Description:Das 1644 veröffentlichte Werk ist die Summe von Descartes metaphysischem und vor allem naturphilosophischen Denken. Es gilt als ein Topos der Philosophiegeschichtsschreibung, dass er seinen Rang als Begründer der neuzeitlichen Philosophie der Veröffentlichung der Principia Philosophiae verdankt. Dies hängt zum einen damit zusammen, wie Descartes die metaphysisch begründete Philosophie in neuartiger Weise zu fundieren suchte, indem er zur Formulierung der ersten Prinzipien der Philosophie im Ausgang von der Frage gelangte, mit welchem Recht sowohl im Alltag als auch in der Wissenschaft der Anspruch objektiver Gültigkeit von Urteilen erhoben wird. Mit dieser Art der Fragestellung entwickelte er einen Ansatz, der von nachfolgenden Philosophen von Kant bis Husserl aufgegriffen und zur Transzendentalphilosophie weiterentwickelt wurde. Zum anderen lieferte Descartes in diesem Werk erstmals das Modell einer von mathematischen Grundsätzen ausgehenden und hypothetisch vorgehenden Erklärung aller Naturerscheinungen. In vier Teilen präsentiert Descartes zunächst seine Erkenntnistheorie, die vom unbezweifelbaren Fundament des Prinzips Ich denke also bin ich ausgeht, um von dort aus in den drei weiteren Teilen (über die Prinzipien der körperlichen Dinge, die sichtbare Welt und die Erde) die Naturphilosophie als Basis der Naturwissenschaften darzustellen. Besondere Bedeutung für die Wissenschaft des 17. Jahrhunderts kommt dabei der Kosmologie zu, in der die antike Idee fortlebt, dass die Himmelskörper als Zentren von Materiewirbeln aufzufassen seien. Unabhängig von speziellen Lehren, von denen in der Folgezeit ohnehin kaum eine ohne Widerspruch geblieben ist, wirkt Descartes' Denken jedoch vor allem aufgrund des rationalistischen Ideals allgemeiner Vernünftigkeit fort, das bis in die Gegenwartsphilosophie ein am Ideal der Wissenschaftlichkeit orientiertes Denken bestimmt. --Jens Kertscher