Mitteilungsblatt der Siebenten-Tags-Adventisten in Baden-Württemberg Die Isny-Story Gottes Hand im Allgäuer Aufbruch Einsam oder nur allein? Ist Allah doch barmherzig? Ungereimtheiten bei Ellen White? 02/08 März/April Weltweite Adventgemeinde In San Martin de Los Andes, Argentinien, entsteht eine neue Adventgemeinde. Eine Gruppe muss 40 Glieder haben, bevor sie Gemein- de werden kann. Heute gibt es 37 (plus Kinder und Besucher). Argentinien (40 Mio. Einwohner) hat gut. 92.000 Adventisten. Adventist hält Bibelstunde seinen Traum. Der Freund, der im men? Etwa 50% von ihnen, so der über Offb 13 im Pentagon selben Dorf wohnte, wurde daraufhin Vorsteher anlässlich eines Vortrags auf Steve Wohlberg, Fernsehprediger leichenblass. Er hatte nämlich zur sel- einer ASI-Tagung am Seminar Schloss und Buchautor (u.a. From Hollywood Bogenhofen, seien durch Träume zum to Heaven u. Exploding the Israel Glauben an Jesus und in die Advent- Deception) sprach am 7. November gemeinde geführt worden: „Und nach 2007 vor etwa 100 Mitarbeitern diesem will ich meinen Geist ausgie- des US-Verteidigungsministeriums. ßen über alles Fleisch, und eure Söhne Im Rahmen eines Gebetsfrühstücks und Töchter sollen weissagen; eure erklärte der vom Judentum Ältesten sollen Träume haben, und konvertierte Adventist die Rolle der eure Jünglinge sollen Gesichte sehen.“ USA in der Prophetie. Der oberste (Joel 3, 1) (Quelle: White Horse Me- Militärseelsorger des Pentagon hatte Steve Wohlberg (l) spricht im Pentagon, dia/ASI Österreich) ihn eingeladen. Der adventistische Daniel Nsereko dient jetzt in Den Haag. Prediger konnte sich das Thema Adventist wird Richter in Den Haag selbst aussuchen. Die Reaktion auf ben Zeit den gleichen Traum gehabt. die 45-minütige Präsentation war In den folgenden Tagen sprachen die Der international erfahrene Strafrecht- positiv. Viele Besucher bekundeten ihr beiden Männer vorsichtig mit den ler Daniel Nsereko aus Uganda wurde Interesse an adventistischer Literatur anderen Dorfbewohnern. Zu ihrer am 3. Dezember 2007 in den Inter- und entsprechenden DVDs. Überraschung stellten sie fest, dass nationalen Strafgerichtshof (ICC) in (Quelle: White Horse Media, jeder im ganzen Dorf den gleichen Den Haag gewählt. Der praktizierende www.whitehorsemedia.com) Traum gehabt hatte. Diese Erfahrung Siebenten-Tags-Adventist, der zuletzt führte sie zum Glauben an Jesus Chri- an der Universität von Botswana Jura Träume bereiten Moslems stus und seine baldige Wiederkunft. lehrte, ist des Öfteren zu Gast in der auf Wiederkunft Christi vor Adventgemeinde Freiburg. Dort ist Immer öfter werden Moslems durch Ähnliches geschieht offenbar seit er u.a. befreundet mit Helmut Wil- Träume zum Glauben an Christus Jahren in Tadschikistan. Nach den limann. Professor Nsereko, der 1995 geführt. Kürzlich, so berichtet White Worten des adventistischen Verei- auch am Max-Planck-Institut in Frei- Horse Media, ein von Adventisten be- nigungsvorstehers dieses zentralasi- burg forschte, hat mehrfach Amnesty triebenes Supporting Ministry, hatte atischen Landes stellten früher erst International-Delegationen geleitet. ein Moslem in einem moslemischen die Deutschen und dann die Russen Der Internationale Strafgerichtshof Dorf einen Traum über die Wieder- die Mehrheit der Gemeindeglieder. (nicht zu verwechseln mit dem Inter- kunft Christi. Der Mann war danach Nach deren Auswanderung gibt es nationalen Gerichtshof) verfolgt vor innerlich aufgewühlt. Drei Tage später fast nur noch ehemalige Moslems allem schwere internationale Verbre- fasste er sich ein Herz und sprach mit in der Gemeinde. Wie sind sie aber chen wie Völkermord. einem moslemischen Freund über zum Glauben an Christus gekom- (Quelle: H. Willimann/ICC) 2 Weltweite Adventgemeinde Die Isny-Story Die Vision, der Glaube, das Engage- ment und das Opfer einiger Allgäuer (einheimischer und zugereister) führt zur Gründung eines Schulzentrums. Dabei erleben sie die besondere Füh- rung Gottes. Seite 6 Ist Allah doch barmherzig? Sind Allah und Gott dieselbe Person? Ist Allah wirklich so gewalttätig, wie die Islamisten ihn erscheinen lassen? Der Leiter der Adventmission in Alba- nien erklärt. Seite 12 Einsam oder nur allein? Manchmal ist das Gefühl der Einsam- keit ganz normal. Manchmal aber auch nicht. Was sind die jeweiligen Symptome, und woran erkennt man den Unterschied? Ein Seelsorger erklärt, wie wir aus der Isolation he- rauskommen können. Seite 15 Ungereimtheiten bei Ellen White? Ein Leserbrief nennt angebliche Wi- dersprüche im prophetischen Dienst Ellen Whites. Heinz Schaidinger, Bogenhofen, Autor des Artikels „Der Prophetentest“, befasst sich mit den Fragen. Seite 17 S. 24 So kam ich zur Gemeinde S. 28 Aus dem Vereinigungsbüro Hamed Murad Nachrichten, Termine, S. 4 Zeitzeichen Veranstaltungen Die Zeit, in der wir leben S. 25 Bibel und Glaube Am Sabbat gar nichts tun? S. 29 Wie geht’s eigentlich… S. 5 Vom Schreibtisch des … Walter Mertinat? Vorstehers S. 26 Baden-Württemberg aktuell Nachrichten aus den Gemeinden S. 30 Leserbriefe/Impressum S. 22 „Ihr müsst wissen, worauf Ihr Euch einlasst“ S. 27 Christlich leben S. 31 Einfach logisch: Gemeindegründung in Markdorf Jugend in der Gemeinde Die Goldstein-Kolumne Sonstiges Zeitzeichen Wer wird im Januar 2009 ins Weisse Haus einziehen? Prognosen sind schwerer denn je. Sicher ist jedoch, dass die religiöse Agenda und der Glaube der Kandidaten eine wichtige Rolle spielen werden. Immerhin bezeichnen sich 42% der Amerikaner als wiedergeboren. Der Faktor „Religion“ in der allem durch Wechselwähler entschie- religiös Konservativen. Und was ist mit US-Präsidentschaftswahl den. Viele von ihnen pflegen kirchlich- McCain? „Nicht religiös genug“, sagen konservative Werte. Dazu gehört das viele Religiöse. Vier Themen werden wohl die ameri- Frauenbild, das durch die drei „K“s, kanische Präsidentschaftswahl ent- Küche, Kind und Kirche, geprägt ist. Was aber geschieht, wenn sich die scheiden: die Wirtschaft, die Sicher- Ferner würden viele von ihnen keinen Rezession zu einer Wirtschaftskrise heit, der Irak-Krieg und die Religion. Schwarzen an der Spitze ihres Staates ausweitet oder wenn Amerika vor Bei der letzten Wahl kamen 40% der akzeptieren. Hinzu kommt, dass „Oba- der Wahl von einer (oder auch mehr Bush-Stimmen von den Evangelikalen ma“ so ähnlich wie „Osama“ klingt als einer) Katastrophe heimgesucht (78% von ihnen wählten Bush). Er- und dass Barack Obamas zweiter wird? Es ist kein Geheimnis, dass die weitert man den Begriff „Evangelikale“ Vorname Hussein lautet (sein Vater ist USA dann wieder einen Rechtsruck auf „Religiöse Rechte“ waren es noch ein kenianischer Moslem). machen werden. Auch das wird dem mehr. Die religiös Rechten können Kandidaten der Republikaner eher also die Wahl entscheiden – wenn sie Da der Demokratische Kandidat nützen. In dem Fall könnte dieser seine sich einig sind. Bekanntlich wählen sie voraussichtlich Clinton oder Obama Landsleute vielleicht sogar davon über- traditionell Republikanisch. Denn die- heißen wird, dürften diese Umstände zeugen, dass nur eine strikte Rückkehr se Partei stehe angeblich für christliche eher dem Republikanischen Kandi- zu den Geboten der Bibel - unter der Werte. Dazu gehören die Unterstüt- daten helfen. Aber wer wird dieser Führung eines von Gott eingesetzten zung Israels und die Ablehnung der Kandidat sein? Warum wählen die Präsidenten - den Allmächtigen wieder Abtreibung. Andererseits haben der religiös Rechten nicht geschlossen den dazu bewegen könnte, seine schüt- Irak-Krieg und die Rezession den Re- Baptistenprediger Mike Huckabee? Ist zende Hand über Amerika zu halten. publikanern geschadet. Deshalb liegen er nicht einer von ihnen? Und was ist Ellen White sagt: Irendwann wird man ihre Kandidaten in der Wählergunst mit Mitt Romney? Ist er als Mormone „erklären, dass die Menschen durch die insgesamt, aber offenbar auch bei den für die religiöse Rechte – und da be- Missachtung der Sonntagsfeier Gott Religiösen, im Moment hinten. sonders die Evangelikalen – überhaupt beleidigen, dass diese Sünde ein Elend wählbar? Bei den Antworten auf diese herbeigeführt habe, das nicht aufhö- Können wir deshalb den Republika- Fragen zeigt sich, dass die Dinge nicht ren werde, bis man die Heiligung des nischen Kandidaten (wer immer das so einfach sind. Huckabees außen- Sonntags streng einschärfe…“? (GK, am Ende sein wird) abschreiben? Und politische Agenda ist eher liberal und S 591) Wie bald das sein wird, wissen können wir uns deshalb auf den ersten passt den Konservativen nicht. Ande- wir nicht. Und da die Parteien nicht schwarzen Präsidenten oder die erste rerseits gehören die Mormonen zur so weit auseinanderliegen, wie man Frau im Oval Office einstellen? Polit- Religiösen Rechten. Viele Mormonen meinen könnte, wird auch die Partei- Insider sagen: „Nicht so schnell.“ Auch wollen Amerika in einen Gottesstaat zugehörigkeit des Präsidenten letztlich in Amerika werden die Wahlen vor verwandeln. Das wiederum gefällt den zweitrangig sein. gp 4 Vom Schreibtisch des Vorstehers Bewegung bei BWgung Mit der heutigen, vierten Ausga- be schauen wir auf ein halbes Jahr BWgung zurück. In den vergangenen Monaten haben wir aus unseren Gemeinden eine starke positive Resonanz erhalten. Der Strom dieser ermutigenden Reaktionen reißt nicht ab. Das stimmt uns dankbar. Dane- ben gab es vereinzelt, wie erwartet, auch Kritik und Einwände. Weil uns die Bedürfnisse unserer Geschwister und Gemeinden am Herzen liegen, nehmen wir jede Stellungnahme ernst. Deshalb schreibe ich heute in eigener Sache. Es wurde hauptsächlich gefragt: Wollt ihr in Konkurrenz zum Adventecho treten? (BWgung, so die Kritik, sei kein Mitteilungsblatt, denn es behandele eine Reihe von Themen, Erhard Biró, Vorsteher der Siebenten-Tags-Adventisten in Baden-Württemberg, am Ran- die mit Baden-Württemberg nichts de des Youth in Mission-Kongresses Anfang November 2007 in Mannheim. zu tun haben!) Und: Warum diese kostspielige Aufmachung mit den abdecken soll, kann diese Aufgabe Vorteil unseres Versandweges: Wir er- großen Fotos und dem guten Papier, verständlicherweise nur punktuell reichen auch jene Leser, die schon seit und warum der Postversand an die übernehmen. Deshalb versteht sich Längerem nicht in den Gottesdienst einzelnen Haushalte? BWgung nicht als Konkurrenz zum gekommen sind. Inhaltlich soll unser Adventecho und soll das Adventecho Blatt ein „Fenster“ sein: Es soll das Das größte Kompliment, dass BW- daher auch nicht ersetzen! Alle Bei- Leben innerhalb unserer Vereinigung gung bisher sowohl von seinen Befür- träge, die in unserem Mitteilungsblatt transparent machen und durch die wortern als auch von seinen Kritikern erscheinen, haben sehr wohl mit ganz Mitteilung ermutigender Erfahrungen gleichermaßen erhalten hat, ist die konkreten Herausforderungen im zur Ehre Gottes einander „anreizen“ Tatsache, dass es fleißig gelesen wird! Gemeindeleben in Baden-Württem- „zur Liebe und zu guten Werken“! Wahrscheinlich ist unsere Vereinigung berg zu tun. Und die Berichte aus (Hebräer 10,24) Eine Aussage von die einzige in Deutschland, die in den der „Weltweiten Adventgemeinde“ Ellen White bewegt mich in diesen letzten rund 15 Jahren kein eigenes dokumentieren unsere innere Einheit Tagen immer wieder. Sinngemäß sagt Mitteilungsblatt hatte, obwohl unsere und Verbundenheit mit der welt- sie: Wenn wir uns vor Gott demü- Gemeinden es dringend gebraucht weiten Gemeinde. Die tatsächlichen tigten und auf unsere Mitmenschen hätten. Mit BWgung sollte ein Mehrkosten im Vergleich zu Mittei- stets freundlich, mitfühlend und Mitteilungsblatt entstehen, das über lungsblättern anderer Vereinigungen höflich zugingen, könnten dort hun- die Auflistung von Terminen und entstehen durch die Aufmachung und dert Bekehrungen stattfinden, wo wir Veranstaltungen hinausgeht. Es sollte Herstellung (sie sind etwa doppelt heute nur eine erleben. (vgl. 9T, 189) mit seinem vielfältigen Inhalt lesbar so hoch). Dafür wird das Blatt aber 14.000 Taufen in einem Jahr allein in sein und tatsächlich auch gelesen gerne gelesen! Die Zustellung an Baden-Württemberg? Das wäre eine werden. Es sollte Themen aufgreifen, jeden Haushalt per Post ist kaum wirkliche Bewegung! die die Geschwister in unserer Re- teurer als der Paketversand und die gion beschäftigen und das geistliche Verteilung über die Büchertische Euer Erhard Biró Leben in der Gemeinde fördern. Das der Ortsgemeinden. Hier liegen wir Adventecho, das die Bedürfnisse des bei den Ausgaben mit den anderen gesamten deutschsprachigen Raumes Vereinigungen in etwa gleich. Der 5 6 Die Isny- Story Gottes Hand im Allgäuer Aufbruch von Carsten Reinhold „Was ist deine Vision für Isny?“, fragte Mirjam unseren Besucher beim Mittagessen. „Wir brauchen in Isny eine Schule“, sagte der Mann mit den leb- haften Augen und dem gewinnenden Lächeln. Der Satz schlug ein wie eine Bombe. Hatte sie nicht erst am Morgen auf einem Spaziergang Gott im Gebet gefragt, wie sie die adventistischen Bildungsideale 7 in Isny verwirklichen könne? Hatte große Stadt zu beten. Außerdem spare nicht! Spann deine Seile lang sie nicht den Eindruck gehabt, Gott spendeten sie Geld für die Bezahlung und stecke deine Pflöcke fest! Denn würde ihr sagen, sie solle noch warten? von Neulandpionieren. Idealerweise du wirst dich ausbreiten zur Rechten sollte es ein Ehepaar sein. Aber woher und zur Linken…’ (Jes. 54:2.3). Gott Und nun diese Antwort unseres sollte es kommen? Monatelang gab hat mich gelehrt, groß zu denken!“ Neulandpioniers Juri Tytschina! es nicht einmal Interessenten. Jedem Es war offensichtlich, dass Gott Juri Wir alle spürten, dass wir vor einem von uns wurde klar: Gott selbst – unabhängig von Mirjam – ebenfalls großen Abenteuer standen. Doch musste Menschen in diese Aufgabe die Vision einer adventistischen Schule eigentlich hatte dies schon viel früher rufen! Im Sommer 2004 zog dann in Isny geschenkt hatte. begonnen. Ein pensionierter Prediger ein russlanddeutsches Ehepaar aus hatte sich nicht damit begnügen Paderborn nach Isny. Das kleine Und es gab noch einen Dritten, wollen, die Gemeinde nur zu Kernteam der Lindenberger erkannte der diese Vision teilte: Der Isnyer verwalten. Gemeindewachstum hängt schnell, dass es Gott war, der Anna Unternehmer Karl Zeh. Der immer mit Gemeindeneugründungen und Juri Tytschina geschickt hatte. Geschäftsführer einer von ihm zusammen, hatte Helmut Haubeil Die beiden arbeiteten bald von Haus gegründeten Fabrik für Lebensmittel- aus Lindau argumentiert. Aufgrund zu Haus, besuchten Bibelkreise, Verpackungsmaschinen wollte dieser Einstellung war schon 1998 veranstalteten zusammen mit der schon Jahre zuvor in Wangen eine die Adventgemeinde Wangen Kerngruppe Gesundheitsseminare und adventistische Bekenntnisschule entstanden. Und so ging es auch luden Menschen zu sich nach Hause gründen. Das Projekt war damals in Lindenberg. Es waren Meike ein. Es dauerte nicht lange und sie jedoch gescheitert. Nun witterte er und Michael Dörnbrack, die hier hatten ein Netzwerk von Menschen, eine zweite Chance. Die Vorzeichen als die ersten „Neulandpioniere“ mit denen sie die Bibel studierten. waren günstig: die Schulbehörden in Baden-Württemberg gewirkt waren offen für die Gründung von hatten. Das Besondere an der Aber Juri dachte weiter: „In Russland Bekenntnisschulen, es gab eine Gemeinde Lindenberg: Sie hatte das bin ich von einem ehemaligen adventistische Lehrerin vor Ort, und „Gemeindegründungs-Gen“ in ihrer Offizier getauft worden. Nach dem die Kerngruppe in Isny sowie die DNA. Zusammenbruch der Sowjetunion Baden-Württembergische Vereinigung arbeitete er als Missionar und standen geschlossen dahinter. Und so dauerte es nicht lange und Evangelist. Sein Tauftext für mich Außerdem gab es opferbereite Eltern. auch Isny geriet ins Blickfeld der hat mich stets begleitet: ‚Mache den So fingen wir im Herbst 2005 an, Lindenberger. Mehrere Personen Raum deines Zeltes weit und breite uns intensiv mit den Werten einer fingen an, für diese 14.000 Einwohner aus die Decken deiner Wohnstatt; adventistischen Schule zu beschäftigen. Wir merkten bald, dass wir selbst weit vom Plan Gottes entfernt waren. Wie sollten wir Kinder in „praktischem Glauben“ unterrichten, wenn uns dieser selbst oft fehlte? Am liebsten hätten wir Gott zum Lehrer unserer Kinder gemacht. Dann hätten wir uns nämlich als Eltern und Lehrer selbst noch einmal mit auf die Schulbank gesetzt. Daher rührte auch der Name „Josia-Schule“. König Josia hatte Karl Zeh, Hersteller von Verpackungsma- schinen und engagierter Adventist der ersten Generation, war die treibende Kraft hinter dem Erwerb der alten Jugendher- berge. Als stellvertreternder ASI-Vorsitzen- der weiss der Allgäuer, dass Glauben und praktisches Handeln zusammengehören. 8 Die ehemalige Jugendherberge in Isny: „Viel zu groß, viel zu teuer“, so die erste Reaktion der Allgäuer Adventisten. Doch dann räumte Gott einen Stein nach dem anderen aus dem Weg. Heute gibt es hier eine Grund- und Hauptschule sowie eine Laienmissionsschule. sich nämlich schon in jungen Jahren Doch Karl Zeh ließ sich davon machen. Dennoch reichten wir beim bewusst von Gott führen lassen. nicht einschüchtern: „Psalm 18, Oberschulamt in Tübingen den Genau deshalb wurde er zu einer 30 ist für mich nicht nur Theorie. Antrag für eine Bekenntnisschule wirklichen Führungspersönlichkeit. Mit Gott kann man wirklich über ein. Alles ging gut voran. Doch Auch unsere Kinder sollten schon Mauern springen.“ Seine Frau und dann kamen die Bemühungen ins früh lernen, Verantwortung zu er waren davon überzeugt, dass Gott Stocken. Auch ein Besuch im Stadtrat übernehmen. Nur so würden sie Großes tun würde, wenn wir nur im änderte nichts an der ablehnenden zu Persönlichkeiten heranwachsen, Glauben vorangehen. Gleichzeitig Haltung der Stadt. Was sollten wir die unabhängig von ihrer Umwelt waren sie selbst bereit, Großes für nur tun? Der Schulbeginn wurde auf handeln. Wir wollten keine „frommen Gott zu tun. So nahm Karl Zeh September 2006 festgelegt. Und dieser bibellesenden Sozialhilfeempfänger“ Verhandlungen mit den Eigentümern Termin rückte unaufhaltsam näher. heranziehen – aber auch keine verkopften und „weichgespülten Es waren vor allem Christen.“ Wir sind davon überzeugt, die Neulandpioniere dass Gott Exzellenz auf jedem Gebiet Juri u. Anna Tytschi- will. Wir wissen: Das ist ein hohes na, die in Isny von Haus zu Haus gin- Ziel, und das können wir nur durch gen. Dabei weckte die Gnade und Hilfe Gottes erreichen! er bei so Manchem Interesse an der Neben der Beschäftigung mit den Adventbotschaft. Idealen unseres Bildungskonzeptes Das Ergebnis: Am wurde es langsam Zeit, ein geeignetes 8. März soll eine Ad- Gebäude zu finden. Eigentlich sollte es ventgemeinde Isny ein Bauernhof sein. Aber selbst nach gegründet werden. längerer Suche fanden wir kein ent- sprechendes Objekt. Doch dann stieß auf. Das Jugendherbergswerk hätte das Die Genehmigung für eine Schule Karl Zeh auf die alte Jugendherberge Objekt gerne an die Stadt verkauft. konnte aber erst nach Klärung der in Isny. Sie hatte zu dem Zeitpunkt Die aber wollte die Konditionen Gebäudefrage erfolgen. Wir beteten. bereits zwei Jahren leer gestanden. Bei nicht akzeptieren. Als Karl Zeh den Was hätten wir auch sonst tun sollen? einem gemeinsamen Besichtigungs- Preis schließlich heruntergehandelt termin wurde allen allerdings schnell hatte und man sich schon fast einig Ich kann mich noch gut erinnern, wie klar: Das Gebäude war viel zu alt, viel war, wollte die Stadt plötzlich doch das Telefon an einem Augustmorgen zu groß und viel zu teuer. von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch klingelte. Der zuständige Beamte 9 des Oberschulamtes erklärte mir, bereits einige Zeit zuvor gesprochen Vergrößerung des Gebäudes stellen.“ dass er uns bei allem Wohlwollen hatte. Er teilte meiner Frau mit, dass In den nachfolgenden Wochen füllte keine Genehmigung erteilen könne, er die Schulgenehmigung gerade sich das große Gebäude zusehends. wenn wir nicht alle Voraussetzungen veranlasst habe – nur wenige Tage vor Familien mit schulpflichtigen Kindern, erfüllten. Dazu gehörte eben auch dem geplanten Schulstart! Wäre ich Lehrer und Studentenmissionare ein Schulgebäude. Und dann sagte am Telefon gewesen, hätte ich mir zogen ein. Außerdem kam eine er noch: „Es hilft eben nicht nur wahrscheinlich die Bemerkung nicht Anfrage von ASI Österreich. Dort Beten.“ Als ob wir nur gebetet verkneifen können, dass Beten eben hatte man schon seit Jahren die hätten! Wir hatten doch wirklich alles doch hilft. Vision eines Trainingszentrums für getan, was in unserer Macht stand! Gesundheitsmission verwirklichen So vertrauten wir weiter auf Gott. Am 16. September 2006 fand wollen. Aber nirgendwo auf In festem Vertrauen auf seine Hilfe dann die Eröffnungsfeier statt. Die österreichischem Boden hatte man renovierten wir dann die Schulräume. stellvertretende Bürgermeisterin, einen passenden Ort gefunden. So Und dann, in letzter Minute, kam Stadträtin Sibylle Lenz, war sichtlich schlüpften sie jetzt ebenfalls bei uns mit endlich die erlösende Nachricht: bewegt von der Dynamik und der unter und begannen ihren ersten Kurs. Die Stadt verzichtete auf ihr Atmosphäre, die sie bei uns spürte. An ihm nahmen fünf Schüler teil. Vorkaufsrecht. Normalerweise hätte es Bei der Feier war der ehemalige dann nochmals Wochen gedauert, bis Speisesaal der Jugendherberge, der Die Anfangszeit forderte allen die erforderlichen Gesundheits- und heute auch von der Gruppe Isny zum Bewohnern des Zentrums Brandschutzgutachten erstellt worden Gottesdienst genutzt wird, zu klein, großen Pioniergeist ab. Ich saß wären. Aber wie durch ein Wunder um alle Besucher aufzunehmen. an einem kalten Herbsttag in waren alle Unterlagen innerhalb Wer hätte das ein halbes Jahr zuvor der Unterrichtsstunde eines weniger Tage da. noch gedacht! Claus Dieter Fehr, amerikanischen Gastdozenten. Er Bauamtsleiter der Stadt, meinte sprach über die Unabhängigkeit Dann klingelte wieder das Telefon. mit einem Augenzwinkern: „Da des Apostels Paulus von äußeren Es war derselbe Beamte, mit dem ich müssen Sie wohl einen Bauantrag auf Umständen (vgl. Phil. 4, 11.12). Dabei saßen alle Anwesenden in ihren Winterjacken und bibberten. Zu dem Zeitpunkt funktionierte nämlich die Heizung noch nicht. In einem warmen Zimmer und mit vollem Bauch lässt sich leicht über diese Verse theoretisieren. Aber hier wurden sie zu einer fühlbaren Herausforderung! Einige Zeit später wurde die Heizung dann aber doch noch zum Laufen gebracht, und das Josia-Zentrum wurde Stück für Stück wohnlicher. Als dann die Baden-Württembergische Vereinigung nach einem Ort für eine Laienmissionsausbildung suchte, fiel ihre Wahl auf Isny. Es war besonders Juri Tytschina, der sich darüber freute. Seine Tochter hatte noch zwei Jahren zuvor in die USA reisen müssen, um die Missionsschule von Louis Torres zu besuchen. Nicht zuletzt deshalb hatte er so hartnäckig daran gearbeitet, auch in Deutschland eine entsprechende Ausbildungsstätte ins Leben zu rufen. 10
Description: