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Die Juden in der Oberpfalz PDF

272 Pages·2009·14.28 MB·German
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Die Juden in der Oberpfalz Studien zur Jüdischen Geschichte und Kultur in Bayern Herausgegeben von Michael Brenner und Andreas Heusler Band 2 R. Oldenbourg Verlag München 2009 Michael Brenner · Renate Höpfinger (Hrsg.) Die Juden in der Oberpfalz R. Oldenbourg Verlag München 2009 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.d-nb.de> abrufbar. © 2009 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Internet: oldenbourg.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzu- lässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikro- verfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Umschlaggestaltung: Dieter Vollendorf, München Umschlagbild: Israelitische Volkshauptschule Weiden mit Oberlehrer Emanuel Strauß 1931. Privatbesitz Michael Brenner, München Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier (chlorfrei gebleicht). Satz: Typodata GmbH, München Druck: Memminger MedienCentrum, Memmingen Bindung: Buchbinderei Kolibri, Schwabmünchen ISBN 978-3-486-58678-7 INHALT Vorwort von Michael Brenner und Renate Höpfinger VII Michael Brenner Einführung 1 Andreas Angerstorfer Regensburg als Zentrum jüdischer Gelehrsamkeit im Mittelalter 9 Hans-Christoph Dittscheid Die Synagogenbauten der Oberpfalz vom Mittelalter zur Moderne. Verluste - Entdeckungen - Deutungen 27 Ittai J. Tamari Sulzbach - eine der bedeutendsten hebräischen Druckereien Europas 53 Andreas B. Kilcher Kabbala in Sulzbach. Zu Knorr von Rosenroths Projekt der Kabbala Denudata 69 Renate Höpfinger Die jüdische Gemeinde von Floß 87 Sebastian Schott Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Weiden bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts 105 Dieter Dörner Die neuzeitlichen Judengemeinden in Amberg 119 Aubrey Pomerance Rabbiner Magnus Weinberg. Chronist jüdischen Lebens in der Oberpfalz 139 Jakob Borut Die Juden in Regensburg 1861-1933 159 Andreas Angerstorfer Chronik der Verfolgung: Regensburger Juden während des Nationalsozialismus 183 Gabriele Ziegler „Was haben gerade wir verbrochen?" Die Vertreibung der jüdischen Familie Bruckmann aus Nabburg 197 Jörg Skriebeleit Aus den Vernichtungslagern in die Oberpfalz. Eine Bestandsaufnahme zu den jüdischen Häftlingen im KZ Flossenbürg 213 VI Inhalt Michael Brenner Impressionen jüdischen Lebens in der Oberpfalz nach 1945 231 Auswahlbibliographie zur Geschichte der Juden in der Oberpfalz .... 249 Register 255 Personenregister 255 Ortsregister 260 Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 264 VORWORT Der vorliegende Band entstand auf der Grundlage der Tagung „Geschichte der Juden in der Oberpfalz", die im September 2006 in Sulzbach-Rosenberg stattfand. Die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit und der Lehrstuhl für Jüdische Geschichte und Kultur an der Ludwig-Maximili- ans-Universität München starteten damit eine Reihe, die mit Veranstaltungen zur Geschichte der fränkischen und schwäbischen Juden fortgesetzt wird. Die Tagungsbeiträge, ergänzt durch weitere Artikel, werden in diesem Band ver- öffentlicht. Sie beleuchten eindrucksvoll die jahrhundertealte Geschichte, die reichhaltige und erstaunliche Fülle jüdischen Lebens in der Oberpfalz. Der Dank der Herausgeber gilt den Autoren sowie Frau Monika Halbinger und Frau Andrea Pfeufer für die Mitarbeit an der Drucklegung. Was will und was kann ein solcher Band erreichen? Es ist zu wünschen, dass an den betreffenden Orten das Bewusstsein dafür gestärkt wird, dass jüdische Präsenz nicht immer in weit entfernten Städten zu finden war. Insbesondere in den Schulen vor Ort sollte dieses Bewusstsein entwickelt werden. Wenn es in den Schulen um Juden geht, dann kommen diese zumeist als Opfer von Ver- folgungen vor: von den Kreuzzügen bis zur Schoa. Sie starben aber nicht nur, sondern lebten auch in den Orten der Oberpfalz, studierten, gingen ihren Ge- schäften nach, stritten sich und spielten Fußball. Es ist beeindruckend, mit welchen Ergebnissen während der letzten Jahre an der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg gearbeitet wurde. Das dunkelste Kapi- tel jüdischer Geschichte in der Oberpfalz ist damit unübersehbar dokumen- tiert. Ein nächster Schritt wäre es, kleine Broschüren und Schautafeln an den Orten herzustellen, an denen noch steinerne Überreste jüdischen Lebens zu finden sind und das Wissen darüber zu verbreiten, dass auch heute wieder Juden in Regensburg, Weiden und Amberg leben. Einen Anfang könnten die Synagoge in Floß und die Hebräische Druckerei sowie die Synagoge in Sulz- bach machen. Was nützt eine wiederaufgebaute Synagoge, wenn man nichts darüber erfahren kann? Wäre es nicht für Einheimische und Touristen, ja auch für die mittlerweile wieder etwa eintausend in der Oberpfalz lebenden Juden russischer Herkunft, faszinierend zu erfahren, welche Bedeutung ein Ort wie Sulzbach lange Zeit in ganz Europa für diejenigen hatte, die Hebräisch lasen? Ein weiterer Schritt könnte eine „Straße der jüdischen Geschichte" quer durch die Oberpfalz sein, die zunächst virtuell und in Zukunft vielleicht tat- sächlich, den Einheimischen wie den Besucher von außerhalb von einem Ort jüdischen Lebens zum nächsten leitet. Was spräche gegen ein Vernetzung der Orte, gegen eine Wegführung, an deren Stationen nicht nur tote Steine war- ten, sondern wo durch Initiativen und Programme vor Ort die Steine zum sprechen gebracht werden? Auch an einer „chronologischen" Wegführung, beginnend im hochmittelalterlichen Regensburg, dann mit den Vertreibungen Vili Vorwort aus den großen Städten den jüdischen Siedlungsspuren in die kleinen Orte der Oberpfalz folgend, über die Zwangsstationen jüdischen Lebens und Sterbens im KZ Flossenbürg und seinen Außenlagern bis zu den sehr lebendigen Gemeinden der Gegenwart, ließe sich jüdische Geschichte einprägsam vor Augen führen. Den Herausgebern ist es ein Anliegen, mit diesem Band auch zwei heraus- ragende Forscher zur jüdischen Geschichte der Oberpfalz zu würdigen: Rabbiner Magnus Weinberg, den ersten und wichtigsten Chronisten der jü- dischen Geschichte in der Oberpfalz und selbst Opfer der Schoa, der in die- sem Band erstmals selbst Gegenstand eines Beitrag ist, und Professor Dr. Wilhelm Volkert, Emeritus für bayerische Landesgeschichte an der Universität Regensburg, der sich intensiv mit der jüdischen Geschichte in der Oberpfalz beschäftigt und zahlreiche Schülerinnen und Schüler für die jüdische Geschichte begeistert hat. Renate Höpfinger Michael Brenner EINFÜHRUNG Von Michael Brenner „Siehe, der Stein schreit aus der Mauer" hieß die große Ausstellung, die 1988 im Nürnberger Germanischen Nationalmuseum die Geschichte und Kultur der Juden Bayerns dokumentierte. „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern" betitelte Israel Schwierz eine von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit im selben Jahr herausgegebene Dokumentation. Es sind die Steine, die in beiden Fällen im Mittelpunkt stehen. Wenn die Stei- ne nur sprechen könnten! Lassen wir sie hier doch einfach einmal sprechen und beginnen diesen Band damit auf eine etwas unkonventionelle Weise. Die Steine unter dem Neupfarrplatz in Regensburg erzählen die Geschich- te einer der ältesten jüdischen Gemeinden auf deutschem Boden. Gemäß ei- ner mittelalterlichen jüdischen Tradition sollen Juden hier bereits in vorchrist- licher Zeit gelebt haben. Diese Legende erfreute sich nicht zuletzt deshalb so großer Beliebtheit, da man nicht als Christusmörder gebrandmarkt werden mochte, wie dies im christlichen Umfeld gang und gebe war. Dem unhisto- rischen Vorwurf begegnete man mit der ebenso unhistorischen Argumenta- tion: „Wir haben damit ja gar nichts zu tun, weil unsere Vorfahren schon in Regensburg lebten, als Christus in Jerusalem ans Kreuz geschlagen wurde." Belegt ist eine solch lange Tradition für die Regensburger Juden nicht, man kann aber darauf verweisen, dass für das 4. Jahrhundert bereits Zeugnisse jü- dischen Lebens - wenn nicht an der Donau, so doch am Rhein - belegt sind. Ausgeschlossen ist es gewiss nicht, dass mit den römischen Legionen auch Ju- den in andere Gegenden des Limes wanderten, in denen eine jüdische Präsenz noch vor einer christlichen existierte. Von einer kontinuierlichen jüdischen Ansiedlung in Regensburg, der ältes- ten jüdischen Gemeinde Bayerns, wissen wir immerhin seit dem 10. Jahrhun- dert. Wenig später wurde Regensburg zu einem der bedeutenden Zentren jü- discher Gelehrsamkeit und der deutsch-jüdischen Mystiker des Mittelalters. Wenn die Steine am Neupfarrplatz erzählen könnten, würden sie von der Pracht jener Synagoge berichten, die Albrecht Altdorfer in seinen Stichen am Vorabend ihrer Zerstörung am 21. Februar 1519 in einer Radierung verewigte, bevor sie einer Kirche Platz machen musste. Regensburg war eine der letzten größeren Städte im Reich, aus denen die Juden vertrieben wurden. Nur in Frankfurt und Worms sollten städtische Gemeinden vom Mittelalter bis in die Neuzeit kontinuierlich bestehen bleiben. Aus Bayern dagegen wurden sie 1551 und aus der Oberpfalz 1554 endgültig ausgewiesen. Wir sollten nicht vergessen, dass ein Jahr später der berühmte Augsburger Religionsfriede, von dem heute immer wieder als mögliches Modell für die Lösung religiöser Konflikte die Rede ist, erst in dem Moment geschlossen wurde, als es zumindest in Bayern neben den christlichen Konfessionen keine religiösen Minderheiten mehr gab. 2 Michael Brenner Abb. 1: Das begehbare Relief „Misrach" von Dani Karavan an der Stelle der mittelalter- lichen Synagoge in Regensburg. Quelle: Privatbesitz Hans-Christoph Dittscheid. Aus ganz Bayern und der ganzen Oberpfalz vertrieben? Nein! Einige von unbeugsamen Oberpfälzern bewohnte Orte hörten nicht auf, Juden zu beher- bergen. So heroisch wie die Gallier gerne auf ihren Widerstand gegen die römische Besatzung verweisen, gestaltete sich die Aufnahmepolitik von Juden nach der Vertreibung zwar nicht, doch muss man sehen, dass die damaligen Territorien eben noch nicht flächendeckend waren, wie wir das aus späteren Jahrhunderten gewöhnt sind. Wir besitzen Dokumente jüdischer Ansied- lungen aus der Landgrafschaft Leuchtenberg, bis diese 1614 an Bayern fiel, sowie aus dem gemeinschaftlich von Pfalz-Neuburg und Sulzbach regierten Weiden aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Die bedeutendste jüdische Gemeinde in diesem Umkreis bestand während des 16. und frühen 17. Jahr- hunderts aber in dem von den Lobkowitz'schen Fürsten regierten Neustadt an der Waldnaab. Womit wir bei den nächsten Steinen wären: In der Freyung 14, vor der noch heute als Judengraben bekannten Straße in Neustadt, befindet sich das Haus, das bis 1621 als Jeschiwa, als Talmudschule, genutzt wurde. Diese Steine könnten zum Beispiel erzählen von den Brüdern Isak ben Mose und Joel Aschkenasi Katzenellenbogen, die zu den angesehensten jüdischen Schrift-

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