Bergstationen derAuf- stiegsanlagen. Insgesamtmehrals HundertKilometerStrassendurchziehendieganzeAlm, ergänztdurch unzähligeKarrenwege, dienurvonlandwirtschaftlichenMaschinenverwendetwerden. Dasausgedehnte Straßennetz mit zusätzlich zahlreichen Parkplätzen dient vor allem den etwa 30 Hotels und Pensio- nen, sowie etwa einem Dutzend Häusern mit Ferienwohnungen mit insgesamt mindestens 2000 Bet- ten und der baurechtlichen Option zur quantitativen Erweiterung, was eine massive Zunahme des motorisiertenVerkehrs aufderAlm zur Folge hatte. Etwa ein Dutzend der Hotels habenTiefgaragen, vieleauchSchwimmbäder; dassog. GroßhotelKondominiumSchlern (vormalsEurotel) inCompatsch, ein riesiger Komplex aus drei Körpern, ist fünfstöckig, ist mehr als 100 Meterlang und beinhaltet 180 kleineWohneinheiten - eine lange Liste der Sünden aufder SeiserAlm. Für all diese Sommer- undWintergäste sind die vorhandenen Einkehrmöglichkeiten mehr als aus- reichend, sodass keine Notwendigkeit besteht, weitere Beherbergungsbetriebe in die noch halbwegs intakte Landschaft zu stellen. Wenn es auch in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und besonders in den letzten]ahren so manche Fehlentwicklung gegeben hat, was gewisse Erschließungen und Bau- lichkeitenanbelangt, soistes GottseiDankimmernocheineAlmgeblieben, dieuntervielfachenAspek- ten als einmalig bezeichnetwerden kann. Das erste Südtiroler Landesraumordnungsgesetzvon 1970 ist bis heute von einem ehemals strengen Regelwerk nach und nach gelockert, ist unüberschaubar geworden. Die Ausnahmeregelungen haben mittlerweile größere Bedeutung als die Regeln. Trotz dieses Gesetzes undweiterer Bestimmungen bez. SeiserAlm (Landschaftlicher Gebietsplan der SeiserAlm, Landschaftliche Unterschutzstellung Natur- park Schlern-Rosengarten) wurdenviele neue Baumöglichkeiten außerhalb der Siedlungen geschaffen und eine Zersiedlung der Landschaft vorangetrieben. Mit dem sog. "Stadelartikel" wurde aus Stadeln eine Anzahl von Villen im landwirtschaftlichen Grün, manche Hütte erfuhr eine Wohnkubaturver- mehrung, manche Fläche wurde mittels der Kubaturverschiebung verbaut. Ein Ende dieser Fehlent- wicklung ist nicht abzusehen. Wir glauben, dass wir an einem Scheideweg angelangt sind, wo man über eine Richtung und deren Folgen klar entscheiden muss: einerseits das Naturjuwel SeiserAlm als Landschaftsschutzgebiet zu erhalten, oder andererseits es als Wirtschaftsfaktorzu betrachten, aufVermarktungzu setzen, mit all den daraus folgenden Konsequen- zen wie Verlust von Lebensqualität, Zeugnis von Respektlosigkeit und Risiko als kulturell unterent- wickeltes Land in die Geschichte einzugehen. Für uns als unterzeichnende Organisationen stellt sich die Frage natürlich überhaupt nicht. Es geht darum, diebestenundeffizientestenMaßnahmenzuergreifen, damitunsunddennachkommendenGe- nerationen die SeiserAlmwenigstens im]etzt-Zustand erhalten bleibt! ln anderen Worten, das Ziel zu erreichen, dieWirtschaft und die Politik zu überzeugen und zum Umdenken zu bewegen, damit letzt- endlich das Beste für die gesamte Bevölkerung erreichtwird. Dazu schlagen wir Folgendes vor: 1. Es erscheint uns als prioritär, dass die von der Südtiroler Landesregierung eingeführte Denkpause Abb. 3: Vogelschaukarte der Südtiroler SeiserAlm. Die starke rote Linie stellt die Grenze des Landschaftsschutz- gebietes SeiserAlm dar, die grüne Linie des Naturparks Schlern-Rosengarten. (Quelle: Amt für Naturparke, Abteilung Natur und Landschaft, Autonome Provinz Bozen-Südtirol, 2008). (http://www.provinz.bz.it/natur/publ/publ_getreso.asp?PRES_lD=29001). 37 um einige ]ahre verlängert wird, damit die Problematik der Seiser Alm durch mehrere fachkun- dige Gremien gründlich überprüft und durchdachtwerden kann. Erst dann wird man in der Lage sein, die jetzigen Gesetze und Bestimmungen den neuenAnforderungen anzupassen und dement- sprechend abzuändern. Es darfwohl nicht sein, dass die Zukunft der gesamten und überregional bedeutsamen SeiserAlm maßgeblich nur von der Stellungnahme des territorial und lokal zustän- digen Gemeinderates von Kastelruth abhängt. Die Seiser Alm ist mehr als nur ein Schutzgebiet wie viele andere. Wir sind überzeugt, dass diese AlmalleMerkmalebesitzt, umUNESCO-WeltkulturdenkmalzuwerdenundfolglichvoneinerBe- deutung ist, dessen sich der Großteil der Mitbürger Südtirols gar nicht bewusst ist! Die daraus entstehende Verantwortung ist daher außerordentlich groß und man kann sich überhastete Ent- scheidungen absolut nicht mehr leisten. Es darfnicht sein, dass aus Zeitdruck irreparable Fehler begangen werden. Wir sind überzeugt, dass nur ein breit gefächertes und hochqualifıziertes Gre- mium zusammen mit der Landesregierung über die Zukunft derAlm entscheiden kann und darf! Touristisch gesehen, glauben wir auch, dass das Erlebnis SeiserAlm dem fremden Besucher, sei es im Sommer wie im Winter, einen unauslöschlichen Eindruck hinterlässt, der in jedem Menschen das Wort Seiser Alm zu einem Synonym für Südtirol macht. Das Image unseres Landes steht auf dem Spiel! Es ist verwunderlich, dass die offiziellen Gremien, Kurverwaltungen, Gemeinden, die große Politik, sich nicht zu diesem Thema äußern, während es der Großteil der Bevölkerung Ver- standen hat und hinter uns steht. Südtirol braucht- auch für den nachhaltigen Schutz der SeiserAlm- baldmöglichst einenwirksa- meren Schutz des landwirtschaftlichen Grüns - der traditionellen Kulturlandschaft - und seiner schutzwürdigen Bereiche, was nur erreichbar ist ° durch einewirksame Neuregelung des seit 1970 bestehenden und seitdem immer mehr gelockerten und unüberschaubar gewordenen Raumordnungsgesetzes, ° durch ein eigentliches Naturschutzgesetz für Südtirol und damit für die schutzwürdigen Natur- und Kulturlandschaftsbereiche, ° durch einen wirksamen Schutz gefährdeter Ensembles, ° durch wirksame Landschaftspläne, ° durch die wirksameAusweisungvon Bannzonen, ° durch eine an Umweltauflagen gebundene Berglandwirtschaft unter gleichzeitiger Gewährleistung einer ausreichenden und zielgerichteten Förderung der naturbedingt benachteiligten Bewirtschaftung, ° durch eine nachhaltige, vorausschauende, integrale Gesamtplanung, wie sie beispielsweise mit der Rahmenkonvention derAlpenkonvention und ihren Durchführungsprotokollen in anderenAlpenstaaten praktiziertwird. Die Rahmenkonvention ist in Italien seit 27. März 2000 in Kraft getreten. Italien hat zwar alle Durchführungsprotokolle unterzeichnet, aber leider immer noch keines ratifiziert. (www.alpenkonvention.org) ° durch eine evtl. Neukonzeption der Gebietskulissen und derVerordnungstexte des Naturparks Schlern-Rosengarten und des Landschaftsschutzgebietes SeiserAlm. Bıs dahinmüsstediesbezüglichumgehendeinMoratoriumerlassenwerden, einevonallenakzeptierte Denkpause und müsste ein Runder Tisch für alle Beteiligten eingerichtet werden. Der Südtiroler Landtag muss hierzu helfen und ein neues Leitbild festlegen, muss das Raumordnungsgesetz und das Landschaftsschutzgesetz grundlegend überarbeiten, muss dabei vor allem den Schutz der noch unbe- bauten Landschaft im Visier haben; fachliche Schützenhilfe könnte die EuropäischeAkademie Bozen (wvvw.eurac.it) leisten. Abb.4:Diealtetraditionelle Heumahd am]och / Seiser Alm mit Schlern. Erst seit Clint den 1960erJahrenwurdesie durch die maschinelle Be- wirtschaftung mit Mähma- schinen abgelöst. Nur auf steilen und nassen Wiesen wirdauchheutenochhand- gemäht. (Fotoum 1940;Ar- chiv Bürgerinitiative PRO SEISERALM). f f*-ı= Abb. 5: Die Seiser Alm ist reich an artenreichen Blu- menwiesen;imHintergrund vonrechts: Plattkofel, Lang- kofel, Sellastock. (Foto: Ar- chiv Bürgerinitiative PRO sE1sERALM, 21.6.2003). Abb. 6: Lt. Bautafel: "Qua- litativeundquantitativeEr- weiterung des Beherber- gungsbetriebs Hotel Dialer mitVerlegung des Standor- tes in die Ortlichkeit / in Compatsch / Seiser Alm / Gemeinde Kastelruth". In Wirklichkeit stellt es einen brutalen landschaftszerstö- rendenEingriffinbestealm- wirtschaftliche Grünland- flächendar. ImHintergrund der Schlern. (Foto: Archiv Bürgerinitiative PRO SEI- SERALM, 10.6.2007). 39 "_"""!'1"'*""' """" s¬;.¬.-.4g._›_. ..~"_".' .._* _ ıi'I`í_ "-_. Abb.7: Dieselbe BaustellewieAbb. 6 in Kompatsch / SeiserAlm mit Blickzum Lang- und Plattkofel. (Foto: ArchivBürgerinitiative PRO SEISERALM, 10.6.2007). Wir als Bärgerinitiatioe "PRO SEISERALM", alsAloenoerein Sädtirol, als HeimaııoflegeoerhandSud- tirolfreuenuns, dassauchderDachoerhandfärNatur-undUmweltschutzinSädtirol umwelt.bz.it), der Sädtiroler Schätzenhund(www.schuetzen.com), der Berg- undNaturschutzoerein Gröden, der GA] (CluhAloino Italiano) AltoAdige, alles mitgliederstarke Vereine, unser Anliegen: die Rettung der Sei- serAlm als bedeutende traditionelle berglandwirtschaftliche Kulturlandschaft Südtirols und als wich- tiges Symbol Südtiroler Heimat vor weiterer Verbauung und vor dem Verkehrs-Chaos, unterstützen. Wirbedanken uns, dass der Vereinzum SchutzderBergweltuns hiermit unterstützend die Möglichkeit gibt, in seinemJahrbuch 2008 unser nicht nur lokales, sondern überregional wichtiges Anliegen dar- zustellen und die Gesamtproblematik "SeiserAlm" damit nicht nur den Lesern, Bürgern undVerant- wortlichen Südtirols, sondern auch einem grenzüberschreitenden Leserpublikum zu präsentieren. Retten wir die SeiserAlm! Stravardon la Mont de Sëuc! Salviamo L'Alpe di Siusi! Wir hoffen, gemeinsam das Ziel "Bewahrung der SeiserAlm" zu erreichen! Schrifttum: AUSSERER, Karl (1937): Die Seiseralpe. Eine geographisch-historische und namenkundliche Studie. In: "Schlern-Schriften", Bd. 38. UniversitätsverlagWagner, Innsbruck. 40 AUTONOME PROVINZ BOZEN-SÜDTIROL (1974): Landschaftlicher Gebietsplan der Seiser Alm. Amts- blatt der RegionTrentino-Südtirol, 26.11.1974, Nr. 55. AUTONOME PROVINZ BOZEN-SÜDTIROL (1974 bzw. 1992): Landschaftliche Unterschutzstellung Na- turparkSchlern-Rosengarten (genehmigt mit D.L.H. vom 16. September 1974, Nr. 68 und nach- folgendenÄnderungen). Das Dekret des Landeshauptmanns vom 16. September 1974, Nr. 68 be- schränktaufdieweitenLandstriche, dieeinenatürlicheodervonMenschenhandumgeformteLand- schaft bilden, ist aufgehoben (Seiser Alm). Aufgehoben mit D.L.H. vom 10. Februar 1992, Nr. 269/V/81.http://www.provincia.bz.it/natur/2803/parke/schlern/verzeichnis_schutz.htm#1. http://www.provincia.bz.it/natur/2803/parke/schlern/default.htm. http://de.wikipedia.org/wiki/Naturpark_Schlern-Rosengarten. AUTONOME PROVINZ BOZEN-SÜDTIROL (Stand 2008): Liste der Natura 2000-Gebiete in Südtirol un- ter: httpz//www.provinz.bz.it/Natur/Natura2000/d/Pag5.htm. AUTONOME PRov1Nz BozEN-SÜDTIROL (Stand 2008): Natura 2000-Gebietsgrenzen in Südtirol un- ter: httpz//www.provinz.bz.it/Natur/Natura2000/d/pag6.htm. AUTONOME PRov1Nz BOZEN-SÜDTIROL (1991): Naturpark Schlern. Bozen. AUTONOME PRov1Nz BozEN-SÜDTIROL (1992): Landschaftlicher Gebietsplan SeiserAlm, Dekret des Landeshauptmanns Nr. 269/V/81, vom 10. Februar 1992. Veröffentlicht im Amtsblatt der Re- gion Nr. 18 vom 28.4.1992. DELAGO, Hermann (1930-1983, mehrereAuflagen): SeiserAlm und Schlern. In: DolomitenWander- buch, VerlagsanstaltTyrolia, Innsbruck. FILL, (1968): Pflanzenreichtum um den Plattkofel in der Langkofelgruppe. In: Der Schlern, 42, Heft 10, Bozen. FISCHER, W 86 RAMPOLD, (1971): Südtirol - Land der Bergbauern. VerlagsanstaltAthesia, Bozen: 116. GAMS, Helmut (1971): DieWandlungen der Seiseralm. Jahrbuch des Vereins zum Schutze derAlpen- pflanzen und -Tiere e.V., München: 9-17. GRASS, Nikolaus (1988): Die Hochalm derVölser aufdem Schlern in geschichtlich-rechtshistorischer Sicht. In: "Völs am Schlern 888-1988", S. 269-282. INNEREBNER, H. (1954): Die Seiseralpe. In: Der Schlern, 28, Bozen, S. 16. KLEBELSBERG, R. (1928): GeologischerFührerdurchdieSüdtirolerDolomiten. Sammlunggeologischer Führer, Berlin. LANGES, Gunther (1970): Seiser Alm - das grüne Wunder in den Dolomiten. In: Ladinien - Kern- land der Dolomiten. Bd. 5 der Reihe "Südtiroler Landeskunde", Bozen. LINS, Piero (1925): Aus dem Schlerngebiet: Die Seiseralpe und die Ladinerstraße. Trient. LUNZ, Reimo (1982): Steinzeit-Funde aufder SeiserAlm. Bruneck. LUTZ, Wilhelm (1960): Die Seiser Alm. In: Jahrbuch des Osterreichischen Alpenvereins. Innsbruck. MENARA, Hanspaul (1983): Der Hexenplatz am Puflatsch. In: Südtiroler Naturwunder - ein Bild- wanderbuch. AthesiaVerlag, Bozen: 66-67. MORODER, Edgar (1974): Neuer Führer von Gröden. Calliano (TN). MORODER, Edgar (2001): Seiser Alm, Parzellenkarte, Flurnamenkarte, Begleitbuch (84 S.). Lia per Naturay Usanzes - St.Ulrich. NÖSSING, Josef(1983): Gemeinde Kastelruth -Vergangenheit und Gegenwart, Jubiläumsbuch 1000 Jahre. Athesia, Bozen. NÖSSING, Josef(1988): Völs am Schlern 888-1988, ein Gemeindebuch. Bozen. ORTNER, Peter 86 MAYR, Christoph (1977): Naturpark "Schlern und Seiser Alm. In: Südtiroler Na- 4| turführer - Charakterbild einer Landschaft. VerlagsanstaltAthesia, Bozen: 141-152. RAMPOLD, Josef(1981): Eisacktal. Bd. 5 der Reihe "Südtiroler Landeskunde", 4. Aufl., Bozen. STAINDL, Alois (1967): Kurze Geologie von Südtirol (XXII. Bändchen in der Reihe "An der Etsch und im Gebirge"). VerlagWeger, Brixen, 124 S. , mitAbbildungen und 2Tafeln. URTHALER, Marlene (1979): Das Wintersportgebiet Seiser Alm - Freizeitsportliche Interessen und Aktivitäten der Besucher. Geographisches Institut der Universität Mainz. ZILLICH, Rudolf(1957): Die SeiserAlm- ein Problem bergbäuerlicherWirtschaft in Südtirol. In: Die Bodenkultur, Wien. Weitere Hinweise: - Homepage der Bürgerinitiative PRO SEISERALM: www.proseiseralm.info. - Nachfolgend die Resolution des Alpenverein Südtirol vom 10. Mai 2008 anlässlich seiner Haupt- versammlung in Kohlern / oberhalb Bozen. (http://www.alpenverein.it/html/index.html). - Nachfolgend die Reden aufder "Kundgebung für die SeiserAlm" am 21. Sept. 2008 (Veranstalter: Bürgerinitiative PRO SEISERALM; ca. 600 Teilnehmer) vom Ersten Vorsitzenden Luis Vonmetz (Alpenverein Südtirol) undvomArchitekten und Publizisten Prof. Dipl.-Ing. Andreas Gottlieb Hem- pel (Brixen). Anschrift derVerfasser: Im Namen derVorstandschaft der Bürgerinitiative "PRO SEISERALM" ("Per la Mont de Sëuc", "Pro Alpe di Siusi") Herbert Prinoth, Otto Dellago, Simon Peter Moroder I-39046 St. Ulrich / Gröden Kontakt: [email protected] www.proseiseralm.info LuisVonmetz ErsterVorsitzender des Alpenverein Südtirol Vintler Durchgang 16 I-39100 Bozen offı[email protected] www.alpenverein.it Dr. Peter Ortner Landesobmann des Heimatpflegeverbandes Südtirol Walterhaus/Schlernstr. 1 I-39100 Bozen [email protected] wwvv.hpv.bz.it DerVerein zum Schutz der Bergwelt bedankt sich beim Alpenverein Südtirol für die großzügige fi- nanzielle Unterstützungzur Drucklegung dieses Artikels. 42
Description: