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Die Kastanienblüte und andere Erzählungen PDF

116 Pages·2011·0.88 MB·German
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Marquis de Sade Die Kastanienblüte und andere Erzählungen Titel des französischen Originals: HISTORIETTES, CONTES ET FABLIAUX Kindler Taschenbücher Kindler Verlag GmbH, München Aus dem Französischen übertragen von Christian Barth Umschlagentwurf : Dieter Vollendorf Gesamtherstellung: Courier Druckhaus Ingolstadt Printed in Germany 1964 INHALTSVERZEICHNIS Der Mann der sich selbst betrog Die Schloßherrin von Longeville Die Kastanienblüte Es soll ganz nach Wunsch geschehen Die Prüde oder Die unerwartete Begegnung Der Mutterwitz des Gascogners Die Gauner Der genarrte Richter Das Gespenst Die Schlange Der bestrafte Kuppler Der geheilte Wüstling oder Die Roßkur Die geglückte Täuschung Vorwort Am 3. Juni 1740 wurde in der Kirche Saint-Sulpice in Paris der am Vortag geborene Sohn des Jean-Baptiste-Joseph-François Graf de Sade, Statthalter von Bresse, Bugey, Gex und Valromey, Lehnsherr von Mazan, und seiner Gattin Marie-Eléonore de Maillé de Carman auf die Namen des Paten Donatien de Maillé, Marquis de Carman — des Großvaters mütterlicherseits — und der Patin Aldonse d’Astoaud de Murs — der Großmutter väterlicherseits — sowie seines Vaters getauft. Das Mißgeschick im Leben des bis heute so berüchtigten »göttlichen Marquis« begann schon bei der Namensgebung: »Aldonse«, ein in der Provence durchaus gebräuchlicher Vorname, wurde in Paris falsch verstanden und durch das naheliegende »Alphonse« ersetzt; das ergab bei späteren Beurkundungen häufig schwerwiegende Verwechslungen, da der Marquis hartnäckig an der ursprünglich beabsichtigten Namensgebung festhielt. De Sade bekannte selbst, daß er von frühester Kindheit an sehr stolz, ja eitel, wegen seiner erlauchten Abstammung war; er prügelte sich deswegen eifrig mit seinem Spielgefährten, einem Prinzen von Bourbon, dem späteren Erbauer des Palais Bourbon in Paris. Im Schulalter wurde er von Jesuiten erzogen — über seinen Lehrer äußerte er sich später sehr lobend — und dann, da die Vermögensverhältnisse seines Vaters ziemlich beängstigend geworden waren, als Kadett in die Gardekavallerie gesteckt. Als solcher nahm er an den Schlachten des Siebenjährigen Krieges teil; 1763 erhielt er als Hauptmann der Kavallerie seinen Abschied. Bereits damals genoß der junge Mann einen schlechten Ruf, der sich sehen lassen konnte. Er pflegte sich in den Garderoben der Schauspielerinnen und Balletteusen und in Bordellen herumzutreiben, sein spärliches Vermögen zu verspielen, grobe Briefe zu schreiben und sich zu duellieren. Um den Nichtsnutz von Sohn auf eine bessere Bahn zu lenken, suchte seine Familie eine günstige Heiratspartie für ihn. Obwohl der junge Marquis in ein Fräulein de Lauris — aus einem der ältesten Adelsgeschlechter der Provence — ernsthaft verliebt war, blieb ihm nichts anderes übrig, als die ihm verschriebene Braut zu ehelichen, nämlich Fräulein Renée-Pélagie de Montreuil, die Tochter eines Gerichtspräsidenten. Die Absicht des alten Grafen de Sade ging dahin, sein höchst vornehmes, aber verarmtes Haus mit einer zwar nicht ebenbürtigen — die Montreuils gehörten zum Beamtenadel —, aber wohlhabenden und vor allem an Beziehungen zum königlichen Hof reichen und deswegen sehr einflußreichen Familie zu verschwägern. Auch von seiten der Montreuils wurde die Verbindung begrüßt. Ausschlaggebend für die familiären Entscheidungen war dort die Präsidentin, die ihren unbedeutenden Mann völlig beherrschte. Der junge Offizier war zwar übel beleumundet, aber in seinen Adern floß von seiten der Condés — einer Nebenlinie der Bourbonen — königliches Blut. Diese Motive führten dazu, daß die Hochzeit bereits zwei Monate nach der Entlassung de Sades aus der Armee in der Kirche Saint-Roch in Paris stattfand. Anfangs verstand es der junge Ehemann, sich bei seiner Schwiegermutter ins beste Licht zu setzen. Es ergaben sich aber recht bald Komplikationen: Im Mai 1763 hatte die Hochzeit stattgefunden — im Oktober mietete er sich in einem Absteigequartier ein und sammelte einige Dirnen um sich. Da aber auf diesem Gebiet die Bräuche damals streng waren — allerdings in höchst inkonsequenter Weise —, trug ihm dies dank der belastenden Aussagen der beteiligten Mädchen seinen ersten Gefängnisaufenthalt ein. Von nun an stand der arme, dem Vergnügen nachjagende, weil sonst beschäftigungslose Marquis unter dauernder Bespitzelung durch die Sittenpolizei. Die erste Katastrophe stieß dem von den staatlichen Moralhäschern verfolgten Neurotiker 1768 zu. Damals las er eine aus Deutschland stammende Landstreicherin von der Straße auf, brachte sie in sein Absteigequartier und exemplifizierte an ihr das, was man seitdem Sadismus nennt: Er peitschte sie aus. Dafür erntete er einen Prozeß und eine Inhaftierung auf königlichen Befehl hin. Doch das war erst das glimpflich verlaufene Vorspiel. 1772 gab der Marquis einigen Dirnen in Marseille ein Aphrodisiakum ein, das gewisse Vergiftungserscheinungen zur Folge hatte. Nun war der Skandal fertig:

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