DieNachtderbösenAngela Es war einmal ein Mädchen, und es war schön! Schwarz wie Ebenholz das Haar, kirschrot der Mund und weißdiezarteHaut. Lieblich sein Gesicht, biegsamdie Gestalt - ein Mädchen wie aus einemMärchen. Irgendwannverliebteessich,unddamitbeganndasUnheil. AusdemMädchenwurdeeineBlutsaugerin,unddamitbeganndieGeschichtederbösenAngela... ∂ »UndsowirstdumichbisanmeinLebensendebegleitenundnochdarüberhinaus.Versprichstdu mirdas?« Angela hörte die Worte und senkte den Kopf. Noch nie hatte ein Mann sie das gefragt und sie in eineso großeVerlegenheit gestürzt. Er solltedieRöteihres Gesichtsnicht sehen, aber ihr Nicken warihmAntwortgenug. »Dannkomm«,sagtederMann,»damitwirdenBundschließenkönnen.« Angelagehorchte.Sieraffteden baumwollenenUmhangvorihrer Brustzusammenundfolgteder hochgewachsenen Gestalt in den nächtlichen Wald, wo die Schatten wie Tücher zwischen den Bäumenhingen. AngelahattedenMannvorwenigenTagenerstgesehen.AlssieamBachWasserholte,hatteerdort gewartet.ErsaßaufdemRückeneinesPferdesundhatteaufsiehinabgeblickt.Dannwarerabge- stiegen,zuihrgegangen,hatteihrenKopfleichtangehobenundinihrGesichtgeschaut. »Ja,dubistdieRichtige.Duwirstmichbegleiten...« Angelagingmit.Siehattenichts,woransiehing,sielebteindenTaghineinundwußtenichtein- mal,werihreElterngewesenwaren,weilmansiegefundenhatte. Ausgesetzt im Wald, ein Findling, aber ein Mädchen, dessen Schönheit im Laufe der Jahre voll erblühte,sodaßdieMännerglänzendeAugenbekamen,wennsieAngelasahen. Niemandemhattesiesichbisherhingegeben,beidiesemFremdenwaresanders.Daverließsieihre Zieheltern, das Köhler-Ehepaar, und folgte ihm. Ihre kleine Habe hatte er hinter den Sattel seines Pferdesgepackt.NureinmalhatteerseinenNamengenannt. RomainBloch! ErgehörtezudenEdlen,warkeineinfacherMann,keinSöldneroderHandwerker.Erstammteaus demSüden, wie er sagte, und er war in das Elsaß gekommen, umeine bestimmte Frau zu finden. Angelasollteessein. Vorihrschritterher.SeineKleidungwarteuer,dashattesieschongesehen.Erhatteeinschmales Gesicht und einen dunklen Oberlippenbart, der ihm einen etwas verwegenen Ausdruck gab. Die ebenfallsdunklenAugenkonntenlachen,drohenundauchsohartblicken,daßMenschenvorihnen erschraken. Angelanicht.SieschenktedemMannihrVertrauen,dennsiewußte,daßersieineinebessereWelt undineinbesseresLebenführenwürde.Dashatteerihrversprochen. Der dichte Wald lichtete sich sehr schnell. Holzfäller hatten hier ihre Spuren hinterlassen und an vielen Stellen auch das Unterholz mit weggeschlagen. Wie kleine Inseln lagen die abgeholzten Lichtungen verteilt, Baumstümpfe wuchsen aus demBoden, alswollten sie jedemBesucher einen Sitzplatzanbieten. Romain BlochsReittier schnaubtedesöfteren unwillig, weil esihmnicht gefiel, daßesdurch den WaldgeführtwurdeunddieZweigederNadelgewächsemanchmalgegenseinFellpeitschten.Sein Herrkümmertesichnichtdarum.ErsteuerteeinebestimmteLichtungan,ließdieLeinelosundgab demTiereinenKlapsaufdieHinterhand. DasPferdwußteBescheid,estrotteteabseitsundbegannzugrasen. Angelakamnurlangsamnäher.Siehattenichtgefragt,abersiewußte,daßetwaspassierenwürde unddieserHaltfürsiesehrwichtigwar.HochaufgerichteterwartetesieRomainBloch.Wegender 2 nächtlichenKühlehatteereinenUmhangübergestreift,dernichtsolangwar,umdieDegenspitze zuverdecken,dieschrägunterdemStoffdesUmhangshervorschaute. EsgefielBlochnicht,daßAngelastehengebliebenwar.Erwinkteihrzu,»Kommbitteher.« Sienickte. Eswareinekühle,aberherrliche,mondhelleNacht.DasbleicheLichtbreitetesichauswieeinblas- sesGespinst.DersilbrigeScheinberührtedenBoden,krochgeisterhaftandenStämmenderBäume hoch und verfing sich schließlich in ihren dichtbelaubten Zweigen, wo die Blätter einen matten Glanzangenommenhatten. Als das Mädchen vor ihm stehenblieb, nickte er. Bloch war größer als Angela, sie mußte zu ihm hochschauenundbemerkteseinenprüfendenBlick,mitdemersieabtastete. Dasmachtesieverlegen,besondersweilereswar,dersiesoprüfendanschaute. »Bitte«,sagtesie.»WashabtIhranmirauszusetzen?« »Überhauptnichts,Angela.« Sielächelteverlegen.»AberIhrschautmichsoungewöhnlichan,wißtihr...?« »Dubistes wert,angeschautzuwerden.SelbstimLichtdesMondesöffnetsich mirdeineSchön- heit.Vielleichtgeradedeswegen,weilseinLichteineBlume,wieduesbist,streichelt.« »DassagtIhrnur...« »Nein,dasistmeinErnst.«Ergingaufsiezu.MitseinenHändenstreichelteerihreSchultern,und Angelaerschauderte. Dabei lächeltesieund wünschtesich,daßer dieBerührungweiterführteund auchüberandereStellenihresKörpersstrich. Eslagnochnichtlangezurück,dawarinihremKörpereinneuesGefühlerwacht.EinPrickelnund Brausen,manchmaleinJubeln,wennsiediejungenMännerbeobachtethatte.Siefühltesichimmer stärker zum anderen Geschlecht hingezogen, nur durfte sie das nicht offen zeigen. Ihre Zieheltern wärenentsetztgewesen. AberderDranghattesichdermaßenverstärkt,daßsiemitRomainBlochmitgegangenwar,ohnezu überlegenundauchohneesihrenZiehelternzusagen. NunstandensiesichimdunklenWaldgegenüber.DerBodengabdieSonnenwärmedesTagesab, währendsichinBaumhöhefeuchteSchleierbildeten,diesichimGeästverteilten. AngelaschautenurindasGesichtdesMannes.SiekannteihnerstseitwenigenTagen,underwar ihrnichtfremd.SovertrauteigentlichwiekeinandererMensch. WardasLiebe? »Esist nicht mehr weit«, sagte er mit seiner dunklen Stimme, die einen weichen Klangangenom- menhatte.»WirwerdendasPferdhiergrasenlassenundgehen.« »Gehen?«wiederholtesieleise.»WohinwolltIhrmichführen?« »Dorthin,wowirdenBundschließenwerden.« »IneineKirche?« Erließsieplötzlichlos,undseinMundverzerrtesich.DrohendrücktendieEndenderAugenbrauen aufeinanderzu,sodaßsiesichfastüberderNasenwurzeltrafen. Angela erschrak. »Bitte, entschuldigt, wenn ich etwas Falsches gesagt habe. Ich wußte nicht, daß Ihr...daßIhr...« »Waswußtestdunicht?« »DaßIhrdieKirchenichtmögt.AberwennwireinenBundschließenwollen,dann...« »EsistkeinBund,sowieduihndirvorstellst,meineLiebe.UnserZielisteinanderes.Essinddie GräbermeinerAhnen.«DieletztenWortehatteerdunkelklingendausgesprochenundihnenetwas vondieserUnheimlichkeitgegeben,diedasGebietderGräberumflorte. Angelahatteverstanden.EsgabDinge,vordenensiesichbesondersfürchtete.Daswarendiealten Friedhöfe, die versteckt liegenden Leichenacker. Grabsteine hatten für sie etwas Unheimliches an sich.SieerinnertenanBlutundTod.Siehattegesehen,wieMännerinwildenKämpfenfielenund derenBlutinderErdeversickerte. Romain lächelte. »Was fürchtest du dich?Ich seheesdeinemGesicht an, daßdu Angst hast, aber dieTotenwerdendirnichtstun.SieliegeninderErdeundwarten.UndihreSeelenwerdensicher- 3 heben,umdenBundzubesiegeln,denwirschließenwerden.Duundich,wirbeidesindetwasBe- sonderes.Wirsinddazuausersehen,ineinerfernenZeitfürdenjenigenzusorgen,demwirdienen.« »IchversteheEuchnicht...«AngelahobihreschmalenSchulternundhörtedasberuhigendklingen- deLachendesMannes. »Dubrauchstnichtszuverstehen.Dumußtnurdastun,wasichdirsage.Willstdues?« »Ja,ichmöchte.« »Dann ist es gut. Wir werden keine Schwierigkeiten bekommen, das kann ich dir versprechen. WennderBundeinmalgeschlossenwordenist,kannihnniemandmehrtrennen.Dudarfstesdirals eine Ehre anrechnen, daß du für eine dieser großen Aufgaben ausgewählt worden bist. Nicht jede Person wäre in Frage gekommen, aber du bist geboren worden, um Geschichte zuschreiben. Ir- gendwann einmal werden die Menschen Angst vor dir haben, aber darüber wollen wir jetzt nicht reden.Dumußtmirnurvertrauen.Willstdudas?« »Ja,ichmöchte.« RomainBlochlegteseinenArmumdieSchulterndesMädchensunddrückteesansich.Ersahnoch einmal zu seinem Pferd hinüber, das friedlich graste. Die letzten Meter mußten sie ohne das Tier zurücklegen,dennderWaldwuchswiederdichterzusammen. Siebliebenbeisammen,alssiesichihrenWegdurchdasUnterholzbahnten.Angelapreßtesicheng gegendenKörperdesMannes.ManchmalflogeinSchauerüberihrenRücken,wobeiihrdanneis- kaltwurde,bissiesichwiederandenDruckseinerHandgewöhnte,derihreinesogroßeSicherheit gab. MitdiesemMannwäresieüberallhingegangen,selbstindieweitesteFremde. Sie waren über eineStundegeritten. So weit hatte sich Angela noch nievon ihremHausentfernt. Undsiewundertesichdarüber,daßderBodenweicherwurde,diehohenBäumeverschwandenund sich auch die Form des Unterholzes veränderte. Es war nicht mehr so knorrig und bestand auch nichtauseinemWirrwarrvonÄsten.FarneundRankenwuchsenaufdemfeuchtenUntergrund.Sie vernahmungewöhnlicheLaute.DasQuakendickerFrösche,manchmaleinSummen,wennInsekten durchdieLuftschwirrten,undsiehörteauchdasGluckernundGeräusche,alswürdenBlasenzer- platzen. »WoführtIhrmichhin?«wagteAngelazufragen. »DieGräbermeinerAhnenliegenimSumpf.NaheeinerQuelle.« »AberderSumpftötetMenschen.« »Ja, das kann er, wenn man ihn nicht genau kennt. Nur keineSorge, Angela. Ich kenne mich aus, ichweißgenau,wasichzutunhabe.Duwirstesschonmerken.« »Ihrseidinallemsosicher.Soetwashabeichnochnieerlebt.« »Wennmanherrschenwill,mußmanSicherheitausstrahlen,meineKleine.«Erbliebstehen,lächel- te sie an und drückte sie dann nach rechts, wo sich ein schmaler Pfad durch dicht wachsendes Buschwerkzogundetwasanstieg. Siebrauchtennichtmehrweitzugehen,alsAngeladassanftePlätschernhörteundihrenBegleiter daraufaufmerksammachte.»Washatdaszubedeuten?« »EsistdieQuelle,vonderichdirberichtete.« »DannhabenwirbalddieGräberderAhnenerreicht?« »Ja,sieliegenbeiderQuelle.MansagtihrmagischeKräftenach.«Erlachteleise. »Glaubstduan Magie,kleineAngela?« WieeinkleinesKindschlugsiegegenihrenMund.»Nein,ansoetwasdarfmannichtglauben.Es istfurchtbar,daswurdemirimmerwiedergesagt.Magie...« »KanneineWohltatfürdieMenschensein,Angela.Ichweißdas.IchbinmitberühmtenMännern und mächtigen Magiern zusammengekommen und habe mit ihnen darüber gesprochen. Die Magie istwieeinFeuer.Hatesdicheinmalerfaßt,brenntesimmerweiter,ohnedaßdueslöschenkannst. Duwirstdamitlebenkönnen,denneswirddirauchdieKraftgeben,denTodzuüberwinden.« »GütigerHimmel,wiesprechtIhr?« BlochsMundverzogsichzueinemLächeln.»GibdirkeineMühe,eszubegreifen.NimmdasGe- 4 sagteeinfachhin,undjetztkommweiter,dieGräbermeinerAhnenwarten.« Angela schauderte, wagte jedoch keinen Widerspruch. Willig ließ sie sich von dem Mann führen, derihrGattewerdensollte.BeieinerTrauunginfinstererNacht,unterfreiemHimmelundanden GräbernseinerAhnen.EskamihrvorwieeinTraum.Wobeisienichteinmalwußte,obsieihnals gutoderböseeinstufensollte. SchonbaldwurdensienichtmehrvondenhohenBäumenbegleitet.NurlichtesGraswuchsrechts undlinksdesPfadsundmanchmaleinverkrüppelterBusch. AngelablicktezumHimmelhinauf.ErwirktesounendlichundzeigteeinedunkelgraueFarbe.Die GestirnestandenwiegemaltamFirmament,undderMondleuchtetezwischenihnenwieeinkreis- rundes,blassesAuge,dasallesbeobachtete, Trauer erfaßte sie urplötzlich. Angela dachte daran, daß sie möglicherweise dieses Bild zum letz- tenmalinihremLebensah.Siewußteselbstnicht,wiesiezudieserAnnahmekam.DerHerzschlag raste, sietastetenach der Hand ihresBegleiters und flüsterte: »Bitte, haltet mich fest. Haltet mich fürimmerfest!« »Wasist?« »Entschuldigt,mirwarsoeben...« »KeineSorge,wirsindschonda.« Siehatten einekleine Anhöheerreicht, und Romain Bloch streckteseinen Armaus. Er schwenkte ihnnachlinksundwiesaufeineschmaleFelswand,dieausdemsaftigenBodenindieHöhewuchs. ZahlreicheRissezeigtesie,unddichtunterihrem»Dach«einLoch.EinWasserstrahlschoßausder FelswandineinkleinesBecken.EshatteeinenÜberlauf,durchdendasWasserindenSumpflief. »DasistdieQuelle!«flüsterteRomain.InseinerStimmeschwangEhrfurchtmit. »UndwosinddieGräberEurerAhnen?«erkundigtesichAngela. »Dustehstaufihnen.« »Was?« Er nickte lächelnd. »Sie liegen unter diesemBoden an der magischen Quelle. IhreSeelen erfüllen denSumpf,undsiesindbereit,dichzuempfangen,wennwirdenBundfüralleZeitengeschlossen haben,meineLiebe.Manhat michfürdieseAufgabeausgesucht.Ichwerdesieauchdurchführen, undichbinmirmeinerVerantwortungsehrwohlbewußt,dieichzutragenhabe.« »Wassollichtun?«fragteAngela.»Drehdichzumirhinundsiehmichan!« Dastat sieohneWiderspruch. Romain schautesieso seltsaman, daßsieunter seinemBlicknicht nurerschauderte,sondernauchetwasspürte,dasinihremKörpereingewissesBegehrenentfachte. Romain Bloch streckteihr dieHändeentgegen und legtesiedorthin,wo zwei Spangen diebeiden Mantelhälftenzusammenhielten. Eröffnetesie. Der Mantel rutschtevon ihrer Schulter und faltetesich hinter ihrzusammen. Darunter trugsieein schlichtes Kleid, das an einigen Stellen Flicken zeigte. Es wurde durch dunkle Knöpfe von unter- schiedlicherGrößegeschlossen,inHöhederTaillebefandensichauchzweikleineHäkchen. Romain machtesich an den Knöpfen zu schaffen. Er fing mit demersten dichtunterdemHals an undließihnmiteinergeschicktenDrehungausdemKnopflochgleiten. Sogingesweiter. DerzweiteundderdritteKnopfwurdengeöffnet.DasMädchenstandunbeweglichaufdemFleck. EshattedievollenLippenzueinemverlorenwirkendenLächelnverzogen.DieAugenwirktenein wenigverdreht,alswürdensienachinnenundnichtnachaußensehen. BeimÖffnendesfünftenKnopfesliefeinZitternüberihrenKörper.»WastutIhrda?« »Ichziehedichaus.« »Nein,dasist...dashatnochnieeinMann...« Sie wollte zurückweichen. Es blieb beim Vorsatz, denn Romain hatte seine Hand auf ihre rechte Schultergelegtundmachtemitderlinkenweiter. Angela wagtenicht, sich zu rühren. Siewollteauch keinen Widerstand leisten, dasie mittlerweile das ungewöhnliche Gefühl übermannt hatte, das ihr erst seit einigen Wochen so intensiv bekannt 5 war. Angela leistete auch keinen Widerstand, als der Mann die Häkchen an der schlanken Taille öffnete.ErbrauchtejetztnurnochseineFingerunterdenStoffzuschieben,umdasKleidzuBoden flatternzulassen.EsbliebimfeuchtenGrasliegen. Obwohlesnichtkaltwar,frorAngela.SiestandinihremUnterhemdda,dasauszweiverschiede- nen Stoffen zusammengenäht war, und schämte sich. Ihre Arme hielt sie vor der Brust gekreuzt, abersiewehrtesichnicht,alsRomainBlochnachihrenHandgelenkenfaßteunddieArmesoausei- nanderbog,daßsieschließlichanbeidenSeitendesKörpersherabhingen. ErzogAngeladasHemdaus! Sie spürte den Stoff über ihre nackte Haut gleiten, stöhnte unterdrückt auf, schloß die Augen und konzentriertesichnurnochaufdieHändedesMannes,diestreichelndundforderndüberihrenvoll- erblühtenKörperglittenundauchdieintimenStellennichtausließen. AlsRomain ihr auch noch dasletzteKleidungsstückauszog, begann siezu schluchzen, aber seine warmklingendeStimmenahmihrdieSchamvordemeigentlichFremden. »Du bist schön, Angela. Du bist schöner, als ich dachte. Ich habe genau das Richtige getan.« Er nicktezuseinenWorten.DieseBewegungbekamAngelamit, weilsiegenauindemMomentihre Augenöffneteundihnanstarrte. Er lächelte. Das Mondlicht fiel über die Ahnenstätte und ließ beide Menschen ungewöhnlich blaß erscheinen.AngelahatteeineGänsehautbekommen.DieknospenhaftenBrustspitzenrichtetensich auf.Angelaversuchtejetztauchnichtmehr,ihreBlößenzuverdecken. StattdessenkonzentriertesiesichaufdieStimmedesvorihrstehendenMannes.»Ichhatteverspro- chen, mit dir den Pakt zu schließen, kleine Angela. Daran werde ich mich auch halten. Wir beide werdenbaldeinssein,aberanders,alsduesdirvorstellst.« »WiemeintIhrdas?« »Kommher...« Angelazögertenoch,aberderMannließnichtlocker.Erwinkte,bissiezuihmtratundsichauch nichtwehrte,alsersieanfaßte,wobeisichihrBegehrennochsteigerte. DasMädchenließsichnieder.»Ja«,flüsterteesdabei,»ja,dusollstestun.Ichwilleshaben.Jetzt, hier auf der Stelle.«Mit dem bloßen Rücken sank sie in das weiche, feuchte Gras, dessen Halme ihreHautkitzelten. IhrkamesvorwiedasStreichelnweicherFedern,wobeidieBerührungenderMännerhändeebenso weichundtastendwaren.GelangtemansoindenHimmelderLiebe? Erwachsene hatten davon gesprochen. Angela durfte diese Gespräche nicht hören, aber sie hatte ihnenheimlichgelauscht.IhrBlutkochte.Überallkribbeltees,ihrSchoßschiendabeiinFlammen zustehen,undsiehieltdieAugengeschlossen.Sehenwolltesie nicht,nurspüren.Siewarteteauf dasWasser,dasihrFeuerlöschte. »Schaumichan!«flüsterteRomainBlochrauh. AngelaöffnetedieAugen.SiesahseinGesicht.ZuerstdieStirn.DannglittihrBlickweiterüberdie NaseunddenkleinenOberlippenbartzumgieriggeöffnetenMund. ZweiZähneragtenausdenMundwinkelnhervor.UngewöhnlicheZähne. Vampirhauer! ∂ EsgabdieSchauergeschichtenderjenigenErzähler,dieüberihreErlebnisseberichteten,diesiemit Vampirengehabthatten.InfremdenLändern,wodieWäldernochdichterwarenunddieFriedhöfe viel älter als in Deutschland, sollten Wesen hausen, die eigentlich tot sein mußten, aber dennoch lebten, weil siezu einer ewigen Unruheverdammt worden waren und sichnurnochvomBlut der anderenernährenkonnten. DaswarendieWesen,diemanVampirenannte! Und Romain Bloch gehörtezu ihnen. Dieser Edelmann, der so ritterlich sein konnte, demsie ver- trauthatte,unddessenWandlungsieeinfachnichtfassenkonnte. EsdauerteseineZeit.DeshalbmaltesichdasErschreckeninihremGesichtnurallmählichab.Mit demBegreifenkamdieAngst.DasBlutverließihrenKopf,sodaßdieHautdiegleicheFarbean- 6 nahmwiediedesMannes. ErsprachmitoffenemMundundfragtemitrauherStimme:»Weißtdujetzt,werichbin?« AngelastarrteaufdieZungenspitze.SiebewegtesichzwischendenbeidenBlutzähnen.Esfielihr schwer,eineAntwortzugeben.DieKehlesaßzu. SoglichenihreWorteauchmehreinemKrächzen,alssieerwiderte:»DubisteinBlutsauger.« »Ja,dasbinich.UndichwerdedeinBluttrinken.Ichhabedirversprochen,mitdireinenPaktein- zugehen,derbisüberdeinLebensendehinausgeht.DabeimeineichdasEndedeinesnormalenLe- bens.NichtdasEndeüberhaupt,dennduwirst weiterlebenunderwachen,wennandereMächtees sowollen.FürdichhabenwireineAufgabevorgesehen.Duwirstdichumihnkümmern,ihnnähren undauchgroßziehen,aberdas,meineliebeBraut,wirderstspäter,vielspätergeschehen.« »Warum?«hauchtesie.»Warumdasalles?« »Fragnicht,kleineAngela,nimmeshin.Seiglücklich,daßdulebenkannst.« RomainBlochbeugteseinenKopfihremGesichtentgegen,alswollteersieküssen.Siespürteden DruckseinesKörpersaufsichwieeinenschwerenFels. ErstreiftenichteinmaldieLippendesjungenMädchens.DerVampirhatteetwasganzanderesvor. Erwolltedastun,wasertunmußte. Sein Mund glitt seitlich amKinnder Liegenden vorbei, biser diezarte Haut desHalsesdicht vor sichsah.UnterihrzeichnetesicheinemitBlutgefüllteAderab. Siewollteerhaben. Angeladrücktesichihmentgegen,alssiedenscharfen,gleichzeitigsüßenSchmerzanihremHals spürte.SofortdanachdenDruckderLippen.Sieglaubtesogar,dasBlutsprudelnzuhören,doches warennurdiesaugendenundschmatzendenGeräuschedesVampirs,derihrenkostbarenLebenssaft trank. Esdauertenichtsehrlange,bissiediegroßeMüdigkeitübermannte.Siewarandersalsdienormale, dieamAbendkamundAngelahinübertrugindenSchlaf. Vielquälender,vieltiefer.SiebrachteauchkeineTräume.AngelahattedenEindruck,ineinentie- fenAbgrundzufallen,ausdemeskeinEmporsteigenmehrgab... ∂ Dennochstiegsiewiederhoch! ZuvergleichenmiteinerkleinenFlamme,dieirgendwoinderTiefedesRaumesangezündetwurde, neue Nahrung fand und sich immer mehr in die Höhe fraß, bis aus dem winzigen Flämmchen ein Brandentstandenwar. Angelarichtetesichauf.Nichtgeschmeidigoderelegant,beiihrsahespuppenhaftausundso,als wäreinihremKörpereineMechanikeingeschaltetworden. Sie blieb im feuchten Gras sitzen, stierte nach vorn und sah in die tiefen Schatten der Nacht. Am Himmel waren dicke Wolken aufgezogen. Der Westwind hatte sie herangetragen, so daß sie den MondundaucheinenTeilderGestirneverdeckten. Angela aber suchte den Mond. Sie stand jetzt auf und wischte ihre feuchten Hände am Stoff des Kleidesab.Daßsieeinmalnacktgewesenwar,daranerinnertesiesichnichtmehr.WieeineMond- süchtigeschrittsieweiter,denKopfindenNackengelegtundmitdenBlickendenHimmelabsu- chend. Dannsahsieihn. Er war nur ein bleicher Fleck, hatte sich hinter einem Schleier aus Dunst verborgen, aber für die UntotewarerwieeineLebensflamme.Siestarrteihnan.WeitwarenihreAugengeöffnet,dieLip- penzurückgeschoben,undausdemOberkieferwuchsenzweikleineSpitzenhervor. IhreBlutzähne! Sie war zu einer echten Vampirin geworden. Der Fluch hatte sich bei ihr erfüllt, und sie würde, wennsieüberlebenwollte,auchweiterhinBluttrinkenmüssen. Torkelnd ging sie weiter. Das Laufen fiel ihr schwer. Schon nach wenigen Schritten stolperte sie übereineUnebenheitaufdemBodenundfielaufsGesicht. DerweicheUntergrunddämpftedenFall,abersiehätteauchaufSteinschlagenkönnen,Schmerzen 7 hättesienicht einmal imAnsatz gespürt. Wietot blieb sieliegen und sahnicht,daßsich über der QuelleamoberenEndederFelswandeinSchattenabzeichnete,derregungslosstehenbliebundauf dieLichtunghinabstarrte. EswarRomainBloch. Er sah dieBlutsaugerinund sprach mit lauter Stimme: »Steh auf. Hoch mit dir!Dubist diejenige, die ich auserwählt habe. Du hast das Erbe übernommen, und es wird die Zeit kommen, wo du es antretenmußt.Hastdugehört?« Ja, sie hatte ihn gehört, aber sie regte sich nicht. Sie lauschte dem Klang der Stimme nach. Das Timbreerinnertesieanetwas.Ja,siekanntedieStimme.TiefinihrerErinnerungformtensichdie DingezueinemBildzusammen. Manhattesiegerufen. Undsiewürdegehorchen! DieserStimmekonntesienichtausweichen.Siemußteihrfolgen,dennsiewarihrHerr. Angela winkelte die Arme an, stützte die Handflächen auf den feuchten Boden und stemmte sich hoch.UmaufdieBeinezugelangen,gabsiesichselbstSchwung,bliebdannschwankendstehen, stierteschrägüberdieplätscherndeQuellehinwegunderkanntedenSchattenrißihresGebieters,der seinenrechtenArmausstreckteundaufsiezeigte. »Dubistjetzteinederunsrigen.IchwerdedichaufnehmenindenGrabgesangderAhnen.Hörge- nauzu,wiesiedichwillkommenheißen...« Angelawagtenicht,sichzurühren.SiespitztedieOhren.SekundendertiefstenStillevertropften. EineZeit,indersichdieDunkelheitnochmehrverdichteteundzuSchattendesUnheimlichenwur- de. DannhörtesiedenGesang. Woergeborenwurde,darüberkonntesienichtssagen.ErdrangausdenTiefendesBodenszuihr hoch,abersiehattedenEindruck,alswürdeerausdemdüsteren,wolkenverhangenenHimmelwie einmächtigerChoraufsieniederfallen. Süßlich,dennoch mächtigund berauschend drangder Singsangausder Erde. Eswaren manchmal schreiendeStimmen,dieihrLeidklagten,alswürdensieunterfurchtbarenSchmerzenleiden.Auch Schreievernahmsie. Spitz, schrill, dann wieder jaulend. Dazwischen dieSphärenklängeeinesTo- tengesangsoderschluchzendeLaute,dieinkleinePausenhineinstießen. Angelakonntenichtsagen,wodieTotenlagen.SiesahkeineGrabsteine,aberdort,woderWasser- strahlindasFelsbeckenspritze,hörtesichderGesangvieldeutlicheran. Angela drehte sich im Kreis. Sie spreizte dabei die Arme ab, legte den Kopf in den Nacken und schautehochzurMondscheibe,dievondengrauenWolkenfreigefegtwordenwar. ErwarihrKraftspender,undseinfahlesSilberlichtverdichtetesichzueinemSchleier,derdieein- sameGestaltaufderLichtungumwobwieeindünnerMantel. AngelaöffnetedenMundsoweitwiemöglich.HellundbleichschimmertendabeiihreZähne.Sie wolltedasMondlichtaufsaugen,estrinken,umdieKraftzuerhalten,dieihreinewigesLebener- möglichte. DieTotensangenweiter... SiebegleitetenihretanzendenBewegungen,sieforciertendenRhythmus,undvonderFelsleisteher schauteRomainBlochsolangekaltlächelndzu,bisderGesangmiteinemletztenKlagenverstumm- teundsichdieStilleausbreitete. TotenruhewehteüberdieLichtung... Zumerstenmal erklang wieder die Stimme des Gebieters. »Warte auf mich, Angela, ich werde zu dirkommen.«MitdemLachenbreiteteRomainseineArmeausundsprang. Angelastarrteihmnach.SiehattedenEindruck,alswürdeerschwebenundwesentlichlangsamer alseinnormalerMenschfallen,abererbliebinseinerGestaltundkamdichtvorihrennacktenFü- ßenfederndauf.AusderHockeschnellteerhoch,schautesiemitglitzerndenAugenanundnahm ihrGesichtinbeideHände.»Ja,meineTeure,jetztistessoweit.« Angelahatteihnzwarverstanden,abernichtbegriffen.SchonseitgeraumerZeitwundertesiesich 8 überdasVerlangen,dasinihremInnerntobte. EswareinGefühl,dassiebishernochnieempfundenhatte.EinunstillbarerDrangnachetwasBe- sonderem.Esfielihrschwer,darübernachzudenken,schließlichhattesiedieLösunggefunden. »Blut...«, formulierte sie rauh und kratzig das Wort tief in der Kehle. »Bekomme ich jetzt Blut?« DasletzteWorthattesielautergesprochen,umihrerForderungNachdruckzuverleihen. »Nein!« Knallhart schleuderte ihr Romain die Antwort entgegen. »Du wirst kein Blut bekommen. Nicht jetzt.ErsthastdueineAufgabezuerledigen.Später,wenndeineZeitgekommenist,kannstdudir dasBlutholen.Danndarfstduestrinkenunddichdamitstärken.DannmußtdudieMenschenan- fallen,denndieKräfte,diedufürdeineAufgabebenötigst,sindübermenschlich.« »Wannistspäter?« RomainBlochhobHändeundSchultern.»ZeitistfürdichnichtmehrvonBedeutung.Ichhabenur dieAufgabe,dichzudemzumachen,wasdununbist.DasBuchdesSchicksalswirdweitergeführt, und es werden auch die Seiten aufgeschlagen, die dich betreffen. Da brauchst du keine Sorgen zu haben.« DieUntotesenkteden Blick. »Ich habedich verstanden, und ichwerde auch gehorchen. Aber wo sollichsolangebleiben?« »Ichführedichhin...« »Istes...?« »Nein, esist kein Haus, auch keineBurgoder einVerlies.«Ohnediekonkrete Antwort zu geben, streckteerseinenArmausundspreiztedieHand.»Faßsieanundfolgemir.« WilligließsichdieUntotemitziehen.SiegingwieeinKindhinterdemMannher.Erführtesiean derQuellevorbeiundauchanderFelswand.WenigspäterbogensichdieZweigederBüsche,als siediebeidenGestaltenverschluckthatten. NichtserinnertemehraufderLichtungdaran,wassichdortUnheimlichesabgespielthatte. Die beiden untoten Gestalten aber drangen tiefer in das feuchte Gelände ein, dessen Untergrund noch weicher und auch schwammiger wurde, ein Zeichen, daß sie sich dem großen Sumpfgebiet näherten. Manchmal wichen sie kleinen Tümpeln aus, die in der Finsternis nicht mehr grünbraun, sondernmattgrauschimmerten. Schlafende Vögel erschreckten sich und flatterten hoch, wenn die Geräusche zu laut wurden. SumpfgraszitterteimWindoderbewegtesichwellenschlagend. AngelastelltekeineFragemehr.SiehattesichmitihremSchicksalabgefundenundwußte,daßsie ihrem Führer restlos vertrauen konnte. Der ging mit ihr auf eine Erhebung zu. Sie stach wie ein BuckelausdemtückischenSumpf. AnderhöchstenStellebliebensiestehen.DasGraswuchsanihrenBeinenhochunderreichtefast die Knie. Romain Bloch drehte den Kopf. »Hier genau ist es.« Er deutete über den Sumpf. »An dieserStellewirstdudeineRuhestättefinden.« »ImMoor?«fragtesienocheinmalnach. »Ja,inderTiefedesMoors.Abernichtalles,wasesverschlingt,istfürimmertot,daransolltestdu denken,unddiesenSatzmöchteichdirzumAbschiedmitgeben.« Das Wort Abschied wollte nicht in ihren Sinn. Nein, nicht jetzt schon, wo es gerade angefangen hatte.AngeladrehtesichzuBlochherumundkamihmmitdieserBewegunggenauentgegen. Blitzschnellpackteerzuundhobsiean,sodaßsieaufseinenArmenlag. AngelawollteihreArmeumdenHalsdesVampirsschlingen,abereswarbereitszuspät.Erhatte schnellreagiertundsievonsichgeschleudert. Wie ein großer, flügellahmer Vogel kreiselte sie durch die Luft, überschlug sich einmal, glitt in einen Halbkreis hinein und klatschte einen Lidschlag später auf die dunkle Oberfläche des ruhig daliegendenSumpfs,sodaßWasserindieHöhespritzte.DieeinzelnenTropfenglänztenimMond- licht. Angelaschrienicht,sieschlugnurumsich.PaddeltedabeiwieeinjungerHundimWasser,aberder SumpfkanntekeinPardon. 9 Unter dem Wasser lauerte der zähe, zupackende Schlamm, gegen den auch ein Vampir machtlos war.SchrägwurdeAngelaindietrübeBrühehineingezogen.NocheinmalmeinteesderWindgut undvertriebdieWolken,sodaßdiebleicheMondscheibezusehenwar. IhrLichtfielaufdenSumpfundaufeinGesicht,daswieeinegespensterhafteErscheinungaufder Oberflächezuklebenschien.SogardieweitgeöffnetenAugenundderaufgerisseneMundwarenzu erkennen. EinStückderSchulterragtenochhervor,einArm.DerSumpfzogweiter.Erzerrtegnadenlos,gab keinemeineChance,wederMenschnochTier. Wellenentstanden.ZweischwarzeVögelwischtenwieTodesschattendichtüberdenKopfderUn- totenhinweg,dienocheinmaldenKopfdrehteundzudemjenigenhinstarrte,dersiezueinerBlut- saugeringemachthatte. RomainBlochstandaufdemBuckelundhattedieHandzumGrußerhoben. Erlachteabgehackt,bevorerihreinenletztenAbschiedsgrußzuschickte. »DenkeandieAufgabe,dienochvordirliegt.Irgendwannistessoweit-irgendwann...« BeiderletztenSilbegriffderSumpfzuundverschlangdieUntotewieeingewaltigesMaul... ∂ Bloch wartete noch einige Minuten. Er zog den Mantel fester um seine hagere Gestalt, damit der WinddenStoffnichtzusehraufflatternließ.DasGesichtdesVampirswarbleichwiederMond.Er fühlte sich satt, er hattedas Blut des jungen Mädchens getrunken und konnte von diesem »Mahl« eineWeilezehren. DieGräberderAhnenundderSumpfwarendasGelände,indemersichwohlfühlte.Erwürdedes öfteren zurückkehren, um es zu kontrollieren. Zunächst einmal wollte er sich verstecken, weil er bereitszuvielAufsehenerregthatte.DieMenschenindenumliegendenDörfernwarenmißtrauisch geworden.UnruhehattedasLanderfaßt.Fremdengegenüberwarmansehrskeptisch. Underwarfremd. VerlassenkonnteerdasGebietauchnicht.Wennessoweit war, wenner endlichkam,dannsollte nichtnurAngeladasein,auchRomainwollteihnsehenundihmdienen. LeiderkonnteernichtindieZukunftschauenunddiegenaueZeitangeben.DasBuchdesSchick- salswarzuverschlüsselt.Dawurdevielberichtet,aberwenigGenauesgesagt.Somußteersichauf dielangeWartezeitgefaßtmachen,dievieleJahrhundertedauernkonnte.Eineswarsicher. Erwürdekommen! DerBlutsaugerwandtesichab.ErwolltenichtlängerseinentrübenGedankennachhängen.Eswar jetztwichtiger,dasGebietzuverlassen.SeinPferdwarteteimWald. RomainBlochgingdengleichenWegzurück,denergekommenwar.ErpassierteauchdieQuelle undglaubte,ausihremMurmelnStimmenzuhören. DiesesgeheimnisvolleWasser hatteihnschon desöfteren beschäftigt. Niemand wußte, wo esent- sprang,vielleichtimFelsen,möglicherweiseauchtiefinderErdeoderineineranderenDimension. JedenfallswaresetwasBesonderes. WieeinSchattentauchteerindietiefeDunkelheitzwischendemUnterholzunddenStämmender Bäumeein.DieserWaldwarsehrdicht,manchenLeutenauchnichtgeheuer.DesNachtstrautesich kaumjemandhinein,undselbstdieKöhlerhattenihreHüttenamRanddesWaldeserrichtet.Esgab Stellen,wodieNatursogewuchert war,daßeskeinDurchkommengab.UmgestürzteBäumever- sperrtendieWegeebensowieeinWirrwarrvonlosgerissenenZweigenundÄsten. Auf sein Reittier konnte sich der Vampir verlassen. Das Pferd graste noch immer, schnaubte zur Begrüßungaufundschütteltesichunwillig,alsesderVampirherumzog. Geschmeidig schwang er sich in den Sattel. Noch einmal warf er einen Blick über die Lichtung, bevorerdemTierdieHackenindieFlankendrückte.Essprengtefortundwurdelangsamer,alsder Waldauftauchte. WiederritterindieDüsternishinein,dieihnumfingwieeinpechschwarzerTunnel. ZielsicherfanddasTierdenWeg.SokonntesichderVampirseinendüsterenGedankenhingeben. Seine Aufgabe hatte er erfüllt. Wie aber würde es weitergehen? Breiteten auch in Zukunft die 10