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Die punischen und griechischen Tonlampen der Staatlichen Museen zu Berlin PDF

105 Pages·1970·26.922 MB·German
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DEUTSCHE AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ZU BERLIN SCHRIFTEN DER SEKTION FÜR'ALTERTUMSWISSENSCHAFT 54 DIE PUNISCHEN UND GRIECHISCHEN TONLAMPEN DER STAATLICHEN MUSEEN ZU BERLIN von GERALD HERES AKADEMIE-VERLAG • BERLIN in Arbeitsgemeinschaft mit ADOLF M.HAKKERT • AMSTERDAM 1969 Gutachter dieses Bandes: Carl Blümel Redaktor der Reihe: Lukas Richter Redaktor dieses Bandes: Lukas Richter Erschienen im Akademie-Verlag GmbH, 108 Berlin, Leipziger Straße 3—4 in Arbeitsgemeinschaft mit Adolf M. Hakkert, Amsterdam C, Rokin 109—111 Copyright 1969 by Akademie-Verlag GmbH 202 • 100/190/69 Gesamtherstellung: VEB Druckhaus „Maxim Gorki", 74 Altenburg Bestellnummer: 2067/54 • ES 14 C Inhalt Vorwort V Einleitung 1. Die griechische Tonlampe : Technologie und Terminologie . . 1 2. Zur Erforschung der griechischen Tonlampen 4 3. Zur Geschichte der Berliner Sammlung 9 Katalog Vorbemerkungen 13 I. Schalenlampen 15 II. Gedrehte Lampen 20 III. Geformte Lampen 40 Literatur 65 Konkordanz der Inventar- und Katalognummern 67 Register der Fundorte 69 Tafel 1-28 Vorwort Die Staatlichen Museen zu Berlin besitzen mit etwa 3 000 Exemplaren eine der um- fangreichsten Sammlungen antiker Tonlampen. Diesen bisher größtenteils ungenutz- ten Bestand zugänglich zu machen, soll Aufgabe des Kataloges sein. Dabei kann weder eine vollständige Geschichte der Tonlampe im Sinne eines Handbuches geboten noch jede Lampe monographisch behandelt werden. Bei der Bearbeitung der Berliner Lam- pen ist jedoch versucht worden, die Objekte dem derzeitigen Stand der Lychnologie und den gegebenen Möglichkeiten entsprechend zu ordnen und zu erläutern. Natürlich macht sich die Unkenntnis aller großen Sammlungen und Ausgrabungs- orte empfindlich bemerkbar, vor allem in solchen Fällen, wo keine oder nur un- genügende Publikationen existieren. Die bis 1966 erschienene Literatur ist, oft mit einiger Mühe, wohl ziemlich vollständig herangezogen worden. Alle Lücken und Irrtümer — mögen sie nicht allzu erheblich sein — werden sich hoffentlich sehr bald als solche erweisen: „So wie es aber keine Schande ist, auf der Jagd in einem Walde nicht alles Wild zu fangen oder Fehlschüsse zu tun: So hoffe ich, Entschuldigung zu verdienen über das, was von mir übergangen oder nicht bemerkt wurde, und wenn ich nicht allezeit den rechten Fleck getroffen habe" (Winckelmann). Der erste, hier vorliegende Band enthält die „punischen" und griechischen Lam- pen mit Ausnahme einiger figürlich geformter Exemplare. Der Güte einiger Schweizer Gelehrter ist es zu danken, daß ich das grundlegende Werk Howlands gebührend benutzen konnte. Herr Magister áliwa, Krakow, stellte mir freundlicherweise eine Photokopie des sehr seltenen Kataloges der Leningrader Tonlampen von Waldhauer zur Verfügung. In der Bibliothek der Budapester Antiken- Sammlung konnte ich einige Grabungspublikationen und Zeitschriftenbände durch- sehen ; die Herren Dr. Szilágyi und Dr. Szabó ermöglichten mir das Studium der in ihrer Sammlung aufbewahrten Tonlampen. Den Mitarbeitern der Deutschen Staatsbibliothek gilt mein Dank für ihre nicht immer leichten Ermittlungen und Bestellungen im auswärtigen Leihverkehr. Schließlich sei Herrn Prof. Dr. R. Heidenreich und meinen Berliner Freunden herz- lich für ihre Teilnahme und für manche Hilfe gedankt, ferner Herrn Generaldirektor Prof. Dr. G. R. Meyer und Herrn Prof. Dr. C. Blümel sowie den Mitarbeitern des Akademie-Verlages für die Förderung des Druckes. Die Photographien sind, von einigen Ausnahmen abgesehen, die der Photographi- schen Abteilung der Staatlichen Museen verdankt werden, von mir selbst angefertigt worden. Für manche Hilfe bei dieser Arbeit danke ich den Mitarbeitern der Photo- graphischen Abteilung der Staatlichen Museen, vor allem Herrn F. Wohlrabe. Berlin, im Januar 1968 Gerald Heres Einleitung 1. Die griechische Tonlampe: Terminologie und Technologie Als griechische Tonlampen sind hier alle gedrehten und geformten Tonlampen verstanden worden, die im Bereich der griechischen Kultur vom 7. bis zum 1. Jh. v. u. Z. hergestellt wurden und in Gebrauch waren, ferner solche Tonlampen der frühen Kaiserzeit, die hellenistische Formen rein bewahren oder imitieren. Die „puni- schen" Lampen wurden von den griechischen getrennt und ihnen im Katalog als „Schalenlampen" vorangestellt. Der Gebrauch von Lampen aus Metall, Marmor oder Ton setzt den Gebrauch von Öl voraus, ist also nur in ölreichen Gegenden wie im Mittelmeerraum zu erwarten. In Griechenland wurde Olivenöl gebrannt, natürlich nicht das feinste. Für Agrigent ist die Verwendung von Erdöl überliefert1. Die griechische Öllampe läßt sich bis ins 7. Jh. v. u. Z. zurückverfolgen; vom 5. Jh. an ist ihre Verbreitung ganz allge- mein gewesen2. Dem Brennstoff entsprechend besteht die Tonlampe aus einem zunächst flachen, später bauchigen Hohlkörper zur Aufnahme des Öles und aus einem Docht, den man aus dem Mark bestimmter Pflanzenstengel herstellte. Zur Aufnahme des Doch- tes dient eine Schnauze, die bei den Schalenlampen nur aus einer Falte in der Wand des Lampenkörpers besteht, bei den griechischen Lampen aber durch einen Steg vom Ölbehälter getrennt ist und oft eine langgestreckte Form hat. Zum bequemen Tragen ist vielfach ein Henkel angebracht; eine flache oder ringförmige Basis ge- währleistet den sicheren Stand. Die Lampen standen, sofern man sie nicht an Schnü- ren von der Decke oder Wand herabhängen ließ, in Nischen, gewiß auch auf Tischen, vor allem aber auf hohen Kandelabern. Über Benennung und Gebrauch der Lampe und ihrer Teile geben einige Autoren und Denkmäler Auskunft3. Die Griechen nannten Bronze- und Tonlampen aller Gattungen ~küyyoi. Das Wort kommt schon bei Homer vor, wo es aber keine Öl- lampe im späteren Sinne meinen kann. Seit dem 5. Jh. v. u. Z. begegnet es dann häufig; man findet es u. a. bei Herodot, Thukydides, Euripides, Aristophanes und Piaton. Als ¡xuxT7]p oder (jw^ot wurde, ihrer Ähnlichkeit mit dem Nasenloch wegen, die Schnauze bezeichnet. Der Docht hieß •ö-puaXXi?, zXkvyyiov oder <pX6[xoc. Die 1 Plin. n. h. 35,179. 2 Vgl. Broneer 4 f. Howland 7 ff. Öllampen gab es auch in frühgriechischer Zeit, aber eine Verbindung zu den archaischen und klassischen Lampen läßt sich nicht nachweisen; s. unten S. 20. 3 Vgl. vor allem Hug, RE. 13/2,1927,1566 ff. mit Belegen. Die Zitate zu den griechischen Bezeichnungen bietet jedes größere Lexikon. Vgl. ferner K.F.Hermann, Lehrbuch der griech. Privataltertümer2150. — H. Blümner, Technologie und Terminologie der Gewerbe und Künste bei Griechen und Römern, Bd. 2, Leipzig 1879, 33 (die zweite Auflage war mir leider nicht zugänglich). — A. Neuburger, Technik des Altertums, Leipzig 1919, 238 ff. 1 erstere Bezeichnung ist in der attischen Literatur üblich und leitet sich von einer Pflanze her, deren Mark mit Vorliebe als Docht verwendet wurde; <pX6[xo<; ist die Königskerze, deren Mark man gleichfalls zur Herstellung von Dochten benutzte. Zweischnauzige Lampen hießen 8i|i.u£oi, dreischnauzige xpijxu^oi usw. Der Kande- laber wurde Xu^vetov genannt. Über die Verwendung der Lampen erfahren wir leider nur wenig. Von den schrift- lichen Äußerungen verdienen vier Stellen bei Aristophanes besondere Beachtung. In den „Wolken"1, gleich zu Beginn, erwacht der von Finanznöten geplagte Strep- siades noch vor dem Morgengrauen und will im Schuldbuch nachsehen. Da ruft er dem Sklaven zu, er solle ihm eine Lampe bringen. Dieser gehorcht und stellt fest, daß in der Lampe kein Tropfen öl mehr sei. Darauf fahrt Strepsiades ihn grob an: „Was brennst du denn auch die versoffne Ampel? . . . Was steckst du grad den dicksten Docht hinein?". Die Komik dieser Szene ist wohl nur dann recht über- zeugend, wenn man sich als Gegenstand des Zornes eine kleine Tonlampe vorstellt, und wenn das Lampenöl sehr wohlfeil war. Der Docht muß ziemlich stark gewesen sein, um überhaupt fest zu liegen und zu brennen; so hätte auch die komische Ver- zweiflung über den dicken Docht ihren Sinn. Am Anfang der „Ekklesiazusen" findet sich dann, als Parodie der in Tragödien vorkommenden feierlichen Anrufung eines Gottes oder eines Heros, die Anrufung einer Lampe2; diese gehörte also, kann man folgern, zum Alltäglichsten und des Preisens Unwürdigsten. Zunächst wird die Lampe ausdrücklich als „lehmgeboren" bezeichnet; dann erfahren wir, daß es sich um eine mehrschnauzige Hängelampe handelt. Das Lampenlicht wird, wieder parodistisch, mit dem Leuchten der Sonne verglichen. Fernerhin heißt es, die Lampe beleuchte, immer gleich verschwiegen, nächtliche Liebesfreuden und geheime dionysische Begehungen. So wird ihr denn auch jetzt ein Geheimnis anvertraut. Die Tonlampe gehörte, wie aus der Stelle her- vorgeht, dem häuslich-weiblichen Bereich an. An einer dritten Stelle, im „Plutos", finden wir die Lampe in einem Asklepios- Heiligtum3; sie wird vom Sklaven gelöscht, ehe die Heilungsuchenden schlafen gehen. Im „Frieden" wird über einen XU^VOTCOIO? gewitzelt, der sich zum führenden Red- ner aufgeschwungen habe4; Trygaios erklärt dem staunenden Hermes, daß die Stadt doch ganz gut mit ihm fahre, da jetzt stets bei Licht beraten würde, während man früher im Dunkeln tappte. Piaton läßt im „Gastmahl" den Alkibiades erst zu Sokrates von seiner Liebe spre- chen, nachdem die Lampe erloschen ist5. Weiteren Aufschluß geben Vasenbilder des ausgehenden 6. und des 5. Jahrhunderts mit Darstellungen von Lampen; einige seien aufgeführt. Zunächst eine Choenkanne in New York®: Ein Athener kehrt vom Symposion zurück und begehrt stürmisch Einlaß in sein durch die ringgeschmückte Tür und 1 Aristophanes, Die Wolken, Vers 18 und 56 ff. Hier wie im folgenden ist die Übersetzung von Ludwig Seeger zitiert (Aristophanes, Komödien, 2 Bde., Weimar 1963). 2 Vers lff. 3 Vers 668. 4 Vers 688ff. 5 Gaatmahl 218b. 6 Metropolitan Museum 37. 11. 19. Simon, Antike Kunst 6, 1963, 17 Taf. 5, 4. 2 einige Lagen lakonischer Dachziegel bezeichnetes Haus. Er nähert sich trunkenen Schritts, schwerlich ohne einiges Singen oder Lallen, der Tür, so daß der über die linke Schulter gelegte Mantel leicht nach hinten schwingt, wirft den efeubekränzten Kopf in den Nacken und hebt mit der Rechten einen dicken Stock, um kräftig gegen die Tür zu schlagen. Im Innern sehen wir die schon zögernd und behutsam näher- gekommene Frau, die mit der Rechten zaghaft das Kinn berührt und in der vor- gestreckten Linken eine kleine Lampe hält. Eine um 510 v. u. Z. entstandene Berliner Schale1 stellt das ausgelassene Treiben eines 7iopveüov dar. Mitten unter den bezechten Jünglingen und Hetären stehen mannshohe Kandelaber mit brennenden doppelschnauzigen Lampen darauf. Ein Stamnos in München zeigt ein Gelage von Männern und Jünglingen2. Über einer Kline hängt eine brennende doppelschnauzige Lampe; die Flammen sind dunkelrot gezeichnet. Auf einem Berliner Pyxisdeckel3 findet sich eine parodistische Darstellung, die uns in eine offenbar wenig betretene Vorratskammer führt; zwei Jungen, mit dicken Knüppeln in der Hand, sind hier eingedrungen und schauen dem Treiben einiger Tiere zu. Zwei Katzen naschen aus großen Schüsseln, während zwei Mäuse je einen Kandelaber erklimmen, um vom Rest des Lampenöls zu naschen; einer von ihnen fällt um und wird im nächsten Augenblick zwei übereinander gestellte Skyphoi mitreißen. Auf dem noch stehenden Kandelaber ist eine Lampe mit Tubus zu er- kennen (unsere Gruppe 1); dieser Typ muß also um 460—450 v. u. Z., wenn man die vorgeschlagene Datierung des Gefäßes akzeptieren will, verbreitet gewesen sein. Wilde Ausschweifung bot Gelegenheit zu groben Scherzen mit der brennenden Lampe, wie die witzige Darstellung einer Schale des Brygos-Malers in Florenz zeigt4. So spärlich diese Zeugnisse auch sein mögen — über die entscheidenden Dinge geben sie Auskunft. Späteren Quellen läßt sich etwa entnehmen, daß vor dem Athena- Bild im Erechtheion eine Lampe brannte5 und daß die Verehrer der Gottheit Öl für die Lampe stifteten6. Für eine sepulchrale Verwendung von Tonlampen liegen zwar keine Nachrichten vor, doch aus den Grabfunden vor allem hellenistischer Zeit ist sie zu erweisen7. Über die Herstellung der Tonlampen ist hier wenig zu sagen; die gedrehten Lampen sind ebenso gefertigt worden wie die Vasen8, die geformten sind aus Modeln ge- 1 Staatliche Museen Inv. V. 1.3 251. CVA. Berlin 2, Taf. 57 ff. Greifenhagen, Jb. der Berliner Museen 3, 1961, 126 Abb. 15. Beazley, ARV.2 113 (Thalia-Maler). G. Vorberg, Über das Geschlechtsleben im Altertum Stuttgart 1925, Taf. 9a—b. Ders., Glossarium eroticum, Stuttgart 1932, 536. 538. 2 Museum für antike Kleinkunst 2410. CVA. München 5, Taf. 251, 3. Beazley, ARV.2 1069 (Maler des Pariser Gelage-Stamnos). 3 Staatliche Museen F. 2517. CVA. Berlin 3, Taf. 137, 6. Beazley, ARV.2 917 (Maus-Maler). Vgl. den kaiserzeitlichen Topas in Berlin (A. Furtwängler, Beschreibung der geschnittenen Steine im Anti- quarium, Berlin 1896, 111, Nr. 2349). 4 Museo Archeologico 3921. Beazley, ARV.2 372. G. Vorberg, Ars erotica veterum, Stuttgart 1926, Taf. 13. Ders., Glossarium eroticum, Stuttgart 1932,187. Die Kenntnis dieser Darstellung verdanke ich einem Kenner griechischer Intimitäten, der mich auch darauf hinweist, daß auf einem anderen, wohl nicht publizierten Vasenbild gezeigt wird, wie eine Hetäre sich mit einer Lampe die Schamhaare absengt. Vgl. dazu Aristophanes, Thesmophoriazusen Vers 238 und Ekklesiazusen Vers 12f. 5 Paus. I 26, 6. 6 Paus. VII 22, 2. 7 Vgl. Hug aaO. 1586. 8 Vgl. Hofmann, Die Naturwissenschaften 53, 1966, 218ff. (mit älterer Lit.). 3

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