Die Prinzen von Amber

130 Pages·2017·5.32 MB·German

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Inhalt
Artikel
Von Herrschern und Rebellen – Vorwort von Judith Madera 4
Demokratie in Drúdir – Dampf und Magie – von Swantje Niemann 18
Final Fantasy XV – Die Bürde der Macht – von Judith Madera 42
The Heroic Legend of Arslan – Die Macht der Menschlichkeit – von Judith Madera 65
Macht der Sprache – Sprache der Macht – von Swantje Niemann 84
Machtmissbrauch: Guilty Crown – von Judith Madera 98
Macht macht sexy – und starke Frauen schwach – von Judith Madera 113
Die Sweet-Sixteen-Rebellion – von Åsa Böker 122

Rezensionen
Infomocracy, Malka Older 8
Wenn der Schläfer erwacht, H. G. Wells 22
Luna, Ian McDonald 25
Amnion-Zyklus, Stephen R. Donaldson 29
Die Stadt der tausend Treppen, Robert Jackson Bennett 35
Die Verräterin, Seth Dickinson 38
Der schwarze Thron – Die Schwestern, Kendare Blake 55
Der Ring des Drachen, Lamberto Bava (Serie) 59
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Einfach göttlich, Terry Pratchett 62
Rebellion, Michael J. Sullivan 70
Die Prinzen von Amber I und II, Roger Zelazny 73
Geschichten aus Nimmèrÿa, Samuel R. Delany 79
Kalion – Die lautlose Woge, Aleš Pickar 92
Age of Iron – Der Feldzug, Angus Watson 95
V wie Vendetta, James McTeigue (Film) 101
Steelheart, Brandon Sanderson 106
Star Wars VII ‒ Allianz der Rebellen, Reiner Knizia 110
Legion, Noah Hawley (Serie) 118

Interviews

mit Theresa Hannig zu Die Optimierer 13
mit Kendare Blake zu Der schwarze Thron 49

Kurzgeschichte

„Lang lebe der König! – Ein Ereignis In den Nordlanden“ von Åsa Böker 125

Impressum 130
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Vorwort von Judith Madera
Bisher war die Titelfindung der ming zeigte sich zudem schnell, sich bringt, und darum, wie
PHANTAST-Ausgaben meist dass wir alle Bücher im Kopf Macht den Charakter verdirbt
einfach, da schlicht das Thema hatten, in denen Herrscher und missbraucht wird.
selbst auf dem Cover stand. Bei und/oder Rebellen die Protago-
der aktuellen Ausgabe war es nisten waren, es passte also.
etwas schwieriger, da wir an- Aber der Titel war noch etwas
fangs noch nicht genau wussten, sperrig.
wie wir das Thema auf den Als die ersten Beiträge schon
Punkt bringen sollten. Wir woll- fertig waren und der eigentliche
ten gerne etwas über soziale Kern der Ausgabe sichtbar
und politische Phantastik ma- wurde, haben wir den Titel auf
chen, über Gesellschaftsstruktu- das schlichte „Macht“ herunter-
ren, Intrigenspiele in der Fan- gebrochen. Denn darum geht es
tasy und Revolutionen in Dys- in allen Büchern, die in dieser
topien. Als ersten Titel schlug Ausgabe vertreten sind. Um die
unsere Redakteurin Swantje Mächtigen und die, die gegen
„Herrscher und Rebellen“ vor, sie aufbegehren. Um die Macht
um die Idee, „irgendetwas Sozi- vieler und einzelner, um die
ales, Politisches“ zu machen, Macht von Sprache und die
etwas zu konkretisieren und Macht in Beziehungen. Um die
einzugrenzen. Beim Brainstor- Verantwortung, die Macht mit
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Ich selbst fühlte mich beim Er-
stellen dieser Ausgabe das eine
oder andere Mal eher machtlos.
Wieder einmal sind einzelne
Artikel auf der Strecke geblie-
ben und da kann man nichts
machen, schließlich verdient
hier keiner etwas damit. Der
PHANTAST ist und bleibt ein
Herzensprojekt und letztlich bin
ich dankbar für die Arbeit, die
unsere Redakteure wieder ein-
mal hier reingesteckt haben. Für
die ausgefallenen Beiträge sind
ein schöne neue dazugekommen
und auch wenn ich gerne noch
das eine oder andere Thema
untergebracht hätte, ist es eine
gute Mischung geworden.
Vielleicht sind meine Ansprüche
nach der sehr umfangreichen
„Space Opera“-Ausgabe auch
etwas zu hoch, denn dieser
PHANTAST ist alles andere als
dünn. In der Entstehungsphase
gab es zudem eine schöne Über-
raschung: Rupert ist wieder da-
bei! Es ist schön, eines der
Gründungsmitglieder wieder
mit an Bord zu haben und wir
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freuen uns, dass auch fictionfan- ganz trocken kommentierte: die Illustrationen ebenso gut
tasy.de inzwischen wieder auf- Macht = Sixpack). Mimik und wie mir!
lebt. Gestik empfand ich als sehr
stimmungsvoll, zudem vereint Nachdem wir zu den Themen
Für ein Thema wie „Macht“ das Cover „Herrscher“ und „Cyberpunk“, „Drachen“ und
passende Illustrationen zu fin- „Rebell“ in sich und ist oben- „Space Opera“ einiges an
den, stellte sich als besonders drein ein interessanter Gegen- (überwiegend positivem  )
schwierig heraus. Was nimmt entwurf zu dem hellen, zarten Feedback bekommen haben,
man da? Als Erstes fielen mir „Winter“-Cover. war es nach der „Winter“-
natürlich Könige auf ihrem Ausgabe etwas still. Daher mal
Thron ein, Wesen, die Macht Auch einige andere Bilder der wieder eine kleine Erinnerung,
ausstrahlen. Aber dazu muss Künstlerin Sida Chen dass wir uns über Feedback in
erst einmal ein guter Künstler (Junedays) treffen das Thema jeder Form freuen! Zudem su-
her, der uns seine Werke (für „Macht“ und insgesamt finde chen wir stetig nach engagierten
umme) zur Verfügung stellt, ich ihre Arbeit sehr speziell und Redakteuren, die Lust haben,
noch dazu jemand, der mehrere cool. Mir ist bewusst, dass nicht sich in unseren Themenausga-
passende Werke hat. Und da alle Illustrationen dieser Ausga- ben einzubringen – wer mitma-
wurde es schwierig. be perfekt zum Thema passen, chen will, schreibt einfach eine
aber das war dieses Mal auch Mail an mich:
Schließlich stieß ich durch Zu- schwer umsetzbar und ich bin [email protected]
fall auf ein Bild mit dem Namen letztlich sehr zufrieden mit der
„Slaveking“ und sah es direkt Auswahl, die diesen PHAN- Herzliche Grüße
als Cover dieser Ausgabe vor TAST optisch wunderbar er-
mir (was unser Lektor Rainer gänzt. Ich hoffe, Euch gefallen - Judith

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Die Illustratorin: Sida Chen alias Junedays

In dieser PHANTAST-Ausgabe
zeigen wir Euch Illustrationen
der US-amerikanischen Künst-
lerin Sida Chen alias Junedays.

Auf ihrer DeviantArt-Seite ver-
öffentlicht sie unter andrem die
Comics Copernicus Waking,
The Great Cat-astrophe und
Lionfish Theory, die aktuell

kostenlos zugänglich sind. Eini-

ge ihrer Illustrationen kann man

auch als Print erwerben.

Die Künstlerin lebt und arbeitet
in New York. Sie beschäftigt
sich sowohl mit traditioneller als

auch digitaler Kunst.

junedays.deviantart.com

www.cruzine.com

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Infomocracy

Eine Rezension von Swantje Niemann
Während viele Romane über die von denen jede alle zehn Jahre
nähere Zukunft sich lesen, als eine eigene Regierung wählt.
hätten die Autoren eine be- Während einige dieser Regie-
stimmte Geschichte erzählen rungen (Überbleibsel alter natio-
wollen und dann eine Welt kon- naler Regierungen, Firmen, aber
struiert, in der diese geschehen auch neu entstandene Gruppen,
kann, scheint der erste Band des die eine bestimmte politische
Centenal Cycle von einem Gedan- Philosophie vertreten) nur lokal
Autorin: Malka Older
kenexperiment auszugehen: Was agieren und vielleicht nur eine
Verlag: Tor Books (2016)
wäre, wenn demokratische Herr- einzige Centenal für sich gewin-
Reihe: Centenal Cycle 1
schaft weltweit grundlegend nen wollen, sind andere global
Genre: Science Fiction
umstrukturiert würde, um sich aktiv und schielen auf die „Su-
der globalisierten, vernetzten permajority“ – die Kontrolle über
Welt anzupassen, die wir jetzt die absolute Mehrheit aller Cen-
schon erleben? tenals, was mehr oder weniger
der Weltherrschaft gleichkommt.

Das noch junge politische Sys-

tem, das wir in Infomocracy ken- Infomocracy setzt in den span-
Hardcover (englisch)
nenlernen, nennt sich „Micro- nungsgeladenen Tagen vor der
(Paperback ab August 2017)
Democracy“: Die Weltbevölke- dritten Wahl ein. Die beiden
384 Seiten, ca. 10 EUR
rung ist in „Centenals“, Gruppen Hauptfiguren, Ken und Mishi-
ISBN: 978-0765385154
von 100000 Menschen, aufgeteilt, ma, sind beide auf ihre Weise
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darin verwickelt. Ken arbeitet für First, though, she calls up her In- leben, wenn „Heritage“ schon
die Regierung Policy1st und ver- formation. Like most people, Mishi- wieder die Supermajority ge-
tieft sich mit Begeisterung in den ma has a couple of favorite feeds winnt, oder wird die Regierung
Wahlkampf. (…). Besides that, her algorithm ihre Macht so konsolidieren, dass
Mishima hingegen ist als eine adds in a couple of random streams weitere Wahlen bedeutungslos
der Mitarbeiterinnen der Institu- that flick between various compilers, oder gar nicht mehr durchge-
tion „Information“ damit be- opinionators, and virtual plazas führt werden? Und was planen
traut, die Integrität der Wahl zu without regard for size or relevance. die verschiedenen kleinen Grup-
überwachen und dafür zu sor- It’s a tactic that reminds her, every pierungen, die das System ganz
gen, dass alle Menschen Zugang time she uses it, of the panels from verurteilen?
zu dem Wissen haben, das sie „Watchmen“, where Ozymandias
brauchen, um eine informierte watches multiple TVs turned to Eine Serie von Ereignissen –
Entscheidung zu treffen. different channels to reach a compo- anonyme Propaganda-Videos,
site view of society and make predic- Angriffe auf Wahlveranstaltun-
Information versieht nicht nur tions, both financial and political. gen und schließlich eine drama-
alle Formen von Wahlpropagan- Not for the first time, Mishima tische Attacke auf die von Infor-
da hektisch mit Anmerkungen, wishes that her world had as few mation bereitgestellte Infrastruk-
die die Versprechen um Fakten channels than his. tur der Wahl – lässt keinen ande-
und weitere Perspektiven ergän- ren Schluss zu, als dass die
zen. Die Organisation hat auch Mishima, die misstrauische Ein- Microdemocracy von mehreren
die Rolle der großen Internetfir- zelgängerin mit einer Gabe da- Seiten bedroht ist.
men der Gegenwart übernom- für, Muster zu erkennen, die an- Es ist eine Situation, die die Mit-
men – ihr Name wird im Roman deren verborgen bleiben, macht arbeiter von Information vor ein
synonym zu „Internet“ ge- im Vorfeld der Wahl einige be- Dilemma nach dem anderen
braucht – und ist so dafür ver- unruhigende Beobachtungen. stellt. Wie können sie z. B. ihre
antwortlich, eine Flut von Infor- Kann es tatsächlich sein, dass die Neutralität wahren, wenn eine
mationen zugänglich zu machen Regierung „Liberty“ andere Cen- der Regierungen, denen sie glei-
und zu sortieren, die einem nur tenals annektieren will, wenn sie che Chancen einräumen sollten,
zu bekannt vorkommt. An einer die Supermajority erreichen? sich als Bedrohung für die
Stelle heißt es: Wird die Microdemocracy über- Microdemocracy erweist?
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Auch Ken wird von einem In- Older daher keine Anstalten findung eines Geräts, das in ei-
formanten auf beunruhigende macht, es in seiner Komplexität nem weiten Umkreis alle
Entwicklungen aufmerksam ge- zu reduzieren. Man erfährt viel Schusswaffen lahmlegt, die Figu-
macht. Sein Weg kreuzt sich mit darüber, wie es auf einer rein ren dazu, zu Schwertern, Flam-
dem Mishimas. Sofort fühlen die technisch-administrativen Ebene menwerfern und Wurfsternen zu
beiden sich voneinander angezo- organisiert ist und wie viel un- greifen. Spannungsgeladen, wie
gen. Sie werden ein Liebespaar glamouröse Arbeit in seine Er- sie sind, wollen diese Szenen
und Partner in dem Versuch, den haltung gesteckt werden muss. manchmal nicht so recht ins
Schaden zu begrenzen, als um sie Buch passen, und Mishimas be-
herum alles auseinanderzubre- Vor diesem Hintergrund ent- eindruckende Kollektion verbor-
chen scheint. Doch immer wie- spinnt sich ein Thriller-Plot. Die gener Waffen sowie ihre Bereit-
der droht Mishimas Misstrauen, Figuren reisen durch die ganze schaft, sie einzusetzen, wollen
einen Keil zwischen sie zu trei- Welt auf der Suche nach Bewei- nicht so recht zu dem Bild pas-
ben. sen für ihre Theorien. Es wird sen, das man sonst von Informa-
spioniert, gewonnene Daten tion gewinnt.
Ken und Mishima sind beide werden analysiert, und immer
sympathische Figuren. Sie sind wieder werden die Charaktere Doch das ist Kritik auf sehr ho-
auf ihren jeweiligen Gebieten von Entwicklungen überrascht, hem Niveau, und man denkt
sehr kompetent, aber nicht in mit denen sie nicht gerechnet beim Lesen nicht lange darüber
übermenschlichem Maße, und haben. nach, schließlich liegt der Fokus
haben ihre Fehler und Unsicher- Die Handlung schreitet stetig, des Buches auf den Auswirkun-
heiten. Beide sind zutiefst emoti- aber ruhig voran. Zwischen- gen, die eine Microdemocracy
onal involviert, wenn es um die durch gibt es jedoch auch kurze wahrscheinlich haben würde:
Wahl geht. Durch ihre Augen Szenen explosiver Action, inte- eine Konzentration von Men-
lernt man viel darüber, wie diese ressant gemacht durch eine Mi- schen mit ähnlichen Interessen
funktioniert. Die Lektüre von schung aus neuer und alter und Hintergründen, weil sie in
Infomocracy erfordert gerade am Technologie: Während es neue Centenals emigrieren, wenn die
Anfang einiges an Mitdenken, da Formen von Informationstechno- Mehrheit in ihrer eigenen eine
das System Microdemocracy im logie und – fliegende – Ver- für sie inakzeptable Regierung
Zentrum des Romans steht und kehrsmittel gibt, zwingt die Er- wählt, ein Aufweichen der Gren-
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