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Die Mathematische Denkweise PDF

138 Pages·1952·7.192 MB·German
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WISSENSCHAFT UND KULTUR BAND I Arnold Böcklin: Architectura et Pictura ANDREAS SPEISER DIE MATHEMATISCHE DENKWEISE Qtllleris autem millesies dicta neque unqllllm requiem habitura mea quidem opinione. Proclus Springer Basel AG Dritte Auflage. Nachdruck verboten. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. ISBN 978-3-0348-4096-5 ISBN 978-3-0348-4171-9 (eBook) DOI 10.1007/978-3-0348-4171-9 Copyright 1952 Springer Basel AG Ursprünglich erschienen bei Verlag Birkhäuser AG., Basel1952. Softcoverreprint ofthe bardeover 3rd edition 1952 Raoul La Roche gewidmet INHALTSVERZEICHNIS Frontispiz Vorwort 9 Abgrenzungen li Über Symmetrien in der Ornamentik I7 Formfragen in der Musik . Die Naturphilosophie von Dante Proklus Diadochus über die Mathematik 59 Über die Zahlen und den Raum bei den Neu- platonikern . 68 Goethes Farbenlehre 78 Über die Astrologie 86 Zusammenfassung . 9 5 Kepler und die Lehre von der Weltharmonie 96 Notenbeispiele . I I 7 Erläuterungen zu den Tafeln I23 Tafeln I-IX VORWORT Das Band, das die verschiedenen Gebiete zusammenfaßt, die in dem vor liegenden Buch behandelt werden, bildet die antike Lehre von der mathe matischen Natur der Seelenkräfte. Es liegt nicht in meiner Absicht, eine alleingültige Lehre vorzutragen, denn ich weiß wohl, daß sich andere Seiten hervorheben lassen; aber ich habe den Eindruck, daß der mathematische Standpunkt in neuerer Zeit allzusehr in den Hintergrund gerückt ist und daß es nottut, ihn wieder einmal energisch zu vertreten. Die Logik habe ich absichtlich beiseite gelassen. Denn es scheint mir nicht, daß sie für das mathematische Denken besonders charakteristisch ist. Unlogisches gibt es in den Künsten und Wissenschaften nicht, oder, genauer gesagt, es ist dort überall sinnlos und bedarf der Berichtigung. Die erste Auflage dieses Buches erschien 1932, in der zweiten Auf lage wurde es mir ermöglicht, den auf die Kunst bezüglichen Teil durch Abbildungen zu ergänzen, die in der ersten fehlten. Das Titelbild ist die Wiedergabe einer Zeichnung von Arnold Böcklin, welche die Malerei und die Architektur in zwei edlen Frauengestalten darstellt. Die Architektur ist hier als Mathematik gedacht, wie die hinzugefügten Embleme des Zirkels und des rechten Winkels andeuten, und ich möchte dafür auf die Seite 14 dieses Buches hinweisen. Weitere Illustrationen findet man in einigen neueren Werken, vor allem von E. Moessel (C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung), von Matila C. Ghika (Editions de la Nouvelle Revue Frans:aise) und von W. Überwasser (J ahresbcricht der öffentlichen Kunstsammlung, Basel1928 bis 1930, sowie in dem Buch "Von Maß und Macht der alten Kunst", 1933). Besonders in dem Jahresbericht sind wichtige Belege für den geometrischen Ursprung gewisser Kunstformen enthalten. Ein in unserer Zeit einzigartiges Werk ist das Buch von George D. Birkhoff: Aesthetic Measure (Cambridge, Massachusetts, 1933 ). Der Verfasser, einer der bedeutendsten amerikanischen Mathematiker, gibt eine eigene Methode der Bewertung ästhetischer Pro dukte und hat den Mut, selber zu experimentieren, und es gelingt ihm, drei ohne Zweifel sehr schöne Vasenformen aufzustellen. Wir möchten dieses hervorragende Buch ganz besonders dem Leser zum weiteren Studium emp fehlen. An den Schluß des Bandes habe ich einen Vortrag gestellt, den ich zur Feier des dreihundertsten Todestages von Kepler gehalten habe. In diesem Manne scheint sich mir, trotz mancher Irrtümer, die mathematische Denk- 9 weise besonders eindrucksvoll zu verkörpern. Aber auch bei andern Mathe matikern, etwa bei Leonhard Euler, wäre der Gesamteindruck der Leistungen nicht wesentlich verschieden. Die vorliegende dritte Auflage ist im Text wiederum nicht verändert worden, doch haben wir dem Bilderteil noch ein Gemälde Dürers bei gegeben, das als schönes Beispiel für die Bedeutung der Geometrie in der Kunst dienen kann. Ferner sei es uns gestattet, im Jubiläumsjahr Goethe schon an dieser Stelle zu Worte kommen zu lassen. In dem Aufsatz von 1799 "über den sogenannten Dilettantismus oder die praktische Lieb haberei in den Künsten" schreibt er: "Weil der Dilettant seinen Beruf zum Selbstproduzieren erst aus den Wirkungen der Kunstwerke auf sich empfängt, so verwechselt er diese Wirkungen mit den objektiven Ursachen und Motiven und meint nun den Empfindungszustand, in den er versetzt ist, auch produktiv und praktisch zu machen; wie wenn man mit dem Geruch einer Blume die Blume selbst hervorzubringen gedächte. Das an das Gefühl Sprechende, die letzte Wirkung aller poetischen Organisationen, welche aber den Aufwand der ganzen Kunst selbst voraus setzt, sieht der Dilettant als das Wesen derselben an und will damit selbst hervorbringen." "überhaupt will der Dilettant in seiner Selbstverkennung das Passive an die Stelle des Aktiven setzen, und weil er auf eine lebhafte Weise Wir kungen erleidet, so glaubt er mit diesen erlittenen Wirkungen wirken zu können." "Was dem Dilettanten eigentlich fehlt, ist Architektonik im höchsten Sinne ... " Was Gocthe als Architektonik bezeichnet, heißt bei uns mathematisches Denken und ist hier kein Unterschied. Wie weite Kreise dagegen unter Goethes Beschreibung der Dilettanten fallen, mag der Leser selber erfahren und entscheiden. Dem Verlag Birkhäuser in Basel spreche ich auch dieses Mal für die Her ausgabe und die treffliche Ausstattung des Buches meinen besten Dank aus. Basel, im Mai 1952 10 ABGRENZUNGEN Das Wesen des mathematischen Denkens unmittelbar in Worten zu be schreiben ist nicht möglich. Was wir mitteilen können, sind seine Leistungen und Resultate. Wir müssen daher versuchen, aus der Fülle der Hervor bringungen menschlichen Denkens diejenigen abzugrenzen, welche wir der Mathematik verdanken; auch wenn sie ihren Ursprung nicht unmittelbar mehr erkennen lassen. Indem wir die Trennungslinien gegenüber den an deren Wissenschaften festlegen, gewinnen wir gleichzeitig Definitionen für das mathematische Denken selber. Voraussetzung dafür ist die Tatsache, daß es Nicht-Mathematisches gibt. Um Mißverständnisse zu beseitigen, beginnen wir bei der Abgrenzung mit der Mathematik selber und scheiden zunächst einiges aus, was häufig noch zu ihr gerechnet wird. Goethe verstand unter der Mathematik die Meßkunst, unter dem Mathematiker den Meßkünstler. Er dachte in erster Linie an die Meßmethoden' der experimentellen Physik Newtons und der holländischen Physikerschule. Wenn er sagt, er habe die Farbenlehre ab sichtlich von der Mathematik ferngehalten, so heißt das einfach, er habe die Meßinstrumente der Newtonsehen Optik nicht verwendet. Dieser Identi fizierung der Mathematik mit der Instrumentenkunde der experimentellen Physik begegnet man häufig in der Philosophie des neunzehnten Jahr hunderts. In seinem "Cours de philosophie positive" schreibt Auguste Comte: a "Nous sommes clone parvenus maintenant definir avec exactitude la science mathematique, en lui assignant po~r but la mesure indirecte des grandeurs, et disant qu'on s'y propose constamment de determiner les grandeurs les unes par les autres d' apres les relations pn~cises qui existent entr' elles." Alles, was unter derartige Definitionen fällt, müssen wir aus der Mathe matik ausscheiden. Schon Plato hat es so gehalten, und wir brauchen es nidlt weiter zu begründen, da es für den Mathematiker so gut wie für den Physiker selbstverständlich ist. Für die Abgrenzungen gegenüber den anderen Gebieten beginnen w~r mit den Naturwissenschaften von der experimentellen Physik bis zur Biologie. Ihre Denkweise ist nicht-mathematisch, so groß auch teilweise die Wechsel beziehungen zur Mathematik sind. Denn diese Wissenschaften sind em pirisch; das für sie Entscheidende ist die Beobachtung und das Experiment. In der Mathematik entscheidet aber der Beweis; so kann- um ein Beispiel 11

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