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Die Jüdische Gemeinde Im Damaskus Des 19. Jahrhunderts.: Städtische Sozialgeschichte Und Osmanische Gerichtsbarkeit Im Spiegel Islamischer Und Jüdischer Quellen. PDF

282 Pages·2011·39.998 MB·German
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Christina Weber Die jüdische Gemeinde im Damaskus des 19. Jahrhunderts ISLAMKUNDLICHE UNTERSUCHUNGEN • BAND 306 begründet von Klaus Schwarz herausgegeben von Gerd Winkelhane ISLAMKUNDLICHE UNTERSUCHUNGEN (cid:127) BAND 306 Christina Weber Die jüdische Gemeinde im Damaskus des 19. Jahrhunderts Städtische Sozialgeschichte und osmanische Gerichtsbarkeit im Spiegel islamischer und jüdischer Quellen Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. British Library Cataloguing in Publication data A catalogue record for this book is available from the British Library. http://www.bl.uk Library of Congress control number available http://www.loc.gov Titelbild: Damaskus, Cour de la Maison Stambouli, Syrien 1921, Photographie: Bonfils Successeur A. Guiragossian, Beyrouth Collection des Vues de tout l'Orient, Imp. Levy Fils et Cie Paris Diese Arbeit wurde von der Philosophischen Fakultät der Universität zu Köln als Dissertation angenommen. www.klaus-schwarz-verlag.com All rights reserved. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf in irgendeiner Form (Druck, Fotokopie oder in einem anderen Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet werden. © 2011 by Klaus Schwarz Verlag GmbH Berlin Erstausgabe 1. Auflage Herstellung: J2P Berlin Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-87997-403-0 Auszug aus einem Schreiben von D. Rahmani über die Möglichkeit der Nutzung des Hauses Stambouli als Schulgebäude Quelle: Archiv der Alliance Israélite Universelle, Syrie, bobine 40. Danksagung Bei der Anfertigung der vorliegenden Arbeit wurde mir vielfältige Hilfe gewährt, für die ich zu großem Dank verpflichtet bin. Besonderer Dank gilt meiner Doktormutter Frau Prof. Dr. Monika Gronke für ihre Unterstützung bei der Erstellung dieser Arbeit, die mir in allen Fragen stets mit wissenschaftlichem Rat zur Seite stand. Darüber hinaus danke ich Herrn Prof. Dr. Werner Diem, dem Zweitgutachter, für seine Anregungen und Verbesserungsvorschläge in Bezug auf die Edition der arabischen Urkunden. Ebenfalls zu großer Dankbarkeit verpflichtet bin ich der Universität zu Köln, die durch die Bewilligung eines Graduiertenstipendiums diese Arbeit überhaupt erst möglich machte. Ebenso trugen der Deutsche Aka- demische Austauschdienst und der Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds durch die Bewilligung von Stipendien maßgeblich zum erfolgreichen Abschluss der Studie bei. Abschließend sei meinen Freunden und meiner Familie für die groß- artige Unterstützung von ganzem Herzen gedankt. Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung..............................................................................................................9 2 Die jüdische Gemeinde von Damaskus...........................................................22 2.1 Unter osmanischer Herrschaft.............................................................22 2.1.1 Die Reformepoche...................................................................................28 2.2 Gemeindestruktur...................................................................................32 2.2.1 Herkunft...................................................................................................32 2.2.2 Gemeindeorganisation/kommunale Selbstverwaltung....................34 2.2.3 Bevölkerungszahlen...............................................................................39 2.3 Berufsstruktur.........................................................................................41 2.3.1 Geldwechsler und Bankiers...................................................................42 2.3.2 Konsulatsbedienstete.............................................................................47 2.3.3 Händler.....................................................................................................52 2.3.4 Handwerker..............................................................................................54 2.3.5 Mittellose..................................................................................................56 2.4 Bildungswesen.........................................................................................58 2.4.1 Das traditionelle jüdische Schulwesen................................................59 2.4.2 Das „moderne Erziehungswesen“........................................................62 Die Schulen der Alliance Israélite Universelle...................................63 Missionsschulen......................................................................................68 2.5 Wirtschaftliche und soziale Lage der Gemeinde................................70 2.5.1 Wirtschaftliche Situation.......................................................................70 2.5.2 Epidemien und sanitäre Defizite...........................................................72 2.6 Jüdische Gerichtsbarkeit........................................................................75 2.6.1 Die religiösen Autoritäten.....................................................................82 2.6.2 Die Notabeln.............................................................................................86 3 Die staatliche Gerichtsbarkeit.........................................................................89 3.1 Die religiösen Gerichtshöfe (al-maḥākim aš-šarʿīya) im spätosmanischen Damaskus............................................................89 3.2 Das markaz al-waṯāʾiq at-tārīḫīya (Zentrum historischer Dokumente) in Damaskus......................................................................93 4 Das Erbschaftsgericht (maḥkamat al-qisma)....................................................97 4.1 Die Hinterlassenschaften (muḫallafāt)..................................................97 4.2 Der Aufbau der Hinterlassenschaften..................................................99 4.3 Der Ablauf der Verhandlung...............................................................108 4.3.1 Der Erbteiler (qassām)...........................................................................108 4.3.2 Mandatare..............................................................................................109 4.3.3 Zeugen.....................................................................................................116 4.3.4 Schreiber................................................................................................118 4.3.5 Weitere Angestellte..............................................................................121 4.3.6 Gerichtskosten und Gebühren............................................................122 4.4 Die rechtliche Stellung der Juden vor dem Erbschaftsgericht......123 5 Das Handelsgericht (al-maḥkama at-tiǧārīya) von Damaskus....................129 5.1 Die Register des Handelgerichtes.......................................................131 5.2 Zuständigkeitsbereich und Organisationsstruktur des Handelsgerichtes............................................................................134 5.2.1 Das Richtergremium.............................................................................136 5.2.2 Kläger und Beklagte..............................................................................139 5.2.3 Mandatare..............................................................................................140 5.2.4 Schreiber................................................................................................146 5.2.5 Experten (ahl al-ḫibra)...........................................................................147 5.3 Die Verhandlung der Klagen...............................................................149 5.3.1 Gegenstand der Klagen.........................................................................152 5.3.2 Ablauf des Verfahrens..........................................................................157 5.4 Die rechtliche Stellung der Juden vor dem Handelsgericht..........159 6 Zur Edition........................................................................................................161 6.1 Äußere Merkmale der Urkunden.......................................................162 6.2 Innere Merkmale der Urkunden.........................................................164 7 Die Hinterlassenschaften................................................................................168 7.1 Urkunde I................................................................................................168 7.2 Urkunde II..............................................................................................182 7.3 Urkunde III.............................................................................................184 7.4 Urkunde IV.............................................................................................190 7.5 Urkunde V..............................................................................................194 8 Die Protokolle des Handelsgerichtes............................................................195 8.1 Urkunde VI.............................................................................................195 8.2 Urkunde VII............................................................................................199 8.3 Urkunde VIII..........................................................................................203 8.4 Urkunde IX.............................................................................................206 8.5 Urkunde X..............................................................................................209 8.6 Urkunde XI.............................................................................................212 8.7 Urkunde XII............................................................................................215 8.8 Urkunde XIII..........................................................................................221 8.9 Urkunde XIV..........................................................................................225 8.10 Urkunde XV...........................................................................................228 9 Auswertung und Ausblick..............................................................................233 10 Literatur- und Quellenverzeichnis................................................................241 11 Abkürzungsverzeichnis..................................................................................254 12 Anhang: Dokumente und Index.....................................................................255 1 Einleitung Die Anfänge des modernen jüdischen Gemeindelebens in Syrien gehen zurück auf das 16. Jahrhundert. Die historische Begründung hierfür liegt zum einen in der Zäsur, die die Eroberung Syriens durch die Osmanen im Jahr 1516 darstellt, andererseits gelang es den europäischen Atlantikmäch- ten durch die gelungene Umsegelung des Kaps der Guten Hoffnung (1487/88)unddieersteSeereiseVascodaGamasaufdieserRoutenachIndi- en, den Welthandel zu kontrollieren, was maßgeblichen Einfluss auf den Handel in Damaskus hatte. Darüber hinaus spielte die Emigrationswelle der spanischen und portugiesischen Juden nach deren Vertreibung (1492 bzw. 1497)eineentscheidendeRolle,dasiezurAnsiedlungeinergroßenZahlvon JudenimöstlichenMittelmeerraum–einschließlichDamaskusundAleppo– führte.1 Die Beziehungen zwischen den eingewanderten sephardischen Ju- denunddeneinheimischenJudenwarenjahrzehntelangvonKonfliktenund Spannungen geprägt. Dies resultierte aus den Differenzen hinsichtlich der Interpretation des jüdischen religiösen Rechts, des Brauchtums, der Kultur und der allgemeinen Lebensweise. Aus diesem Grund gerieten die Sephar- den, Ashkenazen und Romanioten (byzantinische Juden) wiederholt in Konfliktsituationen.DiesekonzentriertensichjedochvorallemaufIstanbul, wo die meisten romaniotischen Juden ansässig waren.2 NachderMachtergreifungderOsmaneninSyrienbehieltendiejüdischen Gemeinden ihre innere Autonomie bei. Die Osmanen gestanden den Juden sowohl die Regelung ihrer religiösen Angelegenheiten als auch eine eigene Gerichtsbarkeit zu. Darüber hinaus waren sie bei der Regelung von Erzie- 1 Vgl. Zenner, Jews in late Ottoman Syria: External Relations, S. 155. Die vertriebenen Ju- den siedelten sich über das Osmanische Reich verteilt an, nachdem Sultan Bayezid II (1481-1512) die Einwanderung der Juden befürwortet hatte. Wahrscheinlich geschah dies aus rein pragmatischen Gründen: man erwartete, dass die sephardischen Juden ihre Wirtschaftskraft und technischen Fähigkeiten in die Gesellschaft einbrachten und sich – im Gegensatz zur christlichen Minderheit, die durch das christliche Euro- pa unterstützt wurde – als loyale Untertanen erweisen würden. Vgl. Juhasz, Sephardi Jews, S. 19. 2 Vgl. Benbassa/Rodrigue, Geschichte der sephardischen Juden, S. 66. Aus dieser Konflikt- situation resultierend organisierten die sephardischen Juden in den jeweiligen Auf- nahmeländern bzw. Provinzen des Osmanischen Reiches eigene Gemeinden, in de- nen sie halakha (religionsrechtliche Bestimmungen) und minhag (Brauchtum) der ortsansässigen Gemeinden nicht übernahmen. Einen genauen Überblick über die an- gespannte Lage zwischen zugewanderten und einheimischen Juden sowie über das Organisationsprinzip der Gemeinden inklusive der Gesetzgebung und Finanzen fin- det ich im soeben zitierten Werk. Vgl. ebd. S. 66-92. 9 hungsfragen,Speisevorschriften,BestattungenundsanitärenFragenwieder Krankenpflege autonom.3 Im19.Jahrhundert,dasalseinJahrhundertdesUmbruchsgalt,daesvom Einsetzen der Industrialisierung und zahlreichen Reformen geprägt war, wuchs der Anspruch der ḏimmīs (Schutzbefohlene)4 auf Gleichheit vor dem Gesetz. Bisherige Forschungen betonen in diesem Zusammenhang stets den WandelindenBeziehungenderunterschiedlichenGlaubensgemeinschaften in Syrien während der Reformepoche des 19. Jahrhunderts: trotz des Ziels der Reformen, mehr Gleichheit zwischen den osmanischen Staatsangehöri- gen zu schaffen, hätten sich die Gegensätze einerseits zwischen Muslimen und Christen, andererseits zwischen Christen und Juden verschärft. Hierbei habe sich vor allem das Verhältnis zwischen Muslimen und Christen, das jahrhundertelang von Toleranz geprägt gewesen sei, zunehmend ver- schlechtert bis hin zu einem tiefen Hass der Muslime gegenüber den Chris- ten.DiegutenBeziehungenzwischenMuslimenundJudenhingegenhätten sich nicht grundlegend geändert, sondern im Zuge der Tanẓīmāt5 teilweise sogar zum Positiven entwickelt; der seit langem schwelende Konflikt zwi- schenChristenundJudenhabesichjedochverschärft,wobeidieFeindselig- keit bis dahin ungekannte Ausmaße unter osmanischer Herrschaft erreich- te.6 Zuweilen wird das Verhältnis zwischen der jüdischen und christlichen Minderheit dahingehend beschrieben, dass die Rivalität zwischen den ver- schiedenenGlaubensgemeinschaftenineinenethnischenKonflikt7mündete. SohabemandieJuden,umsieausihrenPositionenalsBankiersundSteuer- pächter zu verdrängen, von christlicher Seite des Ritualmords beschuldigt, und aufgrund der Einflussnahme europäischer Mächte durch die religiösen Minoritäten – vor allem durch christliche „Mittelsmänner“ – sei es zu Ver- folgungen und Übergriffen gekommen, da man diese Einflussnahme von muslimischer Seite sehr kritisch betrachtete.8 Die bekanntesten Ausschrei- 3 Vgl. Laskier/Reguer/Saadoun, Community, S. 49. 4 Da der eingedeutschte Plural des arabischen Terminus ḏimmī (Schutzbefohlener) sich inzwischen in der deutschsprachigen Forschungsliteratur etabliert hat, wird er in der vorliegenden Arbeit ebenfalls verwendet. Zur ausführlichen Definition des Be- griffs ḏimmī vgl. Kap. 2.1. 5 Zur Definition des Begriffes Tanẓīmāt vgl. Kap. 2.1.1. 6 Vgl. Ma'oz, Intercommunal Relations, S. 205. 7 Beim Studium der religiösen Minderheiten in Syrien ist die Definition des Begriffes Ethnizität von besonderem Interesse. In einer allgemeinen Definition bezeichnet man als eine ethnische Gruppe einen Teil einer größeren Gesellschaft, deren Mitglie- dern man – sei es durch Eigen- oder Fremdwahrnehmung – den gemeinsamen Ur- sprung und das gemeinsame Erleben der Alltagskultur zuschreibt; darüber hinaus nehmen die Mitglieder einer ethnischen Gruppe an gemeinsamen Aktivitäten teil, bei denen Herkunft und kulturelle Prägung ausschlaggebend sind. Vgl. Reilly, Inter- Confessional Relations, S. 213f. nach: Yinger, Ethnicity, S. 3. 8 Vgl. Zenner, Jews in Late Ottoman Syria: External Relations, S. 173. 10

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