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Die politische Soziologie C. Wright Mills’: Ein Beitrag zur politischen Ideengeschichte PDF

205 Pages·1995·3.005 MB·German
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Andreas Hess Die politische Soziologie C. Wright Mills' Andreas Hess Die politische Soziologie C. Wright Mills' Ein Beitrag zur politischen Ideengeschichte Leske + Budrich, Opladen 1995 ISBN 978-3-8100-1353-8 ISBN 978-3-663-01310-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-01310-5 Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine geringfügig veränderte Version der Dissertation "Die Politische Soziologie C. Wright Mills' - Ein Beitrag zur politischen Ideengeschichte", die im Dezember 1993 vom Fach bereich Politische Wissenschaft der Freien Universität Berlin angenommen wurde. © 1995 by Leske + Budrich, Opladen Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zu stimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Ver vielfaltigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Inhalt Danksagung ................................................................................................ 3 Einleitung ................................................................................................... 5 I. Ausbildung in soziologischer Theorie und Methode (1939-1941142).9 1.1 Von Waco nach Austin ..................................................................... 9 1.2 Von Austin nach Wisconsin ............................................................ 19 1.3 Die Dissertation: ,,A Sociological Account of Pragmatism" ............. 32 1.4 Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und dem Zweiten Weltkrieg .......................................................................... 56 1.5 Zusammenarbeit mit Hans Gerth .................................................... 66 2. Empirische Forschung und Hinwendung zur Politischen Soziologie (1941/42-1955) .............................................................. 78 2.1 Von Washington D.C. nach New York ........................................... 78 2.2 Empirische Forschung für das Bureau of Applied Social Research .. 85 2.3 "White Collar" .............................................................................. 100 2.4 Hinwendung zur Politischen Soziologie ........................................ 116 3. ,,Making History": Zwischen soziologischer Analyse und politischem Anspruch (1956-1962) ............................................... 128 3.1 "ThePowerElite" ......................................................................... 128 3.2 Die Radikalisierung der Politischen Soziologie C. Wright Mills' .. 145 3.3 C. Wright Mills und die Neue Linke ............................................. 152 3.4 C. Wright Mills und die ,Klassische Tradition' ............................. 167 3.5 Das unvollendete Werk ................................................................. 176 4. Die Politische Soziologie C. Wright Mills' ................................... 183 4.1 Exkurs: Zum Stand der Diskussion in der Politischen Soziologie .. 183 4.2 C. Wright Mills' Beitrag zur Politischen Soziologie ...................... 191 Literaturverzeichnis ................................................................................. 198 Danksagung Im Dezember 1964 reichte Michael Vester (heute an der Universität Hanno ver) an der Johann Wolfgang Goethe-Universität (Frankfurt) seine Diplom arbeit "Die politische Soziologie von C. Wright Mills" ein. Michael Vester hat sich, als ich ihn darum bat, den Titel seiner Arbeit geringfügig geändert übernehmen zu dürfen, einverstanden erklärt. Dafür und für ein langes in formatives Gespräch über Mills möchte ich ihm danken. Um möglichen Irrtümern oder Mißverständnissen vorzubeugen, sei an dieser Stelle aus drücklich darauf hingewiesen, daß sich seine Diplomarbeit und die vorlie gende Studie trotz des fast identischen Titels grundsätzlich voneinander un terscheiden. Meinen Dank möchte ich weiter gegenüber all denen aussprechen, die mir wichtige Anregungen und Hinweise gegeben haben. Es sind dies im einzel nen: William G. Dornhoff (University of Califomia, Santa Cruz), Richard Flacks (University of Califomia, Santa Barbara), Richard Gillam (Stanford University, Palo Alto), Harold R. Kerbo (California Polytechnic State Uni versity, San Luis Obispo), die Mitarbeiter des Eugene C. Barker Texas Hi story Centers an der University of Texas (Austin) und in England Ralph Mi liband (London) und Edward P. Thompson (Worcester). Mein besonderer Dank gilt Mrs. Yaroslava Surmach Mills (West Nyack, N.Y.), die mir ge stattete, im Nachlaß ihres Mannes, im Eugene C. Barker Texas History Cen ter in Austin, zu forschen. Ich kann nur hoffen, daß ich die von verschiede ner Seite in mich gesetzten Erwartungen nicht enttäuscht habe. Bedanken möchte ich mich auch bei all jenen, die einzelne Passagen oder die ganze Arbeit gelesen und mit mir diskutiert haben und mir durch ihre Kritik Anstöße zu geben vermochten: Karin Dietrich (Essen), Karl Erb (Düsseldorf), Klaus Harer (Marburg), Karl-Heinz Klein-Rusteberg (Essen), Andrei S. Markovits (Cambridge und Santa Cruz) und Ilsemarie und Gün ther Steinbrinker (Bielefeld). Daß die vorliegende Arbeit überhaupt zu einem Ende gebracht werden konnte, verdanke ich nicht zuletzt der Förderung durch das Evangelische Studienwerk (Villigst), dem Einsatz von Ekkehart Krippendorff und Wolf-Dieter Narr, sowie meinen Eltern, die gerade in Zeiten pekuniärer Knappheit in Phasen der Nichtförderung geholfen haben. Carola eta Mutrikuak eskerrak asko. 3 Im folgenden geht es um die Politische Soziologie C. Wright Mills'. Es wa ren aber nicht zuletzt die Arbeiten Edward P. Thompsons, die den Verfasser zu der Auseinandersetzung mit C. Wright Mills motivierten. Dem An denken des Ende August 1993 verstorbenen Menschenwissenschaftlers E .P. Thompson widme ich deshalb auch die vorliegende Studie. 4 Einleitung "I am what was once called a Wobbly. In saying this I refer less to political orientation than to political ethos, and I take Wobbly to mean for one thing: the opposite of bureaucrat ... I am a Wobbly. But do you know what a Wobbly is? It's a kind of spiritual condition ... Wobbly is not only a man who takes orders from himself. He's also a man who' soften in the situation where there are no regulations to fall back upon, which he hasn't make up himself. He doesn 't like bosses, capitalistic or communistic they're all the same to him. He wants to be, and he wants everyone else to be, his own boss at all times under all conditions and for any purposes he may want to follow up. This kind of spiritual condition, and only this, is Wobbly freedom ... " C. Wright Mills, Tovarich Es gibt viele Geschichten und Gerüchte über C. Wright Mills: Er sei der wilde texanische Cowboyprofessor gewesen, der die feinsinnigen New Yor ker Intellektuellen geschockt habe, als er zu einer Diskussionsrunde mit sei nem offenen Jeep und ein anderes Mal mit seinem BMW-Motorrad vorfuhr. Er sei der verrückte amerikanische Soziologe gewesen, der mit dem VW-Bus quer durch Europa bis in die Sowjetunion fuhr und dabei auch noch Bücher schrieb. Mills soll es auch gewesen sein, der eine Vorliebe für Handfeuerwaffen gehabt habe und ehrlichen Duellen gegenüber - Mann ge gen Mann - nicht prinzipiell abgeneigt gewesen sei. C. Wright Mills - ein existentialistisch lebender ,Bonvivant', der nicht ins Glas spuckte und zu dem dem weiblichen Geschlecht zugetan war. Dann sind da noch die politischen Anekdoten: C. Wright Mills als ,political animai', der während eines Zusammentreffens mit hohen sowjeti schen Funktionären in den fünfziger Jahren offen die Veröffentlichung der 5 Werke Trotzkis verlangte - erst dann würde sich wirklich erweisen, ob es der Sowjetunion ernst mit der Demokratie sei. Aber auch in den USA galt Mills als Enfant terrible, als Provokateur, der immer wieder die Verwirkli chung, die praktische Umsetzung der Werte des amerikanischen Liberalis mus einklagte. Mills verstand sich in diesem Sinne als in der Tradition der Wobblies stehend. Wobblies, das war der Kurzname für die radikalen Arbei ter der ,Industrial Workers of the W orld', die am Beginn dieses J ahrhun derts in den USA für Aufruhr sorgten - nicht nur weil sie jeder Form von Bürokratie den Kampf ansagten, sondern weil sie sich vor allem jeder politi schen Vereinnahmung entzogen. Die Unabhängigkeit war ihnen selbst bei Strafe des Untergangs heilig. Die Wobblies waren im Kampf solidarisch, sie waren aber zugleich auch zutiefst amerikanisch in der Verteidigung des In dividuellen. Mills selber hat den Mythos der Wobblies immer verteidigt, und es gehörte zu seiner Selbststilisierung, sich als Teil dieser Tradition zu se hen. Über solchen Geschichten wird beinahe vergessen, daß C. Wright Mills aber vor allem eines war: ein moderner Klassiker der Politischen Soziologie. Für viele, die heute in der Lehre tätig sind, war Mills ein wichtiger Sozio loge, an dem man sich - positiv oder negativ - abgearbeitet haben mußte. Auch heute noch gehört die Lektüre von "White Collar", "The Power Elite" und "The Sociological Imagination" zur Pflichtlektüre amerikanischer Poli tologie- und Soziologiestudenten. Doch allgemein gesehen schwindet der Einfluß Mills. Nur hier und da findet sich noch eine Reminiszenz, zumeist in Gestalt einer Fußnote, in der es um eine Anmerkung zu den Klassikern der Eliten-oder Machttheorie geht. Während in den englischsprachigen Ländern die Lektüre Mills - trotz des allgemein schwindenden Einflusses - immerhin noch zur ,Grundausstat tung' in der Ausbildung gehört, scheint man Mills Namen in der Bundesre publik völlig verdrängt zu haben. Vielleicht liegt es an der deutschen Be sonderheit, der Vorliebe und dem Hang zu ,großen Theorien' und philoso phischen Systemen, daß die weniger generalisierende Politische Soziologie C. Wright Mills nicht mehr rezipiert wird. Gegenwärtig jedenfalls fällt eine eigenartige Diskrepanz zwischen ,großer Theorie' - sei es Jürgen Habermas' Theorie des kommunikativen Handeins oder Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme - und der schleichenden Erosion der Demokratie auf. Während die Theoretiker gleichsam mit sozio logischen Mitteln das Geschäft früherer Systembildung in der deutschen Philosophie neu betreiben, gibt es weder in der politischen Klasse noch bei den Intellektuellen, ganz zu schweigen von der breiten Öffentlichkeit, eine Diskussion darüber, wie Demokratie an der Schwelle des 20. zum 21. Jahr hundert aussehen soll. Eine Diskussion und eine Selbstverständigung darüber, wie Demokratie sowohl gewahrt als auch erweitert werden kann, ist aber gerade nach den 6 Ereignissen von 1989/90 mehr als überfällig. Eine Politische Soziologie, die in der Lage wäre, sowohl auf der normativen wie auch beschreibenden Ebene diese Fragen in die Öffentlichkeit zu tragen, ist an der Zeit, jedoch nicht in Sicht. Hier wäre von C. Wright Mills zu lernen. Die vorliegende Studie beabsichtigt in erster Linie, einen modernen Klas siker der Politischen Soziologie dem Vergessen zu entreißen und ihn wieder in den Kanon der Theoretiker und der Theoriegeschichte dieses Wissen schaftsfeldes zu stellen. Das Erkenntnisinteresse ist daher zunächst und vor allem ein wissenschafts- und ideengeschichtliches. Mit diesem ist die Form der Darstellung eng verbunden: Weil C. Wright Mills selbst keine fertige und in sich abgeschlossene Theorie vorgelegt hat, kann allein eine historisch und zugleich interpretative Vorgehensweise eine Rekonstruktion der Politi schen Soziologie Mills leisten. Mit anderen Worten: Mills' Politische Sozio logie ist nur zu verstehen, wenn man die Geschichte ihrer Entstehung ver folgt. Aber mit einem ,modernen Klassiker' befaßt man sich nicht nur aus rein wissenschafts- und ideengeschichtlichem Interesse. Die Rekonstruktion der Politischen Soziologie C. Wright Mills sowie ihre Einordnung in die wis senschaftliche Diskussion kann bei der Reformulierung einer den modernen Verhältnissen angemessenen Politischen Soziologie und Demokratietheorie von Nutzen sein. Dabei sollte der Rekurs auf Mills nicht überstrapaziert werden. Man darf von der Beschäftigung mit Mills nicht die endgültige Be antwortung aller Fragen zu Norm und Praxis der Demokratie erwarten, al lenfalls produktive Verunsicherung. Die vorliegende Arbeit folgt in der Anlage diesem doppelten Erkenntnis interesse und gliedert sich deshalb in zwei große Abschnitte: einen größeren historisch rekonstruierenden Teil und einen kleineren abschließenden ,einordnenden' Teil. Die folgenden drei Kapitel sind zunächst der Rekonstruktion der Politi schen Soziologie C. Wright Mills gewidmet. Ich folge dabei mit kleinen Abweichungen der Anregung eines Essays des englischen Sozialhistorikers Edward P. Thompson mit dem Titel "Remembering C. Wright Mills".' Thompson hatte darin, wiederum einer Anregung des Mills-Biographen Ir ving Louis Horowitz folgend, zwischen drei Phasen im Leben Mills unter schieden: Erstens die Zeit der Ausbildung in soziologischer Theorie und Methode (1939-1941142); zweitens eine Phase, in der zunächst die empiri sche Forschung eine große Rolle spielt, dann aber seine Hinwendung zur Politischen Soziologie erfolgt (1941/42-1955); drittens einen Lebensab schnitt, in dem Mills versucht, eine Balance zwischen soziologischer Analy se und politischem Anspruch anzustreben (1956-1962).2 1 In: Edward P. Thompson: The Heavy Dancers, London 1985, S. 261-274. 2 Im Originalzitat heißt es bei Edward P. Thompson: "There where three phases in Mills' intel lectual life: an apprenticeship in sociological method and theory; an intensive period of 7 Im Verlauf dieser drei Phasen wird deutlich, daß es zu einer zunehmenden Radikalisierung bei Mills kommt. Diese Radikalisierung betrifft sowohl die Person wie auch ihre wissenschaftliche Arbeit. Beides geht ineinander über und beeinflußt sich gegenseitig: Die allgemeine Erfahrung, die Mills als Person macht, radikalisiert seine theoretische Position, und umgekehrt hat die theoretische Reflexion Einfluß auf die Gestaltung seines Lebens. Biogra phie und Werk sind in Mills Fall untrennbar miteinander verwoben. Es wäre ein großer Fehler, den geradezu existentialistischen Habitus eines C. Wright Mills von seinem Werk zu trennen. Während die folgenden drei Teile vor allem der historischen Rekonstruk tion und Interpretation dienen, geht es im letzten Teil um den Stellenwert, den Mills in der Politischen Soziologie einnimmt. Für diese Diskussion ist es unabdingbar, zunächst in einem Exkurs kurz auf die Geschichte der Poli tischen Soziologie selbst einzugehen, bevor Mills in dieser Geschichte veror tet wird. Erst am Ende dieser Diskussion wird deutlich werden, daß der Bei trag Mills zur Politischen Soziologie und zur Reformulierung einer moder nen Demokratietheorie weniger darin besteht, die ,richtigen' Antworten zu geben, als vielmehr darin, die ,richtigen' Fragen zu stellen. ernpirical research; ,and third, an effort at cornbining these interests into a workable style of sociological reflection' (Irving Horowitz). The flrst phase coincides with the early years of the war. The second, which took hirn through his studies of trade unionisrn and the white collar workers to The Power Elite, was cornpleted in 1955. The flnal phase carries us frorn 1956 to 1962." (Ebd., S. 262) Die Ausführungen von Irving Louis Horowitz, auf die sich Thornpson bezieht, flnden sich in der Einleitung der von Horowitz selbst herausgegebenen Essaysamm lung C. Wright Mills' "Power, Politics and People" (New York 1963), S. 2ff. 8

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