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Die Spur des Geldes : Der Fall des Hauses Siemens PDF

239 Pages·2009·21.426 MB·German
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Hartmut M. Volz • Thomas Rommerskirchen DIE SPUR DES GELDES Der Fall des Hauses Siemens aufbau® VERLAG ISBN 978-3-351-02701-8 Aufbau ist eine Marke der Aufbau Verlag GmbH & Co. KG 1. Auflage 2009 ©Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin 2009 ©Verlag Rommerskirchen AG, Zürich 2009 Umschlaggestaltung Heilmann/Hißmann, Hamburg Druck und Binden CPI - Clausen & Bosse, Leck Printed in Germany www.aufbau-verlag.de INHALT Prolog: Ein faustischer Pakt Was Korruption ist und was nicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9 Korruption als Mittel der Staatsräson . . . . . . . . . . . . . . . 11 Shareholder Value - Gier im Namen der Bilanz . . . . . . . 12 Königsdisziplin Korruption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 Kapitel 1: Schmutziges Geld Geschäfte an afrikanischer Front . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Der Diktator ist tot, die Korruption lebt weiter . . . . . . 25 Kapitel 2: Von Löwen und Lämmern Den Tätern auf der Spur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Keine Gnade für den Vorstand? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 Spuren der Vergangenheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Kapitel 3: Profil, Profit und Moral Was wusste der große Vorsitzende? . . . . . . . . . . . . . . . . 41 Eine Frage der Ehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 J Kräfte sammeln auf dem akobsweg . . . . . . . . . . . . . . . . 46 Kapitel 4: Pierer und das System Einstieg in den Karrierefahrstuhl . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Kapitel 5: Gebrochene Größe Leben und Leistung Heinrich von Pierers . . . . . . . . . . . 55 Treiber und Bremser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 Die Anfänge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 »Der letzte Ballwechsel entscheidet« . . . . . . . . . . . . . . . 65 5 Kapitel 6: Zwischen Loyalität und Gerechtigkeit Wenn Mitarbeiter die Wut packt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 Alles in bester Ordnung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 Der verlorene Stolz des Per Yn gve Monsen . . . . . . . . . . 72 Kapitel 7: Brisantes für den Staatsanwalt Ein anonymer Brief schreibt Geschichte . . . . . . . . . . . . 76 Die Schlinge zieht sich zu . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 Zugriff um sechs in der Früh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 Kapitel 8: Der Buchhalter Oder die Kunst der Tarnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 »Ich werde alles sagen« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 90 Kapitel 9: Loyalität und andere Pflichten Die Mauer des Schweigens bröckelt . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Harte Tage in der Zelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98 Kapitel 10: Wie Tausendundeine Nacht Siemens und die arabischen Geschäfte . . . . . . . . . . . . . . 102 Wieder mal »nicht schuldig« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 Kapitel 11: Schäfers Stündchen Was eigentlich bekämpfen Korruptionsbekämpfer? 107 Bedingt kontrollbereit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 Kapitel 12: Null Toleranz Siemens und die New Yorker Börsenaufsicht . . . . . . . . 116 Die Bulldogge erwacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 Auf die harte Tour . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 Kapitel 13: Der nette Herr Kleinfeld Hilflos im Strudel der Affäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126 Abschied im Zorn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 Der Wunderknabe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Nach ruf in eigener Sache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 5 Heckenschützen und Finanzpiraten ................ 136 6 Kapitel 14: Schattenmänner Das Spiel mit den Medien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139 Medientricks und Chaostage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 142 Der wahre Mensch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3 Medienmacht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 5 Kapitel 15: Der Machtkampf Cromme gegen Pierer - eine Freundschaft zerbricht 148 »Wie die Meuterei auf der Bounty« . . . . . . . . . . . . . . . . . 150 Kapitel 16: Geheime Kommandosache Code Siemens - ein Mann mit Sonderauftrag . . . . . . . . 154 Die Reise nach Russland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 156 Ein Verein für Spionage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Kapitel 17: Keulen aus Athen Die Pflege der politischen Landschaft . . . . . . . . . . . . . . 161 Der hilf reiche Milliardär . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 Waschmaschinen für die Korruption 165 Kapitel 18: Im Sog der Mächtigen Ein Mann namens Schelsky oder Wie Siemens eine Ge werkschaft schuf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168 »Das wollten die doch so« 171 Im Tresor der Masterplan 174 Gottvater tritt auf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Gefängnis oder Freiheit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178 Kapitel 19: Ein Fremder räumt auf Wie Peter Löscher den Konzern umkrempelt 181 Die toten Augen von Siemens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184 Der weiße Ritter und sein Knappe . . . . . . . . . . . . . . . . . 187 Kapitel 20: Schuldig im Sinne der Annahme Die US-Börsenaufsicht klappt den Deckel zu 192 . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Verfehlungen des »Officer A« 194 7 Epilog: Renaissance des Ethos? Die Folgen der Affäre Siemens für die Wirtschaft . . . . . 198 Ein Staatsanwalt wechselt die Seiten . . . . . . . . . . . . . . . . 199 Ethik als Alibi für Machtpolitik ................... 203 Anhang Zwei bittere Jahre: Die Chronik der Ereignisse ....... 209 Bildnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 222 Über die Autoren ............................... 223 PROLOG Ein faustischer Pakt Was Korruption ist und was nicht Große Ereignisse künden sich schleichend an. So geschah es am 15. November 2006, als die gewaltigste Affäre der deutschen Wirtschaftsgeschichte mit den nüchternen Worten einer Presse mitteilung der Staatsanwaltschaft München I ans Licht der Öffentlichkeit geriet. »Auf Grund einer anonymen Anzeige sowie Rechtshilfeersu chen aus der Schweiz und Italien«, hieß es da, »hat die Staats anwaltschaft München I Ermittlungen gegen insgesamt zehn teils aktive, teils ehemalige Mitarbeiter der Firma Siemens sowie zwei weitere Beteiligte aus deren persönlichem Umfeld wegen des Verdachts der Untreue zum Nachteil der Firma Siemens AG eingeleitet.« Anfangs klangen die Anschuldigungen der Münchner Staats anwälte wie leichtes Donnergrollen aus der Ferne. Es war ja nicht das erste Mal, dass die Justiz gegen den deutschen Welt konzern ermittelte. Doch diesmal sollte alles anders sein. Den Siemens-Vorstandschef Klaus Kleinfeld, der auch nach zwei Jahren noch immer unter der Allgegenwart seines Vorgän gers Heinrich von Pierer litt, erreichte die Razzia-Meldung über sein Handy beim Joggen am Starnberger See. Seine Frage nach dem Schaden für das Unternehmen beantwortete sein auch in Sachen Korruption erfahrener Mitarbeiter lapidar mit dem Satz: »Unangenehm, aber nicht tragisch.« So etwas ist wohl eine Frage des Blickwinkels. Die Ermittler gingen nach erster Durchsicht des beschlagnahmten Materials davon aus, dass durch »überwiegend im Bereich der Firmen sparte Communications tätige Personen«, wie es in einer weiteren Pressemitteilung hieß, von 2002 bis zum Zeitpunkt ihrer Ver haftung im Herbst 2006 Gelder in Höhe von rund 20 Millionen 9 Euro über Tarnfirmen ausgeschleust und schließlich im Ausland zum Zweck der Bestechung eingesetzt wurden. Siemens reagierte, ebenfalls in einer Pressemitteilung, wie Un ternehmen in solchen Fällen immer reagieren. Der Vorstand be dauerte den Vorfall. Ein Firmensprecher erklärte den Sachver halt mit dem eigenmächtigen Handeln einzelner Mitarbeiter, das man aufs Schärfste verurteile. Natürlich würden Konsequenzen gezogen, schließlich gälten in der Siemens-Unternehmenskultur hohe Standards gegen Korruption. Hohe Standards? Schnell wuchsen die Ermittlungen für Sie mens zu einem unüberschaubaren Desaster. Jeder neue Tag brachte den Ermittlern neue Erkenntnisse aus Akten oder bei der Vernehmung der Verdächtigen. Bis zum Jahresende waren die heimlich aus dem Konzern auf geheime Konten und in Schwarze Kassen transferierten Summen von anfangs vermute ten vergleichsweise läppischen 20 Millionen auf kaum fassbare 1,3 Milliarden Euro angewachsen. Schmutziges Geld, mit dem in knapp sechs Jahren zwischen 2000 und 2006 quasi alle Berei che des Konzerns in Ländern wie Nigeria oder 1t alien, Russland oder Saudi-Arabien Vermittler bestochen hatten, um an lukra tive Großaufträge zu gelangen. Einen solch monströsen Fall sys tematischer Korruption hatte die deutsche Justiz bis dahin noch nie auf decken können - oder müssen. Für Siemens bedeuteten die Enthüllungen den Sturz in einen tiefen Sumpf aus Betrug und Bestechung. Der Münchner Kon zern hatte an jenem Morgen des 15. November 2006, als über 200 Staatsanwälte, Polizisten und Steuerfahnder bundesweit in Siemens-Büros verdächtige Akten beschlagnahmten, mit einem Schlag seine Ehre verloren und stand unverhofft am medialen Pranger. Ausgerechnet Siemens, das wohl erfolgreichste deut sche Unternehmen in der elitären Liga internationaler Welt firmen - mit etwa 450 000 Beschäftigten weltweit und über 70 Milliarden Euro Jahresumsatz. Die Münchner Staatsanwälte und ihre Helfer arbeiteten mit Hochdruck an der Aufklärung immer neuer Hinweise und Ver dächtigungen. Schlimmer noch: Auch die strenge US-Börsen- 10 aufsieht SEC leitete Ermittlungen ein. Und empörte Regierun gen im norwegischen Oslo, im nigerianischen Abuja oder im griechischen Athen fühlten sich betrogen und strichen Siemens eilig von der Liste künftiger Staatsaufträge. Nie zuvor stand ein Unternehmen des Exportweltmeisters Deutschland derart in der Kritik. Siemens, dessen Produkte vom Bügeleisen bis zum Kernkraftwerk den Qualitätsbegriff »Made in Germany« einst mit begründeten, stand plötzlich als häss liches Beispiel skrupellos gieriger und krimineller Geschäfte macher am Pranger. Korruption als Mittel der Staatsräson Was aber war eigentlich verwerflich an dem, was geschehen war? Korruption, das darf in der Geschichte menschlichen Zusam menlebens als gesicherte Erkenntnis gelten, ist so alt wie Handel und Wandel. Immer schon gab es Menschen, die nach schwer Er reichbarem gierten - und andere, die es ihnen heimlich vermit telten. Nur durfte man sich nicht erwischen lassen. Korruption, das ist ein stillschweigender Pakt zweier Täter. Und anders als bei Delikten wie Raub oder Diebstahl gibt es keine sichtbaren Opfer, jedenfalls nicht unmittelbar nach der Tat. Bestechung und B'estechlichkeit wirken im Verborgenen. Und wenn so ein Delikt doch auffliegt, dann aus purer Dummheit der Täter oder aus Rache hintergangener Mitwisser. Die Dunkelzif fer jedenfalls dürfte die höchste aller kriminellen Delikte welt weit sein. Man darf sich eben nur nicht erwischen lassen. Wenn überhaupt, gelangen Schmiergeldflüsse erst spät aus dem Dunkel ins grelle Licht der Fahnder. In flagranti jedenfalls wurde in Sachen Korruption von staatlichen Strafverfolgern kaum jemand erwischt. Zu diskret sind die Abläufe, zu ver schwiegen die Täter. Und nicht immer sind es die Bösen, die sich auf dem Weg zum Erfolg verwerflicher Mittel bedienen. So wurde ein ausgesprochen heikler Korruptionsfall erst 80 Jahre nach der Tat aufgedeckt. Ein Fall, der den Gang deutscher 11 Geschichte maßgeblich beeinflusst hatte. Es war 1945, in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs, als den vorrückenden US Truppen Geheimakten, die von Berlin in den Harz ausgelagert worden waren, in die Hände fielen. Brisantes Material. Die Rückgabe an die deutschen Behörden machten die Amerikaner davon abhängig, dass die Dokumente Wissenschaftlern und Historikern zugänglich gemacht würden. Es waren zwar nicht mehr alle Unterlagen vorhanden, aber doch ausreichende Belege dafür, dass die Gründung des Deut schen Reiches 1871 durch Reichskanzler Otto von Bismarck mit Bestechungsgeld erkauft worden war. Mit schmutzigem Geld, viel schmutzigem Geld. Nur so nämlich war König Ludwig II. von Bayern zu bewegen, einem preußischen Kaiser die Macht und Berlin als Hauptstadt seine Zustimmung zu geben. Die ebenso stillen wie wirksamen Zahlungen waren jeder Kontrolle entzogen. Bismarck speiste sie aus seinem geheimen »Reptilienfonds«. Selbst diese Mittel waren ergaunert: Einige Jahre zuvor nämlich hatte der Eiserne Kanzler das Vermögen der damals entthronten hannoverschen und hessischen Landesherrn beschlagnahmen lassen und damit eine Schwarze Kasse gefüllt, die er unter falschen Angaben bei einer Privatbank deponierte. Mit Mitteln aus diesem Topf erkaufte sich der bis heute gefei erte Staatsmann auch eine ihm genehme Presse. Flächendeckend bestach Bismarck Redakteure und Verleger. Die Täter blieben im Verborgenen, das Volk merkte nicht einmal, dass es Opfer war. So stand denn bei einem wesentlichen Teil deutscher Ge schichte die Korruption Pate. Sie galt dem Kanzler als Mittel zum Zweck, schließlich dienten die Schmiergelder hehren Staats zielen. So heiligte der Zweck die Mittel. Shareholder Value - Gier im Namen der Bilanz Und heute? Der Kampf der Konzerne ist ebenso global wie bru tal. Gesellschafter und Aktionäre wollen Gewinne sehen.Je grö ßer, desto besser. Und dient es nicht auch dem Allgemeinwohl, 12

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