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Die mechanisierung des Weltbilds im 17. Jahrhundert PDF

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DIE MECHANISIERUNG DES WELTBILDS IM 17. JAHRHUNDERT VON ANNELIESE MAIER V VERLAG VON FELIX MEINER LEIPZIG 193S Inhaltsverzeichnis Seite FORSCHUNGEN ZUR GESCHICHTE I. Allgemeiner Charakter der Entwicklung....................... 1 DER PHILOSOPHIE UND DER PÄDAGOGIK II. Vorbereitungen in der traditionellen Philosophie . . . 4 IN VERBINDUNG MIT THEODOR L. HABRING-TÜBINGEN III. G assendi...................................................................................16 NICOLAI HARTUANN-BERLIN, HEINZ HEIMSOETH-KÖLN IV. G alilei.........................................................................................24 HERAUSGEGEBEN VON ARTUR SCHNEIDER-KÖLN V. Kenelm Digby und Hobbes........................................................34 VI. Descartes und Malebranche...................................................39 Der ganzen Reihe 18. H e f i VII. Huygens, Newton, Leibniz..........................................................50 VIII. Boyle und L ocke....................................................................58 Personen Verzeichnis.....................................................................IV i ALLE RECHTE, EINSCHLIESSLICH DES ÜBERSETZUNGSRECHTS, VORBEHALTEN COPYRIGHT 1938 BY FELIX MEINER IN LEIPZIG PRINTED IN GERMANY DRUCK DER A. GRLSOHLAGER’SCHKN RUCHDRHGKEREl. CALW Personenverzeichnis I. Allgemeiner Charakter der Entwicklung „Desiderant omnes philosophi recenüores physica mecha­ Aristoteles, Aristotelismus 5 £., 7, Hobbes 12, 36 ff., 41, 45, 50. 59 D ff., 12, 22, 32 Huet 50 nice explicari“, kann Leibniz im Jahr 1671 schreiben1 2, auf Arnauld 33, 46 Huygcns 21, 47, 51 f., 53, 60 dem Höhepunkt einer Entwicklung, die in einer kaum ein Bacon, Fr. 9, 15, 50 Jungius 34 halbes Jahrhundert umfassenden Zeitspanne mit den über­ Basso 9, 11, 16 Kant 64 Berkeley 50 Kopier 14 lieferten Lehren radikal aufgeräumt und etwas völlig Neues Biel 9, 35 La Galla 31 an ihre Stelle gesetzt hatte. Das Entscheidende haben die Zeit­ Boyle 4, 21, 58 f., 60, 61 Lainy, Fr, 49, 51 genossen selbst in der Wandlung des eigentlichen Welt­ Cardano 8, 15 Le Clerc 51 Conring 15, 50 Leibnia 1, 9, 14, 21, 28, 49 , 50. 51, bildes gesehen, in der Umdeutung dessen, was den Sinnen Cotes 54, 56 54, 56 f., 58, 60, 61, 63 unmittelhar zugänglich ist. Mit wenigen Ausnahmen waren Descar tss 3, 21, 28, 33, 39 ff., 51, Locke 28, 58 ff. die Philosophen sich darüber einig, daß die scholastischen 58, 60 Malebranche 47ff. Digby, K. 35, 50, 59 Mersenne 16, 17, 25 f., 31 Formen und Qualitäten der Vergangenheit angehörten, daß Epicur 17, 18 f., 20, 32 f. Newton 47, 51, 52 ff., 60 alles qualitative Sein in der Welt mechanisch zu erklären, Fouchcr, S. 50 Occam, Oceamismus 8 £., 12 f., 34 ff. d.h. auf Größe, Figur und Bewegung zurückzuführen sei. Galilei 2, 4, 9, 11, 13, 21, 24 ff., 50 Papin 51 Gassendi 1, 4, 9, 10, 17 ff., 50, 55, Piccolomini, A. 13 Es handelt sich bei diesem Prozeß nicht sowohl nm eine 58, 59, 61 Ilohault 9, 14, 46 Ausschaltung der Sinnesqualitäten im Sinn einer Subjektivie- Geuiincx 61 Sextus Empiricus 18, 28 mng, derart, daß den Empfindungsinhalten nichts Objektives Gilbert, W. Hl. Sorbi&re 61 Goorlo (Gorlaeus) 9, 13, 16, 20, Spinoza 50. entsprechen soll1, als vielmehr um ein Analysieren und 24 f„ 31 Suarez 5, 7, 8, 13, 15, 22, 36 Mechanisieren der gegenständlichen Qualitäten. Die Um­ Grassi 32 f. Telosio 11 stellung vollzieht sich im Prohlemhereich der Ontologie und Harvcy 12, 37 Zabarella 5, 7, 8. Naturphilosophie und nicht in dem der Erkenntniskritik. Die erkenntnistheoretische Basis ist für diese ganze Zeit ein Abbildrealismus, der sich allmählich mit dem Wandel der materialen Deutung der Qualitäten modifiziert und zu einer Art von Zeichenrealismus wird. Das Wahrnehmimgsbild repräsentiert unter allen Umständen ein Gegenständliches, 1 Theoria motus concreti art. 58 („id hic perfecte praestatur“). 2 Eine solche kommt auch vor, aber dann ist sie im Sinn der Skep­ sis gemeint: z. B. in den ganz skeptisch eingestellten Exerc. para- doxieae Gassendis (11,6,5. Vgl. Natorp in Phi). Monatshefte XVIII 573). 2 Allgemeiner Charakter der Entwicklung 3 problematisch wird lediglich die Ähnlichkeit zwischen Urbild immer zukommt: das ist dann allerdings eine Frage, an der und repräsentierendem Abbild. So bedeutet die Mechanisie­ die Theorien sich scheiden3. Aber für die Deutung der a-us- rung zugleich auch eine Subjeklivierung, doch diese ist eine zuschallenden Phänomene spielt sie keine Rolle. Die Modi­ Folge von jener, und nicht umgekehrt. fikationen im einzelnen fallen gegenüber dem Gemeinsamen Aber wie hat sich nun die Mechanisierung des Weltbilds nicht ins Gewicht. So etwa der Streit, ob Licht- und Feuer­ vollzogen? In der neueren Literatur herrscht vielfach die partikel prinzipiell gleich und nur durch ihre Feinheit ver­ Ansicht, daß hier eine im wesentlichen geradlinige Entwick­ schieden, ob spezifische Kältealome anzunehmen seien oder ob lung vor liege, hei der vor allem zwei Faktoren bestimmend die Kälte auf einen Mangel an Wärmeatomen zurückgehe, wären: die wiederauf lebende Atomistik und die neue von — auch die Descartes’sehe Deutung, an die die spätere Ent­ Galilei begründete Mechanik. Dazu käme die zunehmende wicklung angeknüpft hat, mit ihrer Ablehnung besonderer Orientierung des nalurphilosophischen Denken« am Experi­ Wärmepartikel und der Annahme, daß die Bewegung der ment, so daß aus diesen verschiedenen Komponenten heraus Körperteilchen als solcher die Wvärrae hervorrufe, ist durch­ eine immer stärker werdende Strömung entstünde, die zu aus als Modifikation des allgemein üblichen Erklärungsver­ einer allmählichen Emanzipation des sich auf seine eigenen suchs zu werten. Betrachtet man die mechanistischen Theo­ Gesetze besinnenden naturwissenschaftlichen Denkens führen rien auf die Elemente hin. aus denen sie bestehen, so sind sie würde. Es wäre die Wendung von der System befangenen alle atomistisch. Und doch wäre es ganz falsch, hierin das Ent­ spekulativ-philosophischen zur exakt-mathematischen Natur­ scheidende zu sehen. Der Weg in die Zukunft führt nicht über betrachtung, eine "Wendung, die vornehmlich am Problem und die besondere Art und Weise der materialen Erklärung — die am Gegenstand orientiert scheint. So nimmt sich die Ge­ hat sich vielmehr als eine Sackgasse her ausgestellt —, son­ schichte des naturphilosophi-schen Denkens im 17. Jahr­ dern über die Motive, die hinter ihr liegen. Die Atomistik hat hundert von weitem aus. Bei näherem Zusehen zeigt sich die Bausteine geliefert. Sie hat sie allen geliefert. Aber in den meisten Fällen hat sie auch nicht mehr geliefert. Es gibt jedoch, wie wenig einheitlich diese Entwicklung verlaufen ist, natürlich atomistische Systeme, und sie haben ihren nicht wie viele Fäden in ihr zusammenlaufen, wie wenig problem- geringen Anteil an der allgemeinen Entwicklung, aber sie gebunden und wie sehr spekulativ bedingt sie ist. stellen nur eine der vielen Komponenten dar. Und deren gibt Man darf sich nicht täuschen lassen durch die in den Haupt­ es fast so viele als es philosophische Systeme gegeben hat. zügen fast überall gleiche Art, in der die Qualitäten oder die Und dann ein zweites: wir dürfen nicht oder doch nicht Qualitätsempfindungen material erklärt werden: als korpus­ allzu sehr in der allmählich entstehenden und fortschreitenden kulare Ausströmungen, die in die mit entsprechenden Poren ausgestatteten Sinnesorgane ein dringen und dort durch Druck 3 Damit hängt dann auch die Frage zusammen, ob es „Atome“ im oder Stoß auf die Organpartike) die Empfindungen auslösen. strengen Sinn, unteilbare letzte Körperpartikel gibt (vgl. u. S. lft), ob Das Wesentliche und allen Gemeinsame ist die Zurückführung die uns als letzte erscheinenden nur „noch nicht“ geteilt sind, oh die der qualitativen Phänomene auf Bewegungen gewisser Körper­ Materie unendlich teilbar oder ob sie unendlich geteilt ist. Audi die teil chen, derart, daß von der Beschaffenheit dieser letzteren sich hierauf beziehenden Meinungsverschiedenheiten berühren unser Thema nicht. Wenn wir im folgenden von „atomistischer Quali täten- nur Größe und Gestalt zur Erklärung herangezogen werden. deutung“ sprechen, so soll damit nur die oben skizzierte Qualitäten­ Ob ihnen selbst überhaupt keine Qualitäten oder noch eine deutung als solche gemeint sein, und nicht eine Stellungnahme zu die­ gewisse Solidität oder Undurchdringlichkeit oder wie auch sem Problem. 4 Vorbereitungen in der traditionellen Philosophie 5 positiven mathematischen Naturwissenschaft die Triebfedern allgemeine Definition werden die traditionellen Einteilungs- und die Motive der Entwicklung der „mechanischen“ Natur­ versuche. Am wenigsten vielleicht die auf die Aristotelische auffassung suchen. Es ist vielmehr umgekehrt gegangen: das Kategorienschrift znriiekgehende vierfache Gliederung der Primäre sind die spekulativen Erwägungen, sind die philo­ Qualitäten überhaupt in habitus und dispositiones, potentiae sophischen Theorien. Von ihnen sind großenteils die Anstöße und imbecillitates, passiones oder qualitates patibiles (d. b. die zur experimentellen und rechnerischen Erfassung der Phäno­ Sinnesqualitäten im engeren Sinn), formae und figurae. In mene gekommen, deren Ergebnisse dann wieder befruchtend unserem Zusammenhang bleiben die beiden ersten Klassen im und bestätigend oder korrigierend auf die philosophische wesentlichen uridiskutiert, wenn es auch an gelegentlicher Kri­ Reflexion zurüekgewirkl haben. Auch hier gibt es Ausnahmen. tik nicht fehlt; die Prohlematik konzentriert sich vornehmlich Der Itraflbegriff 2. B. stammt aus der Erfahrung und ist von auf die dritLe Gruppe. Wichtiger für die Folgezeit sind zwei ihr aus 2n einem der fruchtbarsten philosophischen Begriffe andere Einteilungen geworden: in sensibilia communia und geworden. Aber das sind die selteneren Fälle. Im großen und propria auf der einen, in qualitates primae und secundae auf ganzen ist die naturphilosophischeSpekulation doch weit über der anderen Seite1. Beide Gliederungsprinzipien — von denen das hinausgegangeii, -was die rmiLhemalisch-cxakle Natur­ jenes aus De anima, dieses aus De generatione et corruptione forschung in damaliger Zeit — und wir können ruhig sagen: stammt — sind unabhängig von jenem ersten und von einander. bis heute — leisten konnte. Wenn wir nach der Genesis, dem Sie fallen nicht etwa zusammen: zu einer tatsächlichen Identi­ Sinn und der Bedeutung der Mechanisierung des Weltbilds im fizierung ist es erst durch die mechanistische Naturphilosophie 17. Jahrhundert fragen wollen, müssen wir uns an die philo­ gekommen. Die Unterscheidung nach allgemein und spezifisch sophischen Systeme halten, in denen und von denen ans bezieht sich ursprünglich gar nicht auf die Aristotelischen sie erfolgt ist. „Qualitäten“, sondern auf die „sensibilia“1, die sinnlich wahr­ nehmbaren Eigenschaften: communia sind solche, die von mehr II, Vorbereitungen in der traditionellen Philosophie als einem Sinn — nicht notwendig von allen — wahrgenommen Die herrschende scholasLisch-peripateüsche Lehre von den werden, propria solche, die nur einem einzigen zugeordnet Qualitäten weist Züge auf, die durch Unklarheiten und Mehr­ sind. Die erste Gruppe besteht aus Ruhe, Bewegung, Größe, deutigkeiten schon früh Anlässe zu Kontroversen boten und FigUT und Zahl1, die zweite Klasse umfaßt die qualil.al.es pati­ die gerade damit Ansatzpunkte für Weiler- und Umbildungen biles: Farben, Töne, Geschmäcke, Gerüche und sämtliche tak­ enthielten. An erster Stelle steht die weite Fassung des Be­ tilen Qualitäten. Auf diese letzteren nun* * richtet sich — min­ griffs „Qualität“: id per quod res dicitur qualis. Zu einem pro­ blematischen Punkt wird hier z. B. die Frage, ob die Relatio­ * Die anderen Einteilungsmodi: in aktive und passive, elementare nen als Qualitäten anzusehen sind. Alle Nuancen möglicher und okkulte Qualitäten, in sensibilia per se und per accidens, sind in unserem Zusammenhang olme Bedeutung. Stellungnahme sind vertreten: schroffe Ablehnung (Gassendi), 2 Zur terminologischen Frage im allgemeinen — die im folgenden einfaches unreflektiertes MUaufzählen (Galilei), bis zu der unberücksichtigt bleiben soll — s. Baumker in Ä'rch. f. Geseh. <1. Auffassung, die in der Relation geradezu den Prototyp der Phil. XXI 492 ff.; XXII 380. Qualität sieht und aus dem Relations- und Relativitätscharak­ 1 Vg). etwa Suarez, De anima III. 9: Zaboretla, Do anima II, 6. ter alles Qualitativen heraus argumentiert (Boyle). Gleich­ * Zn den taktilen Qualitäten gehören aber in diesem Zusammen­ hang auch die Geschmäcke (Suarez a. a. 0. III, 24.2), die nur ex mix­ wohl bleibt dies ein peripheres Problem. Bedeutsamer als die tione primarum entstehen. 6 Vorbereitungen in der traditionellen Philosophie 7 destens zunächst, später wird sie meist auf die qualitates pro­ sehen Reizprozesses ist. die species sensibilis im Medium und priae überhaupt ausgedehnt — die Gliederung in erste und im Sinnesorgan also, ist sie materialer oder spiritualer Natur? zweite Qualitäten. Das Einteilungskriterium wechselt — sämt­ Und wenn, wie meist mit Averroes angenommen wird, letzteres liche Auffassungen lassen sich mit Aristo lei essleilen belegen —: der Fall ist, wie kann eine materiale Qualität eine intentionale in den meisten Fällen werden die ersten Qualitäten als die species® erzeugen, die doch ihrem Wesen nach notwendig vor­ einzigen selbständigen, nicht reduziblen Bestimmtheiten ein­ nehmer ist als jene7? Diesem Dilemma gegenüber kann nun geführt, aus denen die übrigen ab2uleilen sind, und die darum unter einigen „Neueren“ — wir betrachten die Situation um die charakteristischen Eigenschaften der vier Elemente dar­ 1600 — die Auffassung auf ko mmen. die Annahme derartiger stellen. Auch der umgekehrte Schluß findet sich. Gleichviel. species sei im allgemeinen überhaupt entbehrlich®. Erforder­ Die Begründung ist nicht die Hauptsache, und auch nicht die lich sei «ie allenfalls für den Gesichtssinn, auf die übrigen getroffene Auswahl — calidum, frigidum, siccum undhumidutn Sinne aber wirkten die Objekte „tantum materialiter“; was bei ergeben sioh als die gesuchten Grnndqualitäten15 —, wesentlich den taktilen und den Geschinacksqualitäten ohne Beweis ein­ ist nur die Tatsache, daß überhaupt eingeteilt wurde, daß leuchte, für Töne und Gerüche aber z. B. daraus erhelle, daß schon die scholastische Philosophie eine Rangordnung unter der Wind sie uns 2utragen oder entführen könne. Nim sind den Qualitäten kannte, derart, daß einige als die ursprüng­ natürlich die „materialen“ Wirkungen der Qualitäten der tra­ lichen, erzeugenden, eigentlich realen angesehen wurden, die ditionellen Philosophie auch bekannt gewesen. An Einwänden übrigen vielen als die abgeleiteten. fehlt es darum nicht; einmal kann es sich bei diesen Vor­ Wie die Qualitäten im einzelnen von den primären ab- gängen um eine reale Ausbreitung der Qualität selbst im häugen sollen, wird, besonders wenn es sich auch um die nicht­ Medium handeln, di« mit der intentionalen durch species er­ taktilen handelt, in der älteren Philosophie nur sehr undeut­ folgenden Einwirkung der Qualität auf das Sinnesorgan gar lich gewußt und gesagt. Die Argumentation geht häufig über nichts zu tun hat; der Ton wird nicht wahrgenommen durch die Vorzugsstellung des Tastsinns, denn der ist 2war nicht der die Lufterschütterung, die ihn im Medium vervielfältigt, der vornehmste, aber der notwendigste Sinn, der von allen voraus­ Geruch nicht durch die feine Ausdünstung, diesem Träger im gesetzt wird, selbst aber keinen voraussetzt. Die Betrachtung Medium ist, sondern beide „per propriam speciem"*. Oder es wird damit auf ein Gebiet hinübergespielt,-das vielleicht die stärkste Problematik und die meisten Ansat2mÖglichkeiten für * Die Bezeichnung „intentional" auch für diesen Teil des Wahr­ nehmungsvorgangs ist um und nach 1600 allgemein üblich. Vgl. zur die Weiterentwicklung enthielt. Bedeutung des Terminus Zabarella, De rebus naturalibus, de visu lib. Unter den charakteristischen Schwierigkeiten und Streit­ I, 6; s. auch Suarez a. a. 0. III. 2. — Einzelheiten zur Speoiestheorie punkten, die schon früh in der traditionellen W'ahrnehmungs- in dieser späten Zeit s. bei H. Schwarz, Die Umwälzung der Wahr­ theorie auflauchen, steht von jeher die Deutung des rein phy­ nehmungshypothesen durch die mechanische Methode, 1895. sischen Teils des 'WahrnehmungsVorgangs an erster Stelle. 7 Nach Aristoteles und der herrschenden Auffassung muß das causans „vornehmer" sein als das causatum. W5 * 7 *ie ist die „species'1 beschaffen, die die Trägerin des physi­ s Vgl. Suarez a. a. 0., vornehmlich III, 21 und 26; Zabarella. De reb. nah, lib. de sensu agente. 5 Derart, daß jeweils die Kombination zweier verschiedenen Grup­ 3 Eine „propria species“ kommt jedenfalls den spezifischen Quali­ pen ungehöriger Qualitäten einem Element zukoromt: warm und trocken täten zu. Wie es sich mit den sensibilia communia verhält, ist umstrit­ dem Feuer, kalt und trocken der Erde, warm und feucht der Luft, ten: ob sie eine eigne species mehreren Sinnesorganen, oder dem kalt und feucht dem Wasser, 8 Vorbereitungen in der traditionelle« Philosophie 9 kann tatsächlich eine doppelte actio auf das Sinnesorgan selbst mungsvorstellungen auslösen soll". Wie der Verlauf ira ein­ statlßnden; die vier ersten Qualitäten und nur sie Itaben näm­ zelnen zu denken ist, wird offen gelassen. Im ganzen ist es lich die Eigenschaft, nicht nur intentional, sondern auch nmle- also weniger eine neue Theorie, die imstand wäre, die alle zu rial zu wirken, aber diese Wirkung ist nicht Wärraeempön- ersetzen, als vielmehr ein vorläufiges Schema, das zur Aus­ dung, sondern Erwärmung, nicht Nässegeliihl, sondern Naß- füllung auffördert. Von einer Ausschaltung der Qualitäten werden u$f.w. Die Walirnehmungsfunktion setzt in diesen selbst ist ira genuinen Occamismus keine Rede 10 * 1*2, auch Gabriel Fällen zwar eine reale Veränderung des Organs voraus, fällt Biel" hat sie noch nicht. Sie ist erst von den Späteren in den Norainalisrous hineingesehen, mit der occaraistischen Ausschal­ aber nicht mit ihr zusammen. Sie erfolgt vielmehr auch hier durch species. Wir nehmen ia mehl die in unserer Hand er­ tung der Formen verquickt oder aus dieser herausgelesen worden, in dem Sinn, daß an Stelle der vielen Qualitäten — zeugte Wärme, sondern die Wärme des erwärmenden Objekts, denn entia praeter necessitatem non sunt multiplicanda — die nicht den Geschmack unserer Zunge, sondern den des Gegen­ Wirkungen oder Wirkungsweisen des einen Körpers treten stands wahr: eine Erkenntnis, die für lange Zeit verloren sollen. Mindestens hat das 17. Jahrhundert dies als nominali - gehen sollte. stische Lehre angesehen, nicht nur die Außenstehenden. Daß Wieder kommt es nicht so sehr daranf an, welche Meinung diese Ausdeutung für eine Weiterbildung vornehmlich im Sinn — es gibt natürlich zahlreiche Niiancen — in diesen Kontro­ des Atom ismus fruchtbar werden konnte, liegt auf der Hand. versen die herrschende geblieben ist, als vielmehr darauf, daß Einen etwas anderen, mehr nachträglichen Charakter haben solche Fragen überhaupt gestellt, solche Möglichkeiten wie die Erörterungen über das Verhältnis von motus und mutatio, die einer ausschließlich materialen Wirkung überhaupt er­ die namentlich im Kreis der ausgesprochenen Atomisten be­ wogen wurden. liebt waren, aber auch sonst an klingen". Es handelt sich hier Eine radikale Ablehnung hat die Speci es theorie namentlich ura einen der häufigen Versuche, die als richtig erkannte neue im Occamismus gefunden. An ihre Stelle tritt hier die An­ Lehre wenigstens formal mit Aristoteles zu versöhnen und nahme eines durchgängigen, nicht näher bestimmten, aber irgendwie in den Rahmen der pei ipatetischen Philosophie hin- jedenfalls transeunten Kausalprozesses, der die Wahrneh­ einzustellen". Die alte, ursprünglich rein logisch gemeinte sonsus communis einprägen, oder ob sie nur durch Modifikation der " Sent. I dist. 1 qu. 3 h; II qu. 16 H, C. Vgl, Hochsletter. Studie» species mehrerer sensibilia proprio wirken (durch Vervielfältigung, zur Metaph. und Erkcnntmsiahre Wilhelms v. Oclcham 37 ff. Bewegung usf.). Suarez entscheidet sieb z. B. für die letzte Möglich­ ri Sent. I dist. 27 qu. 3 J; Phil. nat. Jlf. 22; u. Ö. keit (a. a. 0. HI. 8). 13 Biel, Epitome et Gol lectori um cx Occomo- 1501 u. ö. 10 Ein „realiter mutari“ der Sinnesorgane wie Verbrennen der " Vgl. Gassendi. Opera (Ausg. Florenz 1727) I 3l8f.; Gorlaeus, Zunge usf., das von den betreffenden spezifischen Qualitäten herzu- Exercitationes philosophicae (1620) 192 ff.; Basso, Philosophia natu­ rubren scheint, wird gleichfalls auf physische Wirkung der ersten ralis adv. Aristotelem (Ausg. Amsterdam 1649) 309 f.; Galilei. Tracta­ Qualitäten zurückgeführt. Übrigens dient die erwähnte Besonderheit tus de elementis (Opere Ed. Nazlonale I 159); Bacon, Novum orga­ mit Galen auch geradezu zur Definition der ersten Qualitäten (vgl. num I, 66; Rohault, Traitö do physlquo I cap, 17, Card&uo. De subtilitate XVII, Ausg. Lyon 1650, S, 556), — Anders 1S Meist-findet diese Absicht Ausdruck in der Behauptung, Aristo­ gefaßt Ist die „via multiplicati va formarum'1 in diesen Qualitäten in teles habe tatsächlich die mechanistische Interpretation gemeint und doppelter Weise wirksam: realiter and spiritaliter: d. b. sie können sei von der Scholastik falsch verstanden worden. Vgl. z. B, Leibniz, außer der intentionalen speeies eine (numerisch andere) „forma ma­ De Aristotele recentioribus reeooctl iabili (Phil. Schriften ed. Ger­ terialis1' erzeugen (Zabare)la, De reb. nat., üb. de sensu agente cap. 5). hardt IV 163 f.); oder Rohault a. a. 0. 1 cap. 26. 10 Vorbereitungen in der traditionellen Philosophie i j Frage, welcher der beiden Begriffe das Genus, welcher die Zu den Faktoren, die die neue Entwicklung begünstigten, Spezies darstelle, erfährt nun ihre besondere natur philosophi­ gehören auch eine Reihe von Einzelerfahrungen. Jahrhunderte­ sche Zuspitzung. Aristoteles, so führt etwa Gassendi aus, habe lang sah man in der Erwärmung des fliegenden Pfeils die wechselnd beide Auffassungen vertreten: sowohl in der muta­ Stütze der aristotelischen Formel „motus causa ealoris“; bis tio wie im rootus — d. h. der Einesis mit ihrer Vieldeutigkeit Galilei als erster die Frage aufwirft, ob der Pfeil sich denn — den Oberbegriff gesehen, ohne zu der richtigen Einsicht tatsächlich erwärme15, und von hier aus die traditionelle durchzudringen, daß jede Veränderung eine species motus Wärroetheorie einer Revision unterzieht. Eine ungeheuere und jede Bewegung notwendig ein motus localis sei. Wirkung hat dann vor allem der Komet des Jahres 1604, der die Unhaltbarkeit der peripatetischen Kometen- und Himroels- Selbstverständlich ist die allgemeine Erschütterung, die physik handgreiflich vor Augen führte, die Wahrheit sozu­ der Aristoteli-smus längst von außen, von den verschiedensten sagen an den Himmel schrieb (wie Alto belli in einem enthusia­ Seiten her, erfahren hatte, auch auf die spezielle Sphäre der stischen Brief an Galilei* 1® meint). Seine Erscheinung fällt in Naturphilosophie, die wir betrachten, nicht ohne Einfluß ge­ einen Zeitpunkt, in dem sich die Neuorientierung des Denkens blieben. Die 14 Thesen, die in Paris am 24. und 25. August 1624 schon vorbereitet, der Umwandlungsprozeß bereits begonnen unter dem Präsidium de Claves’ diskutiert werden sollten und hat, und sie konnte in diesem Moment allerdings wie eine Offen­ die das für die Weiterentwicklung namentlich des Alomismus barung wirken. Der Komet von 1572 hatte noch kein Aufsehen folgenschwere Verbot der Sorbonne traf, gehören durchweg erregt; — andererseits gibt der von 1618 den Anlaß für Galileis hierher10. Aber schon lange vorher war gerade Paris eine „Saggiatore“ und damit 2ur Formulierung der neuen Inter­ Pflegesläüe derartiger antiperipatetischer Disputationen ge­ pretation der Qualitäten. worden. Nicht zuletzt als Folge der im Jahr 1601 an der Sor­ Vielleicht den stärksten Wegbereiter der allgemeinen Re­ bonne durchgeführten neuen Studienordnung11. Ihr Ziel war zeption atomi-stiseher Gedanken stellt William Gilberts kn eine Reinigung der traditionellen Auslegung der Aristoteli­ Jahr 1600 erschienener Traktat über den Magneten dar20. Die schen Physik, eine Reform von innen heraus im Sinn eines reinen Arhstotelismus, und der Weg, den sie wies, ging über 18 II saggiatore (Op. VI 336f.). Die Erhitzung des Pfeils wird eine sorgfältige Prüfung und Diskussion der aristotelischen als Tatsache unterstellt, auch wo die Aristotelische Erklärung ab­ gelehnt wird; so gibt Basso (a. a. 0.100,116) eine atomi st Ische Hypo­ Einwände gegen die alten Physiker. Die Beschäftigung mit these: der Pfeil trifft auf seinem Weg auf zahlreiche igniculi, durch der Atomistik war also an der Sorbonne Pflichtfach geworden. die er entzündet wird. S. auch Telesio, De natura juxta propria prin­ Die Auswirkungen zeigt die erste große Welle des wieder­ cipia II cap. 30, auflebenden Atomismus, die sich vor allem auf Paris lokali­ 19 1604 Nov. 25 (Galilei Op. X 118). 10 Tractatus, s. physiologia nova de magnete, magneticisqne cor­ sierte und die eben durch jenes Verdikt vom August 1624, poribus, et magno magnete tellure. Gewirkt bat das Buch vielleicht wenigstens in der Öffentlichkeit, ihr Ende fand. am meisten durch das was nicht in ihm 3teht: Gilberts Theorie, daß die Erde ein großer Magnet sei, legte zusammen mit seiner Efilu- 14 Vgl. Joh. Launoy, De varia Aristotelis fortuna in aeademia Pa- vientheorie eine Deutung der Gravitation nahe, die ihm selbst völlig risiensi ca.p. XVII (Op. IV,1 22-1 ff.). S. auch Lasswitz, Gesch. d. Ato­ fern lag. Denn die vis movendi des Magneten äußert «ich nach seiner mistik 1 482 ff. und Correspondance du P. Mersenne, ed de Waard, Auffassung ■— im Gegensatz zur vis electrica — nicht durch ein efflu­ I 167 f. vium, sic ist seelenartig, ist Wirkung ab anima, und nicht a materia *’ Launoy a. n. 0. 222. (Ausg. 1628 S. 67 ff.; 2011.), Die Gravitation andererseits wird an- traditionellen Philosophie i3 Vorbereitungen t'n der des Mittelalters allmählich präzisiert zu haben, um dann ina JEffluvientheorie, die er vertritt — die Luft ist ein effluvium 13. Jahrhundert zunächst vereinzelt53, im 14. schließlich von terrae, die Elektrizität ein effluvium succini, auch Geriiche sind einer ganzen Schulrichtung vertreten und verteidigt zu wer­ Effluvien usf. — ist nicht eigentlich atomistisch, aber sie deckt den. Freilich hat die Lehre auch dann noch leidenschaftlichen sich mit den Voraussetzungen, die der Atomismus gemacht hat, Widerstand gefunden. Nicht nur unter den streugen Peripa- und sie ließ sich leicht in atornistischero Sinn verwenden und tetikem: auch die italienischen Averroisten lehnen sie ab. Bis weiter aushauen. In den späteren Jahren ist dann vor allem gogen die Mitte des 16. Jahrhunderts wird sie hauptsächlich in Harvey’s Entdeckung des Blutkreislaufs bedeutsam gewor­ Paris und einigen deutschen Universitäten gelehrt. Dann setzt den21. Sie schien den Weg zu öffnen für eine mechanische Er­ ein langsames Durchdringen ein51; aber noch um 1600 ist sie klärung auch der Lebensvorgfinge und damit die entsprechen­ durchaus nicht allgemein anerkannt. Und vor allem: sie ist den Bemühungen im anorganischen G-ebiet gewissermaßen zu sanktionieren. begrifflich noch immer ungeklärt. Wir stehen hier vor einer In diesem Zusammenhang ist auch eine Lehre zu nennen, der seltsamsten und bezeichnendsten Erscheinungen in der Ge­ die in ihrer endgültigen Ausprägung aufs engste mit dem schichte der neuen Naturphilosophie. Die vis impressa gilt als Occamismus, namentlich mit der Pariser Terministenschule Qualität”, die man auch gelegentlich in die üblichen Ein­ und dem Namen Buridans verknüpft ist: die Impetustheorie”. teilungsschemata einzuordnen sucht, über die man sich aber Sie richtet sich gegen die Aristotelische Auffassung von der offensichtlich nicht recht klar ist53. Und das Seltsame ist, daß Bewegung des geworfenen Körpers, die in dem vom Werfen­ man sich über das Wesen dieser Qualität eigentlich nie klar den mitbewegten Medium Ursache und Träger der nach der geworden ist. Denn zu der Zeit, in der sie schließlich allgemein Trennung vom Movens weiterdanernden Bewegung des Mobile rezipiert ist. will man von Qualitäten nichts mehr wissen, da sieht. Statt dessen wird nun angenommen, daß dem geworfenen interessiert nur noch die quantitative Seite dieser Kraft, die Körper ein „impetus“ — eine „vis impressa“, eine „gravitas ja als „Qualität“ überhaupt nie ganz anerkannt worden ist. accidentalis“ — mitgeteilt wird, aus dem dann die Bewegung Die Diskussion, was sie sei, wird, ehe sie allgemein eröffnet folgt, entweder unmittelbar oder über eine auf das Ziel der ist, abgebrochen zugunsten der Frage, wie sie zu messen sei, Bewegung gerichtete inclinatio. d. h. zugunsten des Problems des Kräftemaßes. In einer Zeit, Der Gedanke ist an sich alt: er geht ursprünglich auf Philo- die alles auf lokale Bewegung zurückführen will, bietet dieser ponus zurück und scheint sich — immer bekämpft — im Lauf 51 Vgl. B. Jansen. Olivi, der älteste scholastische Vertreter des klingend an Copemicanische Gedanken als „inclinatio ad suum prin­ heutigen Bewegungsbegriffe, Phil. Jahrbuch XXXIII- cipium“ erklärt (S. 222). Das hat sich in der Folgezeit verschoben: die 51 Lionardo hat sie, nach Duhems Nachweis, vertreten. Gegen Deutung der Gravitation in A'ualogie zur magnetischen Anziehung Duhems Vermutung über die Infiltration der Pariser Dynamik in die und die Auffassung der letzteren im Sinn ntomistischer Effluvien italienische Wissenschaft durch den Baldi bekannt gewordenen Nach­ knüpft sich an Gilberts Namen. laß Lionardos hat Favaro Einspruch erhoben (Scientia XX und Ren- 2' Vgl, Hobbes, Do corpore Epist, dedientoria. diconti d. R. Accadcmia d. Lincei XXVII). Die Frage ist noch offen. -- Occam selbst kennt sie noch nicht, wenigstens nicht in der 20 Suarez. De anima III, 19, 3: Galilei. De motu (Op. I 307 Ef.); Form, die durch die Pariser Schule Verbreitung fand. Vgl. hierzu nnd Gorlaous a. a. O. 192 ff. S. auch Duhcm a. a. O. I 109 ff. Als „forma“ zum folgenden Duhem, Etudes sur Ldonard de Vinci I—III (vielfach); falb sie Ale*. Piccolomini, In mechanicas quaesfiones ArislOtelis pa­ Michalski, La physique nou veile et les di ff. courants phil. au 14c raphrasis, Rom 1517, 64 ff. sifecle, Bulletin der Krakauer Akad. 1927. 23 Besonders merkbar bei Galilei a. a. 0. T4 Vorbereitungen in der traditionellen Philosophie 15 schon bereitliegende Begriff einer vis motrix natürlich ein nicht an Vorschlägen gefehlt, die Qualitäten nach ihren Inten­ willkommenes Hilfsmittel. Das geht so weit, daß die mechani­ sitätsverhältnissen zu messen oder irgendwie quantitativ zu stischen Theorien des 17. Jahrhunderts, sofern sie überhaupt bestimmen. Die auf Richard Suiseth und Nicolas von Oresme ursprüngliche Kräfte annehmen27, nur solche anerkennen, die zurückgehenden Bemühungen um ein quantitatives Erfassen in Analogie zu dieser vis impressa gedacht werden können28. und Darstellen der latitudines formarum und qualitatum, die Sie selbst aber bleibt immer als ungeklärter und — das ist das sich freilich meist auf Geschwindigkeitsgrößen und nur ver­ Charakteristische — als keiner Erklärung bedürfender Begriff einzelt auf Sinnesqualitäten (die Wärme z. B.) richten30, sind stehen. Erst zu Ende des Jahrhunderts, als die mechanistische hier zu nennen, aber auch Versuche wie der Cardanos31, be­ Naturphilosophie schon ihren Höhepunkt überschritten hat, stimmte „ordines“ der Intensität festzulegen, die allen Quali­ wird die grundsätzliche Frage wieder aufgenommen. täten zukommen sollen. Es könnte scheinen, als gehörten die alten Versuche, ein­ In all dem ist jedoch keine Vorbereitung für das spezifisch zelne Qualitäten quantitativ zu erfassen oder wenigstens in Neue der mechanistischen Theorien zu sehen32. Was diese eine Skala einzuordnen, auch hierher. Bemühungen um die wollen, ist ja gar kein Messen der Qualitäten — mindestens Gesetze der musikalischen Harmonie einer-, der Phänomene, nicht zunächst, und es ist auch gar nicht immer so, daß dieses die man der geometrischen Optik zuzuweisen pflegt, anderer­ Ideal im Hintergrund stünde —; was sie wollen, ist eine Deu­ seits, hatten ja schon früh begonnen. Und auch der Gedanke tung, eine Wesensbestimmung, Antwort auf ein „quäle?“ und taucht auf, Analoga zu den Maßverhältnissen der Harmonik nicht auf ein „quantum?“. Während die älteren Versuche die bei den anderen Qualitäten — soweit sie qualitative und nicht Sinnesqualitäten durchaus in scholastischer Weise als quali­ nur intensive Kontinuen bilden: bei den Farben, Gerüchen, tates patibiles auffassen und sich darauf beschränken, sie Geschmäcken — zu suchen und damit den Ausblick zu eröffnen direkt oder indirekt — über die ihnen „per accidens“ zugeord­ auf eine umfassende Harmonice mundi29. Schließlich hat es neten Bewegungsvorgänge — zu messen, geht es jetzt um eine mechanisch-kinetische Interpretation der qualitativen Gehalte 27 Vgl. u. S. 41. selbst33 * 35. Es sind zwei Linien, die im Grunde nichts miteinander 20 Vgl. Leibniz, Autibarbarus physicus pro philosophia reali con­ zu tun haben, wenn sie sich auch im konkreten Einzelfal] oft tra reuovationes qualitatum scholasticarum .. (Gerh. VII 337ff.): die wahren körperlichen Kräfte siud uur einer Art, nämlich die per impe­ 30 Vgl. Du hem a, a. 0. III 388 ff. Später wird nur den Qualitäten tus impressos ausgeübt werden, veluti cum corpus projectura est. Die der 1. uud 3. Art (habitus uud passiones) latitudo, d. h. die Fähigkeit Eiuführung von Attraktionskräfteu ist ein Rückfall in barbarismum der iutensio und remissio, zuerkannt, uieht aber den Bewegungen. physicum et occultas Scholasticorum qualitates; vgl. ferner Leibuiz Vgl, Suarez, Disputatioues metaphysieae, Disp. 46. an Hartsocker 1712 Febr. 8 (Gerb. III 534 f.); Leibniz’ 5. Schreiben 81 A. a. O. 556. gegen Clarke (Gerh. VII 397). Ebenso R.ohault a. a. 0. I ca.p. 11, 14 f. 52 Das 17. Jahrhuudert sieht häufig in Bacon einen Vorläufer; wie 28 Kepler in einem Brief an Maestlin 1599 Aug. 29 (Op. omnia ed. wenig dies zutrifft, ist heute längst erkannt. Frisch I 200). Kepler steht in seiner Auffassuug der Qualitäten uud 35 Daß dieser Gegensatz deutlich empfundeu wurde, zeigt ein des Wahrnehmungsvorgangs noch ganz auf dem Boden der traditio­ nellen Lehre. In ihm in dieser Beziehung einen Vorbereiter oder Vor­ Brief II. Conrings an Leibniz 1678 Febr. 26 (Ak. Ausg. II, 1 396); Mathematices usura circa quantitates naturalium rerurn a pluribus läufer Descartes’ zu sehen (wie Natorp, Descartes' Erkenntnistheorie seculis eruditi agnoverunt: sed omnes affectiones rerum naturalium 122 f., wollte), dürfte kaum a.ngehen. Man vergleiche etwa die ganz esse quantitates, post Democriti explosa deliria nemo vel tentavit phantastischen Ausführungen über die species im Tertius inter­ veniens aus .dem Jahr 1610 (Thesis 26; Op. I 568 ff.). reddere verisimile.

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