Die Lieder Neidharts Herausgegeben von Edmund Wießner Zweite Auflage revidiert von Hanns Fischer MAX NIEMEYER VERLAG/TÜBINGEN 1963 ALTDEUTSCHE TEXTBIBLIOTHEK Begründet von Hermann Paul t Fortgeführt von Georg Baesecke f Herausgegeben von Hugo Kuhn Nr. 44 Alle Recht« vorbehalten Copyright hv Max Nlemeyer Verla« .Tübiogen lfMM PrlQted in Qermany Drnrk . fotokop GmbH Darn»t*dt Inhalt Einleitung 5 Sommerlieder 17 Winterlieder 55 Anhänge. I. Unechte und zweifelhafte Strophen 136 II. Meie, din Uehter schiri 173 III. Abweichungen vom Text der großen Ausgabe (Haupt-Wießner 1923) 175 IV. Verzeichnis der Stropheneingangszeilen 202 Einleitung Als Edmund Wießner vor acht Jahren die hier zum zweiten Male vorgelegte Neidhartausgabe erscheinen ließ, verfolgte er damit zwei Ziele. Einmal wollte er die seit langem gewünschte Studienedition für den akademischen Unterricht schaffen, zum andern aber lag ihm daran, mit der eigenen Textauf- fassung stärker zu Wort zu kommen, als dies bei der Neube- arbeitung der Hauptschen Ausgabe möglich gewesen war. Es entstand eine weithin selbständige Ausgabe, die aber doch den Charakter einer Editio minor zur ..Großen Ausgabe" (so hier stets zitiert) von 1923 behielt, schon allein deshalb, weil sie statt eines Variantenapparats nur ein Verzeichnis der Ab- weichungen von jener älteren Edition besaß. Wießner hat im Vorwort entsprechend selbst bemerkt: „Die große kritische Ausgabe sollte durch diese kleine keineswegs ersetzt, sondern allenfalls nur bereichert werden." Angesichts dieser Zielsetzung kam für eine Neuauflage — ganz abgesehen von dem in diese Richtung gehenden Wunsche des Verlags — nur ein revidierter Wiederabdruck der ersten Auflage in Betracht. Wenn der Neidharttext einmal wieder tiefergreifend kritisch bearbeitet werden soll, so wird dies kaum anders als auf dem Boden der großen Ausgabe ge- schehen können. Der mangelhafte äußere Zustand der ersten Auflage hat eine umfassende Revision notwendig gemacht, in deren Verlauf an mehreren hundert Stellen Druck- und Schreibfehler gebessert, Inkonsequenzen beseitigt und Er- gänzungen eingefügt wurden. Die unvollständige und unüber- sichtliche Lesartenmitteilung zu den unechten Strophen ist durch eine neue Kollation ersetzt. Ganz neu gefaßt habe ich die Einleitung. Die Streichung der an dieser Stelle wohl ent- behrlichen biographisch-literarhistorischen Skizze schaffte Raum für eine ausführlichere Darstellung der Überlieferung 6 Einleitung und für eine Bibliographie, die dem Studenten den ersten Schritt zur Auseinandersetzung mit der Forschung erleich- tern soll. Die Lieder Neidharts (und seiner Nachahmer) sind durch folgende Textzeugen überliefert1): A = Universitätsbibliothek Heidelberg cpg 357, die sog. Kleine Heidelberger Liederhandschrift, Pergament, Ende des 13. Jh., vermutlich aus Straßburg. Faksimile: Die kleine Heidelberger Liederhandschrift. In Nachbildung. Stuttgart (Omnitypie-Gesellschaft) 1932. Abdruck: Die alte Heidelberger Liederhandschrift. Hrsg. von F. Pfeiffer. Stuttgart 1844 (= StLV 9). Reprografischer Nachdruck: Hildesheim 1962. 36 echte Strophen (= 2 Töne und Trümmerwerk), zT. unter fremdem Namen (Niuniu 8, Gedrut 7, Spervo- gel 4), 3 unechte unter fremdem Namen (Spervogel 1, Lutold von Seven 2). B = Württembergische Landesbibliothek Stuttgart Cod. HB XIII 1, die sog. Weingartner Liederhandschrift, Pergament, Wende 13./14. Jh., aus Konstanz. Faksimile: Die Weingartner Liederhandschrift in Nachbildung. Stuttgart (Omnitypie-Gesellschaft) 1927. Abdruck: Die Weingartner Liederhandschrift. Hrsg. von F. Pfeiffer. Stuttgart 1843 (= StLV 5). 31 echte Strophen (= 4 Töne), 46 unechte; 5 weitere Neidhart zugeschriebene Strophen gehören Konrad von Kilchberg. C = Universitätsbibliothek Heidelberg cpg 848, die sog. Große Heidelberger Liederhandschrift, Pergament, 1. Drittel des 14. Jh., aus Zürich. Faksimile: Die Manessische Liederhandschrift. Leipzig (Insel-Verlag) 1925. Abdruck: Die große Heidelberger Liederhandschrift in ') Die Angaben über den Bestand an echten und unechten Strophen beruhen auf der noch ungedruckten Bonner Disserta- tion von D. Bouecke, Studien zur Neidhart-Überlieferung. 1963 (nach freundlicher Mitteilung des Verfassers). Einleitung 7 getreuem Tertabdruck. Hrsg. von F. Pfaff. Heidel- berg 1909. 148 echte Strophen, davon 2 unvollständig (= 18 Tö- ne), zT. unter fremdem Namen (Göli 1, Alram von Gresten 4, Rubin von Rüdeger 1), 85 unechte, davon 1 unvollständig (18 unter Göli). Im Neidhart-Teil der Handschrift ist Blattverlust eingetreten. Einiges Verlorene ist im Abdruck Melchior Goldasts er- halten (Paracnetici veteres. Insulae 1604). Cb = Bayerische Staatsbibliothek München cgm 5249,26, Pergament (3 Quartblätter), 14. Jh., aus Würzburg. 19 echte Strophen (und Anfang einer 20.), 7 unechte. G = Grieshabersches Bruchstück (Verbleib unbekannt), Pergament (die oberen Hälften zweier Oktavblätter), 14. Jh., Herkunft unbekannt. Abgedruckt: ZfdA 6 (1848) S. 517—519. 9 unvollständige unechte Strophen (= 4 Töne). K =• Bretschneidersches Bruchstück (Verbleib unbekannt), Pergament (ein Oktavblatt), 1. Hälfte des 14.Jh., mitteldeutsch. Faksimile: J. G. Meusels Historisch-litterarisch-bi- bliographisches Magazin 2 (Zürich) 1790. S. 83 und 86 (dort auch ein fehlerhafter Textabdruck). 6 echte Strophen (= 1 Ton). M — Bayerische Staatsbibliothek München clm 4660, die Handschrift der Carmina Burana, Pergament, Mitte des 13. Jh., aus Oberbayern. Beschreibung : Carmina Burana . . . Hrsg. von A. Hilka und O. Schumann. Bd. II. 1. Heidelberg 1930. S. 3—95. 1 echte Strophe (SI, 11.1 = Nr 168a bei Hilka-Schu- mann). O = Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt Ms. germ. oct. 18, Pergament (zwei Doppelblätter), 14. Jh., vom Niederrhein. 26 echte Strophen (= 5 Töne), 8 unechte, 5 Melodie- aufzeichnungen . Einleitung Ehemalige Preußische Staatsbibliothek Berlin Ms. gerra. fol. 1062 (z.Zt. Stiftung preußischer Kulturbe- sitz, UniversitätsbibliothekTübingen, früher auf Schloß Riedegg ob der Enns im Besitz der Grafen Starhem- berg), Pergament, Ende des 13.Jh., aus Niederöster- reich. Die Handschrift, die außer der Sammlung von Neidhartliedern noch Hartmanns ,Iwein\ des Strickers .Pfaffen Amis', ,Dietrichs Flucht' und die ,Raben- schlacht' enthält, wurde ..dem Vermerk Ego Otto de Hakenberch et de Rabenspurch DilectoComanguineo suo Alberonj de Chvnring zufolge, noch vor 1300 von einem mächtigen österreichischen Ministerialen einem Stan- desgenossen geschenkt'1 (W. Fechter, Das Publikum der mittelhochdeutschen Dichtung. Frankfurt 1935. S. 28). Beschreibung: H. Degering, Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriftin der Preußischen Staats- bibliothek. Bd. 1. Leipzig 1925. S. 149. 368 echte Strophen (= 55 bzw. 56 Töne), zwei davon doppelt, 15 unechte. (Der gesamte Strophenbestand von R erscheint in dieser Ausgabe). Ehemalige Preußische Staatsbibliothek Berlin Ms. germ. fol. 779 (z. Zt. Stiftung preußischer Kulturbesitz, Universitätsbibliothek Tübingen, im 16.Jh. im Besitz von Franz Spengler in Nürnberg), Papier, um 1450, aus Nürnberg (?). Beschreibung: H. Degering, Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriften der Preußischen Staats- bibliothek. Bd. 1. Leipzig 1925. S. UOf. (vgl. auch F. Keinz: Bibliographie VII, 4, S. 312- 314 und W. Schmieder: Bibliographie II, 1, S. 43). 407 echte Strophen (davon 10 doppelt), 691 unechte (davon 1 doppelt), von denen 11 Starnheim, 3 Rudolf von Rotenburg gehören, 45 Melodieaufzeichnungen. Universitätsbibliothek Heidelberg cpg 696, Papier. 15.Jh., Herkunft unbekannt. Beschreibung: K. Bartsch, Die altdeutschen Hand- Einleitung 9 Schriften der Universitätsbibliothek Heidelberg. Hei- delberg 1887. S. 173-175. 84 echte Strophen (= 12 Töne), 48 unechte. f = Ehemalige Preußische Staatsbibliothek Berlin Ms. germ. qu. 764 (z.Zt. Stiftung preußischer Kulturbe- sitz, Westdeutsche Bibliothek Marburg, früher im Be- sitz von Clemens Brentano), Papier, 15.Jh., aas Bay- ern oder Osterreich. Beschreibung: H. Degering, Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriften der Preußischen Staats- bibliothek. Bd. 2. Leipzig 1920. S. 135. 14 echte Strophen 2 Tone), 247 unechte. h = Bibliothek des Tschechischen Nationalmuseums Prag Cod. XA 12, das sog. Liederbuch der Ciara Hätzlerin, Papier, 1470—1471, aus Augsburg. Abdruck: Liederbuch der Clara Hätzlerin. Hrsg. von C. Haltaus. Quedlinburg und Leipzig 1840. S. 69 bis 72. 7 unechte Strophen (=- 1 Ton). k = Baverische Staatsbibliothek München cgm 811. das Liederbuch des Jacob Käbitz, Papier. 1. Hälfte de* 15..Jh., aus Wemding (Lkr. Donauwörth). Beschreibung und Teilabdruck: F. K e i n z, Ein Meister- singer des XV. Jahrhunderts und sein Liederbuch. MSB 1891 (München ]X<I2). S. 639- 699. dort S. 667f. 11 unechte Strophen (-- 1 Ton). ko —- Baverische Staatsbibliothek München cgm 4997. die sog. Koimarer Liederhandschnft. Papier, 2. Häifte des 15. Jh., aus Rheinflanken. Beschreibung: K. Bartsch, Meisterlieder der Koi- marer Handschrift. Stuttgart 1862 (StLV 67). S. 1 - 89 und K. Stackmann, Die kleineren Dichtungen Heinrichs von Mügeln 1,1 (Berlin 1959) S. LXV—XCV. 7 unechte Strophen (= 1 Ton). m = Bayerische Staatsbibliothek München clm. 3576, Papier, 15.Jh., aus Augsburg ('.). Beschreibung durch F. Keinz, Germ. 15(1870) S. 431. 10 Einleitung Eine siebenstrophige, stark veränderte Redaktion des 15. Sommerliedes (abgedruckt durch F. Keinz, eben- da, S. 431 f. und durch E. Wießner in der grüßen Ausgabe, S. 196f.). p = Burgerbibliothek Bern Cod. 260, PeTgament, 14.Jh., aus Straßburg. Beschreibung: H. Hagen, Catalogus codicum Bernen- sium. Bern 1875. S. 290—296. 5 unechte Strophen (= 1 Tuii). s = Stadtarchiv Sterzing, ohne Signatur, die sog. Sterzin- ger Miscellaneen-Handschrift (seit 1945 verschollen), Papier, 14.; 15.Jh., aus Tirol. Beschreibung und Teilabdruck: I. Zingerle, Bericht über die Sterzinger Miscellaneen-Handschrift. Sit- zungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissen- schaften zu Wien, philos.-hist. Kl. Bd. 54 (1866). S. 293-340 (vgl. außerdem H. Rietsch, Die deut- sche Liedweise. Wien und Leipzig 1904. S. 215—246). 16 echte Strophen ( = 2 Töne), 146 unechte (einige ver- stümmelt), 9 Melodieaufzeichnungen. st = Kungliga Biblioteket Stockholm V.u. 85:2, Papier (2 Blätter), 15. Jh. Abdruck: R.Brill: Bibliographie VIII, 4, S. 245—251. 13 unechte Strophen, zT. unvollständig (= 2 Töne). w = Osterreichische Nationalbibliothek Wien Cod. s. n. 3344. die sog. Schratsche Handschrift, Papier, 1431, aus Preßburg (Niederösterreich). Beschreibung: H. Menhardt, Verzeichnis altdeut- scher literarischer Handschriften der Osterreichischen Nationalbibliothek. Bd. 3. Berlin 1961. S. 1485—1494 und H. v. Zeißberg, Archiv für österreichische Ge- schichte 86 (1899) S. 457—490. 7 echte Strophen (= 1 Ton), 156 unechte, zT. unvoll- ständig, 8 Melodieaufzeichnungen. z = Die drei Drucke des Neidhart Fuchs: 1. o.O. u. J. [Augsburg ca. 1491 ] 2 u. 0. [Nürnberg] 1537. 3. Frank- furt 1566.