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Die Politik der egalitären Gesellschaft: Zur soziologischen Demokratie-Analyse bei Alexis de Tocqueville PDF

210 Pages·1968·7.957 MB·German
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Feldhoff . Die Politik der egalitären Gesellschaft Jürgen Feldhoff Die Politik der egalitären Gesellschaft Zur soziologischen Demokratie-Analyse bei Alexis de Tocqueville Westdeutscher Verlag Köln und Opladen 1968 ISBN 978-3-322-96108-2 ISBN 978-3-322-96242-3 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-96242-3 D 6 Verlags-Nr. 044501 © 1968 by Westdeutscher Verlag GmbH, Köln und Opladen Gesamtherstellung: Druckerei Dr. Friedrich Middelhauve GmbH, Opladen Graphische Konzeption des Reihentitels: Hanswerner Klein, Opladen Inhalt Einleitung • . . 9 Erstes Kapitel: Die Grundbegriffe für ein soziologisches Verständnis der demokratischen Gesellschaft bei Tocqueville. . . . . . . . . • . . . . . . .. 16 1. Die Kategorie der Demokratie. 17 2. Strukturelemente der Gesellschaft. 19 Naturbedingungen des gesellschaftlichen Lebens. 20 Orientierungsmuster des sozialen Verhaltens. 21 Strukturen sozialer Differenzierung . . . . . . 27 3. Aristokratischer und demokratischer Gesellschaftszustand . 28 Hierarchisch-statische Struktur sozialer Bindung. . . . . 29 Verhaltenslenkung durch traditionale Autorität . . . . . . 29 Soziale Fixierung durch aristokratische Werte und Normen. 30 Prinzipielle Gleichrangigkeit in kontraktuellen sozialen Beziehun- gen. . . • . . . . . . . . . • . . . . . . . . . . • . . . 31 Internalisierung der öffentlichen Meinung als Mittel der Konfor- mitätssicherung . . . . . • . . . . . . . • . . 33 Werte und Normen unter dem Leitbild des Erfolges 35 ~. Gesellschaftszustand und Herrschaftsordnung . • • 38 Zweites Kapitel: Tocquevilles Strukturanalysen der Demokratie. 41 1. Einheit und Macht der sozialen Gewalt aus dem Geist der Gleichheit 41 Gesellschaftliche Vereinzelung 41 Demokratische Unbeständigkeit 43 Die Idee der Einheit • . • . . 45 2. Die Elemente der Beharrung und der Unfreiheit im egalitären Ge- sellschaftszustand . . . • . . . . . . . . 48 Voraussetzungen einer Erstarrungstendenz • 49 Gleichheit und Freiheit. . . . . . . . • . 53 5 3. Industrielle Gesellschaft • . . • . . . . . . 58 Wirtschaftlicher Erfolg als kultureller Wert • 58 Die politische Bedeutung des Privateigentums. 62 Neue Ungleichheit im Bereich der Großindustrie. 64 Auswüchse der demokratischen Gesellschaft: Kapitalismus und Proletarisierung. • • . • • . • . . • • . • . . . . . • . 67 4. Strukturbedingungen der politischen Freiheit in der demokratischen Gesellschaft. . • • • • . • . . • . • . . . . . . . • • • .. 72 Demokratisierung und Zentralisation. . . . • . • . . . . . .. 72 Politische Integration der Bürger und Elitenbildung als Probleme der Demokratie • • . • . . . . . • . . . . . • . . . . • . 79 Konzentration der Staats macht als Bedrohung der Autonomie der Bürger • • • . . • . . . • . . . . . . . • . . • . . • .• 85 Ausweitung der staatlichen Gewalt als Beschränkung der politischen Aktivität der Bürger • . . . . • • . • . . • . • . . . • . .. 93 5. Demokratischer Despotismus . • . . . 102 Politische Strukturbedingungen • . . . 105 Eine neue Gestalt politischer Herrschaft 107 Drittes Kapitel: Voraussetzungen und Methoden des soziologischen D~nkens Tocquevilles 111 1. Einige Grundannahmen als Vorbedingungen soziologischer Analyse der Gesellschaft. • . . • . . . . . • . 111 Gesellschaftszustand als analytische Basis 112 Gesetz der sozialen Nivellierung . • 113 Gesellschaft besteht durch Konsensus • • 115 2. Die Forderung nach einer neuen politischen Wissenschaft für eine neue Welt. • • . • . • . . . . . . . • . . • . . . . . . 117 Die veränderte gesellschaftliche Wirklichkeit als Aufgabe und Gegenstand einer Erfahrungswissenschaft. • . • • . • • . 118 Der methodische Gang der Untersuchung • • . • . . • . . 119 Nachweis typischer Strukturmerkmale der demokratischen Gesellschaft durch vergleichende Analyse. . • • • • 120 Empirischer Forschungsansatz und Erkenntnisabsicht 122 3. Soziologische Denkmethode • • • . • • . . • • • • 125 Die politische Freiheit als Bezugsproblem der Demokratie- Analyse • • . . • • • . • • . • • . • • • . • . . . . . 125 Gesellschaftliche Strukturen als Vorau.ssetzungen und Hindernisse der politischen Freiheit. • • • . . . . . . . • • . . . . . .• 126 6 Abschluß: Alexis de Tocqueville als Soziologe . 130 Die Position der Distanz . . 130 Demokratisierungsthese und Freiheitspostulat. . 131 Soziologische Erkenntnis und politisches Handeln 133 Anmerkungen. . . . 135 Literaturverzeichnis 199 7 Aus drucktechnischen Gründen können die Anmerkungen nur fortlaufend an den Schluß der Arbeit gesetzt werden. Das erschwert die parallele Lektüre der Text-Interpretation und der Auseinandersetzung mit der Literatur. Der Verfasser bittet den Leser um Verständnis. Einleitung Die Julirevolution in Frankreich im Jahre 1830, die der restaurierten Bour bonenherrschaft ein Ende setzte und mit dem Orleanisten Louis Philippe einen Repräsentanten der neuen Führungsschicht des wirtschaftlich erfolgreichen Bür gertums an die Macht brachte, bildete den ersten entscheidenden Einschnitt im Leben Alexis de Tocquevilles. Der damals fünfundzwanzig Jahre alte Hilfsrichter am Gerichtshof zu Versailles fühlte sich einerseits durch seine Herkunft aus al tem normannischem Adel den traditionalen politischen Kräften des gestürzten Re gimes verbunden, andererseits sah er ihre Ablösung durch das Bürgerkönigtum, dem er sich durch Eid verpflichten mußte, als unvermeidlich und endgültig an. Zusammen mit seinem Freund Gustave de Beaumont suchte Tocqueville nach ei nem Ausweg aus der heiklen politischen Lage. Dieser bot sich mit dem Plan einer Studienreise in die Vereinigten Staaten von Amerika. Die Absicht einer Untersuchung der fortschrittlichen amerikani schen Einrichtungen des Strafvollzuges fand die Billigung der vorgesetzten 13e hörden1• Aber die Freunde dachten schon damals an ein weit ehrgeizigeres Vor haben. Die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen, die sich mit der Julirevolution anzukündigen schienen, hatten ihr Interesse an der sozialen und verfassungsmäßigen Wirklichkeit der amerikanischen Demokratie geweckt. Sie beabsichtigten nichts weniger als eine Gesamtdarstellung des sozialen und politi schen Systems der Neuen Welt. Tocqueville und Beaumont hielten sich vom 11. Mai 1831 Dis zum 20. Februar 1832 in den USA auf. Sie erlebten diese Gesellschaft im Anfangsstadium der Jacksonian Democracy, in der Phase eines wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Wandels in Richtung auf eine Fundamentaldemokratisierung. Aus Be obachtungen, Berichten, vielen Gesprächen und unzähligen Fragen an Gesprächs partner aus allen Bevölkerungskreisen und aus verschiedenen Regionen ergab sich für sie der beherrschende Eindruck einer egalitären und mobilen sozialen Grund struktur und einer gefestigten freiheitlichen politil3chen Ordnung'. Mit der Frage, wie sich diese beiden Elemente in den USA zu einem einheit lichen System verbinden, war zugleich das zentrale Thema angeschlagen, das Tocqueville bei der Verarbeitung des umfangreichen Materials aus seinem Stu dienaufenthalt leitete. Bevor er jedoch die Arbeit an seinem Buch aufnahm, führte ihn 1833 eine weitere Reise für einige Monate nach England. Der freiheitliche Geist dieser Ge sellschaft schien ihm einen nichtrevolutionären, allmählichen Abbau der dortigen aristokratischen Sozialstruktur und den friedlichen Aufbau demokratischer Ein- 9 richtungen zu begünstigen. Das geistig-politische Klima des Inselreiches beein druckte Tocqueville auch während der folgenden Aufenthalte in den Jahren 1835 und 1857 so stark, daß er sich dort wie in einem zweiten Vaterland geistig be heimatet fühlte 3 • Nach etwas mehr als einem Jahr angestrengter Arbeit erschien im Januar 1835 die erste Hälfte seines Amerika-Berichtes unter dem Titel De la democratie en Amerique" Zum gleichen Zeitpunkt brachte Beaumont seine Untersuchung über die Lage der rassischen Minderheiten in den USA in der Form eines Romans her aus'. Tocqueville hat danach noch fünf Jahre an weiterführenden Analysen seiner konkreten Erfahrungen der amerikanischen, englischen und nicht zuletzt der fran zösischen Gesellschaft gearbeitet. Die zweite Hälfte des Werkes erschien 1840'. Die Veröffentlichung der Democratie en Amerique: trug dem jungen Autor einen außerordentlichen Verkaufs erfolg und eine fast einhellige hohe Anerkennung der literarischen und wissenschaftlichen Fachwelt ein. Er wurde schon 1838 zum Mit glied der Academie des Sciences Morales et Politiques berufen und zählte bereits 1841 - als 36jähriger - zu den Unsterblichen der Academie !rancaise . Der Erfolg des Theoretikers wurde auch zum Grundstein der Karriere des praktischen Politikers Tocqueville. Er errang im Jahre 1839 in seinem heimat lichen Wahlkreis einen Parlamentssitz in der Chambre des Deputes, aber die Ab geordnetentätigkeit in der politisch sterilen Atmosphäre der Julimonarchie hat ihn nicht befriedigt. Sein parlamentarischer Einfluß blieb gering. Je deutlicher die herrschende großbürgerliche Schicht sich selbst als pays legal der Nation ver stand und das Volk im Zustand der politischen Unmündigkeit hielt und dadurch den revolutionären Klassenkonflikt heraufbeschwor, desto mehr wurde Tocqueville zum Kritiker des gesamten Systems. Er war kein Parteigänger der Revolution und wurde doch im Jahre 1848 ein loyaler Politiker der Zweiten Republik. Er war maßgeblich an der Ausarbeitung ihrer Verfassung beteiligt und trat 1849 sogar als Außenminister in das Kabinett Odilon Barrots ein. In den wenigen Monaten seiner Amtszeit geriet Tocqueville jedoch in immer stärkere Gegnerschaft zum ersten Präsidenten der Republik, die schließlich im Dezember 1851 mit seiner vorübergehenden Verhaftung im Zu sammenhang mit dem Staatsstreich Louis Napoleons ihren Höhepunkt erreichte. Das mit dem Bruch der Verfassung eingeleitete Regime eines demokratischen Caesarismus widersprach allen seinen Vorstellungen von einer freiheitlichen po litischen Ordnung auf dem Boden der Gleichheit. Enttäuscht und in quälender Sor ge um eine Aushöhlung der politischen Freiheit durch den heraufkommenden demo kratischen Despotismus verbrachte Tocqueville die folgenden Jahre als stiller Be obachter des öffentlichen Lebens in seinem Vaterland. In den Souvenirs', einem autobiographischen Bericht über die letzte Phase sei ner politischen Laufbahn, gab er sich selbst Rechenschaft über seine Ziele und sein Handeln gegenüber den Problemen der erneut aufgebrochenen sozialen Un gleichheit und politischen Unfreiheit. Zugleich begann er 1851/52 mit der Arbeit an einem zweiten großen Werk. Die Studie L 'ancien regime et la revolution, deren ersten Teil er 1856 dem Druck übergeben konnte', nahm in gewisser Weise die Thematik der Democratie en Amerique wieder auf: die Frage nach der Chance der Freiheit unter den Bedingungen der sozialen Nivellierung. Es war eine Art Ge genwartsanalyse am historischen Modell'. Er plante, die Untersuchungen der 10 vorrevolutionären gesellschaftlichen und politischen Struktur Frankreich::: über die Revolution hinaus bis an die Schwelle des Ersten Kaiserreiches fortzuführen. Der plötzliche Tod am 16. April 1859 hat ihn daran gehindert. Tocquevilles wissenschaftliches Lebenswerk bezeugt eine erstaunliche Kon tinuität des Denkens'o• Sowohl die politische Grundposition als auch die theore tische Problematik, die er in der Democratie en Amerique entfaltet hatte, bildeten die unveränderte Leitlinie der späteren Untersuchungen. Die Begegnung mit der Neuen Welt hatte ihm nicht nur den Blick für die Herrschaftsstrukturen eines ega litär werdenden sozialen Gefüges geschärft, sondern ihn auch befähigt, mit der Analyse der amerikanischen Situation gleichzeitig das all g e m ein e Problem der gesellschaftlichen Bedingtheit bestimmter politischer Strukturen anzugehen. Die hier gewonnenen tragenden Einsichten und Kategorien hat er in den späteren Arbeiten wiederaufgenommen. Die Grundlinien seiner politischen Soziologie tre ten jedoch in keiner anderen Schrift Tocquevilles so deutlich als ein theoretischer Ansatz und inhaltlich so vielseitig ausgeprägt hervor wie in dem frühen Werk. Der erste Band der Democratie en Amerique enthält im wesentlichen eine be schreibende Darstellung der politischen Verfassungen und der Verfassungswirk lichkeit in den USA und im Anschluß dar an eine Untersuchung der Auswirkungen des egalitären Prinzips der Volkssouveränität auf die Sitten und Institutionen des öffentlichen Lebens. Die abstrakteren und auf generelle Einsichten gerichteten Analysen des zweiten Bandes beschäftigen sich mit der Widerspiegelung der ge sellschaftlichen Nivellierung in den Denk- und Gefühlsweisen, in den sozialen Be dürfnissen und Normen. Sie untersuchen die Struktur merkmale des neuen gesell schaftlichen Zustandes und die darin angelegten Tendenzen zu einer freiheitlichen oder einer despotischen Herrschaftsordnung. Tocqueville verfolgte mit der Democratie en Amerique. eine dreifache Absicht, der drei unterscheidbare Problemschichten des Werkes entsprechen: Zum einen ging es ihm um eine beschreibende Gesamtdarstellung des gesell schaftlich und politisch Neuartigen in der amerikanischen Welt. Schon vor Beginn der Reise betonte er in einem Brief an Eugene Stoffels diese A.ufgabe einer mög lichst umfassenden und exakten Information: Nous partons dans l'intention d'examiner en detail et aussi scientifiquement que possible tous les ressorts de cette vaste societe americaine dont chacun parle et que personne ne connalt (B. V, 414). Aber schon die Einleitung zu dem Werk verwies auf die zweite Schicht einer auf allgemeine Erfahrungen zielenden Analyse: J'avoue que dans l'Amerique j'ai vu plus que l'Amerique; j'y ai eherehe une image de la democratie elle-meme, de ses penchants, de son charactere, de ses prejuges, de ses passions (I/1, 12). Auf dieser Ebene galt die Untersuchung den typischen Strukturmerkmalen ei-. ner egalitären Gesellschaft, ihren freiheits gefährdenden Tendenzen und den freiheitsbewahrenden Funktionen bestimmter politischer Sitten und Institutionen auf dem Boden der Gleichheit. 11

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