L.H.ADOLPH GECK Die sozialen ArbeitsverhiHtnisse im Wandel der Zeit L. H. ADOLPH GECK Die sozialen Arheitsverhaltnisse im Wandel der Zeit Eine geschichtliche Einflihrung in die Betriebssoziologie 1977 WI S SEN S CHAFTLICHE BUCH GESELL S CHAFT DARMSTADT Reprografischer Nachdruck unter HinzufUgung eines Vorworts Mit Genehmigung des Springer·Verlages, Berlin·Heidelberg·New York Das Buch erschien 1931 in Berliu als erstes Heft der Schriftenreihe des Iustituts fUr Betriebssoziologie und soziale Betriebslehre an der Technischen Hochschule zu Berlin, herausgegeben von Dr. Goetz Briefs und Dr.·lng. Paul Riebensahm, Professoren an der Technischen Hochschule zu Berlin Die Vorlage fiir diesen Nachdruck stellte uns freundlicherweise die Stadt· und Universitiitsbibllothek Frankfurt am Main zur Verfiigung CIP·Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Geck, Ludwig Heinrich Adolph Die sozialen Arbeitsverhii1tnisse im Wandel der Zeit: e. geschichtL Einf. in d. Betriebssozio· logie. - [Nachdr. d. Ausg. Berlin, Springer, 1931]. - Darmstadt: Wissenschaftliche Buch· geseUschaft, 1977. 9 Bestellnummer 7339·8 Copyright 1931 by Julius Springer in Berlin Softcover reprint of the hardcover 1s t edition 1931 ISBN-13: 978-3-642-93847-4 e-ISBN-13: 978-3-642-94247-1 DOl: 10.1007/978-3-642-94247-1 VORWORT ZUM NEUDRUCK Nur zogernd mag der Verfasser eines vor fast 50 Jahren erarbeiteten wissenschaftlichen Werkes dem Vorschlag eines unveranderten Nach drucks naher treten, vor aHem, wenn dieses Werk am Eingang einer neuen Disziplin stand. Inzwischen konnte er nicht nur selbst weitere tatsachliche und wissenschaftliche Erfahrungen machen; es erschien auch eine ansehn Hche Zahl von Studien zum Problembereich. Uberdies entfalteten und wandelten sich mit den Lebensverhaltnissen die Lebensansichten, die auch der wissenschaftlichen Behandlung Neues abverlangen. Eine Neubearbeitung des Buches ist dem Verfasser jedoch nicht mog lich - letztlich wegen seines Alters mit dem naheliegenden Bestreben, das Ganze einer wissenschaftlichen Lebensarbeit auf dem weiten Gebiet der Sozialwissenschaft systematisch zum Abschlufl zu bringen. Dagegen konnte auch ein wissenschaftliches Interesse vorliegen, die ur spriingliche Arbeit wieder greifbar zu haben: In den Augen mancher konnte die Berechtigung eines Nachdrucks in der Tatsache liegen, dafl es sich bei der Schrift urn den ersten Versuch zur Begriindung einer neuen Wissenschaft handelte, die in der Folgezeit eine unbestrittene Disziplin wurde. Dieser Versuch fand eine sehr anerkennende Beurteilung bzw. Aufnahme.l Von besonderem Gewicht diirfte erscheinen, dafl die dem Werk zugrundeliegenden Materialien der verschiedensten Art - Pro spekte, Gedenkschriften, Flugblatter, Broschiiren verschiedensten Cha rakters, kleinere und groflere altere Schriften, nicht zuletzt alte Zeit schriften, wie sie im Institut fiir Betriebssoziologie seinerzeit gesammelt oder herangezogen werden konnten - in starkem Mafle vernichtet wur den oder nur schwer erreichbar sind. Zudem zeigen gegenwartige Erorte rungen, dafl manche sozialen Betriebsprobleme schlicht als solche der Ge genwart behandelt werden und dafl friiher erzielte, zum Teil recht beacht liche Losungsversuche keine Beriicksichtigung £inden, obwohl manche da von zu tieferer Erkenntnis der Problematik fiihrten. Schliefllich Hiflt sich dieser Nachdruck befiirworten, weil gewichtige neue Erkenntnisse ge- l Vgl. beispielsweise die Besprechungen von Theodor Geiger (in: Die Arbeit, Juni 1932), Theodor Brauer (in: Literarischer Ratgeber 28, 1931/32), Ernst Michel (in: Rhein-Mainische Volkszeitung, 23. Juni 1932), Franz Schiirholz (in: Ktilner Viertel jahreshefte fUr Soziologie 10, 1931/32), Johannes Messner (in: Das Neue Reich, 13. Februar 1932) und G. Reitbtick (in: Technik und Kultur 23, 1932). VI Vorwort zum N eudruck schichtlicher Art nicht vorliegen. Damit sind bereits die zum Verstiindnis der Erstveroffentlichung gegebenen Fragen von Ansto.6, Ziel und Grund konzeption der Arbeit beriihrt. Wie seinerzeit von den Herausgebern im Vorwort dieses Buches festge halten, war die gestellte Aufgabe, den angehenden und den ausgebildeten Ingenieuren ein tieferes Verstiindnis der oft iibersehenen menschlichen Seite des Arbeitsprozesses zu vermitteln, ihre technische Ausbildung durch eine gegenstiindlich orientierte soziale Schulung auf wissenschaftli cher Grundlage zu erganzen. Um dies em Anliegen zu entsprechen, wurde 1927 aufgrund der Initiative des Sozialpolitikers Goetz Briefs und des In genieurs Paul Riebensahm die Griindung des .. Instituts fUr Betriebssozio logie und soziale Betriebslehre" an der damaligen Technischen Hochschule zu Charlottenburg erwirkt, das 1928 seine Tatigkeit aufnahm. In ihm sollte die soziale Problematik der Arbeitsbetriebe - vorziiglich des Industriebe triebes - untersucht werden. Es sollte, nach der Formel von Briefs, eine "Betriebssoziologie" entwickelt werden als Grundlage einer Lehre von der .. sozialen Betriebsfiihrung". Dieser Aufgabe widmeten sich alsbald drei Assistenten, anschlie.6end eine Reihe von Doktoranden. Die Arbeiten der letzteren wurden auch nach dem Stillstand des Instituts im Jahre 1934 (in folge der Nichtbewilligung notwendiger finanzieller Mittel und infolge der Auswanderung Briefs und des Fortgangs zweier seiner Assistenten) wei tergefUhrt.2 Wiihrend Briefs als Sozialpolitiker die soziale Problematik des Betriebs aufrollte, nahmen seine Assistenten verschiedene Ausgiinge: Rudolf Schwenger fUhrte im rheinisch-westfiilischen Industriegebiet ausgrei fende Erhebungen iiber die "sozialen Leistungen" in der Kohlen-und Gro.6- eisenindustrie durch. Die beiden anderen Mitarbeiter gingen wissen schaftstheoretisch von bereits grundgelegten fachsoziologischen Erkennt nissen aus: Walter Jost von der Gesellschaftslehre Alfred Vierkandts, der Verfasser von der Soziologie-Auffassung der Kolner Soziologenschule Leopold von Wieses.3 Aus letzterem Umstand erkliirt sich die Gliederung 2 Von den Doktorarbeiten lieElen sich noch ermitteln: Max Beyer, Das Problem der sozialen Bestgestaltung im Baubetrieb,1934 (ungedruckt); Rolf von Wachter, Diebe triebliche Personalverfassung in den Vereinigten Staaten von Amerika, 1935 (als Diss. gedrucktl; Erich Sommerfeld, Der personliche Umgang zwischen Fiihrung und Arbeiterschaft im deutschen industriellen GroElbetrieb, 1935 (veroffentlicht in Bd. 181 der Schriften des Vereins fiir Socialpolitik); Friedrich Schildberger, Die Wand lungen in der Stellung des deutschen Werkmeisters, 1937 (als Diss. gedruckt); Kurt Kitzke, Soziale Grundfragen der Betriebsverwaltung. Die Bedeutung der franzosi schen Verwaltungslehre, Berlin 1938. 3 I\ie aus dem Institut hervorgegangenen Veroffentlichungen sind: Goetz Briefs, Betriebsfiihrung und Betriebsleben in der Industrie, Stuttgart 1934; ders. (Hrsg.), Probleme der sozialen Betriebspolitik. Vortriige im Aufleninstitut der Technischen Vorwort zum N eudruck VII der vorliegenden Arbeit nach der Personalverfassung (als Sozialgebilde charakter), den sozialen Prozessen und Beziehungen des Betriebes, mit dem Ausgangspunkt, daP., die jeweilige Gegenwartslage als Ergebnis einer geschichtlichen Entwicklung zu verstehen seL Zum Verstandnis der im Institut verwandten Grundbegriffe mag festge halten sein: Briefs verstand "Soziologie" einfach als Sozialwissenschaft, also sehr weit gefaP"t, wahrend Walter J ost und der Verfasser, wie gesagt, von einem engen Begriff der Soziologie als einer der sozialwissenschaftli chen Disziplinen ausgingen. Die "Betriebssoziologie" sollte einer wissen schaftlichen "sozialen Betriebslehre" normativer Art sowie einer tatsach lichen "sozialen Betriebsfiihrung" dienen, deren Grundsatze und Tatsach lichkeiten von der Betriebsleitung durch eine "soziale Betriebspolitik" festgehalten bzw. bestimmt werden sollten. Da dieser anfanglich ge brauchte Ausdruck aber zu der Milideutung fiihren konnte (und in einzel nen Kreisen der Arbeitervertreter auch dazu fiihrte), daP., eine Fortset zung der betrieblichen Wirtschaftspolitik mit sozialen Mitteln beabsich tigt sei, wurde der Begriff "soziale Betriebspolitik" ersetzt durch "betrieb liche Sozialpolitik". Dies geschah auf Vorschlag des Verfassers, der da durch zugleich den wissenschaftssystematisch bestimmten Ort dieser "Po litik" als "autonome betriebliche Sozialpolitik" (im Unterschied zur "staat lichen betrieblichen Sozialpolitik") festgelegt sehen wollte. Diese Auffas sung ergab sich aus der Uberzeugung, daP., eine Sozialpolitik im Sinne von Gesellschaftspolitik - mit dem Streben nach Ordnung und Wohlfahrt des Zusammenlebens - von jedem einzelnen Gebilde des Gesellschaftslebens zu besorgen sei, und zwar aus den Grunden ihrer ta tsachlichen Verbun denheit mit dem groP.,eren Gesellschaftsganzen und der damit gegebenen mitmenschlichen Verpflichtungen. Neben der "Sachgestaltung" (dem tech nischen Raum) wurde den Aspekten der Personalverwaltung und Perso nalfuhrung - Menschenfiihrung - im Betrieb ein bevorzugtes Augen merk gewidmet. Nach den einleitenden Uberlegungen hinsichtlich der Berechtigung eines unveranderten N achdrucks dieser Arbeit und nach den anschlieP.,en den Bemerkungen zu ihrem Ursprung im Rahmen der Aufgaben und Ziel- Hochschule, Berlin 1930; Rudolf Schwenger, Die betriebliche Sozialpolitik im Ruhr kohlenbergbau, Miinchen 1932; ders., Die betriebliche Sozialpolitik in der westdeut schen Grof.,eisenindustrie, Miinchen 1934; ders., Die deutschen Betriebskrankenkas sen, Miinchen 1934 (aile drei Arbeiten R. Schwengers sind enthalten in Bd. 186 der Schriften des Vereins fUr Socialpolitik); Walter Jost, Das Sozialleben des industriel len Betriebs. Eine Analyse des sozialen Prozesses im Betrieb, Berlin 1932 (= Heft 2 der Schriftenreihe des Instituts fUr Betriebssoziologie und soziale Betriebslehre); L. H. Adolph Geck, Grundfragen der betrieblichen Sozialpolitik, Miinchen 1935 (= 3. Teil der "Probleme der sozialen Werkspolitik", hrsg. v. G. Briefs, Bd. 181 der Schriften des Vereins fUr Socialpolitik). VIII Vorwort zum N eudruck setzungen des Instituts fiir Betriebssoziologie und damit zur Arbeit dieses Instituts iiberhaupt, liegt die Frage nahe, was der Verfasser seitdem in Weiterfiihrung des Begonnenen zur Erkenntnis und Losung der sozialen Probleme des Betriebes beizutragen versucht hat - insbesondere auch nach 1934, nach dem Stillstand des Instituts, das nicht formell aufgelost wurde, sondern noch Arbeitsmoglichkeiten bot: Seine bis 1939 personlich fortgefiihrten Arbeiten waren teils grundsatzlicher Art, teils Erfahrungs berichte im Anschlu~ an mehrmonatige Forschungsreisen durch Frank reich, England und die Vereinigten Staaten. Sie erschienen in einer Reihe von Zeitschriften unterschiedlicher Richtungen.4 Eine systematische Zu sammenfassung der Ergebnisse - und damit eine Erganzung der vorlie genden Arbeit - brachte das Buch "Soziale Betriebsfiihrung"5, einen Ab schlu~ die kleine Schrift "Zur Theologie des Industriebetriebes"6. Nach dem Zweiten Weltkrieg bemiihte sich der Verfasser um die Ent wicklung der Disziplin an der Universitat Bonn durch Vorlesungen, 'Obun gen und Seminare sowie durch Vergabe von Disserta tionsthemen mit dem Ziel, eine "Sozialwissenschaft des Betriebes" aufzubauen.7 Damit stellt sich eine letzte Frage: Wie sieht der Verfasser heute die Aufgabe wissenschaftlicher Behandlung der Sozialproblematik der Be triebe? Die Antwort lautet: Es ware eine "Sozialwissenschaft des Be- 4 Die Landerberichte erschienen vorziiglich in: Reichsarbeitsblatt, 14. bis 19. Jg. 1934-39 (vor aHem in sozialpolitischer Sicht); Der praktische Betriebswirt, 14. bis 21. J g. 1934-41 (vor aHem unter dem Aspekt der Personalfiihrung im Betrieb); Ar· beitsschulung, 7. bis 9. J g. 1936-38; Soziale Praxis, 39. bis 45. J g. 1930-36. Von be sonderem Interesse kiinnten auch heute noch folgende Abhandlungen sein: Zur Ent stehungsgesehichte der Betriebssoziologie (in: Soziologische Forschung in unserer Zeit. L. von Wiese zum 75. Geburtstag, Kiiln und Opladen 1951, S. 107-122); Staat liche Sozialpolitik - GeseHschaftspolitik - Betriebliche Sozialpolitik (in: Soziale Praxis 40, 1931. Sp. 46-51 und 82-87); Das Betriebskommando in Frankreich (in: Kiilner Vierteljahreshefte fiir Soziologie 12. 1933/34. S. 305-327); Die soziale Schu· lung der Ingenieure in Frankreich. USA und Deutschland (in: Internationale Zeit· schrift fiir Erziehungswissenschaft 3.1933/34); Das Arbeitergemeinwesen der Of en fabrik von Godin in Guise (in: Der praktische Betriebswirt 16.1936. S. 790-804); Ar beiter als Unternehmer oder Werksdirektoren in Frankreich (in: Jahrbiicher fiir Na· tionaliikonomie und Statistik 144.1936. S. 433-464 und 556-583). 51. AufL Miinchen 1938.2. stark erweiterte AufL mit dem Untertitel.zugleich Ein fiihrung in die betriebliche Sozialpolitik". Essen 1953. - In franziisischer Ausgabe: La gestion sociale de l'entreprise. Paris 1955. 6 Berlin 1967 (= Heft 21 der .. Sozialpolitischen Schriften" des Verlages Duncker & Humblot). 7 Es wurden geliefert: W oifgang Behler. Soziale Betriebsfiihrung in englischen na tionalisierten Betrieben. 1954; Renate Behler. Die betriebswirtschaftliche Seite der betrieblichen Sozialpolitik. 1955; Max Wingen. Die EinsteHung der deutschen Ge werkschaften zur sozialen Betriebsfiihrung. 1956. Vorwort zum N eudruck IX triebslebens" zu versuchen, die ausgeht von der grundlegenden Erkennt nis einer Sozialwissenschaft als Wissenschaft yom Zusammenleben. Da je doch alles Zusammenleben vielseitig und vielfaltig verflochten ist, wurde die Sozialproblematik des Betriebes zur wissenschaftlichen Erkenntnis und Wegweisung entsprechend mit Hilfe der Ergebnisse der sozialwissen schaftlichen Einzeldisziplinen untersucht werden mussen, insbesondere un ter den seinswissenschaftlichen Aspekten der Soziologie (im engeren Sinne), der Sozialpsychologie, der Sozialbiologie, der Wirtschaftswissen schaft, der Sozialgeschichte und - zur Synthese dieser Erkenntnisse - der Sozialphilosophie. In normwissenschaftlicher Hinsicht ware die Be triebliche Sozialpolitik zu betrachten unter den Aspekten der betriebli chen Zielsetzungen und deren Erreichung mit Hilfe der Ergebnisse der So zialethik, der Sozialpadagodik, der Betriebswirtschaftslehre, der Sozial medizin und des Sozialrechts. Damit waren die Erkenntnisse vorzuglich der Familiensoziologie, der Wirtschaftsoziologie in ihren einzelnen Zwei gen und der Staatssoziologie zu verarbeiten.8 Fur den Nachdruck dieser Arbeit hat der Verfasser zweifach zu danken: vor allem dem Kollegen H. W. Hetzler, Hamburg, auf des sen Anregung dieser Plan zuruckgeht; bestens aber auch der Wissenschaftlichen Buch gesellschaft, die das Risiko der Neuauflage ubernommen hat. Roisdorf, 9. April 1977 Der Verfasser 8 Einige Hinweise hierzu bietet des Verfassers Artikel .Sozialwissenschaft", in: Wilhelm Bernsdorf und Friedrich Biilow (Hrsg.J, W orterbuch der Soziologie. 1. Auf!. Stuttgart 1955. S. 491-494. Geleitwort der Herausgeber. In Verfolg eines Landtagsbeschlnsses vom 30. Marz 1927 betonte der Herr Minister fiir Wissenschaft, Kunst und Volksbildung (ErlaB vom 1. Juli 1927), das tiefere Wissen um die menschliche Beite des Produk tionsprozesses gehore fiir jeden Ingenieur "zu den unerlaBlichen Erfor dernissen seiner Berufsausbildung. Es erscheint daher notwendig, die Kenntnisse und Erfahrungen, die der Studierende wahrend der prak tischen Arbeitszeit auf diesem Gebiet zu gewinnen in der Lage ist, durch systematischen Unterricht im Rahmen der pflichtmaBigen wirtschafts wissenschaftlichen Ausbildung zu vertiefen und zu erganzenlC• Dieser Anregung des Herrn Ministers nach Ausgestaltung des Unterrichts tiber Arbeiter- und Angestelltenfragen glaubten die Herausgeber der vorliegenden Schriftenreihe nicht dadurch entsprechen zu konnen, daB sie den bisher mit unzureichendem Erfolg stattgehabten sozialpoli tischen Unterricht vermehrten und vertieften; sie regten vielmehr in einer Denkschrift vom September 1927 die Griindung eines Instituts fUr diese Zwecke - eines Instituts fiir Betriebssoziologie und soziale Betriebslehre - an. 1m AnschluB an eine Beratung im preuBischen Ministerium fiir Wissenschaft, Kunst und Volksbildung am 25. April 1928, an der Vertreter verschiedener Ministerien, der Arbeitnehmer und Arbeitgeberorganisationen, sowie Professoren der Technischen Hochschule teilnahmen, wurde das Institut gegriindet. Es nahm seine Arbeit Anfang 1929 auf. Die Arbeit des Instituts geht von der Tatsache aus, daB der Betrieb als Schnittpunkt sozialer Beziehungen und als Wirkungszentrum im allgemeinen sozialen Leben, wie auch als ein Drehpunkt des arbeiterlichen Lebensschicksals nicht zureichend untersucht und erforscht worden ist. Sowohl die Tatbestande der sozialen Beziehungen und Prozesse als Gegenstand der Betriebssoziologie, wie die MaBnahmen zur optimalen Gestaltung der sozialen Betriebsverhaltnisse - die soziale Betriebs politik - sind bisher weder vom Betriebspraktiker noch vom Wissen schaftler angemessen gewiirdigt und behandelt worden. So suchen die Arbeiten des Instituts in Forschung und Lehre Ver saumtes nachzuholen. Das geschah einrnal im engsten Kreis durch die praktische Einarbeitung in die Probleme, auf Studienreisen, deren Er gebnisse theoretisch-systematisch ausgebaut und verarbeitet wurden, -