DIE KULTURELLE BEDEUTUNG DER KOMPLEXEN PSYCHOLOGIE HERAUSGEGEBEN YOM PSYCHOLOGISCHEN CLUB ZURICH MIT EINEM PORTRKT UNO 5 TAFELN BERLIN VERLAG VON JULIUS SPRINGER 1935 ISBN-13:978-3-642-93845-0 e-ISBN-13:978-3-642-94245-7 DOl: 10.1007/978-3-642-94245-7 ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER UBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN COPYRIGHT 1935 BY JULIUS SPRINGER IN BERLIN SOFTCOVER REPRINT OF THE HARDCOVER 1ST EDITION 1935 - Festschrift zum 60. Geburtstag von C. G. JUNG. "Als ich fiinfzehn Jahre war, ging mein Sinn aufs Lernen, mit dreiBig stand ich aufrecht, mit vierzig hatte ich keine UngewiBheit mehr, mit fiinfzig kannte ich des Himmels Fiigung, mit sechzig war mein Ohr bereitwillig, mit siebzig kann ich dem folgen, was mein Herz begehrt, ohne das MaB zu iibertreten." CONFUCIUS, Lun Yii II,4. C. G. JUNG znm 60. Gebnrtstag. 1Verehrter IIerr 1?rofessor! Der 1?sychologische Club Ziirich mochte Ihnen mit dieser Festgabe seinen tiefen Dank ausdrucken. Das Buch entspricht dem Wunsche, Ihnen ein Kleines von dem zuruckzugeben, was Sie uns in so reichem MaBe seit Jahren schenken, und stellt gewissermaBen einen Spiegel dar, der die Ausstrahlung Ihres Geistes auffangt und in mannigfaltiger Weise zu Ihnen zuruckbringt. Der 1?sychologische Club Ziirich verdankt Ihnen nicht nur die Idee seiner Grundung, sondern auch seine innere Fuhrung. Sie haben im Jahre 1916 die Anregung gemacht, ihn ins Leben zu rufen, urn denjenigen, welchen die Komplexe 1?sychologie menschliche und geistige Bereicherung bedeutet, Gelegenheit zu geben, die Erkenntnis auch in die Tat umzusetzen und die psychologische Einstellung in der menschlichen Beziehung wirklich anzuwenden. Das andere Ziel der Clubgriindung war die 1?flege psycho logischer Wissenschaft. Das entspricht den zwei Seiten der Komplexen 1?sychologie: der Erfahrung und der Erkenntnis des 1?sychischen. Sie seIber haben als Erster diese 1?rinzipien angewendet, indem Sie dem Club nicht als 1Vorsitzender, sondern als einfaches Mitglied angehoren, und indem Sie ihm die Fruchte Ihrer Erfahrung unermudlich und in den verschiedensten Formen darbieten. Der 1?sychologische Club Ziirich hat versucht - mit aller Unzulanglich keit und allen Ab-und Umwegen, die der konkreten Wirklichkeit anhaften sein Ziel im Auge zu behalten. Wenn ihm auch vieles dabei miBlungen ist, hat er sich doch als notwendig und lebendig bewahrt. Er vermehrt stetig seine Mitglieder-und Gastezahl, und es sind ihm an anderen Orten ahnliche Grundungen nachgefolgt. Ebenso erweitert sich sein geistiger Umkreis, indem eine Reihe bedeutender Menschen ihre Wissenschaft in ihm vertreten und sich in Ihrer Atmosphare verstanden fiihlen. Es sind diejenigen Wissenschaften, zu deren tieferem 1V erstandnis Ihre 1?sychologie die Brucke baut, und von denen auch Sie wiederum Anregung empfangen. Der Erste, der Sie und uns auf diese Weise bereicherte, war Ihr verstorbener Freund RICHARD WILHELM. Mit der Zeit fanden auch die Clubmitglieder seIber den Mut, mit ihrem bescheideneren Konnen Ihre Ideen auf ihren eigenen Gebieten fruchtbar zu machen und sich damit nicht nur als Nehmende, sondern auch als Gebende zu beweisen. Indem der 1?sychologische Club Ziirich so der Rahmen ist, in welchem ein lebendiger Gedankenaustausch stattfinden kann, wird es ihm moglich, seiner Dankesschuld an Sie einigermaBen Ausdruck zu geben. Aus dieser Absicht heraus ist auch dieses Buch entstanden. Wir wissen, daB ein C. G. JUNG zum 60. Geburtstag. v bloBes Gefeiertw.erden Ihnen nichts sagt. Aber Ihr 60. Geburtstag erscheint uns als eine willkommene Gelegenheit, Ihnen seIber vor Augen zu ftihren, was Ihre groBe Arbeit einem weiten Kreise bedeutet. Das Buch ist zugleich ein getreues Abbild der Interessen und der Einstellung unseres Clubs. Es umfaBt Gegenstande weit auseinander liegender Wissenschaftsgebiete, heterogene weltanschauliche Standpunkte und Angehorige verschiedener Nationalitaten. Die Mitarbeiter sind mit Freude unserer Aufforderung gefolgt, Ihnen ihren Dank fiir aIle Be reicherung und Forderung auszusprechen. Mogen Sie daraus einen Ein druck erhalten, als welch starkes und kulturell verpflichtendes Ferment die Komplexe Psychologie wirkt. Denn wie groB auch die Unterschiede der Individualitat, des Arbeitsfeldes und der Uberzeugungen seien, so verbindet sie doch im letzten Grunde die eine Tatsache der lebendigen Psyche, deren vielfaltige Auswirkungen und deren immerdauernde Gesetze Sie dem Verstandnis unserer Zeit erschlossen haben. Wenn Sie, als der scharfsichtigste Beurteiler, an unserem Buche Ge fallen finden, so ist einer seiner Hauptzwecke erfiillt. Wir mochten uns aber auch an aIle diejenigen wenden, die sich von Ihren Forschungen und Erfahrungen angesprochen fiihlen. Darum erschien eine grundsatzliche und systematische Einfiihrung in Ihre wichtigsten Ideen als Notwendigkeit und bildet den I. Teil des Buches. Der II. Teil umfaBt allgemein wissen schaftliche Gebiete, die mit der Komplexen Psychologie in Verbindung und Wechselwirlmng stehen. Der III. Teil enthalt die Anwendung psycho logischer Erkenntnisse auf verschiedene kulturelle und menschliche Pro bleme. Der IV. Teil endlich hat Ihre Personlichkeit zum Mittelpunkt - oder vielmehr einige Aspekte davon, die formuliert werden konnen. Wir hoffen, daB wir damit nicht gegen Ihre groBe Bescheidenheit sich seIber gegeniiber verstoBen. Aber wie die Treue zum eigenen Wesen die bedeutendste Aufgabe ist, die Sie vor den Menschen hinstellen, so ist Ihre Individualitat der lebendige Trager Ihrer Ideen, und darum sind Sie das geistige Zentrum unseres Clubs. Wir sind uns tief bewuBt, welchen Wert wir daran besitzen, und konnen unseren Wunsch fiir den heutigen Tag darum nicht besser aussprechen als durch die Hoffnung: Mogen Sie keine bloB en Nachlaufer finden, sondern mogen alle, die von Ihnen beriihrt sind, im eigenen Herzen und aus eigenen Kraften das verwirklichen, was Sie den Menschen vermitteln. Am 26. Juli 1935. DER PSYCHOLOGISCHE CLUB ZURICH. Inhaltsverzeichnis. Saite C. G. JUNG zum 60. Geburtstag. . . . . IV I. Einfiihrung in die Grundlagen der Komplexen Psychologie. Von TONI WOLFF. 1. Methodologie . . . . 1 2. Struktur . . . . . . . . . . . . . . . 51 3. Der psychologische Energiebegriff ..... . 123 4. Die kulturelle Bedeutung der Komplexen Psychologie 155 II. Kulturwissenschaften. Die Geschichte vom indischen Konig mit dem Leichnam. Von HEINRICH ZIMMER .................... 171 Chinesische Kontemplationen: 1. Zu RICHARD WILHELMB Gedachtnis. DIE REDAKTION 195 2. Das Wasser als mythisches Ereignis chinesischen Lebens. Von ERWIN ROUSSELLE . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 Remarques sur l'initiation des medicine men. Par L. LEVy-BRUHL 214 Die indo-amche I.ehre vom Selbste im Vergleich mit KANTB Lehre vom intelli giblen Subjekt. Von J. W. HAUER . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 Ideendialektik und Lebensdialektik. Das Gegensatzproblem bei HEGEL und bei JUNG. Von FR. SEIFERT .................... 237 Analytische Psychologie und Religionsforschung. Von ADOLF KELLER . . . 271 Die Analytische Psychologie als Weg zum Verstandnis der Mystik. Von IYAR ALM . . . . . . . . . . . . . . . . .'. . . . . . . . . . . 298 Selbstbesinnung. Eine philosophische Meditation. Von B. WYSCHESLAYZEFF 314 Betrachtungen iiber die Symbolik der Pyramiden. Von HANS H. BAUMANN 327 Moderne Physik - Moderne Psychologie. Von C. A. MEIER. . . . . . . . 349 m. Psychologie. Analytical Psychology and Poetry. By LEONARD BACON . . . . . . .. 365 Analytical Psychology and the Art of Teaching. By WILLARD H. DURHAM 370 Analytical Psychology and the English Mind. By H. G. BAYNES. . . .. 377 La psychologie de l'inconscient et l'esprit fran9ais. Par Y. LE LAY 398 Die Institution als ordnendes Prinzip. Von G. R. HEYER . . . . . . . . . 416 tJber die psychologischen Grenzen der dramatischen Gestaltung. Von H. E. FIERZ 434 Frauen als Weckerinnen seelischen Lebens. Von LINDA FIERZ 462 Vom Werdegang des inneren Menschen. Von IDA BIANCHI ........ 493 IV. Personlichkeit. C. G. JUNG in seiner Handschrift. Von GERTRUD GILLI ......... 509 Streiflichter iiber C. G. JUNGB Geburts-Horoskop. Von ALICE VON MORAWITZ- CADIO . . . . . . . . . . . . . . . 516 Ein paar Jugenderinnerungen. Von ALBERT OERI ............ 524 Inhaltsverzeichnis. VII Seite Individuation, Sohuld und Entsoheidung. tJber die Grenzen der Psyohologie. Von HANS TRUB. . . . . . . . . . . . . .. . . . . . . . . . . . 529 Bildnis der Personliohkeit im Rahmen des gegenseitigen Sioh Kennenlernens. Von EMIL MEDTNER . 556 Lebenslauf . . . . . . . 617 Sohriften von C. G. JUNG 619 l\fitarbeiter . . . . . . . 625 Tafeln. Portrat. Bleistiftzeiohnung, 1934. Von BARBARA HANNAH. . . . . . . Titelbild Tafel I. Lebendmaske, SteinguB, 1915. (AufnahmeA. Triib & Cie., Aarau) vor S. 169 Tafel II. Bildnisskizze in Kreide und Tusohe, 1935. Von FRANZ REDERER. (Aufnahme Ernst Linok, ZUrioh) . . . . . . . . . . . . . . . vor S. 363 Tafel III. Lebendmaske, SteinguB, 1915. (Aufnahme A. Trfib & Cie., Aarau) . . . . . . . . . . . . . . vor S. 507 Tafel IV. Handsohrift von C. G. JUNG nach S. 512 Tafel V. Handsohrift von C. G. JUNG . . vor S.513 I. Einfnhrnng in die Grnndlagen der Komplexen Psychologie. Von TONI WOLFF. Seite 1. Methodologie . . . 5 2. Struktur. . . . . 51 3. Der psychologische Energiebegriff . 123 4. Die kulturelle Bedeutung der Komplexen Psychologie 155 Komplexe Psychologie. 1