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Die Stadt in Deutschland: Aktuelle Entwicklung und Probleme PDF

279 Pages·1996·8.397 MB·German
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Bernhard Schiifers/Gottrik Wewer (Hrsg.) Die Stadt in Deutschland Bernhard Schafers/G6ttrik Wewer (Hrsg.) Die Stadt in Deutschland Aktuelle Entwicklung und Probleme Leske + Budrich, Opladen 1996 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Die Stadt in Deutschland: soziale, politische und kulturelle LebensweltIBernhard Schafers; Gottrik Wewer (Hrsg.). - Opladen: Leske + Budrich, 1996 ISBN 978-3-322-95742-9 ISBN 978-3-322-95741-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95741-2 NE: Schiifers, Bernhard [Hrsg.J © 1996 by Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verla ges unzulassig und strafbar. Das gilt insbesondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Syste men. Satz: Leske + Budrich Inhalt I. Zur Konzeption des Bandes ......................................................... . 7 Bernhard SchiijerslG6ttrik Wewer Stadt im Wandel: kulturell. okonomisch. sozial. politisch ........................ 9 II. Die Stadt in Deutschland im Spannungsfeld von Tradition und Globalisierungsprozessen ...................................................... 17 Bernhard Schiijers Die Stadt in Deutschland. Etappen ihrer Kultur- und Sozialgeschichte .... 19 Jens S. Dangschat Lokale Probleme globaler Herausforderungen in deutschen Stlidten........ 31 III. Auswirkungen demographischer Veranderungen...................... 61 Klaus Peter Strohmeier Die Polarisierung der Lebensforrnen in den Stlidten und Gemeinden - demographische Strukturbriiche. soziale Hintergriinde und sozialpolitische Probleme.......................................................................... 63 Hartmut HiiuftermannlIngrid Oswald Stadtentwicklung und Zuwanderung......................................................... 85 IV. Sozialhilfe, Arbeitslosigkeit und Armut ...................................... 103 Gunter E. Zimmermann Armut in der GroBstadt. Zur Konzentration von Arbeitslosigkeit. Wohnungsnot und Sozialhilfe ................................................................... 105 Henning Schridde Von der Arbeitsmarkt-zur Armutspolitik? - Wandellokaler Arbeitsmarktpolitik in den 90er lahren ..................................................... 123 V. Stidte und Gemeinden a1s Kultur-und Lebensraum ................ 143 Hans Joachim Klein Kultur fiir aile oder: Jedem das Seine? - Differenzierungen der Stadtkultur ........................................................................................... 145 Eva Maria Eckel Wandel des Verhaltens im veranderten groBstadtischen offentlichen Raum ........................................................................................................ 163 Jorg Blasius Neue Lebensstile und Wohnformen. Der Wandel von innerstadtnahen Wohngebieten infolge der Wiederaufwertung .......................................... 183 VI. Politische Steuerung und neue Leitbilder der Stadtentwicklung .............................................................................. 201 Gottrik Wewer Mit dem neuen Steuerungsmodell aus der kommunalen Finanzkrise? Stadte und Gemeinden zwischen Einnahmeverlusten und Sozialhilfe, Kulturangeboten und Sparzwiingen........................................................... 203 Gabriele Kohler Neue Urbanitlit: Stadtplanung, Architektur und Asthetik fur die kommerzialisierte Stadt? ........................................................................... 233 EkhartHahn Okologischer Stadtumbau - Herausforderung Ostdeutschland ................. 249 VII. Materialien ..................................................................................... 271 Simone Farys/Sabina Misoch Stadte und Gemeinden in der Kultur-und Sozialstatistik ......................... 273 Herausgeber, Autorinnen und Autoren ..................................................... 291 I. Zur Konzeption des Bandes Bernhard SchiijerslGottrik Wewer Stadt im Wandel: kulturell, okonomisch, sozial, politisch 1 Der Weltverstiidterungsprozefl als "Rahmen" Die Stadt in Deutschland befindet sich aus endogenen Griinden, die mit Ver anderungen der BevOlkerungsstruktur, der Produktionsstruktur, des Arbeits marktes und des Sozialstaates zusammenhlingen, und aus exogenen Griinden, die die Auswirkungen der Globalisierungsprozesse auf unsere Stadte sichtbar machen, in einem raschen Wandel. " Wird die Stadt verschwinden oder wird sich der ganze Erdball in einen einzigen riesigen Bienenkorb von Stadt verwandeln - was ja nur eine andere Form des Verschwindens wa re?" So fragte Lewis Mumford schon 1961 in seiner Gesamtdarstellung der Stadtentwick lung auf unserem Globus. Seit den 60er Jahren ist die Welt in einen VerstadterungsprozeB zuvor nicht gekannten und prognostizierten Umfanges eingetreten, wobei sich die Zentren des extremen Stadtewachstums verlagert haben. Die Mega-Stiidte liegen seit etwa zwei Jahrzehnten in der Dritten Welt: die beiden greBten Stadte der Erde sind nunmehr Mexico City und Sao Paulo; 1960 waren es New York und London (vgl. hierzu auch die Ubersich ten im Beitrag von Simone Farys und Sabina Misoch). Verglichen mit den "Mega-Stadten", vor aHem in der Dritten Welt, haben die deutschen Millionenstadte Berlin (3,5 Mill. Einwohner), Hamburg (1,7 Mill.), Munchen (1,3 Mill.) oder KOln (0,96 Mill. Einwohner) eher beschei dene GroBen und raumliche AusmaBe, auch im Vergleich zu den groBten eu ropaischen Stadtregionen und BaHungszentren Paris, London und Moskau. Deutschland ist ein Land alter und bis heute fortwirkender stadtischer Siedlung und Kultur; erst die Industrialisierung seit ca. 1850, verbunden mit einem groBen Bevolkerungswachstum und Zuwanderungen, machte Deutschland zu einem Land mit einem hohen Anteil an stadtischer Bevolke rung, groBen Stadtregionen und Ballungszentren (vgl. den Beitrag zur deut schen Stadtgeschichte von Bernhard Schiifers). Rund 75% der BevOlkerung im friiheren Bundesgebiet lebten schon in den achtziger Jahren in Stadten. Von ihnen wohnten mehr als zwei Drittel, und damit 52% der gesamten Bevolkerung, in groBen oder mittleren Bal lungsgebieten. Die meisten GroBstadte haben sich zu Ballungsraumen erwei tert und ziehen immer weiteres Umland in ihren Bann. Gleichwohl bleiben die zumeist auf mittelalterliche Griindungen zuriickgehenden "Ursprungs stadte" sichtbar und versuchen sehr nachdriicklich, ihre Identitat, ihren "ge nius loci" (Christian Norberg-Schulz), zu behaupten. 10 Bernhard Schii/ers/Gottrik Wewer /1 Dimensionen der Wandlungsprozesse 1. Wandel der Stiidte durch Globalisierung Wie sich Verlinderungen in der Weltwirtschaft und die neue intemationale Arbeitsteilung heute und morgen auf der lokalen Ebene auswirken, lotet Jens S. Dangschat aus: Die Globalisierung der Markte erweitere die strategischen Handlungsspielriiume fur die Stiidte, erhOhe gleichzeitig aber auch den Druck, die Wettbewerbsfiihigkeit des Wirtschaftsstandortes zu sichem und auszubauen. Sie fUhre zur Umstrukturierung regionaler Wirtschaftssysteme, veriindere Bedeutung und Selbstverstiindnis der lokalen Politik und fUhre zu Polarisierungen und Pluralisierungen der Stadtgesellschaft(en). Die soziale "Spaltung der Stadt" sei, so seine These, ein gebilligter Effekt einseitiger Stadtpolitik, die nicht soziale Integration anstrebe, sondem die gesamte Stadt der globalen Konkurrenz ausliefere. Es habe sogar den Anschein, als seien die nach okonomischen Kriterien erfolgreichsten Stadtregionen zugleich auch diejenigen, die den hochsten Zuwachs an sozialer Ungleichheit produ zierten. Der Wettbewerb der Regionen und "global cities" zwingt zur Attraktivi tiitssteigerung der Wirtschaftsstandorte. Gibt es eine Chance, dem Dilemma zwischen diesem Zwang und den negativen Foigen fUr die soziale Integration der Stadt zu entrinnen? Dangschat pliidiert dafUr, sich nieht der betriebswirt schaftIichen Optimierung zu unterwerfen und stattdessen der Globalisierung - "dem unbarmherzigen Nivellierer unserer Tage" - eine kriiftige Betonung der Eigenart des Ortes entgegenzusetzen. Doch ist das eine realistische Per spektive? Haben Verlierer der globalen Konkurrenz uberhaupt noch Mog lichkeiten, ihre Eigenart zu betonen und soziale Probleme einigermaBen zu bewiiltigen? Liegt die Kunst lokaler Akteure nieht eher darin, das eine zu tun, ohne das andere zu lassen? 2. Auswirkungen demographischer Veriinderungen "Wir sollten die Probleme unserer Stiidte losen", sagte der amerikanische Auto konig Henry Ford (1863-1947) einmal, "indem wir sie verlassen." Ganz im Sinne dieser Maxime rliumten hierzulande diejenigen, die sich das leisten konnten, aber auch diejenigen, die im Verdrlingungswettbewerb des Tertiarisie rungsprozesses unterlagen, ihre (inner)stiidtischen Wohnquartiere und zogen in das Umland. Anfang der siebziger Jahre verloren Stiidte wie Koln und Duis burg jlihrlich etwa 6.000 Einwohner, Dusseldorf sogar uber 10.000. Noch gra vierender waren die Wanderungsverluste an das Umland fUr Munchen und Hamburg. Nicht Stadtluft sondem Stadtflucht schien befreiend zu wirken. Unter den Foigen dieser "Flucht" leiden Stlidte noch heute (Munster mann, in: Informationen zur Raumordnung, H. 8/9 1995): Stadt im Wandel: kulturell, okonomisch, sozial, politisch 11 Durch die Abwanderung vorwiegend einkommensstarker Haushalte ver loren die Kernstiidte erhebliche Einnahmen. Der Riickgang der Einwohnerzahlen korrespondierte nur in wenigen Teilbereichen mit entsprechenden Entlastungen bei den stiidtischen Auf gaben und Ausgaben. Das Anwachsen der Pendlerstrome aus dem Umland fUhrte zu hoheren Anforderungen an die Infrastruktur fUr den Offentlichen Personennah verkehr und Individualverkehr wie z.B. StraBen und Parkraum. In dieser Frage befinden sich die Stiidte noch immer in einem ungelosten Dilem ma: In der Sorge urn ihre Attraktivitiit als Einkaufs-und Arbeitsplatzzen tren bauen sie immer bessere Transportsysteme und fOrdern damit gleich zeitig die Erreichbarkeit und Attraktivitiit der auBerstiidtischen Wohnge biete, schaffen damit selbst die verkehrstechnischen Bedingungen und Anreize fUr die "Stadtflucht". Zwischen 1980 und 1992 nahm die Bevolkerungszahl in den Flachenliindern urn knapp 6% oder 3,2 Mill. zu. Dieses Wachs tum korrespondiert mit einem Peripherie-Zentrum-Gefalle. Die landlich gepragten Regionen ziihlen mit + 1,5% zu den Gewinnern des raumlichen Strukturwandels, die Agglomera tionen biiBten knapp 1% ihres Anteils ein (Markus EItges, Informationen zur Raumordnung, H. 8/91995). Die groBraumigen Verschiebungen diirfen aber nicht den Blick fUr die gravierenden kleinraumigen Umschichtungsprozesse verstellen. So haben in den Agglomerationen zwischen 1980 und 1991 die Kernstadte deutlich an Gewicht verloren. 1m Gegenzug legte das hochverdichtete Umland der Kern stiidte urn 1,5%, das verdichtete Umland urn 2,3% und das liindliche Umland urn 3,2% zu. Mit anderen Worten: Je geringer die Konzentration der Bevol kerung war, desto groBer waren die Bevolkerungsgewinne (Eltges 1995: 632). Zu diesen Phiinomenen, ihren Ursachen und Folgewirkungen, versam melt der Band mehrere Beitrage. Klaus Peter Strohmeier analysiert auf der Basis eines vollig veranderten generativen Verhaltens und Bevolkerungspro zesses die sich daraus ergebenden siedlungsraumlichen Konsequenzen. Eine ihrer Folgen ist die Polarisierung der Lebensformen in den Stiidten und Ge meinden. Am Beispiel der Stadt Bielefeld werden die neuen Strukturen und Probleme eindringlich dargestellt. Es sind ganz verschiedene Gruppen, die es in die Stadt hinein und die es aus der Stadt hinaus zieht. Wahrend die jungen Familien und besser Situier ten nach einem Hauschen im Gronen streben, drohen die Kernstiidte zum Sammelbecken fUr soziale Problemgruppen zu werden. Schon jetzt befUrch ten viele die Entwicklung "amerikanischer Verhaltnisse". Der Soziologe Walter Siebel warnt vor einer drohenden Dreiteilung der Stadt: Urn "Inseln des urbanen Wohlstands", auf denen sich Hotels und KongreBhallen, Kultur tempel und Luxuswohnungen konzentrieren, gruppieren sich Arbeits-, Ver sorgungs- und W ohnzentren fUr die deutsche Mittelschicht und schlieBlich 12 Bernhard SchiiferslGOttrik Wewer die "marginalisierte" Stadt der sozialen Problemgruppen der Arbeitslosen. der Alten. Armen. AusUinder und der Ausgegrenzten. Insbesondere unsere groBen Stiidte sind inzwischen Sammelbecken fiir soziale Problemgruppen (vgl. hierzu v.a. die Beitrage von Gunter E. Zimmermann und Henning Schrid de). Die auf demographischen Veriinderungen beruhenden Folgen der Stadt entwicklung relativieren sich in sozialgeschichtlicher Perspektive. Stiidte sind. wie Hartmut Hiiu,Permann und Ingrid Oswald betonen. durch Zuwande rung entstanden und konnen ohne diese auf Dauer auch nicht existieren. Zu wanderer kamen zunachst aus den umliegenden Dorfern und Provinzen. spater auch aus femeren Regionen. Die meisten Zuwanderer aus dem Aus land leben heute in Stiidten. insbesondere in GroBstiidten. Der durchschnittli che Ausliinderanteil ist dort zwischen 1980 und 1993 von 11,4% auf 15.1 % gestiegen. liegt aber in einzelnen GroBstiidten (wie Frankfurt und Munchen) schon bei etwa 30%. Trotz der Probleme und Spannungen. die sich daraus er geben. konnten gerade Stiidte - so Hiiu,Permann und Oswald - die Orte sein. wo neue Verfahren der Aufnahme und Integration ermoglicht werden. die sich weniger an den Standards der Einheimischen als an den Motiven. Aspi rationen und Fiihigkeiten der Zuwanderer orientieren. 3. Stiidtischer Wandel 6konomisch: im Teufelskreis der Armut "Wer mit offenen Augen durch die GroBstiidte Deutschlands geht" so schreibt Gunter E. Zimmermann in seinem Beitrag "Armut in der GroBstadt". "kann sich dem Problem der Armut nicht mehr entziehen". Waren in den 60er und 70er Jahren Arme und Bettler. Wohnungslose und Stadtstreicher fast vollig aus dem Bild der Stadt verschwunden. so ist diese - historisch be trachtet - "Normalitiit" in unsere Stiidte zuruckgekehrt. Die Sozialhilfestatistik zeigt. wie Zimmermann dokumentiert. seit den spiiten 70er Jahren ein deutIiches Ansteigen von Verarmung und eine Erho hung des Armutsrisikos. DaB es einen engen Zusammenhang mit der Arbeits losigkeit. zumal der Langzeitarbeitslosigkeit gibt. ist erkennbar und wird bei Zimmermann wie in dem nachfolgenden Beitrag von Henning Schridde uberdeutlich. Schridde zeichnet nacho wie lokale Akteure seit den achtziger Jahren das primare Problem - fehlende Arbeitspliitze - zu losen oder zu uberbrucken versucht haben. Beschliisse der Bonner Koalition. die weitere Lasten auf die Kommunen verlagem. entziehen einer ortlichen Arbeitsmarkt politik mehr und mehr die Grundlagen. 4. Stiidtischer Wandel in kultureller Perspektive "Kultursoziologie". schreibt Hans Joachim Klein. "ist explizit oder implizit zugleich stets Stadtsoziologie" - und umgekehrt. mochte man ergiinzen. Er

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