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Die politischen Theorien der Gegenwart: Eine Einführung PDF

256 Pages·1992·6.947 MB·German
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Klaus von Beyme Die politischen Theorien der Geger Klaus von Beyme Die politischen Theorien der Gegenwart Eine Einführung 7., neubearbeitete Auflage Westdeutscher Verlag Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Verlagsgruppe Bertelsmann International. Alle Rechte vorbehalten © 1992 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen Die früheren Auflagen (1.-6. Auflage) erschienen im Piper Verlag, München Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Horst Dieter Bürkle, Darmstadt Umschlagbild: Alexander Calder, Summach IV rot, um 1953 © VG Bild-Kunst, Bonn, 1992 Gedruckt auf säurefreiem Papier ISBN 978-3-531-12361-5 ISBN 978-3-322-93614-1 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-93614-1 Inhaltsverzeichnis Vorwort................................................... 7 Einleitung ................................................ 11 I. Wissenschaftstheoretische Grundlagen politischer Theorien ............................................ 15 1. Normative Theorien. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2. Empirisch-analytische Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3. Dialektisch-kritische Theorien ........................ 43 II. Methodische Ansätze politikwissenschaftlicher Forschung ............................................ 61 1. Der historische Ansatz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62 2. Der institutionelle Ansatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70 3. Der behavioralistische Ansatz ........................ 79 4. Der funktionalistische Ansatz ........................ 90 5. Die vergleichende Methode .......................... 103 In. Grundbegriffe der politischen Theorie ............. 123 Integrations- und Ordnungsmodelle 1. Der Staat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 125 2. Die Macht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 136 3. Das politische System ............................... 145 4. Politische Kultur .................................... 161 5. Demokratie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 173 Konfliktmodelle 6. Gruppenpluralismus ................................. 195 7. Theorien des Klassenkonflikts ........................ 205 8. Elitentheorien ...................................... 218 Rückblick: Zur Dynamik des Wandels politischer Theorien . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 243 Register. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 258 Vorwort Die Theorien der Politik der Gegenwart sind in der Regel Theorien mittlerer Reichweite. Die großen Makrotheorien, für die der Bereich Politik nur einen Teilbereich des gesellschaftlichen Gesamtsystems dar stellt, sind in der Regel außerhalb der Politikwissenschaft entwickelt worden. Hier ist die politische Theorie stark abhängig von der soziolo gischen Theoriebildung. Der Verfasser hat sich mit diesen Makrotheorien an anderer Stelle auseinandergesetzt (v. Beyme 1991). Diese Einführung setzt sich einige andere Ziele als die bisher - vor allem auf dem amerikanischen Markt - vorliegenden Abrisse der poli tischen Theorie: (1) Es wird versucht, die Abstraktionsebenen stärker zu sondern, als dies in den meisten amerikanischen Darstellungen der Fall ist, bei denen Argumente der metatheoretischen, theoretischen, methodologischen und forschungstechnischen Ebene häufig unvermittelt nebeneinanderstehen. Es sei nicht verschwiegen, daß dieser Versuch gelegentlich auch etwas Künstliches an sich hat, etwa wenn die metatheoretischen und theore tischen Annahmen des Funktionalismus vom Begriff des politischen Sy stems oder der Begriff der politischen Kultur von den Grundlagen des behavioristischen Ansatzes getrennt werden. Dennoch wird dieser Ver such unternommen, weil die Approaches in der Forschungspraxis häufig nur eklektisch einsetzbar sind. Teile von Theorien und Methoden lassen sich in konkreten Forschungen rezipieren, ohne zugleich alle metatheo retischen Implikationen einer Theorie zu übernehmen, wie sich vor allem am Funktionalismus zeigen läßt (vgl. Kap. II,4). (2) Der vielbeschworene Methodenpluralismus - von der linken Kritik gelegentlich als »Konzeptlosigkeit« angeprangert (v. Brentano, 1971) - wird seinen wissenschaftstheoretischen Grundlagen untreu, wenn er die marxistischen Theorieansätze nicht mit einschließt und wenn liberale Pluralisten im Namen Poppers zu diskriminieren, statt zu falsifizieren beginnen. Vom Standpunkt eines methodischen Pluralismus aus werden die einzelnen Theorien und methodischen Ansätze nicht ausschließlich nach ihrer logischen Schlüssigkeit, sondern auch nach ihrer Fruchtbarkeit für die Detail-Forschung beurteilt werden müssen. Der Methodenplura lismus muß sich vor allem auf die Behandlung der wissenschaftstheore tischen Diskussion vor den engeren Grenzen des Faches Politikwissen schaft beziehen und muß auch die Beiträge der Normativisten und Dia lektiker würdigen, die sich vom mainstream positivistischer Sozialwis senschaft fernhalten. Methodenpluralismus in diesem Sinn heißt jedoch 8 Vorwort nicht, daß die Methoden und vor allem die metatheoretischen Positionen - beliebig gewählt und vertreten werden können und daß sich eine eigene Stellungnahme des Autors erübrigt. Die Position des Autors ist nach wie vor die eines kritischen Rationalismus. Meine Auffassung des Kri tischen Rationalismus ist jedoch durchgehend eine, wie sie Lakatos ge genüber Popper vertreten hat, der sich von dem Theorien-Killer-Sadis mus eines rigorosen Falsifikationismus absetzte und den wirklichen Er folg »nur durch konstruktive Kritik mit Hilfe konkurrierender For schungsprogramme« entstehen sah (Lakatos/ Musgrave, 1974: 173). Da mit war für den Verfasser eine Entwicklung zu einem konsequenten Theorienpluralismus nahegelegt, der keine Berührungsangst gegenüber anderen Ansätzen entwickelt, auch, wenn er diese in vielen Bereichen nicht als haltbar ansieht. Die von mir bevorzugten Positionen sind seit der ersten Auflage dieses Buches von Paul Feyerabend (ehe er zum dezisionistischen Anarchisten wurde, der lieber Bürgerinitiativen als Wis senschaftstheoretiker zum Schiedsrichter über eine Theorie anrufen will) und von Helmut Spinner weiterentwickelt worden. Der Verfasser muß als Nichtphilosoph weiterhin jener »Außenstehende« im Streit der Wis senschaftstheoretiker bleiben, den Spinner (1974: 234) wohlwollend apo strophierte. Er wird sich andererseits aber auch durch Kritik nicht ab schrecken lassen, für eine bestimmte Position zu optieren, zumal es im Lichte einer Analyse der politikwissenschaftlichen Theorie gute Gründe gibt, weder Poppers noch Kuhns Vorstellungen über die Entwicklung theoretischen Fortschritts zu folgen, die allzusehr von der Geschichte der Naturwissenschaften geprägt sind (vgl. dazu das Schlußkapitel). In einer solchen Einführung wird der Autor daher eine Fülle von Theorien zu referieren haben, auch, wenn er sie selbst und ihre metatheoretische Grundlage für problematisch hält. »Der pluralistische Prüfprozeß muß eintrittsmäßig offen und im ganzen mehr auf Verbesserung aller Stand punkte als auf das Herausprüfen der momentan schwächeren Alterna tiven angelegt sein« (Spinner, 1980: 46). Die Diskussion widerstreitender und zum Teil kaum vergleichbarer Theorien erübrigt sich auch aus di daktischen Gründen nicht, weil es zum Glück immer noch eine Mehrheit von Studenten gibt, welche die verschiedenen Ansätze kennenlernen will, ehe sie sich für ihre eigene Weiterarbeit festlegt, und nicht wenige von denen, die sich bereits metatheoretisch festgelegt haben, bleiben an einer Auseinandersetzung mit den Gegenpositionen interessiert. (3) Die Geschichte des politischen Denkens vor dem 20. Jahrhundert wird nicht pauschal als Vorgeschichte empirischer Theoriebildung aus geklammert, und die Verbindungen moderner Modelle zu älteren Denk ansätzen werden nicht übersehen. Ebensowenig huldigt der Autor jedoch Vorwort 9 dem nothing-new-under-the-sun-approach einiger Normativisten, für wel che die Ideengeschichte gelegentlich die Funktion eines bloßen Waffen arsenals zur Abreaktion von Aggressionen gegen moderne politische Theorien angenommen hat. (4) Das Bemühen um brauchbare wissenschaftliche Methoden und Denk ansätze soll sich nicht im Methodenpurismus mancher Szientisten ver lieren, denen logische Klarheit oder technologische Verwertbarkeit über anderen Werten wie »gesellschaftliche Relevanz« und »Humanität« zu stehen scheint. Wissenschaftliche Methoden und Denkansätze werden in ihrer Verbindung mit den Interessen und Machtstrukturen der Ge sellschaft und des Wissenschaftsbetriebes gesehen, ohne daß der Aufweis solcher Verbindungen dazu benutzt wird, bestimmte Methoden als ideo logisch eindeutig fixiert abzulehnen. Den methodologischen Puristen, die jeden wissenssoziologischen Hinweis auf den Einfluß von Herr schafts- und Kommunikationsstrukturen als einen den Gesetzen der Wis senschaftslogik unangemessen relativistischen Historismus ablehnen, sei versichert: Der Hinweis auf die Gefahren einzelner Denkansätze und Methoden in einem bestimmten historisch-gesellschaftlichen Kontext ist notwendig, aber er sagt über die Validität einer wissenschaftlichen Aus sage nichts aus, da Genesis und Verwertung von Theorien niemals iden tisch mit ihrem wissenschaftlichen Gehalt sind. (5) Eine Einführung, die nicht auf eine eigene Position verzichtet, kann gleichwohl nicht den Anspruch erheben, eine eigene konsistente Theorie der Politik zu entwickeln. Dies konnten auch umfassendere Werke wie Friedrichs >Man and his Government< (1963) nicht, die sich als »empi rische Theorie der Politik« verstehen. Nicht einmal die Normativisten haben bisher eine solche entwickelt, obwohl es für sie vergleichsweise am leichtesten wäre. Nur bei einigen Systemtheoretikern seit Easton wird eine integrierte politische Theorie in Umrissen sichtbar. Die Aus füllung des Skeletts ist jedoch auch ihnen nur unvollständig gelungen. Die politische Theorie hat sich in einzelnen Gebieten rasch entwickelt, als general theory ist sie jedoch wesentlich weniger entwickelt als die soziologische oder die ökonomische Theorie. Dennoch ist es nicht zu früh, sich mit den zahlreichen Theorien in einzelnen Bereichen der Politik zu befassen, zumal der Verfasser sich zu denen bekennt, denen die Komplexität der politischen Welt in den eigenen Arbeiten mehr am Herzen liegt als die allzu eilfertige Reduktion dieser Komplexität durch einige »general theories«. Dieses Buch versteht sich als Beitrag zur Suche einer Politikwissenschaft zwischen einem Szientismus, der die Wissenschaft nur noch für Wissen- 10 Vorwort schaftler treibt, und einer Common-Sense-Ideologie, die eine relative Unabhängigkeit wissenschaftlicher Theorie von Umgangssprache und Erlebnisinhalten nicht anerkennen will. Es gilt, die Errungenschaft mo derner Theorien, Methoden und Forschungstechniken nicht zugunsten einer ideologisierten politischen Philosophie wieder über Bord zu werfen, aber den Beitrag der Ideologien und Philosophien zur Hypothesenbil dung und zur Zielsetzung in der Anwendung wissenschaftlicher Ergeb nisse in einer technokratisch bedrohten Praxis nicht zu verkennen und die kritische Frage nach der Relevanz einzelner theoretischer Bemühun gen für eine Humanisierung der Gesellschaft nicht pauschal als »Wis senschaftsstürmerei« zu diskriminieren. Heidelberg, Dezember 1991 Klaus von Beyme Literatur K. von BEYME: Theorie der Politik im 20. Jahrhundert. Von der Moderne zur Postmoderne. Frankfurt, Suhrkamp, 1991 M. von BRENTANO: Wissenschaftspluralismus. Das Argument, Nr. 66, 1971: 476-493 I. LAKATOS/A. MUSGRAVE (Hrsg.): Kritik und Erkenntnisfortschritt. Braunschweig, Vieweg, 1974 H. SPINNER: Pluralismus als Erkenntnismodell. Frankfurt, Suhrkamp, 1974 H. SPINNER: Theorienpluralismus in Wissenschaft und Praxis. In: Pluralität in der Medizin. Frankfurt, Umschau Verlag, 1980: 34-58 Im Text verwendete Abkürzungen APSR American Political Science Review ASR American Sociological Review KZfSS Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie MEW Marx-Engels-Werke, Berlin-Ost PVS Politische Vierteljahresschrift LW Lenin, Werke Einleitung Theorie soll eine generalisierende Proposition genannt werden, die be hauptet, daß zwei oder mehr Dinge, Aktivitäten oder Ereignisse unter bestimmten Bedingungen sich miteinander verändern. Eine Theorie ent hält also drei Elemente: (1) ein System von aufeinander bezogenen Aussagen über einen be stimmten Ausschnitt der politischen Realität; (2) Angaben über die Voraussetzungen und Randbedingungen, unter denen diese Aussagen gelten sollen; (3) die Möglichkeit, Hypothesen über künftige Ereignisse und Ver änderungen zu bilden. Diese politisch-prognostische Funktion der Theorie hat nichts gemein mit der historischen Prophezeiung der dialektisch-historischen Theorien. Von empirischen Theorien sind immer nur Wenn-dann-Sätze ableitbar, welche genau die Voraussetzungen angeben, bei denen eine bestimmte Veränderung eintreten kann, während historische Prophetien bedin gungslos gegeben werden. Eine Theorie, die vielfach bestätigt ist, wird häufig ein Gesetz genannt. Eine Theorie, die weiterer Tests bedarf, wird oft nur als Hypothese bezeichnet. Der Kritische Rationalismus kennt jedoch keine bestätigten Theorien. Jede Theorie ist der Falsifikation auch nach hundert Bestäti gungen noch offen. Es gibt eigentlich nur Falsifikation, der laxe Sprach gebrauch in Sätzen wie »die Theorie X wurde durch die Studie Y veri fiziert« ist für Neopositivisten daher logischer Unsinn. Politische Theorie enthält wie jede Theorie die drei Grundelemente, dennoch ist die Möglichkeit der Theoriebildung in der Politikwissenschaft nicht mit der anderer Wissenschaften gleichzusetzen. Die Theorien auch der einzelnen Sozialwissenschaften - die sich ursprünglich aus einer philosophischen Gesellschaftstheorie ausdifferenzierten - bevorzugen unterschiedliche Abstraktionsstufen, unter denen sich drei unterscheiden lassen: (1) einzelne Generalisierungen, die das Gros der Studien in der Po litikwissenschaft ausmachen; (2) partielle Theorien (z.B. über Nicht- oder Wechselwähler); (3) allgemeine Theorie (general theory) über das ganze politische System. Selbst ein Begriff wie der des »politischen Systems« ist jedoch verglichen mit dem Begriff »soziales System« in der Soziologie noch relativ wenig komplex. Die Erfahrung, daß die Politikwissenschaft mit relativ wenig komplexen Begriffen arbeitete, hat einzelne Theoretiker der Sozialwis- 12 Einleitung sensehaften zu der Behauptung geführt, die Politikwissenschaft sei eine »untheoretische Wissenschaft«. Parsons und Edward Shils (1954: 2Sf.) haben daher auch im Vergleich zwischen Volkswirtschaftstheorie und politischer Theorie der Volkswirtschaftslehre einen eindeutig höheren theoretischen Rang eingeräumt, weil in ihr eine größere Anzahl von Komponenten berücksichtigt würden und der Gegenstand für eine all gemeinere Handlungstheorie geeignet sei. Trotz dieser Erschwernisse im Bereich politischer Theorienbildung haben wir kaum Veranlassung, die Wirtschaftswissenschaften zu benei den, da ihre abstrakten Modellkonstruktionen unter vielseitige Kritik geraten sind. Gerade der stärker vom Einzelproblem her erfolgende Zugang vieler Politikwissenschaftler auch unter denen, die nicht zu den orthodoxen Anhängern der Politik als praktischer Philosophie gehören, wird es leichter ermöglichen, der Relevanzfrage der kritischen Theorien gerecht zu werden. Im Bemühen um eine praxisbezogenere Politökono mie stehen beide Wissenschaften heute vor dem gleichen Problem. In einem Überblick über die theoretischen Ansätze müssen wir uns daher bei der Überprüfung der Methoden einzelner politikwissenschaft licher Werke vor Überheblichkeit hüten. Obwohl fast alle Einführungen in die Theorie verschiedener Sozialwissenschaften betonen, daß es Theo rien verschiedener Abstraktionsgrade gebe, und nicht selten sogar die Contradictio in adjecto »deskriptive Theorie« benutzt wird, greift die Polemik sehr häufig zu dem Mittel, einem Konzept den Theoriecharakter abzusprechen. Vielfach wird mit dem Vorwurf »Paratheorie« gearbeitet, oder ein im Selbstverständnis des Urhebers als Theorie bezeichnetes Aussagen system wird nur als ein »analytisches Schema« angesehen (NarrlNa schold, 1971, Bd. 3: 212). An solchen rigorosen Ansprüchen gemessen, ließe sich die Mehrheit aller sogenannten Theorien als bloße analytische Schemen entlarven, da sie über den Vorhof der Hypothesenbildung meist nicht hinauskommen. Damit würden jedoch nicht nur Gedankenkom plexe niederen Abstraktionsgrades vom Theoriebegriff ausgeschlossen, sondern gerade die allgemeinen Theorien höchster Abstraktionsstufe. Es wird überwiegend anerkannt, daß etwa Parsons' Systemtheorie auch nur den »Rahmen« für empirisch-analytische Hypothesenbildung abgibt, und dennoch würde ihr niemand den Theoriecharakter absprechen. Der weniger rigorose Theoriekritiker könnte die immanente Stim migkeit eines Gedankenbildes zum Maßstab für Theorie machen. Daran gemessen würden jedoch sehr methodenbewußte und auf einem hohen Reflexionsniveau stehende empirische Untersuchungen allenfalls einzel ne theoretische Elemente enthalten, ohne daß dieses Verdikt ihre wis senschaftliche Ergiebigkeit mindern könnte. Die Fruchtbarkeit vieler

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