Ann-Christine Schulz Die Rolle der Finanzanalysten bei der Verbreitung von Managementkonzepten GABLER RESEARCH Ann-Christine Schulz Die Rolle der Finanzanalysten bei der Verbreitung von Managementkonzepten Eine Analyse am Beispiel von Kernkompetenzen und Downsizing in den 1990er Jahren in den USA Mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Alexander T. Nicolai RESEARCH Bibliografi sche Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. Dissertation Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, 2011 1. Aufl age 2011 Alle Rechte vorbehalten © Gabler Verlag | Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2011 Lektorat: Stefanie Brich | Stefanie Loyal Gabler Verlag ist eine Marke von Springer Fachmedien. Springer Fachmedien ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media. www.gabler.de Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfi lmungen und die Einspei- cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Printed in the Netherlands ISBN 978-3-8349-3016-3 Geleitwort ImmanagementwissenschaftlichenForschungsbetriebisteinTrendzurRoutineforschung zuerkennen.ZunehmendbeschränkensichManagementforscherdarauf,eineminimalva- riierte Standardfrage mit einer bewährten empirischen Standardmethode zu bearbeiten. Grundlegende,paradigmatischeFragensowiePfadejenseitsdeswissenschaftlichenMain- streams werden hingegen eher gemieden. Die Strategie der Routineforschung mag das individuelleForschungsrisikominimieren,sieproduziertjedochoftgenugüberraschungs- freieForschungsresultateundallenfallsmarginalenErkenntnisgewinn. Das vorliegende Buch hebt sich wohltuend von diesem Trend ab. Frau Ann-Christine Schulz beschäftigt sich in ihrem Buch mit einem sehr grundlegenden Thema. Wo und durchwenwirdentschieden,welcheKonzepte,VerfahrenundLeitliniendesManagements als„richtig“anerkanntwerdenundinderPraxisVerbreitungfinden?Deraußenstehende Beobachter würde bei der Suche nach einer Antwort wohl zuerst auf die Management- wissenschaftblicken.BeidergenauerenBetrachtungwirdjedochdeutlich,dassPraktiker nurrelativseltendieManagementwissenschaftbefragen,wennsienachOrientierungsu- chen.Unternehmensberatungenundnicht-wissenschaftliche„Managementgurus“kommen schon eher in Frage. Diese Akteure spielen bei der Verbreitung von populären Manage- mentkonzepten – oder auch Managementmoden – eine deutlich wichtigere Rolle als die wissenschaftlicheForschung.AberauchhierlassensichAnzeicheneinerAutoritätserosion erkennen. Eine ganz andere Gruppe scheint hingegen (zumindest bis vor Kurzem) eine unvermin- dert hohe Autorität zu besitzen, wenn es darum geht, die Nützlichkeit oder Schädlich- keitbestimmterManagementpraktikenzuevaluieren:DerKapitalmarktunddieAkteure, dieihnumgeben.Esscheintdurchausplausibel,dassdievernetztenKapitalmarktakteu- re eine kollektive Intelligenz hervorbringen, die allen anderen Formen der Beurteilung von Managementwissen überlegen ist. An den Kapitalmärkten fließen große Mengen an Informationen zusammen, deren Verarbeitung durch Computerisierung und Anwendung quasi-wissenschaftlicherMethodenindenletztenJahrzehntengroßeFortschrittegemacht hat. VI Geleitwort FinanzanalystensindunterdenKapitalmarktakteureneinebesondersinteressanteGrup- pe.SiegebenPrognosenzurEntwicklungeinzelnerUnternehmenab,undbeurteilenda- mitimplizitundoftauchexplizitdie„Richtigkeit“vonManagemententscheidungen.Mehr noch,siebaueneinenErwartungsdruckauf,wiesichdasTop-Managementverhaltensoll- te.Bisheristaberwissenschaftlichnochvölligungeklärt,inwelcherRelationdievonFi- nanzanalysten artikulierten Vorstellungen über „gutes Management“ zu dem populären Managementdiskurs stehen, der stark von Unternehmensberatungen und „Management- gurus“ geprägt wird. Dämmt die (vermeintlich) unvoreingenommene, auf quantitativen Daten beruhende Analyse die oft als nebulös kritisierten Managementmoden ein? Oder befördernAnalystendieVerbreitungpopulärerKonzeptenochweiter?Undwieistdann allgemeinderwachsendeEinflussvonFinanzanalystenaufdieManagementpraktikenbör- sennotierterUnternehmenzubewerten? GenauaufdieseFragenfindetFrauAnn-ChristineSchulzinihremBuchAntworten.Die vorliegende Arbeit leistet damit einen wichtigen und originellen Erklärungsbeitrag zur EntstehungundVerbreitungvonpopulärenManagementkonzepten.Darüberhinauslernt der Leser bei der Lektüre des Buches viel über den Zusammenhang von Kapitalmarkt und Strategieentwicklung sowie über die Quellen systematischer Verzerrungen von Ana- lystenprognosen. Die Autorin verlässt zur Beantwortung ihrer Forschungsfragen den sicheren Boden der Routineforschung,ohneaufhohemethodischeStandardsundeineengeRückbindungan dierelevantenmanagementwissenschaftlichenDiskursezuverzichten.DasResultatistein sehr eigenständiger Forschungsbeitrag, der mit einer innovativen empirischen Methode eine managementwissenschaftliche Frage von grundlegender Bedeutung diskutiert. Dem Leseristnichtnureineerkenntnisreiche,sondernaucheinekurzweiligeundinteressante Lektüre gewiss. Ich wünsche dem Buch die hohe Aufmerksamkeit und Resonanz, die es verdient. Prof.Dr.AlexanderT.Nicolai Vorwort DievorliegendeArbeitentstandwährendmeinerTätigkeitalswissenschaftlicheMitarbei- terin an der Stiftungsprofessur für Entrepreneurship der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.ImJanuar2011wurdesievonderFakultätII–Informatik,Wirtschafts-und RechtswissenschaftenalsDissertationangenommen. Die Idee dieser Arbeit entwickelte sich durch zahlreiche Gespräche mit meinem Doktor- vaterProfessorDr.AlexanderT.NicolaiüberForschungsfrageninderSchnittmengevon Strategie-undKapitalmarktforschung.InspiriertvondiesenDiskussionenhabeichmich alsVolkswirtininmirbisdahinweitestgehendunbekannteWissenschafts-undThemen- gebieteeingearbeitet,diebeimireinegroßeBegeisterungausgelöstundmeinInteressean derWissenschaftweitergenährthaben. Meinem Doktorvater bin ich daher zu großem Dank verpflichtet. Er hat mir nicht nur wertvolle Anregungen zu diesem Thema gegeben, sondern auch durch die ständige Be- reitschaft für Gespräche und kritische Diskussionen über die Resultate die Anfertigung der Arbeit in vielfältiger Weise gefördert. Darüber hinaus hat mir die Zusammenarbeit mitihminForschungundLehreanderStiftungsprofessurfürEntrepreneurshipsehrviel Freude bereitet. Bei Herrn Professor Dr. Dr. h.c. Alfred Kieser bedanke ich mich sehr herzlichfürdiefreundlicheBereitschaft,dasZweitgutachtenzuübernehmen. FürdenErfolgderArbeitwarenTeilnahmenanSummerSchools(UniversiteitWagenin- gen,UniversityofEssex),PräsentationenaufverschiedenenwissenschaftlichenKonferen- zenundeinForschungsaufenthaltanderUniversityofCaliforniaIrvinevonmaßgeblichem Einfluss.AndieserStellemöchteichdemDeutschenAkademischenAustauschdienst,der Heinz-Neumüller-Stiftung,derDeutschenForschungsgemeinschaft,demFördervereinder Wirtschafts- und Rechtswissenschaften e.V. an der Universität Oldenburg und der Uni- versitätsgesellschaftOldenburge.V.fürdiefinanzielleUnterstützungdanken. DarüberhinausmöchteichmichbeimeinenKollegenanderStiftungsprofessurfürEntre- preneurshipDanielVinke,JantjeHalberstadt,ChristianHorneber,EstherKleeundMi- chaelSchurichtbedanken.SiewarenindenvergangenenJahreneinwichtigerBestandteil destollenArbeitsumfeldes. VIII Vorwort EinbesondererDankgiltandieserStelleauchFrauProfessorinMargaretheF.Wiersema, Ph.D.,diemichandieUniversityofCalifornia,Irvineeingeladenhat.Siehatmirnicht nurinderEndphasederFertigstellungderDissertationeinetolleArbeitsinfrastrukturzur Verfügunggestellt,sondernmitmirauchvieleFragenrundumdieArbeitdiskutiert. SchließlichmöchteichmichganzherzlichbeimeinenFreundenbedanken,diemichinden letzten Jahren durch alle Höhen und Tiefen begleitet haben. Ich danke Sabrina Lenck, ChristinaBodenstein,JolandaThiede,NoraTüpker,GilbrittNiemeyer,KathrinBecker, TobiasMenz,BorgeHess,ClaudiaBlechert,TimHöffler,AlexandraKoch,AmandaBurk- hardt, Mike Lawler und Nancy Kidder sowie ganz besonders Tobias Maria Günter und StevicaMilentijevicvonganzemHerzenfürdiegemeinsameZeit,moralischeAufbauarbeit undihreFreundschaft. ZumSchlussgiltderDankmeinenElternHeinzundEdeltrautundmeinemBruderAlex- anderfürihreliebevolleUnterstützungwährendStudiumundPromotion.Siegabenmir den notwendigen familiären Rückhalt für die Verwirklichung der Arbeit und waren in dieserZeitimmerfürmichda. Ann-ChristineSchulz Inhaltsverzeichnis Tabellenverzeichnis XIII Abbildungsverzeichnis XV Abkürzungsverzeichnis XVII 1 Einleitung 1 1.1 ProblemstellungundZielsetzung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 1.2 AufbauderArbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 2 Die Verbreitung von Managementkonzepten 8 2.1 DefinitionundKlassifikationvonManagementkonzepten . . . . . . . . . . 9 2.2 TheorienzurVerbreitungvonManagementkonzepten . . . . . . . . . . . . 10 2.2.1 Marktperspektive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.2.2 Diffusionstheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.2.3 Neoinstitutionalismus. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2.2.4 Managementmoden-Theorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.2.4.1 ManagementmodenundihreEigenschaften . . . . . . . . 19 2.2.4.2 MarktfürManagementmoden . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.2.4.3 Managementmoden-Arena . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 2.3 DieRolleverschiedenerAkteurebeiderEntstehungundVerbreitung populärerManagementkonzepte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 2.3.1 Managementgurus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.3.2 Unternehmensberater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.3.3 Wissenschaftler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 2.3.4 Manager . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2.4 ZweiBeispielefürpopuläreManagementkonzepte . . . . . . . . . . . . . . 37 2.4.1 Kernkompetenzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 2.4.2 Downsizing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42
Description: