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Die Schulen der Nation: Bildungskritik in der Literatur der frühen Moderne PDF

305 Pages·1995·26.1 MB·German
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Die Schulen der Nation York-Gothart Mix Die Schulen der Nation Bildungskritik in der Literatur der Moderne Verlag J.B. Metzler Stuttgart . Weimar Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Mix, York-Gothart: Die Schulen der Nation : Bildungskritik in der Literatur der Moderne / York-Gothart Mix. - Stuttgart ; Weimar: Metzler, 1995 ISBN 978-3-476-01327-9 ISBN 978-3-476-01327-9 ISBN 978-3-476-05437-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-476-05437-1 Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheber rechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Ubersetzungen, Mikrover filmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. © 1995 Springer-Verlag GmbH Deutschland Ursprünglich erschienen bei J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH in Stuttgart 1995 EIN VERLA G DER SPEKTRUM FACHVERLAGE GMBH Ohne den Typus ,less extroverted and more sensitive<, ohne das ,Ressentiment< der Schwäche, ohne ihre sittliche Intoleranz, ih ren leidenden Kritizismus, dem die Wirklichkeit, wie sie ist, und wie sie den für sie Tüchtigen behagt, unerträglich ist - kurz, ohne den decadent, den kleinen Hanno, wären Menschheit und Gesell schaft seit diluvialen Zeiten um keinen Schritt vorwärtsgekom men. Thomas Mann, Zu einem Kapitel aus ,Buddenbrooks< Der Leser, von dem ich etwas erwarte, muß drei Eigenschaften haben. Er muß ruhig sein und ohne Hast lesen. Er muß nicht immer sich selbst und seine ,Bildung< dazwischen bringen. Er darf endlich nicht, am Schlusse, etwa als Resultat, neue Tabellen erwarten. Tabellen und neue Stundenpläne für Gymnasien und andere Schulen verspreche ich nicht, bewundere vielmehr die überkräftige Natur jener, welche im Stande sind, den ganzen Weg, von der Tiefe der Empirie aus bis hinauf zur Höhe der eigent lichen Kulturprobleme und wieder von da hinab in die Niederun gen der dürrsten Reglements und des zierlichsten Tabellenwerks, zu durchmessen; sondern zufrieden, wenn ich, unter Keuchen, einen ziemlichen Berg erklommen habe und mich oben des freie ren Blicks erfreuen darf, werde ich eben in diesem Buche die Tabellenfreunde nie zufrieden stellen können. Friedrich Nietzsehe, Gedanken über die Zukunft unserer Bildungsanstalten Inhal tsverzeichnis Vorbemerkung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . IX Einleitung ................................ 1 I. Die Schulgeschichte als literarisches Genre ....... 13 1.1 Erziehung, Lehranstalt und Literatur. Thematische und motivische Traditionen der Schulgeschichte . . . . . . . . 16 1.2 Schulroman und Kadettengeschichte. Desillusions- romane anstelle von Bildungsromanen? . . . . . . . . . . . . . 26 1.3 Handlungsmuster und Feindbilder. Schulische Sozialisation als literarisches Modethema ........... 36 11. Epik und Biographik zwischen introvertiertem Kritizismus und kritisch-denunziatorischer Wut 49 11.1 Introvertierter Kritizismus. R. M. Rilkes >Die Turn- stunde< .................................. . 58 11.2 Ironie und Autoanalyse. Das Schlußkapitel in Th. Manns >Buddenbrooks< ................ . 73 11.3 Kritisch-denunziatorische Wut. H. Manns >Professor Unrat<, A. Döblins > Gespenstersonate<, L. Franks >Die Ursache< und]. R. Bechers >Abschied< ............. . 81 111. Lehranstalt, Psychopathologie und Erzählliteratur 97 111.1 Schulische Sozialisation als pathogenetischer Pro zeß. G. Kellers >Der grüne Heinrich<, H. Hesses >U nterm Rad< und L. Franks >Die Ursache< ............... . 113 111.2 Pubertäre Irritation und literarische Examination. R Wedekind, R. Musil, E. Seyerlen, H. Fallada und die Selbstentfremdungserfahrung des]ugendlichen ....... . 130 11.3 Bürgerliche Ptlichtethik und künstlerische Lebens kritik. H. Hesse, Th. Mann, A. Dijblin,j. Roth und die Figur des Außenseiters ....................... . 146 111.4 Pubertätsnarzißmus, Suizid und literarische Patho graphie. H. Falladas >Der junge Goedeschal<,}. R. Bechers >Abschied< und H. Hesses > Unterm Rad< ..... . 166 VIII Inhaltsverzeichnis IV Bildungskritik, Reformpädagogik,Jugendbewegung und Schulgeschichte ........................ 185 IV 1 Klassikerkult, Bildungsdünkel und die Not der Poesie an den Schulen. H. Hesse, H. Mann, Th. Mann und die Schulphilologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 193 IV2 Literarische Erziehungskritik und das Recht der Jugend. E. Strauß, H. Hesse, R. M. Rilke, W. Benjamin und die zeitgenö·ssischen Reformbestrebungen ......... 204 V Die Schulgeschichte als Soziogramm des Obrig- keitsstaates ............................... 217 V 1 Oberlehrer, Reserveoffizier, Schule und soldatischer Geist. G. Hauptmann, G. Heym, R v. Unruh und der Obrigkeitsstaat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 224 V2 Familie, Lehranstalt und Staat. Väter, Söhne und Generationskonflikte bei Th. Mann, E. Strauß, M. v. Ebner-Eschenbach und G. Heym .......... 233 V3 Schulmann, Antisemitismus und Unmensch. R. Musils >Die Verwirrungen des Zöglings Tö"rleß<, J. R. Bechers >Abschied<, A. Holz ,Der erste Schultag< und H. Manns >Der Untertan< ......... 244 Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 257 Literarische, literaturkritische und philosophische Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 257 Bildungs- und sozialgeschichtliche Quellen . . . . . .. 266 Forschungsliteratur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 275 Personen-und Titelregister ................... 295 IX Vorbemerkung Die vorliegende Untersuchung wurde 1987 nach ersten Recher chen in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel begonnen, 1992 in München abgeschlossen und kurze Zeit später von der Philosophischen Fakultät 11 der Ludwig-Maximilians-Universität München als Habilitationsschrift angenommen. Der Verfasser will nicht verschweigen, daß die Studie unter den Arbeitsbe dingungen einer untragbar überlasteten Massenuniversität und unter den Vorzeichen einer als verantwortungsbewußt verkauften Stellen politik entstand, die jüngere Kollegen unnachsichtig und unentschuldbar um eine vielversprechende wissenschaftliche Laufbahn brachte. Um so mehr bedankt er sich bei seinem aka demischen Lehrer, Prof. Dr. Wolfgang Martens, der das For schungsvorhaben mit Entschlossenheit und stillem Vertrauen ge fördert hat. Für die uneigennützige Unterstützung seiner Arbeit, ganz gleich, ob durch weiterführende Hinweise, zweckdienliche Empfehlungen, konstruktive Kritik oder die Beschaffung von ent legenem Material, ist der Verfasser Prof. Dr. J ohn McCarthy, Kirsten Geissler, Dr. Wilhelm Haefs, Prof. Dr. Günter Häntzschel, Prof. Dr. Erich Kleinschmidt, Prof. Dr. Eckhardt Meyer-Krentler t, Prof. Dr. Roger Paulin, Prof. Dr. Walter Schmitz, Dr. Christiane Raabe und - last, not least - Prof. Dr. Drs. hc. Paul Raabe Dank schuldig. Eine ganz besondere Erwähnung haben jedoch Ka tharina Festner und Peter Rossi verdient. Erstere hat das umfang reiche Manuskript in ihre Obhut genommen und entscheidend daran mitgewirkt, den Text rechtzeitig zum Druck zu befördern, letzterer hat auf unbewußte, aber ganz persönliche Weise dazu beigetragen, daß diese Untersuchung überhaupt zu Papier ge bracht wurde. Ihnen beiden ist dieses Buch gewidmet. Einleitung Das von Ellen Key rechtzeitig zur Zentenarfeier 1900 ausgerufene Jahrhundert des Kindes(1] begann, so Robert Minder 1962 in sei nem Essay Kadettenhaus, Gruppendynamik und Stilwandel von Wil denbruch bis Rilke und Musi~ »im deutschen Roman mit einer überraschenden Häufung von Schülerselbstmorden« [2]. Im Ge gensatz zu Minder, der nachhaltig auf die bildungs-und sozialge schichtliche Einbettung dieser erziehungskritischen Erzähltexte verwies, bewertete man das Genre der Schulgeschichte [3], in der jugendliche Protagonisten nach dem Muster von Hermann Hes ses Erzählung Unterm Rad oder Emil Strauß Freund Hein in den Suizid flüchteten, lange Zeit in befremdender Einmütigkeit als Zeugnis einer dekadenten »Kränklichkeit«, die sich der »Realität des Lebens einfach nicht gewachsen« [4] zeigte. Unreflektiert brachte man sich damit in die Nähe von Urteilen, die hinter dem Interesse an derartig »krankhaften oder zumindest angekränkel ten Erscheinungen« eine von langer Hand »geförderte seelische Zersetzung« des »gesamten Volkes« [5] wähnten. Die wenigen 1 Vgl. Ellen Key: Das Jahrhundert des Kindes. Studien. Berlin: S. Fischer Verlag 111905. 2 Robert Minder: Kadettenhaus, Gruppendynamik und Stilwandel von Wil denbruch bis Rilke und Musil. In: Ders. Kultur und Literatur in Deutsch land und Frankreich. Fünf Essays. Frankfurt/Main: Insel-Verlag 1962. S.73. 3 Vgl. Arthur Babillotte: Erziehungs-und Entwicklungsprobleme in moder nen Romanen. In: Das literarische Echo. Halbmonatsschrift für Literatur freunde 17 (1914). S. 89ff. - C.(arl) L.(ouis) A.(lbert) Pretzel: Zwei Schü lerromane. In: Die Deutsche Schule. Monatsschrift 9 (1905). S.776ff. - Karl Schultze: Zwei Schulromane. In: Der Kunstwart 20,2 (1907). S.622ff. 4 Richard Hamann,Jost Hermand: Impressionismus. München: Nymphen burger Verlagshandlung 1972. S. 150. 5 Ruth Westermann: Jugend und Reife in Darstellungen unserer Zeit. In: Bücherkunde. Monatshefte für das deutsche Schrifttum 10,7 (1943). S. 244. Bei Westermann heißt es: »Die Jugendbewegung hat in ihren besten und bleibenden Vertretern nichts anderes gewollt - denken wir an Walter Flex, dessen 'Wanderer zwischen beiden Welten< ein Idealbild des germanischen Jünglings ist, wie ihn das Rittertum kaum anders forderte, als wir es heute im reinsten Typ des jungen Soldaten tun! - Immer stärker aber wird 2 Einleitung neueren Studien zu speziellen Aspekten oder einzelnen Autoren deuteten die vielfach autobiographisch veranlaßten Texte hinge gen meist als Belege einer irrationalen »Verselbständigung der Kindheit« unter den Auspizien einer fortschriUsfeindlichen »M y stifizierung und Sentimentalisierung« [6] oder schlicht als Hin weis auf einen zeittypischen »Kult isolierter Individualität« [7]. Die vorliegende Untersuchung thematisiert das Problem »re präsentativer Subjektivität« [8] und vermeidet es, die Texte als Zeugnisse eines »zeitgenössischen Irrationalismus« [9] abzutun oder voreilig an den Maßstäben einer Leistungsethik zu messen, deren Normen ihre Entstehung provoziert haben. Sie geht quel lenorientiert argumentierend von der Annahme aus, daß literari sche Sinnv erständigung »als gesellschaftlich bewirktes und zu gleich als gesellschaftlich wirkendes Handeln« [10] beschreibbar daneben jene Richtung, die nicht den gesunden, zwar auch mit den Nöten seines Werdens ringenden, sie aber überwindenden und in und aus ihnen sich läuternden jungen Menschen der dichterischen Behandlung für wert hält. Es kommt zu jenen krankhaften oder zumindest angekränkelten Er scheinungen - um nur andeutend auf sie hinzuweisen! - eines Frank Thieß, Hermann Hesse, Thomas Mann, Arnold Zweig u.a. Dekadenz und vom Judentum beabsichtigte und geförderte seelische Zersetzung wuchern im mer stärker - ein Zwischenalter bricht an, das wir heute als eine in unserem Volk wohl überwundene, immer aber noch latente und darum notwendig zu kennende Gefahr ansehen müssen«. Vgl. in diesem Zusammenhang auch William Eickhorst: Dekadenz in der neueren deutschen Prosadich tung. Delmenhorst: Kommissions-Verlag Siegfried Rieck 1953. S. 166f. 6 Wolf Wucherpfennig: Kindheitskult und Irrationalismus in der Literatur um 1900. Friedrich Huch und seine Zeit. München: Wilhelm Fink Verlag 1990. S. 190. Vgl. in diesem Zusammenhang auch WalterJens: Das Bild des Jugendlichen in der modernen Literatur. In: Die Jugend in den geistigen Auseinandersetzungen unserer Zeit. Veröffentlichung der J oachimJ ungius Gesellschaft der Wissenschaften Hamburg. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1962. S. 105ff. 7 Wucherpfennig 1980. S. 159. 8 Erich Kleinschmidt: Parteiliche Fiktionalität. Zur Anlage historischen Er zählens in Alfred Döblins •N ovember 1918<. In: Internationale Alfred Döblin-Kolloquien. Basel 1980, New York 1981, Freiburg/Breisgau 1983. Hg. v. Werner Stauffacher. Bern, Frankfurt/Main, New York: Peter Lang 1986. S. 121. 9 Wucherpfennig 1980. S. 204. 10 Dieter Pfau,Jörg Schönert: Probleme und Perspektiven einer theoretisch systematischen Grundlegung für eine .Sozialgeschichte der Literatur<. In: Zur theoretischen Grundlegung einer Sozialgeschichte der Literatur. Ein struktural-funktionaler Entwurf. Hg. v. Renate von Heydebrand, Dieter

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