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Die Psychoanalyse der Schüler um Freud: Entwicklungen und Richtungen PDF

439 Pages·2017·3.811 MB·German
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Schlüsseltexte der Psychologie Gerhard Benetka Die Psychoanalyse der Schüler um Freud Entwicklungen und Richtungen Schlüsseltexte der Psychologie Herausgegeben von H.E. Lück, Hagen, Deutschland Dem Lebenswerk und den Originalschriften der „großen Psychologen“ wie Freud, Jung, Watson oder Festinger wird im Psychologiestudium und in der akademischen Psychologie wenig Aufmerksamkeit zuteil. Ziel dieser Reihe ist die Auswahl, Aufbereitung und Kommentierung klassischer Lektüre in einer Form, die für Studierende und Psychologie-Interessierte verständlich und anregend ist. Die Konfrontation mit diesem klassischen Lesestoff und die Beschäftigung mit der Geschichte des eigenen Faches sollen neue Perspektiven eröffnen und den Lesern einen breiteren Zugang zur Psychologie ermöglichen. Herausgegeben von Helmut E. Lück FernUniversität in Hagen, Deutschland Gerhard Benetka Die Psychoanalyse der Schüler um Freud Entwicklungen und Richtungen Gerhard Benetka Wien, Österreich Schlüsseltexte der Psychologie ISBN 978-3-531-18017-5 ISBN 978-3-531-94325-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-531-94325-1 © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung, die nicht ausdrücklich vom Urheberrechtsgesetz zugelassen ist, bedarf der vorherigen Zustimmung des Verlags. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Bearbeitungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften. Der Verlag, die Autoren und die Herausgeber gehen davon aus, dass die Angaben und Informa- tionen in diesem Werk zum Zeitpunkt der Veröffentlichung vollständig und korrekt sind. Weder der Verlag noch die Autoren oder die Herausgeber übernehmen, ausdrücklich oder implizit, Gewähr für den Inhalt des Werkes, etwaige Fehler oder Äußerungen. Der Verlag bleibt im Hinblick auf geografische Zuordnungen und Gebietsbezeichnungen in veröffentlichten Karten und Institutionsadressen neutral. Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier Springer ist Teil von Springer Nature Die eingetragene Gesellschaft ist Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH Die Anschrift der Gesellschaft ist: Abraham-Lincoln-Str. 46, 65189 Wiesbaden, Germany Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Alfred Adler (1870-1937) „Reden wir deutsch …: Er ist ein ekelhafter Mensch.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Wilhelm Stekel (1868-1940) „Ich schmeichle mir, der einzige wirkliche Freudianer zu sein.“ . . . . . . . . . . . 73 Carl Gustav Jung (1875-1961) „Aber die Geschichte der psychoanalytischen Bewegung kann ohne Jung nicht angemessen erzählt werden.“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 115 Otto Rank (1884-1939) Unter Feinden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 253 Sándor Ferenczi (1873-1933) „Paladin und geheimer Großwesir“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 337 V Vorwort Eigentlich hätte dieses Buch in einigen wenigen Monaten fertiggestellt sein sollen. Die Vorgabe durch den Reihenherausgeber, Helmut E. Lück, war klar und einfach: Es geht darum, klassische Texte der Tiefenpsychologie, genauer: Ausschnitte aus diesen Texten zu einer Art Lesebuch zusammenzustellen und kurz zu kommentie- ren. Die einzelnen Kapitel sollten jeweils mit einem kurzen biografi schen Abriss über den jeweiligen Autor bzw. die jeweilige Autorin eingeleitet werden. Vom Ver- lag wurde mir als Beispiel das Freud-Buch von Bernd Nitzschke (2011) zugesandt. Die Lektüre weckte meinen Ehrgeiz. Ich begann, eine Art Parallelbuch zu pla- nen. Was mir vorschwebte, war eine Darstellung der großen Abfallbewegungen: zunächst über Alfred Adler, Wilhelm Stekel, Carl Gustav Jung, Otto Rank und Sándor Ferenczi; dann über Wilhelm Reich, einen ersten Schlusspunkt sollte die Anna Freud-Melanie Klein-Kontroverse setzen. Die Pointe lag auf der Hand: So- lange der Über-Vater am Leben war, führte der Konfl ikt mit und unter den Söhnen stets zum endgültigen Bruch. Nachdem Freud gestorben war – als der Streit nun ausbrach unter Töchtern – fand man den Weg zu einer wenn auch nicht friedlichen, so doch lebbaren Koexistenz: Inmitten des Zweiten Weltkriegs ist unter dem Dach der British Psychoanalytical Society eine Spaltung verhindert worden. Den Stoff wollte ich als zusammenhängende Erzählung präsentieren: Nicht ei- nige wenige Texte, sondern Stellen aus vielen verschiedenen Schriften sollten so montiert werden, dass sich daraus ein übergeordneter Zusammenhang, eben eine Geschichte ergab. Bald nachdem ich die Arbeit aufgenommen hatte, musste ich einsehen, dass mein ursprüngliches Vorhaben angesichts der mir zur Verfügung stehenden Ressourcen an freier Zeit und Arbeitsmöglichkeiten nicht zu erfüllen VII VIII Vorwort war. Nach fünf Jahren ist bloß ein erster Teil des Planes realisiert. Während der Ausarbeitung hat sich zudem der Focus meines Interesses verschoben. Die selbst- gestellte Aufgabe begann mich nun auch als Wissenschaftsforscher zu fesseln. Je mehr ich mich in die frühen Texte vertiefte, umso mehr kam mir die Erzählung über die frühen Abfallbewegungen in Ernest Jones monumentaler Freud-Biografi e – buchstäblich – kurios vor: Nicht alle der frühen Schüler hätten, so Jones (1957, S. 62), der Belastung, die Freuds desillusionierende Lehre jedem ihrer Adepten abverlangen würde, standgehalten. Sie wären psychisch zusammengebrochen, ihr Denken hätte sich verwirrt – schließlich wären sie von Freud abgefallen. Tatsäch- lich rätselhaft ist und bleibt, wie ein derart unplausibles Argument sich über viele Jahrzehnte hinweg in der Geschichtsschreibung der Psychoanalyse hat behaupten können. So kommt die nachfolgende Darstellung – mit Ausnahme von einigen Fakten, die Jones berichtet hat – ohne Bezugnahme auf und damit Orientierung an seiner Freud-Biografi e aus. Das gegenständliche Buch bringt kein neues Material. Es versucht bloß, ge- druckt vorliegendes Material neu zu ordnen, und zwar so zu ordnen, dass sich aus den Beiträgen der Anhänger, mit denen Freud gebrochen hat, eine neue Geschichte ergibt: eine Geschichte der psychoanalytischen Bewegung, erzählt nicht aus der Perspektive Freuds, sondern aus der Perspektive der Schüler, die sich eine Zeitlang mit ihren eigenen Leistungen auf die Leistungen Freuds bezogen haben. Was aus diesen Anderen nach dem Bruch mit Freud geworden ist, bleibt ausgespart; ebenso übrigens, so hoffe ich, die Wertungen ihrer nachgeborenen Hagiographen. Von ausholenden Interpretationen wird abgesehen. Um mit Roland Barthes zu sprechen, habe ich mich um den Nullpunkt des Schreibens über die Geschichte der Psychoanalyse bemüht: um eine neutral-beschreibende Darstellung überkomme- ner Texte. Und dennoch sollte die letztlich das gesamte Buch bestimmende wis- senschaftstheoretische Implikation in allen Teilen sichtbar bleiben: dass sich im und durch das Spannungsfeld von Orthodoxie und Heterodoxie der Diskurs der Psychoanalyse gleichsam aus sich selbst heraus in Bewegung hält – wie gezeigt wird, relativ unabhängig von faktischen Zwängen, d. h. relativ unabhängig eben von jeder Hin- oder gar Rücksicht auf Empirie. Jedes der folgenden Kapitel ist in sich geschlossen. Alle Kapitel zusammen ergeben wieder eine in sich geschlossene Erzählung. Um Wiederholungen zu ver- meiden, waren bestimmte Entscheidungen zu treffen: z. B. wird die Geschichte der Gründung der Internationalen Psychoanalytischen Vereinigung im letzten Kapitel über Sándor Ferenczi dargestellt und im voranstehenden Abschnitt über Jung nur am Rande erwähnt; oder der Protest der Wiener gegen die Inthronisation Jungs, über den der zweite Abschnitt über Stekel berichtet, während er im voran- stehenden Adler-Kapitel noch weitgehend ausgespart bleibt. Erstaunlich ist, wie Vorwort IX leicht bei dieser Fragmentierung doch wieder sich Eines in das Andere fügen lässt. Ohne die frühen Vorarbeiten von Kollegen wäre dieses Buch nicht zu schrei- ben gewesen: Was der Abschnitt z. B. über Adler der Monographie von Bernhard Handlbauer (1990) verdankt, ist für Eingeweihte offensichtlich; Gleiches gilt für das Kapitel über Stekel in Bezug auf die Arbeit von Bernd Nitzschke (1992), für das Jung-Kapitel in Bezug auf die Studie von John Kerr (1994) und für die Dis- kussion der Arbeiten von Ferenczi in Bezug auf die Untersuchungen von Michael Balint (1966), Paul Harmat (1988) und André Haynal (1989); für die Darstellung Ranks ist selbstverständlich die Biografi e von James E. Lieberman (1985) maß- geblich. Das Kapitel über Jung fällt aus dem Rahmen. Es ist wie ein Buch im Buch geworden. Das nicht zuletzt deshalb, weil Jung im Gegensatz zu den anderen Mitstreitern von Anfang an eines vor allem nicht gewesen war: bloß ein Schüler Freuds. Gerhard Benetka Alfred Adler (1870-1937) „Reden wir deutsch …: Er ist ein ekelhafter Mensch“1 „Der Schaden ist nicht sehr groß“ Am 11. April 2011 wurde über die Austria Presse Agentur mitgeteilt, dass sich in einem Krematorium in Edinburgh die verschollen geglaubte Asche Alfred Adlers gefunden hat. Während er zu einer Vortragsreihe in Schottland weilte, war Adler damals, vor knapp vierundsechzig Jahren, am 28. Mai 1937 in Aberdeen auf offe- ner Straße zusammengebrochen und noch an Ort und Stelle einem akuten Herz- versagen erlegen. Was dem greisen Freud zu Adlers Tod einfi el, ist erstaunlich für jemanden, der damals, als der Bruch mit Adler gerade erst vollzogen war, schwarz auf weiß tatsächlich von sich behauptet hat, dass er in keinem „wirksamen Aus- maße rachsüchtig“ wäre (Freud, 1914d, S. 92). Also schrieb Freud – fürwahr ein „hässlicher Epilog“ zu den Meinungsverschiedenheiten von vor 26 Jahren (Ratt- ner, 1972, S. 32)! – an Arnold Zweig am 22. Juni 1937: Aber Ihr Mitleid für Adler begreife ich nicht! Für einen Judenbuben aus einem Wiener Vorort ist ein Tod in Aberdeen, Schottland, eine unerhörte Karriere und ein Beweis, wie weit er es gebracht hat. Wirklich hat ihn die Mitwelt für das Ver- dienst, der Analyse widersprochen zu haben, reichlich belohnt. (Freud an Zweig vom 22.6.1937; zit. nach Jones, 1957, S. 255) 1 Freud an Andreas-Salomé vom 7.7.1914; Freud u. Andreas-Salomé, 1966, S. 21. © Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH 2017 1 G. Benetka, Die Psychoanalyse der Schüler um Freud,Schlüsseltexte der Psychologie,DOI 10.1007/978-3-531-94325-1_1

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