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Die Kunst des Metalldrehens bei den Römern: Interpretationen antiker Arbeitsverfahren auf Grund von Werkspuren PDF

181 Pages·1972·3.06 MB·German
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Alfred Mutz Die Kunst des Metalldrehens bei den Römern Alfred Mutz Die Kunst des Metalldrehens bei den Römern Interpretationen antiker Arbeitsverfahren auf Grund von Werkspuren 1972 Springer Basel AG Donatoren Die Herausgabe dieses Buches im vorliegenden Umfange und Ausstattung wurde durch die verständnisvolle Förderung der unten angeführten Gremien und Firmen ermöglicht. Daher sei allen Spendern auch an dieser Stelle für ihre Hilfe der aufrichtige Dank ausgesprochen. Agricola-Gesellschaft zur Förderung der Geschichte der Naturwissenschaft und der Technik, Düsseldorf Billerbeck & Cie, lsoliermaterialien, Basel Buß AG, Eisenkonstruktionen und Apparatebau, Pratteln Ch.Gerber, Metalldrückerei, Borgen J. + R.Gunzenhauser AG, Metallgießerei und Armaturenfabrik, Sissach H. Heid, Holzbearbeitungsmaschinen, Münchenstein Ed.Hoffmann-Feer, a. Direktor der Haas'schen Schriftgießerei, Basel Jenny Pressen AG, Werkzeugmaschinenfabrik, Frauenfeld Karrer, Weber & Co., Metallgießerei und Armaturenfabrik, Unterkulm Kuratorium des Fonds zur Förderung von Lehre und Forschung, Basel Maschinenfabrik Burckhardt AG, Basel Metallverband AG, Bern Mettler, Instrumenten AG, Greifensee R. Nußbaum & Co., Metallgießerei und Armaturenfabrik, Olten H. Rechenmacher, Metall waren, Dielsdorf Regierungsrat des Kantons Basel-Landschaft, Lotteriefonds Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt, Lotteriefonds Von Roll, Eisenwerke, Gerlafingen Alfred Stöckli Söhne, Metallwarenfabrik, Netstal UTP-Schweißmaterial, Rheinfelden Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon-Bührle AG Oskar Woertz, Fabrik elektrotechnischer Artikel, Basel Nachdruck verboten. Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen und der Reproduktion auf photostatischem Wege oder durch Mikrofilm Buchgestaltung: Albert Gomm SWB Klischees: E. Kreienbühl & Co. AG, Luzern © Springer Basel AG 1972 Ursprünglich erschienen bei Birkhäuser Verlag Basel1972 Softcover reprint of the bardeover 1st edition 1972 ISBN 978-3-0348-6502-9 ISBN 978-3-0348-6501-2 (eBook) DOI 10.1007/978-3-0348-6501-2 Inhaltsverzeichnis Vorwort 7 VII Katalog 53 A Vorbemerkungen zum Katalog 53 I Metall und Metallbearbeitung 9 B Kasserollen 54 A Eigenschaften der Metalle 9 c Platten und Teller 76 B Nutzung der Metalle 9 D Schalen und Becher 90 c Abriß der geschichtlichen Entwicklung 9 E Flaschen und Krüge 122 D Belege für die alten Techniken 10 F Spiegel 130 G Kleine Gefäße 134 li Die Drehtechnik 14 H Dünnwandige Gefäße 146 A Einfache Drehbank mit Hilfseinrichtungen 14 I Augefangene Arbeiten 150 B Allgemeine Charakteristik gedrehter Objekte 15 K Gefäße mit mechanischen Verbindungen 154 c Werkzeuge 16 L Glocken und Sockel 158 D Unterscheidung zwischen Drehen und 17 M Gewinde und diverse Objekte 162 Drechseln N Beispiele der Drücktechnik 166 E Töpferscheibe-Drehbank 17 0 Dreharbeiten in anderen Materialien 172 F Kurze Geschichte der Drehtechnik 17 p Drehimitationen 178 I li Antike Literaturhinweise zur Drehtechnik 18 Literaturverzeichnis 51 A Vitruv 18 Bildernachweis 52 B Plinius 19 Standorte der gezeigten Objekte 179 c Oreibasios 19 D Erwähnungen des antiken Drehens in der 20 neuzeitlichen Literatur IV Technologische Beobachtungen an antiken Funden 22 als Beweis für ihre Herstellung auf der Drehbank A Starke Differenzen in den Wanddicken 22 B 0 herflächen beschaffenbei t 23 c Zentren auf Innen- und Außenseiten 24 D Kontrolle der Übereinstimmung der Innen- 25 und Außenflächen E Meßgerät und Meßverfahren 25 F Auswertung der Meßergebnisse 26 G Rekonstruktion der antiken Drehbank 27 H Kontinuierlicher Antrieb 29 V Moderne Auswertungen und Deutungen 30 A Oberflächenprüfung 30 B Berechnung der Schnittkraft 33 c Gießen und Drehen 37 D Versuch der Rekonstruktion einer 39 römischen Drehbank VI Weitere Herstellungstechniken 40 A Drücken 40 B Blechaustreiben 43 c Mechanische Verbindungsarten 45 D Thermische Verbindungstechniken 47 5 Vorwort Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit einem Sachgebiet, Die zahlreichen Überreste der römischen Zeit können die rö in dem sich Archäologie und Technikgeschichte treffen. Das mische Kultur selbst nur teilweise widerspiegeln. Sie präsen mag zunächst überraschen; eine Erklärung dieser Begegnung tieren zunächst ihre Form, ihren Stil, darüber hinaus können sie findet sich aber bald dadurch, daß zu allen Zeiten jedes aus aber auch gültige Aussagen über die augewandten Herstellungs menschlicher Arbeit entstandene Ding, mag es künstlerische verfahren vermitteln. Nur mit allen diesen Faktoren kann das Gestalt besitzen oder lediglich nützlich-profanen Zwecken Objekt in seinem gesamten Habitus erfaßt werden. Dahinter dienen, erst nach dem Durchlaufen eines Herstellungspro steht sein vielseitiger Werdegang, jener Prozeß, in dem sich in zesses zum fertigen, brauchbaren Endprodukt geworden ist: einer bestimmten Reihenfolge die einzelnen technischen Arbeits Tatsachen, die nicht oft ihre eigentlich selbstverständliche B.e gänge abwickelten. Könnten weitergehende Forschungen in achtung finden. Jegliche Form kann nur dann restlos verstanden dieser Richtung auch nur einiges aufklären, so würden damit und gewürdigt werden, wenn auch ihr Entstehen in die Betrach höchst aufschlußreiche und lebendige Einblicke in die antike tung mit einbezogen wird. praktische Arbeitswelt möglich, in jene Sphäre also, in der sich Der Verfasser hat seine Studien auf einem Teilgebiet der Ar überwiegend das technisch-handwerkliche Denken, Planen und chäologie betrieben, demjenigen der römischen Bronzegefäße Suchen abspielte. nämlich, welches noch zahlreiche Rätsel aufgibt; die Resultate Das zu erreichen übersteigt bei weitem die Möglichkeiten eines seiner Arbeit möchte er in diesem Buche vorlegen. Der Verfasser einzelnen. Es müßte in die Hände einer Institution gelegt wer ist nicht Archäologe; er kommt von der technischen Seite und den können, in der neben einer systematischen wissenschaft hat darum seine Untersuchungen von dort her unternommen. lichen Forschung (Chemie, Physik, Metallographie und weiteren Ihn interessiert es, wie die schönen und reichvariierten römischen naturwissenschaftlichen Disziplinen) versucht würde, mit alten Metallgefäßformen hergestellt wurden, um so mehr als manche zeitgenössischen Mitteln und Techniken durch praktisch-hand von ihnen gerade durch die Besonderheiten ihrer Formen sehr werkliche Arbeit die notwendigen Ergänzungen und Bestäti perfekte Herstellungsverfahren verraten. gungen zu erreichen. Erst von einer solchen Parallelität wären Auf seinen Studienreisen konnte er immer wieder erfahren, wie abschließende und eindeutige Resultate zu erwarten. die Betreuer archäologischer Sammlungen für seine zunächst Die Wurzeln dieser Publikation gründen in einem besonderen als abseitig betrachteten Begehren nur geringes Verständnis Boden. Zur Ausstattung des Römerhauses und Museums in zeigten, später aber größeres Interesse bekundeten, sei es, daß Augst (Augusta Raurica, im Kanton Basel-Landschaft) fertigte ihnen die Fragen nach den einstigen Herstellungsverfahren über der Verfasser auf Anregungen des dortigen Konservators und raschend und daher neu waren, oder sie sich schon selbst mit Ausgräbers, Herrn Prof. Dr. R.Laur-Belart, eine ganze Reihe gleichartigen Problemen befaßt hatten. Wiederholt vernahm er von Faksimiles römischer Metallgeräte und -gefäße an. Durch auch das <Eingeständnis>, daß der Archäologe von technischen das der Herstellung vorausgegangene Studium der originalen Dingen nichts verstehe, es aber äußerst wichtig wäre, wenn er Arbeitstechniken wurde er immer mehr mit diesen vertraut. darüber verläßliche Vorstellungen gewinnen könnte. Wie ratlos Es konnte nicht ausbleiben, daß sich dadurch sein Interesse ein Archäologe oft technisch leicht deutbaren Erscheinungen an an der antiken Technik mehr und mehr erweiterte. Zwangsläufig Funden gegenübersteht, mag ein Beispiel belegen. Es geschieht führte dies auch zur Veröffentlichung kleiner und größerer Auf dies nur zur Illustration, wie weit auseinander die archäologische sätze. Als eine schöne Frucht dieser Bemühungen ist ihm von und die technische Betrachtungsweise desselben Objektes aus der <Georg-Agricola-Gesellschaft zur Förderung der Geschichte Unkenntnis stehen können. Aus einer neueren Arbeit über der Naturwissenschaften und der Technik> finanzielle Hilfe für römische Kasserollen [1] sei zitiert: <Den Kasserollenboden Studienreisen zugesprochen worden. Auf der gleichen Linie liegt gliedern drei Reliefringe, ferner feinere eingravierte dünne Ril eine halbjährige Beurlaubung durch das Erziehungsdepartement len. Der mittlere Reliefring ist besonders wulstförmig gegossen.> des Kantons Basel-Stadt vom Schuldienst. Der Verfasser war In Wirklichkeit handelt es sich hier um eine zwar gegossene damals noch Lehrer für Metallbearbeitung an der Gewerbe Kasserolle, deren differenziertes Bodenprofil jedoch vollständig schule Basel. Für das Verständnis und die Förderung seiner durch Drehen erzielt wurde. Es wurde weder etwas graviert Studien sei auch an dieser Stelle den genannten Gremien der noch dar an ein Ring <besonders wulstförmig gegossen>. Das herzlichste Dank ausgesprochen. angeführte Beispiel zeigt anderseits, wie notwendig eine tech Durch den Besuch von mehr als 40 Museen eröffnete sich ihm nische Orientierung für den Archäologen wäre, damit er We eine stets größer werdende Vielfalt der Produktion römischer sentliches nicht übersieht. Es erhellt auch, wie sich gerade auf Bronzegefäße. Damit häuften sich auch die Probleme auf der diesem Gebiet der Antike die rein archäologische Erforschung Suche nach ihren Herstellungsweisen, denn manche verraten der Stil- und Formenentwicklung und die Technikgeschichte nicht leicht und schnell ihre diesbezüglichen Geheimnisse. Mit ergänzen und gegenseitig befruchten können. Deshalb richtet den bescheidenen Untersuchungsmitteln, die zur Verfügung sich das Buch nicht nur an archäologische Fachkreise, sondern standen, ließen sie sich lange nicht alle Antworten entlocken. auch an technikgeschichtlich Interessierte. Bestimmt sind diese nicht so verschlüsselt, als daß sie sich nicht Es wäre mehr als wünschenswert, würde durch andere der hier mit weitergehenden Untersuchungsmethoden eindeutig klären beschrittene Weg weiterverfolgt, denn noch vieles harrt der ließen. Dabei fragt es sich nur, ob die betreffenden Fundstücke Abklärung. Damit wäre der Archäologie und der Technik für derartige Untersuchungen zur Verfügung stünden bzw. von geschichte gedient, und es könnte ganz allgemein ein vertiefter Museen zur Verfügung gestellt würden. Jedenfalls bedarf es noch Einblick in die römische Kultur gewonnen werden, umfaßt diese vieler Arbeit und Anstrengungen, bis größere Klarheit in diesen doch nicht nur die geistigen, religiösen, politischen, künstleri Belangen gefunden werden kann. schen und literarischen Bezirke. Vielmehr ist es doch so, daß Daher kommt diese Veröffentlichung auch einem von archä erst die Technik und die durch diese hervorgebrachten Güter die ologischer Seite bereits vor Jahren geäußerten Wunsche be materiellen Voraussetzungen einer Kultur bilden können und züglich einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Archäolo den ihr eigenen sichtbaren Ausdruck zu schaffen vermögen. gen und Metallfachleuten entgegen. Stellte doch H. Petrikovits 7 in einem Vortrage [2] fest: <Nicht nur die Vorgänge des Gusses, sondern auch die der andern Verarbeitungsverfahren Ziehen, Treiben, Drehen usw. sind noch nicht ausreichend bekannt.) Der Verfasser glaubt, wenigstens bezüglich des Drehens weitgehend aufgeklärt zu haben und auch zu anderen Arbeitsverfahren, z. B. Drücken und Treiben, Neues beifügen zu können. Durchgeht man das Buch auch nur oberflächlich, so wird sich auch ein solcher Betrachter des Eindruckes nicht erwehren können, daß der Begriff <Kunst> zu Recht in den Titel einbezogen wurde. Das geschah aus der persönlichen Überzeugung, daß eben Kunst natur- und wesensmäßig mit dem Können, in diesem Falle einem besonderen handwerklichen Können, verbunden ist. Zu gleich ist dies eine zwar späte, doch ehrliche Reverenz vor diesen hier geschilderten hohen und tüchtigen Leistungen. Es obliegt mir noch die angenehme Pflicht, den vielen Museums direktoren und ihren Assistenten für die Bereitwilligkeit, mir ihre Sammlungen zugänglich zu machen, aufrichtig zu danken. Darüber hinaus schulde ich weiteren Personen, die meine Arbeit in irgendeiner Weise förderten, ebenfalls meinen herzlichsten Dank. Besonders seien genannt: Herr K.Häuser, Ing., Gießen, für seine Berechnungen, Herr Prof. Dr. L. Berger, Basel, für freundliche Ratschläge, Herr Dr. J. Ewald, Liestal, der die Durchsicht des Manuskriptes übernommen hat. Für die sorg fältige Ausführung, die der Verlag dem Buche angedeihen ließ, sei ihm ebenfalls Anerkennung und Dank ausgesprochen. Zum Buche selbst soll vorausgeschickt sein, daß in seinem ersten Teil in den Abschnitten I-VI die notwendigen technischen und technologischen Erläuterungen enthalten sind. Der an schließende, in 14 Abschnitte (B-P) gegliederte Katalog prä sentiert durch Photos, Zeichnungen und Text die interessantesten aller untersuchten Objekte. Basel, Herbst 1971 8 I Metall und Metallbearbeitung A Eigenschaften der Metalle I Gießen II spanlose Verfahren Wenn auch eine ganze Reihe nichtmetallischer Werkstoffe (Stein, III spangebende Verfahren Holz, Horn, Ton, Fasern) und spezifischer Arbeitstechniken Zur Verdeutlichung sei gesagt, daß zu II auch das plastische im Dienste des Menschen standen, lange bevor er es verstand, Umformen durch Schmieden, einschließlich des Gesenksehroie Metalle zu erkennen, zu gewinnen und zu verarbeiten, so erfuhr deos (Schmieden in ein Negativ), gezählt wird. Als Beispiele für die menschliche Zivilisation doch durch die Metalle eine ge die spanlose Umformung seien das Treiben, Drücken und Prä waltige Entwicklung. Ihre große Bedeutung liegt nicht zuletzt gen angeführt und für die spangebenden Verfahren das Feilen, in der kaum beachteten Tatsache, daß sie von der gesamten Bohren und Drehen. Dabei sind zwei grundsätzliche Verschie Skala der heute bekannten chemischen Elemente annähernd denheiten zu beachten. Bei den Gruppen I und II entsteht ohne 4/5 einnehmen. Sie besitzen Eigenschaften, wie sie in ihrer Ge Volumen-und Gewichtsveränderung eine vollständig neue Form, samtheit bei keinen anderen Werkstoffen mehr angetroffen wer wogegen bei den mechanischen Bearbeitungen in Gruppe III die den. In ihnen steht dem Menschen das formbarste und viel Formänderung nur durch die Wegnahme von Materialteilen seitigste Material zur Verfügung. möglich wird, wobei eben Späne entstehen. Eine Formveränderung bei Holz und Stein kann nur durch Zur Erzeugung eines fertigen Produktes ist es in den meisten Lostrennen von Stoffteilen erreicht werden. Anders beim Metall. Fällen nötig, mehrere der angeführten Verfahren anzuwenden, Dieses läßt sich verformen, ohne daß es seinen Zusammenhang besonders bei komplizierten Gebilden. Dann ist festzuhalten, oder sein Volumen ändert. Es läßt sich sowohl kalt als auch daß die Besonderheiten des Materials berücksichtigt werden warm (in glühendem Zustande) umformen. Durch Strecken kann müssen, d. h. das Metall ist so anzuwenden, wie es seiner Natur es verlängert oder durch Stauchen verdickt werden. Ferner läßt entspricht. Im Gegensatz zu heute stand früher die schöne Form es sich breiten, treiben, biegen, verdrehen, lochen und durch im Vordergrund, und die Herstellungstechniken mußten sich Schweißen oder Löten verbinden. Durch Hitze kann es ver ihr unterordnen, auch dann, wenn große Schwierigkeiten zu flüssigt und anschließend gegossen werden. Zwei oder mehrere überwinden waren. Metalle lassen sich legieren, was eine unerschöpfliche Zahl von Möglichkeiten in sich schließt. Dazu kommt die Tatsache, daß jede Veränderung der Mischungsverhältnisse der neuen Legie C Abriß der geschichtlichen Entwicklung rung andere Eigenschaften verleiht, was nicht genug hervor gehoben werden kann. Endlich muß noch darauf hingewiesen Trotz den wenigen Möglichkeiten der ur- und frühgeschicht werden, daß Altmetalle und Abfälle umgeschmolzen und somit lichen Metalltechnik sind die erbrachten Leistungen erstaun einerneuen Form und Verwendung zugeführt werden können. lich. Es dürfte verständlich sein, daß in so früher Zeit die Die große, fast unerschöpfliche Vielfalt von Eigenschaften, die bekannten Metalle nicht im Sinne heutiger Definitionen <rein> den Metallen innewohnen, sind die natürlichen Voraussetzun dargestellt werden konnten. Bereits beim Schmelzen der Erze gen, daß diese in allen Entwicklungsstufen der Technik immer gelangten, je nach ihrer chemischen Zusammensetzung, weitere neu und andersartig dienstbar gemacht werden konnten. Weder metallische Elemente in das Schmelzgut. Analysen antiker die Leistungen der Bronzezeit noch diejenigen unseres Zeit Metallteile zeigen daher auch meist einen bunten Strauß von alters, der Elektronik und der Raumfahrt, sind ohne Metalle, Legierungsanteilen in unterschiedlichen Mengen. Hinzu kommt, insbesondere ohne Kupfer, nicht denkbar. daß durch das Einschmelzen unkontrollierbarer Zusammen Diese knappe Übersicht mag hinlänglich belegen, welche man setzungen von Altmetall die Zahl der Bestandteile im neuen Guß nigfaltigen Möglichkeiten der Gestaltung der Werkstoff Me noch anstieg. tall dem forschenden und technisch tätigen Menschen bietet. Kurze Beschreibung der antiken Metalle: Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, daß er dies zu allen Zeiten, Kupfer (Cu, cuprum) ist ein Halbedelmetall von rotbrauner seitdem er Metall kennt, meisterlich verstanden hat. Farbe, das sich in kaltem und warmem Zustande gut verformen läßt. Es kann mit vielen anderen Metallen legiert werden und hat dabei eine starke Färbkraft. B Nutzung der Metalle Gold (Au, aurum) wird als Edelmetall bezeichnet, weil es gegen viele chemische Angriffe widerstandsfähig ist. Aus diesem Grun Die gesamte Metallbearbeitung beruht auf den oben angeführ de sind selbst älteste Goldfunde gut erhalten. Gold zeichnet sich ten Eigenschaften und wird heute in drei Gruppen eingeteilt. durch seine große Bildsamkeit (Duktilität) aus, weshalb es schon Dabei ist allerdings zu beachten, daß in dieser Betrachtung nur sehr früh zu den dünnsten Folien (Blattgold) ausgehämmert jene Eigenschaften Erwähnung finden, die dem antiken Tech werden konnte. niker bekannt sein konnten, denn in der neueren Zeit sind viele Silber (Ag, argentum) ist ebenfalls ein Edelmetall, doch neigt es weitere günstige Eigenschaften der Metalle nutzbar gemacht stark zu Oxydationen; es istjedoch gegen weitere chemische Ein worden. Es sei nur an ihre elektrische Leitfähigkeit erinnert. flüße widerstandsfähig. In reinem Zustande ist es schlecht gieß Auch muß, wie aus später folgenden tabellarischen Übersichten bar, doch läßt es sich mechanisch leicht verarbeiten. zu entnehmen ist, berücksichtigt werden, daß in der Antike Blei (Pb, plumbum) ist ein schweres, äußerlich graues Metall, insgesamt nur sieben Metalle zur Verfügung standen. Jene davon, das sich leicht mit der Messerklinge anschneiden läßt. Es ist die sich schmelzen und legieren lassen, vergrößern nicht unbe giftig und wird wegen seiner Weichheit nur selten rein verwendet. trächtlich die Variationsbreite ihrer Anwendung. Im Interesse In der Antike wurde es in großen Mengen zur Herstellung von einer besseren Übersicht seien für die Gruppierung der Bearbei Rohren und Sarkophagen benutzt. tungsverfahren heutige Begriffe angeführt. Danach unterscheidet Zinn (Sn, stannum) ist ein weiches, silberglänzendes Metall. Es man: wird meist als Legierungsmetall verwendet. Wenn dünne Zinn stäbe gebogen werden, geben sie - im Gegensatz zu andern 9 Metallen - beim Biegen ein eigenartiges Geräusch, das soge zu orientieren vermögen. Leider fließen beide nur spärlich. nannte <Zinngeschrei>, von sich. Gemeint sind einerseits bildliehe Darstellungen und anderseits Eisen (Fe, ferrum) ist härter als die bisher genannten Metalle. Erwähnungen im antiken Schrifttum. Zur Hauptsache dürfte es Aus der Antike kennt man nur Schmiedeisen, das bei relativ der sozialen Stellung der antiken Handwerker zuzuschreiben niederen Temperaturen in kleinen Öfen (Rennöfen) gewonnen sein, da die meisten von ihnen dem Sklavenstande angehörten. wurde. Es hat daher sehr viel nichtmetallische Einschlüsse, die Außerdem wurden tägliche Verrichtungen nur in seltenen Fällen ihm ein sehniges Aussehen, das oft an eine Holzstruktur erin als Thema einer künstlerischen Behandlung für würdig befun nert, verleihen. den. Traf dies gelegentlich doch zu, wie z. B. in den dekorativen Quecksilber (Hg, hydrargyrum) soll etwa um 400 v. Chr. vom Wandmalereien im Hause der Vettier in Pompeji, so haben diese Athener Callias [3] entdeckt worden sein und ist somit das durch ihre Idealisierung keine starke technische Aussagekraft. jüngste der antiken Metalle. Nach einer anderen Quelle [4] soll Anders, wenn da oder dort ein Handwerker durch seine Tüchtig es bereits im 7. Jh. v. Chr. bekannt gewesen sein. Es wurde zur keit zu Wohlstand kam, der ihm die Beschaffung eines Grab Hauptsache beim Vergolden, Versilbern und Verzinnen benutzt, males ermöglichte. da es sich leicht mit Gold, Silber und Zinn zu Amalgamen legie Da ist besonders der Schmied mit seiner imponierenden Arbeit, ren läßt und als solches zu entsprechenden metallischen Über von welchem mehrere Denkmäler bekannt sind. Oft ist seine zügen (z. B. Feuervergoldung) diente. Tabelle 1, Seite 11. Gestalt Gegenstand mythologischer Deutungen, und der Dar Die bekannteste und geschichtlich wichtigste Legierung ist die gestellte wird als Vulkan aufgefaßt. Der Wirkungsort Vulkans, Bronze, die aus Kupfer und Zinn besteht. Gleichzeitig ist sie des Gottes des Feuers, der Erze und Metalle vielseitig und mit auch ein klassisches Beispiel dafür, daß in einer Legierung großer Geschicklichkeit bearbeitet, wird von den Dichtern in Eigenschaften in Erscheinung treten, die in den Grundmetallen die Tiefen des Ätna oder auf eine der Äolischen Inseln verlegt, nicht vorhanden sind. Aus dem weichen Kupfer und dem noch deren Gipfel Rauch und Flammen speien. Jedenfalls ist seine viel weicheren Zinn entsteht die harte Bronze, die, beispiels Schmiedewerkstatt in einer dunklen Höhle. Doch bei nüchterner weise als Glocke geformt, klangvolle Töne angibt, während Betrachtung beruht diese mythologische Atmosphäre auf einer keines der beiden Grundmetalle diese Eigenschaft aufweist. Aus sachlichen Selbstverständlichkeit: Beim Schmelzen und Schmie der Tabelle 2 auf Seite 11 über die Reindarstellung der Metalle den ist es von ausschlaggebender Wichtigkeit, daß die Vorgänge geht hervor, daß das Zink erst in der ersten Hälfte des 18. Jahr genau und zuverlässig beobachtet werden können. Es dürfte hunderts als Metall erkannt wurde. Trotzdem ist Messing, eine auch Vulkan nicht möglich gewesen sein, an der vollen und Legierung von Kupfer und Zink, bereits in der Vorgeschichte gleißenden Sonne an den Gestaden des Mittelmeeres die Glüh und in der Antike hergestellt worden. J. R. Marechal [5] belegt farben seines Stahlstabes, aus dem ein gutes Schwert werden dies mehrfach mit Analysen in seinen ausführlichen Werken. sollte, unter Kontrolle zu halten. Die Schmiedetemperatur des Messinggüsse waren wegen ihrer goldähnlichen Farbe beliebter Stahls darf nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein. Das Auge als die etwas stumpfer wirkende Bronze. Durch direkte Zugaben kann aber die Skala der Glühfarben nur in einer dunklen von Zinkerzen (Galmei) in das geschmolzene Kupfer glaubten Umgebung beobachten. Die Höhle ist daher vom praktischen die Alten, die <Bronze> zu färben, ohne zu wissen, daß ein wei Geschehen aus als Notwendigkeit und nicht als geheimnisvolles teres Metall daran beteiligt war. mythologisches Beiwerk zu betrachten. Wollte Vulkan dann Außer den genannten sieben Metallen standen also den antiken seine Schwerter durch das Härten zu wirklichen Waffen werden Metalltechnikern noch zwei Legierungen, die Bronze und das lassen - ein Vorgang, der schon von Homer besungen wurde -, Messing, zur Verfügung. Es ist durchaus anzunehmen, daß mußte er sich dabei erst recht auf die richtigen Temperaturen empirische Kenntnisse zu einer bewußten und absichtlichen Her verlassen können. Und nur die dunkle Umgebung ermöglichte stellung bestimmter Metallqualitäten führten. ihm die sichere Beurteilung der je nach der Temperatur ver Nicht weniger interessant und überraschend ist die Übersicht schiedenen Glühfarben des Stahls. (Tab. 3) über die enorme Breite der antiken Metallbearbeitungs verfahren, wie sie auf Seite 13 geboten wird. Alle grundsätzlich möglichen Verfahren wurden bereits vor mehr als 2000 Jahren entwickelt und mit großem Können praktiziert. Weiter unten werden einzelne der in der Zusammenstellung aufgeführten Arbeitsverfahren nachgewiesen. Über den hohen Stand des UmformensinGesenken unterrichtet uns eingehend von Wedel [6]. Für das Schmieden sei auf die umfassende Darstellung der gesamten Schmiedetechnik von der Prähistorie bis zu den Anfängen der Hammerbetriebe von Pleiner [7] hingewiesen. Bild 1 Daher kann hier auf eine nähere Behandlung der obengenannten Römische Schmiede auf einem Grabmal in Aquileia. Techniken verzichtet werden. Die in der Tabelle nach modernen Gesichtspunkten gegliederte Zusammenstellung soll sowohl in Die Grabmäler römischer Handwerker haben über das Künst sachlicher als auch in geschichtlicher Hinsicht die Übersicht in lerische hinaus eine technische Aussagekraft. So schildert das die Zusammenhänge erleichtern. Denkmal eines Schmiedes aus Aquileia Betrieb und Produkt einer römischen Schmiede. In einem schmalen liegenden Recht D Belege für die alten Techniken eck ist im Relief das ganze Geschehen einer einfachen Schmiede samt den darin erzeugten Produkten dargestellt. In Bild 1 ist Sachkundige Beobachtungen an Fundstücken ergeben die un die Szene vorgeführt. Links steht hinter einem Schutzschild der mittelbarsten Belege einstiger Herstellungsverfahren. Darüber Gehilfe. Durch diesen vor der Wärmeausstrahlung des Feuers hinaus gibt es noch zwei Quellenarten, die uns über diese Dinge geschützt, betätigt er den Blasebalg. Die Esse wird hier in Gestalt 10 Charakteristiken der antiken Metalle Bearbeitbarkeit Metall Chemisches Spezifisches Schmelzpunkt Legierbarkeit Gießbarkeit Spanlos Spangebend Korrosions- Zeichen Gewicht warm kalt beständigkeit Kupfer Cu 8,94 1083 oc X schlecht schmieden X X gut Gold Au 19,3 1063 oc X X schmieden X X sehr gut Silber Ag 10,50 961 oc X schlecht schmieden X X gut Blei Pb 11,34 327°C X X X X gut Zinn Sn 7,29 232oC X X X X gut Eisen Fe 7,87 15361 oc _2 _3 schmieden X X schlecht Quecksilber Hg 13,6 - 38,9°C Als Bei Raum- Amalgame temp. =flüssig Zeichenerklärungen: 2 In der Antike nicht legierbar. Nur mit den schwer schmelzbaren, in der Antike nicht bekannten Metallen Nicht zutreffend Chrom, Nickel, Wolfram, Vanadium u.a. legierbar. X Zutreffend 3 Eisenguß ist in Europa erst seit dem frühen 15.Jahrhundert möglich. Diese Temperatur bezieht sich auf ReinmetalL Bei Versuchen in rekonstruierten Rennöfen auf dem Magdalensberg (Kärnten) ergab sich eine Maximaltemperatur von 1420°C [8]. Reindarstellung der Metalle in historischer Reihenfolge 70 J 60 1---------1 i 1~: 1 I Gs Hf I zRb ~ I I 50 t-----------1 r------1-------l-----4-~ I 1 seltene Erden i llT G~ Be l ~ ! 40 1---------1 !----,__ __- +---~~ Ti ~MI~~ <M I u I lt lv 30 1---------1 § Al Lli W Cr Mp I i I 201---------1 Ni Mn r--------+------~Pz~rl ~llr-4-()~8--~0+~~P~l~at~in~-'-M~e2t~0le~------~-------4 Sb Co I I I ~ AI~ Ag C~I Fe PpI Sn HpI AIs BiII II 0I JI rI Cd ~ 101-~1-+1-+1~1~1-+1~1~ I I i ! l ! I 1 l ~ ••••••• NACH W. KÖSTER Alterturn Mittelalter 1700 1800 1900 11

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