ebook img

Die Subventionierung der deutschen Filmwirtschaft PDF

53 Pages·1966·1.385 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Die Subventionierung der deutschen Filmwirtschaft

FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Nr.1637 Herausgegeben im Auftrage des Ministerpräsidenten Dr. Franz Meyers von Staatssekretär Professor Dr. h. c. Dr. E. h. Leo Brandt Dipl.-Volksw. Hans-Peter Herriger Finanzwissenschaftliches Forschungsinstitut an der Universität Köln Direktor: Professor Dr. Günter Schmij/ders Die Subventionierung der deutschen Filmwirtschaft Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Nicht für den Verkauf bestimmt ISBN 978-3-663-00335-9 ISBN 978-3-663-02248-0 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-02248-0 Verlags-Nr.011637 © 1966 b y Springer Famchmedien Wiesbaden, Köln und Opladen Ursprünglich erschienen bei Westdeutscher Verlag 1966. Gesamtherstellung : Westdeutscher Verlag Inhalt Einleitung ........................................................ 7 1. Hilfsbedürftigkeit und Hilfsinteresse ............................. 9 A. Die Hilfsbedürftigkeit der deutschen Filmwirtschaft. . . . . . . . . . . . . . 9 1. Die betriebswirtschaftlichen Besonderheiten der Filmproduktion 9 2. Die organisatorischen Schwächen der Filmwirtschaft. . . . . . . .. 12 3. Die Absatzschwierigkeiten des deutschen Films ............. 14 4. Die außerökonomischen Besonderheiten der Filmwirtschaft: Publikumsgeschmack und künstlerische Qualität ............. 18 B. Das Hilfsinteresse des Staates ................................ 23 5. Das kulturpolitische Interesse ... . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 24 6. Das staatspolitische Interesse ............................. 24 7. Das wirtschaftspolitische Interesse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 25 H. Formen und Umfang der Hilfsmaßnahmen ............. '" . .... . .. 27 8. Die Maßnahmen des Bundes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 27 9. Die Maßnahmen der Länder. . .. . . .. . ... . . .. . . ... . . ... . ... 32 10. Die Maßnahmen der Länder auf Kosten der Gemeindefinanzen. . 34 IH. Wirkungen der Hilfsmaßnahmen .. . . .. . ... . . . . . .. . . . .. . . ... . ... .. 41 11. Die Filmförderung im System der staatlichen Finanzhilfen ... 41 12. Die Auswirkungen der Subventionierung auf die Filmwirtschaft 44 13. Die Aufbringung der Mittel als Problem des Finanzausgleichs.. 49 Zusammenfassende Schluß betrachtung 51 Literaturverzeichnis ................................................ 55 5 Einleitung In der deutschen Filmwirtschaft haben wir einen Wirtschafts zweig vor uns, dem es bis heute, fast 20 Jahre nach der totalen Zerstörung durch den 2. Weltkrieg, noch nicht gelungen ist, sich den veränderten wirtschaftlichen Bedingungen an zupassen. Der Versuch einer wirtschaftlichen Stabilisierung nach den radikalen Beschränkungen der Besatzungsmächte und die sich abzeichnende Erholung fiel zusammen mit der Entstehung einer übermächtigen Substitutionskonkurrenz. Die deutsche Filmwirtschaft war zu diesem Zeitpunkt wirtschaftlich noch zu wenig gefestigt, um die mit der Konkurrenz zwischen Fernsehen und Film offen sichtlich werdende Struktur krise aus eigenen Kräften überwinden zu können. Diese bisher schwerste Krise der Filmwirtschaft ist allerdings nicht allein eine Folge dieser Konkurrenzsituation. Bisher begangene Fehler und Mängel der Filmwirtschaft machten sich erst in dieser Situation besonders gravierend be merkbar. Wenn auch Krisen bisher in der Geschichte der deutschen Filmwirt schaft nicht unbekannt sindl, so scheint die heutige Strukturkrise jedoch in der Lage zu sein, diesen Wirtschaftszweig in seinem Bestand zu gefährden. Gelingt es der deutschen Filmwirtschaft nicht, die Strukturwandlung, ob mit oder ohne äußere Hilfe, zu überwinden und in privatwirtschaftlichem Rahmen unter ver änderten Bedingungen weiter zu bestehen, so erleidet sie möglicherweise das gleiche Schicksal wie das Kulturtheater durch das Aufkommen des Films in den An fängen dieses Jahrhunderts 2. Neben dieser wirtschaftlichen Krise gibt aber vor allem die gleichzeitige kulturelle Krise des deutschen Films Anlaß zur Kritik an der »Siebenten Kunst«. Das fehlende künstlerische Niveau hat dazu geführt, daß der deutsche Film nicht nur seine Weltgeltung verloren hat, sondern auch im deutschen Kulturleben keine aktive, das Geistesleben fördernde Rolle mehr spielt. In der kulturellen Welt wird er als krankes Glied empfunden - und alle schöpferischen Kräfte gelten dem Bestreben, den kulturell schädlichen Wirkungen großer Teile des Film angebots entgegenzuwirken. Beide Aspekte der deutschen Filmkrise, der wirtschaftliche wie auch der kulturelle, haben die Intervention der öffentlichen Hand hervorgerufen. Eine kritische Würdigung der Mittel und Ergebnisse dieser Intervention muß davon absehen, die Berechtigung eines solchen staatlichen Engagements zu untersuchen, da die staatlichen Interessen nicht allein mit der Elle der Wirtschafts- oder Finanz wissenschaft gemessen werden können. Sie müssen infolgedessen als Datum an- 1 Vgl. GESSNER, ALEXANDER, Film und Wirtschaft, Diss. Köln 1928, S. 243ff. 2 Vgl. REISER, GÜNTER, Der Betriebsvergleich der Kulturtheater, Diss. Köln 1955 (Masch. sehr.), S. 1 f. 7 genommen werden. Für die Finanzwissenschaft bleibt darüber hinaus ein ge nügend großes Aufgabenfeld, die öffentlichen Hilfsmaßnahmen auf ihre Wirksam keit hinsichtlich der vorgegebenen Ziele zu durchleuchten. In einem ersten Teil dieser Untersuchung müssen deshalb neben den Gründen für eine Unterstützungsbedürftigkeit der Filmwirtschaft auch die Interessen und Zielsetzungen dargestellt werden, die der staatlichen Intervention zugrunde liegen. Es folgt im zweiten Teil eine Schilderung der verschiedenen Hilfsmaß nahmen der Nachkriegszeit auf allen drei Ebenen unseres föderalistischen Staats wesens. Der dritte Teil ist dann der Analyse dieser Unterstützungen auf ihre Wirkungen im Bereich der öffentlichen Finanzwirtschaft, wie auch auf dem Sektor der Filmwirtschaft gewidmet. Das Kriterium soll dabei einzig und allein die Systemkonformität und der den Zielen entsprechende Erfolg sein. In einer abschließenden Betrachtung soll dann noch der Vorschlag eines mehr markt wirtschaftlichen Kompromisses zwischen Selbsthilfe und staatlicher Unterstüt zung dargelegt werden. 8 1. Hilfsbedürftigkeit und Hilfsinteresse A. Die Hilfsbedürftigkeit der deutschen Filmwirtschaft Wie schon bemerkt, liegt die Ursache der notwendig gewordenen Struktur wandlung nicht allein in der unverschuldeten Konkurrenzsituation mit einem neuartigen Massenmedium, sondern ebensosehr in eigenverantwortlichen, wirt schaftlichen und künstlerischen Schwächen der deutschen Filmwirtschaft. Erst die neuartige Substitutionskonkurrenz des Fernsehens machte die Bedeutung dieser Faktoren wieder besonders sichtbar. Da diesen eigenverantwortlichen Mängel und Schwierigkeiten in der heutigen Diskussion zum Teil nicht die ihnen zukommende Beachtung geschenkt wird, soll unser Hauptaugenmerk vor allem darauf liegen. Die für die Filmwirtschaft nachteiligen Wirkungen des Fernsehens sind so evident, daß sie in der Darstellung etwas in den Hintergrund treten können. 1. Die betriebswirtschaJtlichen Besonderheiten der Filmproduktion Ein wesentlicher Unterschied gegenüber anderen industriellen Wirtschaftszweigen liegt bei der Filmwirtschaft darin, daß sich dort künstlerisches und kaufmänni sches Streben zu einer nur schwer zu erlangenden Einheit zusammenfinden müssen. Das »dantische Joch, in dem Kaufmann und Künstler gemeinsam Filme herstellen«3, ist aber nicht nur das beherrschende Moment der Filmproduktion; diese Problematik durchzieht den gesamten Wirtschaftszweig wie ein roter Faden. Als besonders gravierend stellt sich das Problem der künstlerischen Komponente allerdings bei der Produktion; wie aber später noch zu zeigen ist, unter anderen V orzeichen auch bei der Konsumtion. Einen Kompromiß zwischen den zum Teil divergierenden ökonomisch-technischen und den künstlerischen Erfordernissen zu finden, ist also die Grundvoraussetzung jeder Filmproduktion. Bei dem Versuch diesen Zwiespalt zu überwinden, entstehen schon die ersten betriebswirtschaftlichen Schwierigkeiten. Filmproduktion ist in der Regel Einzel fertigung ; die Risiken wie auch die Kosten, die an sich schon dieser Produktions form anhaften, werden durch die Abhängigkeit von besonders ausgeprägten individual-psychischen Momenten noch erheblich vergrößert, mit dem Ergebnis, daß die Filmproduktion nur unzulänglich plan- und kalkulierbar ist4• 3 WINGE, HANS, Der Film als Pauper und Popanz, in: Neue Zürcher Zeitung vom 22. 1. 1964. 4 Vgl. ADAM, WILFRIED, Das Risiko in der Filmwirtschaft. Filmwirtschaftliche Studien aus dem Industrieseminar der Universität Köln, Bd. 3, Wiesbaden-Dotzheim 1959, S. 47 fr. 9 Auf Grund dieser zum Teil unwägbaren besonderen Risiken ist auch die Finan zierung einer Filmproduktion mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Die üblichen bankmäßigen Finanzierungsquellen sind ihr in der Regel nur bedingt zu gänglich. Eine dringliche Kreditsicherung scheidet aus, da die benötigten Anlagen (z. B. Ateliers) zumeist in eigenen Unternehmenseinheiten zusammengefaßt sind und von den einzelnen Produktionsfirmen nur fallweise und nur auf bestimmte Zeit gemietet werden. Die hergestellte Ware, der belichtete Filmstreifen, ist als Kreditsicherung ebenfalls ungeeignet, da dessen Materialwert nur gering ist; bei einem nur teilweise belichteten Film sogar vollständig zerstört ist5• Da das Produk tions-und Handelsgut, der fertige, vorführbereite Filmstreifen6, aber eine Summe von Rechten repräsentiert', könnte man daran denken, eines oder mehrere dieser Rechte auf dem Wege der Zession als Kreditsicherung zu benutzen. Das einzige für einen Kreditgeber zu verwertende Recht, das Auswertungsrecht, ist aber ebenfalls eine unwägbare und risiko reiche Größe, da der wirtschaftliche Erfolg eines Filmes nur in den allerwenigsten Fällen abzuschätzen ist. Bankkredite für die Filmproduktion sind also so gut wie immer ungedeckte Kredite im Sinne des § 13 KWG8. Aus Gründen, die später noch zu erläutern sind, scheidet eine Eigenfinanzierung aus vorhandenem Eigenkapital ebenfalls weitgehend aus, da in der deutschen Nachkriegsfilmwirtschaft überwiegend kleine kapitalschwache Unternehmen in der Produktionssparte tätig sind9. Eine Selbstfinanzierung aus Gewinnen ist aus naheliegenden Gründen nur noch in seltenen Einzelfällen möglich. Eine kontinuierliche Selbstfinanzierung scheitert 5 ADAM, WILFRIED, Das Risiko in der deutschen Filmwirtschaft, a.a.O., S. 19. 6 Das Erzeugnis der Filmproduktion im eigentlichen Sinne, der vorführbereite Streifen, von dem sich beliebig viele Kopien anfertigen lassen, stellt noch nicht das konsum fertige Endprodukt der Filmbranche dar; »die absatzfähigen Leistungen der Filmwirt schaft als Ganzem sind ... die Vorstellungen der Filmtheater, denn in ihrer Herstellung und in ihrem Absatze gipfeln alle Bemühungen des gesamten Wirtschaftszweiges, und auf ihren Konsum haben es diejenigen abgesehen, welche als Marktteilnehmer das Fertigprodukt der Branche nachfragen«. (BERGNER, HEINZ, Versuch einer Filmwirt schaftslehre. Filmwirtschaftliche Studien aus dem Industrieseminar der Universität Köln, Bd. i/I, Berlin 1962, S. 104f.) Da sich diese Untersuchung nicht in erster Linie mit dem Film als solchem zu beschäfti gen hat, sondern sich mehr den einzelnen Sektoren der Filmwirtschaft widmet, empfiehlt es sich die traditionellen Begriffsinhalte zu verwenden. Die Aufgabe der Filmproduktion ist demnach mit der Erzeugung der Primäraufzeichnung und eines handels- und vorführfähigen Musters einer Positiv kopie abgeschlossen. (Vg l. BERG NER, HEINZ, a. a. 0., S. 191.) Die Herstellung der zahlreichen Theaterkopien und die »Produktion« (BERGNER) der Theatervorstellung gehört demnach nicht mehr zum Sektor der Filmproduktion (S. 205). 7 HARTLIEB, HORST VON, Art. »Filmrecht« (Film II), in: Handwörterbuch der Sozial wissenschaften (in der Folge mit HdSW zitiert I), Bd. 3, Stuttgart-Tübingen-Göttin gen 1961, S. 528. 8 ADAM, WILFRIED, a. a.O., S. 20. g ADAM, WILFRIED, a.a.O., S.16. 10 aber an fehlenden Gewinnen 10. - Dies alles muß aber dazu führen, daß der Film finanzierung ein risikoreicher, stark spekulativer Charakter eigentümlich ist. Die übrigen Risiken der Produktion sind nicht minder schwerwiegend. Die starke Abhängigkeit von individuellen, nicht technisch beliebig reproduzierbaren oder interpersonell austauschbaren Leistungen bringt eine erhebliche Unsicher heit in die Produktionsplanung und -kalkulation. Die Kostenvorkalkulation kann z. B. durch Preissteigerungen, wetterbedingte Produktionsunterbrechungen oder durch Sonderwünsche der beteiligten Künstler unvorhergesehen weit überschritten werden 11. Der Finanzbedarf eines Filmprojektes ist daher, selbst unter Berücksichtigung von Überschreitungsreserven nur ungenau zu bestimmen. Eventuell zusätzlich benötigte Kreditmittel können in ihrer Höhe erst durch die Nachkalkulation ermittelt werden; ihre Beschaffung bereitet dann aber zumindest die gleichen Schwierigkeiten, wie die Hauptfinanzierung. Kann ein Film aus diesem Grunde nicht fertiggestellt werden, so ist das gesamte investierte Kapital verloren. Dieses extrem hohe Produktionsrisiko wird verstärkt durch ein noch größeres Absatzrisiko. Der wirtschaftliche Erfolg eines Filmes kann in höherem Maße noch als in der übrigen Wirtschaft von außerökonomischen und unbeeinflußbaren Faktoren abhängen, so daß eine exakte Prognose über die Rentabilität eines Filmes nur in den seltensten Fällen gegeben werden kann. Die Auswirkungen der jeweiligen Geschmacks-und Moderichtungen auf die zukünftigen Publikums wünsche, die Witterungsbedingungen sowie die Einflüsse der Substitutions konkurrenz am Tage des Einsatzes sind zum Zeitpunkt der Produktion nicht zu übersehenl2. Diese unbekannten Variablen entscheiden aber ebenso über den Erfolg eines Filmes, wie alle von der Produktion beeinflußbaren Faktorenl3. Insgesamt gesehen ist also die Filmproduktion mit zusätzlichen und z. T. auch mit weitaus größeren Risiken verbunden als die übrige industrielle Wirtschaft. Die Probleme der übrigen Sparten der Filmwirtschaft, vor allem also des Verleihs und der Theater, sind demgegenüber weitaus weniger schwerwiegend; sie rühren weniger aus betriebswirtschaftlichen Schwächen, als vielmehr aus Marktverhält nissen, die sich einmal aus der alliierten Entflechtung ergeben haben, zum anderen aber auch das Ergebnis der Fortentwicklung der konkurrierenden Unterhaltungs medien sind. So macht sich der Strukturwandel zwar auch in diesen Sektoren der Filmwirtschaft bemerkbar, aber in weit weniger schwerwiegendem Ausmaße 10 Im Durchschnitt spielen deutsche Filme nur noch 75% ihrer Herstellungskosten ein, behauptet der Filmproduzent ARTuR BRAUNER. (Vg l. das Spiegel-Gespräch »Alimente für Dr. Mabuse ?«, in: Der Spiege!, Nr. 45, vom 1. 11. 1961, S. 30). 11 V gl. dazu das Beispiel bei ADAM, WILFRIED, a. a.O., S. 197 ff. 12 Vgl. dazu ADAM, WILFRIED, a.a.O., S. 30ff., und GESSNER, ALEXANDER, Film und Wirtschaft, a. a. 0., S. 97 ff. 13 Die Skala der Möglichkeiten ist nicht sehr breit. Das wichtigste Instrument zur Be einflussung des Absatzes und damit des wirtschaftlichen Erfolges, die Werbung, wird in der Regel dem Verleih überlassen. (Vgl. DADEK, WALTER, Die Filmwirtschaft. Grundriß einer Theorie der Filmökonomik, Freiburg 1957, S. 71.) 11 als gerade bei der deutschen Filmproduktion. Bei ihr treffen die nachteiligen Aus wirkungen dieser Wandlung auf schon vorhandene Mängel und Schwierigkeiten, wie sie bei Verleih und Theater nicht oder nur in geringem Maße anzutreffen sind. 2. Die organisatorischen Schwächen der deutschen Filmwirtschaft Der organisatorische Aufbau der deutschen Filmwirtschaft, vor allem in der Nachkriegszeit, ist wenig dazu geeignet die oben aufgezeigten Schwierigkeiten und Mängel abzuschwächen oder gar zu kompensieren. Im Laufe der historischen Entwicklung haben sich in der Filmwirtschaft vier - mehr oder minder selb ständige - Sektoren herausgebildet: 1. Filmproduktion, 2. filmtechnische Betriebe, 3. Filmverleih und 4. Filmtheater. Die finanziellen Beziehungen dieser Sektoren untereinander sind dadurch ge kennzeichnet, daß alle Produktionskosten sofort zu Lasten der Filmproduzenten gehen, während die Einspielergebnisse im Laufe einer Auswertungszeit von bis zu mehreren Jahren infolge der retrograden Abrechnungsweise zuerst bei den Filmtheatern anfallen und dann erst unter Abzug der jeweiligen Anteile über den Verleih dem Produzenten zugeführt werden. Die filmtechnischen Betriebe sind in der Regel selbständige Unternehmen, die vom Produzenten sofort bei Inan spruchnahme ihrer Ateliers, Kopieranstalten usw. bezahlt werden müssen. Dieses System erfordert einen hohen Kapitaleinsatz bei der Filmproduktion. Die Filmproduzenten sind aber die kapitalschwächsten Glieder dieser Kette. Eine Filmproduktion erweist sich in Deutschland oft genug als Gelegenheitsunter nehmen, das sich aus zufälligen Konstellationen, sei es mit künstlerischen, sei es mit wirtschaftlichen Zielen, ergibt14. Die ideale Form des Risikoausgleichs wäre eine Verbindung aller Sparten der Filmwirtschaft von der Produktion bis zum Theater. Dies war auch die Organi sation, die sich in den zwanziger und dreißig er Jahren in Deutschland gebildet hatte15; eine Organisation, wie sie sich die Filmwirtschaft im Ausland in der Regel gegeben hat16• Nachdem im Jahre 1942 sämtliche Produktions- und Verleih betriebe, allerdings aus politischen Gründen, im allumfassenden Ufi-Staatskon- 14 So haben z. B. von den 38 deutschen Produktionsfirmen, die 1962 überhaupt Spiel filme auf den Markt brachten, 20 Firmen in diesem Jahr nur einen einzigen Spielfilm gedreht, während nur vier Firmen mehr als drei Filme herausgebracht haben. (PESTA LOZZA, GÖTZ VON, und KNIERIM, REINHARD, Filmstatistisches Taschenbuch 1963, Karlsruhe 1963, S.4.) 15 V gl. SCHWEINS, ANNEMARIE, Die Entwicklung der deutschen Filmwirtschaft, Diss. Nürnberg 1958, S. 20ff. 16 DADEK, W ALTER, Die Filmwirtschaft, a. a. 0., S. 155. 12

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.