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Die Last des Unterschieds: Biographie, Lebensführung und Habitus von Arbeitern und Angestellten im Vergleich PDF

332 Pages·1998·8.342 MB·German
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Dieter Karrer Die Last des U nterschieds Studien zur Sozialwissenschaft Band 200 Dieter Karrer Die Last des Unterschieds Biographie, Lebensfiihrung und Habitus von Arbeitem und Angestellten im Vergleich Westdeutscher Verlag Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Karrer, Dieter: Die Last des Unterschieds : Biographie, Lebensfiihrung und Habitus von Arbeitern und Angestellten im Vergleich 1 Dieter Karrer. - Opladen: Westdt. VerI., 1998 (Studien zur Sozialwissenschaft ; Bd. 200) ISBN 978-3-531-13130-6 ISBN 978-3-322-95612-5 (eBook) DOI 10.1007/978-3-322-95612-5 Aile Rechte vorbehalten © Westdeutscher Verlag GmbH, OpladenlWiesbaden, 1998 Der Westdeutsche Verlag ist ein Unternehmen der Bertelsmann Fachinformation GmbH. Das Werk einschlieBlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschiitzt. Jede Verwertung auBerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulassig und strafbar. Das gilt insbe sondere fiir Vervielfaltigungen, Ubersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. http://www.westdeutschervlg.de Hochste inhaltliche und technische Qualitat unserer Produkte ist unser Ziel. Bei der Produk tion und Verbreitung unserer Biicher wollen wir die Umwelt schonen: Dieses Buch ist auf saurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die EinschweiBfolie besteht aus Polyathylen und damit aus organischen Grundstoffen, die weder bei der Herstellung noch bei der Verbrennung Schadstoffe freisetzen. Umschlaggestaltung: Christine Huth, Wiesbaden ISBN 978-3-531-13130-6 Vorwort Die vorliegende Arbeit wurde in ZUrich geschrieben und ist im Sommer 1996 von der Sozialwissenschaftlichen Fakultat der Ludwig-Maximilians Universitat MUnchen auf Antrag von Prof. Ulrich Beck als Dissertation an genommen worden. Das Buch ist also gewissermassen auf der Schwelle zwischen Deutschland und der Schweiz entstanden, was seine Genese auf vieWiltige Weise beeinflusst hat und an einigen Stellen auch im Text selbst sichtbar wird. I An erster Stelle mochte ich all jenen ArbeiterInnen und Angestellten danken, die mir in stundenlangen Gesprachen ihr Leben erzahlt und gedul dig auf meine Fragen geantwortet haben. Und nicht nur das: mehrmals wollte man mich auch gleich zum Essen einladen und jemand hat mir zum Abschied sogar eine Flasche Wein geschenkt. Prof. Ulrich Beck hat mich wahrend der gesamten Arbeit tatkraftig unter stiitzt, obwohl wir nicht immer einer Meinung waren. Diese kritische Tole ranz und seine spriihende Begeisterung, soziologisch und gegen liebgewor dene Routinen zu denken, haben mich beeindruckt. Und ohne Uebertreibung kann ich sagen, dass ohne ihn die Untersuchung nicht zustandegekommen ware. Danken mochte ich auch Peter A. Berger, fur seine Gastfreundschaft und seine UnterstUtzung in der Anfangsphase der Arbeit, Jiirg Helbling und Walter SchOni, die Teile des Textes gelesen und kommentiert haben - und Philipp Gonon fUr den guten Einfall "in letzter Minute". Mein grosster Dank gilt jedoch meinen Eltem, die wohl kaum glauben konnen, dass die Studie - die mehr mit ihnen zu tun hat als sie vielleicht ahnen - nun endlich vorliegt. Ihnen ist das Buch gewidmet. I FUr die deutschen Leserinnen und Leser am augenfalligsten da, wo statt '6' ein '5S' und statt 'AiO/O' aus technischen GrUnden 'Ae/Oe/Ue' 5teht. Inhalt Einleitung 9 Erster Teil: Theoretischer Bezugsrahmen 1. Von Vorgaben zu Wahlen: Soziale Position, Lebensfiihrung und Individualisierung 15 1.1 Von der smndischen zur modemen Form der LebensfUhrung 16 1.2 Jenseits von Klassen: lndividualisierung sozialer Ungleichheit 23 1.3 Vemachlassigte Aspekte in der Individualisierungstheorie 26 2. Theoretische Erweiterungen 30 2.1 Soziale Unterschiede und Prozesse 30 2.2 Der Habitus 34 2.3 Individualisierung der Lebensstile? 41 2.4 lndividualisierung des Habitus? 45 2.5 Folgerungen fUr die empirische Untersuchung 47 Zweiter Teil: Fragestellung und Anlage der empiri schen Untersuchung 3. Fragestellung 51 4. Untersuchungsanlage und methodisches Vorgehen 53 Dritter Teil: Biographie, Lebensfiihrung und Habi tus von Arbeiterlnnen und Angestellten im Ver gleich 5. An- und ungelernte ArbeiterInnen 67 5.1 Formen des Lebenslaufs 67 5.2 Soziale Position, Laufbahn und alltagliche Lebensftihrung 94 5.3 Geschmack 101 5.4 Anspruche 113 5.5 Sozio-kuIturelle Verortung 118 6. Facharbeiter 132 6.1 Formen des Lebenslaufs 132 6.2 Soziale Position, Laufbahn und alltagliche Lebensftihrung 165 6.3 Geschmack 174 6.4 AnsprUche 181 6.5 Sozio-kulturelle Verortung 189 6.6 Ein kleiner Exkurs zum Begriff des "Klein-bUrgerlichen" 211 7. Biiroangestellte 213 7.1 Formen des Lebenslaufs 213 7.2 Soziale Position, Laufbahn und alltagliche Lebensflihrung 251 7.3 AnsprUche 260 7.4 Geschmack 269 7.5 Mittlere Kultur 280 7.6 Sozio-kulturelle Verortung 292 8. Zusammenfassung und soziologische Schlussfolgerungen 309 8.1 Die Figuration der Arbeiter und Angestellten 309 8.2 Die verschiedenen Gesichter der Individualisierung 311 8.3 Der Habitus und die Bedeutung der Laufbahn 316 8.4 Sozialer Raum und Felder - ein differenziertes Modell der Sozialstruktur 319 8.5 Von Individuen und Gruppen zu Prozessen innerhalb von Relationen 323 Literaturverzeichnis 326 Anhang 336 Einleitung In der vorliegenden Untersuchung werden Menschen beschrieben, die in ihrer Mehrheit zu den sogenannt "kleinen Leuten" zahlen. Dabei geht es urn ganz unterschiedliche Dinge: urn ihre Biographie und ihren Alltag, urn ihr Verhaltnis zu Kleidern und zu bestimmten Formen des Essens, wie urn ihre Sichtweise von sich selbst und der Unterschiede zu andern. Durch die Be schreibung verschiedener, ganz unterschiedlicher Aspekte wird versucht, Lebensweisen und Haltungen, wie sie sich in den Aussagen der Interviewten abzeichnen, in ihrer "Ganzheit" zu rekonstruieren (RerrichNoss 1992) und dabei ihre Anschaulichkeit moglichst beizubehalten. Also dem entgegen zuwirken, was in soziologischen Untersuchungen leider haufig der Fall ist: die Isolierung eines bestimmten Bereiches und die ZerstOrung von An schaulichkeit durch eine bestimmte Form von Abstraktion (vgl. KapiteI4). Es geht aber nicht einfach nur urn eine Darstellung der Angaben, wie sie von den Befragten in stundenlangen Gesprachen gemacht worden sind. Es geht urn eine Re-Konstruktion dieser Angaben aus einer soziologischen Perspektive. Das heisst: es werden Dinge zusammen gedacht, die von den Befragten nicht miteinander verbunden worden sind, und es wird soziolo gischen Zusammenhangen nachgegangen, die flir die Befragten selbst oft gar kein Thema waren. Wenn es stimmt, dass das Wesentliche in der Wissen schaft das Verborgene ist, wie Bourdieu (l993e, 22) im Anschluss an Ba chelard meint, dann heisst das flir die Sozio logie, gerade jenen Zusammen hangen und Beziehungen nachzuspiiren, die nicht evident sind und manch mal auch gegen die unmittelbaren Aussagen der Betroffenen gewonnen werden miissen. Die Soziologie konfrontiert nicht nur den, der sie praktiziert, hin und wieder mit hochst harten Realitaten (Bourdieu 1993e, 21), sondern auch die, die von ihr untersucht werden: Weil sie auch jene Verkennungen analysiert und sichtbar macht, die wir aile im Alltag brauchen, urn existieren zu kon nen. Gleichzeitig kann die Soziologie jedoch auch helfen, Dinge anzuspre chen, von denen wir am liebsten schweigen wiirden, weil sie als Ausdruck sozialer Mechanismen begreifen lasst, was wir oft als personliches Problem empfinden. Bei den sozialen Tatsachen, die im folgenden dargestellt werden, handelt es sich urn Phanomene, die in unserer Gesellschaft sehr stark bewertet sind. Die Position der Soziologie in diesem Punkt ist klar: Es geht nicht darum, die Menschen zu bewerten, sondem sie zu verstehen, "Soziales aus Sozia- 9 lem zu erklaren", wie es Durkheim (1980) programmatisch formuliert hat. Trotzdem ist gerade dieser Punkt immer wieder Anlass schwerwiegender Missverstandnisse. Es besteht namlich die Gefahr, dass man die Ergebnisse nicht soziologisch liest, sondern mit der Logik seines Alltagsdenkens. Dass man als Bewertung missversteht, wo die Soziologie bloss zu beschreiben versucht, was ist. Das Missverstandnis hat strukturelle Grtinde. Wahrend man im Alltag handeln muss und gezwungen ist, bestandig zu werten (das will ich, das mag ich nicht usw.), ist das Verhaltnis der Soziologie zur Welt ein anderes: Es ist starker gekennzeichnet durch Bedingungen der "Ruhe", welche die Vorbe dingung jeden reflexiven Verhaltnisses zur Welt ist. Die Soziologie kann es sich leisten, tiber das Handeln der Menschen und ihre Logik nachzudenken, sie zum Gegenstand der Analyse zu machen, sie zu verstehen. 1st die "schole" einerseits eine wichtige Vorbedingung soziologischer Analyse, kann sie andererseits leicht dazu verfuhren, die Welt scholastisch zu sehen (Bourdieu 1993d). Als Soziologe hat man eine Position im sozialen Raum, die von jener der Arbeiterlnnen und Btiroangestellten relativ weit entfernt ist. Was sich unter anderem darin zeigt, dass man in der Regel zu solchen Leuten keinen Kontakt hat. Damit ist die Gefahr verb un den, dass man ihnen unbewusst Denkweisen und Problematiken unterschiebt, die durch die eigene Position im sozialen Raum gepragt sind. Etwa indem man Probleme dieser Menschen haufig auf ein Sinn- und Orientierungsdefizit reduziert oder ihnen Fragen steIlt, die fur sie gar keine Fragen sind. Deshalb ist die Sozioanalyse des analysierenden Soziologen eine wichti ge Vorbedingung jeder Analyse. Urn die andern soziologisch zu verstehen muss man auch in der Lage sein, sich seIber zu verstehen. Nur dann kann man Verzerrungen vermeiden, die aus der Unkenntnis resultieren, "was in der Sicht des Objekts sich auf den Standpunkt des Sehens zurtickflihren lasst" . (Bourdieu 1993e, 22). Das erfordert eine bewusste Kontrolle ver schiedener Merkmale: seiner Position im sozialen Raum und im wissen schaftlichen Feld ebenso wie der Laufbahn oder des Geschlechts. Zum Bei spiel kann die Herkunft des Soziologen aus einem Milieu, das dem unter suchten ahnlich ist, gerade bei qualitativen Untersuchungen dazu flihren, dass man vor allem das sieht, was man wiedererkennt. Dieser Gefahr war ich vor all em in der ersten Phase der Auswertung der Interviews ausgesetzt. Durch den freundlichen Zweifel von Ulrich Beck war ich jedoch immer wieder gezwungen, meine Sicht zu differenzieren und gerade das in Frage zu steIlen, was mir bereits hinlanglich evident zu sein schien. 1m Mittelpunkt der Untersuchung steht die Frage, wie sich der Indivi dualisierungsschub nach dem Zweiten Weltkrieg auf die Biographie, die alltagliche Lebensflihrung und den Habitus von (gelernten und ungelernten) ArbeiterInnen und Btiroangestellten ausgewirkt hat. 10 1m ersten Teil der Arbeit werden die Elemente eines theoretischen Bezugs rahmens fUr die empirische Untersuchung entwickelt. Zunachst wird be schrieben, wie sich das Verhaltnis von sozialer Position und LebensfUhrung im Gefolge von Individualisierungsprozessen verandert hat. Urn neben sol chen allgemeinen Tendenzen auch die Realitat unterschiedlicher Akteure analysieren zu konnen, wird vorgeschlagen, die Individualisierungstheorie mit einem feldtheoretischen Modell sozialer Unterschiede und dem Begriff des Habitus zu verknlipfen. Das ist nur moglich, wenn wir unseren Ansatz akteur- und nicht (gross-)gruppenbezogen konzipieren und neben den Unter schieden auch Prozessen der Veranderung Rechnung tragen. 1m zweiten Teil werden Fragestellung und Anlage der empirischen Unter suchung beschrieben und die Ergebnisse im dritten Teil flir die drei Gruppen von Befragten getrennt dargestellt. Einige zentrale Punkte der Untersuchung werden im Schlusskapitel noch einmal aufgenommen und daran anschliessend weitergehende soziologische Ueberlegungen formuliert. 11

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