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Die Rohstoffe der Feinkeramik: ihre Aufbereitung und Verarbeitung zu Massen und Glasuren PDF

341 Pages·1933·13.319 MB·German
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Die Rohstoffe der Feinkeramik ihre Aufbereitung und Verarbeitung zu Massen und Glasuren Von Dipl.-Ing. Dr. phil. William Funk Betrlebsdirektor an der Staatlichen Porzellanmanufaktur zu MeiBen Mit 69 Textabbildungen Berlin Verlag von Julius Springer 1933 Vorwort. IIi kaum einer anderen Industrie ist der Gang der Erzeugung vom Rohstoff bis zur fertigen Ware ein so Iangwieriger wie in der Fein keramik. Fiir eine erfoigreiche Fabrikation ist die Auswahl der Roh stoffe und ihre sachgemaBe Aufbereitung die wichtigste Grundlage und Vorbedingung. Es erschien daher zweckmaBig, einmal alles, was fiir die Kenntnis der Rohstoffe und ihre Verarbeitung zu feinkeramischen Massen und Glasuren wissenswert ist, im Zusammenhang darzustellen, auf Grund der praktischen Erfahrungen und wissenschaftlichen For. schungsergebnisse, die man im Veriauf der Ietzten Jahrzehnte auf diesem Gebiete gewonnen hat. DaB hierbei auch an alteren empirischen Erkenntnissen nicht voriibergegangen werden konnte, war bei der vor sichtigen konservativen Einstellung der keramischen Praxis selbst verstandlich. Soweit es dem Verfasser moglich war, hat er auch den Inhalt der fachlichen Veroffentlichungen des Auslands bei seinen Aus fiihrungen beriicksichtigt; denn wenn man den Wert der an Umfang jahrlich immer mehr anwachsenden auslandischen Fachliteratur auch nicht zu iiberschatzen braucht, so muB doch auch dem deutschen Ke· ramiker Gelegenheit geboten werden, rasch und in zusammenhangen. der Form Wissenswertes iiber die Rohstoffe der feinkeramischen In dustrie des Ausiands kennenzulernen, von der er fast taglich etwas Neues hort oder liest. Auf die Formgebung und den BrennprozeB der Waren wurde nicht oder nur andeutungsweise eingegangen, um den Rahmen des Buches nicht zu iiberschreiten. Auch eine Beschreibung der Verfahren zur Roh stoffuntersuchung war nicht beabsichtigt. Dafiir wurde der Begriff "Rohstoffe der Feinkeramik" nicht allzu eng gefaBt, sondern auch aus manchen Grenzgebieten einiges mitgeteilt. Der Verfasser spricht die Hoffnung aus, daB die gewahlte Art der Darstellung des umfangreichen und vielseitigen Stoffes bei der Be· nutzung des Buches sich als zweckmaBig und anregend erweisen moge. Es bleibt ihm zum Schlusse die angenehme Pflicht, seinen Dank allen denen auszusprechen, die ihn durch Ratschlage und tTherlassung von Unterlagen fiir Abbildungen in liebenswiirdiger Weise weitgehend unter stiitzt haben. MeiBen, im Juni 1933. Der Verfasser. AIle Rechte. insbesondere das der Obersetzung in fremde Sprachen. vorbehalten. Copyright 1988 by Julius Springer in Berlin. ISBN·13: 978·3·642·47168·1 c·ISBN·13: 978·3·642·47478·1 001: 10.1007/978·3·642·47478·1 Softcover reprint of the hardcover 15t edition 1933 Inhaltsverzeichnis. Seite Einleitung .. 1 1. Einteilung der Tonwaren und Umgrenzung des Gebiets der Fein- keramik . . ............ . 2. Allgemeine Grundsatze fUr die Auswahl und Verarbeitung feinkera- mischer Rohstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 3 I. Die feinkeramischen Rohstoffe. (Allgemeine Einteilung und Kennzeichnung der keramischen Rohstoffe.) A. Plastische Rohstoffe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 5 1. Kaoline und Tone . . . . . '. . . . . . . . . . . . . . . . .. 5 a) Entstehung, Einteilung, mineralogische Zusammensetzung, Fund- orte, chemische Zusammensetzung. . . . . . . . . ., 5 b) Gewinnung: Untersuchung der Lagerstatten, Abbau iiber und unter Tage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . '. . . . 23 c) Aufbereitung: Sortieren. NaBaufbereitung (SchlammprozeB, Ent wasserung durch Filterpressen, Saugfilter, Zentrifugen, Trocknung). Mechanische Trockenaufbereitung (Windsichtung). . . . . . . . 30 d) Die fUr die Verarbeitung wichtigen Eigenschaften der Kaoline und Tone .... : . . . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . 90 a) Das Verhalten der Tone und Kaoline gegeniiber der Ein wirkung des Wassers S.91 - fJ) Verhalten der Kaoline und Tone beim Trocknen S.105 - y) Verhalten der Kaoline und Tone beim Erhitzen auf Temperaturen oberhalb 1000 S. 109 2. Speckstein. . . . . . . . . 118 3. Bildstein odeI' Agalmatolith . 122 B. Nichtplastische Rohstoffe 124 a) Allgemeines . . . . . . . . 124 b) Die einzelnen Rohstoffe (Vorkommen bzw. Herstellung, Eigenschaften, Verwendung). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 1. Kieselsaurerohstoffe S. 124 - 2. Alkalihaltige Tonerdesilikate lFeldspat, Pegmatit) S. 128 - 3. Kalkgesteine, Magnesit(Magnesium oxyd), Dolomit S. 138 - 4. Bariumkarbonat S. 146 - 5. Kalzium phosphat S. 147 - 6. Fluorhaltige Rohstoffe (FluBspat, Kryolith, Kieselfluornatrium, Kieselfluoraluminium) S. 148 - 7. Aluminium oxyd (KOlund) S. 149 - 8. Zirkoniumverbindungen (Thoriumoxyd, Berylliumoxyd) S.152 - 9. Siliziumkarbid S. 155 - 10. Wasser freie Tonerdesilikate (Andalusit, Zyanit, Sillimanit, Mullit) S. 157 - 11. Bleioxyd, Mennige, BleiweiB S.161 - 12. Zinkoxyd S.166 13. Zinnoxyd S.169 - 14. Borsaure, Borate S.I71 c) Gewinnung und Aufbereitung der nichtplastischen Rohstoffe. . . . 176 IV InhaItsverzeichnis. Seite II. Die Verarbeitung der feinkeramischen Rohstoffe zu Massen und GIasuren (Allgemeiner Teil). A. Flir den physikalischen und chemischen Aufbau der Massen maBgebende Gesichtspunkte (Zusammensetzung und Einteilung der Massen) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 200 B. Massebereitungsverfahren . . . . . . . . . . . . . 207 1. Mahlen der Massen im ganzen oder gewisser Anteile derselben . 207 2. Mischen der Massebestandteile. - Mit einer Einleitung: Entnahme und Zusammenbringen bestimmter Gewichtsmengen der einzelnen Rohstoffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 3. Abpressen der in breiformigem Zustand befindlichen Massen. Lagern der rohen Massen ........................ 214 4. Durcharbeiten der rohen Massen auf Knet· oder Schlagmaschinen . 216 5. Zubereitung der GieBmassen, einschI. Vorrichtungen zum Sieben brei fotmiger Massen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 6. Zubereitung von Trocken-PreBmassen .............. 226 7. Neuere Gesichtspunkte flir die Einrichtung feinkeramischer Masse- bereitungsanlagen. . . . . . . . . 228 8. Verarbeitung von Masseabfiillen . . . . 230 9. Massebereitung auf trockenem Wege. . 231 C. Die Glasuren und ihre Herstellung . 232 1. Beschaffenheit der Glasuren im allgemeinen. 232 2. Glasurrohstoffe. Chemische Bestandteile der Glasuren 235 3. Aufbau und Bedeutung der Glasurformel . . . . . . 237 4. Einteilung der Glasuren und ihre Zusammensetzungsbereiche. 238 5. Zubereitung, Behandlung und Verarbeitung der Glasuren. . . 244 III. Die lliassen und Glasuren der einzelnen feinkeramischen Warengattungen (Besonderer Teil). A. Feinere Topfereierzeugnisse und Schmelzware ....... 247 B. Steingu t . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 251 Feldspat- und Kalksteingut S. 252 - Gesundheitsgeschirr (Spiilware) S. 267 - Feuertonware S. 268 - Wandplatten S. 271 - Porose Erzeug nisse. Tonpfeifen S. 272 C. Feines S teinzeug . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 274 D. Porzellan. . . . . . . . . . . 282 Begriffserklarung . . . . . . . . 282 1. Kaolin-Feldspat-Quarzporzellan. 284 a) Weichporzellan. . . . . . . 285 b) Hartporzellan . . . . . . . 288 2. Leichtschmelzbares Porzellan: Frittenporzellan, Knochenporzollan, Biskuitporzellan, Massen flir Mineralziihne, Perlen und Knopfe. . . 307 E. Specksteinerzeugnisse (Steatit) ................ 311 F. Feuerfeste und hochfeuerfeste feinkeramische Erzeugnisse 315 Anhang I: Die geologischen Formationen . 322 Anhang II: Die Segerkegel . 323 Sachverzeichnis. . . . . . . 327 Einleitnng. 1. Die Einteilung del' Tonwar4.'n und die Umgrenzung des Gebietes del' "Feinkeramik". Man hat im vorigen Jahrhundert die Einteilung der Tonwaren in grobkeramische und feinkeramische Erzeugnisse im Sprachgebrauche eingefUhrt, ohne die Gebiete der "Grobkeramik" und "Feinkeramik" allzu scharf voneinander abzugrenzen. Zu den feinkeramischen Erzeugnissen rechnet man die von reiner, d. h. fleckenlos weiBer oder gelblicher Farbe, feinkornigem GefUge und geringer Wandstarke, im Gegensatz zu den meist dunkelfarbigen, oft fleckigen und starkwandigenErzeugnissen der Grobkeramik. Diefeinkera mischen Erzeugnisse stehen den grobkeramischen an Gewicht und GroBe der Abmessungen vielfach nach, doch gibt es auch feinkeramische Waren gattungen, fiir die das nicht zutrifft. Die verschiedene Beschaffenheit der beiden groBen Gruppen von Tonwaren bringt es mit sich, daB auch die zu ihrer Herstellung benutzten Verfahren vielfach voneinander abweichen. Ein anderer Gesichtspunkt fUr die Einteilung der keramischen Er zeugnisse ist die Dichtigkeit des gebrannten Scherbens, d. h. sein Durchlassigkeitsgrad gegeniiber Fliissigkeiten und Gasen. Wie zwischen den weiBen und den dunkelfarbigen Tonwaren gewisse Ubergange be stehen, so auch zwischen denen aus beim Brennen poros gebliebener und denen aus dichtgebrannter Masse. Man pflegt solche Zwischenstufen teils der Grob-, teils der Feinkeramik zuzurechnen. So ergibt sich neben der vertikalen Einteilung in grob- und fein keramische Erzeugnisse eine horizontale - in erster Linie auf dem Porositatsgrade beruhende - in zwei oder drei Hauptgruppen, deren jede wieder in mehrere Unterabteilungen zerfallt. Auf der zuletzt er wahnten Gruppierung beruht die folgende tThersicht1: Einteilung del' keramischen Erzeugnisse. A. Irdengut: Scherben poros und nicht durchscheinend. 1. Baumaterial. a) Scherben vorwiegend gelb-oder rotbrennend: Ziegel, Verblender, Bauterra kotten, Hohlziegel, Dachziegel, porose Steine, Dranrohren (Ziegeleierzeugnisse). b) Scherben weiB- bis gelblich brennend: Schamottesteine und -werkstiicke feuerfeste Erzeugnisse aus besonderen Stoffen, feuerfeste Hohlware (Feuerfeste Erzeugnisse). 1 Nach H. Hecht: Lehrbuch der Keramik, 2. Aufl. S. 171. Berlin 1930, und F. Singer: Z. angew. Chem. Bd. 41 (1928) S. 1273. Funk, Feinkeramik. 1 2 Einleitung. 2. Geschirr. a) Scherben feinkornig, nichtweillbrennend: antike Geschirre, Topfergeschirr, Blumentopfe, Wasserkiihler, Lackware, sog. ordinare Fayence, Ofenkacheln (TOpfereierzeugnisse ). b) Scherben weiBbrennend: Tonsteingut, Tonzellen, Tonpfeifen, Kalkstein gut, Feldspat- oder Hartsteingut, Sanitatsgeschirr, Feuertonware (Steingut). B. Sinterzeug: Scherben dicht. I. Scherben nicht oder nur an den Kanten durchscheinend (Steinzeug). 1. Baumaterial. a) Scherben nicht weiBbrennend: Klinker, Fliesen, Kanalisationsrohre (Klin kerware). b) Scherben vorwiegend weiBbrennend: saurefeste Steine. 2. Geschirr. a) Scherben nicht weiBbrennend: Wannen, Troge, chemische GefaBe usw. b) Scherben vorwiegend weiB oder helIfarbig brennend: Steinzeug, auch kiinstlich gefarbtes, Feinterrakotten, Wedgwoodware, Chromolith usw. II. Scherben weiB und durchscheinend (Porzellan). 1. Baumaterial. Wandplatten, Futtersteine fiir Trommelmiihlen usw. aus Hartporzellan, elek trotechnische Artikel. 2. Geschirr. Hartporzellan, Weichporzellan, Sonderarten der Porzellantechnik. III. Scherben grau oder weill, schwach transparent, Oberflache hellgelb (Steatit). Erzeugnisse fiir technische Zwecke aus specksteinhaltigen Massen. Ermoglicht, streng genommen, keiner der oben angefiihrten Gesichts punkte eine scharfe Trennung der Tonwaren in grobkeramische und feinkeramische, so hat man diese Trennung auBer aus sprachlich ge wohnheitsmiLBigen vor allem auch aus wirtschaftlich-organisatorischen Grunden bis heute doch beibehalten und rechnet zur Feinkeramik ge wohnlich folgende Warengattungen1: 1 VgI. hierzu W. Huth: Die Feinkeramik. Handbuch fiir Handels-, Zoll- und Wirtschaftsfragen. Berlin 1927, ferner W. Steyer: Keram. Rdsch. Bd. 37 (1929) S. 19. - Ein neues Einteilungsschema fiir keraInische Erzeugnisse, das aus den von H. Hecht und F. Singer an gegebenen Einteilungen entwickelt ist und auf der technischen Beschaffen heit der Erzeugnisse und ihrem Markt charakter beruht, hat W. Vershofen [I\eramos Bd. 8 (1929) S. 731] vorge schlagen (s.nebenstehendes Schema). Es schlieBt sowohl die keramischen Fertig waren als auch Abfallprodukte oder "Hilfsstoffe" aller Art ein, ist nach logischen Gesichtspunkten aufgestellt, ohne der praktischen Erscheinungswelt zu widersprechen, und bietet die Mog Einteilungsschema fiir die gesamten keramischen Erzeugnisse nach W. Vershofen. lichkeit, aile Erzeugnisse keramischer Grundsatze f. d. Auswahl und Verarbeitung der feinkeramischen Rohstoffe. 3 I. Feine Topfereierzeugnisse (Topferware und Schmelz ware in feiner kiinstlerischer Ausfiihrung, sowohl Geschirre als Kache16fen und ahn liches: A 2a der Ubersicht), einschlieBlich der nach feinkeramischen Arbeitsverfahren hergestellten porosen Gegenstande, wie Tonzellen, Filterkorper, auch Tonpfeifen u. dgl. II. Steingut (Geschirr, Wandplatten, Spiilwaren, Feuertonware: A 2b der Ubersicht. III. Feines Steinzeug (unglasiert und glasiert, einschlieBlich FuB bodenplatten, Feinterrakotta, Wedgwoodware usw.: B I 1 b, 2b der Ubersicht). IV. Porzellan (Geschirr-, Kunst-, Elektro- und chemisch-technisches Porzellan: BIll und 2 der Ubersicht). V. Steatit (B III der Ubersicht). Manche feinkeramische Warengattungen bilden Ubergange zwischen den soeben genannten Gruppen II. und III. oder III. und IV. Eine Reihe feuerfester und hochfeuerfester Erzeugnisse, die man ihrer chemischen Zusammensetzung nach eigentlich als zur Gruppe A 1 a und b gehorig ansehen konnte (vgl. die Uber sicht auf S. 1), unterscheidet sich durch ihr AuBeres und ihre Herstellungsweise so wesentlich von den sonstigen der Gruppe A 1 a und b zugeordneten kompakten Voll- und Hohlwaren, daB man sie ebenfalls als Erzeugnisse der Feinkeramik be trachten kann, zumal ihre Herstellung vorwiegend in feinkeramischen Fabriken erfolgt. 2. Allgemeine Grundsatze fUr die Auswahl und Verarbeitung del' feinkeramischen Rohstoffe. Zur Zusammensetzung der Massen fur feinkeramische Erzeugnisse, wie uberhaupt der Tonwaren im allgemeinen werden fast ausschlieBlich na tur liche Rohstoffe verwendetl. Nicht so weitgehend wie fUr die Massen trifft dies fur die Glasuren zu. Da es sich bei den feinkeramischen Rohstoffen hauptsachlich um Naturprodukte handelt, sind ihre Eigen schaften an sich gegeben, aber doch haufig je nach den Fundstatten verschieden. Es gilt nun, im einzelnen Bedarfsfalle aus den fiir die Massezusammensetzung zur VerfUgung stehenden Rohstoffen diejenigen auszuwahlen, welche auf Grund der ihnen innewohnenden oder ihnen Entstehung in iibersichtlichster Weise einzuordnen. Daher diirfte es sich auch fiir die keramische Statistik vorziiglich eignen, konnte also auch z. B. fUr die Zwecke der Zollo und Handelsvertragspolitik, wie iiberhaupt die Katalogisierung der keramischen Erzeugnisse eine brauchbare Grundlage bilden. (Beispiele: I 4 Feuerfeste Erzeugnisse als "Hilfsstoffe" fiir die Fabrikation: Scherben von Brennkapseln, Schamottemehl u. dgl. III 2 Steingut fUr den Haushalt: Gebrauchs- und Ziergegenstande.) 1 Nur in besonderen Fallen setzt man den Massen auch auf kiinstlichem Wege hergestellte Stoffe zu, z. B. bei der Fabrikation des sog. Frittenporzellans (vgl. S. 307) oder gewisser Spezialmassen fUr hohe Temperaturen (vgl. S. 315). 1* 4 Einleitung. durch die Aufbereitung erteilten physikalischen und chemischen Eigen schaften bei der Verarbeitung der aus ihnen hergestellten Masse durch Drehen, Formen, GieBen usw., ebenso auch beim nachfolgenden Brennen der aus der Masse gefertigten Stucke das beste Ergebnis liefern, nam lich ein Fertigerzeugnis von den Eigenschaften, die der Verbraucher von der Ware fordert. Ebenso wichtig wie die Auswahl der geeignetsten Rohstoffe ist fur die Erfiillung dieses Verlangens, daB man wahrend des meist aus zahlreichen einzelnen Arbeitsvorgangen bestehenden Fa brikationsprozesses auch die zweckmaBigsten manuellen und maschi nellen Verfahren anwendet. Man handelt bei allen diesen MaBnahmen nach allgemeinen, festgelegten Richtlinien auf Grund der Kenntnisse, die man im Laufe der Zeit durch praktische Erfahrung und wissenschaft liche Forschung in bezug auf die Eigenschaften und das Verhalten der naturlichen keramischen Rohstoffe erworben hat. Diese allgemeinen Richtlinien weisen dem Keramiker den Weg, den er einschlagen muB, wenn er eine Ware mit bestimmten Eigenschaften herstellen will. Aus wirtschaftlichen Grunden ist es unerlaBlich, daB er, um sich vor Schaden zu bewahren, sowohl bei Neuaufnahme eines Verfahrens als auch im weiteren Verlauf der Fabrikation regelmaBig pruft, ob das hergestellte Erzeugnis auch wirkIich die verlangten Eigenschaften besitzt. I. Die feinkeramischen Rohstoffe. Allgemeine Einteilung und Kennzeichnung der keramischen Rohstoffe. In der Keramik verwendet man zwei Arten von Rohstoffen: 1. pla stische oder bildsame Rohstoffe, zu denen in erster Linie die Tone und Kaoline, dann die Tonschiefer, Tonmergel und der Speckstein gehoren, und 2. nichtplastische Rohstoffe, von denen fiir die Feinkeramik be sonders Quarz, Feldspat, Pegmatit, Kalkspat und Magnesit in Frage kommen, auBerdem fiir besondereZwecke auch auf chemisch-indu striellem Wege hergestellte Stoffe, wie Kalziumphosphat, Tonerde in verschiedener Form, Aluminiumsilikate, Zirkoniumoxyd, die Oxyde verschiedener Leicht- und SchwermetaHe usw. Die plastischen oder bildsamen Rohstoffe sind, worauf schon ihr Name hinweist, die Trager der Formbarkeit der keramischen Massen. Sie ermoglichen deren Formgebung im rohen Zustande und sind iiber haupt fiir die Keramik charakteristisch. Die nichtplastischen Rohstoffe dienen zur "Magerung" der Masse und zu ihrer groBeren oder geringeren Verdichtung beim Brennen. Kiinstlich hergestellte MetaHoxyde finden neben natiirlichen minera lischen Rohstoffen vor aHem in den Glasuren Verwendung, in denen sie hauptsachlich die Schmelzbarkeit regeln. A. Plastische Rohstoffe. 1. Kaoline und Tone. a) Entstehung, Einteilung, mineralogische Zusammen setzung, Fundorte, chemische Zusammensetzung. Die Kaoline und Tone gehoren zu den Gesteinen sekundarer Bildung. Diese sind aus den primaren Erstarrungsgesteinen entstanden, aus denen nach dem Nachlassen der vulkanischen Tatigkeit des Erdballs die Erd kruste sich gebildet hat. Auch noch heute unterliegen die Gesteine der Erdkruste mannigfachen Umsetzungen. In erster Linie erfolgte bei dieser Umwandlung oder Verwitterung der Gesteine eine Auflocke rung ihres Gefiiges, hervorgerufen durch Sonnenbestrahlung, Sprengung durch Frost und biologische Vorgange1. An diese hat sich dann eine 1 Nach E. Dittler: Chemisch-genetische Probleme der Ton- und Kaolin forschung. Tonind.-Ztg. Bd.56 (1932) S. 836; vgl. ferner E. Dittler: Z. anorg. aUg. Chern. Bd. 211 (1933) S. 33. 6 Die feinkeramischen Rohstoffe. chemische Umsetzung angeschlossen, die im wesentlichen in zwei Rich tungen verlaufen sein kann, namlich entweder so, daB wasserhaltige Aluminium-Kieselsaurekomplexe entstanden sind (tonige Verwitterung), oder so, daB sich unter besonderen klimatischen Bedingungen und in folge volliger Entfernung der Kieselsaure mehr oder weniger reine Alu miniumhydroxyde mit wechselndem Gehalt an Eisenhydroxyd gebildet haben (allitische, auch bauxitische oder lateritische Verwitterung). Bei der chemischen Zersetzung der Silikate werden unter dem Ein flusse des Wassers und schwacher Sauren die Alkalien, Kalzium- und Magnesiumoxyd herausgelOst, Eisenoxyd aber erst nach seiner Reduk tion entfernt. Wahrend die Alkalien und alkalischen Erden wanderungs fahige echte Losungen bilden, zeigen die in Verwitterungslosungen ent haltenen Stoffe Kieselsaure, Aluminium- und Eisenoxyd Neigung, rasch und bereits in geringen Konzentrationen in kolloidale Losungen iiber zugehen, wodurch ihre Bewegungsfreiheit sehr eingeschrankt wird. Sie bilden daher neben den ungelOsten Mineralteilchen einen wesentlichen Bestandteil des Verwitterungsriickstandes der Gesteinel. Gesteine, die vorwiegend aus wasserhaltigen Tonerdesilikaten ohne besondere Beteiligung der Alkalien und Erdalkalien bestehen, bezeich net man nach H. Harrassowitz2 als "Siallite" (Si-Al-lithos). Es sind die Tone, denen fast stets auch Eisen beigemengt ist, wahrend freie Tonerde ganz oder fast ganz zu fehlen scheintl. Enthalten diese wasser haltigen Aluminium-Kieselsaurekomplexe kein Eisen mehr und Ton erde und Kieselsaure in bestimmtem Verhaltnis, so wird das Ergebnis der chemischen Verwitterung als Kaolin bezeichnet. Kaolin und Ton sind also eng miteinander verwandt. Ton ist der allgemeinere Begriff. Man versteht im technologischen Sinne unter "Tonen" ganz allgemein diejenigen mineralischen Erden, die durch Zersetzung alterer feldspat haltiger oder ahnlicher Gesteine entstanden sind, Aluminiumhydro silikat als hauptsachlichen Bestandteil enthalten und deren kennzeich nendste Eigenschaft darin besteht, daB sie sich mit Wasser zu einer formbaren Masse verarbeiten lassen und ihre Bildsamkeit durch Trock nen voriibergehend, durch Brennen dauernd verlieren. Den Kaolin, wie er sich auf der natiirlichen Lagerstatte findet, be zeichnet man in der Technik auch als Rohkaolin3• Enthalt dieser 1 Nach E. DittIer: a. a. O. S.837. 2 Fortschr. d. Geol. u. Pal. IV, 1926; Chem.-Ztg. Bd. 51 (1927) S. 1009; Naturw. Bd. 17 (1929) S. 928. 8 Entsprechend dem in der Petrographie herrschenden Brauche, ein Gestein, das nur ein kennzeichnendes Mineral enthiilt, mit dem Namen des letzteren und der Nachsilbe -it zu bezeichnen, benutzt man in der wissenschaftlichen Mineralogie die Bezeichnung "Kaolin" fiir das Mineral von bestimmter stochiometrischer Zusammensetzung, die Bezeichnung "Kaolinit" dagegen fiir ein hauptsachlich aus jenem Mineral bestehendes Gestein. In keramisch-technischen Kreisen

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