ebook img

Die Moorverbreitung in Österreich / Distribution of mires in Austria PDF

2005·6.1 MB·German
Save to my drive
Quick download
Download
Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.

Preview Die Moorverbreitung in Österreich / Distribution of mires in Austria

© Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Die Moorverbreitung in Österreich G. M. STEINER Abstract: Although Austria with its size of approximately 84.000 km2 is a rather small country it is rich in different eco-regions. The reason for this is the combination of different climate types and Austria's part in the four big European geomormological regions, high mountains, foothills, highlands and low- lands. This climatic and morphological diversity is mirrored by the diversity of peatlands. The richness of the country in peatlands is described in this article with respect to the eco-regions. Key words: Mire distribution in Austria. Naturräumliche bis 2500 mm pro Jahr erreichen können, Voraussetzungen während sie im Windschatten der Gebirge, im Osten des Bundesgebietes, auf unter 500 Obwohl Österreich zu den kleineren mm pro Jahr zurückgehen. Aber auch in den Ländern Europas gehört, sind alle vier Groß- abgeschnittenen inneralpinen Tälern wie landschaften des Kontinents - Hochgebirge, Inn- oder Ötztal sinken die Niederschlags- Mittelgebirge, Vorländer und Tiefländer - werte auf 600 - 700 mm pro Jahr. vertreten. In Verbindung mit den klimati- schen Gegebenheiten, ist das die Grundlage Weitaus engräumiger ist der Zusammen- für den großen landschaftlichen und natur- hang mit den Luftmassensystemen des räumlichen Reichtum Österreichs. Allein Mittelmeerraumes, liegt doch die Adria le- 60% der Landesfläche werden vom Hochge- diglich 85 km vom Süden unseres Landes birge der Alpen eingenommen, deren nörd- entfernt. Die Winde aus Süden stehen häu- liches Vorland im Westen von den Glet- fig mit einem Mittelmeertief in Verbindung, schern der Würmeiszeit geprägt wurde, im das im Süden und Südosten des Bundesge- Osten dagegen von den großen Flüssen. Das bietes ergiebige Frühjahrsniederschläge lie- Granit- und Gneishochland im Norden re- fert. Im Sommer allerdings, in dem die west- präsentiert das zentraleuopäische Mittelge- wetterbeeinflußten Gebiete ihr Nieder- birge und die Außeralpinen Becken schließ- schlagsmaximum haben, kann es im Süden lich die Tieflandsbereiche. und Südosten zu Trockenklemmen kommen, die von einem abgeschwächten Nieder- Das Klima ist durch drei großräumige schlagsmaximum im Herbst abgelöst werden. Luftströmungen unterschiedlichen Ur- sprungs geprägt, eine atlantische, eine medi- Die kontinentalen Luftmassen aus Ost- terrane und eine kontinentale, die durch europa, heiß im Sommer und kalt im Win- den gebirgigen Aufbau des Landes eine Rei- ter, werden vor allem von Nord- bis Nord- he nicht unwesentlicher Abwandlungen er- ostwinden angeliefert, verursachen jedoch fahren. Es herrschen Winde aus westlichen nur geringe Niederschläge. bis nordwestlichen Richtungen vor, die die Diese Hauptwetterlagen haben in Öster- witterungsmäßige Verbindung zum etwa reich, stark vereinfacht, vier Klimaregionen 1000 km entfernten Nordatlantik herstel- zur Folge: len. Diese Westwetterlage hat zur Folge, dass die meisten Niederschläge an nord- bis •Die alpine Klimaregion, in der es zu einer nordwestschauenden Bergflanken sowie im relief- und höhenbedingten Abwandlung Stapfia 85, zugleich Kataloge Kammbereich der Gebirge fallen und Werte des atlantischen Klimas kommt, der OÖ. Landesmuseen Neue Serie 35 (2005), 55-96 55 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 1: Die Verbreitung •die atlantisch bestimmte Klimaregion, die für die Ausbildung von Mooren, aber auch der Moore in Österreich. im wesentlichen auf das Alpenvorland und der Mensch hat mit seiner landschaftsverän- (Landsat 4/5 circa 1990; by den Westteil des Granit- und Gneishoch- dernden Tätigkeit Anteil daran: Großflä- NASA Applied Science landes beschränkt ist, chige Rodungen, die eine Herabsetzung der Directorate, https://zulu.ssc.nasa.gov/mr •die illyrische Klimaregion im Südosten des Verdunstung zur Folge hatten, waren nicht sid/mrsid.pl) Bundesgebietes, geprägt durch die Tief- selten die Ursache für die Entwicklung von druckgebiete aus dem Mittelmeerraum so- Niedermooren. wie Betrachtet man also die Verbreitung der •die pannonische Klimaregion im östlich- Moore in Österreich (Abb. 1) und versucht sten Osterreich mit kontinentalem Klima. sie zu interpretieren, müssen all diese Vor- Die Gesamtverbreitung der Moore in aussetzungen in Erwägung gezogen werden. Österreich spiegelt nicht nur die geomor- phologischen und klimatischen Vorausset- Das Österreichische Granit- und zungen wieder, sondern zeigt auch eine enge Gneishochland Verbindung zur Geologie. Voraussetzung zur Entwicklung von Mooren ist ein wasserstau- Das außeralpine Grundgebirge Öster- ender Untergrund, der Vernässungen erst er- reichs zeigt ein völlig anderes Landschafts- möglicht und damit sind Silikatgesteine ei- bild als die Alpen. Weite, sanftgeschwunge- ne wesentlich bessere Grundlage für die ne Hochflächen mit Kuppen, Rücken und Moorbildung als die Kalke. Das bedeutet je- weitgespannten Mulden weisen oft nur ge- doch nicht, dass Moore in den Kalkalpen ringe Höhenunterschiede auf. Tiefeinge- nur selten anzutreffen sind, denn es treten schnittene Täler greifen randlich in das dort immer wieder lehmige oder mergelige durchschnittlich 600 m hohe Hochland ein, Schichten auf (z.B. Gosauschichten, Kösse- das in seinen höheren Teilen (z.B. Mühl- ner Schichten) und häufig sind in den Kalk- viertler Böhmerwald, Weinsberger Wald) gebirgen auch lehmige Böden wie terra rossa noch immer dicht bewaldet ist. Die zumeist (Rotlehme) oder terra fusca (Braunlehme) welligen Rumpfflächen, die mit ihren alten anzutreffen. Verwitterungsdecken über Granit und Morphologie, Geologie und Klima lie- Gneis hinweggreifen, dachen sich sowohl fern somit gemeinsam die Voraussetzungen nach Osten als auch nach Süden, zur Donau 56 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 2: Die Moore des Osterreichischen Granit- und Gneishochlandes. (Landsat 4/5 circa 1990; by NASA Applied Science Directorate, https://zulu.ssc.nasa. gov/mrsid/mrsid.pl) hin, ab. Der braunen Farbe der Gewässer Gneisen aufgebaut. Alle Moore dieses Ge- merkt man ihre Herkunft aus zahlreichen bietes sind stark vom Menschen beeinflusst. Mooren bereits an. Fünf Objekte, davon drei Hochmoore, sind noch halbwegs erhalten. Vom Klima her ist das Hochland kühl und feucht, wobei der Ostteil bereits ein Das aus Granit aufgebaute Mühlviertler Übergangsklima zwischen dem subozeanisch Waldbergland entspricht in seiner Charakte- beeinflussten Westen und dem subkonti- ristik der Region. Die zahlreichen Nieder- nentalen pannonischen Klima aufweist. Ne- moore und Feuchtwiesen dieses Naturraumes ben den klimatischen Verhältnissen begün- wurden durch großflächige Drainagen bis in stigen flache Geländeformen und abdich- die heutige Zeit hinein stark reduziert. Ledig- tende Verwitterungsdecken das gehäufte lich sechs Moore sind noch erhalten, und Auftreten von Mooren (Abb. 2). diese sind bereits stark beeinflusst. Die flächi- gen Drainagen haben einerseits zur Folge, Das Mühlviertier Hochland dass es in diesem ehemals feuchten Gebiet Der westlichste Teil des Granit- und heute in trockenen Sommern zu Trinkwasse- Gneishochlandes liegt in der atlantisch be- rengpässen kommt, andererseits, dass bei star- einflussten Klimaregion in Höhen zwischen ken Niederschlägen das Wasser kaum noch 500 und 800 m. Die wellige Hochfläche ist zurückgehalten wird, wodurch es immer wie- im Norden immer noch waldreich, im Sü- der zu Flutereignissen kommt. Besonders gro- den fällt sie mit einem markanten Gelände- ße Verluste gab es noch in jüngster Vergan- sprung 200 - 400 m ab. Das Klima ist kühl genheit bei den kleinen, für den Landschafts- und feucht, der Temperaturgang ist extre- wasserhaushalt aber wichtigen Quellmooren mer als in vergleichbaren Höhenstufen der (vergl. ZECHMEISTER & STEINER 1995). Alpen. Die Vegetation wird durch die häufi- Die am besten erhaltenen Moore liegen gen Nordwinde stark beeinflusst, in den im Nordwesten der Region, dem Mühlviert' zahlreichen Muldenlagen können sich Käl- ler Böhmerwald, wo der menschliche Ein- teseen halten. fluss noch relativ gering ist. Der Untergrund Der Sauwald ist ein durch die Donau wird von Weinsberger und Mauthausener abgetrenntes Stück des Böhmischen Massivs Granit gebildet, die Seehöhen erstrecken mit Höhen bis 900 m und hauptsächlich aus sich von 730 -1340 m. Es herrschen Moor- 57 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 3: Spirkenhochmoor Bayerische Au. Abb. 4: Fichtennochmoor Aueri/Plockenstein. Abb. 5: Sepplau. Abb. 6: Sepplau. kiefern-, Spirken- und Fichtenhochmoore den. Es lassen sich in Österreich nur wenige (Abb. 3, 4) vor (DUNZENDORFER 1974). Landschaften finden, die erst in jüngster Zeit derart tief greifend durch den Men- Das Wald-Mühlviertler Grenzbergland schen verändert wurden. Das Wald-Mühlviertler Grenzbergland Für das Waldaist-Naarn-Bergland trifft ist mit Höhen über 1000 m das geschlossen- die oben beschriebene Situation in besonde- ste Waldgebiet Niederösterreichs. Der rem Maße zu. Nur noch sechs bereits stark Untergrund ist Weinsberger Granit, der :um gestörte Moore sind hier noch als schut- Teil tiefgründig verwittert und von mächti- zwürdig zu bezeichnen. Dagegen sind im Be- gen Grusdecken, in denen Restlinge liegen, reich des Höhenzuges von Freiwald und verdeckt ist. Vor allem im Bereich der West- Weinsberger Wald die Verhältnisse wegen abdachung finden sich auf den flachen Was- der Grundbesitzstrukturen (Großgrundbe- serscheiden noch zahlreiche Hochmoore, sitz) wesentlich günstiger. So gibt es im Ge- die ursprünglich hangabwärts von soligenen biet des Freiwaldes noch 17 weitgehend in- Niedermooren abgelöst wurden. Heute sind takte Hochmoore, die Karlstifter Moore, diese Niedermoore aber rum größten Teil von denen die bedeutendsten sogar unter trockengelegt. Die Entwicklung verlief hier Naturschutz stehen (Abb. 5, 6). ähnlich wie in der westlichen Nachbarre- gion, doch sind die Drainagen dieses Gebie- Der Weinsberger Wald ist mit 30 schut- tes erst ein Produkt der letzten zwei Deka- rwürdigen Objekten noch reicher an Moo- 58 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 7: Tannermoor. Abb. 8: Schwimmende Brücke/Meloner Au. Abb. 9: Meloner Au. ren, eines davon, das Naturschutzgebiet Das Waldviertel Tannermoor, ist mit etwa 115 ha das größte Die Hochfläche des Waldviertels liegt Hochmoor Österreichs (Abb. 7). Daneben wesentlich tiefer als die bereits besproche- Abb. 10: Schönfelder Überländ. gibt es noch zwei Moorgebiete von interna- nen Regionen. Sie erreicht Höhen bis 600 tionaler Bedeutung in diesem Naturraum: m und ist entsprechend stärker durch die Die Meloner Au (Abb. 8, 9) und das Landwirtschaft geprägt. Im Westen domi- Schönfelder Oberland (Abb. 10), beides niert noch Granit (Weinsberger und Eisgar- charakteristische Mittelgebirgsmoorkom- ner Granit), im Osten herrschen Gneise plexe aus Hoch- und Durchströmungsmoo- vor. ren, von denen es im gesamten Mittelgebir- ge nur noch wenige Beispiele gibt. Das Neben der europäischen Hauptwasser- Schönfelder Oberland wurde 1988 vollstän- scheide verläuft im Gebiet zwischen Lain- dig entwässert, um seine Rettung bzw. sitz- und Thayatal auch eine wichtige kli- Wiederherstellung wird seither verhandelt matische Grenze, die Fortsetzung der Böh- und gestritten. So bleibt als letztes Beispiel misch- Mährischen Höhe in Österreich. Ih- dieser Moorkomplexe nur noch die Melo- re Westabdachung wird noch vom atlan- ner Au, die als Brutrevier des Auerhahns tisch getönten Klima erreicht, östlich davon und wegen der Moore, aber auch als Folge verstärkt sich der kontinentale Einfluss des der Affaire um das Schönfelder Oberland pannonischen Klimas. Hier ist auch die unter Schutz gestellt wurde. Grenze der Hochmoorbildung erreicht, die 59 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 11: Niederschläge werden einfach zu gering. Heidenreichsteiner Aus diesem Grund finden sich Moore auch Moor. nur im Westen dieser Region. Die Hoch- moore sind stark kontinental geprägt und unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Vegetation deutlich von den weiter westlich gelegenen. Der klimatische Effekt wird noch verstärkt durch den intensiven mensch- lichen Einfluss auf diese Moore: Sie werden bereits seit mehr als drei Jahrhunderten zur Brenntorfgewinnung für die Glasindustrie genutzt. Was uns heute als Moor entgegen- tritt, sind lediglich regenerierende alte Torf- stiche, noch im Einflussbereich des Grund- wassers, oder Moorreste am Rand von Wirt- schaftsteichen, die seit dem Mittelalter in dieser Gegend vor allem in den vermoorten Senken angelegt wurden (Abb 11-13). Das gesamte Gebiet nordwestlich der europäischen Hauptwasserscheide erhielt im Jahr 2001 als „Waldviertler Teich- Moor- und Flusslandschaft" das Ramsar-Diplom (siehe auch Fallstudien). Drei Moornaturraumtypen sind für den gesamten Großraum charakteristisch: Sauer- mesotrophe Durchströmungsmoore vor al- lem im Weinsberger Wald, sauer-mesotro- Abb. 12: phe Verlandungsmoore an den Teichen des Heidenreichsteiner Moor. nordwestlichen Waldviertels und sauer-oli- gotrophe Regenmoore in allen drei Regio- nen. Wichtig für den Naturschutz ist dabei die Veränderung der Hochmoorvegetation und -Struktur entlang des klimatischen Gra- dienten von Westen nach Osten: Im West- en, vor allem im Böhmerwald, haben die Hochmoore noch Schienken, die vom Cari- cetum limosae, der Schlammseggengesell- schaft, bewachsen werden, und Bulte, auf denen die Fichten (Picea abies)-, Spirken (Pinus undnaxa)- oder Moorkiefernfazies (Pinus rotundata) des Pino mugo-Sphagne- tum magellanici, der Legföhren-Torfmoos- Gesellschaft, noch gemischt mit dem Erio- phoro - Trichophoretum cespitosi, der Woll- zras - Rasen Haarsimsen-Gesellschaft, auf- -ritt. Weiter östlich, im Wald-Mühlviertler- Cirenzbergland, bestehen die Hochmoore nur noch aus Bultflächen mit der Moorkie- fern- oder Spirkenfaiies des Pino mugo- Sphagnetum magellanici und dem Sphagne- rum magellanici, der Bunten Torfrnoosge- sellschaft. Die Schlenkengesellschaft des 60 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Caricetum limosae ist hier auf die Quell- tümpel in den Durchströmungsmooren aus- gewichen. Noch weiter östlich, im nord- westlichen Waldviertel, tritt dann das Ledo- Sphagnetum magellanici, die Sumpfporst - Torfmoosgesellschaft der kontinentalen Hochmoore, auf. Der Sumpfporst (Ledum palustre) erreicht in diesem Gebiet seine südliche Verbreitungsgrenie und kommt in Österreich sonst nicht vor. Das Alpenvorland Das nördliche Alpenvorland bildet ei- nen Streifen aus jungtertiären Sedimentge- steinen zwischen Böhmischer Masse und den Alpen, der im Westen bis zu 50 km, an seiner schmälsten Stelle jedoch nur 10 km breit ist. Geologisch betrachtet wird dieser Raum als Molassezone bezeichnet, wobei tonige, mergelige und sandige Gesteine aus Die Voraussetzungen dafür sind, wie be- Abb. 13: Rottalmoos/Schönau bei ütschau. dem Tertiär überwiegen. Abgesehen von reits angedeutet, in der glazigenen Uberfor- den Aufragungen des tertiären Untergrun- mung des Gebietes durch Rhein-, Inn- und des, wie Hausruck und Kobernaußer Wald, Salzachgletscher ebenso zu finden wie in sei- wird das Relief des Alpenvorlandes - na- ner klimatischen Situation . Die atlanti- mentlich östlich der Traun - von der Donau schen Luftmassen aus dem Nordwesten ver- und ihren alpinen Zuflüssen geprägt. Die lieren bei ihrem Anstieg am Westrand der quartären Terrassentreppen mit fluvilatilen Mittelgebirge (Vogesen, Schwarzwald) das und äolischen (Löss, Staublehm) Ablage- erste Mal ihre Feuchtigkeit. Die Folge da- rungen bestimmen hier das Landschafts- von sind einerseits die Vogesen- und bild. Schwarzwaldmoore (KAULE 1974, DlERSSEN Im Westen drangen die Gletscher von & DlERSSEN 1984), andererseits das Tro- Salzach, Traun und Krems weit in das Vor- ckengebiet der Baar im Windschatten des land vor und bildeten Zungenbecken mit Schwarzwaldes mit 840 mm Niederschlag. Abb. 14: Brünauteich bei Thaures. glazigenen Rinnen, Wannen und Drumlin- rücken, die, in Verbindung mit Jahrsnieder- schlägen von rund 1.400 mm, günstige Be- dingungen für die Moorentstehung boten. Die Seen dieses Gebietes - Wallersee und Trumer Seen - sind Bestandteile der Grund- moränenlandschaft und oft von Verlan- dungsmooren, die sich auch zu Hochmooren weiterentwickelt haben können, umgeben. Großflächig ausgebildet ist diese glazi- gen geformte Landschaft im westlich be- nachbarten südlichen Teil des Bayerischen Alpenvorlands, wo neben einer Unzahl kleiner Moore die größten noch intakten Hochmoore Deutschlands liegen (Murnauer Moos, Kendelmühlfilz u.a.). Abgesehen vom Nordwestdeutschen Flachland finden wir hier die größte Moorkonzentration Mitteleuropas. 61 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 15: Die Moore des Alpenvorlandes. (Landsat 4/5 circa 1990; by NASA Applied Science Directorate, https://zulu.ssc.nasa gov/mrsid/mrsid.pl) Auf ihrem Weg über die Schwäbische dig verlandet und haben sich zu Hochmoo- Alb und die große Schotterebene des nord- ren weiterentwickelt. Das gilt auch für die westlichen Alpenvorlandes können sich die anderen Moortypen der Eiszerfallslandschaft, Luftmassen wieder mit Feuchtigkeit anrei- die Durchströmungsmoore, Versumpfungs- chern, um sie bei ihrem Anstieg am nörd- moore und Kesselmoore (Abb. 15). lichen Alpenrand abermals abzuregnen. Das führt zu den bereits erwähnten Nieder- Die Salzach- Inn- Niederung schlagssummen um 1400 mm. Die zahlrei- Das Gebiet des eiszeitlichen Salzach- chen Seen des südlichen Alpenvorlandes Vorlandgletschers, ist durch das Zungenbe- sind Bestandteile der Grundmoränenland- cken mit seinen seenerfüllten glazigenen schaft und oft von Verlandungsmooren um- Wannen und die Moränenlandschaft, die Abb. 16: Pfeiferanger/Ibmer Moos. geben, andere Seen wiederum sind vollstän- sich teils aus Moränenwällen, teils aus lang- gestreckten Drumlinrücken zusammensetzt geprägt. Das flachwellige Relief liegt in ei- ner Höhenlage von 400 - 500 m, geschlosse- ne Waldgebiete sind selten, es herrscht in- tensive Grünlandwirtschaft vor. Das Salzach'Moränen und Moorland wird im südöstlich gelegenen Flachgau durch die Alpenvorlandsseen Obertrumer See, Grabensee, Mattsee, Egelseen und Wallersee geprägt, an deren Ufern schöne Verlandungsmoore, aber auch Hochmoore (Zellhofer Moor, Zeller Moor und Wenger Moor) zu finden sind (KRISAI 1975, KRISAJ & FRIESE 1986). Im Nordwesten davon, zum überwiegen- den Teil auf oberösterreichischem Boden, liegt das größte Moorgebiet Österreichs, der IbmenDoos-Waidmoos-Burtnooskotnplex. 62 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Trotz großflächigem Torfabbau durch die Jahrhunderte sind bis heute noch Reste die- ser Moorlandschaft erhalten geblieben, die noch etwas von ihrer ursprünglichen Cha- rakteristik erahnen lassen: Kesselmoore wie das Jackenmoos, Hochmoore, die aus Ver- sumpfungsmooren hervorgegangen sind, wie das Tarsdorfer Filzmoos oder der Ewigkeit- Filz, Verlandungsmoore wie das Kellermoos oder das Moor am Leitensee und der Pfeife- ranger (Abb. 16, 17), das Kernstück des Ib- mer Mooses, heute ein Ubergangsmoor oder die Frankinger Moser, Hochmoore, die aus Verlandungen entstanden sind (GAMS 1947, WEINBERGER 1957, KRISAI 1960, 1961, 1972b, KRISAI & SCHMIDT 1983). Die wichtigsten Moornaturraumtypen der Region sind oligotroph-saure Regen- moore und mesotroph-subneutral bis kalk- reiche Verlandungsmoore, an die randlich Gerade das Alpenvorland ist für den Abb. 17: Pfeiferanger/Ibmer Moos. Durchströmungsmoore anschließen. Moorschutz ein äußerst sensibler Bereich. Zum einen ist es ein alter Kulturraum, in Der Hausruck und dem der menschliche Eingriff schon weit zu- das Innviertler Hügelland rückreicht, zum anderen ist es ein intensiv Im Mattig'Hügelland, dem westlichen genutztes Grünlandgebiet mit allen Proble- Innviertel, liegt in der Oichten-Enknachtal- men der modernen Landwirtschaft. Gefahr Furche, nach WEINBERGER (1951) ein plio- droht den Mooren hier von mehreren Sei- zäner Salzachlauf, ein bedeutender Moor- ten: Im Ibmer Moos Gebiet ist der Torfab- komplex, das Gietzinger- und Enknachmoor bau nach wie vor aktiv und beruft sich auf (vergl. KRISAI 1965, KRISAI & SCHMIDT eine lange Tradition. An den Alpenvor- 1983 - Abb. 18). Dieser aus Verlandungs-, landsseen sind trotz der Schutzgebietsver- Überflutungs-, Durchströmungs- und Re- ordnungen noch Drainagen vorhanden, die genmoorteilen zusammengesetzte Moor- in ihrer Wirksamkeit durch den Tourismus komplex erfüllt den gesamten Talraum, ist verstärkt werden. Besonders negativ wirkt Abb. 18: Enknachmoor. aber durch Drainagen schwer beeinträch- tigt. Im Hausruck und Kobernaußer Wald, Aufragungen aus jungtertiären Molassesedi- menten, sowie in den vorgelagerten Hügel- ländern, gebildet aus marinen Schliersedi- menten des Alpenvorlandes, sind nur ver- einzelt mesotroph-subneutrale Überflu- tungsmoore anzutreffen. Die Traun- Enns- Platte Mit dieser Region beginnt das von Flus- sterrassen geprägte, östliche Alpenvorland, das kaum noch Moore aufzuweisen hat. Le- diglich im Gebiet der Straßwalchen- Fran- kenmarkter- Pforte findet man Hochmoore (Kreuzbauernmoor, Fißlthaler Moor) und im Ager-Traun-Tal Verlandungsmoore (Egel- seen bei Steindorf). 63 © Biologiezentrum Linz/Austria; download unter www.biologiezentrum.at Abb. 19: Die Moore des Vorderen Bregenzerwaldes. (Landsat 4/5 circa 1990; by NASA Applied Science Directorate, https://zulu.ssc.nasa. gov/mrsid/mrsid.pl) sich aber die allgegenwärtige Überdüngung der, so dass Österreich mit Recht als Alpen- auf die Moore aus. Vor allem sind hier die staat bezeichnet werden kann. Niedermoore mit ihrer Abhängigkeit vom Grundwasser betroffen. Allerdings werden Die Nordalpen in den letzten Jahren Anstrengungen unter- Die größte Moorhäufung Österreichs nommen, die Situation der Moore mit EU- gibt es in den Nordalpen, obwohl sie weit- Life-Projeken sowohl im salzburgischen als gehend aus wasserdurchlässigen Gesteinen auch im oberösterreichischen Alpenvorland aufgebaut sind. Neben einigen wasserstau- zu verbessern (Wenger Moos, Waidmoos). enden Gesteinen, vor allem im Flysch und im Helvetikum, sind es Moränenstreu, Gla- Die Alpen zialtone und Bodensedimente wie terra jus- Rund 60% der Gesamtfläche Öster- ca, die abdichtend wirken. Karsthohlformen reichs, d.h. etwas mehr als 52.000 krrr, wer- wie Schüsseldolinen, Karstmulden und Pol- den von den Alpen eingenommen. Teile der jen, sowie die häufigen Reliefverflachungen Ostalpen durchziehen sämtliche Bundeslän- bilden günstige geomorphologische Voraus- Abb. 20: Davallseggengesellschaft/Balderschwanger Tal. Abb. 20: Davallseggengesellschaft/Balderschwanger Tal. 64

See more

The list of books you might like

Most books are stored in the elastic cloud where traffic is expensive. For this reason, we have a limit on daily download.