FORSCHUNGSBERICHTE DES LANDES NORDRHEIN-WESTFALEN Herausgegeben durch das Kultusministerium Nr. 912 Prof. Dr. rer. techno Fritz Reutter Mathematisches Institut an der Technischen Hochschule Aachen Die nomographische Darstellung von Funktionen einer komplexen Veränderlichen und damit in Zusammenhang stehende Fragen der praktischen Mathematik Als Manuskript gedruckt Springer Fachmedien Wiesbaden GmbH ISBN 978-3-663-06112-0 ISBN 978-3-663-07025-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-663-07025-2 G 1 i e d e r u n g . . Einleitung · · · · · · · · · · · · · · · · · s. 5 I. Die allgemeine Darstellung einer analytischen Funktion durch ein Nomogramm mit zwei Gleitkurvenscharen S. 7 1 . Gleitkurvennomogramme für eine Funktion von zwei reellen Veränderlichen · · · · · · · · · · · · · s. 7 2. Gleitkurvennomogramme von Funktionen einer komplexen Veränderlichen · · · · S. 8 3. Beispiele zu 2 · · · · S. 12 I!. Anamorphosierbare analytische Funktionen · · · · · · s. 19 1 . DarsteIlbarkeit einer analytischen Funktion durch Fluchtliniennomogramme mit vier i.a. krumm- linigen PunktskaIen als Ausartungsfälle von Gleit- kurvennomogrammen · · · · · · · · · · · s. 19 2. Die geometrische Gestalt der Skalenträger und die Ermi ttlung der Skalengleichungen · · · · · · · · S. 22 3. Allgemeines über die DarsteIlbarkeit elementarer Funktionen · · · · · · · · · · · · · · · · · · · s. 25 4· Allgemeines über die DarsteIlbarkeit elliptischer Funktionen und Integrale · · · · · · · · · s. 26 II!. Nomogramme elementarer Funktionen · · · · S. 32 1. Algebraische Funktionen · · · · · · S. 32 2. Transzendente Funktionen · · · · · · · · · S. 41 IV. Nomogramme Jacobischer elliptischer Funktionen · · · · · · s. 45 1 • Die Skalengleichungen · · · · · · · · · · · · · · S. 45 2. Allgemeines über die geometrische Struktur der Nomogramme · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · S. 51 3. Nomogramme für die Funktionen (2,32) - (2,35) und ihre besonderen Eigenschaften · · · · · · S. 53 4. Die zweckmäßige Formgebung der Nomogramme im Hinblick auf die Ablesemöglichkeiten · · · · · · · s. 59 . . . . V. Nomogramme für die Weiers traß' sche 't -Funktion S . 62 . . . . . . . 1 • Die Skalengleichungen · · S • 62 2. Die geometrische Struktur der Nomogramme S. 64 . . . . . 3. Beispiele · · · · · · · · · · s. 66 Sei te 3 . . . . . . . . VI. Abschließende Bemerkungen · s. 67 . . . 1- Die Mehrdeutigkeit der Ablesungen · · · · s. 67 . . 2. Ablesebeispiele und Genauigkeitsfragen · · · s. 67 3· Erweiterungsmöglichkeiten und Ausblick · · · · s. 70 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. ZusamLlenfassung • . . 71 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . s. Literaturverzeichnis 73 Seite 4 Einleitung Die großen Fortschritte der technischen Entwicklung zwingen immer mehr dazu, bisher verwendete technische Berechnungsmethoden durch genauere mathematische Verfahren zu ersetzen. Das führt dazu, daß Funktionen, die bisher im wesentlichen von rein mathematischem Interesse waren, sehr an praktischer Bedeutung gewinnen. So sind z.B. in den letzten Jahren an der Technischen Hochschule in Aachen eine Reihe von Arbeiten über Einflußflächen von Platten polygonaler Berandung [1J entstanden, bei denen konforme Abbildungen mit Hilfe Jacobischer elliptischer Funktionen hergestellt werden mußten. Dieselben Funktionen treten u.a. auch auf bei der Berechnung elektrischer Filter und bei zahlreichen zweidimen sionalen Problemen der Elektrotechnik, der Strömungslehre und der Ela stizitätstheorie, die mit Hilfe der konformen Abbildung eines polygona len Bereiches auf die Halbebene oder den Einheitskreis behandelt werden. Die Berechnung der zur Konstruktion einer solchen konformen Abbildung benötigten zahlreichen Funktionswerte von elliptischen Funktionen eines komplexen Arguments führt aber auch bei Verwendung der bekannten Tafeln [2J der Jacobischen Funktionen eines reellen Arguments zu einem sehr großen, sich oft über Jahre erstreckenden Rechenaufwand, sofern man sich nicht eines elektronischen Rechenautomaten bedienen kann. Da aber die Genauigkeitsansprüche in vielen Fällen oft gar nicht so groß sind, liegt der Gedanke nahe, die benötigten Funktionswerte mit Hilfe von Nomogrammen zu bestimmen, sofern diese Funktionen eine solche Darstellung gestatten. Nomogramme sind ein Hilfsmittel zur Rationali sierung der Rechenarbeit bei technisch-wissenschaftlichen Aufgaben, und sie werden dies wohl in einem hierfür geeigneten Anwendungsbereich, in dem sich der Einsatz von elektronischen Maschinen nicht lohnt, auch weiterhin bleiben. Insbesondere kann man sich mit ihrer Hilfe in vielen Fällen den bei technischen Aufgaben so wichtigen Überblick über die Parameterabhängigkeit gewisser Größen verschaffen, deren genauere Be rechnung dann nur noch in einem oder wenigen Einzelfällen erforderlich ist. Zudem ermöglicht es gerade der Einsatz elektronischer Rechenauto maten, die nomographischen Hilfsmittel in viel größerem Umfange auszu bauen. So können z.B. mit Hilfe dieser raschen und genauen Berechnungs methode von ein und derselben Funktion zahlreiche, durch projektive Transformationen ineinander überführbare Fluchtliniennomogramme herge stellt werden, von denen jedes in einem anderen Bereich der Veränder lichen besonders genaue Ablesungen erlaubt und besonders fein graduiert Seite 5 ist. Hierzu kommen noch die durch den Einsatz moderner Mittel der Zei chen- und der Reproduktionstechnik gegebenen Möglichkeiten, so daß sich insgesamt eine erhebliche Genauigkeitssteigerung für das Arbeiten mit Nomogrammen ergibt. Für einzelne Funktionen einer komplexen Veränderlichen, im wesentlichen für die Exponentialfunktion und die trigonometrischen Funktionen, sind Fluchtliniennomogramme mit Hilfe elementarer geometrischer Überlegungen schon vor längerer Zeit angegeben worden [3], [4], [5]. Außerdem ist ein Sammelwerk mit ~ahlreichen Nomogrammen solcher Funktionen (insbe sondere Hyperbelfunktionen und Exponentialfunktion eines komplexen Ar guments) bereits in zweiter Auflage erschienen [6]. Im folgenden soll eine zusammenfassende und abschließende Darstellung der Ergebnisse von Untersuchungen über die nomographische Darstellung von Funktionen einer komplexen Veränderlichen gegeben werden. Über einige dieser Ergebnisse wurde bereits in [7] und insbesondere in [S] und [9] berichtet. Daher werden diese Ergebnisse in Kapitel 11, IV und V des vorliegenden Berichtes z.T. in gekürzter Form dargestellt, je doch so, daß sie auch ohne die Lektüre von [7] und [S] verständlich sind. Die Untersuchungen in Kapitel IV sind hier unter allgemeineren Gesichtspunkten als in [S] dargestellt. Darüber hinaus wurden durchweg neue Abbildungen gewählt. In Kapitel I ist ein allgemeiner Weg zur Darstellung einer beliebigen Funktion einer komplexen Veränderlichen angegeben und durch Anwendungsbeispiele sowohl aus dem Bereiche elemen tarer als auch höherer transzendenter Funktionen belegt. Endlich ist die in Kapitel 11 dargestellte allgemeine Theorie in Kapitel 111 auf eine systematische Untersuchung der Nomogramme elementarer Funktionen ange wandt, wodurch Ergebnisse gewonnen werden, die erheblich über [3], [4], [5] hinausgehen. Seite 6 I. Die allgemeine Darstellung einer analystischen Funktion durch ein Nomogramm mit zwei Gleitkurvenscharen 1. Gleitkurvennomogramme für eine Funktion von zwei reellen Veränderlichen Eine Funktion u=u(x,y) läßt sich stets durch ein Netztafelnomogramm mit zwei (kartesischen) Geradenscharen ~ = x, 11 y und einer i.a. krummen Kurvenschar u = u(~ ,11) , der Schar der Höhenlinien der Fläche u=u(x,y), darstellen (Abb. 1). h i I -i-- I -1---- I I -'+-'-'-+'-'1'-'-'-'-'-7 '( '-'-'-'-'-'-'-'-'-'-' ._.~ . I I ~-----c-----~ I I I I A b b i I dun g 1 A b b i I dun g 2 Netztafelnomogramm Gleitkurvennomogramm (schematisch) (schematisch) Durch eine Korrelation (duale Abbildung) entsteht hieraus ein Nomogramm mit zwei geradlinigen PunktskaIen (die aus den bei den kartesischen Geradenscharen hervorgehen) und einer Kurvenschar. Eine jede Kurve die ser Schar ist das Hüllgebilde der 1 Geraden, die das duale Abbild der 00 1 Punkte je einer Kurve der Schar u=u(~,11) darstellen, d.h. jedem fe 00 sten Wert von u entspricht auch im dualen Bild je eine Kurve. Je drei durch die funktionale Beziehung u=u(x,y) verknüpfte Werte u,x,y liegen auf einer Ablesegeraden, welche die Tangente an die zugehörige u-Kurve 1 ist. Jede u-Kurve ist die Einhüllende der je 00 Verbindungsgeraden aller Wertepaare x,y, die denselben Wert u=u(x,y) liefern. Daher heißen die 7 Seite u-Kurven auch Gleitkurven, das zugehörige Nomogramm auch Gleitkurven nomogramm (vgl. Abb. 2). Der Begriff eines Gleitkurvennomogramms ist bereits theoretisch von SCHWERDT in [4J eingeführt, hat aber offenbar nie eine Anwendung gefun den. Jede beliebige Funktion von zwei reellen Veränderlichen, sofern sie nur gewisse Differenzierbarkeitseigenschaften besitzt, läßt sich durch ein Gleitkurvennomogramm mit zwei geraden Skalen und einer Gleit kurvenschar darstellen. Eine Verallgemeinerung besteht darin, an Stelle der geradlinigen Skalen für x und y zwei beliebige Kurven als Träger der Skalen für x und für y anzunehmen. Bilden die je 001 Geraden für alle u-Werte je ein Strahlenbüschel, so tritt an die Stelle der Gleitkurvenschar eine (i.a. krummlinige) Skala, die u-Skala, und die Funktion läßt sich durch ein Fluchtliniennomogramm darstellen. Die dazu duale Netztafel besteht jetzt aus zwei kartesischen und einer allgemeinen Geradenschar. Die heißt anamorphosierbar. ~~nktion . r: Gleitkurvennomogramme von Funktionen einer komElexen '- Veränderlichen Gegeben sei die analytische Funktion w = w(z) mit w = u + iv, z = x + iy, ( 1 , 1 ) ihre Umkehrung sei mit z = z(w) bezeichnet. Die Funktionen u = u(x,y) ( 1 ,2a) v = v(x,y) ( 1 , 2b ) genügen den CAUCHY-R1EMANNschen Differentialgleichungen u v u - v x y y x Dann läßt sich nach 1,1 für u = u(x,y) und v = v(x,y) je ein Nomogramm mit zwei geradlinigen Leitern für die unabhängigen Veränderlichen x und y und je einer Gleitkurvenschar für die abhängigen Veränderlichen u bzw. v angeben. Die Leitern können ohne Einschränkung der Allgemeinheit parallel angenommen werden, und zwar so, daß sie beiden Nomogrammen gemeinsam angehören. Je zwei Wertepaare x,y und u,v, die durch (1,1) verknüpft sind, liegen auf einer Ablesegeraden, die je eine u- und eine v-Kurve berührt und die Skalenpunkte x und y verbindet. Seite 8 Haben die Skalen für x und y die Darstellung ~ = 0, ~ = c, so gilt für das in Abbildung 3 angegebene Koordinatensystem ~, 1) folgen de Gleichung der Ablesegeraden: g2-g1 ° . F(~,1) ,x,y) == 1) - -- ( 1 ,5) c - - ~ A b b i 1 dun g 3 A b b i 1 dun g 4 Zur Gleichung der Ablesegeraden Gleitkurvennomogramm eines Funktionensystems Hieraus erhält man für die Gleichung ihrer Hüllkurven u = const bzw. v = const und damit für die Parameterdarstellung der beiden Gleitkurvenscharen unter Berüc,k sichtigung von (1,3): g1 uy g = C --:,---71-- g1Uy+g2ux (u-Schar) , ( 1 ,6) , , g1g2Uy+g1g2Ux , , 11 = g1Uy + g2ux Seite 9
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