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Die Säuglingsernährung: Eine Anleitung für Ärzte und Studierende PDF

361 Pages·1930·18.829 MB·German
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DIE SAUGLINGSERNAHRUNG EINE ANLEITUNG FOR ARZTE UNO STUDIERENDE VON L. F. MEYER E.NASSAU UND PROFESSOR DER KINDERHEILKUNDE, LEITENDER ARZT DER KURSTATTE DIRIGIERENDER ARZT AM WAISENHAUS FOR RACHITISCHE KINDER DER UND KINDERASYL DER STADT BERLIN STADT BERLIN MIT 85 ABBILDUNGEN 1M TEXT MUNCHEN VERLAG VON ]. F. BERGMANN 1930 lSBN-13: 978-3-642-98402-0 e-lSBN-13: 978-3-642-99214-8 DOl: 10.1007/978-3-642-99214-8 Alle Rechte, insbesondere das der Ubersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Copyright 1930 by J. F. Bergmann, Miinchen. Softcover reprint of the hardcover 1st edition 1930 HEINRICH FINKELSTEIN ZUGEEIGNET Vorwort. Der Ausbau der Ernahrungslehre des Sauglings ist heute in bezug auf die Praxis in wesentlichen Ziigen vollendet, wenn auch theoretisch noch vieles der Erforschung harrt. Dieses Ziel wurde durch eine nie ruhende, miihsame Forschungsarbeit erreicht, deren Hauptanteil in den letzten 30-40 Jahren geleistet wurde. Es ist nicht zu erwarten, dass der Weg bis zu diesem Punkt geradlinig verlaufen ist. Die verschiedenen Arten der aufeinanderfolgenden Epochen haben ihm ihre Merkmale aufgepragt, und die Wesensart der Meister die ihn bauten, sind auch heute noch erkennbar. Letzten Endes fiigte sich aber auch das anfanglich Auseinanderstrebende und Disharmonische zu einem einheitlichen Werk, das sich fiir den praktischen Gebrauch heute einfacher und iibersichtlicher erweist als in manchen Zeiten des Werdens moglich schien. Wenn daher im Folgenden versucht wird, einen Fiihrer auf diesem Weg zu geben, so geziemt es sich, einleitend dankbar der Wegebauer zu gedenken, die richtunggebend gewirkt haben: Heubner, Escherich, Ozerny, Finkelstein. Noch immer bleibt das Kapitel der Ernahrungsstorungen fiir Autor und Leser gleich schwierig. Fiir den Autor deshalb, weil das Leben immer wieder Verlaufsarten hervorbringt, die in keine Systematik zu zwangen sind; fUr den Leser, wei! die Ernahrungsstorungen und die Nahrschaden jener scharfen Symptomatik entbehren, die in der Krankheitslehre sonst das Verstandnis so erleichtert. Wenn unsere Darstellung imstande ware, den Leser bei seiner praktischen Arbeit auf diesem Gebiet zu fiihren und zu fordern, dann ware ein Hauptzweck unseres Buches erfiillt. Berlin, im Dezember 1929. L. F. Meyer. Erich Nassau. Inhaltsverzeichnis. Erster Teil. Physiologie der Sauglingsernahrung. Seit.e A. DielEntwicklung des gesunden Siiuglings 1 I. Das Wachstum ........ . 1 a) Das Massenwachstum .... . 3 Die Mechanik des Massenwachstums . 6 b) Das Langenwachstum . . . . . . 13 c) Die Entwicklung der Fettpolster 17 d) Ansbau von Organanlagen 21 e) Die zerebrale Entwicklung 23 II. Die Immunitat des gesunden Sauglings 26 B. Die Milch und das Kolostrum . . . . . 34 Das Kolostrum . . . . . . . 41 C. Der Stoffwechsel des gesunden Sauglings 43 I. Mechanik des Nahrstofftransportes im Magen-Darmkanal 43 II. Die Verdauung ................... . 46 a) Die fermentative Verdauung .......... . 46 b) Die Beteiligung der Bakterien am Verdauungsprozess 48 III. Die Resorption der Nahrllng und intermediare Prozesse 51 IV. Die Ausscheicillngen 56 a) Harn .................. . 56 b) Kat .................. . 56 c) Perspiratio insensibilis und Wasserstoffwechsel 57 V. Der Nahrungsbedarf ..... . 57 D. Die Erniihrung des gesunden Sauglings . . . 65 I. Die Ernahrung an del' Brust. . . . . 65 Stillschwierigkeiten von seiten des Kindes 73 II. Die kii.nstliche Ernahrung des gesunden Sauglings 82 Worin bestehen die Fortschritte der kiinstlichen Ernahrung? 85 Welche Nahrungszusammensetzung ist demnach zu wahlen? 86 a) Resorption und Nahrungszusammensetzung . . 89 b) Darmbakterien und Nahrungszusammensetzllng 89 Praxis der kiinstlichen Ernahrung . . 92 1. Zusammensetzung der Nahrung . U2 2. Nahrungsmenge und Brennwert . 95 3. Erganzung der Milchkost . . . . 97 Ill. Die kiinstliche Ernahrung des Neugeborenen 100 IV. Die Ernahrung friihgeborener und debiler Kinder 104 Zweiter Teil. Pathologie der Sauglingsel'nahrung. A. Charakterisierung des krankhaften Ernahrungszustandes 111 a) Die klinischen Bilder des krankhaften Ernahrungsznstandes 111 b) Ursachen des krankhaft veranderten Ernahrungszustandes 115 c) Die abwegige Reaktion des Kindes im schlechten Ernahrungsz us tand 118 d) Die Bedeutung der Unterscheidung von Eutrophio, Dystrophie und Atrophie fUr Behandlung und Prognose ciner Ernahrungsstorung . 122 VIII Inhaltsverzeichnis. Selte B. Die ErniihrungssWrungen beim kiinstlich ernihrten Saugling 128 I. Durchfallserkrankungen . . . . . . . . . . . 129 Durchfall und Darmflora . . . . . . . 1.32 a) DurchfiHle ohne Beteiligung des Allgemeinbefindens (monosym ptomatisch). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134 1. Die Diarrh6e in den ersten Lebenswochen . . . . . . . . . . . 135 2. Monosymptomatische Diarrh6en junger Sii.uglinge bei unzurei chender Ernahrung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 3. Monosymptomatische Diarrh6en bei dystrophischen Kindel'll . . 138 4. Die Behandlung der monosymptomatischen Diarrh6en . . . . . 140 b) Durchfalle mit Beeintriichtigung des Allgemeinbefinrlens (polysym- ptomatisch) ......... . 144 1. Die akute Dyspepsie . . . . 145 2. Die alimentiire Intoxikation 170 II. St6rungen durch Infektion . 191 a) Die parenterale Infektion . . . 191 Gastrische Storungen . . . . 192 Durchfalle und DurchfaUserkrankungen 193 Der dysergische Zustand ....... . 201 Intermediare und assimilatorische St6rungen . 203 b) Enterale Infektionen 203 Die Rubr .......... . 204 Der Paratyphus. . . . . . . . 214 III. Fehlernahrung - Fehlnahrschaden . 2'15 a) Die quantitativen Fehlnahrschaden 218 1. Die Unterernahrung 218 2. Speien, Erbrechen ... . 220 3. Der Pylorospasmus ... . 225 b) Qualitative Fehlnahrschaden 232 1. Der Mehlnahrschaden 233 2. Der Milchnahrschaden .. 240 3. Wassermangel in der Nahrung 244 4. Die Avitaminosen 249 Dystrophia alipogenetica. Die Keratomalazie 252 Der Skorbut . . . . . 253 Die B-Avitaminose ... 263 Anhang: Die UberfUtterung . 265 IV. Konstitution und Erniihrung. 266 a) Die exsudative Diathese 269 b) Die lymphatische Diathese 285 c) Die neuropathische Diathese 288 C. Die Eruahrungsstilrungen des Brustkindes 297 a) Uberernahrung und Untererniihrung beim Brustkinde 298 b) Storungen ex infectione . . . . . . . . . . . . . . . 302 c) St61'ungen e constitutione. Konstitutionelle Dystrophie 304 D. Die sekundiiren a1imentaren Stilrungen 307 1. Rachitis ......... . 307 2. Die Tetanie im Siiuglingsalter . 325 3. Die Anamien des Sauglingsalters 335 a) Die Anamie der Friihgeburten 337 b) Rein infektii:ise Anamien . . . 338 c) Die infekti6s-alimentaren Aniimien 338 d) Rein aIimentare Aniimien 339 Saehverzeiehnis 349 Erster Teil. Physiologie der Sauglingsernahrung. A. Die Entwicklung des gesunden Sauglings. Mehr als irgend ein anderes Sondergebiet der Medizin ist die Kinderheilkunde eine Lehre von der Krankheitsverhiitung geworden. Das gilt ganz besonders fUr das Kapitel von der Ernahrung des Sauglings. Das Streben der Padiatrie geht letzten Endes nicht dahin, etwaige Krankheiten und Storungen der Ent wicklung zu heilen, sondern sie zu verhiiten. Vieles ist durch diese zielbewusste Beriicksichtigung der Prophylaxe in den letzten Jahren erreicht worden. Die sich von Jahr zu Jahr verringernde Sauglingssterblichkeit ist ein objektiver, zahlenmaBiger Beweis fUr den Erfolg. Mit geschultem und gescharftem Auge muss daher der Kinderarzt den normalen Gang der Entwicklung verfolgen, urn die frlihsten und feinsten Ab weichungen yom Normalen wahrzunehmen und in ihren ersten Anfangen wieder auszugleichen. . In dem W orte "normale Entwicklung" ist die wichtige Vo rstellung fest gelegt, dass das Gesetz, nach dem ein Individuum angetreten ist und auf seinem Lebenspfade weiter marschiert, in gewisser Weise fixiert ist. Die Konstellation der Erbfaktoren entscheidet in erster Linie liber die Zukunft. Alles, was sich entwickelt, muss von Anfang an gegeben sein, oder, wie man sagt, "die prospektive Potenz in der Entwicklung" ist bestimmt. Aussere Reize jeglicher Art von maBiger Starke vermogen die dem Individuum eigene Richtung der Entwicklung nicht abzubiegen. Bei richtiger Pflege und quantitativ und qualitativ zweckma.Biger Ernahrung vollzieht sich die Entfaltung der Anlagen unter der Herrschaft des Wachstumstriebes bis zu seiner vorbestimmten Hohe. Von aussen her lasst sich an dem Resultat der Entwicklung, wie es aus der - durch Rasse und Familie bestimmten - Anlage heraus erwachst, daher wenig bessern. Dagegen lasst sich aber urn so mehr hemmen, schadigen und zerstoren. Daher muss es die Sorge des Arztes sein, yom wachsenden Saugling alle schadlichen starkeren Reize fernzuhalten, damit die naturgegebene und naturgewollte Entwicklung sich storungslos vollzieht. I. Das Wachstum. Der Wachstumstrieb regt die Neubildung protoplasmatischen Gewebes an unter Erhaltung der gesamten lebenden Substanz durch Ersatz des Absterbenden. Seine Leistungsfahigkeit ist in bezug auf die klinisch feststellbare Massenzunahme an lebender Substanz auf einen bestimmten Lebensabschnitt begrenzt, wahrend Differenzierung und Zellvermehrung als Ersatz fiir verlorenes Gewebe wahrend des ganzen Lebensablaufes noch weiter gehen. Relativ selten kommt es zu endogen bedingten Abirrungen des Wachstumstriebes; sie aussern sich als echter Zwerg wuchs oder als Riesenwuchs. Voraussetzung des Wachstums ist quantitativ und qualitativ aus reichende Nahrungszufuhr. Die Neubildung lebensfahigen, artangeglichenen Me y e r -N ass au, Siiuglingserniihrung. 1 2 Die Entwicklung des gesunden Sauglings. Protoplasmashortim Hunger auf, sobaid die Nahrungsmenge unter den Erhaltungs bedarf sinkt. Neben dieser Form der Wachstumshemmung durch komplettcn ausseren Hunger, kann es beim Saugling durch partiellen ausseren Hunger, d. i. das Fehlen oder das ungenugende Angebot eines einzigen Nahrsto£fes (von Eiweiss, Kohlenhydraten, Wasser oder Vitaminen, vielleicht sogar von Fett) zum Wachstums stillstand kommen. Aber auch bei quantitativ und qualitativ ausreichendem Nahrungsangebot kann innerer Hunger dadurch, dass die Kinder "die ihnen gereichten Nahrungsmittel nicht ausnutzen" (Czerny), und das Aufbaumaterial fehIt, zur Wachstumshemmung fiihren; doch selbst unter den schwersten Graden der Hungerschadigung (innerer oder ausserer Hunger) kommt es nicht zu einEr Vernichtung des Wachstumstriebes. Mit dem Aufhoren der Schadigung (genugende Nahrungszufuhr, Komplettierung der Nahrung, Beseitigung der Ernahrungs storung) wird in vielen Fallen sogar durch u b e r s chi e sse n des Wachstum das Versaumte in relativ kurzer Zeit wieder eingeholt und uberhoit. Der Vergieich mit einer wahrend des Stillstandes in Spannung geratenen Feder Iiegt nahe. Von potentiellem oder latentem Wachstumstrieb konnte in diesen Fallen auch gesprochen werden. In den Geweben kommt es wahrend des Wachstumsstill standes entweder zu einem Stillstand der Zellneubildung, die Zellteilungen ruhen; oder die Zellteilungen gehen weiter, wenn auch vielleicht in langsamerem Tempo; die neugescha£fenen Zellen wachsen aber nicht zu gehoriger Grosse (als Folge des Nahrstoffmangels) heran (Aron). Wahrscheinlich finden beide Vorgange statt. Das uberschiessende Nachwachstum konnte eher fur die zweite Annahme, im Sinne einer raschen AuffiiIlung bereits vorgebildeten Gewebes bei komplettem Nahrungsangebot sprechen. Dabei nimmt in bezug auf das Tempo des Wachstums triebes und den Verbrauch an Energie zur Bewaltigung dieser Leistung der menschliche Saugling eine Sonderstellung ein. Der menschliche Saugling ist gegenuber den Jungtieren des gesamten Tierreichs ausgezeichnet durch die Langsamkei t der En twicki ung und durch den hohen Energie v e r bra u c h bis zur Verdopplung des Anfangsgewichts. So betragt die Zeit bis zur Verdopplung des Geburtsgewichts (Verdopplungszeit) beim Kaninchen 6 Tage "Hund 8" Schwein 16 Rind 47 Pferd 60 Menschen 180 " und die Gesamtsumme von Reinkalorien zur Verdopplung des Geburtsgewichts, die bei allen Tieren. um 4000-5000 liegt, erhebt sich nur beim Menschen auf 28864 Kalorien (Rubner). Von dem wesentlichsten Nahrungsmittel in der Zeit der Verdopplung des Geburtsgewichts, von der Milch, verbraucht der Mensch daher 46710 g pro 1,5 kg mittleren Gewichts, aIle anderen Saugetiere fur die gleiche Gewichtszunahme aber nur 3000-10000 g Milch. Daraus folgt, dass der Verbrauch an Kalorien im Vergleich zum Ansatz (Wachstumsquotient), der hei den Tieren um 34,4 Iiegt, allein beim menschlichen Saugling 5,2 ist. Was bisher schlechthin als Entwicklung bezeichnet wLlrde, ist aber nicht nur Massenzunahme einer mehr oder weniger komplizierten Substanz, sondern ein unendlich vieigestaitiger, noch gar nicht ubersehbarer Di£ferenzierungsvorgang. Nicht besser kann man das Wunder der Saugiingsentwickiung zeigen, als durch den Vergleich von drei Etappen des Entwicklungszustandes, wie sie der Saugling in der kurzen Spanne eines Jahres durchiauft: der Neugeborene in seiner ganzen Unbeholfenheit; ein Saugling im Alter von etwa vier Monaten, der schon dem "dummen Vierteljahr" entwachsen, die erst en Interessen und beherrschten Bewegungen aufweist; und der bereits aufrecht stehende, seiner Sinnesorgane Das Wachstum. 3 machtige Einjahrige. Diese Entwicklung und fortschreitende Differenzierung kann in einzelne Faktoren aufgeteilt werden, von denen einige klinisch leicht fassbare und fiir die Beurteilung des Gesundheitszustandes bedeutsame im folgenden besprochen werden sollen. a) Das Massenwachstum. Der MaBstab des Massenwachstums ist die steigende Gewichtskurve. Bei einer qualitativ und quantitativ richtigen Ernahrung weist in der Tat jede Gewichts zunahme auf die Vermehrung lebender Substanz hin. Ruckschhisse auf die Art der neugebildeten Zellen und Gewebe oder auf die Beschaffenheit des Proto plasmas erlaubt dagegen die Kontrolle des Korpergewichts nicht. Die Voraussetzung der "Umwandlung der Nahrung in Zellen" ist die Anwesenheit von Was s e r in ausreichender Menge. Ohne Wasser oder bei un genugender Wasserzufuhr ist irgend eine Form des Wachsens in der lebenden Natur unmoglich. Damit hangt es zusammen, dass die Nahrung des jugendlichen Organismus stets be sonders wasserreich ist, dass der Wasserbedarf, berechnet auf die Gewichtseinheit, in der Zeit des Wachstums besonders gross ist, und dass der gesamte Organismus in der ersten Lebenszeit prozentual mehr Wasser enthalt als in der Zeit nach Beendigung des Wachstums. Zum Wachstumsstillstand kommt es, wenn zu einer bestimmten Lebens zeit, gesteuert durch die Einfhisse innersekretorischer Drusen und des Nervensystems, der Wassergehalt der Zellen auf ein bestimmtes Niveau gesunken ist. Der Wasserzufuhr in Abb. 1. Wochentlicher Ansatz eines gedeihenden SAug lings. Eiweiss 21g, Fett 21g, SaIze7g, Wasser121g bestimmter Hohe muss fur das = gesamt 170 g. Wachstum die entscheidende Be- deutung zugesprochen werden. Ein Zuviel an Wasser ist dagegen kein Stimulans des Wachstums. 1m -obermaB aufgenommenes Wasser wird yom gesunden Organismus ohne Schwierigkeiten und wahrscheinlich ohne Schadigung durch die Nieren ausgeschieden. Nur bei Kindern mit besonderer Konstitution (hydropische Konstitution, Lymphatiker, Kinder mit exsudativer Diathese u. a.) kann ein Uberangebot an Fliissigkeit zu einem krankhaften Gewebsaufbau fiihren. Die uberragende Rolle des Wassers im Rahmen der Wachstumsvorgange zeigt vielleicht am besten die Analyse der Gewichtszunahme eines Tages oder einer Woche (s. Abb. 1), wie sie yom gedeihenden Kinde geleistet wird. Bei einer Gewichtszunahme von 25 g am Tag wird in den Organismus neu aufgenommen: Wasser etwa 18 g Eiweiss 3 g Fett ,,3 g Kohlenhydrat" _1) Salze ,,1 g 25 g 1) Als Glykogen in Muskeln und Leber in geringer, nicht exakt auszudriickender Menge. 1* 4 Die Entwicklung des gesunden Sauglings. Diese Zahlen sagen aber nicht aus, an welchen Stellen des Organismus jeweils die neue Substanz eingebaut wurde. Denn die Gewichtszunahme des Sauglings setzt sich aus einer grossen Reihe von Faktoren zusammen, von denen einzelne klinisch als Ansatz von Fett, als Wachstum des Skeletts, als Zunahme des Protoplasmas (z. B. Muskulatur) fassbar sind. Angesichts dieser Vielheit komplizierter Vorgange, die z. T. ineinander greifen und sich verflechten, muss es wunderbar erscheinen, dass - wenn auch der Gewinn an Korpersubstanz sich keineswegs in allen Abschnitten des ersten Lebensjahres aus den gleichen Elementen zusammensetzt - trotzdem beirn gesunden Saugling als Endergebnis ein stetiger Anstieg von Woche zu Woche stattfindet. Trotz der Mannigfaltigkeit der wechselnden Vorgange, die am Massen wachstum beteiligt sind, war es daher moglich, Mittelwerte fiir 11.1J.15.17. die Massenzunahme aufzu- stellen, von denen sich ein grosser Teil der gedeihenden Sauglinge nur wenig entfemt. MaBige Ab weichungen nach oben oder nach unten sind aber ohne pathologische 2JOOI---t--l Bedeutung. Die grosse Regel maBigkeit der Gewichtszunahme, J71---+--I durch die schon von dem werden den Kinde im Mutterleib ein Ge burtsgewicht von 3000-3200 g 500~---~----+-~ erreicht wird, setzt sich noch wahrend des ganzen ersten Lebens jahres fort. Selbst von den Kin 'IOO~----+-l dem, die unter den schlechten Ver haltnissen der Kriegs- und Nach kriegsjahre zur Welt kamen, wurde das N ormalgewicht bis zur Ge burt meistens erreicht. Die Wachstumskurve erleidet bei einem grossen Teil der Kinder beirn 'Obergang vom intra- zum extrauterinen Leben eine voriiber Abb.2. Abb.3. Physiologische Ge gehende Unterbrechung, die als Physiologische Gewichtsab wichtsabnahme beim physiologische Gewichtsabnahme nahme beim Neugeborenen. Neugeborenen. Ra Ausgleich etwa nach 10 Tagen scher Auegleich bei des Neugeborenen bekannt ist. Bei entsprechend der zijgernd stel- schnell einsetzender genden Milchmengen. Milchsekretlon. regeImaBiger, taglicher Kontrolle des Korpergewichtes zeigt sich in den ersten Tagen nach der Geburt eine Gewichtsabnabme von 200-300 g, die bei Kindem mit hohem Geburtsgewicht starker zu sein pflegt als bei den Kindem mit relativ niedrigem Gewicht. Daneben scheint die Grosse der Abnahme vom Termin der Abnabelung abhangig zu sein; bei spat Abgenabelten ist sie grosser als bei friih Abgenabelten (Schick). Der Abstieg der Gewichtskurve darf, wenn es sich um die physiologische Gewichtsabnahme handelt, den fiinften Lebenstag nicht iiberdauem. Spatestens nach dieser Zeit erfolgt bei einem kleinen Teil der Kinder eine Umkehr und ein steiler Anstieg der Gewichtskurve, so dass bereits am 8.-10. Lebenstage das anfangliche Geburtsgewicht wieder erreicht ist. Bei dem grossten Teil der Kinder stellt sich der Wiedergewinn des Verlorenen langsamer ein. Erst am Ende der dritten Lebenswoche gleicht ein nicht kleiner Teil der Neugeborenen die Gewichtsabnahme wieder aus.

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